Suriname - Bernhard Conrad - E-Book

Suriname E-Book

Bernhard Conrad

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Beschreibung

2. vollständig überarbeitete Auflage des bewährten Reiseführers über Suriname mit vielen nützlichen Informationen zu diesem ungewöhnlichen Reiseziel. Mit über 20 Detailkarten, Hintergrundinfos, Fotos sowie ausführlichen Erklärungen zum Weltkulturerbe Paramaribo. Alle Abbildungen in Farbe.

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Inhalt

Suriname – Kurzübersicht

Suriname – eine Insel auf dem Kontinent

Landschaften

Morastgebiete

Savanne

Urwald und Gebirge

Das Guyanaschild

Klima

Fauna

Anna Maria Sibylla Merian

Geschichte.

Wirtschaft

Politik

Bevölkerung

Ethnien

Amerindianer

Europäer (Siedler)

Marrons

Kreolen

Juden

Chinesen

Inder („Hindustanen“)

Javaner

Libanesen (und Syrer)

Neue Immigranten

Religion

Die Herrnhuter

Kultur

Praktische Reiseinformationen

Reiserouten

Das Weltkulturerbe Paramaribo

Kurze Geschichte Paramaribos

Rundgang durch Paramaribo

Tagesausflüge

Nieuw Amsterdam

Mariënburg

Alkmaar

Spieringshoek

Tamanredjo

Meerzorg

Peperpot

Braamspunt und Pamona

Rust en Werk

Frederiksdorp

Alliance

Baki

Domburg (Laarwijk)

Waterland

White Beach

Onverdacht

Onverwacht

Lelydorp

„Pad van Wanica“:

Republiek (Bersaba)

Vier Kinderen (De Vier Kinderen)

Zanderij (Johan Adolf Pengel Flughafen)

Colakreek

Marinalex

Carolinakreek (Berlin/ Sabakoe – Krakaweg)

Santigron

„Highway“:

Paranam

Afobakaweg

Overbridge

Powaka

Jodensavanna

Blakawatra (Redidoti/ Cassipora)

Berg en Dal

Brownsberg (Brownsweg)

Nieuw Kofikamp

Afobaka

Brokopondomeer

Pokigron (Atyoni)

Groningen

Kampong Baroe (Hamburg)

Uitkijk

Mehrtagestouren:

Nach Westen:

Coppename-Fluss

Coronie (Boskamp - Jenny - Ingikondre – Mary’s Hope - Totness – Friendship – Burnside – Salem)

Nickerie (Bigi Pan und Hertenrits – Wageningen – Klein Henar - Groot Henar)

Nieuw Nickerie

Guyana

Nach Osten:

Matapica

Commewijne-Fluss (Stolkertsijver)

Cottica-Fluss (Fort Boekoe – Moi Wana – Wan Ati - Langa Hoekoe)

Moengo

Albina (Kapleri)

Galibi

Französisch-Guayana (Saint-Laurent-du-Maroni)

August Kappler

Verhaltensregeln zur Beobachtung von Meeresschildkröten

Landesinnere

Die Flüsse

Marowijne

Grankreek

Tapanahony

Suriname-Fluss

Saramacca-Fluss

Coppename

Im Landesinneren

Tafelberg

Tibitiweg

Blanche-Marievallen - Bakhuis Gebergte

Apoera/ Wasjabo

Kwamalasamutu (Werehpai)

Wichtige Anschriften, Telefonnummern und Informationen

I) Notruf

II) Polizei, Zoll

III) Krankenhäuser

IV) Tourismus Information

V) Autovermietung

VI) Banken

VII) Botschaften, Konsulate und internationale Organisationen

VIII) Fluggesellschaften

IX) Flughafen

X) Führungen, Museen, Galerien, Theater, Zoo, Einkaufszentren

XI) Geldwechsel (Auswahl) und Geldtransfer:

XV) Reiseveranstalter und Reisebüros in Suriname

XVI) Restaurants (Auswahl)

XVII) Schiffspassagen, Fracht

(international)

XVIII) Sport, Entspannung, Diskotheken, Kasino

XX) Unterkünfte

Paramaribo:

Nieuw Nickerie:.

Rest Suriname:

5.) Lodges (Auswahl):

6.) Freizeiteinrichtungen:

7.) Marina:

Quellen

Detailkarten

Danksagung

Der Autor

Veröffentlichungen

Index

Karten

Südamerika

Suriname - Flüsse

Suriname - Gebirge

Suriname - Naturschutzgebiete

Das Guyanaschild

Suriname - Distrikte

Detailkarten

Paramaribo/ Nieuw Amsterdam 1

Paramaribo/ Nieuw Amsterdam 2

Nieuw Amsterdam

Paramaribo 1 - Leonsberg

Paramaribo 2 - Kleine Waterstraat

Paramaribo 3 - Centrum

Paramaribo 4 - Zorg en Hoop/ Hafen

Paramaribo 5 - Weltkulturerbe 1

Paramaribo 6 - Weltkulturerbe 2

Domburg - Lelydorp - Santigron

Paranam - Onverwacht

Zanderij (Internationaler Flughafen)

Brokopondomeer

Paramaribo - Nieuw Nickerie

Nieuw Nickerie 1 - Großraum

Nieuw Nickerie 2 - Stadt

Nieuw Nickerie 3 - Centrum

Innenland

Paramaribo - Albina

Moengo

Albina

Vorwort zur neuen Auflage (2019)

Nachdem mein letzter Reiseführer über Suriname von 2011 nunmehr doch in die Jahre gekommen ist, wurde es Zeit, eine Neuüberarbeitung vorzulegen, die Sie nun in Händen halten. Sie versucht, so aktuell wie möglich zu sein, doch wie das so ist: manchmal sind Veränderungen in einem Land schneller als ein Reiseführer ... Sollten Ihnen also Veränderungen auffallen, so teilen Sie mir diese gerne mit.

Dem einen oder Anderen wird auch aufgefallen sein, dass dieser neue Reiseführer nicht mehr im Aragon Verlag erscheint. Hintergrund ist hierbei, dass ich mich im letzten Jahr dazu entschlossen hatte, nach weiteren Büchern von mir nun auch die 3. Auflage meines Reiseführers über Französisch-Guayana bei BoD zu veröffentlichen. Da erscheint es nur folgerichtig, dass nun der Reiseführer über Suriname ebenfalls bei BoD erscheint.

Ich hoffe, dass der Wechsel meinem Reiseführer und damit auch Ihnen gut getan hat und Sie viel Freude an meinem Buch haben werden, es Ihnen also gute Dienste erweisen wird.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie noch gerne auf die von mir herausgegebene Anthologie „Zwischen Ariane, Merian und Papillon – Geschichten aus Französisch-Guayana und Suriname“ hinweisen: Die Geschichten und Interviews in diesem Band sind eine hervorragende Ergänzung zum vorliegenden Reiseführer, die einen individuellen Einblick in das Leben in diesen beiden Ländern gibt, beschrieben von insgesamt 5 Autoren, die allesamt dort gelebt haben oder noch immer dort leben.

