Handbuch Tourismus und Verkehr - Sven Groß - E-Book

Handbuch Tourismus und Verkehr E-Book

Sven Groß

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  • Herausgeber: UTB
  • Kategorie: Fachliteratur
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Touristische Verkehrsmittel von A bis Z Tourismus ist ohne Verkehr undenkbar. Dabei ist die Bandbreite touristischer Verkehrsunternehmen vielfältig. An Bord eines Kreuzfahrtschiffs oder eines Luxuszugs ist das Fortbewegungsmittel sogar die touristische Hauptattraktion. Das Handbuch stellt die theoretischen Grundlagen von Tourismus sowie Verkehr vor und geht im Detail auf die unterschiedlichen Verkehrsunternehmen ein. Dazu zählen Mietwagen, Busreisen, Schifffahrt, Luft- und Bahnverkehr. Es skizziert jeweils Forschungsstand, Entwicklungen, gesetzliche Rahmenbedingungen, Anbieter und Nachfrager sowie Strategien für die wichtigsten Verkehrsunternehmen. Auch die Sonderbereiche des touristischen Verkehrs finden Berücksichtigung, ebenso Verkehrskonzepte für Destinationen. Unverzichtbar für Studierende der Tourismus- und Verkehrswissenschaften sowie der Geographie – es ist ebenso für Wissenschaft und Praxis hilfreich.

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Sven Groß

Handbuch Tourismus und Verkehr

Verkehrsunternehmen, Strategien und Konzepte 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage

UVK Verlag · München

Prof. Dr. Sven Groß lehrt Management von Verkehrsträgern an der Hochschule Harz. Er ist ITB-​Book-​Award-​Preisträger.

 

Umschlagabbildung: © Saro17 ∙ iStock

Autorenbild: © Hochschule Harz

 

3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2024

2., komplett überarbeitete Auflage 2017

1. Auflage 2011 (erschienen beim Oldenbourg Wissenschaftsverlag)

 

DOI: https://doi.org/10.36198/9783838588377

 

© UVK Verlag 2024— Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

Einbandgestaltung: siegel konzeption | gestaltung

 

utb-Nr. 8689

ISBN 978-3-8252-8837-2 (Print)

ISBN 978-3-8463-8837-2 (ePub)

