Guten Appetit - Katharina R. Rosenplenter - E-Book

Guten Appetit E-Book

Katharina R. Rosenplenter

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Beschreibung

Essen kann viel mehr sein als bloße Nahrungsaufnahme. Die internationale Küche bietet ein vielfältiges Angebot, aber auch die häusliche Küche hat interessante Spielarten. Allerdings gibt es dabei auch Vieles, was schiefgehen kann. Über Ereignisse, die einem bei den verschiedenartigsten Essensmöglichkeiten zustoßen können, bietet dieses Buch eine bunte Auswahl.

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Seitenzahl: 79

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Inhalt

Sie servierte ihm das Frühstück

Gutbürgerlich

Das Grillen

Unser Stammlokal-der Italiener

Der Grieche

Der Chinese oder angewandte Mathematik

America the beautiful

Die Nouvelle cuisine

Vive la France

Fondue – das Original

Igitt

Es muss nicht immer Kaviar sein

Sie servierte ihm das Frühstück

Jedes Werk über Kulinarisches sollte mit einem Frühstück beginnen. Nun ist dieses Frühstück nichts Besonderes, sogar ganz im Gegenteil, aber die Geschichte wäre sehr lustig, wenn sie nicht so tragisch wäre, und sie handelt nicht von einem English Breakfast oder opulenten Brunch. Das Frühstück in diesem Fall bestand wohl eher aus zwei Scheiben Mischbrot, zwei Wurstscheiben, einer Packung Schmelzkäse und dazu ein Klacks Marmelade, in Verbindung mit einem Napf voll Muckefuck. Auf den Napf kommt es nun an. Es ist tatsächlich der berühmte Blechnapf, wie man ihn in der Justizvollzugsanstalt kennt. Wie kam es jetzt dazu? Das ist eine lange Geschichte.

Es fing damit an, dass wir ein neues Auto brauchten. Und meine Schwiegermutter bestand darauf, dass es unbedingt ein Mercedes sein musste. „ In eurer Position seid ihr euch das schuldig!“ Das war uns eigentlich egal, aber sie bestand darauf und wollte uns sogar einen finanziellen Zuschuss geben. Na meinetwegen. Wir machten uns also auf die Suche nach einem Mercedes und durchforsteten die Anzeigen in der Zeitung. Und richtig, wir fanden ein Modell, das wir finanziell noch stemmen konnten, einen Jahreswagen, der einer Firma gehört hatte. Verkauft von einer Firma Autohaus Herzog. Dass wir die nicht in den Gelben Seiten fanden, irritierte uns zunächst nicht, auch nicht, dass die Besichtigung auf einem Parkplatz in der Nähe seiner Wohnung stattfand. Das Geschäftliche fand dann auch in der Wohnung statt, und Jupp erzählte dann von sich, dass er Busfahrer bei der BVG gewesen war, sich dann selbständig gemacht hätte und jetzt einen Betrieb mit mehreren Angestellten hätte, und dass der Service und die Wartung auch von ihm übernommen werden könnte. Also alles bestens. Der Verkauf lief glatt, und wir waren mit dem Auto sehr zufrieden. Die Sache mit der Wartung und den Reparaturen klappte auch hervorragend, und wir behielten auch privat Kontakt. Wir trafen uns zum Grillen, sind zusammen verreist, Herzogs betreuten unser Haustier, wenn wir verreisten. Wir taten ihnen sogar einen großen Gefallen, als wir der Tochter, Larissa, eine Platz an einer Berufsfachschule besorgten, der schwer zu kriegen war. Sonst gehörten zur Familie noch Frau Herzog, genannt Mausi und die Söhne Konstantin, 15 und Björn, 13. Mausi arbeitete nicht, aber schmiss den Haushalt und machte den Papierkram für die Firma. Zum Bekanntenkreis gehörte auch Fabian Geyer, der engste Kumpel von Jupp, ein Rechtsanwalt. Dessen Familie haben wir mal besucht, die hatten einen Wohnwagen auf einem Campingplatz in der Nähe von Hamburg. Dort verbrachte er mit seiner Familie die großen Ferien. Seine Familie, das waren seine Frau und seine beiden Töchter, im Alter von Björn und Konstantin, sie kannten sich offenbar gut und interessierten sich deswegen nicht die Bohne füreinander. Konstantin saß da wie ein Nappkuchen. Frau Geyer, Edelgard, fragte ihn: „willst du eine Cola?“ - „?!?“ - eine Fanta? - „?!?“ - einen Apfelsaft „?!?“ - Oder soll ich dir eine runterhauen? - „?!?“ - … Nun ist ein Wohnwagenurlaub angeblich etwas für Leute mit Drang zu Freiheit und Unabhängigkeit. Auf diesem Campingplatz bestand die Unabhängigkeit darin, dass man dicht auf dicht gepackt mit den Nachbarn hauste, dabei lag er nicht mal am Wasser; geschweige denn am Meer, und erinnerte mich lebhaft an Westberliner Zeiten im Standbad Wannsee, als das die einzige Möglichkeit war, an einem natürlichen Gewässer baden zu gehen.

