Schwarze Sonne - Charlotte Camp - E-Book

Schwarze Sonne E-Book

Charlotte Camp

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Beschreibung

Ihre Abenteuerlust - die ewige Unruhe der Zeitreisenden, hatte sie schon die unglaublichsten Pfade betreten lassen und oft in die Irre geführt. War sie einst dem Wahnsinn nahe, plötzlich in einer vergangenen Zeit festzustecken und 18 Hundert live zu erleben, so faszinierte und ängstigte es sie zugleich ... 16 Hundert ... zu betreten. Sie glaubte auf alles vorbereitet zu sein, als im Jahre 1650 die Pest ausbrach. Doch die brutale Wirklichkeit ließ ihr vor Grauen und Entsetzen das Blut in den Adern gefrieren.

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Seitenzahl: 368

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Über das Buch

Zu dritt hatten sie sich aus ihrem friedlichen, behütetem Leben um 1860 verabschiedet und den Zeitkanal passiert, um ihr fragwürdiges, kühnes Vorhaben in die Tat umzusetzen und in das Jahr 1650 einzutauchen.

Ein Wahnsinn war’s, denn sie wussten sehr wohl, was sie dort erwarten würde, doch nicht was sie wirklich erlebten….

Zur Autorin:

Nach einem turbulenten Leben, in selbst gewählter Ruhe und Abgeschiedenheit, in einem kleinen Harzdörfchen, widmet sie sich nun ausschließlich ihrem Hobby, dem Schreiben, fantastischer Abenteuer Romane.

Fortsetzung der Trilogie

Tor zur Ewigkeit

Band 1

Sternenstaub

Band 2

Am Rande der Zeit

Band 3

Tödliches Verlangen

Band 4

Zwischen den Welten

Band 5

Der Gesichtslose

Band 6

Hinter dem Regenbogen

Band 7

Inhalt:

Kap. 1: Die fremde Zeit

Kap. 2: Die Ausgestoßene

Kap. 3: Sie wissen es nicht besser

Kap. 4: Der unsichtbare Tod

Kap. 5: Zeuge der Bluttat

Kap. 6: Irrwege

Kap. 7: Die Herausforderung

Kap. 8: Die Glocke verkündet Unheil

Kap. 9: Die Engel fliehen

Kap. 10: Die andere Zeit

Kap. 11: Dem Schicksal ergeben

Kap. 12: Das Trauerhaus

Kap. 13: Das Liebesnest

Kap. 14: Die Herausforderung

Kapitel 1: Die fremde Zeit

Laut rumpelte die schwerbeladene Kutsche über die Chaussee, die Räder malten sich tief in den aufgeweichten schlammigen Boden, die Pferdchen zogen fleißig, gleichwohl hatte ich das Gefühl, kaum voran zu kommen.

Ich spüre Unruhe in mir aufsteigen, in meinen Fingern begann es zu kribbeln.

„Du wirst dich in Geduld üben müssen meine Kleine“, murmelte Günter schmunzelnd, der meine Unruhe bemerkte.

Wir waren schon den halben Tag unterwegs und noch immer hatten wir das bekannte Gebiet nicht hinter uns gelassen.

„Wir werden jetzt eine kurze Rast einlegen und uns ein wenig die Füße vertreten“, bestimmte er.

„Lasst uns dort an dem Weiher halt machen“, schlug Wolfgang vor und beugte seinen braunen Lockenkopf aus dem Fenster.

„Jonny“, rief er und klopfte auf das Wagendach.

Der Regen hatte bereits am Vormittag nachgelassen, doch am Himmel wölbten sich noch immer dunkle Wolken.

Ich sprang erleichtert die Stufen der Kutsche hinab, reckte mich und atmete befreit auf. Wolfgang und Günter taten es mir gleich.

„Wo werden wir übernachten Liebster?“, fragte ich beiläufig.

„Es gibt eine Herberge auf unserem Weg, etwa 25 km. von hier entfernt!“, erklärte Wolfgang.

„Oh, so weit noch, werden wir das denn schaffen bevor es dunkel wird, der Fahrweg ist katastrophal“, warf ich ein und verteilte Lunchpakete, die mir willig abgenommen wurden.

Sodann breitete ich eine Decke auf einem umgestürzten Baumstamm aus. Jonny versorgte die Pferde und gesellte sich anschließend zu uns.

Wir bissen herzhaft in unsere Schinkenstullen.

„Wir hätten vier Pferde einspannen sollen“, bemerkte Wolfgang schmatzend, „dann würden wir schneller vorankommen“.

„Das wäre unklug, uns mit vier Tieren zu belasten, wir wissen ja gar nicht was uns erwartet“, gab Günter zu bedenken, faste nach meiner Hand und zog mich mit sich zu einem entspannenden Lauf um das moorige Gewässer. Jonny und Wolfgang verharrten schon ungeduldig vor der Kutsche.

„Kommt ihr beiden Turteltauben, wir müssen weiter“, drängelte Wolfgang und half mir in das Gefährt.

Die Kutsche setzte sich behäbig in Bewegung. Es war bereits stockdunkel als wir endlich die Herberge erreichten.

„Woher wusstet ihr von diesem abgelegenen Rasthof?“, fragte ich, als wir von Jonny geführt, mit einer Öllampe beleuchtet, den Pfad durch einen halb verwilderten Garten, in ein schummriges Gemäuer stolperten. Der Mond schaute wissend auf uns herab.

Ich erschrak, als wir ohne uns vorher bemerkbar gemacht zu haben, den Vorraum betraten.

„Seid ihr sicher, dass dies eine öffentliche Herberge und nicht ein heimliches Etablissement für erotische Stunden ist, na ihr wisst schon, ein Puff“, flüsterte ich, zwischen den Männern schutzsuchend.

Ein Pärchen fuhr wie ertappt auseinander, ein anderes, ein Dreiergespann indes, ließ sich nicht stören.

„Oh Pardon,- ich hatte keine Ahnung“, brach es aus Günter heraus, ich dachte hier können wir für eine Nacht unterkommen“.

„Ja gewiss könnt ihr hier nächtigen mein werter Herr“, vernahmen wir eine verschlafene Stimme von der Ofenbank, „hier ist es immer warm, hier sind noch einige Plätzchen frei“, er deutete gestenreich auf die Matratzen hinter dem großen Kachelofen. Tatsächlich war es heiß wie in der Hölle.

„Ihr habt uns falsch verstanden guter Mann“, entgegnete Günter, wir wollen keinen Platz am Ofen, vielmehr wünschen wir separate Kammern für meine Gattin und mich, für meinen Sohn und meinen Diener in ihrem Haus“.

„Ah ich verstehe“, beeilte sich der Hausherr nun eilfertig zu sagen, witterte er doch ein gutes Geschäft, „gewiss habe ich noch zwei Kammern zu eurer Verfügung, meine Alte wird euch hinaufführen, meine Herren und sehr verehrten Dame!“

„Paula“, rief er lautstark, die hohen Herrschaften benötigen die beiden Zimmer im Obergeschoss, richte sie her, los, glotz nicht so blöd, sie zahlen im Voraus, meine Herren, meine Alte ist nicht mehr die Schnellste, früher war sie ein Prachtweib aber die vielen Bälger haben sie ein wenig unförmig werden lassen, müssen sie wissen, nun sind wir alt, wir wollen das Haus verkaufen, wenn sie Interesse haben sollten mein Herr!“

„Nein Danke, wir sind nur auf der Durchreise, wir wollen ins Erzgebirge für eine ungewisse Zeit“.

