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Der erfolgreiche Weg zu einer besseren Partnerschaft Die weltweit bekannte Paartherapeutin Sue Johnson hat eine einfache Botschaft: Um eine glückliche Liebesbeziehung zu führen, muss niemand lernen, besser zu argumentieren, besser zu verhandeln, die frühe Kindheit zu analysieren oder dem Partner etwas zu beweisen. Worauf es ankommt ist, die emotionale Verbundenheit anzuerkennen, am Leben zu erhalten und zu stärken. Wie das gelingt, zeigt dieses Buch an gut verständlichen Beispielgesprächen aus der paartherapeutischen Praxis. Sue Johnson lehrt uns, wie wir Schlüsselmomente unserer Beziehung so aufarbeiten, dass die Partnerschaft wachsen kann. „Dieses fabelhafte Buch wird allen Paaren von großem Nutzen sein, denen an einer besseren Kommunikation und an einem tieferen, erfüllenderen Miteinander gelegen ist.“ – Daniel J. Siegel Weltweit wurden von diesem Buch inzwischen mehr als eine Million Exemplare verkauft.
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Seitenzahl: 462
Der erfolgreiche Weg zu einer besseren Partnerschaft Die weltweit bekannte Paartherapeutin Sue Johnson hat eine einfache Botschaft: Um eine dauerhaft glückliche Liebesbeziehung zu führen, muss niemand lernen, besser zu argumentieren, besser zu verhandeln, die frühe Kindheit zu analysieren oder dem Partner etwas zu beweisen. Worauf es ankommt ist, die emotionale Verbundenheit anzuerkennen, am Leben zu erhalten und zu stärken. Wie das gelingt, zeigt dieses Buch an gut verständlichen Beispielgesprächen aus der paartherapeutischen Praxis. Sue Johnson lehrt uns, wie wir Schlüsselmomente unserer Beziehung so aufarbeiten, dass die Partnerschaf wachsen kann. „Dieses fabelhafte Buch wird allen Paaren von großem Nutzen sein, denen an einer besseren Kommunikation und an einem tieferen, erfüllenderen Miteinander gelegen ist.“ Daniel J. Siegel
Sue Johnson hat die Emotionsfokussierte Paartherapie begründet. Sie ist Professorin für Psychologie an der Ottawa University und Leiterin des Ottawa Couple and Family Institute. Sue Johnson ist international anerkannte Expertin für Paartherapie sowie für Bindung bei Erwachsenen.
Sue JohnsonHalt mich festSieben Gespräche über lebenslange Liebe
Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2019
Coverfoto: © Chris Ryan -- istockphoto.com
Übersetzung: Elisabeth Vorspohl, Bonn
Fachlektorat: Christine und Hendrik Weiß, www.eft-paartherapie.de
Covergestaltung Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn
Alle Rechte vorbehalten.
Wir behalten uns eine Benutzung des Werkes für Text und Data Mining i.S.v. § 44b UrhG vor.
Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2024
Satz & Digitalisierung: satz&sonders GmbH, Dülmen
ISBN der Printausgabe: 978-3-95571-783-4
ISBN dieses E-Books: 978-3-95571-886-2 (EPUB), 978-3-95571-888-6 (PDF).
Einführung
Teil I Die Liebe in neuem Licht
Liebe – eine revolutionäre neue Sicht
Eine neue Bindungstheorie
Erwachsene Menschen und die Liebe
Eine Fülle an Beweisen
Was ist aus unserer Liebe geworden?: Der Verlust der Verbundenheit
Die Urangst
Die Teufelsdialoge
Schlüsselmomente der Bindung und Distanzierung
Emotionale Responsivität – der Schlüssel zu lebenslanger Liebe
Die Anfänge der Emotionsfokussierten Therapie (EFT)
A. R. E. –
A
nsprechbarkeit,
R
esponsivität, emotionales
E
ngagement
Die sieben Gespräche der Emotionsfokussierten Paartherapie
Teil II Sieben Gespräche, die etwas verändern
1. Gespräch: Die Teufelsdialoge erkennen
1. Teufelsdialog –
Suche den Bösewicht
2. Teufelsdialog – die
Protestpolka
3. Teufelsdialog –
Erstarren und Fliehen
2. Gespräch: Die wunden Punkte finden
Die Reizung eines wunden Punktes erkennen
Sich mit dem Partner austauschen
3. Gespräch: Einen schwierigen Moment rekapitulieren
Der Unverbundenheit Grenzen setzen
Ihren Einfluss auf Ihren Partner/Ihre Partnerin erkennen und anerkennen
Die Angst als Antriebskraft des Partners/der Partnerin erkennen
4. Gespräch: Halt mich fest – sich aufeinander einlassen und miteinander verbinden
Ein Paar in Schwierigkeiten
Wovor habe ich die größte Angst?
Was brauche ich von dir am meisten?
Die Neurowissenschaft der Harmonie
5. Gespräch: Verletzungen verzeihen
Kleine Ereignisse, gewaltige Konsequenzen
In sechs Schritten zum Verzeihen
6. Gespräch: Durch Sex und Körperkontakt die Bindung stärken
Emotionsloser Sex
Trostsex
Synchronizitätssex
Sexuelle Probleme lösen
7. Gespräch: Die Liebe lebendig erhalten
Gefahrenpunkte umgehen
Momente der Verbundenheit würdigen
Momente der Trennung und Wiedervereinigung durch Rituale hervorheben
Sicherheit hat Vorrang
Die Geschichte einer resilienten Beziehung entwickeln
Eine Geschichte über die Zukunft der Liebe verfassen
An positiven Veränderungen festhalten: Neue Modelle entwickeln
Teil III Die Kraft des „Halt-mich-Fest“
Traumatische Wunden heilen – die Kraft der Liebe
Gefühle auf Eis legen
Einem geliebten Menschen Zuwendung schenken
Der Widerhall des Traumas
In der Isolation verharren
Das größte Hindernis
Ultimative Verbundenheit – Liebe als das letzte Grenzland
Wie funktioniert Liebe?
Ein größerer Kreis
Liebe zwischen Liebenden, Liebe in Familien
Die Gesellschaft
Dank
Glossar
Literatur
Anmerkungen
Beziehungen haben mich seit jeher fasziniert. Ich bin in England aufgewachsen und habe in dem Pub, den mein Vater betrieb, viel Zeit damit verbracht, die Gäste zu beobachten, die sich dort miteinander unterhielten, tranken, stritten, tanzten und flirteten. Die Hauptrolle in meinem jungen Leben aber spielte letztlich die Ehe meiner Eltern, denn ich musste hilflos mit ansehen, wie sie ihre Beziehung und sich selbst zerstörten. Dennoch wusste ich, dass sie einander trotz allem innig liebten. In seinen letzten Lebensjahren weinte mein Vater bitterliche Tränen um meine Mutter, obwohl sie seit mehr als 20 Jahren getrennt waren.
Meine Reaktion auf das Leid meiner Eltern bestand darin, dass ich schwor, niemals zu heiraten. Ich glaubte erkannt zu haben, dass Verliebtheit und Liebe nichts als Illusion sind und den Menschen in eine Falle locken. Mir würde es allein, unabhängig und jeder Fessel ledig besser ergehen. Doch natürlich habe ich mich verliebt und auch geheiratet. Die Liebe, vor der ich davonlief, holte mich ein.
Was hat es mit dieser geheimnisvollen, starken Emotion auf sich, an der meine Eltern scheiterten, die mein eigenes Leben kompliziert machte und die sich für so viele Menschen als ein wesentlicher Quell der Freude und des Leidens erweist? Gibt es, so fragte ich mich, einen Weg, der durch dieses Labyrinth hindurch zu dauerhafter Liebe führt?
Mein fasziniertes Interesse an Liebe und Verbundenheit veranlasste mich zum Studium der Psychologie und zur therapeutischen Ausbildung. In diesem Zusammenhang studierte ich das Drama der Liebe, wie es von Dichtern beschrieben und von Wissenschaftlern analysiert wird. Ich unterrichtete psychisch gestörte Kinder, die nie Liebe erfahren hatten. Ich beriet Erwachsene, die am Verlust der Liebe verzweifelten. Ich arbeitete mit Familien, deren Mitglieder einander liebten, es aber weder miteinander noch getrennt voneinander aushielten. Die Liebe blieb mir ein Rätsel.
Kurz bevor ich an der University of British Columbia in Vancouver meine Dissertation über psychotherapeutische Beratung abschloss, begann ich, mit Paaren zu arbeiten. Augenblicklich faszinierten mich die Intensität ihrer Auseinandersetzungen und die Art und Weise, wie sie über ihre Beziehung sprachen – es ging für sie um Leben und Tod.
Ich hatte durchaus erfolgreich Therapien mit Einzelpatienten und Familien durchgeführt, die Beratung streitender Ehepaare aber überforderte mich. Weder die Bücher aus der Bibliothek noch die Behandlungstechniken, die ich erlernt hatte, schienen mir weiterzuhelfen. Meine Paare interessierten sich nicht für Einsichten in ihre Kindheitsbeziehungen. Sie wollten nicht vernünftig sein und lernen, wie man miteinander verhandelt. Und erst recht wollten sie keine Regeln lernen, um sich dann erfolgreicher streiten zu können.