Worms, im Januar 2019

Suriname – Kurzübersicht

Name:

Republiek van Suriname

Unabhängigkeit:

25.11.1975

Lage:

nordöstliches Südamerika

Fläche:

163.820 qkm

Grenzen:

Guyana, Französisch-Guayana, Brasilien (umstrittene Grenzverläufe am Oberlauf des Corantijn mit Guyana sowie am Oberlauf des Lawa/ Marowijne mit Frankreich)

Vegetation:

etwa 80% Wald, ca. 10% Morastgebiete

Klima:

tropisch

Hauptstadt:

Paramaribo, 240.924 Einwohner (Volkszählung 2012)

Bevölkerung:

Surinamer

541.638 (Volkszählung 2012)

563.000 (2017)

über 350.000 Surinamer in den Niederlanden (Schätzung)

Die Flagge Surinames wurde am 25. November 1975 eingeführt

Das Wappen Surinames. Das lateinische Motto Surinames lautet: „Justitia - Petas - Fides“ (Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Treue)

Bevölkerungsdichte:

3,6/qkm (2017)

Bevölkerungswachstum:

0,9 % (2017)

Durchschnittliche Lebenserwartung:

71,4 Jahre (2016)

Ethnien:

Inder, Kreolen, Marrons, Javaner, Mischlinge, Libanesen, Syrer, Europäer, Amerindianer und Chinesen

Sprachen:

Niederländisch (Amtssprache), Sranan Tongo (Lingua franca), Sarnami Hindi (hinduistischer Ausgleichsdialekt), Javanisch, indigene Sprachen, afrikanische Sprachen (Saramaccaans sowie Aukaans und ihre jeweiligen Dialekte), Englisch (weit verbreitet), südliches Chinesisch, syrische Dialekte des Arabischen, Portugisisch der sephardischen Juden sowie Brasilianisch und wenig verbreitet Französisch bzw. Kréyol; insgesamt werden in Suriname 17 Sprachen und Dialekte gesprochen

Religionen:

Katholiken, Hindus, Protestanten, Moslems, Herrnhuter, Animisten, Atheisten, christliche Sekten, Juden

Alphabetisierungsrate:

ca. 95,5 % (2015)

Politik:

Präsidialrepublik, Nationalversammlung, Staatsrat; Wahl auf 5 Jahre, nächste Präsidentenwahl 2020; Mitglied der UNO und des CARICOM

Aktueller Präsident:

Desi Bouterse (Einreiseverbot für Niederlande, da dort rechtskräftig zu einer noch offenen Haftstrafe verurteilt)

BIP:

3,35 Mrd. US$ (2017) mit leichtem Handelsüberschuss

Staatsverschuldung:

72,1 % (2017)

Inflation:

22 % (2017)

Durchschnittliches Bruttojahreseinkommen:

5.746 US$ (2017)

Armutsgrenze:

694 US$/ Jahr (2017)

Bevölkerungsanteil unter der Armutsgrenze:

23,4 % (2017)

Arbeitslosenquote:

7,7 % (2017)

Handelspartner:

NAFTA (Kanada, USA), EU (Niederlande, Belgien, Frankreich), CARICOM (Trinidad & Tobago), Japan und China

Exportgüter:

Mineralöl- und Chemieprodukte, Edelmetalle, Fisch, pflanzlichen Produkte (Reis, Obst)

Importgüter:

Maschinen, Mineralien, Fahrzeuge, Metallprodukte

Weitere Einnahmequellen:

Tourismus, Geldwirtschaft

Suriname – eine Insel auf dem Kontinent

Suriname als eine von drei Inseln auf dem südamerikanischen Kontinent zu bezeichnen wäre fast richtig. Noch bis vor nicht allzu langer Zeit war das Land nur von seinen beiden direkten Nachbarn, Französisch-Guayana im Osten und Guyana im Westen, über Land zu erreichen. Die Route de Macapa, die als äußerst schlechte Piste vom brasilianischen Bundesstaat Amapa zum französischguyanesischen Grenzfluss Oyapock führte und in der Regenzeit nicht befahrbar war, konnte nur bedingt als Verbindung verstanden werden. Und auch die überaus schlechte Urwaldpiste, welche das ehemalige Britisch-Guyana mit Boa Vista in Brasilien verband, war nicht wirklich als Verbindung zum Rest des Kontinents zu bezeichnen. Zur Ciudade Guayana in Venezuela besteht sogar bis heute keine Landverbindung. Suriname selbst besitzt zwar eine direkte Grenze zu Brasilien, aber eine Überlandverbindung ist bisher noch nicht einmal angedacht. So blieben denn die drei Guyanas im wesentlichen „unter sich“, sozusagen als spätes Überbleibsel der karibisch geprägten Kolonisation durch die drei Kolonialmächte Großbritannien, Holland und Frankreich. Diese „Insellage“ führte denn auch dazu, dass sich alle drei Guyanas eher in Richtung Karibik bzw. Europa orientierten. Die lateinamerikanischen Nachbarn blieben dagegen eher fremd, ihre Bewohner waren höchstens als zum Teil ungeliebte Billigarbeiter akzeptiert. Doch auch zwischen den drei Guyanas bestand eine historische Entfremdung, die sich in verschiedenen Muttersprachen, kulturellen und politischen Entwicklungen bis hin zu ganz konkreten Grenzstreitigkeiten ausdrückte. Bis heute sind die Grenzen zwischen Suriname und seinen beiden Nachbarn an den Oberläufen der Grenzflüsse nicht eindeutig geklärt und zwischen Guyana und Suriname wäre es im Jahr 2000 beinahe sogar zu einem Krieg um die Grenzen im Mündungsbereich des Corantjin gekommen.

Doch inzwischen herrscht wieder Frieden, und man nähert sich zusehends an. Auch die „Insellage“ beginnt sich langsam aufzulösen, da die Straßenverbindung vom brasilianischen Boa Vista über Lethem und Georgetown in Guyana inzwischen ganzjährig passierbar ist. Und auch die „Straße“ von Macapa am Amazonas über Saint-George und Cayenne in Französisch-Guayana wird demnächst ganzjährig befahrbar sein, so dass Suriname – zumindest indirekt über seine beiden direkten Nachbarn – nunmehr auch mit Brasilien verbunden ist.

