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Zwei Millionen Jahre hatten sie sich diesmal in die Tiefe der Zeit gewagt. Oh welch eine unglaubliche lange Zeitspanne. Warum bin ich hier. Mir ist, als würde ich alles vergessen. Ich kann mich kaum an mein Leben erinnern. Hatte ich nicht einen Gatten? Wie weit stecken wir in der Tiefe der Zeit. Die Menge der Jahre, die Masse der Zeit, die über uns liegt, erdrückt mich, quetscht mich zusammen, ich bin nur noch eine leere Hülle. Meine Erinnerung schwindet, in meinem Kopf wirbelt alles durcheinander. Um das Buch besser verstehen zu können, ist es ratsam, die Bücher: Herrin der Welt ISBN 9783752848595. Wo die Ewigkeit endet, ISBN 9783751995917 gelesen zu haben.
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Seitenzahl: 212
Es ist kein weiches Kissen, auf dem sie erwachte.
Ein Grab ist es, ein Erdhügel aus dem sie sich erhob, vage Erinnerungsfetzen, nahmen Form an.
Sie war es, ihre ärgste Rivalin die sie hier verscharrt hatte, im Glauben, sie getötet zu haben.
Eine skrupellose Hexe in Gestalt eines Engels.
Justins Brut in einem Reagenzglas gezüchtet.
Doch er hatte ein Zombie erschaffen - ein Monster.
Möge sie ihr niemals mehr begegnen.
Ihr erster Blick, galt dem Berge mit dem mystischen Zeitkanal.
Ihn muss sie erreichen, bevor das Unheil seinen Lauf nahm.
Wie und warum bin ich in diese Zeit geraten? Ein Fehler des Zeitenlenkers, muss mich in diese längst versunkene Zeit geschleudert haben.
Welche Zeit mag hier wohl sein? Tausend Jahre vor Christi oder gar noch früher?
In einem kleinen Harzdörfchen, in selbstgewählter Ruhe und Abgeschiedenheit, widmet sie sich nun ausschließlich ihrem Hobby, dem Schreiben utopischer Abenteuer Romane und Mystery - Triller
Tor zur Ewigkeit Band 1
Sternenstaub Band 2
Am Rande der Zeit Band 3
Tödliches Verlangen Band 4
Zwischen den Welten Band 5
Der Gesichtslose Band 6
Hinter dem Regenbogen Band 7
Schwarze Sonne Band 8
Die weiße Sklavin Band 9
Satans Erben Band 10
Satans Rache Band 11
Herrin der Welt Band 12
Die verschwundene Zeit Band 13
Fenster ins Jenseits Band 14
Wo die Ewigkeit endet Band 15
Glut der Hölle Band 16
alle unter: http://www.meine-buch-ideen.de
Kap. 1: Oder war es nur ein Traum
Kap. 2: In der Tiefe der Zeit
Kap. 3: Irrwege - Vernunft oder Wahnsinn
Kap. 4: Doch die Götter schwiegen
Kap. 5: Aufbruch in die Urzeit
Kap. 6: Zurück in die Zukunft
Kap. 7: Die Überraschung
Kap. 8: Die verweibliche Spezies Mensch
Kap. 9: Doch die Gräber sind verschwunden
Kap. 10: Die Heimkehr
Kap. 11: Erwachende Träume
Kap. 12: Die Glut der Hölle ist erloschen
Kap. 13: Der Hüter der Erde
Kap. 14: Der letzte Weg
Traum
Oder
Wirklichkeit
Wieder einmal stand ich vor dem Zeitentor und betrachtete sinnend die magische Höhle, die mein Leben auf solch unglaubliche Weise durcheinander wirbelte.
Hier sitzt der größte Übeltäter.
Ein Roboter- die älteste künstliche Intelligenz, mit mehr Macht, als Gott.
Milliarden Jahre alt, einst geschaffen, irdische Menschenwesen einzufangen, um einen fernen Planeten, der vermutlich längst erloschen, neu zu beleben. Welches die unzähligen, gefangenen Wesen in seinem Inneren erklärten.
Der für uns jedoch, den auserkorenen Zeitreisenden gleichsam Fluch, Elend, doch auch Glück und Erfüllung gebracht hat.
Verflucht sei er. Wie viel Leid wäre mir 0hne ihn erspart geblieben.
