Gold-Investment Was ein Privatanleger wissen muss - Gabriele Reckinger - E-Book

Gold-Investment Was ein Privatanleger wissen muss E-Book

Gabriele Reckinger

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Beschreibung

Gold-Investment. Haben Privatanleger klug gehandelt, als sie nach der Finanzkrise 2008 kräftig in Goldbarren investierten? Es klingt plausibel, auf Bewährtes zurückzugreifen. Doch Daten und Fakten zum Thema sprechen eine andere Sprache. Wer vernünftig entscheiden will, prüft die kritischen Fragen vorher ab und lässt sich weniger vom Bauchgefühl leiten. Viele Informationen in diesem Werk geben überraschende Antworten und gleichzeitig eine belastbare Grundlage für die persönlich richtige Gold-Entscheidung.

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Dr. Gabriele Reckinger, Dipl.-Kfm., ist seit 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalistin tätig. Sie war fast zehn Jahre Redakteurin des Handelsblatts (stv. Ressortleitung Geld und Kredit) und arbeitete als freie Autorin für Handelsblatt, Wirtschaftswoche, VDI-Nachrichten und Stuttgarter Zeitung.

Sie ist zudem Autorin und Co-Herausgeberin des Handbuchs Finanzjournalismus, UVK Verlag

Konstanz 2011.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Die Nachfrage nach Gold

1. Wer kauft Gold?

2. Wie hoch ist die Nachfrage nach Barren, Münzen und Schmuck?

3. Wieviel Gold benötigt die Industrie?

4. Wieviel Gold wird wiedergewonnen?

Das Angebot von

neuem

Gold

5. Woher kommt neues Gold?

6. Wie teuer ist Mining heute?

7. Wer sind die Big Player im Gold-Bergbau?

Gold zur privaten Geld- und Kapitalanlage

8. Welche Auswahl besteht?

Physisches Investment: Barren und Münzen

Nicht-physisches Investment: Wertpapiere mit und ohne Lieferanspruch

9. Welche Rendite liefert Gold?

10. Wie wird Gold besteuert?

11. Wie ist Gold auf seriösem Weg zu kaufen?

12. Ist der Goldpreis vorherzusagen, gibt es Ober- und Untergrenzen?

13. Wer nimmt Einfluss auf die Preisentwicklung?

14. Welche Rolle spielt das Londoner Gold Fixing?

15. Wo lagern Goldbarren am besten?

Gold an der Börse

16. Gold-Wertpapiere für den Privatinvestor?

17. Sind Gold-Zertifikate für Privatanleger geeignet?

18. Was sind Gold-ETC?

19. Investmentfonds in Goldaktien?

20. Ein Indexfonds oder ETF in Gold?

21. Termingeschäft in Gold, auch für Privatanleger?

Gold im Währungssystem

22. Wieviel Gold halten Notenbanken?

23. Wann verändern Notenbanken ihre Goldreserven?

24. Was versteht man unter dem Goldstandard?

Die Psychologie des Goldes

25. Stimmen die üblichen Kaufargumente?

Gold ist ein Inflationsschutz

Gold ist wertbeständig

Gold ist krisenfest

Gold ist ein langfristiges Investment

In aller Kürze – ein Fazit

Anhang

Steckbrief Gold

Maße und Gewichte

Die Goldpreisentwicklung

Verzeichnis der Tabellen und Grafiken

Weiterführende Literatur

Index

Goldbarren der Bundesbank (Foto Bundesbank)

Auri sacra fames!

Vergil (70-19 v.Chr.) beklagt die verwünschte Goldgier in ‚Äneis‘ (III,57)

Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.

