Hades & Bones: Prinz des Totenreichs - Anna Lukas - E-Book
SONDERANGEBOT

Hades & Bones: Prinz des Totenreichs E-Book

Anna Lukas

0,0
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

**Wie weit bist du bereit für die Liebe zu gehen?** Die furchtlose Malison hat als Kopfgeldjägerin und Tochter von Hades schon einiges durchstehen müssen. Aber als sie aus Liebe zum Gestaltwandler Ethan sogar bei ihrem mächtigen Vater in Ungnade fällt, bleibt bald nur noch die Flucht auf den Olymp. Doch selbst die Götter fürchten sich vor dem Zorn des Hades. Um die Welt der Menschen vor dem Untergang zu bewahren, lässt sich Malison auf ein waghalsiges Spiel um Verbündete ein. Zusammen mit ihren engsten Vertrauten schmiedet sie einen Plan, der die Macht der Götter für immer aus dem Gleichgewicht bringen könnte … Tauch ein in die opulente Welt des Olymp und erlebe eine Liebe, die selbst göttliche Macht nicht entzweien kann. //»Prinz des Totenreichs« ist der zweite Band der magischen Romantasy-Reihe »Hades & Bones«. Alle Titel bei Impress:  -- Band 1: Hades & Bones: Tochter der Unterwelt -- Band 2: Hades & Bones: Prinz des Totenreichs -- Band 3 (Spin-off Hades & Bones): Gods & Demons: Erbin des Schattenreichs  Diese Reihe ist abgeschlossen.// 

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impress

Die Macht der Gefühle

Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.

Wer nach Geschichten zum Mitverlieben in den beliebten Genres Romantasy, Coming-of-Age oder New Adult Romance sucht, ist bei uns genau richtig. Mit viel Gefühl, bittersüßer Stimmung und starken Heldinnen entführen wir unsere Leser*innen in die grenzenlosen Weiten fesselnder Buchwelten.

Tauch ab und lass die Realität weit hinter dir.

Jetzt anmelden!

Jetzt Fan werden!

Anna Lukas

Hades & Bones: Prinz des Totenreichs

**Wie weit bist du bereit für die Liebe zu gehen?**Die furchtlose Malison hat als Kopfgeldjägerin und Tochter von Hades schon einiges durchstehen müssen. Aber als sie aus Liebe zum Gestaltwandler Ethan sogar bei ihrem mächtigen Vater in Ungnade fällt, bleibt bald nur noch die Flucht auf den Olymp. Doch selbst die Götter fürchten sich vor dem Zorn des Hades. Um die Welt der Menschen vor dem Untergang zu bewahren, lässt sich Malison auf ein waghalsiges Spiel um Verbündete ein. Zusammen mit ihren engsten Vertrauten schmiedet sie einen Plan, der die Macht der Götter für immer aus dem Gleichgewicht bringen könnte …

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Vita

Playlist

Danksagung

© privat

Die Autorin Anna Lukas, Jahrgang 1999, lebt mit ihren drei Katzen in der Nähe von Stuttgart, wo sie ihren Master in Online-Marketing absolviert hat. Unter annas.inkspell bloggt die Autorin regelmäßig über Bücher und das Autorenleben. Anna Lukas schreibt seit ihrem zehnten Lebensjahr am liebsten Fantasyromane. Andere Themen, die sie interessieren, sind: Tierschutz, Städte-Reisen und Serien. Doch eine ihrer größten Leidenschaften sind natürlich Bücher.

Für alle, die auch scheitern, aber niemals aufgeben zu kämpfen

Playlist

Hurricane – Fleurie

Strange Birds – Birdy

Always Hate Me – James Blunt

Broken Crown – Mumford & Sons

Me And The Devil – Soap & Skin

A Little Wicked – Valerie Broussard

Running Up That Hill – Kate Bush

Horns – Bryce Fox

Nightmare – Halsey

Bird Set Free – Sia

The Enemy – Andrew Belle

Are You Satisfied – Marina and The Diamonds

Breakfast – Dove Cameron

Don’t Kill My Vibe – Sigrid

Can’t Help Falling in Love (feat. Brooke) [DARK] – Tommee Profitt

Evil – Melanie Martinez

Kapitel 1

Malison

Der Fluch war gebrochen.

Dunkle Magie schwappte aus den sich bildenden Rissen im Sand, die immer tiefer wurden und in Richtung des Landesinneren aufbrachen. Doch die bebende Macht des Fluches machte nicht am Erdboden halt, sondern schlängelte sich bis hinein in die Tiefen des Ozeans.

Das Meerwasser peitschte wild umher, sammelte seine Kräfte und türmte sich zu riesigen Wellen auf, um dann am höchsten Punkt zu brechen und hart gegen die Wasseroberfläche zu knallen.

Sanft schlichen die dunklen Fäden der Magie um mich herum, umhüllten mich wie Nebelschweife und streiften zärtlich meine Wange. Die Schatten glitten an meiner Haut entlang, bis sie an der Stirn haltmachten. Zwei schwarze Teufelshörner bildeten sich auf meinem Kopf, um von meiner dämonischen Natur zu zeugen. Ich bemerkte ein Ziehen in meinen Augen und wusste, dass sich das schimmernde Grün in ein dunkles Schwarz verwandelte.

Ethans Hand umklammerte immer noch meine. Seine Haut war schwitzig und glühte förmlich vom Adrenalin des bevorstehenden Kampfes. Dann wich sein Blick zu mir und zum ersten Mal sah er mich in meiner wahren Art – die dunklen Hörner, die pechschwarzen Augen, den Dämon in mir.

Instinktiv wandte ich meinen Blick von ihm ab, doch mit den Fingern seiner freien Hand umfasste er die Spitze meines Kinns und drehte mein Gesicht mit leichtem Druck zurück in seine Richtung.

»Schau mich nicht so an. Der Dämon in mir ist hässlich«, bat ich ihn und widerstand dem Drang, meine Energie für einen Verhüllungszauber zu verschwenden.

Streng schüttelte Ethan den Kopf. »Du bist perfekt so, wie du bist«, erwiderte er mit Überzeugung in der Stimme, wobei das Beben der Erde seine Worte fast verschlang.

Die Magie, die in die menschliche Welt strömte, hatte auch etwas Gutes. Sie durchfloss meine Adern wie frisches Blut, schickte mir neue Energie und Kraft und machte meinen Verstand hellwach, als würde ich aus einem ewigen Schlaf auferstehen. Die Macht der Magie in mir war berauschend, sodass sich ein schelmisches Grinsen um meine Mundwinkel bildete.

Dann ertönte ein kratzendes Geräusch.

Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück, um mich dann zu schütteln und all meinen Mut zu sammeln. Ich würde mich Hades stellen – selbst wenn es das Letzte war, was ich tat.

