6,49 €
Tek und Jamie arbeiten inzwischen schon eine ganze Weile im Guards of Folsom und haben sich gut in den Club mit seinen bunt gemischten Gästen eingefügt. Doch nach zwei Jahren auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Motorradclub und den Behörden holt sie nun ihre Vergangenheit wieder ein und bringt Jamie in größte Gefahr. Allein wird Tek ihm nicht helfen können, doch das Guards of Folsom ist mehr als nur ein Club: Es ist ein Zuhause und hier gibt es Freunde, die einander nicht im Stich lassen, wenn es hart auf hart kommt. Und nur gemeinsam werden sie es schaffen, Jamie wieder nach Hause zu holen... Buch 5 der "Guards of Folsom"-Reihe. In sich abgeschlossen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 331
Deutsche Erstausgabe (ePub) Juni 2018
Für die Originalausgabe:
© 2016 by SJD Peterson
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»Bound«
Originalverlag:
Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2018 by Cursed Verlag
Inh. Julia Schwenk
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung
durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Verlages.
Bildrechte Umschlagillustration
vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock
Satz & Layout: Cursed Verlag
Covergestaltung: Hannelore Nistor
ISBN-13: 978-3-95823-700-1
Besuchen Sie uns im Internet:
www.cursed-verlag.de
Aus dem Englischen von Gabby Jacobs
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.
Vielen Dank!
Ihr Cursed-Team
Klappentext:
Tek und Jamie arbeiten inzwischen schon eine ganze Weile im Guards of Folsom und haben sich gut in den Club mit seinen bunt gemischten Gästen eingefügt. Doch nach zwei Jahren auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Motorradclub und den Behörden holt sie nun ihre Vergangenheit wieder ein und bringt Jamie in größte Gefahr. Allein wird Tek ihm nicht helfen können, doch das Guards of Folsom ist mehr als nur ein Club: Es ist ein Zuhause und hier gibt es Freunde, die einander nicht im Stich lassen, wenn es hart auf hart kommt. Und nur gemeinsam werden sie es schaffen, Jamie wieder nach Hause zu holen...
Für alle, die wollten, dass Ty sein Happy End bekommt. Wegen euch wurde diese Serie geschrieben.
Für Sam, die nach Teks und Jamies Geschichte verlangt hat.
Und für Erika und Jason, die zwei besten Lektoren der Welt.
Danke, dass ihr all das vorangetrieben habt und mich erstrahlen lasst. Ich liebe euch beide!
Anmerkung der Autorin
Wow, was war das für ein Ritt mit dieser Reihe. Alles hat mit der Whispering Pines-Reihe und Tys fehlendem Happy End angefangen. Wer hätte gedacht, dass mein Entschluss, Riveted (eine kostenlos erhältliche Kurzgeschichte über Ty und Blake) zu schreiben, zu einer neuen Serie führen würde, aber ich bin froh, dass ich es getan habe. Ich habe mich in den zerstreuten Micah verliebt, um Mason geweint und mich für Aiden gefreut. Tek und Jamie? Was soll ich sagen, außer dass ich sie so sehr liebe? Danke an alle, die diese Reise mit mir unternommen haben. Ich hoffe, dass es sich so sehr gelohnt hat, sie zu lesen, wie es sich für mich gelohnt hat, sie zu schreiben.
~ Umarmungen ~
Jo
Micah und Tackett
Micah stand nackt vor dem Ganzkörperspiegel und ließ lächelnd einen Finger über das weiche Leder seines Halsbands – Tacketts Halsband – gleiten. Es war noch nicht allzu lange her, dass er sich in Tacketts Zuhause und sein Herz gestohlen hatte. Trotzdem erinnerte sich Micah kaum noch an ein Leben vor Tackett. Was nicht heißen sollte, dass er seine Vergangenheit ausblendete, davon war er weit entfernt. Der Unterschied war, dass er ein sprunghaftes Leben geführt hatte, seine Gedanken waren wie in einem Schnellfeuer-Modus gewesen, hatten nie irgendwo lange genug verweilt, um irgendetwas wirklich zu genießen.
Tackett änderte das.
Micah neigte den Kopf und studierte aufmerksam sein Spiegelbild. Er sah aus wie immer und dennoch fühlte er sich, als wäre er Welten von seinem damaligen Ich entfernt. Unter Tacketts liebevollen Händen war er gewachsen, gereift und hatte viel gelernt. Er bemühte sich, seine Haare glatt zu streichen – ein unmögliches Kunststück – und zog an einer widerspenstigen Locke. Vielleicht war es an der Zeit für einen neuen Haarschnitt, um der Welt einen erwachseneren Micah zu präsentieren, der kein so großer Plagegeist mehr war.
»Du siehst wunderschön aus, Junge.«
Vor Schreck machte sein Herz einen Hüpfer und Micah wandte den Kopf ruckartig zur Seite, um Tackett zu entdecken, der mit einem breiten Lächeln an der Tür lehnte.
»Danke, Sir«, antwortete Micah und erwiderte das Lächeln.
»Du sahst so gedankenverloren aus. Würdest du deine Gedanken mit mir teilen?«
Micah drehte sich wieder zu seinem Spiegelbild. »Ich habe überlegt, dass es vielleicht Zeit für einen neuen, erwachseneren Look ist.« Er zog an einer weiteren Locke und beobachtete, wie sie wieder zurücksprang. »Für einen männlicheren.«
In drei langen Schritten durchquerte Tackett den Raum und packte Micah am Handgelenk, um seine Hand von den Haaren zu ziehen. »Du bist durch und durch ein Mann, Junge, und wenn du es wagen solltest, dir eine einzige Locke abzuschneiden, werde ich dir die Erlaubnis zu kommen verweigern, bis sie nachgewachsen sind.«
Durch seine langen Wimpern sah Micah zu Tackett hoch, während ihm in Tacketts Nähe ganz heiß wurde. »Werden Sie mich spanken, Sir?«
Tackett gab sein Handgelenk frei und fuhr mit der Hand sanft durch Micahs Haare. »Nur wenn du deine Locken verschonst.«
Micah schlang einen Arm um Tacketts Taille, rückte dicht an ihn heran und drückte die Nase an seinen Hals. »Die lassen mich wie ein Kind aussehen.« Sanft streiften seine Lippen über die warme Haut.