Sonnenuntergang am Corantijn bei Nieuw Nickerie

Landschaften

Blick auf den Surinamefluss in der Nähe des Brokopondomeers

Doch trotzdem werden auch in Zukunft die meisten Besucher des Landes den Luftweg wählen, sei es nun direkt aus den Niederlanden oder aber über Cayenne von Paris aus (was etwas beschwerlicher, dafür aber u.U. etwas preiswerter ist). Fliegt man dann also den internationalen Flughafen Johan Adolf Pengel Airport (im Volksmund einfach „Zanderij“ genannt) an, der rund 49 km außerhalb Paramaribos liegt, so sieht man zuerst die Küstenlinie, die weit gefächerte Stadt, einige Straßen und Pisten, daran kleine Dörfer, vielleicht das Aluminiumwerk, möglicherweise den Stausee – und natürlich den tropischen Regenwald, der sich hier aber schon Stück für Stück vor den Menschen zurückzieht. Wenn das Wetter gut genug ist, kann das findige Auge vielleicht auch den einen oder anderen Berg im Grün des Regenwaldes ausmachen – aber wie gesagt: dafür muss es relativ klar sein, und man muss auf der richtigen Seite im Flugzeug sitzen.

Bigi Pan im Bezirk Coronie

Mit dieser Aufzählung hat man dann auch schon einen ersten, vagen Überblick über die Landschaften Surinames erhalten. Denn nicht alles ist bei der Anreise vom Flugzeug aus sichtbar.

Kanal, Paramaribo

Eine relativ gut befahrbare Lateritpiste

Rinder unter Kokospalmen, Coronie

Morastgebiete

Der Annattostrauch (Bixa orellana) kann bis zu 5m hoch werden; seine Bestandteile werden überwiegend für die Kosmetik aber auch für medizinische Zwecke genutzt

So liegen vor der Küste Surinames insgesamt acht große und veränderliche Schlammbänke, die sich bei einer durchschnittlichen Breite von rund 20 km etwa 15 km weit ins Meer schieben und hierbei eine erhebliche Gefahr für die Schifffahrt – insbesondere die Segler – darstellen. Ähnlich verhielt sich dies vor tausenden von Jahren, als die Küstenlinie noch wesentlich weiter südlich verlief. Damals gab es ein ausgedehntes Wattengebiet – ähnlich den heutigen Schlammbänken – ,welches durch ausgedehnte Sandbänke von der offenen See abgetrennt wurde. In Perioden, in denen der Meeresspiegel gesunken war, begann dieses Watt durch natürliche Einpolderung trocken zu liegen. Da das Wasser in der Regenzeit durch die wenigen Flüsse nur schwierig ablaufen und durch den Lehmboden nur bedingt versickern konnte, entstand mit der Zeit ein Morastgebiet mit entsprechendem Bewuchs. Weiter landeinwärts führte dagegen der hohe Salzgehalt des Bodens zum Absterben der Pflanzen und einer außergewöhnlichen Skelettlandschaft. In diesen Morastgebieten befanden sich einige Sandhügel, die durch die ersten Amerindianer besiedelt wurden. Mittels erster, einfacher Kanäle und Polder schufen diese kleine Kulturlandschaften, von denen die späteren Kolonisten profitieren konnten: die ersten Plantagen befanden sich in diesen Gebieten, nahe der Flüsse. Dieses Flachland verläuft heute entlang der rund 350 km langen Küste und reicht dabei von etwa 50km Tiefe an der Grenze zu Französisch-Guayana bis zu einer gewaltigen Ausdehnung von fast 150 km im Distrikt Nickerie. Besonders hier, in den Distrikten Nickerie und Saramacca, befinden sich riesige Reisanbaugebiete, sowohl für die Eigenversorgung des Landes als auch für den Export. Es handelt sich um eine ausgedehnte Polderlandschaft, durch die Straßen für viele Kilometer kerzengerade verlaufen, und bei deren Anblick man sich eher nach Holland denn nach Südamerika versetzt fühlt, wären da nicht die unzähligen indischen Tempel.

Eine der vielen Blüten, die man überall im Lande sieht

Polderkanal bei Groot Henar

Savanne

Weiter landeinwärts schließt sich ein dünner Savannengürtel an, der sich jedoch überwiegend in der Gegend um Paramaribo herum finden lässt. Sein Ursprung findet sich in der intensiven Kultivierung dieser Gebiete mit hartem Untergrund, die zum Ausspülen der Nährstoffe führte und lediglich den sandigen Boden übrig ließ. Da auf diesem Gelände in der Nähe von Siedlungen des weiteren intensive Brandrodung getrieben wird, um die Umgebung sauber und übersichtlich zu halten, ist dieses Gebiet inzwischen weitestgehend unfruchtbar geworden. Die Bewohner der Siedlungen, die sich noch heute hier befinden (z.B. das Saramaccadorf Santigron, etwa 30 km südwestlich von Paramaribo, oder der Ort Zanderij, Nahe des internationalen Flughafens), betreiben zwar noch immer etwas Landwirtschaft, jedoch leben sie inzwischen überwiegend vom Holzeinschlag, der Fischerei, der Jagd, dem Kunsthandwerk – oder sie verdingen sich in der nahen Stadt als Arbeiter. Das in Suriname bekannteste Savannengebiet stellt wohl die historische „Jodensavanna“ dar, die heute jedoch als Savanne kaum noch zu erkennen ist, da sich das Gebiet durch die Aufgabe der gleichnamigen Plantage über die Jahrhunderte erholen konnte und heute wieder dicht bewachsen ist. Ein weiteres, bei Touristen eher unbekanntes Savannengebiet, die Sipilawini-Savanne, befindet sich im Landesinneren an der Grenze zu Brasilien, wo man einige archäologische Funde machen konnte.

Crique

Urwald und Gebirge

Hinter dem Savannengebiet beginnt der eigentliche Urwald, der heute etwa 80 % des surinamischen Territoriums ausmacht (alle Waldgebiete zusammen jedoch mehr). In der Nähe von Straßen und Siedlungen handelt es sich dabei um Sekundärwald, der Rest ist weitestgehend unberührter Primärwald. Dabei ist der surinamische Primärwald, ebenso wie die Primärwälder der übrigen Guyanas, der Artenreichste der Welt. Es sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass die Regenwälder des Guyanaschildes nicht mit denen des Amazonasbeckens identisch sind, auch wenn sie immer wieder als Amazonasregenwald bezeichnet werden.

Dieser Regenwald zieht sich auf einem überwiegend hügeligen Relief durch das surinamische Hinterland, unterbrochen bzw. betont durch einige spektakuläre Gebirge: das Wilhelminagebirge südlich des Stausees, mit der höchsten Erhebung Surinames, dem Julianatop (1280 m), ist dabei vulkanischen Ursprungs; die Tafelberge und –gebirge Voltzberg, Kasikaima-, Bakhuys-, Lely- und Nassaugebirge sind dagegen Granitreste aus ältester Vorzeit, als das Guyanaschild noch eine Art riesiges Hochplateau darstellte, welches im Laufe von Jahrmillionen durch Erosion abgetragen wurde.