Er ist schuld, dass ich keine Ruhe mehr finde.
Ich könnte und sollte Ihn vernichten, ganz einfach mit einer Sprengladung... und dann?
Dann bin ich für immer gefangen in einer Zeit, doch welche Zeit wäre mir die Liebste?
Ich könnte mich nicht entscheiden.
Was hatte ich nur für einen irrsinnigen Traum.
Doch es ist kein weiches Kissen, auf dem ich erwache.
Ein Grab ist es, aus dem ich mich erhebe.
Plötzlich hatte ich es wieder klar vor Augen.
Sie war es, meine Doppelgängerin und ärgste Rivalin, die mir nach dem Leben trachtete und mich hier verscharrte, im Glauben, mich getötet zu haben.
Dieses kleine skrupellose Luder, in Gestalt eines Engels.
Justins Brut, die er im Reagenzglas gezüchtet aus meinen Genen, nach meinem Ebenbild. Wie auch immer es ihm gelungen ist.
Doch er hatte ein Zombie erschaffen und gezüchtet.
Denn schon bald geriet sein Werk außer Kontrolle und mutierte zu einem Monster, einer Mordmaschine.
Möge sie mir nie mehr begegnen.
Noch erschöpft und benommen von meinem todesähnlichen Komaschlaf, kroch ich aus der Erde, stieg aus der Gruft, die mein Grab sein sollte.
Mein erster Blick galt dem nahen Berge, mit der mystischen Höhle – dem Zeitkanal. Alles fügte sich aneinander.
Von dort oben bin ich gekommen und dorthin, werde ich mich eiligst wieder aufmachen, bevor das Unheil seinen Lauf nimmt.
Welche Zeit mag hier wohl sein? 1000 Jahre vor Christi Geburt? Oder gar früher, wie in meinem Traum.
Wie und warum aber bin ich in diese Zeit geraten und wie hat alles begonnen?
Jetzt entsann ich mich vage.
Ein Fehler des Zeitenlenkers, muss mich in diese längst versunkende Zeit geschleudert haben.
So bin ich unwissend in diese Zeit gestolpert.
Doch zur Umkehr blieb mir keine Möglichkeit, denn sie hat mich sogleich entdeckt und aufs Korn genommen.
Ich sehe noch, wie sie ihre Lanze erhebt und mich anvisiert.
Ich sehe das tödliche Geschoss pfeifend doch die Luft schießen. Ein höllischer Schmerz am Hals – und die Welt versank.
Ist sie auch engelsgleich, mit ihrem Haar wie Sonnenstrahlen.
Wie lieblich die Augen leuchten, so sieht man ihr die Grausamkeit nicht an.
Überhaupt geht ein strahlendes Leuchten von ihrer ganzen Person aus. Die Niedertracht steht ihr nicht ins Gesicht geschrieben. Eher erscheint Sie wie eine Göttin.
Hat sie sich nicht auch selbst als Göttin und Herrin der Welt gesehen?
Ich muss schnellstens von hier verschwinden, bevor mein Liebster auf der Suche nach mir, in diese Zeit gerät.
Die Träume der entsetzlichen, wie auch wundersamen Geschehen, die unweigerlich abgelaufen wären, außer, wenn in der Vergangenheit auch nur eine winzige Kleinigkeit abwich. All das würde wiederrum zum Ausbruch kommen.
So wie diese winzige Abweichung - das unglückliche Betreten dieser Zeit. Das jedoch darf nicht geschehen. Alles würde sich wiederholen und unendliches Leid über uns bringen.
Mein Gott, dort ist sie, ich sehe sie wahrhaftig.
Sie, mein zweites Ich, die mir gleicht und dennoch ganz anders ist.
Hinreißend schön - von einer exotischen Wildheit.
Eine Sirene, die – die Männerwelt augenblicklich in ihren Bann zieht.
Nun schaut sie sehnsüchtig - verträumt zum Berge empor, als erwarte sie ihn schon - meinen Liebsten.
Nein das ist kein Traum, alles ist wirklich.
Oh Gott, nun hat sie - die vermeintliche Herrin der Welt ihre Todfeindin - mich - auch gesehen, als ich bereits den Hang zu der schwarzen Höhlenöffnung erstieg.