Mein Blick wich zu dem tosenden Meer, aus dessen Tiefen Dämonen emporschwammen und sich schleppend in Richtung des Ufers zogen. Dabei ließen sie die Klingen an ihren Gurten über den Sand schleifen.

Der erste Dämon erreichte den Strand und brach vor Erschöpfung zusammen. Um seinen Körper hatten sich Algen gewunden. Seine fahlblasse Haut glänzte bläulich vor Luftmangel, das Wasser musste seine Lunge geflutet haben. Dämonen waren nicht die besten Schwimmer. Es überraschte mich nicht, als immer mehr keuchend am Sandboden zusammenbrachen oder kopfüber auf den stürmischen Wellen des Meeres dahingetragen wurden.

Zu unserem Pech kamen nicht alle Dämonen durch das Meer.

Durch die breiten Risse im Sandboden kletterten die Wesen ebenfalls nach oben. Vor uns erklomm ein Dämon die Schlucht und suchte verzweifelt nach Halt zwischen den Tausenden von Sandkörnern. Energisch holte ich mit dem Fuß aus und trat mit dem Absatz auf seinen Handrücken, worauf er vor Schmerzen aufschrie und seine Finger zurückzog. Ich hob meinen Fuß und nahm ihm jeglichen Halt, wodurch er in den Abgrund fiel. Ich würde so viele Dämonen wie möglich unschädlich machen. Doch in meinem Innersten wusste ich, dass wir gegen die Streitmacht von Hades keine Chance hatten.

Immer mehr Dämonen sammelten sich angeschlagen auf dem schwarzen Strand Islands. Manche fuchtelten nervös nach dem Heft ihres Schwertes, während andere sich uns ohne Waffen entgegenstellten und nur hungrig mit der Zunge über ihre scharfen Zähne fuhren, als könnten sie es nicht erwarten, uns und all die Menschen in den Abgrund der Unterwelt zu zerren.

Meine Schwester schien durch die Anwesenheit ihrer Verbündeten gestärkt. Sie richtete sich im Sandboden auf und stützte sich auf ihren Knien ab. Siegessicherheit glänzte in ihren kalten Augen.

Mit einem Grollen bildeten sich in der Mitte des Heers dunkelrote Schwingen, die sich zu drehen begannen und mit jeder Umdrehung an Größe gewannen. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich ein blutrotes Portal gebildet, aus dem zuerst die Spitze eines Stiefels zum Vorschein kam. Schleichend bewegte sich die muskulöse Gestalt vorwärts, wobei ein rötlicher Schlabber auf der Kleidung zurückblieb. Der lockere Saum eines schwarzen Mantels schwang peitschend umher, sobald der Wind ihn zu fassen bekam. Dann setzte die Gestalt den Fuß auf die Erde und schlagartig verengte sich das rote Portal hinter ihr. Leichtfertig hob sie die Hand in die Lüfte und drehte ihr Handgelenk, wodurch ein Zauber ihren Fingern entwich und über ihre Kleidung und Haut huschte. Im Nu löste sich der rote Glibber und brachte der Gestalt seinen mächtigen Glanz zurück. Ein finsteres Lächeln schlich sich auf die Gesichtszüge und entblößte eine Reihe aus spitzen schneeweißen Zähnen, die im Mondlicht schimmerten. Das Eisblau der Augen glänzte magisch, als würde sich eine unendliche Menge an Energie und Macht dahinter verbergen.

Hades.

In der Ferne hörte ich das betrunkene Kichern eines Paares, das Hand in Hand den Steg erreichte und sich einen schönen Abend machen wollte. Verärgert über ihre Störung schnaubte Hades durch seine aufgeblasenen Nasenlöcher und nickte zwei der Dämonen zu, die sich erregt einen Blick zuwarfen. Ohne Vorwarnung stürzten sich die beiden Dämonen auf das Paar und bohrten ihre langen Krallen durch die Haut der Menschen, die qualvoll aufschrien. Verzweifelt schlugen sie um sich, in dem Versuch, die Dämonen abzuschütteln, doch der Alkohol in ihrem Blut hatte ihre Schläge offensichtlich verlangsamt. Mit Leichtigkeit wehrten die Dämonen die Angriffe ab und packten die beiden Menschen noch fester, um sie über den schwarzen Sand hinwegzuschleifen und an den Rand einer Erdspalte zu zerren. Verzweifelt klammerten sie sich aneinander und schlugen mit den Füßen aus, doch die Dämonen zerrten sie über den Riss hinweg und ließen sie in der Luft los, wodurch sie in die Tiefe stürzten. Ihre Hände lösten sich im Fallen voneinander, während ihre Schreie wie ein Echo hallten, bis ein dumpfer Aufprall ertönte und ihre Stimmen verklangen. Das Einzige, was von den beiden Menschen zurückblieb, waren die Schleifspuren im Sand.

Hasserfüllt riss sich mein Blick von der Schlucht weg zu meinem Vater, dessen blaue Iriden aufleuchteten und für eine Sekunde das Pechschwarz darin zum Vorschein brachten. Macht durchströmte seine Gesichtszüge, als hätten die frischen Seelen seine Energie verstärkt.

Ich fröstelte. So stark wie gerade hatte ich die Präsenz meines Vaters noch nie erlebt. Die Fesseln des Fluchs hatten seine Macht gezügelt. Hier auf der Erde schien jede gefangene Seele seine Stärke nur noch zu nähren.

»Nun … wo waren wir stehen geblieben?«, fragte Hades mit einem überheblichen Grinsen und leckte sich genüsslich über die Lippen, als könnte er den Geschmack der neu gefangenen Seelen darauf spüren. Dann schwand die Leichtigkeit aus seinen Gesichtszügen und sein Blick wurde hart, als er mich fixierte. »Meine liebe Tochter, wie habe ich dich vermisst«, behauptete er, doch seine Stimme klang trocken und eiskalt.

Mit einem Humpeln näherte sich Caitlyn, die sich durch die Worte meines Vaters herbeigerufen fühlte. Ihr Gesicht war immer noch entstellt von Ethans Klingen und die tiefe Wunde an ihrer Wange schimmerte bösartig im Mondlicht.

»Ich habe es vollbracht, Vater«, verkündete sie und warf mir einen kurzen, abfälligen Blick zu, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf unseren Vater. Der Stolz und der Hunger nach Anerkennung funkelten in ihren Iriden. »Ich habe einen der Greife getötet und dich aus der Unterwelt befreit, wie du es verlangt hast.«

Nachdenklich schob Hades seinen Unterkiefer hin und her, während er auf seine Zweitgeborene hinabblickte. »Hmhm«, grummelte er, als wäre er sich nicht sicher, was er nun mit ihr anfangen sollte. »Gut gemacht, Tochter. Ich hatte dich immer für schwach und hilfsbedürftig gehalten, doch ich habe mich geirrt. Du hast dir einen Platz in meiner Streitmacht verdient«, gab er zu, gefolgt von einem Zähneknirschen, das mir seine Unzufriedenheit offenbarte. Er hatte nicht vor, Caitlyn zu geben, was ihr zustand: die Krone und einen Platz an seiner Seite. In seinen Augen war sie immer noch bedeutungslos, ein Schandfleck, der beseitigt werden musste.

