Grundbegriffe der Kommunikationswissenschaft - Nina Springer - E-Book

Grundbegriffe der Kommunikationswissenschaft E-Book

Nina Springer

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  • Herausgeber: UTB
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Kommunikation, Massenkommunikation oder computervermittelte Kommunikation - was es mit diesen Begriffen auf sich hat, wird in diesem Buch kompakt und verständlich erklärt. Der Kommunikation in sozialen Netzwerken und mittels dieser Netzwerke ist ein eigener Abschnitt gewidmet.

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Seitenzahl: 116

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utb 4298

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Heinz Pürer

Nina Springer

Wolfgang Eichhorn

Grundbegriffe der Kommunikationswissenschaft

UVKVerlagsgesellschft mbH • Konstanz mit UVK/Lucius • München

Prof. Dr. Heinz Pürer lehrte 1986-2012 Kommunikationswissenschaft an der Universität München. Dr. Nina Springer und Dr. Wolfgang Eichhorn sind dort wissenschaftliche Mitarbeiter.

Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb-shop.de.

Im Buch werden nur die männlichen Formen verwendet. Selbstverständlich sind die weiblichen Formen jeweils mit gemeint.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2015

Einband: Atelier Reichert, Stuttgart

Einbandfoto: © goritza; Fotolia.com

Satz: Klose Textmanagement, Berlin

UVK Verlagsgesellschaft mbH

Schützenstr. 24 • D-78462 Konstanz

Tel.: 07531-9053-0 • Fax:07531-9053-98

www.uvk.de

UTB-Nr. 4298

ISBN 978-3-8252-4298-5 (print)

ISBN 978-3-8463-4298-5 (epub)

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

Inhalt

Vorwort

1          Einführung

2          Kommunikation (Heinz Pürer)

2.1       Unterscheidung von Kommunikation

2.2       Kommunikation, Interaktion, symbolische Interaktion

2.3       Kriterien von Kommunikation

2.4       Kommunikation – ein komplexer Prozess

2.5       Kommunikation – ein vermittelter Prozess

2.6       Die Kommunikations-»Kanäle«

2.7       Exkurs: Man kann nicht nicht kommunizieren

2.8       Sprache und Kommunikation

2.9       Arten von Kommunikation

3          Massenkommunikation (Heinz Pürer)

3.1       Schrift – Druck – Funk

3.2       »Massen«-Kommunikation

3.3       Massen-»Kommunikation«

3.4       Sender und Empfänger in der Massenkommunikation

3.5       Interpersonale Kommunikation und Massenkommunikation

3.6       Zur Terminologie in der Massenkommunikation

3.7       Massenkommunikation als gesamtgesellschaftliches Phänomen

4          Computervermittelte Kommunikation (Nina Springer, Heinz Pürer, Wolfgang Eichhorn)

4.1       Elektronisch mediatisierter Kommunikationsraum

4.2       Der Computer als Kommunikationsmedium

4.3       Interaktivität und computervermittelte Kommunikation

4.4       Web 2.0, Social Web und User-generated Content

4.5       Virtuelle Vergemeinschaftung

4.6       Neue Begriffe?

4.7       Neue Kompetenzen

Literatur

Index

Vorwort

Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft befasst sich als Sozialwissenschaft primär mit allen Formen öffentlicher Kommunikation, insbesondere mit klassischer Massenkommunikation (Print, Radio, Fernsehen) sowie mit öffentlicher und teil-öffentlicher Kommunikation in und mittels Onlinemedien. Im Zentrum des Lehr- und Forschungsfeldes stehen in Analogie zum Ablauf publizistischer bzw. massenkommunikativer Prozesse die Kommunikator-, die Aussagen-, die Medien(struktur)- sowie die Rezipienten- und Wirkungsforschung. Diesen Feldern kann man sich aus unterschiedlichen Fachperspektiven nähern – wie etwa der politologischen, psychologischen und soziologischen Perspektive. Zur Klärung offener wissenschaftlicher Fragestellungen bedient sich das Fach weitgehend sozialwissenschaftlich-empirischer Forschungstechniken.