»Ich versichere dir, dass ich dich nie als Kind gesehen habe.«
Micah hob den Kopf und warf Tackett einen ungläubigen Blick zu. Tackett lachte und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Nase. »Okay, vielleicht habe ich dich als Kind bezeichnet, als wir uns das erste Mal begegnet sind.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie mich gefragt haben, ob ich alt genug bin, mich zu rasieren, Sir.« Micah fing an zu kichern, als er sich an seine Antwort erinnerte. Nur am Sack.
»Ja, okay, aber nur, weil ich ein alter Mann bin. Ich verspreche dir, dass ich dich nie als Kind angesehen habe.« Er zog die Hand aus Micahs Haar, ließ sie über seinen Rücken bis zu seinem Hintern gleiten und drückte ihn. »Ich wusste immer, dass du ein ganzer Mann bist, selbst als mein Junge.«
»Ich mag es, Ihr Junge zu sein.« Micah drückte die Nase wieder gegen Tacketts Hals, kuschelte sich näher und fand an dem weichen Stoff von Tacketts Hose ein wenig Reibung für seinen härter werdenden Schwanz.
»Gut, und mein Junge hat einen Lockenkopf. Ist das klar?«
»Ja, Sir, aber –« Er schrie auf, als ein harter Schlag auf seinem Hintern landete.
Tackett rieb über das misshandelte Fleisch. »Ich dulde kein aber. Und ich glaube, du bist hier, um dich anzuziehen.«
»Ich hab mich ablenken lassen, Sir.« Micah rollte mit den Hüften und stieß leicht nach vorne. »Wollen Sie heute Abend nicht lieber zu Hause bleiben? Ich könnte uns ein schnelles Abendessen machen.«
»Wir haben eine Reservierung.«
»Ich weiß.« Micah schmollte. So viel zu der Sache mit der Reife, aber er würde alles nutzen, was er zu bieten hatte.
Von der Tatsache ermutigt, dass Tackett ihn nicht losließ und stattdessen seine Arschbacken knetete, ging Micah noch einen Schritt weiter. Er zog Tacketts Hemd aus dem Hosenbund und glitt mit den Händen unter den Stoff, fuhr über die definierten Muskeln an Tacketts Rücken.
»Wären die sehr verärgert, wenn wir zu spät kommen?«
»Ja. Es ist ein sehr exklusives Restaurant, Junge. Es hat Wochen gedauert, einen Tisch zu bekommen.«
Micah knabberte an der freiliegenden Haut, die das offenstehende Hemd entblößte, und inhalierte den verlockenden Duft von Tacketts warmer Haut. »Dann eine kleine Vorspeise?«
Tackett erwiderte nichts darauf, ließ zu, dass sich Micah für eine Weile an ihm rieb, bis Micah schmerzhaft hart und begierig war.
»Was solltest du tun?«
»Ihre Kleidung ausziehen, Sir?« Er griff nach Tacketts Gürtel.
Tackett packte die Hand und stoppte ihre Bewegung. »Bist du erregt?«
»Gott, ja.« Micah versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
»Willst du mehr?« Tacketts Stimme war tief, heiser und verführerisch und schickte einen Blitz der Erregung direkt in seinen Schritt.
»Ja«, schnaufte Micah. Noch immer versuchte er, sich zu befreien, um seinem Mann diese lästige Hose auszuziehen.
Der Griff um Micahs Handgelenk wurde eisern, schmerzhaft, doch es war der schneidende Ton von Tacketts Stimme, mit dem er »Junge« sagte, der Micah innehalten ließ. Er kannte den Ton, konnte nicht nicht darauf reagieren.
Tackett trat einen Schritt zurück. »Präsentiere dich, Junge.«
Micah zitterte unter der Wucht seiner Erregung, doch er spannte die Muskeln an und kam dem Befehl seines Doms nach, wenn auch mit großer Anstrengung.
»Guter Junge«, lobte Tackett. Mit einer Fingerspitze fuhr er über Micahs Erektion. »Sehr schön.«
»Danke, Sir.« Er biss die Zähne zusammen, kämpfte gegen das Bedürfnis vorzustoßen. Scheiße, er wollte so sehr kommen.
»Es ist eine Schande, dass das Restaurant Kleidung verlangt.«
»Wir können immer noch zu Hause bleiben, Sir«, schlug Micah erneut vor, während er stumm betete, dass Tackett dem Vorschlag zustimmen würde.
»Ach, Junge, du verletzt meine Gefühle. Ich habe mich auf heute Abend gefreut.«
»Tut mir leid, Sir«, erwiderte Micah, der sich nicht so reumütig fühlte, auch wenn die Schuld ihm den Magen umdrehte.
»Jetzt sei ein guter Junge und zieh dich fürs Abendessen an.« Und damit machte Tackett auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Das sehr endgültige Klicken der einrastenden Tür ließ keinen Zweifel daran, dass Micah mit Betteln fertig war.
Tackett konnte ihn darum bitten, alles zu tun, und er würde dem, ohne zu zögern, nachkommen, ihm vertrauen und tief im Herzen wissen, dass sein Dom ihn nie um etwas bitten würde, das ihm schadete. Tackett bat ihn selten um viel. Nun ja, außer darum, immer zuerst an Tacketts Bedürfnisse zu denken und dann an die eigenen. Das war etwas, das – meistens – so einfach war wie Atmen. Wenn er seinen Dom zufrieden stellte, übertrafen seine Belohnungen jedes Mal einfache Freude, sie wurden verzehnfacht.