Hades wollte sich wieder mir widmen, als Caitlyn trotz ihrer Schmerzen ihre Schritte beschleunigte und sich in sein Blickfeld schob. »Ist das alles?«, fragte sie ungläubig und zog die Augenbraue in die Höhe. »Ich verdiene die Krone, die du Malison versprochen hast«, forderte sie und reckte das Kinn, doch in ihren zuckenden Mundwinkeln erkannte ich ihre Unsicherheit. »Überlasse mir die Unterwelt. Ich werde dich mit Stolz erfüllen, Vater.«

Ein Lachen fuhr aus Hades’ Kehle, das mir durch Mark und Bein schnitt. »Das Angebot galt nur für meine Erstgeborene«, entschied er hartherzig und wollte die Sache darauf beruhen lassen, doch Caitlyn gab nicht nach.

Sie stellte sich ihm in den Weg und schlug ihre Hand auf seinen Brustkorb, viel höher reichte sie nicht. »Ich habe für dich geblutet und gemordet, Vater. Sogar meine Schwester habe ich für dich verraten. Und alles, was du mir gibst, ist ein Platz in deiner Armee?« Fassungslosigkeit schwang in ihrer Stimme mit, die sich überschlug und ihren Klang brüchig machte.

Ein Grollen kam aus Hades’ Kehle, während sein Blick über den Strand hinwegfuhr. »Ich sehe hier keinen toten Greif, du?«, neckte er sie, und zustimmendes keckerndes Gelächter der Dämonen folgte. »Nun geh mir aus dem Weg, Tochter, bevor ich es mir noch anders überlege.«

Grob schlug er ihre Hand von sich und packte sie schroff am Hals. Ein Wimmern drang aus ihrer Kehle, dann warf er sie mit Schwung von sich, wodurch sie stolpernd in den Sand fiel.

Hades beachtete Caitlyn nicht weiter. Er machte drei Schritte in unsere Richtung. Wir hatten noch immer einen sicheren Abstand zu ihm, und die Dämonen in der ersten Reihe trennten uns voneinander, doch mit jedem Schritt in unsere Richtung spürte ich, wie sich mein Herz enger zusammenzog.

Wir sitzen in der Falle. Es würde keinen Ort geben, an dem Hades uns nicht fand.

»Wie schön, dich gesund und munter zu sehen, Tochter«, meinte er und kam zum Stehen.

Stirnrunzelnd betrachtete er meine Hand, die Ethans immer noch umschlang. Unwillkürlich ließ ich sie los, doch ich hatte meine Schwäche längst verraten.

»Er ist dir also ans Herz gewachsen, dein kleines Vögelein?«

Wütend zischte Ethan und wollte vorwärtspreschen, doch ich schlug ihm sanft die Hand gegen den Brustkorb und hielt ihn zurück. Wir mussten geschickt vorgehen, wenn wir hier lebend herauskommen wollten.

»Was willst du von uns?«, brachte ich unter zusammengebissenen Zähnen vor. »Du hast deine geliebte Freiheit und die Erde liegt dir zu Füßen. Es gehört alles dir.«

Hades biss sich auf die Unterlippe und schob sie nachdenklich von rechts nach links, als würde ihm das beim Grübeln helfen. »Ich möchte dich an meiner Seite, Malison. Komm zu mir und herrsche über die Unterwelt – so, wie wir es besprochen haben. Du, die Königin der Unterwelt, und ich, der Bezwinger der Erdbewohner. Klingt das nicht wie Musik in deinen Ohren?«

Angewidert spuckte ich in den Sand, um ihm deutlich zu machen, was ich von seinem Angebot hielt.

Doch er lachte nur amüsiert. »Was würde deine Mutter nur von dir halten? Solch schlechtes Benehmen«, zischte er und schüttelte enttäuscht den Kopf. »Dabei hätte ich euch beide so gern miteinander vereint. Ich höre Persephones Jammern jede Nacht aus ihrem Kerker der Unterwelt. Es wird ihr das Herz brechen, wenn sie hört, dass ihre eigene Tochter sie verschmäht. Bist du dir sicher, dass du dieses Angebot ausschlagen kannst?« Herausfordernd zog er die Augenbraue nach oben. »Bleib bei mir und du kannst Königin der Unterwelt sein. Deine rebellische Art schmeichelt mir, Malison, du bist wie ich. Zwei Seiten einer Münze, mein Ebenbild«, schnurrte er wie eine Katze zur Maus, die sie in die Falle locken wollte. »Oder verweigere dich mir und es wird keinen Winkel in den Welten geben, in dem ich dich nicht finde.«

Ich verschränkte die Finger zur Faust. »Du kannst deine Krone behalten.«

In diesem Moment preschte Caitlyn aus dem Sand hervor, zückte einen Dolch und raste auf Hades zu. Die Enttäuschung und der Schmerz der Ablehnung übernahmen die Kontrolle über ihr Handeln.

»Verräter!«, schrie sie vor Zorn und zielte mit der Klinge auf Hades’ Brust. Mit Leichtigkeit hob er die Hand, worauf pechschwarze Nebelschwingen aus seinen Fingerkuppen strömten und auf Caitlyn zurasten. Sie fingen sie ein und brachten ihre Hand mit der Dolchspitze wenige Zentimeter vor seinem Herzen zum Stoppen.

»Behalte dein kindliches Gebaren für dich, Caitlyn!«, fauchte er verärgert und schleuderte sie erneut genervt in den Sand. »Ich war mehr als großzügig zu dir, Kind. Trotz deiner lächerlichen Heilkräfte habe ich dich bei mir aufgenommen, dir ein Zuhause geschenkt. Und so dankst du es mir? Richte dich noch einmal gegen mich, Caitlyn, und ich werde dich jagen wie ein Hund das schmächtige Reh. Wisse um deinen Platz, Tochter«, knurrte er bedrohlich, dann wandte er sich an seine Dämonenschar. »Sie wollen einen Krieg? Den sollen sie bekommen.« Er öffnete seine Kinnlade leicht nach unten, wodurch ein Knacken des Kieferknochens ertönte. »Angriff!«

Sofort stürmte die erste Reihe der Dämonen los. Augenblicklich riss ich die Hände empor und beschwor die Magie in meinen Adern, die so schnell wie Pistolenschüsse aus meinen Fingerspitzen schoss. Bläuliche Schlingen kamen hervor und legten sich um die Beine der Dämonen, wodurch ein paar taumelten oder fielen. Dann beschwor ich rundliche Kugeln, dessen Umrandungen bläulich glänzten. Ich schickte sie gegen die Schar, die sich wieder aufgerappelt hatte. Die Magiekugeln schwabbelten durch die Luft, bis sie gegen die Brustkörbe der Dämonen flogen und in einem lauten Knall explodierten. Es zerfetzte die dunklen Wesen, doch zwei fanden ihren Weg durch das Gemetzel und schlichen sich an Ethan heran.