In meinem 2003 erstmals publizierten sowie 2014 umfassend überarbeiteten und erweiterten Lehrbuch »Publizistik- und Kommunikationswissenschaft« habe ich versucht, das Lehr- und Forschungsfeld dieser Disziplin inhaltlich zu strukturieren und möglichst umfassend aufzubereiten und auch wichtige Grundbegriffe erörtert. Es erscheint nun – neu konfektioniert und leicht überarbeitet – auch in Teilbänden. Der vorliegende Band enthält, wie sein Titel sagt, »Grundbegriffe der Kommunikationswissenschaft«. Es sind dies die Begriffe Kommunikation, Massenkommunikation sowie computervermittelte Kommunikation. Letztere spielt seit etwa zwanzig Jahren im Fach eine zunehmend wichtige Rolle: Formen computervermittelter Kommunikation durchdringen seither in rapide wachsendem Maße zahlreiche Lebensbereiche, allen voran die Individual-, Gruppen- und Massenkommunikation.

Weitere Teilbände sind der Kommunikator- bzw. Journalismusforschung, der Medienforschung und den Medienstrukturen, der Rezipientenforschung (mit ihren Teilfeldern Mediennutzungs-, Medienrezeptions- und Medienwirkungsforschung) sowie der Kommunikationswissenschaft als interdisziplinäre Sozialwissenschaft gewidmet. Ebenso gibt es einen Band zu den quantitativen und qualitativen empirischen Forschungsmethoden. Die Bände erscheinen auch als E-Books. Mit diesem Publikationsprogramm sollen Interessenten angesprochen werden, die sich in ein Teilgebiet der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft vertiefen wollen.

Ich danke Nina Springer und Wolfgang Eichhorn für die Mitarbeit an dieser Publikation (Kap. 4) und Rüdiger Steiner, dem Verlagslektor von UVK, für die gute Zusammenarbeit bei der Entstehung des vorliegenden Buches.

München, im April 2015

Heinz Pürer

1        Einführung

Auch die Kommunikationswissenschaft kommt ohne eigenes Begriffsinventar nicht aus. Zwar sind viele ihrer Begriffe der Alltagssprache entnommen oder umgekehrt aus dem Fach in die Alltagssprache eingeflossen. Gleichwohl bedient sich die Disziplin oftmals einer Fachsprache, die für Fachfremde mitunter nicht gleich verständlich ist. Dies gilt übrigens auch für die Begrifflichkeit zahlreicher Berufe. Welcher Durchschnittsbürger weiß schon, was im grafischen Gewerbe mit »Hurenkind« gemeint ist, was in der Medizin »intubieren« heißt, was im Tunnelbau der »Kalottenvortrieb« ist oder in der Luftfahrt »abschmieren« bedeutet?

Fachbegriffe stellen folglich nichts anderes als Verallgemeinerungen konkreter Phänomene dar. Ihre Funktion besteht darin, v. a. komplexe Sachverhalte nach Möglichkeit vereinfacht – jedoch möglichst nicht verkürzt – zu beschreiben. Daher zeichnet sich die Fach- oder Wissenschaftssprache durch genau definierte Begriffe oder, wo kompakte Definitionen nicht möglich sind, zumindest durch konkrete Begriffsbeschreibungen aus. Es liegt auch im Wesen der Wissenschaft, dass ständig neue Fachbegriffe »generiert«, d. h. aus neuen Erkenntnissen hergeleitet, entwickelt und gebildet werden. Dabei kommt es oftmals zu Fremdwortbildungen und zu Übernahmen aus dem Englischen bzw. Amerikanischen, »zumal ein großer Teil der kommunikationswissenschaftlichen Fachliteratur aus diesem Sprachraum stammt und die internationale Wissenschaftskommunikation (Kongresse und Fachzeitschriften) zur Verbreitung dieser Fachsprache erheblich beigetragen hat« (Bentele/Beck 1994, S. 16). Auch ist nicht zu übersehen, dass die Kommunikationswissenschaft Begriffe aus anderen Fächern, v. a. aus sozialwissenschaftlichen Disziplinen wie der Soziologie, der Psychologie, der Politikwissenschaft, der (Sozio-)Linguistik oder den Wirtschaftswissenschaften und der Informatik entlehnt bzw. übernimmt.