Micah kannte seinen Platz; dass sein Tag für ihn organisiert wurde – was er anzog, was er kochte, seine Hausarbeiten, ein voller Zeitplan –, tat seinem Geisteszustand richtig gut. Die meisten Außenstehenden würden seine Bedürfnisse nicht verstehen. Viele könnten sich niemals vorstellen, die Kontrolle in einem solchen Grad aufzugeben, doch Micah kümmerte es nicht, was andere machten und was nicht, oder was sie über ihn dachten. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, mit sich mit im Reinen zu sein. Sein Verstand war nicht länger der Feind. Was nicht bedeutete, dass er nicht mehr mit Hyperaktivität und einem überaktiven Kopf zu kämpfen hatte – er sah auf seine pulsierende Erektion und seufzte –, oder dass es manchmal nicht schwer war, die Kontrolle so aufzugeben. Aber er wusste, dass er ein sehr glücklicher Junge und vollkommen und bedingungslos in den bezauberndsten Mann der Welt verliebt war. Trotzdem machte das Leben um einiges mehr Spaß, wenn man manchmal ungezogen war – so wie jetzt.
Erneut starrte Micah nur sein Spiegelbild an. Sein Körper war vor Erregung erhitzt, sein Schwanz war rot und stand aufrecht, das Verlangen ungestillt. Kurz dachte er darüber nach, ein wenig Druck abzulassen. Es würde nur ein oder zwei harte Züge mit der Hand brauchen. Stattdessen stieß er jedoch frustriert den Atem aus, wandte sich vom Spiegel ab und nahm die Pants, die auf dem Kleiderstapel lag, den Tackett ihm herausgelegt hatte. Er zog sie über, zuckte jedoch zusammen, als der weiche Stoff seine Erektion streifte. Das Anziehen, Zuknöpfen und Zuziehen war pure Folter. Selbst die kleinste Berührung reichte beinahe aus, um ihn über die Klippe zu schicken. Er hatte Mühe, seine Gedanken zu beruhigen, und versuchte, den überwältigenden Drang nach einem Orgasmus zu unterdrücken und sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf die Bedürfnisse seines Körpers.
»Schickes Abendessen, pah.« Er zog das Hemd an.
Er verstand Tacketts Bedürfnis nicht, gelegentlich mit den Wohlhabenden zu verkehren. Während er in Tacketts Zuhause lebte, hatte Micah die feineren Dinge im Leben zu schätzen gelernt. Er war wirklich gesegnet. Und doch, während Tacketts Vorstellung eines besonderen Abends einschränkende Kleidung, angemessenes Benehmen und Schampus beinhaltete, bestand für Micah ein idealer Abend, egal aus welchem Anlass, aus einer bequemen Jogginghose – oder sogar noch besser, Nacktheit –, daraus, zusammengerollt auf der Couch zu liegen, aus Popcorn, einem guten Film und Tacketts Wärme, die ihn umgab.
Micah zog sich fertig an und seufzte schwer. »Ein paar Stunden und er gehört wieder ganz dir«, ermahnte sich Micah. Er war wirklich ein ziemlich selbstsüchtiger Junge.
»Lass uns gehen, Junge«, rief Tackett vom Flur aus, gefolgt von einem schnellen Klopfen an der Tür.
Micah schlüpfte in seine Schuhe und fuhr sich in dem vergeblichen Versuch, seine Haare zu glätten, durch die Locken. Hölzern – passend zu der Latte in seiner Hose – verließ er den Raum und gesellte sich zu Tackett. Er wollte sich gerade erneut beschweren, oder vielleicht betteln, als er sah, wie Tackett sein Jackett zuknöpfte. Er klappte den Mund wieder zu. Dann lächelte er breit. Der Vorteil an schicken Abendessen war, dass sein Mann so verdammt gut aussah, wenn er sich herausputzte.
Micah pfiff. »Sie sehen sexy aus, Sir.«
Tackett drehte sich, um Micah mit einem durchtriebenen Grinsen über die Schulter hinweg anzusehen. »Das ist der Grund, warum ich die spießige Kleidung ertrage. Damit du mich so ansiehst.«
»Offensichtlich haben Sie nicht darauf geachtet, was ich Ihnen für Blicke zuwerfe, wenn Sie nackt sind. Sie sind noch viel beeindruckender, wenn Sie gar nichts anhaben.«
»Das wird nicht klappen«, tadelte Tackett. Er gab Micah einen kleinen Kuss auf die Stirn, bevor er einen Schritt zurück machte. »Jetzt benimm dich, Junge. Wir werden immer noch ausgehen.«
»Ich habe nicht mal dran gedacht.« Gehofft? – Ja. Sicher? – Nein. »Ich war ehrlich. Sie sind wirklich am begehrenswertesten, wenn Sie Ihren beeindruckenden Körper nicht verstecken.«
»Ich bin ein alter Mann«, schnaubte Tackett und hielt ihm seinen Mantel auf.
Mit Tacketts Hilfe glitt Micah hinein, dann packte er Tacketts Arm, bevor er weggehen konnte, und begegnete seinem fragenden Blick mit ernster Miene. »Ich wünschte, Sie würden aufhören, das zu sagen. Sie sind nicht alt, nur ein bisschen reifer und das auch in bestmöglicher Art und Weise, das versichere ich Ihnen.«
Tackett war weit davon entfernt, alt zu sein. Er hatte einen Körper, für den die meisten Zwanzigjährigen töten würden. Doch es waren das Wissen und die Weisheit, die er durch seine Lebenserfahrung erhalten hatte und die sich in jedem wunderschönen Fältchen in seinem Gesicht abzeichneten, die ihn für Micah nur noch attraktiver machten. Die Lachfältchen um Tacketts braune Augen mochte Micah besonders gerne.
Als sie durch die Tür des Grand Spectacle, einem modernen französischen Restaurant, traten, ging Micah ein Stückchen hinter Tackett – eine beruhigende Position. Während Tackett mit dem Oberkellner sprach, gab Micah sein Bestes, um nicht an der beengenden Kleidung herumzuziehen. Das Paradoxon entging ihm nicht, denn er liebte es, gefesselt zu sein. Aber das hier war anders. Während es hier noch immer um Tacketts Vergnügen ging und Micah seinem Dom niemals etwas verweigern würde, konnte Micah in dieser Schickimicki-Welt einfach nicht aufhören, sich Sorgen zu machen, dass er sich oder – noch schlimmer – Tackett irgendwie blamieren würde.
