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Dieses Buch ist eine Zusammenstellung von humorvollen und berührenden Geschichten aus dem Leben von Menschen und ihren Katzen. Es vermittelt dabei die Lebensweisheit der biblischen Sprüche auf unterhaltsame Weise. Unter anderem geht es darum, großzügig zu sein, in unangenehmen Situationen die Wahrheit zu sagen oder um Selbstdisziplin. Diese felligen Familienmitglieder sind ein Geschenk von Gott, das uns auf ihn hinweist - auf den einen, der verspricht, uns immer treu zu sein, der immer ein Ohr für uns hat und uns mehr liebt, als wir uns das vorstellen können. Wer nach Ermutigung und Inspiration sucht, für den sind diese Happen tierischer Weisheit genau das Richtige!
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Seitenzahl: 218
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Jennifer Bleakley ist die Verfasserin des Bestsellers Joey – Wie ein blindes Pferd uns Wunder sehen ließ. Sie arbeitete früher als Trauerbegleiterin für Kinder und Familienund verfasste Lehrpläne für Kinder. Wenn sie nicht auf ihrem alten Computer tippt, verbringt sie Zeit mit ihrem Ehemann, einem begabten Software-Entwickler und Hobbytischler, ihren beiden heranwachsenden Kindern und einer Vielzahl von Tieren, die bei ihnen eingezogen ist. Sie lebt mit ihrer Familie in Raleigh, North Carolina.
Jennifer Marshall Bleakley
50 inspirierende Andachten für Katzenfreunde
Aus dem Englischen von Martina Merckel-Braun
Gerth Medien
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.
Originally published in the U.S.A. under the title: Pawverbs for a Cat Lover’s Heart, by Jennifer Marshall Bleakley
Copyright © 2022 by Jennifer Marshall Bleakley
© der deutschen Ausgabe 2025 by Gerth Medien in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Berliner Ring 62, 35576 Wetzlar, with permission of Tyndale House Publishers. All rights reserved.
Wenn nicht anders angegeben, wurden die Bibelzitate der Neues Leben. Die Bibel entnommen. © 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten
Erschienen im Januar 2025
ISBN 978-3-96122-687-0
Bearbeitung: Saskia Barthelmeß
Umschlaggestaltung: Lisa Antonacci
Umschlagfoto: Shutterstock; MaxiM
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Illustrationen im Innenteil: Shutterstock; Impixmart
www.gerth.de
Für Sephy und Bully(und die Menschen, die sie von ganzem Herzen lieben)
Während ich Geschichten für dieses Andachtsbuch sammelte, meinte eine Freundin von mir, dass dieses Buch bestimmt schwieriger zu schreiben sein würde als sein Vorgänger Hoffnung kommt auf leisen Pfoten, in dem ich lauter Geschichten von Hunden erzählt habe. Als ich nach dem Grund fragte, antwortete sie: „Na ja … die meisten Hunde werden eben mit positiven Charaktereigenschaften identifiziert, aber Katzen sind … eben Katzen.“
Ich musste über ihre Worte schmunzeln. Aber die Wahrheit ist: Dass Katzen so sind, wie sie sind, hat nicht nur dazu geführt, dass dieses Projekt mir große Freude gemacht hat. Es hat vielen der Geschichten auch eine überraschende Tiefe und Komplexität verliehen.
Während ich dieses Buch schrieb, stellte ich allmählich fest, dass es gerade diese Komplexität der Katzen ist – und ihre Weigerung, sich über einen Kamm scheren zu lassen –, die mich immer wieder auf das Wesen Gottes hingewiesen und mich zutiefst ermutigt hat.
Ich mag es, wenn sich Dinge in Schubladen, Kategorien und vorgefertigte Schemata stecken lassen. Etwas zu kategorisieren hilft mir, es besser zu verstehen. Ihm einen Sinn zu verleihen. Das funktioniert natürlich gut bei Gewürzen, Wäschestapeln und Ideen für Geschichten. Aber weniger bei Katzen oder auch bei Menschen. Und definitiv nicht bei Gott.