Es ist nicht möglich, nachfolgend alle Fachbegriffe der Kommunikationswissenschaft detailliert aufzuführen und inhaltlich zu klären (schließlich soll hier kein Fachwörterbuch der Kommunikationswissenschaft geschrieben werden). Vielmehr seien einige zentrale Begriffe herausgehoben, deren Kenntnis für das Verständnis des Fachgegenstandes wichtig sind, zumal schon die Fachbezeichnung »Kommunikationswissenschaft« nicht selten zu Missverständnissen führen kann. Als derart zentrale Begriffe erweisen sich die Termini Kommunikation‚ Publizistik‚ (klassische) Massenkommunikation sowie computervermittelte Kommunikation. Dem interdisziplinären Charakter des Faches folgend werden dabei neben kommunikationswissenschaftlichen Aspekten auch soziologische, psychologische sowie teils auch (sozio-)linguistische Aspekte angesprochen.

2        Kommunikation

Kommunikation ist ein sowohl fach- wie auch alltagssprachlich verwendeter Begriff mit zahlreichen Bedeutungsgehalten. Bezogen auf soziale, also gesellschaftliche Kommunikation ist er im deutschen Sprachraum über den Begriff Massenkommunikation »bekannt, ja modisch geworden« (Merten 1977, S. 141). Massenkommunikation wiederum ist die in den 1960er-Jahren aus dem Amerikanischen übernommene Bezeichnung für mass communication. Zweifellos erfuhr der in jüngerer Zeit inflationär verwendete Begriff Kommunikation seine inhaltliche Prägung durch die Kommunikationswissenschaft. Für die deutschsprachige Kommunikationswissenschaft ist von der Übernahme der beiden aus dem Amerikanischen stammenden Begriffe der Impuls ausgegangen, sich neben medienvermittelter Kommunikation auch mit dem komplexen Phänomen zwischenmenschlicher Kommunikation zu befassen.

2.1        Unterscheidung von Kommunikation

In einer bereits 1977 durchgeführten Analyse von 160 Begriffsbestimmungen über Kommunikation nahm der Münsteraner Kommunikationswissenschaftler Klaus Merten u. a. eine hierarchische Unterscheidung von Kommunikation vor. Dabei differenzierte er u. a. zwischen subanimalischer, animalischer, Human- und Massenkommunikation (Merten 1977, S. 94ff):

Mit subanimalischer Kommunikation ist vor allem Kommunikation zwischen Organismen gemeint (vgl. Merten 1977, S. 94). Aber auch technische oder naturwissenschaftliche Erscheinungen von Kommunikation wie etwa die reziproke Einwirkung zweier magnetischer Substanzen aufeinander oder die Entstehung einer Verbindung aus zwei Molekülen können erwähnt werden (vgl. ebd.).

Animalische Kommunikation meint Kommunikation zwischen/unter Lebewesen, die je nach Level ihrer Evolution unterschiedlich entwickelt und leistungsfähig ist (taktiler, akustisch-vokaler, visueller etc. Wahrnehmungskanal) (vgl. Merten 1977, S. 98ff).

Mit der Bezeichnung Humankommunikation ist ausschließlich Kommunikation unter Menschen angesprochen. Ihr besonderes Kennzeichen ist die Verfügbarkeit eines sprachlichen Kanals über und neben anderen – nonverbalen – Kommunikationskanälen (vgl. Merten 1977, S. 118).

(Klassische) Massenkommunikation ist eine (Sonder-) Form technisch vermittelter (Human-) Kommunikation, ein System, in welchem Aussagen organisational von »organisierten Kommunikatoren« hergestellt und publiziert und von einer »anonymen Zahl anonymer Rezipienten rezipiert« werden (vgl. weiterführend Merten 1977, S. 150; Maletzke (1963) spricht vom ›dispersen Publikum‹ – vgl. Kap 3).

Zu ergänzen ist diese Systematisierung um die

Computervermittelte Kommunikation: Dabei handelt es sich um einen aus der Multimedia-Kommunikation hergeleiteten Begriff. Gemeint sind neue Kommunikationsformen, die durch das Verschmelzen von Telekommunikation, Computerisierung und herkömmlichen elektronischen Massenmedien möglich geworden sind. Sie integriert elektronisch vermittelte Individual-, Gruppen- und Massenkommunikation (vgl. Kap. 4).