Ihre Gedanken drangen in mein Hirn. Ich konnte mich nicht dagegen wehren.
Verdammt nochmal, sie lebt noch immer. Habe ich dieses verfluchte Weib nicht getötet und verscharrt?
Aber sie entkommt mir nicht. Jetzt werde ich sie endlich durchlöchern, dachte sie grimmig.
Wie damals griff sie abrupt nach ihrem Speer und visierte ihr Ziel am Berge an. Eine vortreffliche Zielscheibe.
Doch ihr anvisiertes Ziel verschwamm vor ihren Augen.
Sie quälte sich nicht mühselig – schnaufend den Hang empor, sie hüpfte – ja sie flog beinahe wie ein Gespenst – huschend, in großer Eile.
Im nächsten Moment schon, hatte sie das gruselige Höhlentor verschluckt. Das Tor der Höhle, welches sie nie gewagt hatte zu betreten, denn niemand ist von dort jemals zurückgekehrt.
Oh ja, ich war in großer Eile, endlich wieder in meine Welt einzutauchen und all die verlorene Zeit, die vielen Jahre der Gefangenschaft, all das Versäumte nachzuholen.
Von oben aus dem sicheren Schutz der Höhle, wagte ich einen letzten Blick hinab und sah wie sie den Speer auf mich zielte, sah ihn den Weg durch die Luft schießen.
Doch das Höhlentor schloss in diesem Moment.
Buh – das war knapp. Befreit aufatmend, noch immer mit bibbernden Knien, trat ich Minuten später wieder aus der Höhle.
Robby der Zeitenlenker hatte mich sicher in meine Zeit gebeamt. Auch hier schien die Sonne, die Vögel sangen das gleiche Lied, die gleiche Luft wehte mir ins Gesicht.
Doch alles war anders. In der Tiefe zu meinen Füßen, wo ich mich eben erst durch die Wildnis kämpfte, bot sich mir ei gänzlich anders Bild.
3000 Jahre hatte ich in wenigen Augenblicken überwunden. Kein Urwald, sondern die blühenden Obstbäume meines Gartens, breiteten sich unter mir aus und belebten meine Sinne.
Oh wie lange habe ich diesen großen Moment herbeigesehnt. Ich mochte schreien – jauchzen im Überschwang der Gefühle, der Erlösung aus den Krallen des Teufels.
Noch konnte ich mein Glück kaum fassen.
Beschwingt schwebte ich meinem neu geschenkten Leben entgegen. Während sich in meinem Hirn, die vielen erlebten Bilder, wie ein Horrorfilm abspielten.
Sollte es den Rotbart, diesen Knuddelbären, der mich so viele Jahre nicht aus seinen Fängen ließ, wirklich geben?
Oder war das alles gar nicht wirklich geschehen und spukte nur in meinem Kopf. Wie aber sollte das in meinem Kopf spuken, wenn es gar nicht geschehen ist? Grübelte ich.
Nun, jetzt jedenfalls, habe ich rechtzeitig die Reisleine gezogen. Was aber wäre geschehen, wenn wir nicht gesprungen wären in den sicheren Tod.
Womöglich würde ich für Ewig in der kühlen Erde ruhen und längst zu Staub verfallen sein. Denn mich kann es ja nur einmal zu gleichen Zeit geben. Alles hatte einen Zusammenhang, reihte sich aneinander.
Während ich vor Aufregung und freudiger Erwartung bebend, einen Schritt vor den anderen setzte. Schon sah ich unser Haus durch die Bäume schimmern.
Nur ein paar Meter noch.
Gleich werden mich die starken Arme meines Liebsten, zärtlich umfangen, würde mich das Funkeln in seinen Augen verzaubern, nach so langer Zeit der Trennung.
Ich begann zu laufen, konnte diesen köstlichen Moment nicht mehr erwarten.
Ungestüm stieß ich das Hoftor auf und stürmte atemlos in den Garten. Ein Schild hing neben dem Eingang:
Die Praxis ist vorrübergehend geschlossen!
Blind vor Tränen pochte ich an die verschlossene Haustür.
Doch statt meines Liebsten, eilte mir Jonny, unser Diener und Hausmeister aus der Tiefe des großen Gartens entgegen.