„Um Gottes Willen, dort könnt ihr nicht hin, im Erzgebirge wütet die Pest meine Herren, habt ihr davon noch nichts gehört?“

„Doch doch, eben darum wollen wir in dieses Gebiet, meldet sich nun Wolfgang zu Wort, wir sind Heiler, also Ärzte und wollen helfen Menschenleben zu retten!“

„Aber ihr werdet dort elendig verrecken, wie kann man freiwillig in diese verseuchte Gegend wollen, ich verstehe nicht“…

Es war still geworden im Raum, das pure Entsetzen stand den eben noch kichernden Gästen ins Gesicht geschrieben. Kopfschüttelnd griff der Wirt nach unserem Gepäck, allein ihm fehlten die Worte.

Wir folgten ihm die schmalen Stiegen hinauf ins Obergeschoss.

„Meine Alte kann euch Hackbraten und Schweinskopfsülze bringen, auch einen Krug guten Wein“…

„Ja bringt nur alles was ihr zu bieten habt, wir werden morgen früh alles begleichen“, entgegnete ich.

Inzwischen hatten wir die Räumlichkeiten erreicht, er öffnete die Tür zu einer armseligen Kammer.

„Oh je“, stammelte ich, als Günter die Tür hinter ihm geschlossen hatte, „das ist ja unglaublich, so etwas habe ich noch nicht erlebt, sieh nur das schmutzige Bettzeug!“

Ich hob das klamme Federbett mit spitzen Fingern, es wimmelte von schwarzen kleinen Tierchen.

„Was ist das?“

„Wanzen“, klärte mich Günter auf.

„Aber hier können wir unmöglich schlafen!“, jammerte ich.

„Ich fürchte, wir werden heute Nacht auf ein Bett verzichten müssen und mit dem Schlafsack vorliebnehmen.“

„Ja du hast Recht Liebster, das alles ist nebensächlich gegenüber dem, was uns noch erwartet, haben wir uns das alles auch reiflich genug überlegt?“

„Ist das nicht ein wenig zu viel Herausforderung, noch können wir umkehren“.

„Wer sollte es sonst tun, wenn nicht wir, wer sonst als wir kann sich unbesorgt unter die Kranken wagen, wer außer uns ist immun, durch die Impfungen gefeit gegen die tödliche Seuche und hat durch unser Wissen die Fähigkeit so viele Menschen als möglich zu retten und somit der elenden Pest ein Ende zu bereiten!“

„Ja du hast Recht, vermutlich sind wir dazu ausersehen Liebster“, bestätigte ich, umfasste seinen warmen Körper und lehnte seufzend meinen Kopf an seine Brust.

Er umschlang mich liebevoll und wiegte mich wie ein Kind.

Nach einem deftigen Abendessen im Schankraum hatten wir mit Wolfgang das Haus noch einmal verlassen.

Wir schlenderten zu dritt in Richtung des nächsten Dorfes.

Der Himmel hatte sich aufgeklärt, der Mond beleuchtete unseren Weg.

„Sollten wir nicht lieber umkehren?“, äußerte nun auch Wolfgang seine Zweifel an unserer Aktion.

„Wir brauchen diesen mühseligen Weg nicht zu gehen, der Wirt hat Recht, unser Vorhaben ist der pure Wahnsinn, Nervenkitzel, die größte Verrücktheit die jemals in unseren Köpfen schwirrte und unser Denken beherrschte“.

„Wir ziehen das jetzt durch“, sagte ich bestimmt.

„Es hätte mich auch verwundert, wenn du jetzt einen Rückzieher machen würdest, du bist eine Abenteuerin, zudem verlangt unser Leben nach 170 Jahren, nach einem anderen Abenteuer, alles ist schon gelebt und verbraucht mein Herz“, murmelte mein Günter und drückte mich an sich.

„Ach Liebster, wir hatten doch so wundervolle Zeiten miteinander, also ich könnte alles immer wieder erleben!“

„Ja Schätzchen, mir geht es doch ebenso aber wir müssen einmal heraus aus unserem Trott in dem die Tristesse überwiegt, wie schön wird es sein, wenn wir wieder heimkommen, dann können wir uns auf unseren Lorbeeren ausruhen“.

„Komm meine Allerliebste, lass uns zurückgehen zum Wagen, Decken und Thermosflaschen holen“.

Wir machten uns in unserer bescheidenen Kammer zu schaffen, als Wolfgang ins Zimmer gestürzt kam.

„Was glaubt ihr was ich gerade entdeckt habe“, rief er aufgeregt, „Läuse oder eher Wanzen so groß wie die Kakerlaken im Bett, in allen Ritzen, überall krabbeln sie!“

„Nun übertreib mal nicht so“, sagte ich lachend und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps.

„Sie glaubt mir nicht Vater“, beschwerte er sich beleidigt.

„Doch wir glauben dir Junge, deshalb haben wir aus der Kutsche Decken und ein Sprühmittel geholt!“

„Ich habe mein gesamtes Bettzeug herausgerissen und aus dem Fenster geworfen“, fuhr Wolfgang fort und sein bekanntes Grinsen erschien wieder um seine Mundwinkel.

„Wir müssen noch die Thermoskannen und den Kaffee aus der Kutsche holen“, sagte ich und hängte mich bei den Männern ein, wir stolperten zu dritt in die Dunkelheit. Auf dem Rückweg sahen wir die Umrisse des Hauses, bei Nacht erschien es recht düster und unwirtlich, doch im hellen Sonnenlicht wirkte es wie jedes andere Fachwerkhaus, nett und einladend mit seinen Erkern und für diese Zeit üblichen Anbauten, keineswegs wie eine Spelunke.

„Vielleicht sollten wir es wirklich kaufen, später mal, es liegt günstig für uns auf halber Strecke“, sinnierte Günter beiläufig.

„Ja das wäre zu überlegen“, bemerkte ich und faste nach seiner Hand.

In aller Frühe suchte ich die Küche auf und weckte die Magd, die hinter dem großen Herd auf ihrem kargen Lager schnarchend ihren Rausch ausschlief. Sie roch stark nach Wein und Fusel.

Ich rüttelte sie wach, sie hatte Mühe die Augen aufzubekommen und stöhnte unwillig, war sie es nicht, die sich gestern Abend den Kerlen hingegeben hatte? Sie blinzelte mich böse an. Jetzt war ich mir sicher, sie ist die Haushure und gleichzeitig das Hausmädchen, ein lohnendes Geschäft für den cleveren Wirt.

„Lasst mich doch schlafen hohe Dame“, jammerte sie und zog die Decke über sich.

„Heiz auf der Stelle den Herd an“, befahl ich erbarmungslos und schüttelte sie heftig, „wir benötigen viel kochendes Wasser, steh auf, hernach kannst du weiter schlafen“.

Es war noch immer still im Haus, als ich unsere Thermoskannen mit dem mitgebrachten Löskaffee und Teebeuteln aufbrühte. Reines Wasser war kostbar zu der Zeit.