Wie du vielleicht auch schon festgestellt hast, lässt Gott sich nicht in eine Schublade stecken. Er lässt sich nicht kategorisieren, kondensieren oder in seine Bestandteile zerlegen. Sein Handeln ist schwer zu verstehen. Manchmal ist es sogar unmöglich zu verstehen. Er ist stark und trotzdem sanft; mächtig und trotzdem sanftmütig; er ist souverän und gibt uns trotzdem einen freien Willen. Er ist gerecht und hat trotzdem Freude daran, uns mit seiner Gnade zu überschütten. Gott ist komplexer, als wir jemals erfassen können.
Je mehr ich über Katzen und ihre einzigartigen Eigenschaften schrieb, desto leichter fiel es mir, Gott nicht länger in die engen Grenzen meines beschränkten Verstandes zu pressen. Denn wenn ich akzeptieren kann, dass eine Katze komplex ist, warum sollte ich dann denken, dass der Gott, der sie geschaffen hat, weniger komplex wäre?
Es klingt vielleicht lächerlich, wenn ich sage: Über Katzen zu schreiben, hat mir geholfen, Gott besser zu verstehen. Aber so war es und so ist es immer noch. Und ich bete, dass dieses Buch bei dir dasselbe bewirkt. Auf seinen Seiten findest du eine Sammlung von wahren Katzengeschichten, die jede ein Prinzip oder eine Lektion aus dem biblischen Buch der Sprüche illustrieren.
Einige der Geschichten in diesem Buch schildern persönliche Erlebnisse mit Katzen, die ich selbst im Laufe der Jahre gehabt habe – so zum Beispiel Foxy, die ehemalige Streunerin, die sich in ein geliebtes Haustier verwandelt hat. Viele andere wurden mir von Freundinnen, Verwandten, Kolleginnen und anderen Katzenfreunden berichtet.
Neben den Geschichten gibt es am Ende jeder Andacht auch die Rubriken „Zum Nachdenken“ und „Gebet“. Diese Abschnitte sollen dabei helfen, sich intensiver auf die jeweilige Geschichte einzulassen. Tiefer zu blicken und eine geistliche Wahrheit zu entdecken, die vielleicht dein eigenes Herz berührt.
Ich hoffe, dass dieses Buch dich ermutigt, dass es dich zum Lachen bringt, dich inspiriert und du ein paar neue Freunde findest. Und dass du beginnst, deine eigenen Haustiere als potenzielle Lehrer auf vier Pfoten zu betrachten. Wer weiß, vielleicht fühlst du dich so angesprochen, dass du beschließt, einen neuen Katzenfreund oder eine Katzenfreundin in dein Leben einzuladen – eine, die kostbare kleine Pfotenabdrücke in deinem Herzen hinterlässt und deine Sicht von Gott erweitert.
Jen
1
Ein ehrlicher Zeuge spricht die Wahrheit; ein falscher Zeuge verbreitet Lügen.
Sprüche 12,17
„Was ist denn das für ein Geräusch?“, fragte Liz ihren Mann James. „Es hört sich an wie eine Kuh, die glaubt, sie sei eine Sirene.“
Liz zog die Vorhänge zur Seite, konnte aber nicht durch den starken Regen hindurchschauen, der den Abendhimmel unheilvoll verdunkelte. Kein einladendes Wetter, um sich noch einmal aus dem Haus zu wagen.
„Ich sehe mal nach“, sagte James und nahm die Taschenlampe vom Regal.
„Können wir mitkommen?“, bettelten die siebenjährigen Zwillinge Molly und Michael.
„Ich komme mit!“, rief die zweijährige Emma, die sich dieses Abenteuer auf keinen Fall entgehen lassen wollte.
„Ihr bleibt schön hier. Ich bin gleich wieder da“, verkündete James.
„Was könnte das sein?“, flüsterte Molly.
„Ein Dinosaurier!“, schrie Emma heraus.
„Das ist kein Dinosaurier“, korrigierte sie Michael. „Dinosaurier sind schon vor langer Zeit ausgestorben, so vor zweihundert Jahren!“
Bevor Liz die Gelegenheit hatte, die Kinder über das Aussterben der Dinosaurier aufzuklären, kehrte James mit einem nassen Fellknäuel in den Armen zurück.