Die sehenswerte Blüte des Kanonenballbaums

GrenzflussMarowijne

Landgrenze

umstrittene Grenzgebiete:

von Suriname gegen Guyana beansprucht

von Guyana gegen Suriname beansprucht

von Suriname gegen Frankreich beansprucht

Fluss

Kanal

Berg

Sehenswürdigkeit

Fernstrasse

Piste

schwer befahrbare Piste

Indianische Sperrgebiete (Fr.-Guayana)

Ortschaften:

A

Nieuw Nickerie

B

Paramaribo

C

Saint-Laurent-du-Maroni (Fr.-Guayana)

D

Groninge

E

Moengo

F

Galibi

G

Albina

H

Brokopondo

J

Apatou (Fr.-Guayana)

K

Pokigron

L

Grand Santi (Fr.-Guayana)

M

Maripasoula (Fr.-Guayana)

N

Palumeu

O

Kwamalasamutu

P

Sipaliwini

GrenzflussMarowijne

Landgrenze

umstrittene Grenzgebiete:

von Suriname gegen Guyana beansprucht

von Guyana gegen Suriname beansprucht

von Suriname gegen Frankreich beansprucht

Fluss

Kanal

Berg

Sehenswürdigkeit

Fernstrasse

Piste

schwer befahrbare Piste

Indianische Sperrgebiete (Fr.-Guayana)

Kultursehenswürdigkeit

Stromschnelle/ Wasserfall:

1

Blanche Marievallen

2

Kabalebo

3

Raleighvallen

7

Arminavallen

11

Awaradam

Gebirge

sehenswerte Berge:

4

Voltzberg

5

Goliathberg

6

Brownsberg

8

Emma Keten

9

Tafelberg

10

Monatgne Kotika (Fr.-Guayana)

12

Julianatop

13

Kassikassima

Natursehenswürdigkeit

GrenzflussMarowijne

Landgrenze

umstrittene Grenzgebiete:

von Suriname gegen Guyana beansprucht

von Guyana gegen Suriname beansprucht

von Suriname gegen Frankreich beansprucht

Fluss

Kanal

Berg

Sehenswürdigkeit

Fernstrasse

Piste

schwer befahrbare Piste

Indianische Sperrgebiete (Fr.-Guayana)

Naturschutzgebiete (geplant)

Waldschutzgebiete (geplant)

Natruschutzgebiete:

II

Hertenrits, 1972, 1qkm

IV

Peruvia, 1986, 310qkm

V

Coppename, 1966, 100qkm

VIII

Wia-Wia, 1966, 360qkm

IX

Galibi, 1969, 40qkm

XI

Copi, 1986, 280qkm

XII

Brinckheuvel, 1961, 60qkm

XIII

Coesewijne, 1986, 270qkm

XIV

Centraal Suriname, 1998,

16.000qkm

XV

Sipalawini, 1971, 1.000qkm

Naturpark Brownsberg

Mehrzweckgebiete:

I

Bigi Pan, 1987, 679qkm

III

Coronie, 2001, 272qkm

VI

Saramacca, 2001, 884qkm

VII

Commewijne/ Marowijne,

2002, 615qkm

Das Guyanaschild

Vor vielen Millionen Jahren begannen sich die einzelnen Kontinente von einem Superkontinent, der damals einzigen Landfläche, abzutrennen. Durch die Kontinentaldrift entfernten sie sich dabei von einander, kamen sich kurzzeitig auch einmal näher, stießen gelegentlich aber auch ziemlich rüde aufeinander. Nur eine Erdformation blieb ihrem Standort ziemlich treu: das Guyanaschild. Während all die anderen Kontinente sich laufend bewegten, tat sich hier recht wenig. Das riesige Granitplateau wurde nur von Wind und Wetter angegriffen, die weniger harten Böden im Laufe der Zeit abgetragen, wodurch die heutigen Tafelberge des Guyanaschildes entstanden, auch Tepuis genannt, wobei der Roraima im Dreiländereck Venezuela, Brasilien, Guyana mit seinen 2.810 m der höchste dieser Tafelberge ist. Die wenigen Vulkane dagegen verloschen schon vor langer Zeit, und da keine Bewegung des Schildes stattfand, wurden auch Erdbeben zu einer äußerst seltenen Angelegenheit. Das Guyanaschild erstreckt sich dabei vom brasilianischen Guyana – das ist jenes Gebiet des brasilianischen Bundesstaates Amapa, welches bis zum Jahre 1900 zu Frankreich gehörte – über die drei Guyanas – Französisch-Guayana, Suriname und Guyana – bis zum venezolanischen Guyana – die Bundesstaaten Amacouro, Bolivar und Amazonas. Die Grenzflüsse gegenüber dem Amazonasbecken sind dabei der Araguari in Brasilien und der Orinoco in Venezuela, die Wasserscheide zwischen den Guyanas und dem Amazonas bilden die Gebirge entlang der Staatsgrenzen zu Brasilien, in Suriname das Tumukhumak-, das Grens- und das Acaraigebirge mit Höhen von ca. 400 m bis 900 m. Alle Flüsse in den Guyanas fließen demnach in nördlicher Richtung, zum Meer, lediglich die beiden oben genannten Grenzflüsse des Guyana-Schildes fließen eher östlich ins Meer; die Flüsse jenseits der Wasserscheide münden alle in den Amazonas.

Klima

Fauna

Die Tierwelt Surinames gehört sicherlich zu den Höhepunkten des Landes – wenn man denn Tiere zu Gesicht bekommt. Da man sich als Tourist überwiegend in der Küstenregion aufhält, die schon sehr lange relativ dicht besiedelt ist, wird man hier außer Insekten, Vögeln und Hunden nur sehr selten wilde Tiere sehen können. Einen ersten Eindruck der lokalen Tierwelt bietet also der Zoo Paramaribos, der sich derzeit in einer Umbruchphase befindet: ein erstes Freigehege für Affen ist bereits angelegt worden, doch noch sind die meisten Käfige und Gehege viel zu klein und veraltet. Trotzdem kann man Bemühungen erkennen, diesen Zustand möglichst bald zu ändern.

Ein Zweifingerfaultier beim Überqueren einer viel befahrenen Straße

Bewegt man sich jedoch aus Paramaribo hinaus, so kann es doch gelegentlich geschehen, dass man am Straßenrand ein paar schönen Vögeln begegnet, oder gar einem Faultier, welches die Straße queren möchte. Man helfe dem Tier, denn es wird sonst sicherlich überfahren. Die Surinamer sind zum größten Teil Stadtbewohner, die eine relativ große und erstaunliche Furcht vor frei lebenden Tieren zeigen. Auch wenn sie das Faultier nicht in den Kochtopf werfen würden (es schmeckt sowieso nicht), würden sie dem Tier trotzdem niemals über die Straße helfen. Wie sieht die Hilfe also aus? Man nähere sich dem Tier langsam von vorne, gehe dabei leicht in die Hocke und lasse dem Tier Zeit, sich an einen zu gewöhnen. Sollte es sich aufrichten bzw. seine Arme ausbreiten, so halte man Abstand bis es sich wieder auf alle Viere herabgelassen hat – ein Schlag eines Faultieres kann sehr gefährlich sein. Wenn sich das Tier an einen gewöhnt hat, kann man es (z.B. mit einer Decke oder einem Tuch) wie ein kleines Kind hochheben. Das Tier ist nicht schwer, wird einen jetzt interessiert betrachten und sich ohne zu zögern helfen lassen. Man fasse das Tier jedoch nicht ohne Schutztuch an, da sich im Fell durchaus einige Parasiten aufhalten können. Man sollte außerdem verhindern, dass sich das Faultier an einen klammert, da es dann nur schwer wieder zu lösen ist. Wenn man es über die Straße getragen hat, wird man in der Nähe sicherlich einige Sträucher oder einen Baum sehen. Dieser wird das Ziel des Tieres sein. Man setze es also in der Nähe ab, und lasse es seines Weges ziehen. Ein unvergesslich schönes Gefühl wird einen von nun an begleiten.