Inhalt

Vorwort zur 3. AuflageVorwort zur 2. AuflageVorwort zur 1. Auflage1 Einleitung2 Theoretische Grundlagen von Tourismus und Verkehr2.1 Der Begriff Tourismus bzw. Fremdenverkehr2.2 Definition von Tourismus2.3 Die Begriffe Verkehr und Mobilität2.4 Systematisierung des Verkehrs2.5 Weitere begriffliche Abgrenzungen2.6 Abgrenzung des touristischen Verkehrs2.7 Informationsquellen in Tourismus und Verkehr2.8 Indikatoren zur Messung von Tourismus und Verkehr2.8.1 Tourismus2.8.2 Mobilität und Verkehr3 Mietwagen3.1 Forschungsstand3.2 Definition von Mietwagen(-verkehr)3.3 Abgrenzung von Mietwagen für Selbstfahrer3.4 Entwicklung des Mietwagenverkehrs3.5 Gesetzliche Rahmenbedingungen und Verbände3.5.1 Ausgewählte gesetzliche Grundlagen für Mietwagen­unternehmen3.5.2 Winterreifen3.5.3 Autobahngebühren und Maut in Europa3.5.4 Wichtige Verbände im Mietwagenmarkt3.5.5 Kennzahlen3.6 Anbieter auf dem Mietwagenmarkt3.7 Der europäische Mietwagenmarkt3.7.1 Der deutsche Mietwagenmarkt3.7.2 Umsatz3.7.3 Anzahl an Vermietunternehmen3.7.4 Bestand an Mietfahrzeugen für Selbstfahrer3.7.5 Weitere ausgewählte Aspekte zur Marktstruktur3.7.6 Vergleich der vier wichtigsten Anbieter in Europa3.8 Nachfrager des Mietwagenmarktes3.9 Strategien von Mietwagenunternehmen3.9.1 Geschäftsmodelle3.9.2 Generalisten3.9.3 Mietwagenkooperationen3.9.4 Mietwagenbroker3.9.5 Low-Cost-Anbieter3.9.6 Marktareal3.9.7 Wettbewerbsorientierte Strategie – Strategietyp3.9.8 Wettbewerbsorientierte Strategie – Wettbewerbsverhalten4 Busreisen4.1 Forschungsstand4.2 Definitionen im Busverkehr4.3 Arten der Busreisen4.4 Entwicklung der Busreisen4.5 Gesetzliche Rahmenbedingungen und Verbände4.5.1 Ausgewählte gesetzliche Grundlagen4.5.2 Verbände4.6 Anbieter auf dem Busreisemarkt4.6.1 Anbieter4.6.2 Bewertungssysteme von Busreisen4.6.3 Busse und Stationen/Busbahnhöfe4.7 Nachfrager des Busreisemarktes4.8 Strategien von Busunternehmen4.8.1 Geschäftsmodelle4.8.2 Marktareal4.8.3 Wettbewerbsorientierte Strategie – Strategietyp4.8.4 Wettbewerbsorientierte Strategie – Wettbewerbsverhalten5 Schifffahrt5.1 Forschungsstand5.2 Arten der Schifffahrt5.2.1 Linienschifffahrt5.2.2 Fährverkehr5.2.3 Frachterreisen5.2.4 Weiterer Schiffsverkehr5.2.5 Kreuzfahrten5.3 Definition des Begriffes Kreuzfahrt5.4 Entwicklung der Kreuzfahrt5.5 Gesetzliche Rahmenbedingungen und Verbände5.5.1 Ausgewählte gesetzliche Grundlagen5.5.2 Wichtige Institutionen im Kreuzfahrttourismus5.6 Anbieter auf dem Kreuzfahrtmarkt5.6.1 Überblick weltweiter Anbieter5.6.2 Das Kreuzfahrtschiff5.7 Nachfrager im Kreuzfahrtsegment5.8 Strategien von Kreuzfahrtunternehmen5.8.1 Geschäftsmodelle5.8.2 Marktareal5.8.3 Wettbewerbsorientierte Strategie – Strategietyp5.8.4 Wettbewerbsorientierte Strategie – Wettbewerbsverhalten6 Luftverkehr6.1 Forschungsstand6.2 Definitionen im Luftverkehr6.3 Arten des Luftverkehrs6.4 Entwicklung des Luftverkehrs6.5 Gesetzliche Rahmenbedingungen und Verbände6.5.1 Internationales Luftverkehrsrecht6.5.2 Europäisches Luftverkehrsrecht6.5.3 Nationales Luftverkehrsrecht6.5.4 Wichtige Institutionen im Luftverkehr6.6 Anbieter6.6.1 Überblick weltweiter Anbieter6.6.2 Das Flugzeug als Produktionsfaktor6.7 Nachfrager im Luftverkehr6.7.1 Weltweite Nachfrage6.7.2 Europäische Nachfrage6.7.3 Nachfrage in Deutschland6.8 Strategien von Fluggesellschaften6.8.1 Geschäftsmodelle6.8.2 Geschäftsfelder/Organisationsmodelle6.8.3 Marktareal6.8.4 Wettbewerbsorientierte Strategie – Strategietyp6.8.5 Wettbewerbsorientierte Strategie – Wettbewerbsverhalten6.8.6 Schlussbemerkung7 Sonderbereiche des touristischen Verkehrs7.1 Land7.1.1 Bahnreisen7.1.2 Bergbahnen7.1.3 Luxuszüge7.1.4 Sonstige Bahnen und Eisenbahnmuseen7.1.5 Caravaning7.1.6 Motorradreisen7.1.7 Wandern und Tourismus7.1.8 Radfahren7.1.9 Pferdefuhrwerke und Kutschfahrten7.2 Luft7.2.1 Ballone und ihre Bedeutung im Tourismus7.2.2 Zeppeline und ihre Bedeutung im Tourismus7.2.3 Weltraumtourismus7.2.4 Sonstiger Luftverkehr7.3 Wasser – Sonderbereich des touristischen Schiffsverkehrs8 Verkehrskonzepte für Destinationen8.1 Touristische Beschilderung8.1.1 Aufgaben touristischer Leitsysteme8.1.2 Rechtliche Grundlagen8.1.3 Touristische Routen8.2 Mobilitätsmanagement im Tourismus8.2.1 Stand der Forschung8.2.2 Definition8.2.3 Mobilitätsdienstleistungen entlang der touristischen Dienstleistungskette8.3 Autofreiheit im Tourismus8.3.1 Arten der Autofreiheit im Tourismus8.3.2 Nachfrager8.3.3 Autofreier Tourismus als Form des QualitätstourismusAnhang1 Anhang: Übersicht über Wohnmobile und -wagen2 Anhang: Kooperationen von Fluggesellschaften (Bsp.)LiteraturverzeichnisÜber den AutorRegister

