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Sie planen einen Städtetrip nach Hamburg? Oder lieben Sie die schöne Hansestadt an Alster und Elbe bereits und kennen sie wie Ihre Westentasche? Sie werden überrascht sein, was es in Hamburg (noch) alles zu entdecken gibt!
Wie könnte ein perfekter Tag in Hamburg aussehen?
Zum Beispiel so: Er beginnt in einem der schönsten Cafés der Stadt mit herrlich-nostalgischem Flair. »In die Gänge« kommen Sie anschließend im gleichnamigen Viertel, und in der benachbarten Poolstraße entdecken Sie im Hinterhof einen versteckten Tempel. Am Mittag lauschen Sie einem Lunchkonzert an der Börse und fahren danach Paternoster im Slomanhaus. Schlendern Sie nachmittags durch Hafencity und Speicherstadt, mit Blick auf die imposante Elbphilharmonie. Am frühen Abend genießen Sie die außergewöhnliche Aussicht vom nördlichsten Weinberg Deutschlands auf den Hamburger Hafen und stärken sich an den Landungsbrücken Nr. 10 mit dem besten Fischbrötchen der Stadt. Nach einem Abstecher zur Reeperbahn auf St. Pauli spazieren Sie zum Schanzenviertel, um dort beim Nachtflohmarkt den Tag (vorerst) zu beschließen.
Unser Reiseführer führt Sie auf Ihrer Städtereise zu Orten, von denen viele bald zu Ihren Lieblingsorten werden und zu denen Sie immer wieder zurückkehren möchten. Erkunden Sie beliebte und außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten, genießen Sie die besten Cafés, Restaurants und Bars, flanieren Sie über die schönsten Märkte und entdecken Sie versteckte Plätze und Parks.
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Seitenzahl: 133
eBook Insel Verlag Berlin 2015
Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 4290.
© Insel Verlag Berlin 2015
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
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Der Verlag weist darauf hin, dass dieses Buch farbige Abbildungen enthält, deren Lesbarkeit auf Geräten, die keine Farbwiedergabe erlauben, eingeschränkt ist.
Umschlaggestaltung und Layout: Marion Blomeyer, München
Illustrationen: Ryo Takemasa, Tokio
Karten: Peter Palm, Berlin
ebook-Konvertierung: Greiner & Reichel, Köln
eISBN 978-3-458-73394-2
www.insel-verlag.de
INHALTSVERZEICHNIS
ALTSTADT: HAMBURGS ZENTRUM
Die Alsterarkaden
Die Mellin-Passage
Der Hygieia-Brunnen im Ehrenhof des Rathauses
Lunchkonzerte in der Börse
Die Seetonne in der Handelskammer
Das Heine-Denkmal
Der Bischofsturm in der Backhus-Filiale
NEUSTADT
Der Micheltürmer
Hummel, Hummel, Mors, Mors
Der Tempel in der Poolstraße
Das Gängeviertel
Der japanische Garten in Planten un Blomen
SCHANZENVIERTEL UND ST. PAULI
Das Café unter den Linden
Universo Tango am Neuen Pferdemarkt
Das Bambi-Kino: Wo die Beatles zuerst in Hamburg wohnten
Der Comicladen Strips & Stories
HAFENCITY UND SPEICHER-STADT
Die Oberhafenkantine
Das Wasserschloss in der Speicherstadt
Miniatur Wunderland
Eine Orgel für Bach in der Katharinenkirche
HAFENRAND UND LANDUNGSBRÜCKEN
Paternosterfahren im Slomanhaus
Deutschlands ungewöhnlichster Weinberg und die besten Fischbrötchen
Der Alte Elbtunnel
Dockland
ALTONA UND OTTENSEN
Das Mercado
Der letzte Fischschornstein in Ottensen
Meta Mollers Grab bei der Christianskirche
Der Eisladen in Ottensen