Die Liebe drehte sich offenbar ausschließlich um Dinge, die nicht verhandelbar sind. Man kann sich Mitgefühl oder Verbundenheit nicht „erhandeln“. Es sind keine intellektuellen, sondern emotionale Reaktionen. Infolgedessen begann ich, mich voll und ganz auf das Erleben der Partner einzulassen und von ihnen etwas über die emotionalen Rhythmen und Muster im Tanz der Paarliebe zu lernen. Außerdem beschloss ich, meine Paarsitzungen auf Video aufzunehmen und die Filme immer wieder zu studieren.
Während ich die Paare beobachtete, die sich anschrien und weinten, sich stritten und „dichtmachten“, begann ich zu begreifen, dass es negative und positive emotionale Momente gibt, die eine solche Bedeutung erlangen, dass sie eine ganze Beziehung definieren. Mithilfe meines Doktorvaters Les Greenberg begann ich, eine neue Paartherapie zu konzipieren, die sich auf ebendiese Momente stützte. Wir bezeichneten sie als Emotionsfokussierte Therapie, abgekürzt EFT.
Zusammen mit Greenberg führte ich ein Forschungsprojekt durch, in dessen Rahmen ich mehrere Paare mit der noch in Entwicklung begriffenen EFT behandelte. Weitere Paare, die verhaltenstherapeutisch behandelt wurden, erlernten Kommunikations- und Verhandlungsfertigkeiten, andere erhielten keine Therapie. Die Ergebnisse der EFT waren überraschend positiv: Die Paare entwickelten sich besser als die verhaltenstherapeutisch behandelten und als die Paare ohne Behandlung. Sie stritten sich seltener, fühlten sich einander näher und waren mit ihrer Beziehung insgesamt wesentlich zufriedener. Dank dieser erfolgreichen Studie wurde ich auf eine Stelle an der University of Ottawa berufen, wo ich im Laufe der Jahre weitere Untersuchungen mit einer großen Zahl sehr unterschiedlicher Paare leitete, die in privaten Praxen, in Ausbildungsinstituten oder auch stationär behandelt wurden. Abermals fielen die Ergebnisse verblüffend positiv aus.
Trotz dieser Erfolge wurde mir klar, dass ich das emotionale Drama, in das die untersuchten Paare sich verstrickt hatten, nicht durchschaute. Ich suchte mir einen Weg durch das Labyrinth, hatte aber das Zentrum noch nicht gefunden. Stattdessen hatte ich tausend Fragen. Warum entwickelten die Frauen und Männer in unseren Sitzungen derart intensive Emotionen? Warum bemühten sie sich mit aller Kraft, dem Partner/der Partnerin eine Reaktion zu entlocken? Warum funktionierte die EFT, und wie ließe sie sich weiter verbessern?
In einem Pub, also ausgerechnet in dem Umfeld, das mich Jahrzehnte zuvor meine ersten Lektionen über zwischenmenschliche Beziehungen gelehrt hatte, traf mich mitten in einer Diskussion mit einer Kollegin einer jener Geistesblitze, von denen man gewöhnlich nur liest. In unserer Diskussion ging es um die Frage, weshalb so viele Therapeuten der Ansicht sind, dass gesunde Liebesbeziehungen auf nichts anderem beruhten als auf vernünftigen Vereinbarungen. Dieser Annahme zufolge versuchen wir alle, uns den größtmöglichen Vorteil zu einem möglichst geringen Preis zu sichern.
Ich sagte, dass in meinen Paarsitzungen mit Sicherheit weit mehr passiere. „Gut“, entgegnete meine Kollegin, „doch wenn Liebesbeziehungen kein Handel sind, was sind sie dann?“ Im nächsten Moment hörte ich mich ganz beiläufig antworten: „Oh, Liebesbeziehungen sind emotionale Bindungen. Sie haben etwas mit dem angeborenen Bedürfnis nach sicherer emotionaler Verbundenheit zu tun. Was John Bowlby in seiner Bindungstheorie über die Mutter-Kind-Beziehung sagt, trifft auch auf Erwachsene zu.“
Nach diesem Gespräch fühlte ich mich wie beflügelt. Plötzlich erkannte ich die spezielle Logik, die den leidenschaftlichen Klagen und den verzweifelten Schutzmanövern all meiner Paare zugrunde lag. Ich wusste, was sie brauchten, und ich begriff, auf welche Weise die Emotionsfokussierte Paartherapie ihre Beziehungen veränderte. Dreh- und Angelpunkt der Liebesbeziehung dieser erwachsenen Partner waren die Bindung und die Herstellung emotionaler Verbundenheit. Alles drehte sich um unser genetisch angelegtes Bedürfnis, jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann, einen Liebesmenschen, bei dem wir uns emotional geborgen fühlen.
Ich war überzeugt, entdeckt oder wiederentdeckt zu haben, was Liebe ist und wie man sie zurückerobern und dauerhaft erhalten kann. Sobald ich mit dem Bezugsrahmen der Bindungstheorie zu arbeiten begann, wurde das Drama unglücklicher Liebesbeziehungen für mich durchschaubarer. Zudem verstand ich auch meine eigene Ehe besser. Ich erkannte, dass wir uns in diesen Dramen in Emotionen verstricken, die Teil eines Überlebensprogramms sind, das sich über Jahrmillionen evolutionär herausgebildet hat. Wir können diesen Gefühlen und Bedürfnissen unmöglich ausweichen, ohne uns selbst völlig zu verbiegen. Ich begriff, was der Paartherapie und der psychotherapeutischen Ausbildung bislang gefehlt hatte: ein stringentes wissenschaftliches Verständnis der Liebe.
Als ich meine Erkenntnisse jedoch veröffentlichen wollte, konnten die meisten meiner Kollegen meine Sichtweise nicht teilen. Erwachsene Menschen, so bekam ich zu hören, hätten die Aufgabe, ihre Emotionen zu kontrollieren. Mehr noch: Das Grundproblem der meisten Ehen sei ein Übermaß an Emotionen. Es gehe darum, diese Gefühlsexzesse zu überwinden, statt sie ernst zu nehmen und ihnen freien Lauf zu lassen. Und immer wieder hielt man mir vor, dass Erwachsene selbstgenügsam zu sein hätten. Nur Menschen, die mit dem Leben nicht zurechtkommen, seien auf andere angewiesen. Für diese dysfunktionalen Persönlichkeiten gab es Fachbegriffe. Man bezeichnete sie als verstrickt oder ko-abhängig und sprach von Fusions- oder Verschmelzungszuständen, mit anderen Worten: Man hielt diese Menschen für psychisch krank und führte eheliches Scheitern auf eine allzu große wechselseitige Abhängigkeit der Partner zurück!
Als Therapeuten, so erklärten mir meine Kollegen, hätten wir die Aufgabe, unseren Patienten zu helfen, auf eigenen Füßen zu stehen. Dies erinnerte mich sehr an Dr. Spocks Erziehungsratschläge – Eltern, die ihr weinendes Kind auf den Arm nehmen, um es zu trösten, ziehen verwöhnte Schwächlinge heran. Dr. Spock hat sich gründlich geirrt, und jene Kollegen waren, was die Liebe im Leben erwachsener Menschen betrifft, gleichfalls im Irrtum.
Die Botschaft der Emotionsfokussierten Paartherapie ist einfach zu verstehen: Sie müssen nicht lernen, sich besser zu streiten, und es ist auch nicht nötig, dass Sie Ihre frühe Kindheit analysieren, Ihre Liebe durch großartige Gesten bezeugen oder beim Geschlechtsverkehr mit neuen Positionen experimentieren. Erkennen Sie stattdessen vorbehaltlos an, dass Sie emotional an Ihren Partner/Ihre Partnerin gebunden und von ihm/ihr praktisch genauso abhängig sind wie ein Kind von der Mutter (oder einer anderen engen Bezugsperson), bei der es Trost und Schutz findet. Im Erwachsenenalter mögen Bindungen in höherem Maß wechselseitig und weniger auf Körperkontakt ausgerichtet sein, doch die Qualität des emotionalen Bandes bleibt die gleiche. Infolgedessen richtet sich das Augenmerk in der EFT auf die Schaffung und Stärkung dieses emotionalen Bandes zwischen den Partnern, indem sie die Schlüsselmomente, von denen Liebesbeziehungen leben, identifiziert und transformiert – jene Momente der Aufgeschlossenheit, der wechselseitigen Einstimmung und Responsivität.
Heute revolutioniert die EFT die Paartherapie. Wissenschaftliche Studien haben während der vergangenen 15 Jahre gezeigt, dass 70 bis 75 Prozent der Partner, die sich einer Emotionsfokussierten Paartherapie unterziehen, wieder zueinanderfinden und in ihrer Beziehung wieder glücklich miteinander werden. Die Ergebnisse sind offenbar dauerhaft, und zwar selbst bei Paaren mit hohem Scheidungsrisiko. Von der American Psychological Association wurde die EFT als empirisch bewährte Methode der Paartherapie anerkannt.
In Nordamerika gibt es mittlerweile Tausende, in Europa, England, Australien und Neuseeland Hunderte ausgebildete EFT-Therapeuten. Überdies wird die EFT in China, Taiwan und Korea gelehrt. Vor etlichen Jahren haben mich auch wichtige Organisationen wie das US-amerikanische und das kanadische Militär und das New York City Fire Department um Unterstützung bei der Einführung der EFT für Mitarbeiter mit psychischen Problemen und ihre Partner gebeten.