Wir hatten etliche Kästen mit der sprudelnden Flüssigkeit, sorgsam in unserem Gefährt mitgeführt. Unter anderem 2 Säcke Kartoffeln sowie frisches Gemüse und Sämereien, zudem reichlich Konserven aller Art, Reis, Nudeln und Fertiggerichte, haltbar eingeschweißt für den Anfang, man kann ja nicht wissen was uns erwartet, doch lange wird es nicht reichen.

Oh ja, wir werden dass alles dringend benötigen, war ich mir sicher!

Ebenso führten wir Unmengen von Impfstoff mit uns, in dem Bestreben der tödlichen Seuche den Garaus zu machen. Man sollte nie in die Vergangenheit eingreifen, war bislang unser Motto, doch nun würden wir eingreifen, wir sehen es als unsere Pflicht, als Lebensaufgabe. Die Sonne schickte bereits ihre wärmenden Strahlen auf die Erde als wir unsere Plätze in der geräumigen Kutsche einnahmen, jedoch für uns blieb nicht viel Platz übrig, das Gefährt war vollbeladen mit den lebensnotwendigen Waren für die alte Zeit, unverzichtbar für einen Neubeginn um 16 Hundert.

Der Fahrweg war inzwischen getrocknet und fest, bis auf die Schlaglöcher mit Wasserpfützen. Heute würden wir besser vorankommen, Jonny trieb die Pferde an und weiter ging die Reise in eine ungewisse Zukunft, zurück in die tiefe Vergangenheit. Wir durchfuhren viele kleine Orte und hielten Ausschau nach den ersten Spuren der verheerenden Epidemie und tatsächlich pulsierte auf einen kleinen Friedhof an dem wir vorbei fuhren das Leben oder vielmehr der Tod, während der Ort selbst ausgestorben war, denn die gesamte Bevölkerung schien auf dem Kirchhof versammelt.

„Ist das nun der Beginn oder schon das Ende“, murmelte Wolfgang kopfschüttelnd.

„Das festzustellen steht uns noch bevor“, entgegnete Günter.

„Was meinst du, werden wir heute noch unser angestrebtes Ziel erreichen Liebster“, wisperte ich und hatte gleichzeitig Angst vor der Antwort.

„Wir werden unseren ausgewählten Ort bald erreicht haben, ich hoffe wir schaffen es noch im Hellen, andernfalls wird diese unsere Kutsche uns als Schlafgemach dienen, mein Schätzchen!“

Je weiter wir in die fremde Gegend und somit scheinbar in die Tiefe der Zeit eindrangen, desto schweigsamer wurden wir. Keiner wagte seine Befürchtungen und Bedenken laut auszusprechen, jetzt da alles in greifbare Nähe rückte.

Wie viele Wochen und Monate hatten wir das Für und Wider diskutiert, hatten sorgsam die am wichtigsten benötigten Vorräte und Neuanschaffungen aufgelistet, uns gegen alle bekannten Krankheiten und Seuchen dieser Zeit impfen lassen.

Aber wussten wir denn alles über die Seuchen der Vergangenheit, würde unser Impfschutz ausreichen? Oder existieren noch andere, uns unbekannte, unerforschte Arten der Pest?

„Das ist für heute unsere letzte Rast“, sagte ich, als wir im Gras sitzend ein beachtlich großes Stück falschen Hasen mit Baguette verzehrten, „hoffentlich schaffen wir es noch vor dem dunkelwerden“.

„Ja das wäre zu wünschen, denn ich möchte nicht gerne vor der Stadtmauer nächtigen müssen, mit den Schurken und Plünderern, denen es nicht gelungen ist in den Schutz der Stadt unterzutauchen“,

brummte Günter mit ernster Miene.

Das rumpeln und knirschen der hölzernen schweren Räder machte mich schläfrig, doch sobald ich die Augen geschlossen hatte, schreckte ich gleich wieder aus dem Traum in die Wirklichkeit.

Heute war es nicht angebracht friedlich, schläfrig zu dösen, heute war nicht die Zeit für süße Träume. Ich lehnte an Günters Schulter und ließ die letzten 27 Jahre unserer 5. oder 6. Ehe Revue passieren.

Eine lange Zeit voll übersprudelnder Liebe und Emotionen, doch noch mehr als sich lieben, brauchen, sich nacheinander sehnen, Herzklopfen bis zum Hals, ein prickeln im Bauch und Rücken wie in diesem Augenblick, wenn er meine Hand, meinen Arm streichelt und ich seinen Blick spüre. Der sinnliche Moment, wenn er sich mir zuwendet, unsere Augen sich treffen und ineinander versinken, den köstlichen Moment den nur wir empfinden, egal was um uns geschieht. Wir glaubten und beteuerten uns immer wieder, nicht ohne den anderen sein, nicht ohne ihn existieren zu können, doch immer wieder wurden wir brutal auseinandergerissen, getrennt für Jahre, eine unerträglich lange Zeit der Prüfung als ein Teil des anderen vegetierend, nicht wirklich lebend. Lass das nie wieder geschehen, Lieber Gott! Uns darf man nie trennen, wir sind Eins, sind zusammengewachsen, erleiden schlimme Wunden, würden aufhören zu leben, nur noch atmen.

Ich holte tief Luft und seufzte.

„Sorg dich nicht Liebste, alles wird gut gehen“, raunte er mir ins Ohr, „du hast 3 starke Beschützer die dich behüten, Jonny wird von Stunde an, dein persönlicher Leibwächter sein“.

„Ach Unsinn“, wehrte ich lächelnd ab, „ihr werdet alle drei genug für anderes zu kämpfen haben, als eine kleine törichte Frau zu hoffieren“.

„Ich werde an eurer Seite mein Bestes geben, jeden Weg mit euch gemeinsam gehen, in guten und schlechten Zeiten, ich bin kein verwöhntes, hilfloses Püppchen, nun ja die guten Zeiten haben wir offenbar hinter uns gelassen, nun gilt es die Rauen zu meistern!“

„Das ist mein Mädchen so wie ich sie kenne“, lobte mich Günter und schenkte mir einen dicken Schmatzer auf den Mund.

Die Zeit schien heute schneller zu laufen, bald erblickten wir am Horizont die Konturen der Berge, noch weit entfernt, doch auch nach Stunden schienen sie nicht näher zu rücken, als würden wir unserem Ziel nicht näherkommen, es nie erreichen.

Ein wunderschöner Frühling lag über dem Lande, der Himmel spannte sich azurblau über die bewaldeten Höhen.

„Die Brunnen sind vermutlich verseucht“, unterbrach Günter die Stille, „wir müssen mit unserem kostbaren Wasser sorgsam umgehen“.

Jetzt konnten wir einzelne Berge und den Ort am Hang ausmachen.

Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit, Angst, dachte ich, die pure Angst hatte Besitz von mir ergriffen, meine Hände begannen unkontrolliert zu zittern. Ich löste meine Hand aus Günters großer Pranke, er sollte mein Unbehagen nicht spüren. Oh, so cool wie ich mich gab war ich mit Sicherheit nicht.

Unaufhaltsam rollten die großen Räder weiter, fraßen sich in die fremde bedrohliche Gegend, die unbekannte, längst vergessene Zeit.