Das Grand Spectacle war nobel. Weißes Leinen bedeckte die Tische, Weingläser aus Kristall und Kerzenhalter standen darauf. Die Männer saßen steif in ihren maßgeschneiderten Anzügen da, die Frauen trugen Kleider und strotzten von Diamantschmuck, während sie eine Aura von Wohlstand umgab. Alles an diesem Ort lag außerhalb von Micahs Liga und weit außerhalb seines Komfort-Levels, doch Tackett drängte ihn immer wieder dazu, seine Erfahrungen zu erweitern. Er fühlte sich in so einem schicken Restaurant nicht nur fehl am Platz, er verstand einfach nicht, warum man für so eine Dekadenz solch hohe Preise bezahlen sollte. Nichtsdestotrotz vertraute er darauf, dass hinter Tacketts Wahnsinn Methode steckte, auch wenn er sie in diesem Augenblick noch nicht verstand.
»Hier entlang, Mr. Austin«, sagte der Oberkellner.
Tackett legte eine Hand auf Micahs Rücken und führte ihn in das Restaurant. Sobald sie am Tisch waren, zog Tackett den Stuhl für ihn zurück und wartete, bis er sich setzte, ehe er neben ihm Platz nahm.
»Carlos wird gleich bei Ihnen sein«, informierte sie der Oberkellner. Er reichte jedem von ihnen eine in Leder gebundene Speisekarte, dann ließ er sie allein.
Micah öffnete die Karte und überflog die Seiten, bevor er sie wieder schloss und zur Seite legte. »Ich kann kein Französisch lesen. Haben sie Burger und Pommes?«
»Nein, ich glaube nicht«, gluckste Tackett. Er legte eine Hand auf Micahs Oberschenkel und fuhr neckend über die Innennaht seiner Hose. »Worauf hast du Lust?«
Micah sah erst nach unten auf die Hand auf seinem Schenkel, dann blickte er Tackett durch seine Wimpern hindurch an. »Das steht nicht auf der Speisekarte.«
»Benimm dich, Junge. Das gibt's als Dessert.«
Oh ja, er war so bereit fürs Dessert. Micah zwang sich, seine Gedanken von seinem härter werdenden Schwanz abzulenken, und bemühte sich, sich darauf zu konzentrieren, das Abendessen hinter sich zu bringen – schnell. »Ich hab keine Vorliebe. Wie wäre es, wenn Sie mich überraschen und etwas Leckeres bestellen?«
»Das kann ich tun.«
Der Kellner kam zu ihnen und stellte sich als Carlos vor. Verzaubert saß Micah auf seinem Platz, als Tackett fließend Französisch mit ihm sprach. Es gab immer noch so viel, das er nicht über seinen Dom und Liebhaber wusste. Carlos schenkte ihnen beiden ein Glas Rotwein ein, bevor er sich empfahl.
Micah lehnte sich vor und flüsterte: »Das war so verdammt sexy, Sir.«
Tackett nahm sein Glas, hob es an die Nase, schwenkte die dunkle Flüssigkeit und trank schließlich einen kleinen Schluck. »Essen zu bestellen ist sexy?«
»Gott, das war auch sexy. Aber ja, Essen bestellen ist sexy, wenn Sie es tun. Verpackt in ein wenig Französisch und ich könnte in meiner Hose kommen.«
»Wag es nicht. Das würde unsere Pläne für das Dessert ruinieren, und ich bin mir sicher, dass du mir nicht das Vergnügen meiner Nachtisch-Leckerbissen verweigern willst.«
Unter dem Schutz der langen Leinentischdecke, die die Sicht versperrte, nahm Micah die Hand, die auf seinem Oberschenkel lag, und schob sie auf die harte Beule in seiner Hose. »Ich würde Ihnen nie etwas verweigern«, flüsterte er. Dann drückte er sich Tacketts Berührung entgegen.
Tackett legte die Finger um Micahs Schwanz, drückte zu und ließ Micah schwer einatmen. »Du bist wild entschlossen, mich heute Abend verrückt zu machen, oder, Junge?«
»Das scheint nur fair, Sir.« Micah biss sich auf die Lippe, um das Stöhnen zurückzuhalten, das Tacketts Berührung ihm zu entlocken drohte.
Ein letztes Mal drückte Tackett Micahs Erektion, dann rückte er von ihm ab. »Trink deinen Wein, Junge.«
»Ja, Sir.« Micah schmollte.
Tackett lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nippte an seinem Wein, während er sich im Restaurant umsah. »Ich habe dir gesagt, dass dein Schmollen heute Abend nicht bei mir zieht.«
Micah warf einen Blick in Tacketts Schoß, bemerkte das Zelt, das darin wuchs, und grinste. »Nicht mal ein bisschen?«
»Nein. Das ist ein nettes Lokal, oder?«
»Ist es«, stimmte Micah zu, ohne den Blick von Tackett zu nehmen. Nichts und niemand konnte Micahs Aufmerksamkeit so fesseln wie Tackett. Und das war schon so, seit er zum ersten Mal einen Blick auf diesen Mann geworfen hatte. Ja, er hatte Probleme mit seinem hyperaktiven Hirn gehabt, hatte er manchmal immer noch und würde er wahrscheinlich immer haben. Aber mit Tacketts Hilfe gelang es Micah um einiges besser als vorher, sich zu beherrschen. Außerdem war jeder Tag mit Tackett die pure Freude.
Carlos kehrte zu ihrem Tisch zurück und stellte einen Teller vor Micah. Der Duft von Knoblauch, Butter und gegrilltem Steak stieg zu ihm auf und ließ seinen Magen knurren. »Wow, das sieht genauso toll aus, wie es riecht.« Micah legte sich eine Serviette über den Schoß, bevor er nach dem Silberbesteck griff.
»Filet Mignon, gefüllt mit gewürztem Ziegenkäse«, kommentierte Tackett.
»Oh, Sie kennen mich zu gut.«
»Ich weiß einfach, was du magst.«
Micah lief das Wasser im Mund zusammen, doch er hielt sich zurück, und wartete, bis Tackett seine Gabel genommen und seine Pasta probiert hatte, bevor er selbst zulangte. Nach dem ersten Bissen stöhnte er genüsslich auf.