„Oh die wehrte Frau Gräfin beliebt es, uns nach ihren Abenteuertrips, mal wieder aufzusuchen,“ brummte er mit leisen Vorwurf in der Stimme. „Doch der Graf ist ebenfalls noch nicht wiedergekommen, ja ich bin in größter Sorge,“ fügte er, achselzuckend hinzu.
Meine große Euphorie zerplatzte wie eine Seifenblase.
„Aber Jonny, hast du denn alles vergessen? Du warst doch dabei, hast doch all die unglaublichen Geschehnisse miterlebt,“ sprudelte ich verständnislos hervor und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Ja - weiß Gott, ich habe „Sie“ eure infame Doppelgängerin mit eigenen Augen gesehen! Oh - ich glaubte gar, sie hätte euch, aeh - nun, sie hätte euch getötet. Doch nun sehe ich euch quicklebendig. So seid ihr also wohlbehalten wieder zurückgekehrt. Aber warum dauerte es so lange, was habt ihr nur die vielen Jahre getrieben?“
„Das ist alles woran du dich erinnerst?“ Fragte ich fassungslos.
“Hm - Ja - wenn ihr mich so fragt, so muss ich zugeben, ich hatte einen grässlichen quälenden Traum, der mir so reell und lebendig erscheint, mich immer und immer wieder jede Nacht heimsucht und aus dem Schlaf schreckt, bisweilen auch am Tag überkommt und mich erzittern lässt. Alles war so echt, als wäre es wirklich geschehen.“
„So sag schon, was träumte dir?“
„Es war so entsetzlich, dass es mich bis heute verfolgt.
Ich sehe eine wilde Räuberbande, die unser Lager erstürmte.
Ich sehe Tod und Verderben, sehe schreckliche Schandtaten der mordrünstigen Schlächter. Oh – ich war feige, dachte nur an mein eigenes Wohl.
Ich konnte mich rechtzeitig in Sicherheit bringen und durch die Flucht in den Zeitkanal mein Leben retten. Doch ich fand keine Ruhe mehr, denn ich hätte euch doch beschützen müssen. Zudem plagte mich mein schlechtes Gewissen und trieb mich zu dem Ort des Grauens zurück. Immer und immer wieder, stieg ich mit prallgefülltem Rucksack in den Zeitkanal.
Doch Robby, der Zeitenlenker konnte die Zeit nicht mehr finden. Ich gelangte in alle möglichen Epochen der Weltgeschichte.
Ich erlebte die Eiszeit, herrje, war das ein trostloser Anblick.
Doch das Ärgste war der Eintritt in die Steinzeit. Oh was ich dort sah – dass Grauen steckt mir noch in den Knochen.
Dort taten sich Abgründe der Menschheit auf. Wilde Bestien, in Fellen gekleidet, stürmten mir mit langen Holzspeeren, mordrünstig entgegen. So war ich genötigt, sie mit gezielten Gewehrsalven abzuknallen, wie tollwütige Hunde.
Ein gruseliger Totentanz, der mich in Panik fliehen ließ.
Und dennoch gab ich nicht auf und startete einen letzten Versuch.
Doch das einzige wahre Jahr, in welches ich zu gelangen strebte, fand ich nicht mehr.
So glaubte ich am Ende, einem utopischen Traumgebilde erlegen zu sein.
Ich zweifelte bisweilen an meinem Verstand, gab schließlich die irrsinnigen Versuche auf und zwang mich, all das zu vergessen, wie einen Alptraum.
Doch all das spukte noch lange in meinem Kopf herum.
Nun habe ich meine innere Ruhe und mein Gleichgewicht wiedergefunden. Jetzt kommt ihr und behauptet...
wühlt alles wieder auf, was ich längst als Hirngespinste abgetan hatte.
Ach Gott – ich bin inzwischen ein alter Mann, der seinen Lebensabend in gewohntem Gleichklang verbringen möchte, bis der Herrgott mich ruft.
Wenn doch der Graf endlich kommen würde,“ fügte er grimmig hinzu.
„Ja, wenn er nur endlich kommt. Doch nun sind wir wenigstens zu zweit. Zwei verirrte Seelen die sehnsüchtig warten.“ Ergänzte ich, nickend.