ELBUFER UND ELBVORORTE
Alter Schwede und andere Steinreste
Luzifers Kiosk
Caspar Voghts Instenhäuser
Der brennende Dornbusch im Loki Schmidt Garten
Blankeneser Treppen
Der Römische Garten an der Elbe
EPPENDORF UND HOHELUFT
Aby Warburgs Bibliothek
Bonbon-Pingel auf dem Isemarkt
Hoheluft und Falkenried
Der Vorhang des Holi-Kinos
ROTHERBAUM UND HARVESTEHUDE
Grindelviertel und Joseph-Carlebach-Platz
Der Hörsaal im Museum für Völkerkunde
Die Südseemasken im Museum für Völkerkunde
Paddeln auf der Alster
WINTERHUDE UND BARMBEK
Die große Festwiese im Stadtpark
Die Kranzjungfrau der Schiffszimmerer
Die Waschküche in der Jarrestadt
WANDSBEK UND RAHLSTEDT
Freud in Wandsbek
Schimmelmann-Mausoleum und Claudius-Grab
Haus der Wilden Weiden
OHLSDORF, FUHLSBÜTTEL UND LANGENHORN
Der Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof
Der Lindenlaubengang in Fuhlsbüttel
Die Schwarzwaldsiedlung in Langenhorn
ST. GEORG UND EILBEK
Das Literaturhotel Wedina in St. Georg
Das Fundus Theater in Eilbek: Wenn Kinder die Regie übernehmen
ROTHENBURGSORT
Der Rosengarten am Bullenhuser Damm
Wasserkunst Kaltehofe
SPRUNG ÜBER DIE ELBE: VEDDEL, WILHELMSBURG UND HARBURG
Die Veddeler Fischgaststätte: Böhmen liegt am Meer
Hafenmuseum
Der Zollzaun in Wilhelmsburg
Der Horizontweg in Georgswerder
Die Wilde 13. Mit dem Bus durch Wilhelmsburg
Die Alte Harburger Elbbrücke
WEIT WEG
Der Leuchtturm von Neuwerk
Abbildungsverzeichnis
Register
Altstadt
HAMBURGS ZENTRUM
S-/U-BAHNEN JUNGFERNSTIEG, U3 RATHAUSMARKT
Die Alsterarkaden – wo Hamburg wie Venedig leuchtet
ALSTERARKADEN
20354 HAMBURG
TIPP
DAS BESTE LOKAL UNTER DEN ALSTERARKADEN:
SALIBA BESONDERS ZU EMPFEHLEN: DIE VORSPEISEN UND DIE »SÜSSEN SÜNDEN DES ORIENTS«
NEUER WALL 13
TEL. 040 34 50 21
MO–SO 11–23 UHR
Glitzerndes Wasser, darüber ein weißes Häuserensemble mit eleganten Bogengängen – bei schönem Wetter fühlt man sich an den Alsterarkaden fast wie in Venedig. Kein Backstein trübt die mediterrane Eleganz.
Die Arkaden verdanken sich dem Großen Brand, dem die gesamte Hamburger Innenstadt bis zum Jungfernstieg im Mai 1842 zum Opfer fiel. Eine Tragödie für die Bewohner und die Stadtregierung, eine Chance für Stadtplaner und Architekten. Denn diese hatten jetzt gewissermaßen Tabula rasa. Wo früher alle Baustile durcheinandergewürfelt, die Gassen eng und die alten Fachwerkhäuser verwinkelt waren, sollte jetzt ein repräsentatives, großzügiges und einheitliches Stadtzentrum entstehen. Vorbild dieser Neuerschaffung Hamburgs, darüber waren sich die beteiligten Planer bald im Klaren, sollte eine andere Metropole sein, die Seerepublik Venedig. Das Rathaus im Stil der italienischen Renaissance, der Rathausmarkt wie die Piazza San Marco, dazu herrschaftliche Bogengänge in Sichtweite. Über die Verlegung des alten Zentrums weg von Elbe und Trostbrücke hin in die Nähe der Binnenalster war man sich rasch einig, denn hier gab es mehr Weite und mehr Platz. Erster Bau und sozusagen Modell für den neuen Stil à la veneziana waren die Alsterarkaden, die der federführende Architekt Alexis de Chateauneuf gleich nach dem Brand errichten ließ. Doch das städtebauliche Schmuckstück blieb lange solitär, Rathaus und Rathausmarkt wurden erst über fünfzig Jahre später fertig.