Ein großer Ort, eine Stadt bot sich nun unseren Blicken, noch war sie nur schemenhaft zu erkennen. Türme ragten aus dem Häusermeer einer friedlichen Kleinstadt wie viele andere auch und dennoch erschien sie mir bedrohlich und so ganz anders als alle Orte die ich kannte. Die Mauer, die scheußliche hohe graue Mauer, die ich nun erkannte welche den Ort wie eine Festung umgab, war es die mich irritierte. Mit Schrecken registrierte ich nun endgültig das wir uns um 16 hundert befanden. Lasst uns umkehren, schrie es in mir, ein kurzer Moment von Panik ergriff mich, doch ich brachte die Worte nicht heraus, schwieg, ließ den Augenblick verstreichen. Wir werden in unser Verderben rennen, alles würde nun seinen unseligen Lauf nehmen.

Die Sonne stand schon tief, ließ die Kirchturmspitzen golden schimmern, blendete uns, nahm den klaren Blick auf Einzelheiten.

Nur noch wenige Minuten und wir rollten dem imposanten Stadttor entgegen. Vier Männer in merkwürdiger Montur hatten sich beidseitig dem Tor, dem einzigen Zugang zum Ort aufgebaut und verwehrten uns die Durchfahrt. „Wir dürfen keinem Fremden Einlass gewähren“, rief einer der Männer.

Wie auf Kommando kreuzten alle vier aggressiv ihre Lanzen vor uns.

Ein erschreckender Moment, doch Jonny ließ sich nicht einschüchtern, denn auch wir waren selbstverständlich bewaffnet, hatten Schnellfeuergewehre unter den Sitzbänken, sahen jedoch ein Feuergefecht als letzten Ausweg, unserer Leben zu verteidigen.

So schien unsere Mission schon zu Beginn gescheitert.

Ich blickte mich ängstlich um, sah die finsteren Gestalten die überall vor der Mauer herumlungerten, begierig zu prügeln, zu plündern, um sich an fremden Eigentum zu bereichern. Sie hatten nichts zu verlieren, waren ausgestoßene der Gesellschaft, Bettler, Rechtlose, verabscheut und geächtet wie die lästige Rattenplage. Sie hatten keine Angst vor der schwarzen Krankheit, lechzten nur nach einer deftigen Mahlzeit, einem verlassenen Haus, ein Dach über den Kopf und sei es nur ein erbärmlicher Schuppen oder ein Stall und nicht zu verachten wäre ein dralles williges Weib. Sie hockten hier schon Wochen wartend auf eine passende Gelegenheit, durch das Tor zu schlüpfen.

So etwa, wenn ein vollbeladener Wagen das Tor passierte um die vielen Leichen aus der Stadt zu schaffen um sie auf den Feldern zu verbrennen.

Keiner wollte sie länger als nötig im Ort haben. Doch die Wachen waren äußerst aufmerksam und keineswegs Willens, diesen zerlumpten, stinkenden vor Dreck erstarrten Abschaum in die Stadt zu lassen. Plötzlich sahen sie sich einer ungewohnten Situation gegenüber, automatisch hatten sie den Ankömmlingen den Zugang versperrt, doch nun wussten sie nicht weiter, sie standen wie erstarrt!

Eine unglaubliche Prachtkutsche, erregte ihre volle Aufmerksamkeit, so ein Gefährt hatte sie noch nicht gesehen, so groß und stattlich, glänzend in der unter gehenden Sonne.

Mit vor Erstaunen geöffnetem Mund starrten sie dem fremdartigen Gefährt entgegen, unfähig sich zu rühren.

„Um Gottes Willen, die werden uns doch nicht hier mit den Wegelagerern und Lumpenpack vor dem Tor allein lassen“, rief ich entsetzt, „seht nur was sich für ein Gesindel hier herumtreibt!“

Die werden unseren Wagen plündern, all unser kostbares Serum und die lebensnotwendigen Vorräte rauben. Ich sah mich schon geschändet im Dornengestrüpp liegen, die Männer mit aufgeschlitzten Bäuchen und Kehlen, röchelnd im Dreck ihr Leben aushauchend.

„Oh doch, uns werden sie mit Sicherheit einlassen!“, hörte ich meinen Gatten mit dröhnender Stimme laut rufen, keinen Wiederstand duldend, „so gebt uns den Weg frei Kerle, hinweg mit euch, im Namen des Kaisers, wir sind Ärzte, ausgesandt um die missliche Lage bei euch zu bekämpfen, nun geht zur Seite, öffnet augenblicklich das Tor und gebt uns Geleit“, fuhr er fort, „bewege er sich Bursche oder will er meine Peitsche zu spüren bekommen!“

„Ich wusste nicht Herr aeh,- ich habe euch für Edelleute und nicht für Ärzte gehalten, ihr müsst es mir nachsehen!“

„Was faselt er da…behandelt man hier so Edelmänner?“

„Hm…aber die Dame zwischen euch, was macht die hohe Dame bei solch einer Mission?“

„Das ist meine Gemahlin, sie gehört an meine Seite und dort wird sie auch bleiben!“, polterte mein Gatte zornesfunkelnd.

Zwei der Wächter hatten indessen das mächtige Tor entriegelt.

„Hü-ha“, rief Jonny und trieb die Pferde an. Wir rollten durch das Tor in die pestverseuchte Stadt. Unsere außergewöhnliche Kutsche, eigens für diese Reise von den Männern entworfen und von Spezialisten bauen lassen, erregte großes Aufsehen, ließ die Fantasie der Gaffer aufleben. „Wo ist denn der Wohnsitz des Bürgermeisters, wo können wir Quartier beziehen?“, fragte Günter die gaffenden Passanten. „Nun was ist, antwortet oder hat es euch die Sprache verschlagen!“ Er öffnete den Kutschenschlag und trat mit festen Schritten in die Menge, er überragte die Bürger um Kopflänge, und wirkte einschüchternd in seinem schwarzen wallenden Ledermantel und dem passenden hohen Hut dazu.

Ein altes Väterchen meldete sich schließlich mutig zu Wort.

“Der Bürgermeister ist tot, auch seine Gattin und die großen Söhne sind verreckt, die eingebildeten Töchter wollte keiner haben, sind zu hochnäsig und nichts nutze“, ergänzte eine Frau, „uns einfache Bürger haben sie übersehen“.

„Ja sie haben gelebt wie die Fürsten, hatten so viele Vorräte in der Speisekammer und im Vorratsschuppen, alles hat gewimmelt von Ratten und Schmeißfliegen“, meldete sich nun eine andere Frau zu Wort. „Ja sie haben fette Ratten geradezu gezüchtet, hat der Hausmeister gesagt, ha ha, er hat sie mit einer Schaufel abwehren und totschlagen müssen, nun ist auch er krepiert, das pompöse Haus steht jetzt leer, eine Schande ist‘s, keiner will dort einziehen“, erklärte eine propere Hausfrau. „Führt uns zu dem Anwesen, wir werden es gründlich reinigen“, befahl mein Gatte.

„Aber ihr könnt doch nicht in das Pesthaus gehen“, ereiferte sich ein junger Mann.