Doch anstatt geduldig zu warten und all die Annehmlichkeiten der neuen Zeit gebührend zu genießen und auszukosten, zog es mich, erlebnishungrig, unwiderstehlich in die alte Zeit zurück.
Ich wollte zunächst nur schauen, was sich indessen getan hatte, im Tal am Berge vor 3000 Jahren.
Täglich machte ich mich auf den Weg durch den Zeitenkanal.
Doch auch ich konnte die gewünschte Zeit nicht wiederfinden.
Es sollten noch viele Wochen vergehen bis – mein Liebster eines Tages wohlbehalte wieder vor mir stand.
Ich schwebte vor Glück. Mein Herz machte Freudensprünge.
Die Welt stand still, als wir uns endlich wieder in den Armen lagen. Die triste Zeit des Wartens, verwandelte sich in berauschende Glücksmomente.
„Warum kommst du erst jetzt, was hat dich so lange aufgehalten, Liebster?“
„Nun, ich habe sie alle gesehen und kennengelernt, nach und nach. Den machthungrigen Schultheiß, den Richter und auch mit dem jungen Grafen - dem redseligen Amadeus, meinem Vorfahren, habe ich Freundschaft geschlossen.
Sie alle schwärmen von dir und vermissen dich sehr.
Doch dein Giesbert ward nicht mehr gesehen. Mit Sicherheit ist er in den Flammen verbrannt und geistert jetzt als Skelett herum. Ha – ha. Und du – bist du auch brav hiergeblieben, oder hast du in deiner ewigen Unrast, während meiner Abwesenheit wieder törichte Alleingänge unternommen?“
„Wovon sprichst du, was redest du für einen Unsinn!
Das alle war um 13 Hundert. Soll das heißen?... Aber nein, das kann nicht sein.“ Verwirrt suchte ich nach Worten, die ungeheuerliche Erkenntnis ignorierend, stammelte ich: „Aber weißt du denn nicht mehr - waren wir nicht zusammen gefangen in dem grässlichen Camp am See, wohl 3000 Jahre vor dieser - unserer Zeit? Du hast doch mit mir so fürchterlich gelitten.“
„Nein Schätzchen, du täuschst dich, ich komme zwar soeben tatsächlich vom See und habe mit Entsetzen die scheußliche Brandruine gesehen. Du weißt ja, dass das Schloss niedergebrannt ist. Du selbst hast es ja auch gesehen.
Obwohl ich mir nicht sicher bin, auch in der tiefen Zeit ein schreckliches Martyrium durchlebt zu haben. Ich kann es mir nicht recht zusammenreimen. Doch ich muss gestehen, auf meinem Ritt zurück von der Ruine am See, peinigten mich merkwürdige Wachträume, als hätte ich sie wirklich erlebt.
Aber wann sollte das alles geschehen sein?
So waren es dennoch grässliche Begebenheiten, fürwahr sehr reell, die mich befielen und niederdrückten.
So höre: Wir saßen in der Tiefe der Vergangenheit fest.
Ich konnte dich nicht mehr erreichen, du warst mir genommen. Ein entsetzlicher Albtraum!“
Du ahnst also nur vage was geschehen ist, doch es ist wirklich geschehen,“ wisperte ich mit brüchiger Stimme. Oh wenn du alles wüstest, was ich unglaubliches erlebt habe. Es war fürchterlich, mich mit der Gefangenschaft abzufinden, die mich schier erdrückte.“
„Ja das war es wohl,“ bemerkte er beiläufig, als beträfe es ihn nicht selbst.
„Doch nun fand ich dich wohlbehalten hier vor und alles ist gut,“ fügte er ungerührt hinzu.
„Ja – jetzt ist alles gut.“ Bestätigte ich.
Doch ich konnte die lange Zeit in Gefangenschaft nicht so einfach abtun und vergessen wie er. Oder war es gar nicht so schlimm?
Mir kamen die ersten Zweifel, als ich mich die folgenden Tage und Wochen allein und mit viel Zeit zum Grübeln wiederfand.
Denn Günter hatte umgehend seinen Dienst an den Kranken, der ihn voll in Anspruch nahm, wiederaufgenommen.
Ist es mir nicht immer gutgegangen, unter der Obhut, nun ja der eisernen Hand, meines Behüters, dem urigen Rotbart?
Überlegte ich.