Weder Micah noch Tackett sprachen während des Essens viel. Die Speisen, die Umgebung, die Gesellschaft waren angenehm, locker, und bald fühlte sich Micah weder außerhalb seines Elements, noch störte ihn seine Kleidung – allzu sehr.
Micah legte die Gabel auf seinen leeren Teller und schob ihn von sich. »Ich bin pappsatt. Kann gar nicht glauben, dass ich alles aufgegessen hab, aber es war sooooo gut«, schnurrte er.
»Hast du noch Platz für ein Dessert gelassen?«, fragte Tackett und winkte den Kellner zu sich.
»Nur für die Art von Dessert, die eher Kalorien verbrennt, statt sie anzulegen.« Micah tätschelte sich den Bauch.
»So eine Schande.« Er bedeutete dem herannahenden Kellner, sich zu ihm herunterzubeugen. Er flüsterte Carlos etwas zu, doch Micah konnte nicht ausmachen, was sie sagten.
»Sehr gut, Sir«, sagte Carlos mit einem Lächeln. Danach richtete er sich wieder auf und räumte die schmutzigen Teller ab.
»Worum ging es?«, fragte Micah, sobald Carlos außer Hörweite war.
»Ich habe dem Küchenchef nur mein Lob ausgesprochen.«
»Aha. Und das ist so ein großes Geheimnis, hm?«
»Ist es«, erwiderte Tackett knapp.
Er hatte irgendetwas vor, das sagte ihm das selbstgefällige Lächeln auf Tacketts Gesicht und die Art, wie er den Blick abwandte. Es machte ihn verrückt. Micah wollte fragen, was zur Hölle vor sich ging, doch er wusste es besser. Es wäre sinnlos. Tackett würde nichts tun, ehe er nicht dazu bereit war, und dann auch nur zu seinen Bedingungen – etwas, das Micah an seinem Dom sowohl liebte, als auch hasste.
Einige Minuten verstrichen und als Carlos nicht wiederkam und Tackett alles im Restaurant betrachtete nur nicht Micah, begann er, unruhig auf seinem Platz hin und her zu rutschen. »Bringt er bald die Rechnung?«, fragte Micah. Erneut verlagerte er das Gewicht.
»Ja.«
Micah wischte sich den Mund ab, legte die Serviette zur Seite, nahm sein leeres Weinglas und stellte es wieder auf den Tisch. Er fummelte und rutschte herum, fing an, mit dem Bein zu wippen. »Wird er bald hier sein?«
»Es sind erst ein paar Minuten, Junge. Gib dem Mann eine Chance.«
Ein paar Minuten? Verdammt, es fühlte sich nach Stunden an. »Wirklich?«
»Ja, wirklich.« Tackett legte wieder eine Hand auf Micahs Oberschenkel und massierte ihn. »Atme tief durch und entspann dich. Wir haben es nicht eilig. Müssen nirgendwo zu einer bestimmten Zeit sein.«
»Gar nicht so einfach.« Micah wippte noch immer mit dem Knie und suchte verzweifelt nach Carlos. »Gespräche über Dessert und Vergnügen und Geheimnisse. Ihr selbstgefälliges Grinsen und –«
»Mein selbstgefälliges Grinsen?«
Micah hob eine Braue. »Spielen Sie nicht den Unschuldigen, Sir. Das passt nicht zu Ihnen.«
»So, bitte sehr«, verkündete Carlos. Er stellte zwei Tassen vor ihnen ab; eine dampfende Tasse mit schwarzem Kaffee vor Tackett und eine, die nach Schokolade roch und auf der ein Berg Schlagsahne mit Schokoladensplittern thronte. Es war jedoch nicht das unglaublich gut riechende Getränk, das Micah den Unterkiefer herunterklappen ließ, sondern die kleine blaue Schleife, die um den Löffel gebunden und an der ein goldener Ring befestigt war.
»Ist…?« Micah schluckte schwer, sein Herz hämmerte. »Ist es das, was ich glaube, dass es ist?«
Ungezwungen hob Tackett seine Tasse an die Lippen, blies den Dampf weg und trank einen kleinen Schluck. »Ich weiß nicht. Was glaubst du, ist es?«
Micah zog an der Schleife und löste den Ring, hob ihn auf und fuhr mit der Fingerspitze über das kühle Metall. »Na ja, entweder ist es die schickste Aufmachung für eine heiße Schokolade überhaupt oder…« Micahs Augen wurden groß und er starrte Tackett an. »Oh mein Gott. Bitten Sie mich, Sie zu heiraten?«
Zu Micahs völliger Überraschung nahm Tackett ihm den Ring aus der Hand und ließ sich neben Micahs Stuhl auf ein Knie sinken. »Du hast bereits mein Halsband akzeptiert und mich zu einem sehr glücklichen und stolzen Dom gemacht.« Tackett nahm Micahs Hand in seine. »Micah Slayde, willst du mich jetzt zum glücklichsten und stolzesten Mann machen, indem du auch mein Ehemann wirst?«
»Ja. Oh. Mein. Gott. Ja!«, quietschte Micah. Er warf sich Tackett entgegen, schlang die Arme um seinen Hals und übersäte das Gesicht seines Mannes mit Küssen.
Micah war sich des Applauses oder der Seufzer und Gratulationen kaum bewusst. Er hatte nur Augen für Tackett. Er schwor, dass sein Herz explodieren würde, wenn er den Mann noch mehr lieben würde.
Micah glaubte, dass er seine heiße Schokolade vielleicht getrunken hatte, aber sicher war er sich nicht, als er aus dem Restaurant schwebte. Das Einzige, das ihn erdete und verhinderte, dass er davonflog, war die kräftige Hand, die die seine hielt. Heiraten? Ich werde heiraten. Ich werde Tackett heiraten!