Inzwischen hatten sich Geschmack und Ansprüche gewandelt. Zwar zitiert das Rathaus immer noch die Renaissance, nun aber gewendet ins Protzige und ohne die leichtfüßige Eleganz der Serenissima. Und auch der Rathausmarkt ist trotz seiner beeindruckenden Weitläufigkeit nicht ganz zum Markusplatz geworden. Ein Wichtiges fehlt zudem: Kein historisches Kaffeehaus lädt zum Verweilen. Stattdessen kann man sich aber auf die gerundete Wassertreppe an der Kleinen Alster setzen und hat – Rathaus und Rathausmarkt im Rücken – den schönsten Blick auf die Alsterarkaden. Die Treppe war ursprünglich Anleger für Kähne und Schuten, die vor der Alsterschleuse warteten. Doch da im Zuge der Modernisierung immer mehr Fleete zugeschüttet wurden, nahm auch der Warenverkehr auf dem Wasser in der Innenstadt rapide ab. Heute hat die Treppe rein ästhetische Funktion. Ausgerechnet hier haben wir das Venediggefühl, wo doch der amphibische Charakter, der Hamburg mit Venedig verband, und die vielen Fleete, die als Lebensadern das Stadtzentrum bestimmten, immer mehr verschwunden sind.
S-/U-BAHNEN JUNGFERNSTIEG
Die Mellin-Passage
MELLIN-PASSAGE
EINGANG ALSTERARKADEN ODER
NEUER WALL 1
20354 HAMBURG
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DIE BUCHHANDLUNG FELIX JUD
NEUER WALL 13
20354 HAMBURG
TEL. 040 34 34 09
Die Kunst des Flanierens haben die Hamburger erst spät erlernt. Ziellos in der Stadt herumzuschlendern und Schaufenster anzuschauen – unvorstellbar für die geschäftigen Hanseaten. Das änderte sich erst, als große Teile der Innenstadt zwischen Jungfernstieg und Rathausmarkt nach dem Großen Brand von 1842 zu feinen Einkaufsstraßen mit teuren Läden umgebaut wurden. Einer der ersten war das noch heute bestehende Traditionsgeschäft Ladage & Oelke, das 1845 am Neuen Wall gegründet und mit seiner englisch inspirierten Understatement-Mode rasch bekannt wurde.
Gleich daneben befindet sich eine kulturhistorische Rarität: die älteste Einkaufspassage Hamburgs, die Mellin-Passage. Gebaut wurde sie1864, ihren Namen verdankt sie einer hier ansässigen Drogerie, wie man noch an den Reklamezeichnungen auf den Wänden sieht. Wie ihre Vorbilder, die Pariser Passagen, wurde sie kostbar gestaltet: Säulen flankieren den Eingang, Blendarkaden veredeln die hohen Wände. Man fühlt sich an Kunstgalerien italienischer Renaissancepaläste erinnert – mit dem Unterschied, dass hier keine Bilder, sondern Waren ausgestellt werden. Hier tritt die Kunst in den Dienst des Kaufmanns, wie es in Walter Benjamins Passagen-Werk heißt.