Goethes Faust (I), Szene ‚Abend‘

Vorwort

Gold liebt schlechte Nachrichten an den Finanzmärkten. Sobald es dort sehr hektisch und irrational wird, gar ernste Verluste drohen, wird ein sicherer Hafen gesucht, wo man beruhigt ankern und warten kann. Viele Privatanleger folgten diesem populären Verhalten und tauschten nach der Finanzkrise 2008 ihr Bargeld in Gold. Ähnliches passierte während der Eurokrise und der Verschnaufpause in der Aktien-Rallye, die zeitlich zufällig mit der Flüchtlingskrise zusammenfiel. Haben sie klug und weitsichtig gehandelt? Das könnte man meinen, schließlich diente Gold über Jahrhunderte als hartes Währungsmetall – Goldmünzen zeugen davon. Auf Bewährtes vertrauen, Geldvermögen in Edelmetall parken, die Ängste vor einer ungewissen wirtschaftlichen und politischen Zukunft beruhigen, das erscheint überaus vernünftig.

Doch was sagen die Fakten, können sie dieses allzu menschliche Verhalten wirklich stützen? Die atemberaubende zehnjährige Goldpreis-Rallye, die 2013 zu Ende ging und Höchststände über 1800 US-Dollar je Feinunze erreichte, vermittelte selbst zögerlichen Anlegern den Eindruck, mit Gold könne man schnell und leicht Geld verdienen.

Ist der Privatanleger also gut beraten, in Gold zu investieren? Wie sind die aktuellen Entwicklungen am Goldmarkt einzuordnen und zu bewerten? Wie wird es mit dem Goldpreis weiter gehen?

Auf alle wichtigen Fragen vor der Goldanlage gibt es Antworten; die meisten bedienen jedoch vor allem die Emotionen, die Gold automatisch weckt: Gold ist sicher und werthaltig, solide und schön anzusehen, hat sich über lange Zeit als Geldanlage bewährt, ist selten und unzerstörbar.

Reicht das Vordergründige und allzu Plausible tatsächlich aus, um eine bewusste Entscheidung für oder gegen ein Gold-Investment zu treffen? Ist es nicht sinnvoller und rationaler, zunächst die Fakten abzuprüfen, bevor man Euros oder Dollars in Feinunzen von Gold tauscht? Dieses Buch möchte dem interessierten Privatinvestor genau bei diesem ersten großen Schritt behilflich sein. Die wohlklingen Aussagen zu den Vorzügen von Gold aus den gängigen Hochglanz-Broschüren und Internet-Angeboten werden daher ausgeklammert. Stattdessen stehen Daten und Fakten in kompakter Form bereit, die diesem Rohstoff aus der Erdkruste und seiner Doppelrolle als weltweit begehrtes Anlagegut gerecht werden.

Die fundierten Antworten auf 25 wichtige Fragen wollen eine Lücke der neutralen Information für eine persönliche Bewertung schließen, frei von wirtschaftlichen Interessen und ohne jegliche Empfehlungen. Denn die Entscheidung für oder gegen Gold hängt im Einzelfall auch stark von der ganz persönlichen Lebenssituation ab, die zusätzlich zu den Daten und Fakten ins Gewicht fällt.

Das Werk orientiert sich an der Intuition des kritisch denkenden Privatanlegers. Jede Frage-Antwort-Einheit ist eigenständig; es ist nicht zwingend nötig, sich von vorne nach hinten ‚durchzuarbeiten‘. Die Lektüre soll Spaß machen, daher kann man sich interessierende Frage nach Laune herauspicken. Kleinere Redundanzen sind dadurch allerdings unvermeidlich.

Zum Schluss möchte ich mich herzlich bedanken bei allen helfenden Händen und klugen Köpfen, die mich unterstützt haben. Besonders danken möchte Dr. Dr. Bernd Kröger für seine Antworten zu den Fragen fünf bis sieben. Er hat sehr viele Jahres- und Quartalsbilanzen der großen Goldminengesellschaften eingehend analysiert und leserverständlich aufbereitet. Ein herzlicher Dank geht an Isabel Reckinger, die mit ihren geowissenschaftlichen Fachkenntnissen eine wichtige Gesprächspartnerin war. Sie hat sich auch um das Layout verdient gemacht und das grafische Material aufbereitet.

Eine unverzichtbare Quelle für Zahlen, Statistiken und Einschätzungen zum aktuellen Geschehen auf den Goldmärkten sind die Berichte des World Gold Council und die regelmäßigen Analyseberichte von Thomson Reuters im GFMS Gold Survey, worauf die gesamte Goldbranche zurückgreift.