Doch kann es nicht sein, dass ich all das nachfolgende Geschehen, durch meine rechtzeitige Flucht, selbst wenn sie später erfolgte, vereitelt, also im Nachhinein ausgelöscht habe und es gar nicht stattgefunden hat? Obgleich ich es erlebt habe?
Ich muss Gewissheit finden, ob es die Schauplätze und vor allem die Personen meines Drangsals wirklich gibt.
Somit konnte ich meine heimlichen Trips in die Vergangenheit keinesfalls aufgeben.
Doch sie brachten nicht den gewünschten Erfolg. Denn immer wieder fand ich in dem Lager, in dem ich einst lebte, fremde Gesichter vor, die mir erschrocken zunächst, dann ehrfürchtig staunend entgegen starrten – mir, der ungewöhnlichen Gestalt, die in ihrem plötzlichen Auftreten und der Erscheinung - in feinsten Gewändern wie aus Feenhaaren gewebt, aus himmlischen Höhen zu ihnen herab schwebte, einer wahrhaftigen Göttin gleich. Niemals hatten sie eine leibhaftige Göttin von Angesicht geschaut.
Sie warfen sich demütig vor ihr in den Staub.
Alles Unbegreifliche nimmt Form an, entsteht und gedeiht geheimnisvoll unter dem dunklen Mantel der Magie.
Doch was tat die Göttin?
Sie hob nicht die Arme um sie zu segnen, ließ nicht ihr Antlitz wohlwollend auf ihnen ruhen.
Nein – nichts dergleichen geschah.
Sie sahen, wie sie zögernd - enttäuscht den Kopf schüttelte, sich unwillig umwandte und den gleichen Weg, den sie gekommen war, wieder zwischen den Bäumen – in die Höhe entschwand. Was Unverständnis und Enttäuschung bei ihnen zurückließ.
Ich wollte nicht mehr - nie wieder als Göttin angesehen werden, das war auf die Dauer zu anstrengend, wusste ich aus früherer Erfahrung.
Meine Enttäuschung, nicht die erwünschte Zeit vorgefunden zu haben, war nicht geringer als die ihre. Wie aber sollte ich die gewisse Zeit wiederfinden?
Ich musste die Vergangenheit gründlicher erforschen, denn es geschieht, was geschehen ist und geschehen muss.
So führte ich ein geheimes Doppelleben, von dem Keiner wusste, außer vermutlich Jonny, der mich argwöhnisch musterte, wenn er mich durch das Hoftor entschwinden sah.
Eigentlich hätte ich happy und zufrieden sein müssen, mit meiner neugewonnenen Freiheit und dem geordneten Leben.
Doch die Ungewissheit und innere Unruhe, trieb mich, mein altes Leben wiederzufinden. Sei es auch nur als Zaungast, aus sicherer Entfernung, mit der Möglichkeit jederzeit, mich bei drohender Gefahr ungesehen zurückziehen zu können.
Stets musste ich auf der Hut sein, meiner Todfeindin nicht zu begegnen. Denn im Dorf der alten Zeit, ist auch der Entstehungsort meiner künstlich gezüchteten Doppelgängerin. Selbst wenn das Labor, in dem sie entstand noch nicht, oder nichtmehr vorhanden war, so konnte sie dennoch hier herumgeistern – ihr Unwesen treiben und mir aus tiefster Abscheu, wie immer nach dem Leben trachten.
Von einem Pfeil oder gar einer Lanze durchbohrt zu werden, war gewiss nicht in meinen Sinn.
Gleichwohl versäumte ich keine Feier der Neuzeit, die es mir ermöglichte als Ausgleich, mein Leben voll zu genießen.
So wie ich einen enormen Nachholbedarf hatte, im großen Einkaufscenter der Neuzeit meinen Bedarf, alles so lange Vermisste, wie selbstverständlich erwerben zu können.
Alles war so leicht – mühelos und unkompliziert zu erreichen.
Ich brauchte nicht mehr zu frieren. Im Winter wärmte uns die Zentralheizung auf Knopfdruck. Ich brauchte kein Feuer mühevoll zu entfachen. Kein erstickender Qualm, der zu Husten reizt und den Kopf vernebelt, um nur etwas Wasser erhitzen zu können. Wo hingegen hier nur ein Schalter am Elektroherd genügte und der heiße Backofen röstete, ein - sich wie von Geisterhand, drehendes Hähnchen.