»Wann? Sollen wir eine große Hochzeit haben, eine kleine, oder nur wir zwei? Glauben Sie, wir sollten in einer Kirche heiraten, im Standesamt? Was ist mit der Hochzeitsfeier? Sie wollen eine Feier, oder? Vielleicht im Club? Oh, Moment, vielleicht wollen Sie es lieber woanders, wie in einem Ballsaal, um die beiden Ereignisse getrennt zu halten? Oh Scheiße, ich muss Phillip anrufen, er kann unglaublich gut solche Events planen. Er ist –«
Tacketts warmer Mund, der Micahs bedeckte, brachte ihn zum Verstummen. Noch immer wirbelten seine Gedanken umher, sprangen wie ein blinkendes Neonschild von einer Idee zur nächsten, doch dann schob sich Tacketts Zunge tief in seinen Mund und spielte mit seiner. Der Geschmack, das Gefühl von Tacketts feuchtem, warmem Mund schickte einen Blitz direkt in Micahs Schwanz, und plötzlich zählte nichts anderes, als mehr von seinem Mann zu bekommen. Micah schlang die Arme um Tacketts Taille, presste ihre Leisten aneinander, ließ Tackett spüren, was er mit ihm anstellte, und stöhnte in den Kuss, als sich ihre harten Erektionen berührten.
»Das ist besser.« Tackett knabberte an Micahs Unterlippe.
»Besser als was, Sir?« Micah stöhnte, versuchte noch immer, sich an Tackett zu reiben.
»Dass ich statt der Hochzeitspläne deine volle Aufmerksamkeit habe.«
»Hochzeitspläne… Oh stimmt. Yay! Ich werd heiraten. Ich –«
Tackett legte einen Finger auf Micahs Lippen. »Wag es nicht. Wir haben später genug Zeit dafür. Jetzt will ich nur nach Hause gehen und meinen Nachtisch genießen.«
»Hmmm, ist das hier mein Nachtisch?« Micah stieß die Hüfte vor.
»Nein, es ist meiner«, gluckste Tackett. »Aber ich könnte geneigt sein zu teilen.«
»Teilen ist zwischen verheirateten Leuten eine gute Sache, wissen Sie?«, betonte Micah.
»Ja, ist es. Jetzt lass uns nach Hause gehen.«
Micah musste seine Schritte kontrollieren, hatte Schwierigkeiten, sie an Tacketts anzupassen, wenn er doch eigentlich losrennen wollte. Je eher sie zu Hause ankamen, desto eher konnte er – konnten sie feiern.
Die Klänge von Like a Boss informierten Micah, dass Tackett gerade von Blake angerufen wurde.
Tackett zog sein Handy hervor, sah auf das Display und hob an Micah gewandt eine Augenbraue.
»Was?«, hakte er nach und gab sein Bestes, unschuldig zu klingen.
Tackett schüttelte den Kopf und nahm den Anruf entgegen. »Hey, Blake. Wie geht's dir?« Nach einer kurzen Pause blieb Tackett wie angewurzelt stehen. »Das ist schrecklich. Was können wir tun, um zu helfen?«
»Was ist los?«
Tackett hob einen Finger, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Er rückte näher und versuchte zu hören, was Blake sagte, das Tacketts besorgten Gesichtsausdruck erklären würde, doch er konnte nur einzelne Worte hören, die keinen Sinn ergaben. Nervös verlagerte er das Gewicht von einem Fuß auf den anderen und drückte Tacketts Hand, als seine Angst größer wurde. Irgendwas lief hier falsch.
»Wir sind in einer Stunde da.« Tackett steckte das Handy zurück in seine Tasche.
»Was ist los? Wo sind wir in einer Stunde?«
Tackett legte eine Hand an Micahs Wange. »Wir werden unseren Nachtisch zurückstellen müssen. Jemand hat Jamie entführt. Wir müssen zum Club. Tek braucht uns.«
»Armer Jamie. Oh Gott, armer Tek. Natürlich gehen wir. Los.« Micah riss an Tacketts Hand, damit er sich bewegte. Da gab es keine Frage. Micah konnte manchmal etwas selbstsüchtig sein, aber nicht, wenn es um seine Freunde ging. Er würde tun, was immer er konnte, um zu helfen, und er wusste, Tackett würde das Gleiche tun.
Rig, Bobby und Mason
In der Ferne löste sich ein Blitz und teilte den Horizont. Die Wolken stoben auf, graue, wirbelnde Wogen verdeckten das strahlende Blau des ansonsten friedlichen Sommerhimmels. Als würde sogar der Himmel Masons Wut kundtun, Gregorys Niederlage bezeugen und das Leid von Charles' Seele, die in einem schlichten Sarg gefangen war, widerspiegeln.
Aber nicht heute.
Heute erstreckte sich ein strahlend blauer Himmel über Mason, als er neben dem Grab seines verstorbenen Liebhabers, Dom und Freundes kniete. Die Tränen des Verlusts und der Trauer waren die gleichen, das Loch in seinem Herzen und seiner Seele war so präsent wie eh und je und würde es für den Rest seines Lebens sein. Und doch, als er das Kästchen, das die sterblichen Überreste seines anderen Liebhabers, Dom und Freundes enthielt, an seine Brust presste, wusste Mason, dass er die Qual dieses Mal überstehen würde. Sobald ihm die Tränen nicht mehr über die Wangen liefen und die Trauer ihn aus ihrem Griff entließ, würde er wieder aufstehen können. Seine zitternden Beine mochten schwach sein, doch er wurde von den zwei Männern gestützt, die ihn aus seiner Verzweiflung gerettet und vom Abgrund der Hölle zurückgezogen hatten.
Weder Bobby noch Rig sagten ein Wort, während sie wie Wachen hinter ihm aufragten. Sie konnten Mason nicht vor den schmerzhaften Erinnerungen oder der Pein des Verlusts beschützen, aber mit ihrer Stärke und ihrer Liebe, die so warm war wie die Nachmittagssonne hier in Florida, würde er dieses Mal klarkommen, das wusste Mason.