„Ein Kätzchen!“, quiekte Emma und ihre kleinen Finger langten nach dem Tierchen.
„Genauer gesagt, ein Katerchen“, informierte James seine Familie. Im nächsten Moment war er von sechs eifrigen Händen umgeben, die den zitternden Kater in seinen Armen streicheln wollten. Liz lief ins Badezimmer, um ein paar Handtücher zu holen.
„Geben wir dem armen Kerl etwas Freiraum“, sagte sie, während sie den orange-gescheckten Kater in ein knallbuntes Strandtuch einwickelte. An seinen Pfoten, die aussahen, als trüge er weiße Socken, klebte brauner Matsch.
„Können wir ihn behalten?“, fragte Molly.
„Bitte, Mama!“, stimmte Michael ein.
„Bitte, Mama?“ Emmas meerblaue Augen weiteten sich erwartungsvoll.
Die Kinder hatten sich schon seit Monaten eine Katze gewünscht. Molly hatte sogar angefangen, jeden Abend für eine zu beten. Ein Teil von Liz wollte ihnen ihren Wunsch erfüllen. Aber sie wusste, dass dieser Kater, den ihr Mann in den Armen hielt, wahrscheinlich jemandem gehörte.
„Hört mal“, begann Liz und beugte sich hinab, um ihren Kindern in die Augen sehen zu können, „ich denke, dass dieser Kater jemand anderem gehört. Wahrscheinlich hat er sich durch den Sturm verirrt und konnte sein Zuhause nicht wiederfinden.“
Mollys Unterlippe begann zu beben. Da sie das sensibelste ihrer Kinder war, vermutete Liz, dass Mollys einsetzende Tränen ein Zeichen des Mitgefühls für den verängstigten und verirrten Kater waren. Gleichzeitig waren sie wahrscheinlich auch eine Folge der Erkenntnis, dass Gott nicht auf wundersame Art und Weise ihre Gebete um eine Katze erhört hatte.
„Aber was ist, wenn wir den Besitzer nicht finden können?“, fragte Michael. „Können wir ihn dann behalten?“
Liz blickte zu James. Er zuckte bloß mit den Schultern und schob das Fellknäuel in seinen Armen zurecht.
„Darüber sprechen wir, nachdem wir versucht haben, den Besitzer ausfindig zu machen. Abgemacht?“
James setzte den Kater auf den Boden. Nach einigen Minuten begann der seine Entdeckungstour. Er rieb sein Gesicht an Michaels Bein, spielte mit Mollys Schnürsenkeln und ließ seinen Schwanz an Emmas Schulter entlangstreifen, womit er ihr ein herzhaftes Lachen entlockte.
„Er sieht aus, als hätte er eine Hose an!“, stellte Molly fest und zeigte auf den großen weißen Fleck, der sich von der Mitte seines Rückens hinab über beide Beine erstreckte.
„Wir sollten ihn Mr. Cattypants nennen!“, schlug Michael vor.
In den nächsten drei Tagen hängten Liz und James überall Zettel auf und sprachen mit ihren Nachbarn über ihren derzeitigen Gast. In der Zwischenzeit beobachtete Liz, wie ihre Kinder Mr. Cattypants immer mehr ins Herz schlossen.
Am Ende des dritten Tages klingelte das Telefon. Eine Frau namens Amanda sagte, sie habe Liz’ Zettel gesehen und in der Katze auf dem Foto ihren Kater Toby erkannt. Sie berichtete, dass er durch die Hintertür ausgebüxt war, als sie gerade die Sitzpolster der Gartenmöbel vor dem Sturm in Sicherheit gebracht hatte. Sie lebte einige Kilometer entfernt und konnte nicht glauben, dass Toby so weit gelaufen war.
Liz bot ihr an, dass sie sofort vorbeikommen könnte.
„Das ist mein lieber Toby!“, rief Amanda aus, sobald sie ihn erblickte, und nahm den orange-gescheckten Kater in die Arme.
Emma streckte Liz die Ärmchen entgegen, damit sie sie hochnahm. Michael und Molly drängten sich eng aneinander.
