Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Erster Kurzreiseführer in deutscher Sprache über dieses faszinierende und doch fast unbekannte Land Südamerikas. Als weiterer Band der bewährten Edition "Reisen" erhält der Leser fundierte und nützliche Informationen zu diesem ungewöhnlichen Reiseziel. Mit über 20 Karten
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 138
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Vorwort
Guyana – Kurzübersicht
Guyana – eine Insel auf dem Kontinent
Das Guyanaschild
Landschaften und Umwelt
Klima
Urwald und Gebirge
Flora und Fauna
Geschichte
Wirtschaft, Politik, Sicherheit
Bevölkerung, Ethnien, Religion, Sprache
Kultur
Praktische Reiseinformationen
Sicherheitshinweise
Reiserouten
Georgetown - Rundgang
Ausflüge
Shell Beach
Demerara Harbour Bridge, Leonora, Meten Meer Zorg, Parika, Leguan Island, Hog Island, Supenaam, Queenstown, Anna Regina, Charity
Pomeroon River, Adel’s Resort, Wakapoa
Cheddi Jagan Airport, Linden, Rockstone, Sherima, Bartica-Potaro Road, Madhia, Bartica
Richtung Brasilien
Linden-Lethem Road, Mile 58, Iwokrama, Rupununi Road, Lethem,Rupununi-Savanne, Masakenari, Aishalton, Shea Rock
Richtung Suriname
Mahaicony, Number 11, Lichfeld, Port Murant, Rose Hall, Skeldon, Moleson Creek
Suriname (Ausreise)
Richtung Venezuela
Landesinnere
Kaieteur Falls
Orinduik Falls, Kurutuik Falls
Roraima-Tepui, Kukenan-Tepui
Paraitepuy (Venezuela), Triple Point, Lake Gladys, Salto Kukenan (Venezuela), Roraima Fall
Besondere Reise-Events
Wichtige Anschriften, Telefonnummern und Informationen
I) Notruf
II) Behörden
III) Krankenhäuser und Erste-Hilfe-Stationen
IV) Tourismus Information
V) Autovermietung (Auswahl)
VI) Botschaften, Konsulate und internationale Organisationen
VII) Fluggesellschaften
VIII) Flughäfen
IX) Botanischer Garten, Einkaufszentren, Märkte, Museen, Zoo
X) Post
XI) Reiseveranstalter und Reisebüros in Guyana (Auswahl)
XII) Restaurants und Cafés (Auswahl)
XIII) Schiffspassagen
XIV) internationale Fähre Suriname
XV) Busse
XVI) Universität
XVII) Unterkünfte
Georgetown
Lethem
Linden
Rest Guyana
Lodges (Auswahl)
Freizeiteinrichtungen
Marina
Quellen
Der Autor
Index
Veröffentlichungen
Südamerika
Das Guyanaschild
Guyana Distrikte
Guyana Gebietsansprüche
Einklarieren
Guyana Tourismus (Übersichtskarte)
Georgetown Großraum
Georgetown 1
Georgetown 2
Georgetown 3
Georgetown 4
Georgetown 5
Georgetown 6
Demerara - Essequibo
Supenaam - Charity
Bartica - Cheddi Jagan Airport
Linden - Bartica
Linden - Iwokrama - Lethem
Lethem bis Corantyne
Georgetown - Suriname
Nord- und Zentralguyana
Roraima Tepui
Im Herbst 2018 erschien die 3. Auflage meines Reiseführers über Französisch-Guayana, im Frühjahr 2019 dann die 2. Auflage über Suriname. Da scheint es nur folgerichtig, auch einen Reiseführer über Guyana zu veröffentlichen. Da ich an einem ausführlichen Reiseführer jedoch mindestens ein Jahr arbeite, habe ich mich dazu entschlossen, für Guyana nur einen Kurzreiseführer zu verfassen. Einen der Gründe hierfür kennen Sie nun also, ein zweiter muss jedoch noch hinzugefügt werden: Guyana bietet, ebenso wie Französisch-Guayana und Suriname, zwar