„Doch wir können“, bestimmte Wolfgang, „kommt mein Junge, steigt auf die Stute oder setzt euch nach oben zu dem Kutscher, eilt euch, gleich wird es dunkel sein“.

Der Bursche tat wie ihm geheißen, sprang eilends die Stufen hinauf und gesellte sie zu Jonny. Der Wagen ruckte an.

„Auseinander ihr Pack, Versammlungen sind bei Strafe verboten“, vernahmen wir hinter uns eine laute Männerstimme.

„Was fällt euch ein, ehrbare Reisende zu belästigen, schert euch in eure Häuser oder wollt ihr im Spritzenhaus enden!“

Ich wendete mich erschrocken um und sah den Schutzmann mit einem dicken Knüppel auf die armen Leute einschlagen.

„Meine Güte was sind das für Sitten, ist das Volk noch nicht genug gestraft?“

„Sieh nicht hin Liebes, ich werde versuchen diese Zustände zu ändern“, beruhigte er mich.

Wir fuhren weiter durch die Straßen, die mittlerweile menschenleer waren, bald hielten wir vor einer prächtigen Villa.

In aller Eile rafften die Männer Pakete mit Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie Präparate zur Wasserentseuchung zusammen und beeilten sich dem Jungen zu folgen. Der jedoch dachte gar nicht daran das Haus zu betreten und verabschiedete sich mit einer artigen Verbeugung hinter dem schmiedeeisernen Hoftor. Ich griff nach dem Karton mit unserer enormen Sammlung von Taschenlampen, leistungsstarke Geräte aus der neuen Zeit, suchte im Dunkeln nach dem Gas und Öllampen und folgte den Männern auf dem Kiesweg. „Du kannst nicht mitkommen Liebste, wir wissen nicht was uns hier erwartet, bleibe vorerst in der Kutsche, verriegele sie von innen, wir sind bald wieder da“.

„Oh nein, ich werde gewiss nicht untätig hier herumsitzen, entgegnete ich entrüstet, was glaubst du von mir!“

Ich beleuchtete den Weg, leuchtete in die geöffnete Tür und die Diele, drang weiter in das fremde Haus vor, immer mit dem schauerlichen Anblick, verwesende Leichen vorzufinden, rechnend. In einem besonders großen Raum stellte ich eine strahlende Taschenlampe mit dem Schein nach oben, von der weißen Decke reflektierend und zurückwerfend. Die Wirkung war enorm, der Raum, offensichtlich das Speisezimmer erwachte zum Leben. Nun begann ich die Gasleuchten zu entzünden und im Haus zu verteilen, das Haus erstrahlte in heller Festbeleuchtung und verlor den Schrecken der mystischen unbekannten Gefahr.

„Wir müssen als Erstes das Gift versprühen Liebes“, erklärte Günter, „du darfst es nicht einatmen, verschließ dich in einem Raum, wir besitzen nur drei Gasmasken“.

„Ja Liebster, ich werde mich in der kleinen Kammer aufhalten und die Tür gut verschließen, macht alles was ihr für nötig haltet“.

Ich verriegelte die Tür hinter mir und begann meine Wanderung durch den Raum, fühlte mich als Eindringling in dem intimen Gemach, das Bett war sauber, frisch bezogen, ich hob die Decke, keine Flöhe noch Wanzen, erblickte einen Tisch mit Kämmen, Bürsten, einigen Flacons und einen Tiegel Creme, ich roch daran, Mandelöl und Lavendel stellte ich fest.

Das war vermutlich der Rückzugsort der Hausherrin, vor dem aufdringlichen Gatten, ihr Refugium in dem sie nicht gestört werden wollte und Ruhe fand. Schade, dass es noch keine Fotografien gab, ich hätte gern ein Bildnis der Dame, meiner Vorgängerin gesehen.

Ein Ohrensessel lud zum Verweilen ein. In einer Schublade des Vertikos fand ich ein Bündel Briefe verschnürt mit rosa Bändchen.

Wie mag der Alltag, das Leben in diesen Gemäuern abgelaufen sein?

Was waren ihre Wünsche, Hoffnungen und geheimen Träume, welch ein Geist beherrschte diese Räume?

Wer gibt uns das Recht nun über dieses so liebevoll ausgestattete Haus zu verfügen, es in Besitz zu nehmen!

Nun gut, es gibt sie nicht mehr, alle sind gestorben, sie benötigen es nicht mehr, doch es hat seine Seele noch nicht verloren.

Ich zog ein paar Spitzendeckchen auf dem Sekretär zurecht, bestaunte das verschnörkelte gläserne Tintenfass, den Becher mit fein angespitzten Gänsefedern, den Briefbeschwerer aus feinsten Porzellan.

So so, die wohlhabenden Damen waren also des Schreibens mächtig, vermutlich hatten sie einen Hauslehrer, einen sogenannten Hofmeister für die halbwüchsigen Söhnchen. Die Töchter hingegen wurden von einer Gouvernante unterrichtet und erzogen.

Ich lehnte mich gedankenverloren zurück, sah das Leben hier ablaufen. Sicherlich wimmelte es von Dienstboten, alles musste nach Plan ablaufen in solch einem großen vornehmen Hause.

Wie anders verlief doch unser eigenes Leben. Vielleicht waren wir zu glücklich, übersättigt von unserer steten gleichbleibenden Liebe, nachdem wir alle Höhen und Tiefen der Emotionen durchlebt hatten, Eiserne, Diamantene, Goldene und vor 2 Jahren die dritte oder vierte Silberhochzeit begangen hatten. Ach, was mir nur wieder für Gedanken im Kopf schwirren.

Zuviel Liebe können wir gar nicht empfangen und geben, mein Liebster und ich. Mein Gatte, ein Hüne von Gestalt, oft ging er ein wenig gebeugt neben mir ohne sich dessen bewusst zu sein, ging niemals neben mir ohne seinen Arm um meine Schulter zu legen oder nach meiner Hand zu greifen.

Wir sind zwei Hälften, nicht lebensfähig allein! All die vielen Jahre und Leben, Seite an Seite. Ich spüre die Sehnsucht, die unerträgliche Pein, wenn uns das Schicksal wieder einmal auseinandergerissen, uns brutal getrennt hatte.

Die übermächtige Freude, wenn wir uns sahen, das Strahlen in seinen Augen erleuchtete das Gesicht. Mein Gott diese Augen, die mich bis in die tiefste Seele durchdrangen und noch immer dieses Gefühl der Wärme in mir auslösten, das Kribbeln im ganzen Körper, das ständige Bedürfnis sich gegenseitig zu berühren. Was um alles in der Welt hatte diese Wahnsinns Idee ausgelöst in diese unwirtliche Zeit reisen zu müssen? Unsere Abenteuerlust, die ewige Unruhe der Zeitreisenden, überlegte ich. Ich nahm meine Wanderung durch den Raum wieder auf.

Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, als ich endlich Schritte vor der Tür vernahm.

Günter, gefolgt von Wolfgang erschienen im Türrahmen.

„Wir haben den verseuchten Speicher hinter dem Haus ausfindig gemacht, den Quell allen Übels“.

„Du glaubst gar nicht was wir dort gesehen haben“, prahlte Wolfgang, Unmengen von halb verwesten Ratten, so groß wie Katzen, einige lebten noch, du kannst dir den Gestank gar nicht vorstellen Carla, wir haben sie ausgeräuchert!“

„Du übertreibst ein wenig Sohn, aber der Anblick war in der Tat erschreckend“.