Vorwort zur 3. Auflage

Seit der Veröffentlichung der 2. Auflage sind wiederum mehrere Jahre vergangen. In diesen Jahren gab es gesellschaftliche Veränderungen (z. B. Covid-​19-​Pandemie, Krieg in der Ukraine, Überfall auf Israel), die auch Auswirkungen auf die Tourismus- und Verkehrswirtschaft hatten und haben. Daher ist die abermalige Überarbeitung längst überfällig und wird hiermit vollzogen.

Das Lese- und Lernverhalten der Hauptzielgruppe dieses Lehrbuches, Studierende an touristischen Ausbildungseinrichtungen, hat sich in den letzten Jahren weiter geändert. Daher wurden neben inhaltlichen Aktualisierungen und Ergänzungen auch ein neues didaktisches Element integriert – entsprechend dem Mediennutzungsverhalten der Studierenden-​Generation wurden zu Beginn der einzelnen Kapitel Links zu Videos, Podcasts, Informationsplattformen für den Bahn-, Bus-, Mietwagen-, Kreuzfahrt- und Luftverkehr integriert.

Auch bei der Erstellung der 3. Auflage habe ich wiederum vielfältige Hilfe von den unterschiedlichsten Seiten erfahren. Es ist unmöglich alle Unterstützer einzeln aufzuzählen, da viele Behörden, Consultants, Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Industrie- und Handelskammern, Kollegen, Ministerien, Unternehmen und Verbände vielfältige (Detail-)Informationen gegeben bzw. mich mit Tipps und Anregungen unterstützt haben. Ihnen allen sei mein herzlicher Dank ausgesprochen!

Über mehrere Monate hat mich Lea-​Sophie Becker (B. A.) tatkräftig unterstützt, v. a. bei der Erstellung der Abbildungen und Tabellen. Ich möchte ihr meinen Respekt zum Ausdruck bringen, dass sie mich neben ihrem fordernden Studium unermüdlich unterstützt hat – ganz vielen herzlichen Dank.

Darüber hinaus möchte ich einen besonderen Dank an die Studierenden und Absolvierenden der Hochschule Harz aussprechen, die im Rahmen von Präsentationen, Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten Informationen und Quellen zu den Themen gesammelt und in Rahmen von Seminaren und Vorlesungen wichtige Anregungen gegeben haben, die mit in die Überarbeitung eingeflossen sind. Herrn Rainer Berger von der UVK Verlagsgesellschaft mbH danke ich für die erneute verlegerische Betreuung und es freut mich, dass wir auch die 3. Auflage zusammen auf den Weg gebracht haben.

Wie auch bei den vorherigen Auflagen wurde wieder mit bestem Wissen und Gewissen gearbeitet. Sofern Ihnen inhaltliche oder formale Fehler auffallen sollten, können Sie mir diese gerne via E-​Mail mitteilen (sgross@hs-​harz.de), so dass diese zukünftig vermieden werden können.

„Last but not least“ ein abermalig großer Dank an meine Familie für Ihre Unterstützung, v. a. an meine Frau, die mir nun seit mehr als 30 Jahren zur Seite steht.