auch sehr viel unberührte Natur und natürlich auch eine kulturelle Vielfalt, jedoch ist dieses Land so wenig touristisch erschlossen, dass ein großer Reiseführer für den deutschsprachigen Markt hier eher unangebracht erscheint. Ein Kurzreiseführer, wie Sie ihn nun in Händen halten, bietet jedoch einen ersten Überblick, zeigt Möglichkeiten auf, die der Besucher aufgreifen kann aber nicht muss. Entdecken Sie also Guyana als drittes Land auf dem Guyana-Schild, verbinden Sie es mit einer Reise zu seinen direkten Nachbarn, den anderen beiden Guyanas, oder aber Brasilien und eventuell auch Venezuela, denn auch diese beiden Staaten haben ja einen kleinen Anteil an jener geologischen Formation, welche die Guyanas vom Amazonas scheidet. Im Weiteren habe ich mich diesmal aus Kostengründen und um dem Umfang des Reiseführers möglichst klein zu halten dazu entschieden, die Kapitel (entgegen den Regeln des Buchdruckes) teilweise auch auf den linken Seiten beginnen zu lassen sowie keine Fotos im Buch selbst abzudrucken, dafür aber relativ viele Karten, die Ihnen die Orientierung erleichtern sollen. Und wie immer bei einem Reiseführer: Oftmals sind die Entwicklungen und Veränderungen in einem Land schneller als ein Reiseführer sein kann - sollten Sie also auf Änderungen oder Neuigkeiten stoßen, so scheuen Sie sich nicht, mir diese mitzuteilen.
Worms, im August 2019
Name:
Co-operative Republic of
Guyana
(Kooperative Republik Guyana)
Unabhängigkeit:
26.05.1966
Gründung der Kooperativen Republik:
23.02.1970
Lage:
nordöstliches Südamerika (1° - 8,5°
nördl. Breite/ 57° - 61° westl.
Länge)
Fläche:
214.970qkm
Grenzen:
Venezuela, Brasilien, Suriname (umstrittene Grenzverläufe am Oberlauf des Corantyne mit Suriname sowie mit Venezuela hinsichtlich des gesamten Gebietes westlich des Essequibo - insgesamt über 65% des Staatsgebietes)
Vegetation:
etwa 85% Wald (ca. 75% Primärwald), ca. 12% Schwemmland (Sand- und Tongürtel), Gebirge und Hochlandsavanne, ca. 2,5% Kulturland
Klima:
tropisch
Hauptstadt:
Georgetown, 235.017 Einwohner (2017)
Bevölkerung:
Guyaner
777.105 (2017)
Bevölkerungsdichte:
3,6/qkm (2017)
Bevölkerungswachstum:
0,6% (2017)
Durchschnittliche Lebenserwartung:
66,65 Jahre (2016)
Ethnien:
Inder (43,4%), Kreolen (30,2%), Mischlinge (16,7%), Amerindianer (9,2%), Chinesen (0,2%), Portugiesen/ Brasilianer (0,2%), Europäer/ US-Amerikaner (0,1%) - alle Angaben basieren auf der Volkszählung von 2002
Sprachen:
Englisch (Amtssprache), englischbasierendes Kreol (Umgangssprache), Karibsprachen der Amerindianer, Hindi, Tamil, Chinesisch, Portugiesisch (Brasilianisch); insgesamt werden in Guyana offiziell 12 Sprachen gesprochen
Religionen:
Christen (56,7%: Pfingstler, Katholiken, Anglikaner, Sieben-Tage-Adventisten, Methodisten. Zeugen Jehovas, übrige christliche Gemeinschaften), Hindus (28,8%), Moslems (7,3%), Atheisten (4,3%), Rastafarian (0,5%), Bahai (0,1%), andere Religionen (insbesondere animistische Kulte der Amerindianer - 1,3%)
Alphabetisierungsrate:
ca. 87,5 % (2015)
Politik:
Präsidialrepublik, Nationalversammlung; Wahl auf 5 Jahre, nächste Präsidentenwahl 2020; u.a. Mitglied der UNO und des CARICOM (Gründungsmitglied) sowie Teil des Commenwealth of Nations
