GOLDRAUSCH AM YUKON-RIVER - Ronald M. Hahn - E-Book

GOLDRAUSCH AM YUKON-RIVER E-Book

Ronald M. Hahn

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Beschreibung

Der Reporter C.C. Connor fährt mit dem Dampfer nach Dawson, das Frisco des Nordens. Er will über die Goldrausch-Hauptstadt und ihre Millionäre schreiben und hofft, bei dieser Gelegenheit seinen Schulfreund McGarry zu treffen. Auf dem Dampfer trifft er jedoch erst mal die wilde Margot... und erlebt eine unvergessliche Nacht.

Leider ist Margot in Dawson auch als Mrs. McGarry bekannt. In der Stadt sterben neuerdings viele Goldgräber an Bleivergiftung. Kann es Zufall sein, dass all diese Gentlemen bei McGarry Schuldscheine unterschrieben haben, die nach ihrem jähen Ableben von seinem zwielichtigen Anwalt präsentiert werden?

Ist es wirklich möglich, dass Connors bester Freund seine Hand in diesem schmutzigen Spiel hat? Auf Connor warteten viele Überraschungen...

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RONALD M. HAHN

HARDCORE-WESTERN

- SPECIAL -

II. Goldrausch am Yukon-River

Roman

Apex-Verlag/Edition Bärenklau

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 4 

Der Autor 5 

GOLDRAUSCH AM YUKON-RIVER 7 

In Kürze als E-Book im Apex-Verlag/Edition Bärenklau erhältlich: 97 

 

Das Buch

Der Reporter C.C. Connor fährt mit dem Dampfer nach Dawson, das Frisco des Nordens. Er will über die Goldrausch-Hauptstadt und ihre Millionäre schreiben und hofft, bei dieser Gelegenheit seinen Schulfreund McGarry zu treffen. Auf dem Dampfer trifft er jedoch erst mal die wilde Margot... und erlebt eine unvergessliche Nacht.

Leider ist Margot in Dawson auch als Mrs. McGarry bekannt. In der Stadt sterben neuerdings viele Goldgräber an Bleivergiftung. Kann es Zufall sein, dass all diese Gentlemen bei McGarry Schuldscheine unterschrieben haben, die nach ihrem jähen Ableben von seinem zwielichtigen Anwalt präsentiert werden?

Ist es wirklich möglich, dass Connors bester Freund seine Hand in diesem schmutzigen Spiel hat? Auf Connor warteten viele Überraschungen...

Der Autor

Ronald M. Hahn, Jahrgang 1948.

Schriftsteller, Übersetzer, Literaturagent, Journalist, Herausgeber, Lektor, Redakteur von Zeitschriften.

Bekannt ist Ronald M. Hahn für die Herausgabe der SF-Magazine Science Fiction-Times (1972) und Nova (2002, mit Michael K. Iwoleit) sowie als Autor von Romanen/Kurzgeschichten/Erzählungen in den Bereichen Science Fiction, Krimi und Abenteuer.

Herausragend sind das (mit Hans-Joachim Alpers, Werner Fuchs und Wolfgang Jeschke verfasste) Lexikon der Science Fiction-Literatur (1980/1987), die Standard-Werke Lexikon des Science Fiction-Films (1984/1998, mit Volker Jansen), Lexikon des Horror-Films (1985, mit Volker Jansen) und das Lexikon des Fantasy-Films (1986, mit Volker Jansen und Norbert Stresau).

Für das Lexikon der Fantasy-Literatur (2005, mit Hans-Joachim Alpers und Werner Fuchs) wurde er im Jahr 2005 mit dem Deutschen Fantasy-Preis ausgezeichnet. Insgesamt sechsmal erhielt Hahn darüber hinaus den Kurd-Laßwitz-Preis – dem renommiertesten deutschen SF-Preis - , u.a. für die beste Kurzgeschichte (Auf dem großen Strom, 1981) und als bester Übersetzer (für John Clute: Science Fiction – Eine illustrierte Enzyklopädie, 1997).

Weitere Werke sind u.a. die Kurzgeschichten-Sammlungen Ein Dutzend H-Bomben (1983), Inmitten der großen Leere (1984) und Auf dem großen Strom (1986) sowie – als Übersetzer – der Dune-Zyklus von Frank Herbert.

Ronald M. Hahn lebt und arbeitet in Wuppertal.

 

 

Ronald M. Hahn

GOLDRAUSCH AM YUKON-RIVER

 

 

1. 

 

Der kobaltblaue Himmel, der Connor bisher den Yukon hinauf begleitet hatte, war tintenschwarzer Finsternis gewichen. 