Amanda wischte sich die Tränen von den Wangen und reichte Liz ein Foto von Toby mit ihrer Familie, darunter zwei Kinder, die ungefähr im Alter der Zwillinge waren.
„Meine Kinder waren sehr traurig“, sagte Amanda. Sie kniete sich vor Michael und Molly hin. „Ihr seid unsere Helden. Danke, dass ihr unseren Kater gefunden und euch so lieb um ihn gekümmert habt.“
„Ist Emma auch ein Held?“, fragte Emma.
Amanda lachte und strich Emma über die Wange. „Du bist auch meine Heldin.“
Nachdem Amanda mit Toby weggefahren war, kuschelte Liz mit den Kindern auf dem Sofa und hörte ihnen zu, während sie über Mr. Cattypants sprachen. Währenddessen schnappte sich James seinen Laptop und suchte auf der Webseite des örtlichen Tierheims nach Katzen, die ein neues Zuhause suchten.
Es sah ganz danach aus, als würden Mollys Gebete doch bald erhört werden.
Warst du schon mal in einer Situation, in der du wusstest, dass die Wahrheit zu sagen Enttäuschung oder Schmerz mit sich bringen würde? Was hast du getan? Wie ist es ausgegangen? Was würde dir helfen, den Mut aufzubringen, die Wahrheit zu sagen, selbst wenn es dir schwerfällt?
Gott, ich möchte ein Mensch sein, der ehrlich ist und für die Wahrheit einsteht, auch wenn es mich etwas kostet. Aber ich weiß, dass ich das nicht aus eigener Kraft schaffe. Ich brauche deine Hilfe. Bitte gib mir den Mut, immer in Liebe die Wahrheit zu sagen.
2
Dem Großzügigen geht es gut und er ist zufrieden; wer anderen hilft, dem wird selbst geholfen werden.
Sprüche 11,25
Cheri konnte sich nicht vorstellen, dass irgendeine Katze einen Hund mehr lieben könnte, als Dusty Honey liebte. Seit Dusty bei ihnen eingezogen war, hatte sie versucht, Honeys Aufmerksamkeit und Liebe zu gewinnen. Doch leider wurde die schwarze Katze mit dem buschigen Schwanz zum Dank für ihre Bemühungen nicht wirklich belohnt. Ein flüchtiger Blick des familienfreundlichen, ausgeglichenen Wolfspitzes (von dem manche sagten, er sähe aus wie ein Mix aus Spitz und Schäferhund) war oft alles, was sie erntete.
Aber Dusty gab nicht so schnell auf. Sie entschied sich für eine neue Taktik, die Honey ihrer Ansicht nach unmöglich ignorieren konnte: Jeden Morgen versuchte Dusty, Honey zu putzen, während die gelassene Hündin nach dem Frühstück ihr Nickerchen machte.
„Du bist wirklich ziemlich ausdauernd, Dusty“, sagte Cheri, als sie sich mit ihrer Kaffeetasse hinsetzte. Dusty war gerade eifrig damit beschäftigt, Honeys dichtes, plüschiges Fell zu lecken. „Da wirst du aber viele Haare auf der Zunge haben.“
Tag für Tag putzte Dusty ihre Hundekameradin, kuschelte sich an sie, während sie schlief, und brachte ihr Geschenke von draußen mit.
Eines Tages, nachdem Cheri von einer ganztätigen Konferenz heimgekommen war, stellte sich heraus, dass Dustys Anhänglichkeit etwas außer Kontrolle geraten war. Honey befand sich in ihrer Gitterbox, während Dusty fasziniert davorsaß. Honey hingegen kauerte wimmernd in der hinteren Ecke. Der Grund dafür war offensichtlich. Innen an den Metallstreben der Box klammerte sich ein kleiner gelb-schwarzer Vogel fest, der in panischer Angst mit den Flügeln schlug. So heftig, dass er Honeys Fell zerzauste.
Cheri schluckte ihre aufsteigende Panik hinunter. Honey hatte eindeutig Angst vor Dustys „Geschenk“ und keine Ahnung, was sie damit tun sollte. Dusty hingegen sah so stolz aus wie ein Kind, das auf das Lob seiner Mutter für sein neuestes Fingerfarben-Gemälde wartete.