Summa summarum kann man der hier dargestellten Differenzierung zufolge zwischen Kommunikation im weiteren sowie im engeren Sinne unterscheiden. Kommunikation im weiteren Sinne meint alle Prozesse der Informationsübertragung und bezieht technische, biologische, psychische, physische und soziale Informationsvermittlungssysteme ein. Unter Kommunikation im engeren Sinn versteht man einen Vorgang der Verständigung und der Bedeutungsvermittlung zwischen Lebewesen (vgl. Maletzke 1963, S. 16). Kommunikation zwischen Menschen schließlich stellt – soziologisch betrachtet – eine Form sozialen Handelns dar, das mit subjektivem Sinn verbunden sowie auf das Denken, Fühlen und Handeln anderer Menschen bezogen ist (vgl. Weber 1980, S. 1, 11).

2.2        Kommunikation, Interaktion, symbolische Interaktion

Der Gedanke, wonach soziales Handeln »mit subjektivem Sinn« verbunden sowie »auf das Verhalten anderer Menschen bezogen und daran in seinem Ablauf orientiert ist«, geht auf den Soziologen Max Weber zurück (Weber 1980, S. 1). Wenn zwei oder mehr Personen sich »in ihrem gegenseitigen Verhalten aneinander orientieren und sich auch gegenseitig wahrnehmen können« (Jäckel 1995, S. 463), wird dies als Interaktion bezeichnet (ebd.). Interaktion ist also gekennzeichnet durch »Prozesse der Wechselbeziehung bzw. Wechselwirkung« (Burkart 1998, S. 30). Demgemäß soll in Anlehnung an Roland Burkart unter sozialer Interaktion ein wechselseitiges Geschehen zwischen zwei oder mehr Personen verstanden werden, »welches mit einer Kontaktaufnahme […] beginnt und zu (Re-)Aktionen der im Kontakt stehenden Lebewesen führt« (Burkart 1998, S. 30). Kommunikation kann somit als eine »spezifische Form der sozialen Interaktion« verstanden werden (Graumann 1972, S. 1110; vgl. auch Burkart 1998, S. 30; Kunczik/Zipfel 2005, S. 26–30), zumal zwischenmenschliche Kommunikation sich in aller Regel auch durch Wechselseitigkeit auszeichnet.

Die Begriffe Kommunikation und Interaktion werden gelegentlich auch synonym verwendet. Dies ist nicht uneingeschränkt zulässig, sondern bedarf einer Differenzierung: Zweifellos stehen die Begriffe Kommunikation und Interaktion zueinander in Beziehung. Mit Kommunikation ist von der Wortbedeutung her jedoch eher Verständigung und sind damit in erster Linie inhaltliche Bedeutungsprozesse gemeint (vgl. Maletzke 1998, S. 43). Interaktion hingegen meint den Charakter und Handlungsablauf sozialer Beziehungen (Jäckel 1995, S. 463; vgl. Graumann 1972, S. 1110ff). Wenn Interaktion folglich als Synonym für soziales Handeln steht, kann Kommunikation als Interaktion vermittels Zeichen bzw. Symbolen bezeichnet werden (vgl. w. u. S. 57).

Versucht man folglich, eine Definition für interaktive, zwischenmenschliche Kommunikation zu finden, die sowohl den formalen Charakter sozialer Beziehungen als auch das Merkmal der Verständigung in sich vereinigt, so kann man Kommunikation definieren als verbales und/oder nonverbales Miteinander-in-Beziehung-Treten von Menschen (Interaktion) zum Austausch von Informationen (Kommunikation).

Kommunikation wurde soeben als Interaktion vermittels Zeichen bzw. Symbolen erklärt. Darin klingt die Theorie der Symbolischen Interaktion an, die zuerst mit den Namen George H. Mead (Mead 2008/1934) sowie Herbert Blumer (1973) verbunden war. Sie »geht davon aus, dass der Mensch nicht nur in einer natürlichen, sondern auch in einer symbolischen Umwelt lebt […] und begreift ihn demgemäß als ein Wesen, das den Dingen seiner Umgebung Bedeutungen zuschreibt. Die Kategorie ›Bedeutung‹ kennzeichnet denn auch zentral symbolisch-interaktionistisches Denken« (Burkart 2002, S. 432, mit Bezugnahme auf Rose 1967; Hervorhebung i. Orig.). Auf folgenden Annahmen bzw. Prämissen basiert die Theorie (vgl. Blumer 1992):

1)  Menschen handeln gegenüber »Dingen« (Gegenständen, Personen, Ereignissen etc.) auf der »Grundlage von Bedeutungen […], die diese Dinge für sie besitzen« (Blumer 1992, S. 23).

