Giesbert in der Regentonne - Daniela Drescher - E-Book

Giesbert in der Regentonne E-Book

Daniela Drescher

0,0

Beschreibung

Eines Tages taucht Giesbert im Garten auf – an einem Tag, an dem es wie aus Kübeln schüttet. Kurzerhand erklärt er eine alte Regentonne zu seinem neuen Zuhause und macht Bekanntschaft mit seinen neuen Nachbarn. In kurzen, reich illustrierten Episoden erzählt Daniela Drescher aus dem Leben ihres Gartenwichtels Giesbert – ursprünglich der Gattung der Regenrinnen-Wichte zugehörig –, der das Leben in seiner neuen Umgebung gehörig auf den Kopf stellt. Er veranstaltet ein Schneckenrennen, legt sich bisweilen mit Kater Munz an und verliebt sich in die Elfe Gisela …

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 58

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Daniela Drescher

Giesbertin derRegentonne

Urachhaus

Inhalt

Raus aus der Rinne, rein ins Fass

Das hungrige Rotkehlchen

Nasser Kater

Giesbert hat Husten

Rosalie, die lahme Schnecke

Ein ungehobelter Bursche

Überschwemmung bei den Mäusen

Liebeskummer

Besuch aus Nachbars Garten

Der Kampf mit dem Gartenschlauch

Froschkonzert

Die Goldfischdame Molly

Das vergessliche Eichhörnchen

Der Eisbär

In der Badewanne

Raus aus der Rinne, rein ins Fass

Es regnete.

Es schüttete.

Es goss wie aus Kübeln, und die Tropfen prasselten nur so auf unser Hausdach. Sie glucksten die Regenrinne hinunter, sprudelten wie ein kleiner Wasserfall in die Regentonne hinein und schwappten schließlich plätschernd über den Rand.

Diese Regentonne war nicht immer eine Regentonne gewesen. Viele, viele Jahre lang stand sie als Weinfass – vollgefüllt mit Wein – in einem alten Weinkeller, und noch immer ist das Eichenholz an der Innenseite dunkelrot gefärbt.

An diesem »Da-jagt-man-doch-keinen-Hund-vor-die-Tür-Tag« nun wurde Giesbert, der Regenrinnen-Wicht einfach aus der Regenrinne heraus durch das Regenrohr und hinein in unser Regenfass gespült.

Als es endlich aufgehört hatte zu regnen, bemerkte er, dass seine Flöte bei all dem Herunter- und Hineingeplumpse entzweigebrochen war. Und was war ein echter Regenrinnen-Wicht ohne Flöte? Das war wie ein Segelschiff ohne Wind, wie Geburtstag ohne Luftballons oder wie eine Sternschnuppe ohne Glück.

»Meine Flöte!«, heulte Giesbert laut auf. »Meine schöne, schöne Flöte!«

Was für ein Unglück!

So hing er schluchzend am Rand der Regentonne, als sich ein Gartenrotschwänzchen zu ihm setzte und aufmunternd auf- und abwippte.

Aber so sehr es sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, Giesbert zu trösten.

»Meine Flöte ist kaputt«, heulte er weiter und noch lauter als zuvor – es war zum Steinerweichen.

Dicke Tränen kullerten ihm über das Gesicht und das Regenfass hinunter.

Er weinte so bitterlich, dass ein Schauer durch unseren Garten ging und alle Gartenbewohner erschrocken aus ihren Wohnungen lugten.

»Meine schöne Flöte! Bu-huu-huu.«

»Nun mach doch nicht so ein Geschrei.«

Giesbert hielt inne und schaute sich verwundert nach der Stimme um.

»Schon besser«, brummte der alte Holundergeist, der im Holunderbusch neben der Regentonne wohnt.

»Hör zu«, beeilte er sich, denn er sah, dass Giesbert schon vom nächsten Schluchzer geschüttelt wurde.

»Zufällig bin ich ein sehr guter Flötenbauer, und wenn du versprichst, mit diesem grässlichen Geschrei aufzuhören, dann werde ich dir eine nigelnagelneue Flöte bauen.«

Giesbert schluckte seinen Schluchzer hinunter.

»Abgemacht?«, fragte der Holundergeist.

Der Wicht nickte eifrig.

»Also gut«, sagte der Alte zufrieden, »dann komm mal mit.«

Giesbert kletterte aus der Regentonne und folgte ihm aufgeregt in das Holunderhaus.

Dort schnitt der Holundergeist ein kleines Aststück ab, höhlte es geschickt mit einem Messer aus und schnitzte ein paar Löcher hinein.

Genau da, wo sie hingehörten.

Der Regenrinnen-Wicht staunte, und seine Augen wurden größer und größer.

Als der alte Holunder schließlich mit seiner Arbeit fertig war, gab er dem Wicht die nigelnagelneue Flöte, und Giesbert drückte sie überglücklich an sich.