Gelegentlich trifft man auch auf Schlangen. Wenn man kein Experte ist, hält man einen Sicherheitsabstand von mindestens 2-3 Metern – Schlangen können sehr schnell sein. In Suriname gibt es zwar auch Giftschlangen, diese sind jedoch normalerweise nicht aggressiv. Einer Boa von bis zu etwa 3 m Länge kann man sich ohne Probleme bis auf etwa 1 m nähern – man ist noch keine Beute für diese noch junge Schlange. Sollte man jedoch einer größeren Boa oder gar einer Anakonda begegnen, die sich über die Straße windet, ohne dass man auch nur ansatzweise Kopf oder Schwanz erkennen könnte, dann sollte der Abstand sich doch wesentlich vergrößern, denn jetzt ist man auch eine potentielle Beute.

Auch Agutis und sehr selten kleine Krallenäffchen sind am Wegesrand anzutreffen, durch die hohe Bevölkerungsdichte wird man in Suriname aus dem Auto jedoch eher selten dieses Vergnügen haben – dafür eignet sich doch eher das viel dünner besiedelte Französisch-Guayana.

Halsbandpekaris (Pecari tajacu) können bis zu 30kg schwer werden und leben in Rotten bis zu 50 Tieren zusammen

Ein Klammeraffe kann manchmal sogar aufrecht gehen

Will man also Tiere sehen – oder zumindest die Chance dazu haben –, so muss man eine Inlandstour buchen. Man ist hier oft auch mit Surinamern aus der Stadt unterwegs, die so ihr eigenes Land kennen lernen wollen. Einem Jaguar, Puma oder Ozelot wird man dabei wahrscheinlich nicht begegnen, dafür ist es jedoch gut möglich, ein paar Brüllaffen oder Krallenäffchen zu sehen, vielleicht sogar Klammeraffen. Auch einem Tapir könnte man durchaus begegnen, vielleicht aber auch nur im Topf des Dorfes. Größere Chancen hat man da schon bei den vielen Fröschen, die überall herumwuseln – und natürlich bei den allgegenwärtigen Insekten und Spinnen. Moskitonetze, die an der Küste normalerweise nicht notwendig sind, sollten hier zur Grundausstattung gehören, auch um die Vampirfledermaus abzuhalten, die einige schwere Krankheiten überträgt. Suriname ist außerdem ein für seine Schmetterlinge berühmtes Land. Diese Berühmtheit verdankt es vor allem den Studien der Maria Sibylla Merian. Doch auch für die Schmetterlingsbeobachtung muss man Zeit und Geduld mitbringen. So sollte man das bunte Gaukelspiel als Geschenk der Natur ansehen, denn bei einer kurzen Urwaldtour darf man nicht mehr erwarten.

Ähnliches gilt für die Beobachtung der Meeresschildkröten, insbesondere der Lederschildkröte (Aitikanti), die an der Grenze zu Französisch-Guayana, am Maroni, einen ihrer Legestrände haben (der größere Teil der Schildkröten geht in Französisch-Guayana an Land – dort „Luth“ genannt). Auch hierfür muss man eine Tour buchen, denn es gibt keine Straße zu dem Amerindianerdorf Galibi – eine Übernachtung im Ort ist also unerlässlich. Trifft man des Nachts alleine auf eines der urweltlichen Tiere, die bereits zu Zeiten der Dinosaurier lebten, so sollte man sie nicht mit einer Taschenlampe direkt anleuchten, da sie dadurch die Orientierung verlieren. Erst wenn sie ihre Eier ablegen kann man sich ihnen nähern, sie sogar berühren und Fotos machen. Spätestens wenn die Aitikanti mit dem Zuschaufeln des Ablageloches beginnt, sollte man sich entfernen und ohne Taschenlampe das weitere Verhalten beobachten. Die Tiere und ihre Gelege stehen unter Artenschutz, Galibi ist seit 1969 ein Naturreservat. Dies führt allerdings auch zu besonderen Problemen: Während das Washingtoner Artenschutzgesetz den Amerindianern den Verzehr von Schildkröteneiern zum Eigenbedarf gestattet, verbietet dies das surinamische Naturschutzgesetz. Dies hat zur Folge, dass den Einheimischen eine wichtige Nahrungsquelle verloren gegangen ist und die Amerindianer nun strafrechtlich durch die surinamische Polizei verfolgt werden, wenn sie Eier aus Gelegen nehmen. Wie dieses Problem gelöst werden kann, ist noch offen, ich hatte selbst Gespräche mit einigen der verantwortlichen Amerindianer hierüber, die sich große Sorgen für ihr Dorf machen.

Kaimane sonnen sich

Capiais, auch Capybara genannt, sind Wasserschweine (Hydrochoerus hydrochaeris), gehören zur Familie der Meerschweinchen und können bis zu 66kg schwer werden

Webervögel kann man in Suriname fast überall finden

Viele Tiere sieht man also nur sehr selten, häufig ist man ganz in ihrer Nähe, doch nur der kundige Führer kann sie erkennen und ihnen zeigen. Einige Tierarten sind sogar endemischer Natur, ihnen zu begegnen wäre großes Glück.

Doch Suriname gehört seit 1961 zu den Pionieren des Umweltschutzes auf dem südamerikanischen Kontinent, hier findet man normalerweise keine geschützten Arten auf den Speisekarten der Restaurants, auch der Handel mit lebenden und präparierten Tieren ist inzwischen eher unüblich. Außerdem verfügt das Land inzwischen über insgesamt 11 Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 18.871 qkm, einem Naturpark (122 qkm) sowie 4 Mehrzweckgebiete (2.450 qkm). Weitere Gebiete sollen folgen.