Ich bin hier, Charles, und ich habe Gregory mitgebracht. Ich habe keine Ahnung, ob du mich hören kannst. Ich weiß, dass du nicht viel für diese ganze Himmel-Sache oder für ein Leben danach übrig hattest, aber nur für den Fall, dass du mich hören kannst, sollst du wissen, dass nicht ein Tag vergeht, an dem ich nicht an dich oder Gregory denke. Ich vermisse euch beide wie verrückt, aber jetzt geht es mir gut. Ich habe noch immer mit der Schuld zu kämpfen, weißt du. Manchmal hasse ich mich selbst dafür, dass ich lache, lächele, lebe. Aber Bobby und Rig helfen mir, und jeden Tag werde ich stärker. Ich habe sogar ein paar neue Freunde gefunden. Ich weiß, dass du's mir nicht glauben wirst, aber ich bin sogar Mitglied eines neuen Clubs und kann dorthin gehen, weißt du, unter Menschen.
Mason lächelte unter Tränen, als er an Micah, Ty und den Rest der tollen Männer im Guards of Folsom dachte. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Charles und zuckte mit den Schultern.
Zumindest für kurze Zeit. Sie sind gut zu mir, Charles. Bobby und Rig haben grenzenlose Geduld, aber ich habe Angst. Ich zögere immer noch. Ich will mit ihnen das haben, was wir zusammen hatten, aber…
Mason verschluckte sich an einem Schluchzen, fühlte das Gewicht des Verlusts, das ihn niederdrückte und ihm den Atem nahm. Jeweils eine Hand legte sich auf Masons Schultern und dann, als würden sich die Wolken teilen und die Sonne freigeben, zog der Sturm vorüber und er hatte sich wieder im Griff. Mason atmete langsam aus.
Mir ist klar, dass ich an der Vergangenheit festhalte, dass ich nicht wirklich leben, Bobby und Rig nicht das geben kann, was sie brauchen, was sie verdienen, bis ich mich verabschiedet habe und dich und Gregory gehen lasse. Ich verspreche, dass ich euch immer lieben werde, aber ich liebe sie auch und will sie glücklich machen, derjenige sein, den sie wollen. Aber ich muss wissen, ob das okay ist, Charles.
Mason legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Er sah Charles' und Gregorys lächelnde Gesichter so klar vor sich, als ständen sie hier bei ihm. Mason war sich nicht sicher, ob es ein Zeichen war oder ob es an Bobby und Rig lag, doch plötzlich fühlte es sich an, als läge er in großen, starken Armen, und Ruhe breitete sich in ihm aus. Die Tränen versiegten, die Sonne trocknete seine feuchten Wangen und er atmete tief und gleichmäßig. Eine sanfte Brise erhob sich, und Mason wusste, dass es an der Zeit war. Ein letzter tiefer Atemzug, dann schlug er die Augen auf. Vorsichtig öffnete er die kleine Kiste und kam auf die Füße.
Von Bobbys und Rigs Armen liebevoll gehalten, kippte Mason das Kästchen langsam. Der Wind nahm die Asche auf, wirbelte sie herum. Ein Teil schwebte zu Boden und bedeckte das Grab, ein anderer Teil wurde in Richtung Meer getragen. Jetzt und für immer würde Gregory Teil des Wassers und des Landes sein, das er so sehr liebte wie einen Freund und Vertrauten.
Mason, Bobby und Rig standen nebeneinander und sahen zu, bis auch die letzte Asche davongetragen worden war. Mit einem Lächeln sah Mason zuerst Bobby, dann Rig an. »Ich bin bereit.«
Bobby drückte Mason einen sanften Kuss auf die Schläfe. »Ich bin so stolz auf dich, Baby.«
Rig zwinkerte ihm einfach nur zu und drückte ihn ein wenig fester an sich. Mason wusste, dass es Teil des Heilungsprozesses war. Bobby und Rig waren dort gewesen, wo Mason jetzt stand. Sie verstanden Masons Trauer, hatten sie selbst durchlebt, als sie ihren Sub verloren hatten. Charles mochte vielleicht nicht an Gott glauben; Mason war sich da auch nicht wirklich sicher. Aber er musste einfach glauben, dass hier eine höhere Macht am Werk war. Wie sonst sollte er erklären, dass Bobby und Rig zu ihm gekommen waren, als er sie am meisten brauchte, oder dass sie in der gleichen Art von Beziehung gewesen waren wie er, Charles und Gregory, und dass sie ihn verstanden? Nicht nur verstanden, sondern auch ihren eigenen Verlust verarbeitet und nach einem Jungen gesucht hatten, der sie vervollständigte.
Charles und Gregory waren seine Vergangenheit, Bobby und Rig sein Schicksal.
Die Fahrt zurück zum Haus war still, aber nicht unangenehm; jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und gab den anderen dennoch Kraft. Mason hatte noch eine letzte Aufgabe zu erfüllen, bevor sie nach Hause fahren konnten.
»Du musst das nicht jetzt sofort machen, wenn du nicht bereit bist«, sagte Rig.
Mason schloss die Tür zu dem Haus auf, das er einst Zuhause genannt hatte, und stieß sie auf. »Ich weiß, aber ich will es.«
Während Mason durch jeden Raum ging und sicherstellte, dass alles sauber war, hielten sich Bobby und Rig zurück. Er würde alle Möbel zurücklassen, doch er wollte sichergehen, dass er keine persönlichen Gegenstände vergessen hatte. Er war froh, dass er zuerst das Grab besucht hatte, denn als er durch das Haus ging, war es genau das, ein Haus. Einst gefüllt mit wundervollen Erinnerungen, und doch nicht mehr als ein Haus. Es war kein Zuhause.
»Mason, er ist da«, rief Bobby.
»Hi, Donavan«, grüßte Mason, als er ins Wohnzimmer trat und die Hand ausstreckte.
Donavan schüttelte sie. »Schön, dich wiederzusehen. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr wir deine Großzügigkeit schätzen.«
Donavan war der Leiter und Gründer des hiesigen Obdachlosenheims für LGBT-Kinder. Er war außerdem derjenige, der Masons Haus, ebenso wie Charles' und Gregorys Autos, erhalten würde.