»Meine Flöte«, sagte er, »meine schöne neue Flöte!«, und rannte damit zur Haustüre.

Doch da fiel ihm ein, dass er etwas sehr Wichtiges vergessen hatte.

Also sauste er noch einmal zurück, um sich bei dem Alten zu bedanken.

Dann rannte er so schnell er konnte hinaus und zurück zu seinem Regenfass.

Er kletterte hinein, ließ sich rücklings vom Wasser tragen und probierte die einzelnen Töne seiner neuen Flöte aus.

Er spielte eine lustige kleine Melodie, und ich konnte sehen, wie der alte Holundergeist dazu ein Tänzchen vor seiner Haustüre wagte.

Später erfuhr ich, dass der alte Brummbär so etwas seit über achtzig Jahren nicht mehr gemacht hatte.

Das hungrige Rotkehlchen

Das Sonnenlicht tanzte zwischen den Blättern der Apfelbäume und auf den Blumen. Irgendwo im Garten gurrte eine Ringeltaube leise ihr Nachmittagslied, und Giesbert saß auf dem Rand seiner Regentonne und dichtete:

»Alle Blumen dieser Welt,

der Mond, der unsre Nacht erhellt,

Vögel, die Blattläuse suchen,

– und natürlich Pflaumenkuchen!

Rosen, die nach Honig duften,

Ameisen, die immer schuften,

Hummeln, die wie Bären brummen,

Bienen, die in Blüten summen,

vom Schnittlauchbrot ein großes Stück.

Das zusammen nenn ich: Glück!«

Da fiel ihm ein, dass er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte, und plötzlich fing auch sein Bauch an zu rumpeln.

»Hast du auch so großen Hunger wie ich?«, fragte er das Rotkehlchen, das ihm schon eine ganze Weile beim Dichten zugehört hatte.

»Ja, sogar sehr!«, zwitscherte es. »Aber gestern hat mich der Kater gejagt, und nun ist mein linker Flügel etwas lahm.« Das Rotkehlchen machte kummervoll ein paar kraftlose Flügelschläge.

»Und fürs Mückenfangen bin ich jetzt viel zu langsam.« »Das ist ja schlimm!«, sagte Giesbert und kletterte eilig von seinem Regenfass hinunter.

»Aber keine Sorge, ich werde die Mücken für dich fangen!«

Er nahm den Kescher, der an der Hauswand lehnte, und dann ging es los:

Er schwang ihn in der Luft hin und her – denn dort oben, genau über seinem Kopf, schwirrten ja die Mücken. Er ruderte mit den Armen, kletterte auf Blumentöpfe, stieg auf die Gießkanne, stieß den Rechen um und den Spaten, immer den Mücken hinterher. Er trat gegen eine Schaufel, hüpfte in die Höhe, stolperte und rannte gegen einen alten Eimer.

»Vorsicht«, lachte der alte Johannis, der das Schauspiel zusammen mit dem Braunkehlchen beobachtet hatte. Doch es war zu spät, und es kam, wie es kommen musste: Giesbert stolperte und landete schließlich in einem Bottich voll Schafdung.

»Ach herrje!«, sagte der Kater, der vor dem Schuppen in der Sonne ein Schläfchen gehalten hatte. »Was ist denn mit dir passiert?«

Giesbert erschrak, denn es war genau der Kater, der das Rotkehlchen gejagt hatte.

Dann begann sein Bauch wieder laut zu rumpeln.

»Oho«, schnurrte der Kater. »Da hat aber jemand Hunger! Hier, trink etwas von meiner Milch, wenn du möchtest.« Und er schob ihm mit der Pfote die Schale voll frischer, süßer und rahmiger Milch unter die Nase. Das ließ sich Giesbert nicht zweimal sagen.

Hmm, wie das schmeckte!

Doch dann fiel ihm das Rotkehlchen wieder ein.

»Ein Freund von mir ist auch hungrig«, sagte er tapfer. »Hättest du vielleicht noch etwas zu knabbern, das ich in meine Taschen stecken und ihm mitbringen könnte?« »Sieh dich doch mal hier im Schuppen um«, empfahl ihm der Kater. »Da wirst du sicher etwas finden.«

Er leckte sich die Pfoten, strich sich ein paar Mal damit über die Ohren und ging dann seiner Wege.

Giesbert musste nicht lange suchen. Er fand eine offene Packung Vogelfutter, von dem er sich beide Hosentaschen vollstopfte. Dann sauste er, so schnell er konnte, quer durch den Garten zurück zum Rotkehlchen.

»Sieh mal«, rief er, »was ich hier habe!«, und leerte seine Taschen aus, dass das Rotkehlchen nur so staunte.

Bald war es satt und kräftig und sein Flügel kein bisschen mehr lahm.

Es bedankte sich bei dem Regentonnen-Wicht und flog davon.

Giesbert sah ihm nach und dichtete:

»Das Rotkehlchen ist wieder munter, und ich wasch mir den Schafmist runter.«