Aktueller Präsident:
David Granger (Partei AFC)
BIP:
4,5 Mrd. US$ (2017) mit einem
Handelsdefizit von 5,9%
Staatsverschuldung:
52,3% (2017)
Inflation:
2,1% (2017)
Durchschnittliches Bruttojahreseinkommen:
4.460US$ (2017)
Armutsgrenze:
694US$/ Jahr (2017)
Bevölkerungsanteil unter der Armutsgrenze:
35% (2006)
Arbeitslosenquote:
11,1% (2017)
Handelspartner:
NAFTA (Kanada, USA),
CARICOM (Trinidad & Tobago),
Großbritannien, VR China, Südafrika, Panama, Kuba
Exportgüter:
Bauxit, Gold, Manganerze, Diamanten, Zucker, Reis, Garnelen, Rum und Holz; für die Zukunft: Öl
Importgüter:
Öl, Maschinen, Fahrzeuge, Lebensmittel, Metallprodukte
Weitere Einnahmequellen:
Tourismus (sehr gering)
Quellen: Weltbank, CIA-World-Factbook, knoema.de, wikipedia
Guyana als eine von drei Inseln auf dem südamerikanischen Kontinent zu bezeichnen wäre fast richtig. Noch bis vor nicht allzu langer Zeit war das Land nur von seinem östlichen Nachbarn Suriname über Land zu erreichen. Von dort war dann zwar auch eine Weiterfahrt nach Französisch-Guayana möglich, aber die „Route de Macapa“, die als äußerst schlechte Piste vom brasilianischen Bundesstaat Amapa zum französisch-guyanesischen Grenzfluss Oyapock führte und in der Regenzeit nicht befahrbar war, konnte nur bedingt als Verbindung verstanden werden. Und auch die überaus schlechte Urwaldpiste, welche das ehemalige Britisch-Guyana mit Boa Vista in Brasilien verband, war nicht wirklich als Verbindung zum Rest des Kontinents zu bezeichnen. Zur Ciudade Guayana in Venezuela besteht sogar bis heute keine Landverbindung. So blieben denn die drei Guyanas im wesentlichen „unter sich“, sozusagen als spätes Überbleibsel der karibisch geprägten Kolonisation durch die drei Kolonialmächte Großbritannien, Holland und Frankreich. Diese „Insellage“ führte denn auch dazu, dass sich alle drei Guyanas eher in Richtung Karibik bzw. Europa orientierten. Die lateinamerikanischen Nachbarn blieben dagegen eher fremd, ihre Bewohner waren höchstens als zum Teil ungeliebte Billigarbeiter akzeptiert. Doch auch zwischen den drei Guyanas bestand eine historische Entfremdung, die sich in verschiedenen Muttersprachen, kulturellen und politischen Entwicklungen bis hin zu ganz konkreten Grenzstreitigkeiten ausdrückte. Bis heute sind die Grenzen zwischen Guyana und seinen beiden Nachbarn Suriname und Venezuela nicht eindeutig geklärt und zwischen Guyana und Suriname wäre es im Jahr 2000 beinahe sogar zu einem Krieg um die Grenzen im Mündungsbereich des Corantyne gekommen.
Doch inzwischen herrscht wieder Frieden, und man nähert sich zusehends an. Auch die „Insellage“ beginnt sich langsam aufzulösen, da die „Straßenverbindung“ vom brasilianischen Boa Vista über Lethem und Georgetown inzwischen gelegentlich ganzjährig passierbar ist. Und auch die „Straße“ von Macapa am Amazonas über Saint-George, Cayenne, Saint-Laurent-du-Maroni in Französisch-Guayana sowie Albina, Paramaribo und Nieuw Nickerie in Suriname wird demnächst ganzjährig befahrbar sein, so dass Guyana nunmehr auch mit dem Rest Südamerikas verbunden ist.