„Dusty!“, schrie Cheri. „Honey möchte keinen Vogel, egal, ob lebendig, tot oder ausgestopft! Du musst damit aufhören, ihr Geschenke von draußen zu bringen!“
Dusty lehnte sich gelassen zur Seite und putzte sich. Die arme Honey gab ein jämmerliches Bellen von sich, das sich anhörte wie „Raus!“.
Cheri wusste, dass sie eingreifen und den Vogel retten musste. Also zog sie sich ein Paar Ofenhandschuhe an und zählte bis fünf. Dann schob sie den Riegel der Gitterbox zur Seite und schnappte sich den kleinen Vogel. Sie eilte zur Hintertür, um ihren traumatisierten Gast freizulassen, und versuchte, mit dem Ellenbogen die Klinke nach unten zu drücken. Doch die Tür war abgeschlossen. Mit ihrem Fund zwischen den Ofenhandschuhen konnte sie die Tür unmöglich aufschließen. Warum habe ich nicht vor der der Vogelbefreiungdaran gedacht, sie aufzumachen? Glücklicherweise kam genau in diesem Moment ihr Mann Daniel aus der Garage herein.
„Die Tür!“, schrie Cheri.
„Was? Warum hast du …?“, begann Daniel zu fragen, aber dann erfasste er die Situation. „Dusty?“
„Jap!“
Daniel schloss die Hintertür auf, stieß sie auf und Cheri löste ihren Griff. Der Vogel schüttelte sein Gefieder, blickte nach links, nach rechts, nach oben und flog davon. Danach ging Cheri zu Honey, die gerade von Daniel beruhigt wurde und dabei ängstlich zu Dusty hinübersah.
Am Abend tippte Cheri „Wie kann man eine Katze davon abhalten, einem Hund unerwünschte Geschenke zu bringen“ in die Suchleiste bei Google ein. Aber zwei Wochen später löste sich das Problem von selbst. Nachdem Dusty sich bei einem Sprung verschätzt hatte und ihr ein Gips am Hinterbein verpasst worden war, musste sie im Haus bleiben. Und so hatte das tägliche Beschenken ein Ende.
Dusty kam problemlos mit dem hellgrünen Gips zurecht. Aber Cheri merkte, dass die kleine schwarze Katze es vermisste, nach Belieben durch ihre Katzenklappe ein- und auszugehen. Am dritten Tag nach Dustys Unfall beobachtete Cheri erstaunt, wie Honey ihren Lieblingsball vor Dustys Pfoten fallen ließ. Die kleine Katze sah Honey liebevoll an. Einen Moment später schoss Dusty den Ball mit ihrer Vorderpfote weg. Honey brachte ihn zurück und ließ ihn wieder vor ihr fallen. Dieses langsame Apportierspiel zog sich über mehrere Minuten, bevor Honey sich schließlich neben Dusty legte.
In den darauffolgenden sechs Wochen wich Honey kaum von Dustys Seite. Die beiden spielten zusammen, versuchten sich gegenseitig zu putzen und schliefen nebeneinander. Dusty war noch nie glücklicher gewesen.
Ihr Glück währte so lange, bis ihr Gips abgenommen wurde und Honey wieder die distanzierte große Schwester wurde.
Aber etwas hatte sich verändert. Dusty hatte erlebt, wie schön es war, eine gute Beziehung zu Honey zu haben. Und zu Cheris Freude schien das Dusty von ihrem Schenk-Wahn geheilt zu haben. Von da an waren die beiden einfach nur froh zu wissen, dass die andere an ihrer Seite war.
Glaubst du, dass es dich zufriedener macht, großzügig zu anderen zu sein? Wenn ja, warum? Wie könntest du heute jemandem etwas Gutes tun? Wann hast du selbst schon einmal von jemandem Hilfe bekommen?