 

Wernigerode, Mai 2024

Sven Groß

 

 

Genderhinweis | Der Autor verzichtet auf verkürzte Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinneren und verwendet in der Regel das generische Maskulinum.

Vorwort zur 2. Auflage

Seit der Veröffentlichung der 1. Auflage sind mehr als sechs Jahre vergangen. In diesen Jahren hat sich einiges im Tourismus und Verkehr verändert, so dass eine Neuauflage geboten ist. Auch das Lese- und Lernverhalten der Hauptzielgruppe dieses Lehrbuches, Studierende an touristischen Ausbildungseinrichtungen, hat sich geändert. Daher wurden neben inhaltlichen Aktualisierungen und Ergänzungen auch neue didaktische Elemente integriert. Hierzu zählen u. a. die ▶ Definitions- und ▶ Beispielboxen, Hervorhebungen von wichtigen Textpassagen und ▶ Lernziele am Anfang jeden Kapitels. Es wird jedoch auch ein Schritt in Richtung Digitalisierung der Inhalte gegangen. So werden auf der neu aufgebauten Internetseite 🔗 www.tourismusundverkehr.de sowohl (war bis 2022 aktiv) Auszüge des Lehrbuchs als auch weitergehende Informationen und Materialien angeboten. Daneben wird eine umfangreiche Sammlung an Informationsquellen in den Themenfeldern Tourismus und Verkehr zur Verfügung gestellt, die als Ausgangspunkt für wissenschaftliche Arbeiten herangezogen werden können. So stehen Informationen zu mehr als 200 Institutionen und weiteren Anbietern bereit, die kurz beschrieben und deren Datenbanken, (kostenlose) Download-​Angebote, Publikationen, Studien u. ä. bekannt gemacht werden.

Auch bei der Erstellung der 2. Auflage habe ich vielfältige Hilfe von den unterschiedlichsten Seiten erfahren. Es ist unmöglich, alle Unterstützer einzeln aufzuzählen, da viele Behörden, Consultants, Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Industrie- und Handelskammern, Kollegen, Ministerien, Unternehmen und Verbände vielfältige

(Detail-)Informationen gegeben bzw. mich mit Tipps und Anregungen unterstützt haben. Ihnen allen sei mein herzlicher Dank ausgesprochen!

Darüber hinaus möchte ich einen besonderen Dank an die Studierenden und Absolventen der Hochschule Harz aussprechen, die im Rahmen von Präsentationen, Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten Informationen und Quellen zu den Themen gesammelt und im Rahmen von Seminaren und Vorlesungen wichtige Anregungen gegeben haben, die mit in die Überarbeitung eingeflossen sind. Herrn Rainer Berger von der UVK Verlagsgesellschaft mbH danke ich für die erneute verlegerische Betreuung und es freut mich, dass wir auch die 2. Auflage zusammen auf den Weg gebracht haben. Ferner danke ich dem Oldenbourg-​Verlag für die unproblematische Rückübertragung der Buchrechte.

Wie auch bei der 1. Auflage wurde wieder mit bestem Wissen und Gewissen gearbeitet. Sofern Ihnen inhaltliche oder formale Fehler auffallen sollten, können Sie mir diese gerne via E-​Mail mitteilen (sgross@hs-​harz.de), so dass diese zukünftig vermieden werden können.

„Last but not least“ ein abermalig großer Dank an meine Familie für Ihre Unterstützung und das immer für mich da sein, v. a. an meine Frau, die mir nun schon seit 25 Jahren zur Seite steht.