© Bernhard Conrad, 2008 - 2019
Vor vielen Millionen Jahren begannen sich die einzelnen Kontinente von einem Superkontinent, der damals einzigen Landfläche, abzutrennen. Durch die Kontinentaldrift entfernten sie sich dabei von einander, kamen sich kurzzeitig auch einmal näher, stießen gelegentlich aber auch ziemlich rüde aufeinander. Nur eine Erdformation blieb ihrem Standort ziemlich treu: das Guyanaschild. Während all die anderen Kontinente sich laufend bewegten, tat sich hier recht wenig. Das riesige Granitplateau wurde nur von Wind und Wetter angegriffen, die weniger harten Böden im Laufe der Zeit abgetragen, wodurch die heutigen Tafelberge des Guyanaschildes entstanden, auch Tepuis genannt, wobei der Roraima im Dreiländereck Venezuela, Brasilien, Guyana mit seinen 2.810m der höchste dieser Tafelberge ist. Die wenigen Vulkane dagegen verloschen schon vor langer Zeit, und da keine Bewegung des Schildes stattfand, wurden auch Erdbeben zu einer äußerst seltenen Angelegenheit. Das Guyanaschild erstreckt sich dabei vom brasilianischen Guyana – das ist jenes Gebiet des brasilianischen Bundesstaates Amapa, welches bis zum Jahre 1900 zu Frankreich gehörte – über die drei Guyanas – Französisch-Guayana, Suriname und Guyana – bis zum venezolanischen Guyana – die Bundesstaaten Amacouro, Bolivar und Amazonas. Die Grenzflüsse gegenüber dem Amazonasbecken sind dabei der Araguari in Brasilien und der Orinoco in Venezuela, die Wasserscheide zwischen den Guyanas und dem Amazonas bilden die Gebirge entlang der Staatsgrenzen zu Brasilien. Alle Flüsse in den Guyanas fließen demnach in nördlicher Richtung, zum Meer, lediglich die beiden oben genannten Grenzflüsse des Guyana-Schildes fließen eher östlich ins Meer; die Flüsse jenseits der Wasserscheide münden alle in den Amazonas.
1 - Pomeroon-Supenaam
2 - Essequibo Islands - West Demerara
3 - Demerara - Mahaica
4 - Mahaica - Berbice
Das Land ist im Einzelnen landschaftlich wie folgt gegliedert:
nördliche Küste bis zur Distriktgrenze von Barima - Waini: oft überflutete Regenwälder;
ab der Distriktgrenze von Pomeroon - Supenaam bis zur Grenze nach Suriname: Agrarregionen;
daran anschließend in westlicher Richtung in den Distrikten Mahaica - Berbice und East-Berbice - Corentyne ein Gras- und Savannengürtel, in den übrigen Distrikten Regenwald;
im Distrikt Cuyuni - Mazaruni, direkt an der Grenze zu Venezuela und dabei nördlich des Roraima ein kleineres Savannengebiet;
in den Distrikten Potaro - Siparuni sowie Upper Takutu - Upper Essequibo, direkt an der Grenze zu Brasilien ausgeprägtere Savannen- und Graslandschaften.
Der Küste vorgelagert ist ein schmaleres Wattgebiet.
Die Distrikte Cuyuni - Mazaruni und Potaro - Siparuni sowie der westliche Teil des Distriktes Barima - Waini sind recht gebirgig, die höchste Erhebung des Landes ist der Roraima-Tepui, ein Tafelberg im Dreiländereck zwischen Guyana, Brasilien und Venezuela mit einer Höhe von 2.810m. In den zentralen Regionen der Distrikte Upper Takutu - Upper Essequibo und East-Berice - Corentyne befindet sich ein niedrigeres Gebirge und in beiden Distrikten, direkt an der Grenze zu Brasilien dann die Ausläufer des Tumuc-Humac-Gebirges, welches von Franzöisch-Guayana aus kommend in Guyana die höchsten Erhebungen aufweist. Die Gebirge an den Grenzen zu Suriname und Venezuela bilden gleichzeitig die Wasserscheide, welche die Guyanas vom Amazonas und Orinoco trennen.