»Vielleicht können wir uns was von seinem Tod wünschen oder seine Federn pflücken, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verschachern«, tuschelten sie aufgeregt, wobei ihre Iriden mordlustig in den Strahlen des Mondes schimmerten.

»Gewiss nicht!«, fauchte Ethan verärgert, als sie nahe genug herangeschlichen waren, und hob seine Hand. Zügig verwandelten sich seine Fingerspitzen in Klauen, die von braunen Federn überzogen waren. Mit dem ersten Hieb schlitzte er dem unaufmerksamen Dämon die Kehle auf, während der andere erschrocken japste.

Ethan sprang auf den zweiten zu und riss ihn zu Boden. Seine Krallen vergrub er tief in dem Brustkorb des Wesens, das jämmerlich aufschrie. In Ethans braunen Augen schimmerte etwas Gefährliches, als würde er nie wieder zulassen, dass jemand ein Mitglied seiner Familie angriff. Der kurze Tod von Cora hatte ihn gefährlich gemacht. Seine Hiebe wurden stärker, sein Gesichtsausdruck kälter, wie wenn das Morden ihm inzwischen nichts weiter ausmachen würde.

»Monster«, winselte der Dämon unter seinen Klauen, bevor er ein letztes Mal vergeblich nach Luft rang und erschlaffte.

Überrascht wich Ethan von dem toten Körper, als bereits die nächste Horde an Dämonen losstürmte. Wieder rief ich meine Magie herbei und wehrte sie ab, so gut es ging, doch mit jedem Angriff schwand die neu gewonnene Energie aus meinem Körper.

Rasch warf ich einen Blick zur Seite und entdeckte Hades, der den Kampf entspannt genoss. Seine Augen verfolgten jede meiner Handbewegungen und jeden meiner Magiesprüche wie gebannt. Für ihn war es ein perfides Spiel. Eine Reihe nach der anderen hetzte er die Dämonen auf uns, aber niemals genug, um uns auf einen Schlag zu erledigen. Mit seinen Dämonenangriffen trocknete er meine Magie aus, erschöpfte uns und zerrte an unseren Kräften. Ich hatte mich nicht geirrt – wir hatten nicht die geringste Chance gegen den Fürsten der Unterwelt.

»Es sind zu viele … Wir müssen hier weg!«, schrie ich Ethan zu, der gerade von drei Dämonen gleichzeitig angegriffen und zu Boden gerissen wurde. Verzweifelt schlug er um sich und fuhr mit den Krallen über deren Rücken, doch sie ließen nicht ab von ihm. Mit der rechten Hand wehrte ich meine eigenen Angreifer ab, während ich die linke Hand hob und einen blauen Zauber in Ethans Richtung schickte, der die Dämonen wie eine Windböe ereilte und zu Boden gehen ließ. Schnell rappelte er sich auf und vergrub seine Krallen in einen der Angreifer, der wieder auf ihn zugestürmt war.

»Wie?«, schrie Ethan mir unter Kampfgeschrei zu.

»Verschaff mir Zeit«, erwiderte ich und ließ alle anderen Zaubersprüche verklingen. Ich konzentrierte mich auf das Beschwören eines Portals, während die Dämonen nun weiter zu mir und Ethan vordrangen.

Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Ethans Haut bebte und seine Knochen laut knackten. Sein Mund verzog sich zu einem länglichen Schnabel und die dünnen Härchen auf den Armen wurden zu braunen Federn. Er verwandelte sich in seine Greifengestalt.

Für eine Sekunde dachte ich daran, auf seinen Rücken zu springen und mich mit ihm in die Höhen der Wolken zu schwingen, doch es wäre ein Leichtes für Hades, uns durch einen Zauber zurück auf die Erde zu schleifen und den Dämonen zum Fraß vorzuwerfen.

Nein, ein Portal ist sicherer.

Der Greif preschte voran und warf sich in den Tumult der angreifenden Dämonen. Mit seinem Schweif schlug er die geifernden Wesen zu Boden und vergrub die Spitze seines Schnabels in ihren Knochen.

Ich vertraute auf Ethans Schutz und presste die Augenlider zusammen, um mich auf die Magie in mir zu fokussieren. Ich spürte, wie der Zauber durch meine Adern floss und sich in meinen Händen sammelte, um dann in die Freiheit zu drängen und hinter mir die strudelnden Schwingen eines Portals zu bilden. Der kalte Nachtwind schlug mir entgegen und schlängelte sich um meinen Hals. Ich ignorierte die Kälte an meiner Haut und lenkte jeden Gedanken auf das Portal – unsere einzige Chance, hier lebend herauszukommen.

Ich öffnete die Augen und der blaue Schimmer des Portals hinter mir erschien. Entsetzen bildete sich in den Zügen meines Vaters, der meine Kraft unterschätzt hatte.

»Alle zum Angriff!«, jaulte er laut und die gesamte Horde raste im Gleichschritt auf uns zu. Auch mein Vater setzte sich in Gang und eilte in meine Richtung, als sich ein zierlicher Körper durch die Dämonenmasse kämpfte, an Geschwindigkeit zunahm und auf leisen Fersen auf ihn zuraste. Geschwind zückte die Gestalt ihre Messer und schlitterte auf den Knien über den sandigen Boden, worauf sich die Dolchspitzen in die Unterschenkel meines Vaters bohrten. Wut huschte in Hades’ Blick, als er meine Schwester entdeckte. Grinsend wischte sie sich sein bläuliches Blut an den Oberschenkeln ihrer Jeans ab.

»Du verweigerst mir den Thron – also werde ich dir meine Schwester und den Greif verweigern«, drohte sie und biss ihre Zähne zusammen. »Du wirst sie nicht bekommen.« Geschwind wich ihr Blick zu mir, als sie leise die Worte »Lauf!« formte.

Mit einem wütenden Schrei stürzte sich Hades auf meine Schwester und schlug mit den Fäusten nach ihr, doch sie wich trotz ihres geschwächten Körpers geschickt aus. Dennoch wusste ich, dass sie den Kampf nicht ewig aufrechterhalten konnte.

»Ethan! Jetzt!«, schrie ich dem Greif entgegen, dessen Federn blutüberströmt waren. Innerlich betete ich zu den Göttern, dass es nicht seins war.