Die wachsende Akzeptanz und Verbreitung der EFT haben diese Methode der Paartherapie auch ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt, und so bat man mich immer häufiger, ein einfaches, allgemein verständliches Handbuch der EFT zu verfassen, das man auch ohne einschlägige Vorkenntnisse lesen und für sich selbst nutzen kann. Hier ist es.
Halt mich fest richtet sich an alle Paare – junge, alte, verheiratete, unverheiratete, verlobte, glückliche, unglückliche, heterosexuelle, schwule und lesbische, kurzum: an alle Partner mit dem Wunsch nach lebenslanger Liebe. Ich habe das Buch für Frauen und Männer geschrieben, für Menschen aus allen sozialen Schichten und Kulturen, denn jeder Mensch auf diesem Planeten hat das gleiche Bedürfnis, sich jemandem zugehörig und verbunden zu fühlen. Das Buch richtet sich nicht an Menschen, die in missbräuchlichen Beziehungen leben, häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, unter schweren Suchterkrankungen leiden oder eine langjährige Affäre haben. All dies untergräbt die Fähigkeit, sich mit positiven Gefühlen auf den Partner/die Partnerin einzulassen. In diesen Fällen sollte man sich unbedingt an einen Therapeuten oder eine Therapeutin wenden.
Das Buch besteht aus drei Teilen. Der erste Teil gibt Antwort auf die uralte Frage: „Was ist Liebe?“ Hier erläutere ich, warum wir trotz bester Absichten und kluger Einsichten so häufig die Verbindung zueinander verlieren und die Liebe versiegen lassen. Darüber hinaus fasse ich die Erkenntnisse der explosionsartig anwachsenden Erforschung von Bindungsbeziehungen zusammen. Howard Markman vom Center for Marital and Family Studies der University of Denver sagte über diese Forschungsexplosion: „Man kann das, was sich heute in der Paartherapie und der paartherapeutischen Ausbildung abspielt, mit der Mondlandung vergleichen.“
Endlich sind wir so weit, eine Wissenschaft intimer Beziehungen entwickeln zu können. Wir beginnen zu begreifen, auf welche Weise unsere Gespräche und unser Verhalten unsere tiefsten Bedürfnisse und Ängste widerspiegeln und wie sie unsere kostbarsten Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen oder zerstören können. Dieses Buch erschließt Liebenden eine neue Welt, eine neue Sichtweise darauf, wie man lieben und wie man gut lieben kann.
Der zweite Teil ist eine verschlankte EFT-Version. In ihm beschreibe ich sieben Gespräche, die sich auf die wegweisenden Momente einer Liebesbeziehung konzentrieren. Ich erläutere auch, wie Sie als Leserin und Leser diese Momente herbeiführen und gestalten können, um eine sichere, dauerhafte Verbindung aufzubauen. Jedes Gespräch wird durch Fallgeschichten illustriert und geht mit einem Abschnitt „Spielen und Üben“ einher, der Ihnen zeigt, wie Sie die Erkenntnisse der EFT in Ihrer eigenen Beziehung umsetzen können.
Der dritte Teil ist der Kraft der Liebe gewidmet. Der Liebe eignet eine immense Fähigkeit, die Heilung schwerster Verletzungen, die uns im Leben widerfahren können, zu unterstützen. Sie intensiviert auch unser Gefühl, mit der über den Kreis der Familie hinausweisenden Umwelt verbunden zu sein. Liebevolle Responsivität bildet die Grundlage einer genuin mitfühlenden, zivilisierten Gesellschaft.
Um Ihnen die Lektüre des Buches zu erleichtern, habe ich es um ein Glossar der wichtigen Fachbegriffe ergänzt.
Ohne die Vielzahl von Paaren, die ich im Laufe der Jahrzehnte kennengelernt habe, hätte ich die EFT nie entwickeln können. Ihre Geschichten sind in alle Kapitel dieses Buches eingegangen, doch natürlich habe ich Namen und persönliche Details zum Schutz ihrer Privatsphäre verändert. Darüber hinaus habe ich die Fallgeschichten aus mehreren Fällen zusammengesetzt und vereinfacht, damit die allgemeingültigen Wahrheiten umso deutlicher hervortreten, die mich mehrere Tausend Paare, mit denen ich therapeutisch arbeiten durfte, gelehrt haben. Und so wie ich werden nun auch Sie von ihnen lernen. Dieses Buch ist mein Versuch, das Wissen weiterzugeben.
Ich habe Anfang der 1980er-Jahre mit Paaren zu arbeiten begonnen. Heute, fast 40 Jahre später, wundere ich mich manchmal selbst darüber, dass mich diese Arbeit nach wie vor unvermindert fasziniert. Ich empfinde Freude und Begeisterung, wenn die Partner in meiner Praxis plötzlich die tief empfundenen Botschaften begreifen, die sie einander senden, und das Risiko wagen, aufeinander zuzugehen und sich zu öffnen. Ihr Ringen und ihre Entschlossenheit inspirieren mich täglich aufs Neue und erleichtern es mir, meine eigene wertvolle Verbundenheit mit anderen Menschen lebendig zu erhalten.
Wir alle leben das Drama der Verbundenheit und Unverbundenheit. Heute können wir das, was wir da tun, verstehen. Mit diesem Buch möchte ich Ihnen dabei helfen, Ihre Beziehung in ein wundervolles Abenteuer zu verwandeln. Genau das, ein wundervolles Abenteuer, ist die hier beschriebene Reise für mich gewesen.
„Liebe ist all das, was man ihr nachsagt …“, schrieb Erica Jong. „Sie ist es wert, dass man für sie kämpft, sich tapfer für sie einsetzt, alles für sie riskiert. Das Problem besteht darin, dass man ein noch viel höheres Risiko hat, wenn man nichts riskiert.“ Ich hätte es nicht besser sagen können.
„Wir leben in der Geborgenheit, die wir beieinander finden.“
Keltisches Sprichwort
Es gibt vielleicht kein Wort, das häufiger benutzt wird und eindrücklicher ist als das Wort „Liebe“. Wir verfassen dicke Wälzer über die Liebe und schreiben Gedichte über sie. Wir besingen sie und beten für sie. Der Liebe wegen führen wir Kriege (denken Sie an Helena von Troja) und errichten Denkmäler (zum Beispiel das Taj Mahal). Eine Liebeserklärung – „Ich liebe dich!“ – verleiht uns Flügel, doch das Liebes-Aus – „Ich liebe dich nicht mehr!“ – bedeutet unseren Absturz. Wir denken über die Liebe nach, und wir reden über sie – endlos.
Doch was ist Liebe?
Seit Jahrhunderten ringen Wissenschaftler und natürlich Liebende um Definitionen und Erklärungen. In den Augen kaltblütiger Beobachter ist die Liebe ein Bündnis, das auf dem Austausch von Gefälligkeiten beruht, ein wechselseitiges Geben-und-Nehmen. Eher historisch orientierte Menschen betrachten sie als einen sentimentalen gesellschaftlichen Brauch, der im 13. Jahrhundert von den französischen Minnesängern erfunden wurde. Biologen und Anthropologen sehen in ihr eine Strategie, die Weitergabe des Erbguts und die Aufzucht der Nachkommenschaft zu sichern.
Doch für die meisten Menschen war und ist die Liebe ein mystisches, kaum fassbares Gefühl, das sich zwar beschreiben, aber nicht definieren lässt. Benjamin Franklin, ein in vielerlei Hinsicht ungemein scharfsinniger Beobachter, wusste der Liebe im 18. Jahrhundert lediglich zu bescheinigen, dass sie „unstet, flüchtig und zufällig“ sei. In unserer Zeit hat Marilyn Yalom in ihrer kulturgeschichtlichen Untersuchung über die Ehefrau vor der Aufgabe, Liebe zu definieren, kapituliert und diese als eine „berauschende Mischung aus Sex und Gefühl“ bezeichnet. Meine Mutter, eine typische englische Schankwirtin, sprach von „fünf Minuten Vergnügen“ – eine gleichermaßen treffende, wenn auch zynische Beschreibung.
Heute können wir es uns nicht länger leisten, die Liebe als eine geheimnisvolle Kraft zu definieren, die unseren Verständnishorizont übersteigt. Sie ist einfach zu wichtig geworden. Im 21. Jahrhundert wurde die Liebesbeziehung für die meisten Menschen zu der zentralen emotionalen Beziehung ihres Lebens – in guten wie in schlechten Zeiten.
Ein Grund dafür liegt sicherlich in unserer wachsenden sozialen Isolation. Wir leiden, wie Robert Putnam in seinem Buch Bowling Alone schreibt, unter einem gefährlichen Verlust an „sozialem Kapital“. (Dieser Begriff wurde 1916 von einem Pädagogen aus Virginia geprägt, um die wechselseitige Unterstützung, Anteilnahme und Verbundenheit unter Nachbarn zu beschreiben.) Heute leben wir zumeist nicht mehr in unmittelbarer Nähe unserer Herkunftsfamilien oder unserer Freunde aus der Kindheit. Wir arbeiten immer länger, brauchen immer mehr Zeit, um zu unserem Arbeitsplatz und wieder nach Hause zu pendeln, und finden immer seltener Gelegenheit, enge Beziehungen aufzubauen.