Ein großes Problem für Guyana stellt die Tatsache dar, dass sich der größte Teil der Bevölkerung und die meisten Agrarflächen in dem etwa 20 - 70km breiten Schwemmlandgürtel direkt hinter der Küstenlinie befinden, der zum größten Teil etwa auf der Höhe des Meeresspiegels liegt, teilweise sogar über einen Meter darunter. Dies würde bei einem Anstieg des Meeresspiegels um nur einen Meter bereits bedeuten, dass davon etwa 70% der Bevölkerung sowie fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen betroffen wären, wodurch Guyana zu den gefährdeten Gebieten im Hinblick auf die weltweiten Klimaveränderungen gehört. Aus diesem Grunde wurde in den letzten Jahren ein Küstenschutzprogramm entwickelt, welches von der EU finanziell unterstützt wird. In diesem Projekt wird der Wiederansiedlung des Mangrovenwaldes oberste Priorität zuteil, insbesondere, da die Ansiedlung von Mangroven nur etwa 0,5% der Kosten einer vergleichbar langen Betonwand ausmacht. Aber auch aus ökologischen Gründen ist die Wiederansiedlung der Mangroven sinnvoll, da diese etwa 10x mehr Kohlenstoff binden als tropische Harthölzer.
Guyana befindet sich unweit des Äquators, zwischen 1° N und 8,5° N, und ist daher durchweg tropisch. Die Niederschlagsmengen schwanken zwischen 1.500mm an der Küste und etwa 3.000mm im Landesinneren (Georgetown: 2.300mm). Die Temperaturen pendeln zwischen 24°C und 31°C (mittlere Temperatur: 27°C), im Urwald kann es nachts jedoch auch unter 20°C „kalt“ werden. Das Klima wird überwiegend durch die Innertropische Konvergenzzone (ITC) bestimmt, die zweimal im Jahr über das Land hinweg zieht. Dadurch entstehen auch die Trocken- (Anfang Februar bis Ende April und Ende August bis Anfang November) und Regenzeiten (November bis Januar und Mai bis Mitte August), die jedoch nicht immer so pünktlich auftreten. Im Urwald dagegen muss man immer auf Regen gefasst sein, der hier auch schon mal ohne Vorwarnung auftreten kann. An der Küste wird das Wetter zusätzlich durch die Passatwinde beeinflusst, die besonders bei großer Hitze durchaus für etwas Abkühlung sorgen können. Auf den Tepuis trifft man fast ganzjährig eine starke Bewölkung an, aus der immer wieder Gewitterregen fällt - die Niederschlagsmengen sind hier teilweise wesentlich höher als im Rest des Landes, jedoch gibt es hierüber keine verlässlichen Daten.
Hinter dem Schwemmlandgebiet beginnt der eigentliche Urwald, der den größten Teil des guyanischen Territoriums ausmacht (alle Waldgebiete zusammen etwa 85%). In der Nähe von Straßen und Siedlungen handelt es sich dabei um Sekundärwald, der Rest ist weitestgehend unberührter Primärwald. Dabei ist der guyanische Primärwald, ebenso wie die Primärwälder der übrigen Guyanas, der artenreichste der Welt. Es sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass die Regenwälder des Guyanaschildes nicht mit denen des Amazonasbeckens identisch sind, auch wenn sie immer wieder als Amazonasregenwald bezeichnet werden.
Dieser Regenwald zieht sich auf einem überwiegend hügeligen Relief durch das guyanische Hinterland, unterbrochen bzw. betont durch einige spektakuläre Gebirge, deren Höhepunkte sicherlich die Tafelberge darstellen, Granitreste aus ältester Vorzeit, als das Guyanaschild noch eine Art riesiges Hochplateau darstellte, welches im Laufe von Jahrmillionen durch Erosion abgetragen wurde.