Seerose

Anna Maria Sibylla Merian

Geboren wurde Maria Sibylla Merian 1647 in Frankfurt/ Main. Sie war die Tochter des damals bereits 54jährigen Verlegers Matthäus Merian und seiner zweiten Frau Johanna Catharina Sibylla Heim. Drei Jahre nach ihrer Geburt verstarb ihr Vater, und ihre Mutter heiratete im Jahr darauf den Blumenmaler Jacob Marrel, der in Frankfurt zwar ein Atelier unterhielt, sich aber meist seinen Geschäften in Utrecht widmete und deshalb selten bei seiner Familie weilte. Obwohl ihre Mutter sie nicht in ihren künstlerischen Fähigkeiten unterstützte, bemerkte ihr Stiefvater ihr Talent und ließ sie schließlich von einem seiner Schüler, Abraham Mignon (1640-1679), ausbilden. Bereits mit 11 Jahren war sie in der Lage, Kupferstiche herzustellen und entwickelte schon bald einen eigenen Malstil, der sich an der Utrechter Schule orientierte. Wie sie sich in ihrem Spätwerk „Metamorphosis insectorum Surinamensium“ äußerte, begann sie schon sehr früh damit, Seidenraupen zu züchten, wobei sie bemerkte, dass sich aus anderen Raupen die schönsten Schmetterlinge entwickelten. Aus diesem Grunde sammelte sie alle Raupen, derer sie habhaft werden konnte, um deren Verwandlung zu beobachten. Sie vertiefte sich so sehr darin, dass sie sich zunehmend der Gesellschaft mit anderen entzog. Obwohl die Kirche – und somit ihre Mutter – der Erforschung der Insekten ablehnend gegenüber stand, vertiefte Maria Sibylla Merian ihre Studien und hielt sie in ihrem Skizzenbuch sowie in Begleittexten zu ihren Bildern fest.

Am 16.05.1665 heiratete Sibylla Maria Merian den erfolglosen Maler und Graveur Johann Andreas Graff, mit dem sie 1670 nach Nürnberg zog. Inzwischen hatte sie 1668 ihre erste Tochter, Johanna Helena, zur Welt gebracht. In Nürnberg musste sie wesentlich durch den Handel mit Farben sowie Auftragsarbeiten (Stickereien sowie kleine Malaufträge) zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Da es Frauen damals nicht erlaubt war, mit Öl zu malen, spezialisierte sich Merian auf den Kupferstich. Außerdem unterrichtete sie Frauen in der Blumenmalerei und -stickerei, darunter Clara Regina Imhoff (1664-1740) sowie Magdalena Fürst (1652-1717). 1675 brachte die Merian hierzu ein erstes Unterrichtsbuch heraus, damals noch mit Kupferstichen fremder Maler. 1677 und 1680 folgten dann jedoch zwei Kupferstichbände mit eigenen Bildern. Dieses „Neue Blumenbuch“ zeigte bereits ihr meisterhaftes Können, ist heute jedoch nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden. Obwohl sie 1678 ihre zweite Tochter, Dorothea Maria, zur Welt brachte, veröffentlichte Merian bereits 1679 sowie 1683 die beiden Bände „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“, die zwar nur in kleiner Auflage und im Oktavformat auf schlechtem Papier erschienen, dennoch einen wichtigen Meilenstein in der Entomologie darstellen und bereits die Systematik aufweisen, welche Merian auch später nutzen sollte – je ein Blatt mit den verschiedenen Lebensstadien der Insekten sowie den typischen Futterpflanzen. 1681 trennte sie sich von ihrem Mann und übersiedelte mit ihren Töchtern zurück nach Frankfurt.

1685 zog sie mit ihren Töchtern und ihrer Mutter auf das Schloss Waltha in den Niederlanden. Dieses Schloss gehörte den Schwestern des Gouverneurs von Suriname, Cornelis van Aerssen van Sommelsdijk, und beherbergte eine kleine Kolonie von etwa 350 Labadisten, die einem frühchristlichen Glauben anhingen. Hierher eingeladen wurden sie von ihrem Stiefbruder, der jedoch 1686 starb. In Waltha bildete sie ihre Töchter künstlerisch aus und begann selbst wieder mit ihrer Malerei, wobei ihr die große Sammlung exotischer Schmetterlinge aus Suriname, die sich im Schloss befand, zugute kam. Weiterhin vertiefte sie ihre Lateinkenntnisse, damals wichtig, um wissenschaftliche Arbeiten veröffentlichen zu können.

1691, nach dem Tod ihrer Mutter, zog sie dann mit ihren Töchtern nach Amsterdam. Hier öffneten sich die Türen der Naturkabinette, Gewächshäuser und Orangerien für die inzwischen anerkannte Naturforscherin. Insbesondere ihre Bekanntschaft mit dem Leiter des Botanischen Gartens, Caspar Commelin, brachte sie wesentlich weiter. Er war es dann auch, der ihr späteres Hauptwerk mit wissenschaftlichen Anmerkungen versah.

1699 ging sie dann schließlich mit ihrer jüngeren Tochter an Bord eines Handelsseglers, der sie nach Suriname bringen sollte – eine damals erstaunliche Leistung, da sie ohne männliche Begleitung reiste und es zudem in jener Zeit unüblich war, Forschungsreisen zu unternehmen. Hierzu verkaufte sie den größten Teil ihrer Sammlung und Bilder und bestimmte ihre beiden Töchter in ihrem Testament zu ihren Universalerbinnen. Unterstützt wurde sie finanziell von der Stadt Amsterdam. Anfangs wohnte sie in Paramaribo, später dann in der kleinen Siedlung Providence, die von Pietisten geleitet wurde. Von hier aus unternahm sie ihre Exkursionen in den nahen Urwald, erforschte und zeichnete die Schmetterlinge sowie ihre Futterpflanzen, deren Namen sie von den Amerindianern übernahm. Ihre größte wissenschaftliche Leistung dabei war die Einteilung der Schmetterlinge in Tag- und Nachtfalter, die so bis heute gültig geblieben ist. Doch nach zwei Jahren war die damals 54jährige Merian den Strapazen der Tropen nicht mehr gewachsen. Sie erkrankte an Malaria und traf am 23.09.1701 in Amsterdam ein.

Titelblatt der Originalausgabe von 1705 der „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“ von Anna Maria Sibylla Merian, Fort Zeelandia, Paramaribo

In Amsterdam konnte sie das Stadthaus als Ausstellungsraum für ihre Insekten- und Pflanzenpräparate nutzen. Ihre Zeichnungen dienten als Vorlage für Pergamentmalereien, aus denen dann in dreijähriger Arbeit die 60 Blätter für ihr 1705 erschienenes, in Leder gebundenes Pracht- und Hauptwerk „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“ entstanden. Nur drei der Kupferstiche (Nr. XI, XIV und XXXV) konnte Merian selbst anfertigen, die anderen wurden von Pieter Sluyter (35 Stück), Joseph Mulder (21) und Daniel Stoopendael (1) angefertigt. Die Handkoloraturen wurden von ihr und ihren Töchtern vorgenommen, die Begleittexte verfasste Merian selbst, die wissenschaftlichen Texte stammten von Commelin. Die sehr teure 1. Auflage umfasste wahrscheinlich nur etwa 60 Stück in Niederländisch und Latein, eine deutsche Edition unterblieb, weil sich nur 12 Subskribenten fanden. Bei einigen wenigen Umdrucken sind die Blätter seitenverkehrt und meisterhaft, fast schon aquarellartig koloriert.