Die meisten Paare, die ich in meiner Praxis kennenlerne, leben lediglich zu zweit. Als die National Science Foundation im Jahr 2006 eine große Bevölkerungsstudie durchführte, gab die Mehrheit der Befragten an, dass die Zahl der Menschen, die sie als enge Vertraute betrachteten, schrumpfe. Eine gegenüber früheren Umfragen wachsende Zahl von Teilnehmern gab an, überhaupt keine Vertrauensperson zu haben. Wie der irische Dichter John O'Donohue schreibt: „Eine gewaltige Einsamkeit lastet bleiern auf so vielen Menschen und lässt sie frierend erstarren.“
Heute wenden wir uns wie selbstverständlich an den Menschen, den wir lieben, um das emotionale Zugehörigkeitsgefühl zu empfinden, das meiner Großmutter noch durch ein ganzes Dorf vermittelt wurde. Zusätzlich verstärkt wird diese Entwicklung durch die Verherrlichung der romantischen Liebe in der Populärkultur. Filme und Fernsehserien überschütten uns mit Bildern romantischer Liebe als A und O der Beziehungen; Zeitungen, Zeitschriften und selbst die Fernsehnachrichten berichten von der nie endenden Suche der Stars und Sternchen nach Liebe und Liebesabenteuern. Mithin überrascht es nicht, dass Menschen, die vor einigen Jahren in den USA und in Kanada an einer Umfrage teilnahmen, als ihr oberstes Lebensziel – wichtiger noch als finanziellen Erfolg und eine erfolgreiche Karriere – eine befriedigende Liebesbeziehung nannten.
Wir müssen also begreifen, was Liebe ist, wie sie sich entwickelt und wie wir sie bewahren können. Glücklicherweise zeichnet sich in den vergangenen drei Jahrzehnten ein aufregendes und revolutionäres, ganz neues Verständnis der Liebe ab.
Wir wissen heute, dass Liebe tatsächlich den Gipfel der Evolution und einen für das Leben der Menschheit ungemein bedeutsamen Mechanismus darstellt, und zwar nicht deshalb, weil sie uns zur Paarung und Fortpflanzung veranlasst. Dazu braucht es keine Liebe! Ausschlaggebend ist vielmehr, dass die Liebe uns drängt, Bindungen zu entwickeln, Bindungen an Menschen, die so wertvoll für uns sind, weil wir bei ihnen Zuflucht vor den Stürmen des Lebens finden. Die Liebe ist unser Bollwerk, sie bietet uns den emotionalen Schutz, den wir brauchen, um mit den Höhen und Tiefen des Lebens fertigzuwerden.
Dieser Drang, uns emotional zu binden – jemanden zu haben, den wir bitten können: „Halt mich fest“ –, ist in unseren Genen und in unserem Körper fest verankert – „fest verdrahtet“, wie die Neurowissenschaftler es ausdrücken. Das Bindungsbedürfnis ist für unser Leben, unsere Gesundheit und Zufriedenheit nicht weniger grundlegend als das Bedürfnis nach Nahrung, Geborgenheit oder Sex. Wir brauchen emotionale Bindungen an einige wenige, unersetzliche Menschen, um körperlich und psychisch gesund zu bleiben – und zu überleben.
Hinweise auf den eigentlichen Sinn und Zweck der Liebe gibt es im Grunde schon seit langer Zeit. Bereits in den 60er-Jahren des 18. Jahrhunderts schrieb ein spanischer Bischof an seine Vorgesetzten in Rom, dass Findlingskinder regelmäßig „an Traurigkeit“ starben, obwohl sie ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen hatten. In den 30er- und 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts starben Waisenkinder in den Sälen amerikanischer Krankenhäuser in Scharen – ihnen war jede menschliche Berührung, jeder emotionale Kontakt verwehrt worden. Nun begannen sich die Psychiater für solche Kinder zu interessieren, die zwar körperlich gesund waren, aber teilnahmslos und gefühlskalt wirkten und offenbar nicht in der Lage waren, Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen. David Levy, der 1937 in einem Artikel im American Journal of Psychiatry über seine Beobachtungen berichtete, führte das Verhalten dieser Kinder darauf zurück, dass sie „emotional verhungerten“. In den 1940er-Jahren prägte der amerikanische Psychoanalytiker René Spitz den Begriff „Gedeihstörung“ für das Leiden jener Kinder, die von ihren Eltern getrennt worden waren und sich vor Kummer verzehrten.
Zweifelsfrei zu klären, was mit diesen Kindern geschehen war, blieb jedoch John Bowlby, einem britischen Psychiater und Psychoanalytiker, vorbehalten. Ganz ehrlich, wenn ich als Psychologin und als Mensch einen Preis für das beste Gedankengebäude zu vergeben hätte, das jemals auf dem Gebiet der Psychologie errichtet wurde, wäre mein Favorit John Bowlby – noch vor Freud oder irgendjemand anderem, der sich um das Verständnis der menschlichen Psyche verdient gemacht hat. Bowlby fasste all die Fäden zusammen, die sich aus Beobachtungen und Berichten herleiteten, und verknüpfte sie zu einer kristallklaren, meisterlichen Theorie der Bindung.
John Bowlby kam 1907 als Sohn eines Baronets zur Welt und wurde standesgemäß – nämlich in erster Linie von Kinderfrauen und Gouvernanten – erzogen. Nach seinem zwölften Geburtstag war es ihm gestattet, beim Dinner am Tisch seiner Eltern Platz zu nehmen – allerdings nur zum Dessert. Dem Stil der britischen Upper Class entsprechend besuchte er eine Internatsschule und anschließend das Trinity College in Cambridge. Bowlby brach mit der Tradition, als er sich zur Freiwilligenarbeit in einer der fortschrittlichen Internatsschulen meldete, die von Visionären wie A. S. Neill für Kinder mit Anpassungsstörungen gegründet worden waren. In diesen Schulen stand nicht die übliche strenge Disziplin im Vordergrund, sondern die emotionale Unterstützung der Kinder.
Bowlby war von den neuen Erfahrungen, die er hier machte, so fasziniert, dass er beschloss, Medizin zu studieren. Anschließend absolvierte er seine psychiatrische Facharztausbildung und unterzog sich in diesem Rahmen auch einer siebenjährigen Psychoanalyse. Seine Analytikerin hielt ihn offensichtlich für einen schwierigen Patienten. Unter dem Einfluss von Mentoren wie Ronald Fairbairn, der Freud vorwarf, das Bedürfnis nach menschlichen Beziehungen unterschätzt zu haben, rebellierte Bowlby gegen den psychoanalytischen Grundsatz, dass die Probleme der Patienten letztlich auf innere Konflikte und unbewusste Fantasien zurückzuführen seien, und behauptete, dass sie im Gegenteil in den realen Beziehungen zu realen anderen Menschen wurzelten, d. h. äußeren Ursprungs seien.
Aufgrund seiner Arbeit mit emotional gestörten Kindern in den Londoner Child Guidance Clinics gelangte er zu der Überzeugung, dass diese Kinder in ihren dysfunktionalen Beziehungen zu den Eltern lediglich negative Strategien erworben hatten, um mit elementaren Gefühlen und Bedürfnissen umzugehen. Später, 1938, behandelte er im Rahmen seiner analytischen Ausbildung und supervidiert von Melanie Klein, einer berühmten Psychoanalytikerin, einen hyperaktiven kleinen Jungen, dessen Mutter extrem ängstlich und unsicher war. Weil entsprechend der psychoanalytischen Lehre ausschließlich die Projektionen und Fantasien des Kindes von Interesse waren, durfte Bowlby mit der Mutter jedoch nicht sprechen. Dies machte ihn wütend, und seine Erfahrung veranlasste ihn, seine eigene Überlegung auszuarbeiten, der zufolge die Qualität der Bindungsbeziehung zu geliebten anderen Menschen und frühe emotionale Entbehrungen unsere Persönlichkeitsentwicklung und den Charakter unserer zwischenmenschlichen Beziehungen maßgeblich prägen.
1944 veröffentlichte Bowlby den allerersten Beitrag über Familientherapie, „Forty-four juvenile thieves“, in dem er schrieb: „Hinter ihrer Maske der Gleichgültigkeit verbirgt sich abgrundtiefes Elend und hinter ihrer scheinbaren Gefühllosigkeit Verzweiflung.“ Bowlbys Schutzbefohlene waren in der Haltung „Ich werde mich nie wieder verletzen lassen“ erstarrt und vor Verzweiflung und Wut wie gelähmt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bowlby von der Weltgesundheitsorganisation gebeten, eine Studie über heimatlose europäische Kinder durchzuführen, die der Krieg zu Waisen gemacht hatte. Diese Arbeit bestätigte den prägenden Einfluss emotionaler Entbehrungen und bestärkte Bowlby in seiner Überzeugung, dass der liebevolle menschliche Kontakt nicht weniger wichtig ist als die körperliche Ernährung. Gleichermaßen beeindruckt war Bowlby allerdings auch von Charles Darwins Gedanken über die natürliche Auslese und ihre Funktion, das Überleben zu sichern. Er gelangte zu dem Schluss, dass wir durch einen hervorragenden Überlebensmechanismus, den die Evolution in unserem Erbgut verankert hat, dazu gedrängt werden, die Nähe wichtiger anderer Menschen zu suchen.