Als er aus dem Salon des Raddampfers May West kam, um an der Reling einen Zigarillo zu rauchen, glitzerten über ihm Myriaden von Sternen. Es war August. Der Winter würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Außerdem näherte sich mit Riesenschritten das 20. Jahrhundert. 

Connor malte sich fröstelnd aus, wie er den kommenden Winter verbringen würde: Laut den Goldgräbern und Geschäftsleuten, die ihm auf der Reise begegnet waren – die meisten hatten sich in Seattle aufgehalten, um Einkäufe zu tätigen – war Dawson zwar die größte Stadt im Yukon-Territorium, aber auch noch heute lebten die meisten Menschen dort unter primitiven Umständen. 

Dawson war teurer als New York, London oder Paris. Nur wenige der schätzungsweise vierzigtausend Menschen, die es zu den Goldfeldern gezogen hatte, waren auf das begehrte gelbe Metall gestoßen. Viele Männer waren freilich gar nicht mit dem Ziel gekommen, den Boden umzupflügen und ihre Pfannen in die eisigen Bäche am Klondike zu tauchen: Geschäftstüchtige Burschen wie sein alter Freund Mark McGarry hatten auf Saloons und Spielhöllen gesetzt, um jenen das Gold aus der Tasche zu ziehen, die keine harte Arbeit scheuten. 

Seit fast drei Jahren dauerte nun der Rush. Doch sein Ende war abzusehen: Seit Tagen redeten die Passagiere der May West nur noch darüber, dass man jetzt auch in Nome Gold gefunden hatte. 

Nome war noch vor wenigen Wochen eine Bretterbudenstadt an der frostigen Beringstraße gewesen. Nun wimmelte es auch dort von Menschen. 

Wer am Klondike nicht fündig geworden war, brach die Zelte ab, ließ seinen Claim verwaisen, überließ die Hütte der Wildnis und machte sich auf den Weg nach Alaska. Seit die May West St. Michael passiert hatte, hatte Connor über fünfhundert flussabwärts fahrende Boote gezählt. Die Geschäftsleute an Bord machten sich schon Sorgen um ihre Zukunft: Dawson war vor drei Jahren buchstäblich aus dem Nichts heraus entstanden. Wenn die Digger aus der Stadt und ihrer Umgebung zum nächsten Rush eilten, mussten sie mit hohen Umsatzrückgängen rechnen. 

„Ah, Mr. Connor – und wie immer, vermute ich, in kulturell wertvolle Gedanken vertieft!“ 

Connor zuckte zusammen. Die junge Frau, die hinter ihm auftauchte, war etwa zwanzig Jahre alt, rothaarig, grünäugig und ziemlich kurvenreich. Außerdem blickte sie intelligent und verschmitzt in die Welt. Ihre Augen wiesen einen Glanz auf, den Connor, hätte man ihn gefragt, als „lüstern“ beschrieben hätte. Zum Glück fragte ihn niemand. 

„Sie kennen meinen Namen, Lady?“ Connor nahm den Zigarillo aus dem Mund und lüpfte kurz den Hut. Er war wie ein Städter gekleidet. Sein einziges Zugeständnis an die Wildnis waren Hirschlederstiefel. 

„Yeah...“ Die junge Frau nickte. „Ich müsste eigentlich beleidigt sein, weil Sie mich nicht erkennen.“ 

Hinter ihr befand sich ein Bullauge. Als sie ins Licht trat, kamen ihre Züge Connor irgendwie bekannt vor. Sie war verdammt schön. Ihr Busen drohte das Kleid fast zu sprengen. Für eine Dame der Gesellschaft – Connor hielt sie für eine solche – war sie allerdings etwas zu vulgär geschminkt. Sie war genau der Typ für verruchte Pariser Unterwäsche. 

„Ähm...“, machte er verlegen. 

„Ich sehe schon, Sie haben keine Ahnung.“ Die Rothaarige seufzte. „Ich bin Eleanor Van Huysen. Wir sind uns in Lady Amanda Smythe-Waverlys literarischem Salon in San Francisco begegnet.“ 

Gütiger Gott... Connor schüttelte sich. Er hatte mit dieser Phase seines Lebens längst abgeschlossen. 

Wie lange war es her? Fünf Jahre? Sechs? „Sie waren damals wohl erst dreizehn“, erwiderte er schmunzelnd. „Verzeihen Sie, falls ich Ihnen damals nicht die Beachtung geschenkt habe, die Sie zweifellos verdienen.“ 

„Sie haben mich überhaupt nicht wahrgenommen“, sagte Eleanor. „Weil Sie gerade im Begriff waren, Lady Amanda in ihrem Schlafzimmer in die Brustwarzen zu beißen. Ich hab nämlich durchs Schlüsselloch geguckt.“ 

Connor machte große Augen. Er hatte in den vierzig Jahren seines Lebens zu viel erlebt, um sich schockieren zu lassen, aber dass ein dreizehnjähriges Gör Amanda und ihn belauscht hatte, ließ ihn doch erröten. „Das haben Sie gesehen?“ 

„Ja, und auch alles, was Sie danach mit ihr gemacht haben.“ 

„Alles?“ Herr im Himmel! 