Ebenso die Mikrowelle, die mir jeden Tag erleichterte, sowie Computer und Fernseher zur angenehmen Zerstreuung.
Und nicht zu vergessen, der Komfort des schicken Wagens, der in der Garage auf uns wartete.
Gleichwohl war all das gewiss nicht üblich um die Jahrhundertwende um 18 - 19 Hundert. Denn durch unsere Fähigkeit, nicht nur die Vergangenheit, sondern ebenso die Zukunft aufzusuchen, konnten wir mühelos alle Errungenschaften des 21. Jahrhunderts erlangen.
Das Auto jedoch zu mobilisieren, hatte uns viel Mühe und Kraft gekostet.
Denn es war uns nur möglich, selbiges in Einzelteilen zu transportieren und mit Hilfe des findigen Tüftlers – Justin, mühsam, hier wieder zusammen zu bauen.
Zudem war unsere Freizeit mit allerlei Kurzweil und Vergnügen ausgefüllt. So waren es die häufigen Feierlichkeiten auf dem Schloss – Günters Onkels, dem unumstrittenen Herrscher über unseren Landkreis.
Der Onkel, der in Wahrheit sein Ur – Urgroßvater war, was der allerdings selber nicht wusste und nie erfahren würde.
Das Schicksal hatte die beiden einst im Jahre 1849 zusammengeführt. Als Günter nach der Ermordung seiner jungen Familie 1969 zermürbt und vergrämt, fluchtartig den Schauplatz des Grauens verließ und sich wie ein einsamer Wolf auf Wanderschaft begab. Er suchte Zuflucht in der Einsamkeit der Berge, in denen er sich auspauern konnte, bis zur totalen Erschöpfung, um vergessen zu können.
Dort in schwindelnder Höhe, fand er eines Tages zufällig die mystische Höhle, den Zeitkanal – das Tor zur Ewigkeit, wie er es fortan nannte.
So schritt er ohne es zu wissen in eine andere frühe Zeit.
Er kannte das Gebiet, doch alles war so anders.
Sein ungeheuerlicher Verdacht bestätigte sich, als er nach einem beschwerlichen Marsch, das Schloss seiner Vorfahren, welches gleichermaßen sein Geburtsort, nur 120 Jahre später war, erreichte. Das jedoch geschah 40 Jahre vor dieser Zeit.
Dort allerdings, wie überall zu der Zeit, benutzte man noch immer die Kutsche von Pferden gezogen.
Auch wir besaßen solch ein Gespann, in welchem Günter täglich seine Krankenvisiten unternahm, wenn er über Land fahren musste.
Durch seine sagenhaften Heilerfolge, dem Wissen und der Erfahrung der fortschrittlichen Zeit, waren wir allseits bekannt und hoch angesehen. Der stattliche Doktor und die reizende Frau an seiner Seite. Günter mein Gatte, der Graf, der als einziger seiner Sippe, nicht dem Müßiggang frönte und oft nur Unverständnis und Kopfschütteln seiner Blutsbrüder hervorrief.
Alles lief bestens und in geordneten Bahnen. Dennoch war ich nicht zufrieden mit meinem Los, wie es hätte sein sollen.
Etwas fehlte, doch was war es?
Bisweilen dachte ich, ich hätte mit Justin, dem Unermüdlichen und Eroberer, wie er selbst gern sah, gehen sollen, um eine neue reine natürliche Kultur zu gründen.
Die Menschheitsgeschichte neu zu schreiben und alle Fehler der unersättlichen Menschen meiden. Doch den Gedanken verwarf ich schnell wieder. Denn welch ungeheuren Kraftaufwand und Nervenbelastung würde es kosten, abgesehen von den Gefahren, die uns stets lauerten.
Selbst der mächtigste Herrscher konnte jederzeit von Neidern bekämpft und vernichtet werden, in den Wirren der unkultivierten Zeit, der ständig herumziehenden Räuberbanden.
Hier hingegen war ich wohl geborgen unter dem Schutz des mächtigen Grafen, dem Oberhaupt der Region. Der nicht nur über das Schloss, sondern darüber hinaus, über eine beachtliche Gemeinde von Untertanen herrschte.