Ethan riss seine Krallen aus einem aufgespaltenen Brustkorb. Er stürmte zu mir, doch die Dämonen waren uns dicht auf den Fersen. Hastig sprang er in die Lüfte und glitt mit seinen Flügeln durch den Wind, während sich sein Körper zurück in seine menschliche Gestalt verwandelte. Kurz bevor er aufkam, erwischte er meine Hand und ich riss ihn zu mir.

Ohne nachzudenken, stürzte ich in das Portal hinein und zog ihn mit mir. In meinem Fall drehte ich mich um und entdeckte Hades, der Caitlyns Arm zu fassen bekam und ihn mit einem lauten Brechen umdrehte. Der Schrei meiner Schwester hallte in meinen Ohren.

»Um dich kümmere ich mich später!«, schrie er ihr entgegen und raste auf das Portal zu – wie auch die ganze Schar an Dämonen.

Ich entriss Ethan meine Finger und zog meine Hände in einer wellenartigen Bewegung vor meiner Brust zusammen, um das Tor des Portals zu verschließen. Langsam begannen sich die Umrisse zusammenzuziehen, während wir im gefühlten Nichts umhertrieben. Es war nur noch ein dünner Spalt offen, als sich ein Dämon hindurchzwängte und mit uns in das Portal geriet. Er raste auf mich zu, doch ich konnte mich nicht wehren, wenn ich das Portal schließen wollte. Ich sah meinen Vater, wie er nur noch wenige Zentimeter von dem Portal entfernt war und gierig die Hand danach ausstreckte. Wut fackelte in seinen Gesichtszügen, die sich bläulich verfärbten. Ich spürte bereits die Klauen des Dämons, die meine Kehle streiften und danach schnappen wollten. Dennoch ließ ich nicht von dem Zauber ab. Ich starrte meinem Vater entgegen, als ich das Portal endgültig schloss und uns im Nirgendwo einsperrte.

Kälte durchzuckte mich, als der Dämon meine Kehle ergriff und mich zu würgen begann. Ethan fand sein Gleichgewicht in den Wellen des Nichts und stürmte auf den Dämon und mich zu, um uns voneinander zu trennen. Der Schwung brachte uns aus dem Gleichgewicht und schleuderte uns vom Pfad. Wir fielen durch das Portal hinaus an einen unbekannten Ort.

Hart schlugen wir auf felsenartigem Boden auf und rollten darüber, bis ich gegen einen Steinbrocken schlug, der sich in meine Magengrube drückte. Ich keuchte auf vor Schmerz.

Gerade als ich aufblickte, entdeckte ich den Dämon, der ein Schwert aus seinem Gurt hievte und die Klinge nach oben riss, um auf meinen Kopf zu zielen. Die Schwertspitze raste mit einem Zischen durch die Luft, als Ethan den Angreifer an der Flanke traf und ihn zur Seite riss. Trudelnd fiel der Dämon durch die Luft und Ethan schleifte über den Boden, bis er seine Krallen herbeirief und sie in den Boden drückte, was ein ächzendes Kratzen verursachte – wie das Ziehen von Kreide über eine Tafel. Der Dämon hatte Pech. Er landete in glühender Lava, die wild blubberte und ihn mit qualmenden Dämpfen verspeiste. Er sank so schnell ein, dass nicht einmal ein Schrei seiner Kehle entweichen konnte. Er war sofort tot.

Keuchend rappelte ich mich auf. Wir waren noch lange nicht in Sicherheit. Mein Blick schlich durch die Gegend, der Fall durch das Portal musste uns an einen der Vulkane Islands gebracht haben. Und Island bedeutete Ärger. Denn auch hier entdeckte ich dieselben Risse wie am Strand zuvor.

Es würde nicht lange dauern, bis Hades das Portal verfolgte. Verzweiflung machte sich in meinem Herzen breit.

Wie töricht war ich zu denken, dass ich eine Chance gegen Hades habe?

Ich wusste nicht, wohin. Die Wände des Vulkans engten mich ein, machten mir das Atmen schwer. Denn Hades hatte recht, es gab keinen Ort, an dem er mich und Ethan nicht finden würde.

»Geht es dir gut?«, keuchte Ethan erschöpft, seine Nasenflügel bebten vor schwerem Atem. In seinen Augen spiegelte sich die Glut der Lava.

In diesem Moment ertönte das Jaulen eines Hundes. Erschrocken versteifte sich jeder Muskel meines Körpers. Dort, in den Schatten der Höhle, entdeckte ich ein Paar blutroter Augen, die mich begierig anstarrten. Das Kratzen von Krallen erklang, als würden sich noch mehr Höllenhunde aus der Schlucht hinauf in die Höhle ziehen. Die Augenpaare vermehrten sich. Die düsteren Wesen fletschten die schneeweißen Zähne, die durch die blubbernde Lava rötlich schimmerten. Das Scharren von Pfoten ertönte, als sich die Höllenhunde vom Boden abdrückten und auf mich zuhetzten. Der Glanz ihrer roten Iriden verkörperte nur einen Wunsch: Hades’ Tochter zu töten.

Kapitel 2

Dylan

Die Stille war beängstigend.

Kein Hupen von Autos, keine sich anschreienden Nachbarn und kein Dröhnen von Musik – nur absolute Ruhe. Es machte mich wahnsinnig und nervös, kratzte an meinem Verstand. Ich spielte mit den Fingern und trommelte gegen meine Oberschenkel. Das Reich der Elfen war fast erdrückend vor lauter gesunder, reiner Natur und Schönheit.

Cora formte die Hände zu einer Schüssel und tunkte sie in einen gemächlich dahinfließenden Bach, wodurch sich das Wasser zügig in ihrer Handfläche sammelte. Gierig trank sie.

»Hast du keinen Durst?«, fragte sie fürsorglich und warf mir einen geschärften Blick zu, als hätte sie bemerkt, wie ich sie beobachtete.

Ich schüttelte den Kopf. »Dämonen brauchen kein Essen oder Trinken – es schadet uns nicht, aber es schmeckt eher widerlich«, erklärte ich ihr und widmete mich wieder der unbekannten Welt, bei der aus jedem Winkel eine neue Gefahr hervorschnellen könnte.

Irgendwo versteckten sich die Elfen und es wurde Zeit, sie ausfindig zu machen. Bei dem Gedanken an Malison und Ethan rebellierte mein Magen. Hatte Hades sie bereits umgebracht? Panik legte sich um mein Herz. Ich dachte an Persephone, die mir einst den Schutz ihrer Tochter anvertraut hatte. Verärgert biss ich mir in die Unterlippe. Ich hatte Malisons Mutter enttäuscht, mein Versprechen gebrochen. Malison war allein im Kampf gegen Hades und seine Armee. Jede Stunde, die verging, zerbrach mein Versprechen in größere Scherben. Es wurde Zeit, die Elfen zu finden und ihre Hilfe zu erbitten – oder sie zur Not zur Unterstützung zu zwingen. Der Dämon in mir würde alles tun, um Malison ein letztes Mal beizustehen.