Von dem Erlös ihrer Bücher konnte sie jedoch nicht leben. So musste sie auch weiterhin Malunterricht geben sowie Farben und Präparate aus ihrer Natursammlung verkaufen. Der wichtigste Teil ihrer Schmetterlingssammlung gelangte über Umwege an den Frankfurter Bankier Johann Christian Gerning (1745-1802), mit der später das Naturhistorische Museum Wiesbaden gegründet wurde, in dem noch heute diese Schmetterlingspräparate als Referenzmaterial dienen.

Anna Maria Sibylla Merian verstarb zwei Jahre nach einem Schlaganfall am 13.01.1717 verarmt in Amsterdam. Ihr Grab ist heute nicht mehr auffindbar.

Weitere Auflagen der „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“ erschienen nach ihrem Tod erneut in Niederländisch und Latein (1719), Französisch und Latein (1726 – „Histoire des insectes de l’Amérique“), 1730 eine rein holländische Ausgabe und 1771 eine französische Ausgabe, die aber auch andere Bilder enthielt. In Deutschland wurde ihr Werk dagegen erst im 20.Jh. gewürdigt und verlegt.

Merian wurde zu Lebzeiten von vielen für ihre gesellschaftskritischen Texte über die Situation der Amerindianer und Sklaven kritisiert, in späteren Jahrhunderten wegen einiger sachlicher Fehler in ihrem Werk.

Ihr Werk ist jedoch maßgeblich für die Entomologie und bis heute in Teilen gültig. Das künstlerische Werk der Merian gilt bis heute als Maßstab in der Blumen- und Insektenmalerei, ihre Bildtafeln werden als grafische Meisterwerke anerkannt, die Erstdrucke sind bibliophile Kostbarkeiten. Einen Erstdruck der „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“ kann man heute im Fort Zeelandia in Paramaribo bewundern.

In Deutschland wurde Merian durch ein Portrait auf dem alten 500-DM-Schein sowie auf einer 40-Pfennig-Briefmarke gewürdigt. Am 09.02.2006 wurde das Forschungsschiff Maria S. Merian in Dienst gestellt und zwischen 1994 und 2009 vergab das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst einen Maria Sibylla Merian-Preis an junge Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen. Weiterhin ist ein Venuskrater nach ihr benannt und 2017 erhielt in Frankfurt ein Gebäude des Senckenberg Forschungszentrums sowie 2018 eine Straße in Wien ihren Namen. Außerdem erschienen viele Romane, Erzählungen und Biographien über Merian.

Veröffentlichungen:

„Neues Blumenbuch“, Band 1, Nürnberg 1675, Band 2, Nürnberg 1677, Band 3, Nürnberg 1680; Prestel, München 1999 und 2003 (Reprint in 2 Bänden) - eine von sechs Originalausgaben in Dresden

„Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“, 3 Bände, Graff, Nürnberg 1679–1683; Harenberg, Dortmund 1982 (Reprint)

„Metamorphosis Insectorum Surinamensium“, Amsterdam 1705, 1719, 1730; Frankreich 1726, 1771; Piron, London 1980–1982 (Reprint); Insel, Frankfurt am Main 1992 (Reprint) - Erstausgaben in Basel, Berlin, Den Haag, Dresden, Frankfurt/ M., Jena, Paramaribo Wien

„Das kleine Buch der Tropenwunder“, Insel, Frankfurt am Main und Leipzig 1999

„Das Insektenbuch. Metamorphosis Insectorum Surinamensium“, Insel, Frankfurt am Main und Leipzig, 1991.

Das Innere des Fort Zeelandia. Im linken Gebäude findet man ein seltenes Exemplar der „Metamorphosis“ von Anna Maria Sibylla Merian.

Kleiner Ausschnitt: Eine ausgestellte Seite aus der „Metamorphosis“

Geschichte

Die Geschichte Surinames ist auch die Geschichte der übrigen Guyanas, denn zu Beginn der Kolonialisierung wird für alle drei heutigen Guyanas nur ein Begriff genutzt: Guyana bzw. Guayana. Auch wenn bestimmte Gebiete im Laufe der Zeit eigene Namen erhalten, so sind diese nicht immer eindeutig umgrenzt. Daher kommt es immer wieder zu Beutezügen oder regelrechten Kriegen. Die Guyanas werden dabei auch zum Spiegelbild der politischen Verhältnisse in Europa. Um die folgenden geschichtlichen Beschreibungen also verstehen und einordnen zu können, muss man diese Unklarheit der geografischen Abgrenzungen beachten, die lediglich an zwei Orten der Guyanas aufgebrochen werden: Cayenne, welches 1604 von den Franzosen erstmals in Besitz genommen wird, sowie Paramaribo (mit immer wieder wechselnden Namen), welches durch die Engländer 1651 zuerst dauerhaft besiedelt wird.

Präkolumbische Geschichte

Eine erste Besiedelung Surinames findet nach einigen Quellen vor etwa 3.000 Jahre statt. Da man aber sowohl am Approuague in Französich-Guayana als auch in der Sipaliwini-Savanne Funde aus der Zeit von vor etwa 10.000 Jahren entdecken konnte, ist es nicht auszuschließen, dass es in Suriname – ebenso wie in Französisch-Guayana – bereits vor gut 10.000 Jahren erste amerindianische Siedler gegeben haben könnte. Vor der Entdeckung Südamerikas durch die Europäer wird Suriname von heute noch existierenden Amerindianern zuerst vor etwa 2.000 Jahren durch die Arowakken (Arawaken, in ihrer Sprache Lokono) besiedelt. Um das Jahr 900 tauchen dann die Karaiben (Caraiben, in ihrer Sprache Kali’na oder Galibi) an den Küsten auf und erobern bei ihren Raubzügen die Küstenregionen Surinames fast gänzlich. Bei der Ankunft der Europäer leisten wiederum besonders die Karaiben erbitterten Widerstand.

15. und 16. Jahrhundert

1494 wird im Vertrag von Tordesillas Amerika zwischen Spanien und Portugal aufgeteilt.

1498 entdeckt Christoph Kolumbus die Küsten der Guyanas, wobei es sich aber wohl eher um die Küste um das Orinocodelta handeln dürfte; es ist sehr zweifelhaft, dass er je die Küste Surinames gesehen hat.

Eine weitere Expedition unter Amerigo Vespucci und Alonso de Ojeda segelt 1499 die Küste entlang, ohne jedoch an Land zu gehen. Dies geschieht erst im Orinocodelta.

Bei einer Erkundungsfahrt des Spaniers Vincente Yanez Pinzon (französisch: Pinson) im Jahre 1499/1500 entdeckt dieser einen Amazonasarm und wahrscheinlich den Oyapock in Französisch-Guayana. Er schätzt – auf welcher Grundlage bleibt unklar – die Anzahl der Amerindianer in den Guyanas auf etwa 30.000. Die Küste Surinames wird im 15. Jahrhundert von den Europäern mit Sicherheit nur beim vorbeisegeln gesehen, jedoch nicht betreten.