Bowlbys radikale Theorie stieß auf vehemente Ablehnung. Es fehlte nicht viel, und man hätte ihn aus der Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft ausgeschlossen. Damals befürchtete man tatsächlich, dass Kinder durch liebevolle Zuwendung und Zärtlichkeiten ihrer Mütter und anderer Familienmitglieder verwöhnt und verhätschelt würden und sie deshalb zu unselbstständigen, inkompetenten Menschen heranwüchsen. Kinder korrekt zu erziehen hieß, stets auf „gesunde“ Distanz zu achten – sogar dann, wenn ein Kind traurig oder körperlich krank war. Zu Bowlbys Zeiten war es Eltern zum Beispiel nicht erlaubt, bei ihren kranken Söhnen und Töchtern im Krankenhaus zu bleiben. Sie mussten sich an der Tür von ihren leidenden Kindern verabschieden.
1951 drehte Bowlby zusammen mit James Robertson, einem jungen Sozialarbeiter, den Film A Two-Year-Old Goes to Hospital. Eindrucksvoll zeigen die Aufnahmen ein kleines Mädchen, das von den Eltern getrennt ganz allein im Krankenhaus bleiben muss und zunächst wütend protestiert, dann in Panik ausbricht und schließlich hoffnungslos verzweifelt. Robertson führte den Film in der Londoner Royal Society of Medicine vor. Er hoffte, dass die anwesenden Ärzte begreifen würden, welch grausame Belastung die Trennung von geliebten Bezugspersonen für ein Kind bedeutet und wie groß das Bedürfnis nach Verbundenheit und Trost ist. Der Film wurde als Fälschung abgetan und wäre beinahe verboten worden. Bis in die 1960er-Jahre hinein durften Kinder, die in Großbritannien oder in den USA im Krankenhaus behandelt wurden, von ihren Eltern nur für eine einzige Stunde pro Woche Besuch bekommen.
Bowlby selbst zweifelte keine Sekunde an seinen Beobachtungen, musste aber eine andere Möglichkeit finden, um sie der Welt beweisen zu können. Eine kanadische Wissenschaftlerin, Mary Ainsworth, wurde seine Assistentin und zeigte ihm, was zu tun war. Sie entwickelte ein sehr einfaches Experiment, das es ermöglichte, die vier Verhaltensweisen zu beobachten, die sie und Bowlby als grundlegende Eigenschaften der Bindung verstanden:
Wir sind sorgsam darauf bedacht, die emotionale und körperliche Nähe zu den Menschen, die wir lieben, nicht zu verlieren.
Wir wenden uns an diese Menschen, wenn wir verunsichert sind, uns über etwas ärgern oder uns niedergeschlagen fühlen.
Wir vermissen sie, wenn wir von ihnen getrennt sind.
Und wir verlassen uns darauf, dass diese Menschen für uns da sein werden, wenn wir in die Welt hinausgehen, um sie zu erkunden.
Ainsworth bezeichnete das Experiment als „Strange Situation“ („Fremde Situation“). Es wurde seither in unzähligen wissenschaftlichen Studien durchgeführt und hat die Entwicklungspsychologie revolutioniert. Eine Forscherin bittet die Mutter und ihr Kind in einen Raum, den die beiden zuvor nie gesehen haben. Nach wenigen Minuten lässt die Mutter das Kind mit der Forscherin allein. Falls nötig, versucht diese, das Kind zu trösten. Drei Minuten später kehrt die Mutter zurück. Trennung und Wiedervereinigung werden ein Weilchen später wiederholt.
Die meisten Kinder reagieren auf das Weggehen der Mutter mit starker Unruhe. Sie schaukeln vor und zurück, weinen, werfen mit Spielsachen. Manche Kinder aber wirken emotional deutlich widerstandsfähiger – resilienter als andere. Sie beruhigen sich rasch und zuverlässig, nehmen bei der Rückkehr ihrer Mutter sofort Kontakt zu ihr auf und setzen ihr Spiel fast unverzögert fort, vergewissern sich aber, dass die Mutter in der Nähe ist. Sie scheinen nicht daran zu zweifeln, dass die Mutter im Bedarfsfall da sein wird. Weniger resiliente Kleinkinder verhalten sich unsicher und aggressiv oder gleichgültig und distanziert, wenn die Mutter zurückkehrt. Die Kinder, die sich selbst beruhigen können, haben warmherzigere, responsivere Mütter, während sich die Mütter der wütenden Kinder eher unberechenbar und die Mütter der distanzierten Kinder frostig und abweisend verhalten. In diesen einfachen Beobachtungsstudien über Trennung und Wiedervereinigung sah Bowlby „Liebe in Aktion“ und begann, ihre Muster zu kodieren.
Noch berühmter wurde Bowlbys Theorie etliche Jahre später, als er eine Trilogie über menschliche Bindung, Trennung und Verlust veröffentlichte. Auch sein Kollege Harry Harlow, Psychologe an der Universität von Wisconsin, lenkte die Aufmerksamkeit auf den gewaltigen Einfluss des sogenannten Kontaktbehagens, indem er über seine eigenen drastischen Experimente mit jungen Affen berichtete, die er gleich nach der Geburt von der Mutter getrennt hatte. Er entdeckte, dass die isolierten Neugeborenen so hungrig nach Körperkontakt waren, dass sie einer aus Draht geflochtenen, aber Nahrung spendenden „Mutter“ praktisch immer eine aus weichem Stoff geformte, aber milchlose „Mutter“ vorzogen. Harlows Experimente belegten den toxischen Einfluss früher Isolation: Körperlich gesunde junge Primaten, die das erste Lebensjahr getrennt von ihren Müttern verbrachten, wuchsen zu sozial verkrüppelten Individuen heran. Diese Affen lernten weder, Probleme zu lösen, noch verstanden sie die sozialen Signale ihrer Artgenossen. Sie waren depressiv, selbstdestruktiv und paarungsunfähig.
Die Bindungstheorie, einst verlacht und verachtet, hat die Kindererziehung in Nordamerika revolutioniert. (Dass ich heute neben meinem Kind, das sich gerade von einer Blinddarmoperation erholt, in der Klinik übernachten darf, habe ich John Bowlby zu verdanken.) Kaum jemand zweifelt noch daran, dass Kinder auf die zuverlässige körperliche und emotionale Nähe ihrer Bezugspersonen angewiesen sind und dass sie großen Schaden nehmen, wenn wir dieses Bedürfnis missachten.
Bowlby starb 1990. Er hat die zweite Revolution, die durch sein Werk angefacht wurde, nicht mehr miterlebt: die Anwendung der Bindungstheorie auf die Liebe erwachsener Menschen. Bowlby selbst vertrat die Ansicht, dass Erwachsene das gleiche Bindungsbedürfnis haben wie Kinder und dass dieses Bedürfnis die Triebkraft für unsere Beziehungen im Erwachsenenleben sei – schließlich hatte er nach dem Zweiten Weltkrieg mit Kriegerwitwen gearbeitet und Verhaltensmuster an ihnen entdeckt, die denen der heimatlosen Waisenkinder ähnelten. Doch auch diese Erkenntnisse und Überlegungen trafen auf Ablehnung. Niemand erwartete, dass ausgerechnet ein distinguierter Konservativer aus der britischen Oberschicht das Rätsel der Liebe würde lösen können! Und ohnehin glaubte man im Grunde, alles zu wissen, was es über die Liebe zu wissen gab: „Liebe“ – das ist eine kurzlebige Vernarrtheit, letztlich eine verkappte sexuelle Verblendung, Freuds Urtrieb in aufgehübschter Gestalt. Oder ein von Unreife zeugendes Bedürfnis, sich auf andere zu stützen. Daneben gibt es auch Menschen, für die Liebe eine moralische Haltung ist, selbstlose Opferbereitschaft, ein Geben ohne Nehmen in der Überzeugung eigener Bedürfnislosigkeit.
Vor allem aber lief das bindungstheoretische Verständnis der Liebe den gesellschaftlichen und psychologischen Vorstellungen über das Erwachsenenalter radikal zuwider: Reife wurde – und wird – nach wie vor mit Unabhängigkeit und Selbstgenügsamkeit gleichgesetzt. Die Vorstellung des unverwundbaren Kriegers, der dem Leben und der Gefahr ganz allein die Stirn bietet, ist tief in unserer Kultur verwurzelt. Denken wir nur an James Bond, das Paradebeispiel des unbezwingbaren Helden, der auch nach vier Jahrzehnten noch in Topform ist. Psychologen sprechen von fehlender Selbst-Objekt-Differenzierung, von Ko-Abhängigkeit, Symbiose oder gar Verschmelzung, um Menschen zu charakterisieren, die nicht allein zurechtkommen oder sich anderen gegenüber nicht behaupten können. Bowlby hingegen sprach von „effektiver Abhängigkeit“ und verstand die Fähigkeit, sich „von der Wiege bis zur Bahre“ der emotionalen Zuwendung anderer zu versichern, als Zeichen wie auch als Quelle von Stärke.