Zahlen können schnell veralten, daher stehen die jeweils aktuellsten Kennzahlen zur Entwicklung der Bergbaugesellschaften mit eigenen Goldminen (Fragen 5 bis 7) auch auf unserer Webseite www.private-gold-investment.de bereit. Anregungen und Fragen des geneigten Lesers sind herzlich willkommen.

Tübingen, im Mai 2018

Gabriele Reckinger

Einleitung

In der Finanzkrise 2008, als Banken im In- und Ausland unerwartet hohe Risiken in ihren Bilanzen aufdeckten und teilweise in Schieflage gerieten, sorgten sich viele Privatanleger zu Recht um ihr Geldvermögen. Nur wenig später, 2012, erhielten ihre Ängste neue Nahrung: Die Staatsverschuldung in einigen Ländern der Eurozone war bedrohlich geworden, weil eine fehlende Anschlussfinanzierung für auslaufende Staatsanleihen zur Zahlungsunfähigkeit hätte führen können. Der Euro geriet ernsthaft in Gefahr, private Geldanlagen in Euro erschienen immer unsicherer.

Viele Bürger verloren ihr Vertrauen in die Stabilität und Seriosität des Finanzsystems und suchten Sicherheit anderswo. Eine rasche Umschichtung in Gold bot sich als naheliegende Lösung an. Damit war Geldvermögen zunächst einmal sicher zu parken. Die Angst vor Verlusten belebte das Goldgeschäft wie nie zuvor. Barren und Münzen wanderten in angemietete Bankschließfächer und private Haustresore. In Deutschland schätzungsweise mehr als jeweils 100 t in den Jahren 2008 bis 2017, so viel wie in keinem anderen europäischen Land (GFMS 2018).

Grafik 1 - Goldpreis über 17 Jahre (nominal, LBMA Jahresdurchschnitte)

Der Trend aus dem Papiergeld ins Metallgold zog sich um die ganze Welt: die Nachfrage nach reinem Gold stieg sprunghaft an; parallel zog der Goldpreis an, immer schneller, immer höher. Seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 jagte er von Rekord zu Rekord, im Spitzenjahr 2012 erreichte er durchschnittlich 1.698 US-Dollar je Feinunze, im Maximum sogar 1896,5 US-Dollar, umgerechnet entsprach das 1382,2 Euro (Grafik 1).

Während des teilweise panikartigen Einkaufs von Gold waren private Anleger oft blind für die Fakten, zum Beispiel die Größenordnungen und bereits bestehende Besitzverteilung des weltweiten Goldbestandes. Ende 2017 war das gesamte verfügbare Gold, das jemals aus der Erdkruste herausgeholt wurde, auf beachtliche 192.000 Tonnen angewachsen und so verteilt (Grafik 2):

Grafik 2 - Verfügbarer Goldbestand Ende 2017 (nach GFMS 2018)

Interessanterweise liegt das meiste Gold bereits in privater Hand. Mehr als zwei Drittel stecken in Schmuck (47%), Barren und Münzen (20%), den typischen Arten des Privatinvestments. Waren diese Goldkäufer alle besonders klug? Lohnt sich ein Goldinvestment tatsächlich immer? Diese Kernfrage beschäftigt einen kritischen Investor vor der Entscheidung zu Recht. Ja unbedingt, sagen die Werbebroschüren der Banken, Edelmetallhändler und Internet-Anbieter. Doch welche Antworten geben die Daten und Fakten? In welche Richtung wird sich der Goldpreis weiter bewegen, aufwärts, seitwärts oder abwärts? Wer bestimmt die Nachfrage und wer das verfügbare Angebot von Gold? Wer nimmt starken Einfluss auf die Preisentwicklung?

Fragen über Fragen, allesamt sehr wichtig und berechtigt. Die Antworten erscheinen oft naheliegend, fallen kurz und knapp aus. Doch plausible Antworten entpuppen sich als irreführend oder sogar falsch. Eine Goldanlage ist alles andere als eine einfache, sich selbst erklärende Form des Investments.