Herr, du hast mich großzügig beschenkt. Danke, dass du mich auf so vielfältige Weise versorgst. Oft schaue ich nur auf meine eigenen Wünsche, Umstände und Bedürfnisse und vergesse, auch anderen Gutes zu tun. Bitte zeig mir, wie ich heute für jemanden ein Segen sein und ihm helfen kann.
3
Schmeckt dir Honig? Iss nicht zu viel davon, oder dir wird übel!
Sprüche 25,16
Jennifer schüttelte die Regentropfen von ihrem Schirm und stellte ihn neben die Haustür des Kunden, für den sie als Tiersitterin arbeitete. Sie holte den Schlüssel aus ihrer Tasche, schloss die Tür auf und betrat die schwach beleuchtete Diele.
„Plato! Aristoteles! Sokrates! Jack!“, rief sie nach den Katzen, auf die sie schon während der vergangenen Tage aufgepasst hatte.
Stille.
„Hallo, Kätzchen, ich bin da. Wo seid ihr denn?“
Jennifer warf einen Blick in die Küche, wo Plato gern mit dem Läufer spielte. Sie schaute ins Wohnzimmer in der Erwartung, Aristoteles und Jack an den Gardinen zerren zu sehen. Sie ging zu Sokrates’ Lieblingsversteck im Esszimmer und schaute unter den Tisch, wo der getigerte Kater nach dem Essen oft sein Mittagsschläfchen hielt.
Keine Katze weit und breit.
Sie versuchte, ruhig zu bleiben, während sie in Gedanken noch einmal durchging, was sie am Vorabend gemacht hatte. Sie war gegen sieben gekommen und gleich von vier nach Aufmerksamkeit heischenden Katzen begrüßt worden. Sie hatte das Katzenklo saubergemacht, Trockenfutter in ihre Schälchen geschüttet, frisches Wasser hingestellt und dann ein paar Minuten lang mit ihnen gespielt. Alle vier waren fröhlich, gesund und gut versorgt gewesen, als sie sie verließ. Was in aller Welt war passiert?
Jennifer kontrollierte die Hintertür. Sie war fest verschlossen. Und auch alle Schlafzimmertüren im Haus waren zu.
„Hey, Jungs, wo seid ihr?“, rief sie, mittlerweile doch etwas beunruhigt.
Plötzlich drang ein dumpfes Geräusch an ihre angestrengt lauschenden Ohren. Aber es war kein Miauen und kein Fauchen. War das etwa ein Stöhnen?
Sie horchte gespannt, ob sich das Geräusch wiederholte.
Da! Es kam aus dem Wäscheraum.
Jennifer eilte dorthin und blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Auf den Fliesen lagen alle vier Katzen – mit weit von sich gestreckten Beinen und den dicksten Bäuchen, die sie je gesehen hatte.
„Was in aller Welt ist denn mit euch los?“, fragte Jennifer leise und kniete sich hin, um Jack zu streicheln.
Die Russisch Blau-Katze schlief in einem Berg Trockenfutter. Jennifers Blick folgte der Futterspur bis zu ihrer Quelle – einer offenen, leeren Box, die auf der Seite lag. Jennifer zermarterte sich das Gehirn. Sie war der Meinung gewesen, dass sie am vergangenen Abend nach dem Füttern den Deckel fest verschlossen hatte. Entweder ließ ihr Gedächtnis sie im Stich oder die Katzen hatten es irgendwie geschafft, den Deckel zu öffnen, und sich seither an ihrer Beute gütlich getan.
Jennifer ging zu Plato und strich mit der Hand über sein geschwollenes Bäuchlein. Ein tiefer Seufzer entrang sich seinem halb geöffneten Mäulchen und ließ seine langen Barthaare vibrieren.
„Meine Güte, Jungs“, sagte sie vorwurfsvoll. „Wie viel habt ihr denn gefressen?“
Sokrates öffnete müde ein Auge und sah sie an.
„Du konntest einfach nicht aufhören, was?“
Der gefleckte Kater machte das Auge langsam wieder zu. „Alles in Ordnung mit dir, Aristoteles?“, fragte Jennifer und beugte sich zu ihm hinunter, um ihn zwischen den Ohren zu kraulen.