„Noch jetzt lagern dort Unmengen von Lebensmittel die man da gehortet hat, die der Raffgier der Familie ein so grausames Ende hat erleiden lassen“, sagte Günter.

„Man sollte den ganzen Schuppen niederbrennen Vater, die angefressenen Säcke mit dem Getreide, mich wundert das nicht mehr Ratten überlebt haben, es ist doch genügend Nahrung vorhanden!“

„Ach Junge, auch die gefräßigen Tierchen sind an der Pest eingegangen, sie sind die eigentlichen Übeltäter an der Verbreitung der Seuchen, die Überlebenden sind eine tödliche Gefahr, aber ich denke wir haben die Meisten erwischt, morgen bei Tageslicht werden wir weiter sehen“. „Nun meine Kleine, müssen wir noch diesen letzten Raum ausräuchern, komm mein Herzchen, ich begleite dich in die Kutsche, warte dort auf mich, ich fürchte die Nacht wird recht ungemütlich für uns alle, wir werden sie sitzend verbringen müssen!“

„Ach diese eine Nacht werden wir schon unbeschadet überstehen, winkte ich ab, wir haben noch ausreichend Tee, Kaffee und gebackene Hühnerschenkel“.

„Ja genau, ich jedenfalls nächtige hier im Schlafsack“, erklärte Wolfgang.

„Aber du kannst doch nicht in dieser Giftsuppe atmen, es stinkt wie in einer Hexenküche“.

„Ja Carla hat Recht, es ist gewiss nicht zuträglich für deine Gesundheit hier zu schlafen“, bestätigte Günter.

„Macht euch um mich kein Kopfzerbrechen, ich werde mit Jonny unter dem Vordach mein Nachtlager aufschlagen“.

Wie auf ein Stichwort tauchte Jonny auf und nickte bestätigend.

Bevor wir uns an dem Abend trennten, bemerkte Günter:

„Ich fürchte im Sommer wird die Epidemie in allen Formen erst richtig ausbrechen, die Fliegen und vermutlich auch die Mücken, werden sie neben den Hauptüberträgern, den Ratten und den Flöhen übertragen und verbreiten!“

Die Seuche ist noch gar nicht richtig ausgebrochen, hat den Höhepunkt noch längst nicht erreicht. Bisher scheint es nur Einzelfälle zu geben, Kinder und Alte.

„Diese Familie hier hat die Krankheit förmlich angezogen, vielleicht können wir den Ausbruch verhindern oder eindämmen, wenn wir rechtzeitig eingreifen“, sagte Wolfgang.

„Ja das hoffe ich auch“, entgegnete Günter und zog mich aus dem penetrant riechenden Haus.

„Geh nur mit ihr, ich werde den Rest schon alleine erledigen, lass sie nicht warten“, rief Wolfgang uns nach.

„Nanu, er ist besorgt um dich, höre ich da so etwas wie Eifersucht?“, sagte mein Liebster.

Wir hatten also die Kutsche für uns allein, konnten uns für die Nacht einrichten, mit Decken und Kissen würde es keineswegs ungemütlich, wohl aber eine schlaflose Nacht, wir bauten unser Nachtlager zwischen den Sitzbänken auf den Boden des Gefährtes, ein Nest für zwei ewig Verliebte.

Mit dem ersten Morgenlicht endete unsere zärtliche Nacht.

Wir zwängten uns in aller Eile in unsere Kleidung, als auch schon der Kopf von Wolfgang am Fenster erschien.

„Störe ich“, fragte er mit breitem Grinsen.

Ich stürzte mich sogleich in die Arbeit, es gab irrsinnig viel zu tun.

Bald schwirrte mit der Kopf, ich wusste nicht womit ich zuerst beginnen sollte.

„Wasser, heißes kochendes Wasser“, murmelte ich vor mich hin und strich mir übermüdet und nervös über die Stirn.

Als erstes muss ich den großen Küchenherd anheizen, nachdem die ersten Flammen züngelten, blies ich sie kräftig an und entfachte ein munteres Feuer. Dann sammelte ich die Thermoskannen aus der Kutsche in einen Korb, sowie Kaffeepulver und Kondensmilch, kramte unter den Sitzen nach dem Karton mit eingeschweißtem Brot und Käse, Wurst und Honig in Gläsern. Mir war ein wenig schwindelig, als ich mit dem vollen Korb beladen über den Kiesweg zum Haus eilte. Die ersten Anzeichen der Pest, dachte ich einen kurzen Moment. Die Fenster waren alle weit geöffnet, der strenge Chemikaliengeruch hatte sich verflüchtigt, das Haus erstrahlte in aller Schönheit im frühen goldenen Morgenlicht.

Doch ich hatte keinen Blick für die architektonischen Kostbarkeiten der Säulen und stuckverzierten Decken. Schnaufend hastete ich mit meiner Last durch das Haus, meine Schritte hallten über die geflieste Diele in die Küche. Das Feuer brannte munter, die Kochplatte hatte sich bereits erhitzt, über dem Herd hingen prachtvolle Töpfe, Kupferkessel, Pfannen und Kasserollen, blank gescheuert, der Stolz jeder Hausfrau.

Nun hatte ich Eile ein paar Töpfe mit Wasser zu füllen. Ich blickte aus dem Fenster und sah den aufwendig verkleideten Brunnen, das Brunnenwasser ist vermutlich verseucht, klangen die Worte die Günter gesagt hatte in meinem Kopf. Unschlüssig trat ich mit zwei schweren Eimern bewaffnet in den Hof.

Jetzt roch ich das Feuer und sah die Männer allerlei Gegenstände in die Flammen werfen, ich näherte mich dem Feuer. Auf dem Hof lagen Unmengen von Säcken und Beutel in verschiedenen Größen. Günter und Wolfgang waren damit beschäftigt sie nacheinander in die lodernden roten Schlangen zu befördern, gierig fraßen sich die Flammen durch das ausgetrocknete Leinen und bemächtigen sich dem Inhalt. Jonny erschien mit einem weiteren großen Sack, offenbar mit Mehl gefüllt aus einem Schuppen und wollte ihn ebenfalls in das Feuer befördern.

„Nicht das Mehl, du Dummkopf, um Gottes Willen, das führt zu einer großen Verpuffung“, rief Günter aufgeregt, „das gibt eine Explosion!“

Ich war ebenfalls an die Feuerstelle getreten als Wolfgang gerade einen der vielen Beutel öffnete. Ein Curryduft strömte mir in die Nase, neugierig geworden beschnupperte ich die restlichen Behälter.

„Wow, die feinsten Gewürze, ein Schatz, unglaublich teuer und wertvoll in dieser Zeit, bemerkte ich kopfschüttelnd, eine Schande das alles vernichten zu müssen, ist das denn wirklich nötig, mein liebster Gatte?“ „Kardamom, Pfeffer, Curcuma, Zimt, Nelken, Chili und gar Paprika feingemahlen, unglaublich was die feinen Herrschaften so alles gehortet haben, sie müssen weit gereist sein“.

Günter betrachtete mich unschlüssig und wiegte ratlos den Kopf.