Im 16. Jahrhundert geraten die Küsten der Guyanas für die Europäer in Vergessenheit, obwohl auch hier die sagenumwobene Stadt El Dorado vermutet wird.

In dieses dunkle 16. Jahrhundert scheint aber auch eine dritte Einwanderungswelle durch Amerindianer zu fallen, denn in der Nähe des Trio-Dorfes Kwamalasemutu wurden inzwischen Funde indianischer Besiedelung durch die Trio aus dem 16. Jahrhundert entdeckt. Dies würde mit der Besiedelung des östlichen Französisch-Guayana durch die Oyampi zusammenfallen, die ebenfalls aus Brasilien einwanderten.

1593 werden die Guyanas offiziell von Phillip dem Zweiten von Spanien in Besitz genommen.

17. Jahrhundert

1604 wird Cayenne (Französisch-Guayana) durch die Franzosen in Besitz genommen.

1605, 1606 und 1608 erkunden die Engländer die Guyanas (das sind die Gebiete des heutigen Guyana und Suriname) hinsichtlich einer Besiedelung.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts legen die Holländer einige Handelsniederlassungen an den Küsten der Guyanas an. Welche dies genau waren, kann nur schwer gesagt werden, insbesondere ist bei Ansicht der englischen Quellen, nur schwer davon auszugehen, dass bereits vor der Ankunft Willoughbys eine Siedlung am Suriname-Fluss existierte.

Diese „Handelsniederlassungen“ – in Wirklichkeit kleine Siedlungen, die Landansprüche geltend machen sollen – werden allesamt durch die Niederländisch Westindischen Kompanie (WIC) angelegt. Ziel dieser 1621 von der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande gegründeten Gesellschaft ist neben dem Handel und der Gebietseroberung insbesondere die Verhinderung eines Friedens zwischen Spanien und den Niederlanden, um auf dieser Kriegsbasis die spanischen Silberflotten überfallen zu können.

1613 gründen die Niederländer Dirck Claeszoon van Sanen und Nicolaas Baliestel einen kleinen Handelsposten am Westufer des Suriname-Flusses, wahrscheinlich in der Nähe eines Amerindianerdorfes namens Parmibo bzw. Parmurbo.

1614 wird den Niederlanden und Zeeland das Monopol zum Anlaufen neu entdeckter Häfen in den Guyanas erteilt.

1624 prüfen die Franzosen eine Besiedelung des heutigen Suriname, festigen sich ab 1630 im Land und übernehmen das Gebiet 1640, wobei jedoch unklar bleibt, ob es auch Siedlungen der Franzosen in diesem Gebiet gab.

Zwischen 1644 und 1650 unterhalten die Franzosen ein kleines hölzernes Fort an der Stelle des Handelspostens von 1613.

1651 übernimmt der über Barbados kommende englische General Francis Willoughby dieses Fort, befestigt es mit Steinen und gründet am Westufer des Suriname-Flusses eine erste kleine Siedlung, die später Torarica (heute: Paramaribo) genannt wird. Ihr erster Gouverneur wird sein Schiffskommandant Anthony Rowse, der nominell von 1650 (dem Jahr der Expedition) bis 1654 regiert. Mit der ersten Besiedelung werden 1651 auch die ersten Sklaven nach Suriname gebracht.

1663 erhält Willoughby, der als Royalist 1650 als Gouverneur von Barbados durch König Karl II eingesetzt worden war und nach dem Fall Cromwells bereits 1660 seine Ansprüche auf die Gebiete in Suriname erhoben hatte, das Gebiet zwischen dem Coppename und dem Marowijne (Maroni) zugesprochen, welches in der Folge als „Willoughby-Land“ bezeichnet wird. Gleichzeitig gibt es jedoch noch einen zweiten Besitzer dieses Gebietes, Lawrence Hyde, der jedoch nicht weiter in Erscheinung tritt.

1667 leben auf über 175 Plantagen an den Ufern des Suriname-Flusses über 4.000 Menschen incl. der Sklaven. In der Hauptstadt Torarica befinden sich gut 100 Häuser und eine Kapelle; im breiten Fluss können bis zu 100 Schiffe ankern.

Die Holländer haben sich zwischenzeitlich (1654 – 1664) durch Guerin Spranger im französischen Cayenne festgesetzt, das formal allerdings weiterhin zu Frankreich gehört (s. auch mein Reisebuch über Französisch-Guayana).

Zwischen 1664 und 1667 besitzt Holland nur noch zwei Gebiete in den Guyanas: Berbice und Essequibo, auf dem Territorium des heutigen Guyana, welches damals also zu den Niederlanden gehörte.

Erst 1667, im Zweiten Englisch-Niederländischen Seekrieg, kurz vor dem Friedensschluss von Breda, erobert der Holländer Abraham Crijnssen Willoughby-Land. Er sichert den englischen Siedlern dieselben Rechte zu, die sie bereits unter den Engländern hatten, insbesondere die Religionsfreiheit. Bevor er über Berbice und Essequibo zu weiteren Beutezügen aufbricht, wird das vormalige englische Fort bei Torarica in Fort Zeelandia umbenannt.

Im Frieden von Breda (1667) erhalten die Niederlande Suriname im Tausch gegen Nieuw Amsterdam (New York), welches an England fällt. Doch im selben Jahr macht sich ein Neffe Willoughbys von Barbados aus auf den Weg, Willoughby-Land zurückzuerobern. Als Crijnssen davon erfährt, segelt er erneut nach Suriname, um Ende April 1668 das geplünderte Suriname einzunehmen.

1669 verstirbt Crijnssen in Paramaribo. Das Land besitzt zu diesem Zeitpunkt 32 Zuckermühlen mit über 2.000 Sklaven. Da Crijnssen jedoch im Auftrage Zeelands gehandelt und dabei die Eroberung Surinames selbst finanziert hatte, will nun Zeeland selbst die Herrschaft über Suriname ausüben. Hierdurch entstehen Konflikte mit der Niederländisch Westindischen Gesellschaft, die erst durch einen Kompromiss 1672 beigelegt werden können.

Ab 1674 ist dann – nach dem Bankrott der ersten Westindischen Gesellschaft – die Zweite WIC eine ausschließlich Handel treibende Gesellschaft, die sich nunmehr verstärkt dem Sklavenhandel zuwendet. Im selben Jahr (1674) wird der Friede von Breda, also die bereits existierenden Eigentumsverhältnisse am Ende des Zweiten Englisch-Niederländischen Seekrieges, durch den Friedensvertrag von Westminster nach dem Dritten Englisch-Niederländischen Krieg endgültig bestätigt: Niederländisch-Guyana umfasst nunmehr ein Gebiet, welches dem heutigen Guyana und Suriname entspricht.