Der weiß-braune Kater hob für einen Moment den Kopf, bevor er ihn kraftlos wieder auf den Boden fallen ließ.
Sie stellte den Fresskoma-Opfern frisches Wasser hin und blieb eine Weile in ihrer Nähe, um sicherzugehen, dass sie auf dem Weg der Besserung waren. Danach schrieb sie sich den Namen des Katzenfutters auf, das sie kaufen musste, um die Box wieder aufzufüllen, verließ ihre Schützlinge und machte sich auf den Heimweg.
Zu Hause angekommen, zog sie Stiefel und Mantel aus, wusch sich die Hände und eilte dann schnurstracks zu der Schale mit Weihnachtsplätzchen, die in der Küche auf der Anrichte stand. Voller Vorfreude griff sie sich eine Handvoll Kekse, als ihr plötzlich das Bild der vier vollgefressenen Katzen durch den Kopf schoss. Sofort ließ sie die Plätzchen wieder zurück in die Schale fallen und behielt nur ein einziges in der Hand.
Vielleicht sollte ich mich heute nur mit einem zufriedengeben, dachte sie grinsend.
Vielleicht hast du schon einmal die Redewendung „zu viel des Guten“ gehört. Stimmst du mit dieser Aussage überein? Fällt dir ein Beispiel aus deinem eigenen Leben ein, als „zu viel des Guten“ dir Probleme bereitet hat? Was musst du heute „zurück in die Schüssel“ legen, damit dein Leben im Gleichgewicht bleibt und du Maß hältst?
Herr, es gibt so viele gute, wertvolle Dinge, die um meine Zeit, Aufmerksamkeit und Kraft kämpfen. Bitte schenke mir mehr Selbstdisziplin, damit ich weiß, wann es Zeit ist, Nein zu sagen – auch zu guten Dingen. Hilf mir, dir die oberste Priorität einzuräumen und darauf zu vertrauen, dass du mir helfen wirst, allem anderen den richtigen Stellenwert in meinem Leben zu geben.
4
Wenn jemand deine Unterstützung braucht und du ihm helfen kannst, dann weigere dich nicht.
Sprüche 3,27 (Hoffnung für alle)
Als Dave die Worte Mom & Dad auf seinem Handydisplay sah, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. Seine Eltern riefen ihn sonst nie so früh am Morgen an. Da sich das ganze Land gerade mitten im Corona-Lockdown befand, befürchtete er sofort das Schlimmste.
Müssen sie ins Krankenhaus? Haben sie genug Essen im Haus? Sollte ich nach St. Louis fahren, um mich um sie zu kümmern? Er versuchte, die Gedanken abzuschütteln, und nahm den Anruf an.
„Hi, mein Sohn. Tut mir leid, dass ich so früh anrufe, aber deine Mutter wollte dich wissen lassen, dass Annie heute Nacht gestorben ist.“
Dave versuchte fieberhaft, sich an eine Annie aus der Verwandtschaft oder dem Freundeskreis der Familie zu erinnern.
„Sie ist friedlich eingeschlafen, aber deine Mutter hat es sehr mitgenommen, weil Annie unsere letzte Katze war. Und damit auch die letzte lebendige Erinnerung an deine Oma.“
„Oh, Dad, das tut mir so leid.“
Er hatte seine Eltern sehr dafür bewundert, dass sie sich bereit erklärt hatten, die drei Katzen aufzunehmen, die seine Großmutter ihnen in ihrem Testament hinterlassen hatte. Während seine Mutter schon immer eine begeisterte Tierliebhaberin gewesen war, war sein Vater eigentlich kein Katzenfreund. Aber er hatte sich gut um das flauschige Trio gekümmert und gemeinsam mit Daves Mom getrauert, als die beiden älteren Katzen im Jahr zuvor gestorben waren. Annie hatte dem Ehepaar, das nur wenige Freunde in der Nähe hatte, die dringend notwendige Gesellschaft geleistet.
„Kannst du Sarah Bescheid geben? Ich habe versucht, sie zu erreichen, aber wahrscheinlich ist sie schon auf der Arbeit.“
„Klar, das mache ich, Dad“, versprach Dave und legte auf.