Die Erforschung der Bindung im Erwachsenenalter setzte kurz vor Bowlbys Tod ein. Damals beschlossen die Sozialpsychologen Phil Shaver und Cindy Hazan von der University of Denver, Männer und Frauen nach ihren Liebesbeziehungen zu befragen, um herauszufinden, ob sie die gleichen Reaktionen und Verhaltensmuster zeigten wie Mütter und Kinder. Sie verfassten ein „Liebesquiz“ und ließen es in der lokalen Tageszeitung Rocky Mountain News veröffentlichen. Die Erwachsenen, die den Fragebogen ausfüllten, gaben an, auf die emotionale Nähe ihrer Partnerin/ihres Partners angewiesen zu sein; sie wollten sich darauf verlassen können, dass ihr geliebter Mensch sich ihnen zuwenden würde, wenn es ihnen nicht gut ging. Sie berichteten, dass es sie traurig mache, wenn sie von ihm getrennt seien, und dass sie der Welt mit größerer Neugier und Zuversicht begegneten, wenn sie auf seine Unterstützung bauen könnten. Ihre Antworten ließen auch auf unterschiedliche Umgangsweisen in der Partnerschaft schließen. Wenn die Teilnehmer sich in der Beziehung sicher fühlten, fiel es ihnen leicht, auf den anderen zuzugehen und Kontakt zu ihm aufzunehmen. Wenn sie sich der Partnerschaft nicht sicher waren, wurden sie entweder ängstlich, wütend und kontrollierend oder sie verhielten sich distanziert und vermieden jeden Kontakt. Die gleichen Beobachtungen hatten Bowlby und Ainsworth in der „Fremden Situation“ mit Müttern und ihren Kleinkindern gemacht.
Auf dieses „Liebesquiz“ ließen Hazan und Shaver mehrere reguläre Studien folgen, die die Ergebnisse ihrer Umfrage sowie Bowlbys Theorien bestätigten. Ihre Arbeit löste eine ganze Lawine wissenschaftlicher Untersuchungen aus. Heute liegen Hunderte Studien vor, die Bowlbys Vorhersagen über die Bindung im Erwachsenenalter bestätigen. Bei der Lektüre dieses Buches werden sie Ihnen ein ums andere Mal begegnen. Zusammenfassend können wir festhalten: Das Gefühl einer stabilen Verbundenheit ist für eine gute Liebesbeziehung von ausschlaggebender Bedeutung und dient beiden Partnern als unerschöpfliche Kraftquelle. Sehen wir uns die wichtigsten Forschungserkenntnisse nun im Einzelnen an.
Wenn wir uns grundsätzlich sicher fühlen, das heißt, wenn uns die Nähe unserer Liebespartner behagt und wir wissen, dass wir uns auf sie verlassen können, fällt es uns leichter, um Unterstützung zu bitten – und anderen Unterstützung zu gewähren. In einer Studie, die der Psychologe Jeff Simpson an der University of Minnesota leitete, füllten 83 frisch verliebte Paare einen Fragebogen über ihre Beziehung aus. Anschließend ließ man die Paare zusammen in einem Raum warten. Man hatte die Partnerin vorgewarnt: Sie würde in Kürze zu einer Aktivität aufgefordert werden, die den meisten Menschen große Angst mache (worum es ging, wurde nicht verraten). Die Frauen, die im Fragebogen angegeben hatten, sich in ihrer Liebesbeziehung geborgen zu fühlen, konnten mit ihrem Partner offen über ihre Verunsicherung und Ängstlichkeit angesichts der sie erwartenden Aufgabe sprechen und ihn um Unterstützung bitten. Frauen, die ihre Bindungsbedürfnisse habituell verleugneten und Nähe vermieden, zogen sich hingegen zurück. Bei den Männern ließen sich zwei verschiedene Reaktionen auf ihre Partnerinnen beobachten: Diejenigen, die sich laut eigenem Bekunden in ihrer Beziehung geborgen fühlen, betonten ihre Unterstützungsbereitschaft, indem sie ihre Partnerinnen berührten, ihnen zulächelten und ihnen Trost anboten. Die Männer jedoch, denen Bindungsbedürfnisse nach eigener Aussage nicht geheuer waren, gingen innerlich auf Distanz, sobald ihre Partnerinnen ihre Bedürfnisse ausdrückten, spielten deren Befürchtungen herunter, verhielten sich weniger warmherzig und berührten die Partnerinnen seltener.
Wenn wir uns sicher an unsere Liebespartner gebunden fühlen, können wir mit den Verletzungen, die sie uns unweigerlich zufügen werden, besser fertigwerden und tendieren seltener dazu, uns aggressiv und feindselig zu verhalten, wenn wir uns über sie geärgert haben. Mario Mikulincer von der israelischen Bar-Ilan University führte mehrere Studien durch, in denen er die Teilnehmer fragte, wie stark sie sich ihren Beziehungspartnern verbunden fühlten und wie sie ihre Wutgefühle in Konfliktsituationen bewältigten. Er führte den Probanden Szenen vor, die streitende Paare zeigten, und ließ gleichzeitig ihre Herzfrequenz messen. Teilnehmer, die sich ihren Partnern nahe fühlten und sich auf sie verlassen konnten, äußerten weniger Wutgefühle und schrieben dem anderen seltener böse Absichten zu. Sie vermochten ihre eigene Wut auch besser zu kontrollieren als Probanden, die sich in ihrer Paarbeziehung nicht geborgen fühlten, und beschrieben häufiger positive Ziele, beispielsweise die Lösung von Problemen und die Wiederherstellung von Nähe in der Paarbeziehung.
Eine Beziehung der Sicherheit und Geborgenheit zu einem Menschen, den wir lieben, macht stark. In mehreren Untersuchungen zeigte Mikulincer, dass wir auch uns selbst besser verstehen und besser leiden können, wenn wir uns anderen sicher verbunden fühlen. Als seine Probanden aus einer Liste von Adjektiven diejenigen auswählen sollten, die sie selbst ihrer Meinung nach am besten beschrieben, wählten die Teilnehmer mit sicherer Bindung positive Eigenschaften. Und auf die Frage nach eigenen Schwachpunkten räumten dieselben Teilnehmer bereitwillig ein, dass sie ihrem Idealbild zwar nicht immer gerecht würden, aber dennoch mit sich zufrieden seien.
Im Einklang mit Bowlbys Vorhersage stellte Mikulincer auch fest, dass sicher gebundene Erwachsene neugieriger und für neue Informationen offener waren. Sie ließen sich durch Mehrdeutigkeiten nicht irritieren, sondern sagten, dass ihnen Fragen, auf die es viele unterschiedliche Antworten gab, besonders gut gefielen. In einer bestimmten Aufgabe wurde den Teilnehmern zunächst das Verhalten einer Person beschrieben. Anschließend bat man sie, die negativen und positiven Eigenschaften dieser Person zu beurteilen. Probanden mit sicherer Bindung waren besser in der Lage, neue Informationen über die Person aufzunehmen und ihre Beurteilung zu revidieren. Für neue Erfahrungen offen zu sein und unsere eigenen Überzeugungen zu korrigieren fällt uns offenbar leichter, wenn wir uns sicher und anderen Menschen verbunden fühlen. Neugier setzt ein Gefühl der Sicherheit voraus; hingegen erzeugt das Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen, eine starre, unflexible Einstellung zu Welt.
Je besser wir in der Lage sind, unseren Partner/unsere Partnerin um Unterstützung zu bitten, desto besser bewältigen wir Trennungen. Wir sind tatsächlich selbstständiger, auch wenn dies unserer kulturellen Verherrlichung der Selbstgenügsamkeit diametral zuwiderläuft. Brooke Feeney, Psychologin an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, konnte ebendiesen Zusammenhang in einer Studie nachweisen, die sie mit 280 Paaren durchführte. Teilnehmer, die angaben, dass sie sich mitsamt ihren Bedürfnissen von ihren Partnern anerkannt fühlten, beurteilten ihre eigenen Fähigkeiten, Probleme zu lösen und ihre Ziele zu erreichen, optimistischer.
Erkenntnisse aus allen Bereichen der Wissenschaft lassen keinen Zweifel daran, dass wir nicht nur soziale Wesen sind, sondern dass wir auf eine ganz besondere Art der Nähe zu anderen Menschen angewiesen sind. Wir bringen uns selbst in Gefahr, wenn wir dies nicht wahrhaben wollen. Zeithistoriker wissen seit Langem, dass in den Todeslagern der Nazis diejenigen bessere Überlebenschancen hatten, die nicht für sich blieben, sondern sich zu Paaren zusammentaten. Dass verheiratete Männer und Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Singles, ist ebenfalls seit Langem bekannt.
Enge Beziehungen zu anderen Menschen sind unserer Gesundheit in jeder Hinsicht – auf mentaler, emotionaler und körperlicher Ebene – zuträglich. Louise Hawkley vom Center for Cognitive and Social Neuroscience der University of Chicago geht davon aus, dass Einsamkeit den Blutdruck bis zu dem Punkt erhöhen kann, an dem sich das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko verdoppeln. Der Soziologe James House von der University of Michigan erklärt, dass emotionale Isolation ein größeres Gesundheitsrisiko darstellt als Rauchen oder Bluthochdruck – zwei Faktoren, vor denen heute jedermann gewarnt wird! Vielleicht bestätigen diese Beobachtungen das alte Sprichwort: „Leiden ist unvermeidlich, allein zu leiden aber ist unerträglich.“
Entscheidend ist jedoch nicht nur, ob wir in unserem Leben enge Beziehungen haben oder nicht – auch die Art dieser Beziehungen spielt eine Rolle. Schlechte Beziehungen untergraben unsere Gesundheit. In Cleveland haben Forscher von der Case Western Reserve University Männern, die unter Angina Pectoris und hohem Blutdruck litten, folgende Frage gestellt: „Zeigt Ihre Frau Ihnen, dass sie Sie liebt?“ Die Männer, die die Frage verneinten, erlitten in den folgenden fünf Jahren fast doppelt so häufig Angina-Pectoris-Anfälle wie die Männer, die mit „Ja“ geantwortet hatten. Auch weibliche Herzen sind beeinflussbar. Frauen, die ihre Ehe als angespannt erleben und von regelmäßigen feindseligen Streitigkeiten mit ihren Partnern berichten, neigen eher zu erhöhtem Blutdruck und zu einer höheren Ausschüttung von Stresshormonen als Frauen, die eine glückliche Ehe führen. Eine weitere Studie konnte nachweisen, dass die Gefahr eines zweiten Herzinfarkts bei Frauen in unglücklicher Ehe dreimal so hoch war wie bei Frauen mit zufriedenstellendem Eheleben.