Dabei transzendiert die Kunst allerdings auch die Warenwelt. Das zeigt ein Blick auf die Deckengemälde. Die eleganten Jugendstil-Dekorationen wurden erst vor zwei Jahrzehnten bei einer Restaurierung wiederentdeckt. Auch sie waren wohl im Auftrag Mellins entstanden, ihr Thema ist die weibliche Schönheit. Es handelt sich um vier Frauenporträts, welche die vier Lebensalter symbolisieren, dazu das jeweils passende kosmetische Produkt. Eine der Damen trägt eine Sanduhr, daneben ist ein schwarzer Rabe zu sehen – Zeichen des Todes und der Vergänglichkeit, die auch in eine Kirche passen würden und mehr zum Nachdenken über den Sinn des Lebens als zum Einkaufen einladen. Das alte Vanitas-Motiv, modern gefasst, thematisiert die Zeitlichkeit, der Waren und Mode unterworfen sind. Die leicht melancholische Stimmung der Passage mag aber auch daher rühren, dass heute nur noch wenige Menschen hier vorübergehen.
U3 RATHAUSMARKT, S-/U-BAHNEN JUNGFERNSTIEG
Der Hygieia-Brunnen im Ehrenhof des Rathauses
HYGIEIA-BRUNNEN
HAMBURGER RATHAUS
20095 HAMBURG
TÄGLICH 7–19 UHR
»Kurze Wege« zwischen Politik und Wirtschaft – so lautete das Motto beim Neubau des Hamburger Rathauses nach dem Großen Brand von 1842. Deshalb errichtete man es direkt neben der Börse. Verbunden sind beide Gebäude durch einen windgeschützten Innenhof im Stil der Renaissance. Als Schmuckstück war ein sprudelnder Brunnen vorgesehen, der von Merkur gekrönt werden sollte, dem antiken Patron der Händler und Lieblingsgott der Hamburger Senatoren und Kaufleute. Die Skulptur war bereits bestellt, da wurde sie 1896 klammheimlich durch eine weibliche Statue ersetzt, für die sich die Hanseaten bisher nicht begeistert hatten: Hygieia, die griechische Göttin der Gesundheit.
Vorangegangen war 1892 eine der größten Katastrophen in der Geschichte Hamburgs: eine Choleraepidemie, an der mehr als 16000 Menschen erkrankten und über 8000 starben. Verbreitet hatte sich die Krankheit außerordentlich rasch über Hamburgs marodes Trinkwassersystem. Während das Rathaus mit viel Geld immer prunkvoller ausgestattet wurde, hatte sich der Senat zur selben Zeit geweigert, eine moderne Wasserfilteranlage zu finanzieren. Als sich die Stadtoberen dann die kostbare Merkur-Skulptur leisteten, brach ein Proteststurm los. Selbst Bürgerliche prangerten jetzt die schmutzige Vermengung von Politik und Wirtschaft an.
In dieser Lage hatte Rathausarchitekt Martin Haller die – für den Senat – rettende Idee: ein Denkmal, das den Sieg über die Cholera feiert, mit der Göttin der Gesundheit an der Spitze, die die Krankheit – symbolisiert durch ein Ungeheuer – mit den Füßen zermalmt. Der Münchener Bildhauer Joseph von Kramer entwarf eine Skulptur, die allerdings vielfach verändert wurde: Zuerst verkleinerte man das Cholera-Ungeheuer, dann tilgte man die Jahreszahl1892, bis schließlich kaum noch etwas an die Schmach und Schuld des Senats erinnerte. Stattdessen schmückte sich das Rathaus jetzt mit dem Sieg über die Cholera, obwohl die Politiker die Krankheit durch unzureichende sanitäre Maßnahmen selbst mitverantwortet hatten.
Seit 2001 ist der Innenhof des Rathauses für die Öffentlichkeit zugänglich. Wenn wir den Hygieia-Brunnen mit seinen sprudelnden Wasserkaskaden heute anschauen, sehen wir nicht zuerst ein Denkmal der Schande, sondern eine Feier des Wassers als Lebenselixier der Stadt.
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