Dave und seine Frau Brooke hätten gern etwas getan, um den Schmerz der Eltern zu lindern. Aber selbst wenn sie die fünfstündige Fahrt zu ihnen auf sich nehmen würden, was könnten sie schon ausrichten? Wenn wir ihnen doch nur ihren Kummer abnehmen könnten, dachte Dave, während er die Nummer seiner Schwester wählte.
Er war überrascht, dass Sarah direkt nach dem ersten Klingeln abhob, obwohl sie eine vielbeschäftigte Tierärztin in Indiana war. Sie atmete tief durch, als Dave ihr die Neuigkeiten erzählte.
„Es tut mir so leid für Mom und Dad. Ich glaube, Annie hat ihnen wirklich geholfen, all das besser zu ertragen, was gerade passiert. Wie traurig, dass sie nicht mehr da ist.“
„Du hast recht“, sagte Dave. Die Haustiere seiner Familie waren für ihn, seine Frau und seine zwei Töchter in diesen schwierigen Zeiten ein großer Trost. Sie lenkten sie ab und gaben ihnen ein Gefühl von Stabilität. Sich um jemanden zu kümmern – vor allem um jemanden, der sich nicht um Inzidenzzahlen, Schreckensmeldungen und politische Streitereien scherte –, half dabei, ein bisschen Normalität zu erleben, wenn sonst nichts am Tag normal war. Dave konnte eine Stimme im Hintergrund hören, die mit Sarah sprach.
„Ähm, Dave … Ich denke, hier ist gerade eine mögliche Lösung durch die Tür getragen worden. Ich muss los, ich ruf dich später wieder an.“
Was meint sie nur damit?, schoss es ihm durch den Kopf. Als Sarah ihn ein paar Stunden später zurückrief, erhielt er die Antwort.
„Tut mir leid wegen vorhin“, entschuldigte sie sich als Erstes.
Dave erkannte an den Hintergrundgeräuschen, dass sie gerade im Auto saß und über die Freisprechanlage mit ihm telefonierte.
„Vorhin ist eine Frau mit einer orange-gescheckten Katze in die Praxis gekommen, die sie abgeben musste. Sie war sehr traurig darüber. Sie kümmert sich um mehrere kranke Familienmitglieder und durch die Pandemie ist sie knapp bei Kasse. Daher wollte sie ihrer Katze Peaches ein besseres Leben bei jemandem ermöglichen, der ihr die Zeit und Aufmerksamkeit geben kann, die sie braucht.“
Dave wusste sofort, worauf Sarah hinauswollte.
„Ich habe ihr gesagt, ich hätte das perfekte Paar für Peaches. Nach einer schnellen Untersuchung, ein paar Spritzen und einer Flohbehandlung habe ich mich mit ihr auf den Weg nach St. Louis gemacht.“
„Du bist ein Schatz!“
„Ja, weiß ich“, sagte Sarah lachend. „Aber ehrlich gesagt war es, als hätte Gott die Kleine in meine Arme fallen lassen und gesagt: ‚Bring sie nach Hause.‘ Es war so lieb von Mom und Dad, dass sie damals die Katzen von Oma aufgenommen haben. Darum bin ich sehr froh, dass ich jetzt etwas für sie tun kann.“
Dave war ganz ihrer Meinung.
Hast du vor Kurzem von jemandem Hilfe bekommen? Hat diese Person dir Zeit, Geld oder etwas anderes geschenkt? Hat sie sich für dich eingesetzt? Welche Gefühle hat das bei dir ausgelöst? Welche praktischen Schritte könntest du tun, um heute jemandem zu helfen?
Vater, ich danke dir, dass du immer für mich da bist. Du schenkst mir Kraft und Frieden und gibst mir alles, was ich brauche. Du bist in schweren Zeiten an meiner Seite. Bitte hilf mir, die Not meiner Mitmenschen wahrzunehmen. Schenk mir ein offenes Herz und offene Hände, damit ich bereit bin, ihnen zu helfen.
5
Glücklich ist, wer auf mich hört und jeden Tag erwartungsvoll vor meiner Tür steht!
Sprüche 8,34 (Hoffnung für alle)