Die Nachfrage nach Gold

1. Wer kauft Gold?

Wenn Gold so begehrt ist wie in den letzten Jahren (Nachfrage in Grafik 3), dann lohnt sich die internationale Goldförderung wie lange nicht mehr. Die Minenbetreiber haben entsprechend so viel Gold aus der Erdkruste herausgeholt wie sie nur konnten. Der Spitzenpreis hat zudem die Exploration nach neuem Gold wieder angetrieben, selbst teure Förderstätten waren plötzlich rentabel darzustellen.

Grafik 3 - Goldpreis (Linie, linke Achse, LBMA) und Goldnachfrage (Balken, rechte Achse; nach GFMS 2014- 2018). Die Balken stehen für die Goldnachfrage in 2009, 2013-2017.

Allerdings unterliegt die Goldförderung natürlichen Grenzen. Eine neue ergiebige Lagerstätte zu erkunden und die Förderung vorzubereiten, dauert viele Jahre. Deshalb kann das Gold-Angebot aus erkundeten Lagerstätten nur in größeren Zeitabständen kräftig zulegen und um einige hundert Tonnen wachsen (Tab.1).

Tabelle 1 - Neues Gold aus dem Bergbau weltweit (US Geological Survey; GFMS 2018)

Jahr

Menge in Tonnen

1976

1210

1986

1610

1996

2290

2006

2496

2013

3022

2017

3246

Diese Tatsache erklärt zum Teil, warum die hohe Goldnachfrage in den letzten zehn Jahren nicht allein durch die Goldförderung der Minengesellschaften gedeckt werden konnte. Die fehlende Differenz lieferte die Abgabe aus Altbestand, das sind insbesondere die Wiedergewinnung aus Altschmuck, die Abgabe aus Notenbankbeständen, der Verkauf von so genanntem ‚Börsengold‘.

Im Goldmarkt nehmen fünf große Gruppierungen regelmäßig beachtliche Mengen ab, sie verfolgen dabei allerdings sehr unterschiedliche Interessen (Tab. 2).

Die Hersteller von feinstem Goldschmuck setzen jährlich die größte Menge ein. Sie verwenden dazu ihre eigene Feinheitsbezeichnung, was den Laien manchmal verwirrt. 24 Karat Goldschmuck stehen für 999,9 Tausendstel Feinheit, den höchstmöglichen Goldgehalt. Diese Feinheit bieten Goldbarren für den Privatinvestor in der Regel heute ebenfalls (siehe den Steckbrief Gold im Anhang).

Privatpersonen sind mit ihren Käufen von Feingold-Schmuck, Barren und Münzen die mengenmäßig zweitgrößte und gleichzeitig wohl wichtigste Zielgruppe. Die private Anlage in Barren und Münzen hat sich in neun Jahren (2004-2013) fast verfünffacht, in den letzten vier Jahren jedoch etwas beruhigt (Tab. 3).

Die Spekulation in Gold, vor allem die Spekulation auf die Veränderung des Goldpreises an Wertpapier- und Terminbörsen, spielte zwischen 2009 und 2012 eine große Rolle. Speziell konstruierte Gold-Wertpapiere, die mit physischem Gold unterlegt sind, bewirkten kurzfristig eine starke neue Nachfrage. Ab 2013 kam dieses treuhänderisch verwaltete Gold teilweise wieder in den Markt zurück und erschien als Angebot aus vorhandenem Goldbestand (Fragen 13 und 18).

Die Notenbanken haben sich nach 1971 (Aufhebung des Gold-Devisen-Standards, Ablösung des Dollar vom Gold, siehe Fragen 22 bis 24) von Goldbeständen kontinuierlich getrennt. Erst nach 2010 haben einige Notenbanken und in letzter Zeit auch Staatsfonds der Entwicklungsländer nennenswerte Mengen neu gekauft und ihre Reserven aufgestockt.

Die produzierende Industrie verwendet kleine, sehr überschaubare Goldmengen in ihren Produkten, z.B. Golddrähte, Pasten, Kontakte, Steckverbindungen. Die benötigten Mengen sind auffällig konstant (Frage 3).