„Er kratzte sich sein Bein, dabei war’s gar nicht sein!“ Im Übrigen hatte der Campingplatz auch ein zentrales Haus, in dem eine Spülküche, Duschmöglichkeiten und sonstige Räumlichkeiten lagen. Und man musste von Geyers Wohnwagen über den ganzen Platz dahin laufen. Da das Bier in Strömen floss, bedeutete das, dass man ständig auf der Wanderung war, und da ich nun das Auto fuhr, beschränkte ich mich auf Kaffee, aber die Wirkung war ähnlich. Nichts gegen die Anlagen, die waren wenigstens sauber. Aber unter Urlaub stelle ich mir doch etwas anderes vor.

Eines Tages, als wir uns mal wieder trafen, eröffnete Jupp, dass er etwas Neues aufgerissen hätte. Er wer jetzt JHI, Jupp Herzog Immobilien. Es stellte sich heraus, dass eine Nachbarin um die Ecke, eine Immobilienmaklerin, Frau Louise Marquardt, seine Partnerin sein wollte. Ihr charmanter österreichischer Akzent täuschte über ihre knallharte Geschäftstüchtigkeit hinweg. Sie hatte ihm Exposes für diverse Objekte übergeben, und Jupp schwärmte geradezu. Da mein Mann zu dieser Zeit Berater beim BHW war, das ist eine Bausparkasse für Angehörige des öffentlichen Dienstes, die in den jeweiligen Dienststellen Ansprechpartner unterhielt und dort auch recht erfolgreich arbeitete, war er sofort Feuer und Flamme. Das würde eine tolle Zusammenarbeit ergeben. Hier Leute, die ein Eigenheim suchten und finanzieren mussten, dort ein Immobilienmakler. Außerdem reizte Jupp die Möglichkeit mühelosen Geldverdienens. Einmal im Monat ein Objekt verkaufen, das bringt genauso viel wie vier Wochen Arbeit im der Autobude und erheblich weniger Arbeit und Ärger. Na ja, wenn man was verkauft. Jupp hat überhaupt nur ein einziges Objekt verkauft und das hatten wir noch vermittelt. Unser Onkel aus Karlshorst wollte seine Laube in Hönow verkaufen, ein zwar winterfestes Gebäude mit Strom und Wasseranschluss, aber leider hatte man es versäumt, sich von dem Plumpsklo zu trennen, das als Häuschen mit Herz im Garten stand. Sie hatten nie verstanden, warum ich bei Besuchen in dieser Laube immer so wenig getrunken habe, ich vermied es nach Möglichkeit, die Örtlichkeit zu benutzen. Unser Onkel verstand auch nicht, warum mögliche Käufer ihm nur den reinen Grundstückspreis bezahlen wollten. „Das Haus ist doch voll bewohnbar und auch im Winter nutzbar!“. Es hatte eine elektrische Heizung. Schließlich wurde er es doch los, kaufte sich von dem Geld eine Wohnung in Spanien, mit der er nichts als Ärger hatte, und die er kaum erreichen konnte, weil nicht mal ein Flugplatz in der Nähe war. Mit dem Auto waren es drei Tage stramme Fahrt, und er war schon 80. irgendwann ist er das Ding dann mit Verlust wieder losgeworden, die Sache erinnerte etwas an das Märchen von Hans im Glück. Aber das war viel später. Jedenfalls, die Laube war verkauft, und wir warteten auf den Anteil der Maklerprovision, die wir uns mir Frau Marquardt teilen wollten. Aber die reagierte nicht, das Telefon war nicht besetzt, uns als Jupp eines Tages persönlich vorbeiging, war der Laden geschlossen. Jupp setzt nun seinen Freund Fabian auf den Fall an, und irgendwie hat er es geschafft, das Geld vor Gericht einzutreiben. Es kam zu einem regelrechten Prozess, und Frau Marquardt musste zahlen. Mein Mann sagte: „Das war das erste Mal, dass ich es mit der Justiz zu tun hatte!“ Und hoffentlich auch das letzte Mal. Dachte er.