Hier, im Gebirge, finden sich dann einige der spektakulärsten Höhepunkte für Touristen: die Wasserfälle, für die Guyana berühmt ist. Mit einer Höhe von rund 226m (251m mit anschließenden Kaskaden) und einer Breite von fast 100m sind die Kaieteur Wasserfälle die höchsten Fälle Guyanas, bezogen auf die Wassermenge (663 Kubikmeter/Sekunde) stellen sie sogar die mächtigsten Fällen der Erde dar. Gleichzeitig sind sie eines der wichtigsten Reiseziele des Landes (obwohl aktuell nur etwa 4.000 bis 6.000 Besucher pro Jahr hierher kommen). Weitere Wasserfälle sind die Kurutuik Wasserfälle (ca. 100m hoch), die Orinduik Fälle (ca. 25m hoch und 150m breit) sowie die entweder wesentlich kleineren oder schwer zu besuchenden Amatuk-, Aruwei-, Canister-, Govenor-, Great-, Itaballi-, Itaki-, Kamerau-, King George V-, King William IV-, Kumu-, Marshall-, Sakaika- und Wanotobo Falls.
Im Rahmen des Umweltschutzes wurde zur Erhaltung des tropischen Regenwaldes ein Abkommen zwischen Guyana und Norwegen geschlossen, in dem für einen fünfjährigen Verzicht auf Holzeinschlag eine Kompensation von 250 Mio. US$ gezahlt wird.
Die Tierwelt Guyanas gehört sicherlich zu den Höhepunkten des Landes – wenn man denn Tiere zu Gesicht bekommt. Da man sich als Tourist überwiegend in der Küstenregion aufhält, die schon sehr lange relativ dicht besiedelt ist, wird man hier außer Insekten, Vögeln und Hunden nur sehr selten wilde Tiere sehen können. Einen ersten Eindruck der lokalen Tierwelt bietet also der Zoo Georgetowns, der sich derzeit in einer Umbruchphase befindet, jedoch noch immer über viel zu kleine und schlecht ausgestattete Käfige verfügt. Höhepunkt im Zoo sind denn auch die Lamantine, die in einem kleinen Kanal schwimmen können und bereits seit vielen Jahrzehnten hier leben sowie die vielen Vögel.
Bleibt man an der Küste oder bewegt sich auf den Flüssen, so wird man mit Sicherheit einige Vögel zu sehen bekommen, die für Touristen sicherlich eine Attraktion darstellen dürften. Die besten Gebiete für eine Vogelbeobachtung sind an der Küste der Mahaica-Fluss sowie der Abary-Fluss, beide nicht weit von Georgetown entfernt. In dieser Region wurden bisher über 150 Vogelarten gezählt, darunter natürlich auch Harpyien und Hoatzine (lokaler Name: Canje Fasan), die Wappenvögel Guyanas. Die Seevögel (etwa 35 Arten) kann man natürlich überall am Meer beobachten, besonders gut aber in der Nähe von Ann’s Grove sowie am Demerara-Fluss bei Niedrigwasser. Rote Ibisse (lokaler Name: Curry Curry) sind fast an der gesamten Küste zu finden. Im Landesinneren kann man insbesondere in den Gebieten des Iwokramawaldes sowie in der Rupununisavanne Vögel beobachten. Man kann es sich natürlich auch einfacher machen und besucht den Botanischen Garten in Georgetown, in dem bisher über 180 Vogelarten aus 39 verschiedenen Familien gesichtet wurden. Insgesamt wurden über 700 Vogelarten in Guyana gesichtet, manche Wissenschaftler sprechen sogar von bis zu 850 Arten, darunter natürlich auch Aras, Tukane und diverse Eulenarten, aber auch die selteneren Sonnensittiche (Aratinga Solstitialis) sowie farbenfrohen und blutroten Spechte. Mehr Informationen zur Vogelwelt Guyanas findet man unter www.guyanabirding.com.
Gelegentlich trifft man auch auf Schlangen. Wenn man kein Experte ist, hält man einen Sicherheitsabstand von mindestens 2-3 Metern – Schlangen können sehr schnell sein. In Guyana gibt es zwar auch Giftschlangen, diese sind jedoch normalerweise nicht aggressiv. Würgeschlangen (Boa und Anaconda) dagegen sind erst ab einer Länge von über 3 Metern für erwachsene Menschen wirklich gefährlich, während man Klapperschlangen unbedingt meiden sollte, da diese eher aggressiv reagieren.