„Alles.“ Das Grinsen auf Eleanors Gesicht machte ihm jedoch klar, dass sie mit Wonne an ihre Beobachtung zurückdachte. 

Dies, fand Connor, war gut. Er mochte Frauen, die nicht gleich loskreischten, wenn sie gewisse Worte hörten oder Dinge sahen. Eleanor hatte es faustdick hinter den Ohren: In den Kreisen, in denen sie sich bewegte, traf man nur selten Damen, die solche Dinge überhaupt aussprachen. Die meisten Frauen, die zotige Wörter nicht scheuten, waren im horizontalen Gewerbe tätig. 

Diesen Eindruck erweckte Miss Van Huysen freilich nicht. Connor dachte an ihre Mutter, eine New Yorker Poetin. Mrs. Van Huysen hatte ebenfalls in Amys Salon verkehrt. Connor hatte sich damals als Schriftsteller versucht. Nun war er als Reporter für den San Francisco Chronicle tätig. 

„Was halten Sie davon“, sagte er und deutete auf die Tür, die in den Salon führte, „wenn wir ein Gläschen zusammen trinken und unsere Bekanntschaft erneuern?“ 

„Aber gern.“ Eleanor ging voran. Connor hielt ihr die Tür auf. 

In der rotgeplüschten Schiffsbar wimmelte es von Menschen. Stimmengewirr. Gläserklirren. Lachen. Ein befrackter Pianist mit Mittelscheitel spielte einen Ragtime. 

Die Tische waren allesamt besetzt, deswegen nahmen sie am Tresen Platz, wo Connors Blick auf eine hübsche Brünette mit rehbraunen Augen fiel. Ihre Brust war so flach wie ein Bügelbrett. Sie zwinkerte ihm zu, was Connor leicht irritierte. Während ein Keeper ihre Cocktails mixte, nutzte er die Gelegenheit, um seine neue Bekanntschaft auszufragen. 

„Was macht Ihre Mutter, Eleanor?“ 

„Sie ist in Paris.“ 

„Paris, Frankreich?“ 

„Natürlich! Glauben Sie etwa, sie würde in ein Kaff wie Paris, Texas, fahren?“ 

„Gibt’s in Texas auch ’n Paris?“ 

„Nicht nur da.“ 

„Was treibt sie dort?“ 

„Sie liest ihre Gedichte vor.“ Eleanor seufzte. 

„Sie sind wohl kein Freund von Gedichten.“ Connor lächelte. 

„Ich kann dieses dröge Zeug nicht ausstehen. Da geht’s immer nur um Felder, Wälder und Wiesen und die angeblichen Schönheiten der Natur. Stechmücken und Gewürm kommen in Gedichten nie vor.“ 

Connor lachte. „Was macht Amy? Ich meine... Lady Amanda Smythe-Waverly?“ 

„Sie ist vor zwei Jahren mit ihrem Gatten nach London zurückgekehrt.“ 

Connor seufzte. Er erinnerte sich nicht ungern an die liebestolle englische Baronesse. Sie war reich. Sie hatte ihn ein Jahr lang ausgehalten – als er in dem Wahn gelebt hatte, er müsse den bedeutenden amerikanischen Roman schreiben. Amy hatte seine Existenz hinter dem Rücken ihres Lords finanziert. Na ja, sie hatte ja auch was dafür gekriegt... 

„Was führt Sie in den Norden, Eleanor?“ 

„Abenteuerlust. Und Goldgier.“ 

Connor musterte ihre zarten Händchen. „Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie in Gummistiefeln bis zu den Knien in einem eisigen Bach stehen und eine Pfanne schwenken.“ 

Eleanor kicherte. Ihre grünen Augen schillerten. Connor spürte ein Zucken in seinen Lenden. Ob er es schaffen würde, sie flachzulegen? Eigentlich stand er ja nicht auf so junges Gemüse. Aber wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass die Kleine großen Reiz auf ihn ausübte. 

„Finden Sie nicht, dass Arbeit adelt?“ Eleanor trank einen Schluck. Die Art, wie ihre Zunge mit dem Rand ihres Glases spielte, wölbte Connors Hose aus, so dass er befürchtete, die Knöpfe würden gleich abspringen. 