»Ich werde die Landschaft erkunden«, sagte ich zu Cora, die fertig getrunken hatte und mich ansah.

Amüsiert lachte sie auf. »Denkst du wirklich, ich bleibe hier allein zurück?« Prüfend zog sie die Augenbrauen in die Höhe. »Ich weiß, dass du dir Sorgen um Malison machst. Ich zerbreche mir auch den Kopf über meinen Bruder. Zusammen finden wir die Elfen schneller, denkst du nicht?«

Grummelig stimmte ich zu. Ich wollte Cora nicht abweisen, doch im Moment trübten die tiefen Sorgen meine Laune. Daher stand Teamwork aktuell nicht gerade auf meiner Wunschliste. Tatsächlich war Malison die Einzige, mit der ich jemals durch die Welt gereist und zusammengearbeitet hatte.

Ich öffnete gerade den Mund, um doch noch eine Ausrede hervorzubringen, als Cora bereits vorschoss und sich in Sekundenschnelle in ihre Greifengestalt verwandelte. Erschrocken wich ich zurück, als sie sich zu mir drehte und der riesige Schnabel mich beinahe umwarf.

»Vorsichtig«, ermahnte ich sie sanft. Angesichts meines bevorstehenden Todes in sieben Tagen hatte ich nicht unbedingt die beste Laune. Dabei ging mir diese kunterbunte, fröhliche Welt noch mehr auf die Nerven. Und doch faszinierte mich ihre Wildheit.

Die kühle Brise der Unterwelt und deren Dunkelheit fehlten mir. Für einen Moment schloss ich die Lider und stellte mir Hades’ Reich vor, als mich ein Windstoß ereilte und beinahe umstieß.

Zügig rief ich meine Verwandlung herbei.

Dunkle Federn schossen aus meiner Haut hervor und gaben ein krächzendes Geräusch von sich. Meine Knochen schrumpften zusammen, bis ich nur noch einen Bruchteil meiner Größe aufwies. Meine Füße verwandelten sich in je drei Klauen und die Arme in dunkle Flügel, die die Menschen an den Tod erinnerten. Ich schmunzelte, als ich an all die Male dachte, bei denen ich einen Menschen durch das Krähen erschreckt hatte und über seinen Kopf hinweggeflogen war, worauf er verzweifelt um sich geschlagen hatte. Menschen sind so schrille Wesen. Sie hatten Angst vor einer so viel kleineren Gestalt als sie selbst, dabei waren es die Tiere, die tatsächlich Furcht vor den Erdbewohnern und ihren erbarmungslosen Maschinen haben mussten.

Schließlich stieß ich mich vom Boden ab und glitt in die Lüfte, wobei sich der Wind wie ein vertrauter Freund um mich hüllte. Ich kreischte auf und mein Klang hallte wie ein Echo durch das Tal.

Cora horchte auf und entschleunigte für einen Moment ihre Geschwindigkeit, um mir die Chance zu geben aufzuholen. Erst jetzt betrachtete ich ihr Federkleid eingehender. Aus der Schlacht im Lagerhaus hatte ich ihre Federn anders in Erinnerung. Damals waren sie in ein helles Weiß getunkt gewesen – mit ein paar wenigen braunen Flecken. Hingegen war das Weiß jetzt matter, die Flecken hatten sich zu einem tiefen Schwarz verdunkelt und deutlich auf ihren Federn ausgebreitet, sodass ihre Erscheinung weniger rein wirkte als zuvor. Irritiert kräuselte ich die Stirn. War das vielleicht eine Auswirkung ihres kurzzeitigen Todes und ihrer darauffolgenden Wiederbelebung?

Der Gedanke ließ meine Federn am Nacken zu Berge stehen. Sie krächzte, als hätte sie meine Verwirrung bemerkt, doch ich schüttelte den Kopf, um sie nicht abzulenken. Vielleicht bildete ich mir ihre veränderten Farben auch nur ein, schließlich hatte in dem Kampf Chaos geherrscht und ich nur einen kurzen Blick auf ihre Gestalt erhascht.

Stattdessen richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Welt unter unseren Klauen. Das Elfenreich erstreckte sich in unendlicher Breite, doch weit in der Ferne erkannte ich das sich ändernde Terrain. Dort leuchteten keine Wiesen, sondern dichte Bäume wuchsen heran, die einen dunklen Schatten über das Tal warfen. Das Land türmte sich zu Bergen und formte ein Gebirge, dessen Kälte ich bis hierher spürte. Etwas verriet mir, dass sich die Elfen dort aufhielten. Doch ich war mir nicht sicher, ob sie uns als Gäste begrüßen würden oder uns lieber als die Eindringlinge, die wir waren, durch ihr Land jagten …

Was, wenn die Flucht in das Elfenreich die falsche Entscheidung gewesen war?

Kapitel 3

Bones

Der erste Höllenhund raste voran und übernahm die Führung über das Rudel an hungernden Dämonen. Seine Zähne rasten auf Malison zu, deren Pupillen vor Schreck geweitet waren. Sie hob ihre Hand und blauer Wirbel wich aus ihren Fingerkuppen, doch er formte sich zu langsam. An Malisons Schläfe liefen die Schweißperlen hinab, ihre Magie näherte sich dem Ende. Und wenn sie nicht aufpasste, würde sie vor Erschöpfung ohnmächtig werden.

Instinktiv sprang ich dazwischen und rief im Fallen meine Greifengestalt auf. Die Federn schoben sich aus der Haut empor und das ächzende Knacken meiner Knochen hallte in meinen Ohren. Wenige Zentimeter vor Malisons Nasenspitze schlitterte ich durch die Luft, als der Dämonenhund sein Maul aufriss. Die Zähne hatten nur ein Ziel: meinen Flügel. Geschwind reckte ich den Hals und schnappte mit meinem Schnabel nach seiner Brust, worauf er jämmerlich aufjaulte. Ein fauliger Gestank fuhr mir in die Nasenlöcher. Der Dämon wimmerte und schnappte mit den Reißzähnen, verzweifelt auf der Suche nach einem Fetzen Fleisch. Ich riss den Kopf zur Seite, um auszuholen, und schleuderte ihn mit Schwung gegen die Felsenwand. Ein Knacken ertönte, als sein Kopf auf dem Felsen aufkam und sein Körper erschlafft auf den Boden rutschte.

Mein Blick wich zu Malison, sorgsam suchte mein Augenpaar nach einer Schramme oder Wunde. Ich fand keine schwerwiegende Verletzung und atmete für eine Sekunde auf.

