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Vor langer Zeit lebte im Altaigebirge ein Mann mit seinem Sohn, der keiner nützlichen Arbeit nachging. Die Leute nannten ihn den Goldwurm, weil er sich auf ihre Kosten das Leben vergoldete. Als die beiden sahen, dass die Dorfbewohner sich mit Holz für den kalten Winter eindeckten, fällten sie die wenigen Bäume, die es in den Bergen gab. Sie wollten sie den frierenden Menschen im Winter teuer verkaufen. Da begegnete Ihnen ein Amurtiger.
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Seitenzahl: 21
Kurt David
Goldwurm und Amurtiger
ISBN 978-3-96521-868-0 (E-Book)
Das Buch erschien erstmals 1982 in Der Kinderbuchverlag Berlin.
Für Leser von 9 Jahren an.
© 2023 EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.edition-digital.de
Vor tausend und mehr Jahren, so erzählt man noch heut in den Dörfern des mongolischen Altaigebirges, wohnte ein Mann in den Bergen, der keiner nützlichen Arbeit nachging, sondern von betrügerischen Geschäften lebte. Deshalb erkannten die Leute in ihm einen schmarotzenden Wurm, der sich auf ihre Kosten sein Leben vergoldete, und nannten den Mann: Goldwurm.
Goldwurm hatte natürlich keinen einzigen Freund.
Goldwurm hatte aber einen Sohn. Wie einfältig der sein konnte, werden wir noch hören, wenn es für ihn bereits zu spät ist.
So geschah es einmal vor tausend und mehr Jahren, dass Goldwurm und Sohn eines kühlen Herbstmorgens zur Stadt gingen und dort auf dem Basar einen Mann trocknes Brennholz verkaufen sahen. Da die Bewohner die schreckliche Kälte des langen Winters fürchteten und der Schafdung zum Heizen der Jurten nicht ausreichte, drängten sich die Leute um den Mann und kauften ihm sein Brennholz im Handumdrehen ab; denn in der Stadt wuchs kein Baum und kein Strauch, und nahe um die Stadt herum war nur Grassteppe.
Als Goldwurm das alles genügend und nachdenkend beobachtet hatte, sagte er zu seinem Sohn: „Ich rieche Gold! Sie werden zahlen oder erfrieren!“
„Eine wunderbare Idee“, erwiderte der Sohn, „sie müssen zahlen oder sterben, also werden sie lieber zahlen als sterben.“
Goldwurm erläuterte seinem Sohn, sie würden das gesamte Holz in der weiteren Umgebung schlagen, so dass danach nur sie allein Brennholz besäßen und ein anderer Bewohner keins mehr schlagen könne.
„Wir sind dann im Winter die Könige des Holzes“, flüsterte Goldwurm. „Das Brennholz verstecken wir in der Höhle hinter unserer Jurte. Und nun pass auf, wie wir den Dummköpfen das Gold abnehmen werden: Klettert die Winterkälte auf ihren Höhepunkt“, er machte eine Pause und kicherte gemein, „beginnen wir mit dem Verkauf, und ich sage dir, sie zahlen in dem Augenblick den Höchstpreis an uns, wo der beißende Frost die ersten Menschen in den kalten Jurten totfriert.“
Der einfältige Sohn klatschte vor Begeisterung und Gier in die Hände, zog dabei eine so widerwärtige Grimasse, dass die Leute in seiner Nähe angeekelt wegliefen.