»Es ist mir eine Freude.« Mason drängte sich an Bobbys Seite und schlang einen Arm um seine Taille. »Hast du den Papierkram mitgebracht?«
»Habe ich.« Donavan hob seine Aktentasche an.
»Gut, dann lass uns Platz nehmen.«
Rig und Bobby ließen sich rechts und links von Mason nieder. Mason wusste, dass er das Richtige tat, doch es nach dem Besuch auf dem Friedhof zu einem Ende zu bringen, hatte seinen Tribut gefordert. Gedanklich war er vollkommen erschöpft. Rig bemerkte Masons Unbehagen, zog seinen Stuhl dichter an Mason und legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. Es kam nicht überraschend, dass Bobby es Rig gleichtat, den Stuhl näher zog und seine Hand auf Masons anderem Oberschenkel platzierte.
»Ich würde dir ja gerne etwas zu trinken anbieten, aber ich fürchte, wir haben den Kühlschrank schon leer geräumt«, entschuldigte sich Bobby.
»Das ist vollkommen in Ordnung.« Donavan zog eine Mappe aus seiner Aktentasche und schob sie zusammen mit einem Stift über den Tisch zu Mason. »Ich denke, du wirst mit allem zufrieden sein. Ich habe die Stellen markiert, an denen du unterschreiben musst.«
Ohne sich das Dokument durchzulesen, setzte Mason an jede Stelle, die mit einem farbigen Marker ausgewiesen war, seine Unterschrift. Er vertraute darauf, dass Donavan alles zu seiner Zufriedenheit aufgesetzt hatte und, viel wichtiger, das Beste für die Kids in seiner Obhut wollte. Mason hatte keine Ahnung, wie er sich im Moment fühlte. Einerseits wusste er, dass er das Richtige tat. Die Kids im Zentrum brauchten diesen Ort hier. Einen Ort, an den sie flüchten, an dem sie etwas Spaß haben, den Strand genießen und einfach Kinder sein konnten. Andererseits war es auch schwer, dem letzten Ort, der ihn mit seinen verlorenen Doms verband, Lebewohl zu sagen.
Mit zitternder Hand schob Mason die Mappe über den Tisch zurück.
»Bist du okay?«, fragte Donavan. »Brauchst du noch etwas Zeit, um darüber nachzudenken?«
Mason schüttelte den Kopf, griff nach Bobbys und Rigs Hand und verschlang ihre Finger ineinander. Sofort erfüllte ihn ihre Stärke und gab ihm die Zuversicht, die er brauchte.
»Nein, ich muss nicht mehr darüber nachdenken. Es ist genau das, was ich tun muss. Viel wichtiger noch, was ich tun will.«
»Danke«, sagte Donavan ehrlich. »Ich hoffe, dass du mal wieder vorbeikommst und uns besuchst. Ich weiß, dass sich die Kids freuen würden.«
»Ich werd's versuchen.« Mason war noch nicht bereit, sich in einer Gruppe von Kindern aufzuhalten, besonders Kindern, die ihn umringten, um ihm zu danken. Vielleicht eines Tages.
Donavan verstaute die Mappe wieder in seiner Aktentasche und stand auf. »Ich muss zurück.«
»Ich hole die Schlüssel«, bot Rig an.
Mason und Bobby standen ebenfalls auf und brachten Donavan zur Tür.
»Hast du noch mal über einen Namen nachgedacht?«, fragte Donavan.
Er hatte Mason gebeten, sich einen Namen für das Haus auszudenken. Mason hatte viel darüber nachgedacht, hatte den Ort als ein Camp betrachtet, und doch war ihm nichts eingefallen, das angemessen erschienen wäre. Als er jedoch das Haus weniger als ein Camp und mehr als Ziel für einen Familienausflug angesehen hatte, war ihm ganz leicht ein Name eingefallen.
»Charles' and Gregory's Sunshine House.«
Für einen kurzen Moment starrte Donavan auf seine Füße und nickte dann, bevor er aufsah und Masons Blick begegnete. »Das ist wundervoll und passt sehr gut.«
»Danke«, erwiderte Mason ehrlich.
»So, bitte sehr.« Rig reichte Donavan die beiden Schlüsselbunde.
»Danke, ich werde mich bald wieder melden.«
Mason, Rig und Bobby schüttelten Donavan die Hand und standen dann Arm in Arm zusammen, als sie ihm nach sahen. Mason hatte erwartet, Trauer und Reue zu verspüren, oder zumindest hatte er mit einer Panikattacke gerechnet, aber nichts als Ruhe umgab ihn. Er war wirklich bereit, einen Schritt in die Zukunft zu wagen.
»Haben wir noch genug Zeit, zum Strand zu gehen, bevor wir zum Flughafen müssen?«, fragte Mason.
»Natürlich haben wir«, antwortete Bobby. »Na los.«
Mason ließ seine Schuhe auf der Veranda und lief den Weg entlang, während er sich an dem Gefühl von warmem Sand zwischen den Zehen erfreute. Es liebte es, mit Bobby und Rig in New York zu leben, genoss die Zeit im Club und liebte die Tatsache, dass er – mit Max' Hilfe – anfing sich hinauszuwagen und zum ersten Mal sogar Freundschaften schloss. Trotzdem vermisste er den Strand und war wirklich kein Fan der kalten Winter. Er bezweifelte, dass er sich je an sie gewöhnen würde. Aber vielleicht würde er eines Tages, wenn sein Selbstvertrauen wuchs, Bobbys und Rigs Angebot annehmen können und anfangen, in den kälteren Monaten zu reisen – die beiden waren auch keine besonders großen Fans von eisigen Temperaturen.
Mason hatte gerade erst seine Zehen ins Meer getaucht, als das schrille Klingeln von Rigs Handy erklang.
Rig zog es aus seiner Tasche, ein finsterer Ausdruck im Gesicht, als er auf das Display sah. »Es ist Blake.« Er nahm den Anruf entgegen und hob das Handy ans Ohr. »Hallo?«
Abrupt blieb Bobby stehen. »Es muss was passiert sein. Er weiß, weswegen wir hier sind.«
»Ja, wir kommen heute zurück, warum?«, fragte Rig. »Was ist los?«