Tabelle 2 - Goldnachfrage nach Käufergruppen (nach GFMS 2014- 2018)

Jahr

2004

2009

2013

2017

Schmuckhersteller

2600 t

1810 t

2400 t

2210 t

Private Goldanlage (Barren, Münzen)

360 t

825 t

1770 t

1030 t

Börsen (ETF, ETC)

133 t

620 t

0 t

180 t

Industrie

418 t

420 t

419 t

380 t

Notenbanken

0 t

0 t

408 t

370 t

Summe

3511 t

3675 t

4997 t

4160 t

2. Wie hoch ist die Nachfrage nach Barren, Münzen und Schmuck?

Barren, Münzen und Schmuck sind die typischen Anlagen des privaten Goldinvestors weltweit; sein Kaufverhalten spielt auf längere Sicht eine überaus wichtige Rolle im Goldmarkt. Einige Verhaltensmuster lassen sich aus den verfügbaren Zahlen durchaus ablesen.

Tabelle 3 - Investments in Barren und Münzen, in Tonnen (nach GFMS 2014- 2018)

Jahr

2004

2009

2013

2017

Barren

215 t

542 t

1390 t

780 t

Münzen

146 t

283 t

380 t

250 t

Wie Tabelle 3 zeigt, erwerben private Anleger am liebsten Barrengold und damit die einfachste und reinste Form der physischen Goldanlage.

Alternativ kaufen sie auch Goldmünzen, die optisch schön gestaltet sind und einen Geldcharakter symbolisieren wie keine andere Form. Ein Präge- und Vertriebsaufschlag macht Goldmünzen allerdings teurer, als es der reine Goldgehalt verlangen würde (Frage 8).

Zwei Drittel allen Goldes befindet sich bereits in privater Verfügung wie Grafik 2 verdeutlicht hat. Und dieser Anteil wird wohl weiter zunehmen. Denn in Asien, dem bevölkerungsreichsten Kontinent der Erde, geht ein wachsender Wohlstand in den letzten fünfzehn Jahren auch einher mit einem steigenden Interesse an feinem Goldschmuck und Goldbarren in kleineren Größen. Dort wird die Nachfrage nach Barrengold, Münzengold und Schmuckgold vermutlich lebhaft bleiben, wie es auch Tabellen 4 und 5 nahelegen.

Der Trend in China hebt sich besonders deutlich ab: Barrengold war 2013 so beliebt und begehrt wie nirgendwo sonst, gefragter als in Europa und den USA zusammen genommen. Erst in 2014 beruhigte sich der Run ins Barrengold, der nach der Finanzkrise 2008 eingesetzt hatte. Angetrieben von der Angst möglicher Vermögensverluste in einer ungewissen wirtschaftlichen Zukunft hatten weltweit private Anleger (Papier-)Geld in Edelmetall getauscht.

Tabelle 4 - Investment in Barrengold (physisch) nach Regionen, in Tonnen (nach GFMS 2014-2018)

Jahr

2004

2009

2013

2015

2017

Europa

-35 t

218 t

240 t

226 t

201 t

Deutschland

-1,4 t

128 t

112 t

115 t

100 t

USA

0,9 t

63 t

33 t

27 t

21 t

Asien

245 t

388 t

1070 t

570 t

537 t

China

6,7 t

60 t

360 t

200 t

220 t

Indien

76 t

160 t

265 t

124 t

94 t

Welt

215 t

542 t

1390 t

850 t

780 t

Die Staatsschuldenkrise in der Eurozone 2012 hatte nochmals Zukunfts- und Verlustängste geschürt und Gold als sicheren Hafen erscheinen lassen. Das hat die Nachfrage in Europa, insbesondere in Deutschland, hoch gehalten (Tab.4).

Neben Barrengold erfüllt in Teilen der Welt auch Goldschmuck die Aufgabe der Wertaufbewahrung und Hortung. Dieses Verhalten ist vor allem von kulturellen Traditionen geprägt, zum Beispiel in Indien, wo zur Hochzeitssaison die Goldnachfrage regelmäßig anzieht, unabhängig vom jeweiligen Preis. Starke Goldpreissteigerungen versucht man abzufangen, indem man die Höhe des Feingoldgehalt für den Brautschmuck variiert; die Zierde der Braut ist davon nicht berührt, aber die eingesetzte Geldsumme kann geplant stabil gehalten werden. Auch die Funktion der Goldketten als einer Art Rückversicherung für die Wechselfälle des Lebens bleibt erhalten, je nach Karat mal mehr oder weniger.