Bei Männern und Frauen mit Herzinsuffizienz ist die Qualität ihrer Ehe ein ebenso guter Indikator für ihre Chance, länger als vier Jahre zu überleben, wie der Schweregrad ihrer Symptome und das Ausmaß ihrer Beeinträchtigung. Zu diesem Ergebnis gelangte Jim Coyne, Psychologe an der University of Pennsylvania. Für die Schlussfolgerung der Wissenschaftler, dass die Stärke des Herzens eines Menschen sich von der Stärke seiner Liebesbeziehungen nicht trennen lasse, hätten unsere Dichter, die das Herz zum Symbol der Liebe erhoben haben, freilich nur ein mildes Lächeln übrig.
Schwierige, belastungsreiche Beziehungen beeinträchtigen nachweislich nicht nur unser Immun- und Hormonsystem, sondern auch unsere Heilungskräfte. In einem faszinierenden Experiment veranlasste Janice Kiecolt-Glaser, Psychologin an der Ohio State University, frisch verheiratete Paare, miteinander zu streiten. Während der nächsten Stunden nahm sie den Probanden wiederholt Blutproben ab. Sie entdeckte, dass der Spiegel der Stresshormone umso höher und das Immunsystem umso geschwächter waren, je erbitterter die Paare sich gestritten hatten und je verächtlicher sie miteinander umgegangen waren. Diese Auswirkungen waren noch nach 24 Stunden nachweisbar. In einer noch erstaunlicheren Untersuchung setzte Kiecolt-Glaser eine Vakuumpumpe ein, um an den Händen ihrer Probandinnen kleine Blasen zu erzeugen. Anschließend fochten die Frauen einen Streit mit ihren Ehemännern aus. Je erbitterter die Auseinandersetzung verlief, desto länger dauerte es, bis die Haut an den Händen heilte.
Die Qualität unserer Liebesbeziehungen übt auch auf unsere geistige und emotionale Gesundheit einen maßgeblichen Einfluss aus. In unserer Wohlstandsgesellschaft sind Ängste und Depressionen in epidemischem Ausmaß zu verzeichnen. Wenn wir mit Menschen, die wir lieben, im Konflikt liegen oder ihrer feindseligen Kritik ausgesetzt sind, wachsen unsere Selbstzweifel und unser Gefühl der Hilflosigkeit – klassische Auslöser für eine Depression. Wir brauchen die Bestätigung der Menschen, die wir lieben und denen wir uns nahe fühlen. Einige Wissenschaftler sind sogar überzeugt, dass das Risiko, an einer Depression zu erkranken, in einer unglücklichen Ehe um das Zehnfache erhöht sei!
So weit die schlechten Nachrichten, doch natürlich gibt es auch gute.
Hunderte von Studien weisen mittlerweile nach, dass zufriedenstellende Liebesbeziehungen vor Stress schützen und uns helfen, die Herausforderungen und Traumata, mit denen uns das Leben konfrontiert, besser zu bewältigen. Israelische Forscher berichten, dass Paare mit einer sicheren emotionalen Bindung weit besser mit Gefahren – untersucht wurden die Auswirkungen von Raketenangriffen – umgehen können als weniger sicher gebundene Paare. Die Paare mit sicheren Bindungsbeziehungen hatten weniger Angst und entwickelten nach dem Raketenbeschuss seltener körperliche Beschwerden.
Allein die Hand eines geliebten Menschen zu halten kann uns tief greifend beeinflussen und verrückt spielende Neuronen im Gehirn buchstäblich zur Ruhe bringen. Der Psychologe Jim Coan von der University of Virginia erklärte seinen Patienten vor einer MRT-Untersuchung ihres Gehirns, dass sie, sobald eine kleine rote Lampe aufleuchten würde, möglicherweise, aber nicht zwingend, einen leichten elektrischen Schlag an den Füßen erhielten. Diese Information aktivierte das Stresszentrum im Gehirn der Patientinnen – allerdings in deutlich geringerem Maß bei den Frauen, deren Hand von ihrem Partner gehalten wurde. Darüber hinaus empfanden diese Frauen den elektrischen Schlag auch als weniger schmerzhaft. Dieser Einfluss war in den glücklichsten Beziehungen am auffälligsten, das heißt bei jenen Paaren, die bei Messungen hohe Zufriedenheitsgrade erzielten und von den Forschern als „Superpaare“ bezeichnet wurden. Der Kontakt zu einem Mitmenschen, den man liebt und von dem man sich geliebt fühlt, wirkt buchstäblich als Puffer gegen Schock, Stress und Schmerz.
Jim Coan bezeichnet die Menschen, die wir lieben, als „verborgene Regulatoren“ unseres Körpergeschehens und Gefühlslebens. Wenn eine Liebe scheitert, sind wir verletzt. Die Psychologin Naomi Eisenberger von der University of California schreibt, dass die Formulierung „verletzte Gefühle“ absolut zutreffend sei. Sie konnte durch ihre mit bildgebenden Techniken vorgenommenen Hirnuntersuchungen nachweisen, dass die Erfahrung, abgelehnt und ausgeschlossen zu werden, dieselben Hirnschaltkreise im vorderen zingulären Kortex aktiviert wie körperlicher Schmerz. Diese Hirnregion wird tatsächlich immer dann aktiviert, wenn wir Menschen, die uns eigentlich nahestehen, als emotional distanziert erleben. Als ich diese Studie las, erinnerte ich mich daran, wie sehr mich vor Jahren eine eigene körperliche Trauererfahrung schockiert hatte. Nachdem ich vom Tod meiner Mutter benachrichtigt worden war, fühlte ich mich regelrecht zermartert, als wäre ich von einem Lastwagen überrollt worden. Wenn wir unsere Nächsten jedoch bei uns wissen oder unseren Partner in den Armen halten, vielleicht sogar mit ihm schlafen, fluten die „Kuschelhormone“ Oxytocin und Vasopressin unseren Körper. Sie aktivieren die „Belohnungszentren“ im Gehirn, versorgen uns überreichlich mit Harmonie- und Glückshormonen, z. B. mit Dopamin, und verhindern die Ausschüttung von Kortisol und anderen Stresshormonen.
Auf unserem Weg zum Verständnis der Liebe und ihrer Bedeutsamkeit haben wir bereits eine beachtliche Strecke zurückgelegt. Noch 1939 nannten Frauen die Liebe lediglich als fünftwichtigsten Faktor bei der Partnerwahl. In den 1990er-Jahren hingegen rangierte sie sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern auf Platz 1! Heute sagen junge Studierende, dass sie sich von einer Ehe in allererster Linie „emotionale Geborgenheit“ versprechen.
Liebe ist nicht der Zuckerguss auf dem Kuchen des Lebens, sondern ein ebenso elementares, primäres Bedürfnis wie das Bedürfnis nach Sauerstoff oder Wasser. Wenn wir dies begreifen und akzeptieren, fällt es uns leichter, Beziehungsproblemen auf den Grund zu gehen.
„Niemals sind wir ungeschützter gegen das Leiden, als wenn wir lieben […].“
Sigmund Freud
„Das eigentliche Problem besteht darin, dass Sally keine Ahnung von Geld hat“, erklärt Jay. „Sie ist sehr emotional und traut mir einfach nicht zu, dass ich es regele.“ Sally explodiert: „Ja, genau! Ich bin das Problem, wie immer. Als ob du etwas von Geld verstündest! Gerade erst haben wir dieses unmögliche Auto gekauft, das du unbedingt haben musstest. Ein Auto, das wir nicht brauchen und das wir uns schon gar nicht leisten können. Du machst einfach, was du willst. Es ist dir völlig egal, wie ich dazu stehe. Im Grunde zähle ich für dich gar nicht. Genauso ist es.“
Chris ist ein „grausamer, strenger Vater und überhaupt nicht fürsorglich“, klagt Jane. „Aber die Kinder müssen umsorgt werden, sie brauchen deine Aufmerksamkeit und nicht nur deine Regeln!“ Chris schaut in eine andere Richtung. Er erklärt ganz ruhig, weshalb eine gewisse Disziplin unverzichtbar sei, und wirft Jane vor, keine Grenzen setzen zu können. Hin und her geht ihr Streit. Schließlich verbirgt Jane ihr Gesicht in den Händen und stöhnt: „Ich weiß einfach nicht mehr, wer du eigentlich bist. Du bist wie ein Fremder.“ Erneut wendet Chris sich ab.