„Ja, aber Schwerarbeit?“ Er schaute sich kurz um. Sein Blick fiel erneut auf die Brünette, die nicht weit von ihnen vor einem Bier am Tresen saß. Sie zwinkerte ihm auch diesmal zu. 

Kannte er sie etwa? Sie war ungefähr dreißig. Elegant gekleidet. Das Haar war hochgesteckt, die Schminke dezent aufgetragen. Sie wirkte sehr erotisch auf ihn. Goldene Ringe schmückten ihre rosigen Öhrchen. Connor konnte sich nicht erinnern, ihr schon mal begegnet zu sein. Er erwiderte ihr Zwinkern jedoch, und sie spitzte die Lippen und lächelte. Zwei Eisen im Feuer sind besser als keins, dachte er. 

„Und was machen Sie im Norden?“, fragte Eleanor. 

Connor wandte sich wieder um. Er erzählte ihr von der Zeitung, für die er tätig war: Dass man ihn ins ‚Frisco des Nordens’ geschickt hatte, damit er Kim Kinnison ablöste. Dass er eine Reihe von Reportagen über die so genannten Klondike-Könige und ihren sagenhaften Reichtum schreiben sollte. Dass er selbst hoffte, in Dawson einem alten Freund zu begegnen, der 1897 mit dem ersten Rush ins Land gekommen war. „Wenn man Marks enthusiastischen Briefen trauen darf, hat er sein Glück gemacht.“ 

„Hat er Gold gefunden?“, fragte Eleanor. 

Connor schüttelte lächelnd den Kopf. „Nee. Mark McLane ist kein Freund von Schwerarbeit. Er hat einen Saloon aufgemacht und sich ’ne goldene Nase verdient.“ 

Er klemmte sich einen neuen Zigarillo zwischen die Zähne. Dann tranken sie noch ein Bier und schwafelten über Gott, Frisco und den Rest der Welt. Der zweite Cocktail führte zum dritten, der dritte zum vierten. Und so weiter. Ihre Konversation wurde tiefschürfend, fast philosophisch. Connor wurde euphorisch. Eleanor wurde müde. 

Gegen Mitternacht rutschte sie vom Hocker und bat ihn, sie zu ihrer Kabine zu bringen. Dass sie auf der May West eine Kabine hatte, bewies, dass sie nicht zu den Armen dieser Welt gehörte. 

Connor geleitete sie durch enge Gänge. Als sie die Tür erreichten, hinter der sie nächtigte, drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: „So, jetzt muss ich schlafen.“ 

Bums. Die Tür war zu. Connor verwünschte sie. 

  

2. 

 

Der Salon war nun fast leer. 

Ein halbes Dutzend Männer, denen man nicht ansah, dass sie millionenschwer waren, pokerten an einem Ecktisch. Der Kapitän der May West, ein alter Knabe mit einem gepflegten weißen Bart und einer blauen Uniform, unterhielt sich mit einem Keeper. Die flachbusige Brünette, die Connor zugezwinkert hatte, saß noch am Tresen. 

„Schön, dass du noch mal reinschaust“, sagte sie mit einer dunklen Altstimme, als er sich neben sie auf den Hocker schwang. Sie hatte den erotischsten französischen Akzent, den Connor je gehört hatte. „Ich dachte schon, die rothaarige Schickse durchkreuzt meine Pläne für die heutige Nacht...“ 

„Pläne?“ Connor spitzte die Ohren. Hatte er richtig gehört? 

„Ich heiße Margot.“ Die Brünette prostete ihm zu. 

„Nenn mich Connor.“ 

„Hast du keinen Vornamen, Connor?“ 

„Doch.“ Connor nickte. „Ich hab sogar zwei. Aber ich hör beide nur sehr ungern.“ 

„Jedem Tierchen sein Pläsierchen.“ Margot lächelte. „Trinken wir vorher noch einen?“ 

Connor hatte schon immer ein Faible für Ladies gehabt, die gleich zur Sache kamen. Leider war er noch nicht vielen Frauen dieser Art begegnet. Offenheit, fand er, vereinfachte das Leben. Und das Leben war kurz. 

„Muss nicht sein, Margot.“ Er schaute sie an. Eigentlich waren busenlose Weiber nicht sein Pläsier, aber diese Frau war verteufelt hübsch und machte einen selbstbewussten Eindruck. „Wer bist du? Was machst du so?“ 

„Ist das wirklich wichtig?“ Margot glitt von ihrem Hocker. Connor sah an ihrer modischen Kleidung, dass auch sie sich um Finanzen keine Sorgen zu machen brauchte. 

Eigentlich war sie in einem Alter, in dem die meisten Frauen verheiratet waren. Aber er konnte an ihren hübschen Fingern keinen Ehering entdecken.