Jupp und Fabian, das war ein Gespann. Beide hielten sich für Cleverles.

Unvergessen der Abend mit Vecchia Romana. Mit meinem Mann hatten sie sich bei einem Italiener verabredet, für die beiden in Laufweite, und ich wurde dazu verdonnert, meinen Mann gegen zehn abzuholen. Wenn man dann nüchtern in eine solche Runde platzt, gilt man leicht als Spaßbremse und dann heißt es: „Setz dich doch!“. Dann gibt es noch einen, und noch einen, und die Zeit vergeht und man sitzt wie doof daneben. Als ich kam, waren die drei Herren allerdings tatsächlich dabei zu gehen. Sie wollten nur noch als Absacker einen Vecchia Romana trinken. Das ist ein Bitterlikör, und auf den kann ich gerne verzichten, weil ein Besäufnis mit dem ausgesprochen eklig ist. Da gibt es bessere Möglichkeiten besoffen zu werden. Jedenfalls holte der Wirt eine ganz neue Flasche und goss den Herren je ein Glas ein, dann kam die Rechung. Und plötzlich hatten Jupp und Fabian es verdammt eilig, aus dem Lokal zu kommen. Es stellte sich später heraus, dass sie zu dritt eine ganze Flasche von dem Zeug geleert hatten, aber der Wirt hatte das irgendwie nicht gemerkt, und hatte die Flasche vergessen und nur die letzten drei Schnäpschen auf die Rechung gesetzt. Zu dem Italiener sind die jedenfalls nicht mehr gegangen.

Mit den Immobilien war es also nichts. Da kam Jupp drauf, dass der öffentliche Dienst doch eine gewisse Sicherheit bot. Er bewarb sich also für den Justizvollzugsdienst, und dazu war eine Prüfung erforderlich. Weil es sich zu zweit leichter lernt, musste seine Frau mitmachen und sie verlangte dann auch mit zur Prüfung antreten zu können. Das Ergebnis war, sie bestand die Prüfung, er nicht, weil seine Deutschkenntnisse den Anforderungen nicht genügten. Sie beharrte dann auch darauf, tatsächlich bei der Justiz anzufangen. Das Argument mit den Kinder zog nicht mehr, mit 18, 16 und 14 konnten die Kinder allein klarkommen, nicht wie bei einem Kollegen meines Mannes, der uns mit seiner Frau keine Abendbesuche machen konnte, weil sie die dreizehnjährige Tochter nicht für einen Abend allein lassen konnten. Das Kind war übrigens nicht behindert, sondern besuchte ein Gymnasium , hat Abitur gemacht und ist fünf Jahre später mit einen Studienkollegen ihres Vaters zusammengezogen, der sich sofort scheiden ließ, weiter fünf Jahre später hatte sie drei Kinder von ihm. Aber das ist eine andere Geschichte. Jupps Frau, Mausi, fing also bei der Justiz an, das bedeutet zwar auch Schichtarbeit, aber ihr machte es Spaß, sie kam auch menschlich mit den Knackis klar, und ein regelmäßiges Einkommen mit Feiertagsuns Nachtzuschlägen war auch nicht zu verachten. Jupp bestand allerdings darauf, dass sie ihr ganzes Einkommen in die gemeinsame Familienkasse