Das war mein Fehler.

Die Dämonenhunde nutzten meine Unaufmerksamkeit und hechteten vor. Ich bemerkte es erst, als es bereits zu spät war. Ein großer Hund bohrte seine Zähne in meine Hinterbeine und entlockte mir einen qualvollen Schrei. Wütend wirbelte ich auf der Suche nach meinem Angreifer herum, als bereits der nächste Dämonenhund ankam. Kraftvoll drückte er sich mit den Pfoten ab und sprang in einem hohen Bogen über mich, bis er meinen Rücken erreichte und seine Krallen darin verbohrte. Ich schüttelte mich, doch er ließ nicht von mir ab. Blutstropfen rannen durch meine Federn und färbten sie dunkel.

Auf einmal erschien ein greller Lichtblitz.

Blaue Magie schoss aus Malisons Fingerkuppen und flutete den Raum. Die magischen Schlingen schossen auf die Dämonenhunde zu. Verärgert fauchten die Wesen auf, während sich Mal aufrappelte und an meine Seite kam.

»Wir müssen hier weg, Ethan«, krächzte sie mit erschöpfter Stimme.

Die Lider waren von dunklen Augenringen untermalt und die Haut zeigte eine kränkliche Mischung aus Blässe und fiebriger Hitze. Sie hielt die Dämonen in Schach, doch das Blau ihrer Kräfte wurde schwächer und die fletschenden Zähne kamen immer näher.

»Meine Magie ist fast aufgebraucht. Darauf zielt Hades ab, er weiß, dass ich nicht unendlich weiterkämpfen kann. Wir müssen hier weg«, sagte sie erneut … verzweifelt. Ihre Hand fuhr sanft über mein durchnässtes Federkleid, dann umklammerte sie die Federn und zog sich schwerlich daran hinauf. Mit den Füßen drückte sie sich ab und kroch durch mein Federkleid, bis sie am Kamm meines Rückens angekommen war. Schmerz durchzuckte mich, als sie die Bissstellen des Dämons streifte. Sie legte sich hin, bis sie die Hände um meinen Hals geschoben hatte. Die Magie aus ihren Fingern entfloh in die Luft wie der Rauch einer ausgepusteten Kerze. »Bring uns hier raus, Ethan.«

Mein Blick wanderte die Felsenwände hinauf, als ich weit oben einen Spalt entdeckte, der gerade groß genug sein könnte, um hindurchzupassen. Ich presste die Krallen gegen den Boden, dann ließ ich die Schultern ein wenig kreisen, um mich an das neue Gewicht auf mir zu gewöhnen.

Malisons Magie erlosch und die Dämonenhunde schossen vor. Kraftvoll drückte ich mich vom Boden ab und ging in die Lüfte. Doch die Dämonenhunde waren schneller.

Einer preschte aus der Menge hervor, stürmte durch die Luft und verbiss sich wie ein Parasit in meinen Pranken. Vor Schmerz presste ich den Schnabel zusammen. Ich stieg auf, doch durch das zusätzliche Gewicht auf mir flatterte ich so schwerfällig dahin wie eine verletzte Fledermaus.

Geschickt erklomm einer der Dämonenhunde eine Felskante und sprang mutig in die Tiefe, um Halt an meiner Schweifspitze zu suchen. Gierig drückte er die Zähne in mein Fleisch und hangelte sich mit seinen Krallen vorwärts, bis er den unteren Bereich meines Rückens erreicht hatte. Unheilvoll blubberte die Lava unter uns. Ich gewann an Höhe, scherte nach rechts aus und streckte die Klauen von mir, in der Hoffnung, die Hunde abzuschütteln. Der Dämon an meinem Hinterfuß knallte hart gegen die Felsenwand. Kurz verbiss er sich noch fester, doch dann erschlaffte sein Körper. Einer der Steine hatte sich in seinen Brustkorb gebohrt. Sofort löste sich sein Biss. Mit ihm stürzten ein paar ausgerissene braune Federn in die Tiefe. Sein lebloser Körper segelte durch die Luft, bis er mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufkam. Die Federn schwebten hingegen sanft durch die Lüfte, bis sie auf dem Boden lagen und sich in pures Gold verwandelten.

Durch das verlorene Gewicht gewannen wir schneller an Höhe, doch der zweite Dämon hatte nicht locker gelassen. Er kämpfte sich immer weiter vorwärts. Ich spürte, wie Malison auf meinem Rücken herumzappelte. Sie erwischte den Dämon nicht, der bei jedem fehlerhaften Schlag fast schon amüsiert knurrte.

Wir müssen hier weg. Sofort!

Ich schlug fester gegen den Luftwiderstand unter meinen Flügeln. Der Verlust der Federn schwächte mich und ich wusste nicht, wie lange ich uns noch in den Lüften halten konnte.

Endlich erreichten wir den Spalt, der aus der Nähe noch enger wirkte als befürchtet. Das Mondlicht strahlte mir funkelnd entgegen, als wollte es mir Mut zusprechen. Ich beschleunigte meine Flügelschläge.

Festhalten, wollte ich schreien, doch aus meiner Kehle drangen nur unverständliche Vogellaute.

Kurz vor der Lücke machte ich eine schwungvolle Drehung und schoss wie ein sich windender Korkenzieher hindurch. Ich spürte, wie sich Mals Griff um meinen Hals festigte und mir kurz die Luft zum Atmen nahm. Erst als wir den Vulkan hinter uns gelassen hatten, lockerte sich ihr Griff.

Kühlende Windstöße kamen mir entgegen und wanderten durch meine Federn. Für eine Millisekunde vergaß ich die Schmerzen und atmete auf.

»Vorsicht!«, schrie Malison laut.

Erschrocken riss ich die Augen auf und entdeckte einen gigantischen magischen Energieball, der durch die Luft schoss und wie eine Kanone auf uns zukam. Ich drehte zur Seite ab und versuchte, der Magie zu entkommen – zu spät.

Voller Wucht erschütterte der Energieball uns und lähmte meine Flügel. Die Magie fühlte sich wie Eis an, das sich kriechend durch meine Knochen schlich und alles zum Stillstand brachte. Wir verloren an Höhe. Verzweifelt versuchte ich, die Muskeln in mir wieder zum Leben zu erwecken, doch meine Flügel waren wie erfroren. Wir stürzten ab, durch die abgespreizten Flügelpaare segelten wir auf unseren Abgrund zu.

Der Dämonenhund jaulte aufgeregt und verbiss sich noch schmerzhafter in mich. Malisons Griff war sanft, fast schon zu locker. Panik durchschoss mich, als ich bemerkte, dass sie ihr Bewusstsein verloren hatte.