„Schaff die Gewürze ins Haus Jonny“, befahl er nach einer Weile des Überlegens, „du hast wie immer Recht Liebes, es wäre tatsächlich schade darum, ich glaube nicht das davon eine Gefahr ausgeht!“

Ich trug noch immer die schweren Bottiche und stellte sie nun ab.

„Du brauchst Wasser, wie ich sehe meine Kleine, hm, das ist ein Problem“, er raufte sich zerstreut die Haare.

„Wir können das Brunnenwasser gut abgekocht zum Waschen nehmen“, schlug ich vor, und den Viechern zum Saufen anbieten, ich habe hier Katzen herum huschen sehen und einen Hund und dort im Stall eine magere Kuh“.

„Und zwei Ziegen und zwei Schweine“, ergänzte Wolfgang.

„Hm, tja, du meinst also wir sollten es versuchen“, murmelte Günter.

„Ja freilich, entgegnete Wolfgang, komm liebste Carla, ich helfe dir das kostbare Nass aus dem Brunnen zu bergen!“

„Na gut, ich gebe mich geschlagen, aber zum Kochen für Tee und Kaffee benutze unbedingt unser mitgeführtes Mineralwasser, Jonny hol eine Kiste aus unserem Vorrat aus der Kutsche, ich habe Kaffeedurst“. „Oh Liebster, das kann noch eine halbe Stunde dauern, ich wollte erst ein Bad nehmen und danach alles Geschirr reinigen welches wir benutzen, ich werde euch rufen, wenn der Kaffeetisch gedeckt ist!“

Nahezu zwei Stunden waren in reger Hektik vergangen. Ich hatte Jonny den Tisch aus der hinteren Diele in den Garten schaffen lassen und deckte nun zwei Platten, dickbelegte Stullen lockten die hungrigen Männer an die Tafel.

Der reizende Garten lag verborgen hinter dem Haus, ich hatte ihn durch eines der Fenster entdeckt. Man sollte dort eine Glastür einbauen und einen Wintergarten und dahinter eine überdachte Terrasse anlegen, hatte ich automatisch gedacht und mich sogleich, eine törichte Närrin gescholten.

Ach, meine ewigen Fantastereien nach Perfektion. Zunächst mal sollten wir froh sein, ein stabiles Dach über den Kopf zu haben.

Jetzt standen uns brennendere Aufgaben bevor, aber schön wäre es doch eine überdachte Terrasse vor dem blühenden Garten zu haben, wenn auch bislang nur Krokusse, Märzenbecher und die Azaleenbüsche am Ende des Gartens blühten. Ich füllte den heißen duftenden Kaffee in die größten Tassen die ich hatte auftreiben können, setzte mich neben meinen Gatten und griff ebenfalls hungrig nach dem befüllten Teller. Günter strich liebevoll über meine Hand, was mich erschrocken aufspringen ließ.

„Habt ihr eure Hände gründlich gewaschen!“ ,rief ich besorgt.

Ich hatte vorsorglich in der Küche einen großen Kübel mit Seifenwasser aufgestellt.

„Ja freilich, wir haben den Weg in das Luxusbad gefunden“, beruhigte mich Wolfgang lachend.

„Du machst dir unnötige Sorgen Liebes, wir haben schon von Sauberkeit und Desinfektion gehört“, ergänzte Günter und drückte mir einen raschen Kuss auf die Nasenspitze.

„Unsere erste gemeinsame Mahlzeit in der neuen alten Zeit“, sagte ich feierlich.

Die Männer nickten mir mit vollen Backen und ernsten Mienen, vielsagend zu.

„Ja unser Leben wird sich von dem heutigen Tage an grundlegend ändern, fügte Günter nachdenklich hinzu, eine große Aufgabe erwartet uns!“

Im nu waren die Teller fast leer gegessen, Wolfgang schob sich gerade einen der letzten Bissen in den Mund als wir Pferdegetrappel vernahmen, es näherte sich und hielt auf dem gepflasterten Hof.

„Monsieurs“, hörten wir eine Männerstimme laut rufen.

Günter und Wolfgang erhoben sich sogleich und endschwanden meinen Blicken hinter der Hausecke, neugierig folgte ich ihnen, hielt mich aber auf Abstand.

„Ich bin der Kurier des Landesfürsten und wurde in die Kreishauptstadt gesandt, man hat mir zunächst den Einlass verwehrt“, schnaubte er ärgerlich.

„Wir sollen gefälligst mit unseren läppischen Angelegenheiten selber klarkommen, darauf hat man mich noch Stunden wartend vor dem Tor gelassen, ich komme, euch diese Depesche zu überreichen, hier lest selbst hoher Herr!“, knurrte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn, nachdem er meinem Gatten eine Schriftrolle übergeben hatte.

„Kommt guter Mann, stärke er sich, meine Gattin wird euch einen aufmunternden Trank bereiten nach dem langen Ritt“.

Er faste ihn freundschaftlich um die Schulter und führte ihn über den Hof, an dessen Ende ich wartend stand.

„Meine Gemahlin“, stellte er mich vor.

Ich sah wie seine Augen sich weiteten als er mich erblickte.

Ungläubig staunend näherte er sich und verbeugte sich tief vor mir, fassungslos, nicht glaubend was er sah, stammelte er unverständliche Worte.

Wolfgang, den diese peinliche Situation belustigte, putschte die Stimmung noch auf, indem er wie nebenbei sagte:

“Ich vertraue Euch meine Frau Mutter an, sie selbst wird für euer leibliches Wohl sorgen!“

Günter war indessen ins Haus geeilt um das Schriftstück auf einen Tisch zu entrollen. Ich wollte Günter folgen, doch ich erinnerte mich rechtzeitig meiner Hausfrauenpflichten und schenkte ihm einen Becher voll Kaffee ein, gab Zucker und Milch hinzu und schob ihm den Teller mit den verbliebenen letzten Schinkensandwiches vor die Nase. Warf einen letzten Blick auf ihn und erschrak, er war nicht imstande die Augen von mir zu lösen, starrte mich noch immer ungläubig, wie eine Erscheinung an.

„Gleich beginnt er zu sabbern und keuchend nach Luft zu schnappen“, hörte ich Wolfgang flüstern und sich leise kichernd umwenden.

Sein Gesicht läuft rot an und der Blutdruck steigt, bemerkte ich besorgt, aber er ist noch jung, er wird sich wieder beruhigen.

„Mein Sohn wird euch Gesellschaft leisten, Jungchen, erholt euch!“ sagte ich beruhigend und entfernte mich, nach ein paar Schritten wandte ich mich noch einmal und war erschüttert.

„Mein Gott“, hörte ich ihn stammeln, „wie konntest du solch ein sündiges Wesen erschaffen, oh Gott, versuche mich nicht, ich habe Weib und Kinder!“, kopfschüttelnd lief ich ins Haus um bei meinem Gatten zu sein, der hatte inzwischen die Papierrolle glattgestrichen und war dabei laut hörbar den Text vorzulesen.