Auch wenn eine alte Fehde zwischen uns schwelte, die ich nicht vergessen konnte, nahm ich die Gesellschaft der gräflichen Verwandten freizügig an und sonnte mich für ein paar Stunden im Glanz der Elite.
Heute sollte ein großes Fest stattfinden. Die Verlobung einer der zahlreichen Töchter des alten Grafen, zu der uns die gräfliche Nobelkutsche, samt Kutscher in Livree herausgeputzt, geschickt wurde. Fand ich es auch recht lästig, mich dementsprechend herausputzen zu müssen, so gebot mir unser Stand, mich dem Anlass gemäß zu präsentieren.
So stand ich vor dem Spiegel und plagte mich, die ungewohnten glitzernden Ohrgehänge anzulegen.
Ich zupfte mein langes seidenes Kleid zurecht, während Günter schon ungeduldig hinter mir stehend, mit Eifer, mein widerspenstiges, langes Haar bürstete.
„Heute werde ich dir keinen Zopf flechten,“ lachte er „trag es locker, nur von ein paar Spangen gebändigt.
Oh wie entzückend du wieder aussiehst. Du wirst wie immer die Schönste sein und den Saal zum Strahlen bringen.“
Der Saal erstrahlte auch ohne mich.
Auch wenn das elektrische Licht noch nicht Einzug gehalten hatte. So erwartete uns ein prunkvoller Festsaal von tausend Kerzen erstrahlend. Der unbeschreibliche Duft und Glanz der sich in glitzernden Lamellen der Kristalllüstern widerspiegelte und vervielfältigte, vermittelte eine überirdische Atmosphäre, die mich immer wieder ergriffen machte und zu Tränen rührte.
Ich fühlte mich wie am Hofe König Ludwigs des Sonnenkönigs.
Wozu die vielen herum eilenden Hausmädchen in Häubchen und Spitzenschürzchen noch beitrugen.
10 Tage später schon, fanden wir uns zum größten Fest des Jahres, dem Erntedankfest wieder ein. Das Fest - nach dem Plagen und Schinden - dem Einbringen der Feldfrüchte des Getreides und der Heuernte, fand auf dem großen Innenhof statt. Wo sich auch nach dem alten Brauch, die Dorfbevölkerung vergnügte. So war es nicht steif und gehoben, sondern locker und ausgelassen.
Ein Ochse drehte sich am Spieß über der Glut, köstlichen Duft verströmend. Wobei eine Kapelle, lustige Weisen zum Besten gab.
Ein jeder der Anwesenden, war in irgendeiner Weise mit dem Schloss verbunden. Waschfrauen, Dienstmädchen, Knechte, Feldarbeiter, Ammen und nicht zuletzt - Hebammen und Kindermädchen.
Bald wurde nach dem Takt der Musik gesungen und ausgelassen getanzt. Die Holzschuhe klapperten rhythmisch auf dem Pflaster.
Das protzigste Ereignis des Jahres jedoch, war die Silvesterfeier, zu der die gesamte Prominenz vom Hochadel, bis zum Bankdirektor, Fabrikanten und strebsame Emporkömmlinge der Region zusammentrafen.
In Putz und Pomp kaum zu überbieten.
Mit Musik, Tanz und als besonderen Clou - mit Kostümierung.
Wobei die Endtarnung nach Mitternacht, zum Höhepunkt des Abends gehörte.
Die Tische bogen sich unter erlesenen Speisen. Es wurde so üppig aufgetragen, das ein ganzes Dorf davon satt geworden wäre. Welch eine Sünde, angesichts der Hungernden unter ihnen. Denn wie überall, gab es auch hier die armseligen Katen der Armen, deren einziger Reichtum in der Anzahl ihrer Kinder bestand.
Man sollte die Reste der übriggebliebenen Speisen an die Bedürftigen verteilen, denn ich wusste, dass sie nicht zuletzt den Schweinen - um Fett anzusetzen, präsentiert wurden.
Es ist kaum zu glauben, wie herzlos die in Völlerei Schwelgenden, mit ihrer Umwelt umgingen, empörte ich mich in Gedanken und vergaß es sogleich wieder.
Als ein merkwürdig verkleideter Gentleman, verwegen als Raubritter getarnt, sich tief vor mir verbeugte.