Nat und Carrie schweigen sich eisern an, bis Carrie es schließlich nicht mehr aushält und aufschluchzt. Sie könne gar nicht sagen, wie schockiert sie über Nats Affäre sei und wie abgrundtief sie sich betrogen fühle. Offensichtlich genervt leiert Nat die Gründe für seine Affäre herunter. „Ich habe dir ein ums andere Mal erklärt, was passiert ist. Ich habe dir nichts verschwiegen, und mein Gott, das alles ist zwei Jahre her! Es ist Vergangenheit! Glaubst du nicht, dass es langsam an der Zeit wäre, es zu vergessen und mir zu verzeihen?“ „Du willst es einfach nicht begreifen!“, schreit Carrie ihn an, um dann zu flüstern: „Ich bin dir völlig egal, meine Verletzung ist dir egal. Wenn es nach dir ginge, würdest du einfach die Zeit zurückdrehen.“ Sie bricht in Tränen aus und starrt auf den Boden.
Ich frage die Paare, die mich aufsuchen, wie sie das Grundproblem der Beziehung beschreiben würden und wie ihrer Meinung nach die Lösung aussähe. Zumeist überlegen sie ein Weilchen, bevor sie mit Vorschlägen herausrücken. Sally sagte z. B., dass Jay kontrollbesessen sei. Er müsse lernen, sie mitreden zu lassen, statt alle Macht an sich zu reißen. Chris vermutete, dass er und Jane sich aufgrund ihrer extrem unterschiedlichen Persönlichkeiten nie auf einen Erziehungsstil würden einigen können. Vielleicht ließe sich das Problem lösen, wenn sie einen Erziehungskurs bei einem „Experten“ absolvierten. Nat wiederum war überzeugt, dass Carrie einen „Sexkomplex“ habe und sie vielleicht eine Sexualtherapeutin aufsuchen sollten, um auch im Schlafzimmer wieder Spaß miteinander zu haben.
Diese Paare gaben sich große Mühe, ihre Schwierigkeiten zu begreifen, doch ihre Formulierungen gehen am Kern der Sache vorbei. Ihre Erklärungen treffen – darin wären sich viele Therapeuten einig – lediglich die Spitze des Eisbergs, den obersten Gipfel eines gewaltigen Problembergs. Doch welches „eigentliche Problem“ liegt alldem zugrunde?
Wenn wir Therapeuten fragen würden, bekämen wir zur Antwort, dass sich all diese Paare in destruktive Machtkämpfe oder toxische Streitmuster verstrickt haben und deshalb erst einmal lernen müssen, sich konstruktiv auseinanderzusetzen und ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Doch auch diese Ratschläge zielen am Kern des Problems vorbei. Auch ihnen gerät von dem Eisberg nur jener kleine Teil in den Blick, der aus dem Wasser herausragt.
Wir müssen sozusagen einen Tauchgang wagen, um dem Grundproblem auf die Spur zu kommen: Diese Paare haben sich emotional voneinander getrennt. Die Gegenwart des anderen vermittelt ihnen keine emotionale Geborgenheit mehr. Nur allzu oft übersehen Paare und Therapeuten, dass die meisten Auseinandersetzungen in Wirklichkeit ein Protest gegen die emotionale Unverbundenheit sind. Gleichgültig, um welche Schwierigkeiten es konkret geht – letztlich fragen die Partner einander: „Kann ich auf dich zählen? Kann ich mich auf dich verlassen? Bist du für mich da? Antwortest du mir, wenn ich dich brauche, wenn ich dich rufe? Bin ich dir wichtig? Schätzt und akzeptierst du mich? Brauchst du mich? Verlässt du dich auf mich?“ Die Wut, die Kritik, die Forderungen – all dies sind eigentlich Appelle an den geliebten Menschen, die ihm ans Herz gehen und ihn bewegen sollen, emotional zurückzukehren und das Gefühl der sicheren Verbundenheit wiederherzustellen.
Die Bindungstheorie lehrt uns, dass unser Liebespartner unsere Zuflucht, unseren sicheren Hafen, verkörpert. Wenn dieser Mensch sich emotional entzieht oder gleichgültig auf uns reagiert, packt uns die Angst, ganz allein, einsam und hilflos in der Kälte zu stehen. Wut, Traurigkeit, Verletztheit, aber vor allem Angst wallen in uns auf. Überraschend ist dies nicht, denn die Angst ist bekanntlich unser eingebautes Alarmsystem, das augenblicklich aktiviert wird, wenn unser Überleben bedroht ist. Die Verbindung zu einem geliebten Menschen zu verlieren erschüttert unser Sicherheitsgefühl. Ausgelöst wird der Alarm in der Amygdala, die der Neurowissenschaftler Joseph LeDoux, der am Center for Neural Science der New York University forscht, auch als „Angstzentrale“ des Gehirns bezeichnet. Diese mandelförmige Hirnregion triggert eine automatische Angstreaktion. Wir denken nicht mehr: Wir fühlen und wir handeln.
In jedem von uns taucht bei Meinungsverschiedenheiten oder in Auseinandersetzungen mit dem Partner/der Partnerin auch eine gewisse Furcht auf. Sicher gebundene Menschen nehmen sie lediglich flüchtig war, denn sie lässt sich rasch unterdrücken, sobald uns klar wird, dass keine reale Gefahr droht oder dass unser Partner/unsere Partnerin uns beruhigen wird, wenn wir ihn/sie darum bitten. Wenn unser Verbundenheitsgefühl aber schwach ist oder schon erste Brüche erfahren hat, kann die Angst überwältigende Ausmaße annehmen. Dann ergreift uns die „Urangst“, wie Jaak Panksepp, Forscher an der Washington State University, sie bezeichnet. Wir reagieren auf sie, indem wir unseren Partner entweder zur Aufmerksamkeit nötigen, uns an ihn klammern und uns Trost und Beruhigung von ihm erhoffen, oder indem wir uns zurückziehen und auch innerlich auf Distanz gehen, um uns selbst zu beruhigen und zu trösten. Doch ganz gleich, auf welche Worte wir in solchen Situationen verfallen – im Grunde sagen all diese Reaktionen: „Schenk mir deine Aufmerksamkeit. Bleib bei mir. Ich brauche dich.“ Oder: „Ich lasse nicht zu, von dir verletzt zu werden. Ich versuche locker zu bleiben und nicht die Kontrolle zu verlieren.“
Diese Strategien zum Umgang mit der Angst vor Bindungsverlust treten in Aktion, ohne dass es uns bewusst wird, und erfüllen zumindest vorübergehend ihren Zweck. Wenn verängstigte Partner sie aber ein ums andere Mal einsetzen, kommt ein Teufelskreis der Unsicherheit in Gang, der das Paar weiter und weiter auseinandertreibt. Immer häufiger entwickeln sich Interaktionen, in denen sich keiner der beiden mehr sicher fühlt; sie gehen in die Defensive, und jeder denkt vom anderen und von der Beziehung nur noch das Schlechteste.
Warum hören wir nicht zu, wenn unsere Partner, die wir doch lieben, an unsere Aufmerksamkeit appellieren? Warum gehen wir auf den Wunsch nach Verbundenheit nicht ein? Weil wir sehr häufig auf unsere Partner nicht eingestimmt sind. Wir sind mit unseren Gedanken woanders oder durch eigene Beschäftigungen und Vorhaben abgelenkt. Wir haben die Sprache der Bindung nicht erlernt und senden keine klaren Botschaften aus, um dem Partner/der Partnerin unsere Bedürfnisse, aber auch unsere Anteilnahme zu vermitteln. Häufig sprechen wir in Andeutungen, weil unsere eigenen Bedürfnisse ambivalente Gefühle in uns wecken. Oder wir äußern den Wunsch nach Zuwendung, doch in den Appell mischen sich Wut und Frustration, weil wir uns in unseren Beziehungen nicht sicher aufgehoben fühlen. Statt etwas zu erbitten, stellen wir Forderungen, die häufiger zu Machtkämpfen führen als zu Umarmungen. Manche Menschen bemühen sich, ihre natürliche Sehnsucht nach emotionaler Nähe zu bagatellisieren, und setzen auf Aktivitäten – vorzugsweise auf Sex –, die ihren Bedürfnissen indes nur begrenzt Ausdruck geben. Durch verschleierte, verzerrte Botschaften schützen wir uns selbst davor, uns in all unserer nackten Sehnsucht zu zeigen; gleichzeitig aber machen wir es unseren Partnern sehr schwer, auf unsere eigentlichen Bedürfnisse einzugehen.
Je länger die Verbundenheit der Partner unterbrochen ist, desto negativer werden ihre Interaktionen. Wissenschaftler haben mehrere solcher toxischen Muster identifiziert und verschiedene Begriffe für sie geprägt. Ich bezeichne die drei Muster, die ich für fundamental halte, allesamt als „Teufelsdialoge“ oder „teuflische Dialoge“. Im Einzelnen handelt es sich um die Interaktionen Suche den Bösewicht, die Protestpolka sowie Erstarren und Fliehen. Im ersten Gespräch werden Sie die drei Muster detailliert kennenlernen.
Mit Abstand am häufigsten entwickelt sich die Protestpolka. In diesem teuflischen Dialog verhält sich ein Partner zunehmend kritisch und aggressiv, der andere hingegen defensiv und distanziert. John Gottman, Psychologe an der University of Washington in Seattle, vermutet, dass mehr als 80 Prozent der Paare, die sich in den ersten Ehejahren in dieses Muster verstricken, innerhalb von vier bis fünf Jahren vor dem Scheidungsrichter stehen.