2)  Die Bedeutung solcher Dinge ist abgeleitet oder entsteht »aus der sozialen Interaktion, die man mit seinen Mitmenschen eingeht« (Blumer 1992, S. 24).

3)  Diese Bedeutungen werden »in einem interpretativen Prozess, den die Person in ihrer Auseinandersetzung mit den ihr begegnenden Dingen benutzt, gehandhabt und abgeändert« (ebd.). Bedeutungen stellen »keine stabilen Größen« dar, sie können geändert werden und auch mehrdeutig sein (Burkart 2002, S. 435; vgl. Winter 2010, S. 79). Kommunikation erscheint somit »als ein Prozess, in dem Menschen mit Hilfe von Symbolen (verbaler und nonverbaler Natur) einander wechselseitig Bedeutungen ins Bewusstsein rufen« (Burkart 2002, S. 433). Sprache, die ihr innewohnenden Zeichen bzw. Symbole, paraverbale und nonverbale Elemente sowie auch Blickkontakt, Mimik, Gesten und raumbezogenes Verhalten zweier oder mehr Kommunizierender stellen daher ein wichtiges Symbolsystem dar. Es kommt auch in der Massenkommunikation sowie in der computervermittelten Kommunikation zum Tragen (vgl. Burkart 2002, S. 435). Einen kompakten Überblick über relevante Aspekte von symbolischer Interaktion vermittelt Herbert Blumer (2013).

2.3        Kriterien von Kommunikation

Zwischenmenschliche, interaktive Kommunikation besteht (in einer vereinfachten Darstellung) aus mindestens vier Elementen, nämlich: einem Sender (Kommunikator), einem Kommunikationsinhalt (Aussage, Botschaft, Bedeutung) einem Kanal, über den der Inhalt vermittelt wird (Medium; in der zwischenmenschlichen Kommunikation, v. a. Sprache) sowie einem Empfänger (Rezipient). Der Kommunikationsvorgang läuft so ab, dass der Sender (Kommunikator) eine Botschaft verschlüsselt (encodiert), sprachlich an den Kommunikationspartner übermittelt und der Empfänger (Rezipient) die übermittelte Botschaft erfasst und entschlüsselt (decodiert) (vgl. w.u.). Der Vorgang bzw. Prozess ist in mehreren Kommunikationsmodellen dargestellt (vgl. z. B. McQuail/Windahl 1994; Bentele/Beck 1994, S. 21–25; Kunczik/Zipfel 2005, S. 41–47; Stöber 2008, S. 16–27; Beck 2013).

In der bereits erwähnten Analyse von Begriffen über Kommunikation, in denen Interaktion »den höchsten Rang einnimmt« (Merten 1977, S. 74), versuchte Merten, systematisch Kriterien für interaktive Kommunikation zu ergründen. Als solche ermittelte er Reziprozität (simultane Wechselseitigkeit der Rollenwahrnehmung der Kommunikationspartner), Intentionalität (Absichtshaftigkeit des Kommunikators), Anwesenheit (gegenseitige Wahrnehmbarkeit der Kommunikationspartner), Sprachlichkeit (verbal, nonverbal), Wirkung (Folgen; schwer ermittelbar) sowie Reflexivität (Rückbezüglichkeit) (vgl. Merten 1977, S. 70ff). Sie sind dem Autor zufolge nur teils von Relevanz (vgl. Merten 1977, S. 75–89). Das wichtigste Kriterium sieht er in der Reflexivität (vgl. Merten 1977, S. 86ff). Diese bezieht sich auf die Kommunikationspartner. Merten unterscheidet zwischen Reflexivität in der Zeit-, Sach- sowie Sozialdimension (Merten 1977, S. 86–8 sowie S. 161f). Reflexivität in der zeitlichen Dimension meint die Rückwirkung der Folgen von Kommunikation auf den Kommunikationsprozess selbst (vgl. Merten 1977, S. 161). Reflexivität in der sachlichen Dimension meint, »dass Kommunikation jeweils mit dem Code […] operieren kann, der dem sachlichen Anliegen am angemessensten ist« (Kübler 1994, S. 18 mit Bezugnahme auf Merten). Kommunikation rekurriert auf bewusstseinsmäßige Vorleistungen, kann Informationen auswählen, aufeinander beziehen, »Traditionen bilden und an Sinnstrukturen anknüpfen« (ebd.). Reflexivität in der sozialen