Ich trieb all meine Kräfte zusammen und konzentrierte mich auf jeden noch so kleinen Knochen in meinen Flügeln. Flieg, jammerte mein Verstand in der Hoffnung, meine Muskeln würden meinem Ruf folgen. Der Flug wurde immer schiefer, Windböen schossen mir entgegen. Ich bemerkte, dass Mal immer bedrohlicher in Richtung des Abgrunds rutschte.

Das Land unter mir wurde bereits deutlicher. Eis spiegelte sich und glitzerte hell im Mondlicht. Auf einmal entdeckte ich die düstere Gestalt, aus deren Hand dunkle Magie quoll. Seine kalten Augen starrten mich an. Hades.

Plötzlich durchströmte mich neue Energie.

Ich spürte die Spitzen meiner Schwingen. Rasch sorgte ich für Gleichgewicht, als bereits ein nächster Energieschub auf uns zuschwappte. Der Boden war bereits nah, doch ich musste so weit weg von Mals Vater wie möglich.

Ich machte eine Kurve und betete zur Göttin des Mondes, uns zu helfen. Lass Malison nicht abstürzen!

Trotz des Manövers ereilte uns die Energiewelle, doch diese war anders. Dieses Mal traf sie meine Hinterbeine und krachte wie das Gewicht eines Steins dagegen. Der Schlag brachte den Flug außer Kontrolle. In zu schnellen Kreisen trudelten wir durch die Lüfte, als ich merkte, wie sich Mals Griff gänzlich von mir löste. Rasch biss ich mit dem Schnabel nach ihrer Hand und quetschte sie darin ein, um sie zu halten. Der Schmerz brachte sie wieder zu sich. Träge blinzelten mich ihre erschöpften Augen an, als wir uns dem Erdboden näherten.

In letzter Hoffnung, Hades zu entkommen, spreizte ich die Flügelpaare ab und ließ uns schief über das Land hinwegsegeln – in Richtung der brüchigen Eisschollen.

Du Idiot!, zischte mein Verstand, als wir hart gegen das Eis knallten und Malisons Hand aus meinem Schnabel glitt. Meine Krallen fuhren über das Eis und brachten mich mit einem Knirschen zum Stehen, als der Dämonenhund auf meinem Rücken seine Chance witterte und sich voller Wucht auf mich stürzte.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Mal über das Eis rutschte, das im Meer trieb. Schwach versuchten ihre Finger Halt zu finden, doch die Geschwindigkeit des Falls brachte sie immer weiter an den Rand der Scholle. Sie spreizte die Finger auf der Suche nach ihrer Magie, doch sie war nicht auffindbar. Aussichtslosigkeit spiegelte sich in ihren Gesichtszügen. Ihre Lippen wollten einen Schrei bilden, doch Hades’ Magie lag noch immer wie Gift darüber.

Ein Kratzen ertönte, als ihre Fingernägel endlich tief genug in das Eis eindrangen und sich vor Kälte bläulich färbten. Dennoch schossen ihre Beine über den Rand der Scholle und rissen ihren Oberkörper hinab. Ihre Finger vergruben sich im Eis, vor Anstrengung zitterten sie. Sie würde sich nicht lange halten können.

Wild fing ich an, um mich zu schlagen, doch die Pranken des Monsters drückten mich dichter gegen das Eis. Sein glibbriger Sabber lief ihm aus dem Maul und tropfte auf meine Wange. Mit dem Schweif peitschte ich um mich, im Versuch, den Dämon zu erwischen und ihn hinabzustoßen. Doch jedes Mal sprang das Viech zur Seite und bohrte als Rache die Krallen noch tiefer in meinen Nacken.

Auf einmal merkte ich, dass ich nur eine einzige Chance gegen das Biest hatte: Ich musste es verwirren.

Ich presste die Lider zusammen und rief meine menschliche Seite hervor. Sofort zog sich mein Körper zusammen, schrumpfte auf eine schmächtigere Größe und vergrub alle Federn in sich. Der Dämon auf mir gab ein irritiertes Winseln von sich, als sich die Haut unter seinen Pfoten wie eine Schlange wand. Seine Krallen bekamen keine Haut zu fassen, zu fließend zog sich die Verwandlung hin, bis sie vollendet war und sich als letzter Teil der Stoff der Kleidung magisch bildete.

Der Dämon verstand nicht, was vor sich ging, und legte ahnungslos den Kopf schief. In diesem Moment zog ich mich zusammen, um mich dann mit gesammelter Kraft nach hinten zu werfen. Überrascht jaulte der Dämon und rutschte von mir runter.

Zügig sprang ich auf und sprintete über das Eis, wobei meine Sohlen keinen Halt fanden und ich immer wieder ins Schlittern geriet. Ich warf einen Blick zurück und entdeckte den Dämonenhund, der seine Verwirrung abgeschüttelt hatte und mir nun dicht auf den Fersen war. Seine Pfoten fuhren mit Leichtigkeit über die Scholle, da bei jedem Schritt die Krallen ins Eis stachen und ihm Halt verschafften.

In der Ferne ertönte ein brechendes Geräusch – wie Eiszapfen, die aufeinanderprallten. Ich entdeckte Hades, der einen Fuß über das tobende Meer streckte und das Wasser darunter in einen schmalen Eisklumpen verwandelte. Ein triumphales Grinsen umspielte seine Lippen. Er wusste, dass er unsere Kräfte geschmälert und uns in die Enge getrieben hatte, ohne kaum einen Finger gerührt zu haben. Jetzt kam er, um sein Werk zu vollenden und das Spiel zu gewinnen.

Meine Schritte wurden größer und schneller. Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Ich musste Malison so schnell wie möglich erreichen, wenn wir einen Ausweg finden wollten.

Ich entdeckte ihre Hände, deren Finger sich verzweifelt in dem Eis vergraben hatten. Die Knöchel liefen bereits weiß an.

»Ich bin gleich da!«, rief ich ihr Mut zu, während ich beinahe über einen Eisbrocken stolperte. Das Knurren des Dämonenhundes kam immer näher sowie die stampfenden Schritte von Hades, dessen eisiger Pfad sich mit einem Zischen weiter ausbreitete. Ich spürte, wie die Zeit mir aus den Fingern rann.

Malisons rechte Hand rutschte vom Eis ab. Ich hörte das Kratzen ihrer Schuhspitze, die an dem eisigen Abhang Halt suchte, doch jedes Mal wegglitt. Unter ihr lechzten die aufbrausenden Wellen nach ihr. Mein Verstand schrie mir zu, dass dieses Wasser eiskalt war. Ich bezweifelte, dass Malison die Kälte in ihrem geschwächten Zustand überleben würde.

Das Kratzen ihrer Fingernägel hallte wie ein unaufhörliches Echo in meinem Verstand. Nur noch drei Finger krallten sich in das Eis und hielten sie am Leben.

Und plötzlich … rutschten sie ab.