> Mut < Mit Wohlwollen haben wir die Nachricht vernommen, Deutsche Edelmänner, zudem auch noch Gelehrte der Medizin, seien gewillt sich den Angelegenheiten des gemeinen Volkes, der einfachen Bürger anzunehmen, sich herab zu lassen auch die unberührbaren in Augenschein zu nehmen. So ist es an uns, euch willkommen zu heißen!“

„Bla-bla-bla“…Hier lasen wir die Adresse und den wohlklingenden Namen eines enteigneten Rittergutes das uns übertragen wurde.

„Die haben sich geschickt aus der Affäre gezogen, die erhabenen hohen Amtsräte, die Sesselfurzer die nie ihre Amtsstuben verlassen und das Volk mit unnötig hohen Steuern aushungern, ereiferte sich Günter, das Ganze ist doch recht fadenscheinig und halbherzig!“

Wir können kein Rittergut gebrauchen, dieses Anwesen hier ist wie geschaffen für unsere Aktion, es ist zentral gelegen inmitten des Geschehens.

„Laut dieser Depesche, hat man uns dieses Rittergut zugesagt, also als Wohnsitz überlassen“, wiederholte ich staunend das soeben gehörte.

Wolfgang war zwischen uns getreten, er hatte die letzten Worte mitgehört und beugte sich nun über die Schriftrolle.

„Blumige Worte, man heißt uns willkommen ohne uns zu kennen, ein enteignetes Landgut“, sinnierte er, „was haltet ihr davon?“

„Wir könnten dort so etwas wie ein Spital erschaffen und“…

„Wir bleiben hier“, bestimmte mein Gatte, „überleg es mal Liebes, wir brauchten dort Personal, könnten nicht unsere Generatoren aufstellen um unseren Stromkreis zu unterhalten, den Elektroherd, den Fernseher und den Wasserboiler, sowie alle anderen Geräte mit Strom zu versorgen“. „Du könntest nicht wie gewohnt dein Bad nehmen nach der Tageslast, wir könnten nicht mal schnell duschen, zudem bedarf es keines Spitals, denn die wenigsten werden trotz bester Pflege überleben!“

„Du bist wie immer sehr umsichtig Liebster, ich brauche kein großes Landgut, noch neugieriges geschwätziges Gesinde, ich will nur immer an deiner Seite sein, dich unterstützen, dir in jeder Situation beistehen in guten und in schlechten Zeiten“.

Wir fielen uns in die Arme und streichelten uns selbstvergessen.

„Ach ihr beiden, so was wie euch gibt es kein zweites Mal“, lästerte Wolfgang nicht zum ersten Mal und beeilte sich uns allein zu lassen.

Wir blieben. Günter und ich richteten vorsorglich einen Raum für die Praxis ein. Die große Diele bot genügend Raum für wartende Patienten, glaubten wir damals!

Jonny war zur Kutsche, die längst im hintersten Winkel des Hofes parkte, gegangen und hatte im gutem Glauben eine Flasche hochprozentigen Pflaumenschnaps geholt, welche er dem verwirrten Kurier fleißig einschenkte. Das gehört zum guten Ton, denn auch er hatte bei jedem Botengang, wo immer er auflief einen guten Schluck erhalten. In seiner einfältigen Gutmütigkeit duzte er den Boten, sah ihn als seinesgleichen, was den jungen Mann zunächst sehr kränkte, ihn aber nicht davon abhielt die vollgeschenkten Becher hurtig in seine ausgetrocknete Kehle zu kippen. Doch der Alkohol putschte ihn nicht auf, sondern machte ihn weinerlich, er versank in Selbstmitleid.

Die aufrichtigen und wohlgemeinten, tröstenden Worte dieses gutmütigen Dieners rührten ihn und ärgerten ihn zugleich. Alle hier waren merkwürdige Gestalten die er nicht einordnen konnte. Nie zuvor hatte er so ungewöhnlich gekleidete Menschen gesehen, selbst die Sprache erschien ihm fremd und locker, obgleich er jedes Wort verstand. Er schüttelte leicht benommen den Kopf als er die beiden Männer kommen sah, groß und breit, mit aufrichtigem Lächeln sprach ihn der ältere der Riesen freundlich an.

„Oh verzeiht mir meine Unhöflichkeit, ich habe mich gar nicht nach eurem Befinden erkundigt, falls ihr ein Obdach für diese Nacht benötigt, seid ihr Herzlich willkommen, obgleich das Haus nicht meines ist, biete ich Euch an, mein Gast zu sein, aber vermutlich wartet Euer Herr mit weiteren Botengängen auf euch!“

„Ba,- ich bin Kaiserlicher Offizier und bin es nicht gewöhnt herumgestoßen und übergangen zu werden“, ereiferte er sich, „auch ich habe Befehlsgewalt, unterschätzt mich nicht!“

„So nehme ich es auf mich und erteile Euch, Kraft meines Amtes, die Erlaubnis dieses Anwesen auf unbegrenzte Zeit in Besitz zunehmen, wenngleich ich selber nicht willens bin auch nur einen Fuß in euer Haus zu setzen“.

„Es ist mutig von euch es zu bewohnen, zumal es verseucht und verdammt ist, gleichwohl entzieht es sich meinem Verständnis…ich meine also aeh,- wie könnt ihr es dieser göttlichen Frau zumuten, sich dieser Gefahr auszusetzen?“

Ich war meinem Gatten gefolgt und hatte die letzten Worte mitgehört.

„Oh sorgt euch nicht um uns guter Mann, wir sind von Gott auserwählt und gesandt, er wird uns schützen!“, rief ich.

Er schaute mich ungläubig an, nickte heftig, wendete seine Augen abrupt von mir ab und erhob sich schwankend, verbeugte sich linkisch und ergriff zögernd meine Hand.

„Ich schicke morgen einen Boten mit der Besitzurkunde“, nuschelte er und wendete sich zum Gehen, lieber Gott, wie kannst du so etwas erschaffen, die Sünde in Person“, hörten wir ihn vor sich hinmurmeln als er sich ohne Gruß entfernte.

„Habt ihr das gehört?“, belustigte sich Wolfgang, „unsere Carla hat mal wieder einem unbescholtenen Mann den Verstand geraubt“.

Günter überhörte die Anspielung.

„Ich hätte es besser wissen müssen, hätte seinen Dienstrang an der Uniform erkennen müssen, doch mein Gott, ich bin auch nicht allwissend!“

Die Männer schleppten die nagelneuen Generatoren und die zwei Wasserboiler schnaufend ins Haus. Für mich gab es ein wannenartiges Bassin aus Kunststoff, zum aufblasen, ich freue mich schon auf mein abendliches Bad. Jeder Tag war von früh bis spät mit Arbeit ausgefüllt, jeder beschäftigte sich seinen Fähigkeiten gemäß. Wir mochten nicht auf einen bescheidenen Luxus verzichten.

Vater und Sohn arbeiteten Hand in Hand, als es um die schwierige Aufgabe, das Brunnenwasser ins Haus zu leiten ging. Die Wasserrohre waren aus einem neuartigen biegsamen Kunststoff, was ihnen die Arbeit sehr erleichterte. Es war die einzige Möglichkeit für uns, Wasser und Abflussrohre durch den Zeitkanal und den weiten Weg den wir zu bewältigen hatten, mühelos transportieren zu können.

Sie waren leicht, mobil und wenig Raum einnehmend durch ihre Biegsamkeit und Flexibilität.