Mit diesem Wissen verwundert es nicht mehr, dass die Spitzenreiter der Goldnachfrage zur Schmuckherstellung die Länder Indien und China sind (Tab. 6).

Tabelle 5 – Gold für die Schmuckfertigung, in Tonnen (nach GFMS 2014-2018)

Jahr

2004

2009

2013

2017

Welt

2618 t

1866 t

2726 t

2215 t

Industrieländer

729 t

372 t

310 t

293 t

Entwicklungsländer

1889 t

1494 t

2417 t

1922 t

Aus den Tabellen 5 und 6 sind eine ganze Reihe wichtiger und interessanter Gold-Fakten zu entnehmen:

Das Geschäft mit Goldschmuck findet in Asien statt, Europa spielt im Vergleich nur (noch) eine Nebenrolle. Entsprechend verarbeitet inzwischen die Schmuckfabrikation in Asien drei Viertel des weltweiten Schmuckgoldes (Jahr 2017). Immer mehr Menschen der asiatischen Milliarden-Bevölkerung partizipieren am ökonomischen Erfolg und streben nach den besonderen Attributen des Goldschmucks, nach Zierde, Schönheit und Wertanlage.

China stieg 2013 zum größten Hersteller von Goldschmuck auf, über 1100 t wurden verarbeitet. In den folgenden Jahren sank dieser Rekordwert auf jährlich ca. 700 t – 900 t. Der private Schmuckkauf im Lande hat sich in nur wenigen Jahren beinahe verdreifacht, von 224 t auf 600 t (2017).

Die Schmucknachfrage in Indien ist relativ konstant im Zeitverlauf.

In Europa und den USA hängt die Schmucknachfrage stark am Goldpreis. Je höher der Preis, desto weniger Goldschmuck wird gekauft. Schmuck-Design oder die Gold-Uhr als Statussymbol sind wichtig, die Idee der Wertaufbewahrung oder gar des Investments spielt keine Rolle. Diese Beobachtung lässt sich am Kaufverhalten in Deutschland beispielhaft nachvollziehen. So wurden 2004 noch 17 Tonnen Gold in hochwertigem Schmuck verkauft (entsprechend 24 Karat, ohne Altgold-Umarbeitung). 2012, auf dem Höhepunkt der Goldpreis-Rallye, war es nur noch die Hälfte, rund 9 Tonnen (GFMS 2014).

Einige ausgewählte Beispiele in Tabelle 6 verdeutlichen die hohe Preiselastizität in Wohlstandsregionen wie den USA, Japan oder Europa. Demgegenüber wirkt die Nachfrage in Asien oder Russland konstant und wenig preissensibel. Trotz des hohen Goldpreises ab 2009 blieb dort die Kaufbereitschaft sehr ausgeprägt.

Tabelle 6 – Feingoldschmuck, Verkäufe im Einzelhandel, in Tonnen (nach GFMS 2014-2018)

Jahr

2004

2009

2013

2015

2017

Indien

517 t

471 t

612 t

674 t

624 t

China

224 t

376 t

816 t

563 t

595 t

USA

350 t

150 t

122 t

140 t

145 t

Russland

55 t

56 t

73 t

42 t

34 t

Japan

34 t

22 t

21 t

19 t

19 t

Italien

77 t

41 t

20 t

18 t

17 t

Großbritannien

31 t

23 t

27 t

22 t

3. Wieviel Gold benötigt die Industrie?

Gold wird in den Herstellungsprozessen sehr unterschiedlicher Wirtschaftsbranchen eingesetzt, die Elektronikbranche ist der wichtigste und bekannteste Verwender. Aber auch in den Bereichen Automotive, Chemie und Petrochemie, Glas, Pharmazie und Düngemittel wird Gold in kleinen Mengen benötigt.

Die