 

Wernigerode, Mai 2017

Sven Groß

Vorwort zur 1. Auflage

Seit mehreren Jahren schwebt der Gedanke, ein umfassendes Lehrbuch an der Schnittstelle von Tourismus und Verkehr zu verfassen, in meinem Kopf. Nun liegt dieses umfassende Werk zu (nahezu) allen touristisch relevanten Verkehrsthemen vor. Es freut mich sehr, es sowohl Studierenden, Auszubildenden und Quereinsteigern der Tourismus- und Verkehrsbranche als auch Experten und Mitarbeitern der Branche bereitstellen zu können. Es gibt eine Reihe von Themen, die nahezu jeder mit dem touristischen Verkehr verbindet (z. B. Flug-, Bus-, Bahn- und Mietwagenverkehr) und die stark in der wissenschaftlichen Literatur verbreitet sind. Mein Anliegen ist es aber, nicht nur diese Diskussion mit neuen Inhalten bzw. einem neuen Blickwinkel zu bereichern, sondern auch Themen aufzugreifen, die bisher nur selten behandelt werden bzw. (noch) ein Nischendasein führen. Aktivitäten mit Ballonen, Draisinen, Hubschraubern, Kutschen, Motorrädern oder Zeppelinen, um nur einige Beispiele zu nennen, verbinden bspw. Exklusivität mit unvergesslichen Erlebnissen und sind daher ein vielvespreches touristisches Angebot.

Bei der Erstellung dieses Buches habe ich vielfältige Hilfe von den unterschiedlichsten Seiten erfahren dürfen. Es ist unmöglich, alle Unterstützer einzeln aufzuzählen, da eine Vielzahl an Unternehmen, Consultants, Verbänden, Forschungseinrichtungen und Hochschulen ebenso wie Ministerien, Behörden und Industrie- und Handelskammern vielfältige (Detail-)Informationen gegeben bzw. mich mit Tipps und Anregungen unterstützt haben. Ihnen allen sei mein herzlicher Dank ausgesprochen!

Darüber hinaus möchte ich einen besonderen Dank an die Studierenden und Absolventen der Hochschule Harz aussprechen, die im Rahmen von Haus-, Bachelor-, Diplom- und Masterarbeiten Informationen und Quellen zu den Themen gesammelt und im Rahmen von Seminaren und Vorlesungen wichtige Anregungen gegeben haben, die mit in die Erstellung dieser Publikation eingeflossen sind.

Frau Katharina Kröger (B.A.) hat mit ihrer redaktionellen Arbeit eine zügige Fertigstellung dieser Publikation überhaupt ermöglicht, wofür ich ihr meinen höchsten Respekt und Dank aussprechen möchte! Ferner danke ich Herrn Rainer Berger vom Oldenbourg Verlag für die verlegerische Betreuung.

Abschließend ist es mir ein besonderes Anliegen, meiner Familie zu danken. Ihre Unterstützung bei den Recherchen und den Arbeiten an diesem Buch sind nicht nachlesbar, haben das Gelingen aber erst ermöglicht. So langsam kommen meine Kinder in ein Alter, in dem sie verstehen, was ihr Vater macht, und wundern sich, dass man so viel Zeit für das „Bücherschreiben“ braucht.

 

Wernigerode, im Januar 2011

Sven Groß

1Einleitung

Tourismus und Verkehr bzw. Mobilität sind eng miteinander verwoben. Bei der Entwicklung von Tourismus und Verkehr ist eine gegenseitige Beeinflussung bzw. Abhängigkeit erkennbar, wobei dem Verkehr eine geringere Abhängigkeit als der Abhängigkeit des Tourismus vom Verkehr zugeschrieben wird. Tourismus ist ohne Ortswechsel nicht gegeben, beim Verkehr sind jedoch sowohl im Bereich des Güter- als auch Personenverkehrs weitere Aktionsfelder vorhanden.

Enge Verknüpfungen zeigen sich insbesondere bei den Verkehrsmitteln und den Verkehrswegen. Verkehrsmittel können

Beförderungsmittel zwischen Quell- und Zielgebiet (An- und Abreise bzw. Rundreise) sowie in der Destination sein,

zur Erreichung von (touristischen) Einrichtungen von der Destination aus („Ausflüge“) genutzt werden,

touristische Attraktionen selbst sein, wie z. B. Museumsbahnen, Draisinen, Ausflugsdampfer in Museen,

Hauptbestandteil des touristischen Produktes (z. B. Hochsee- und Flusskreuzfahrten, Hausboote, Luxuszüge) sein oder

Teil der Erholung sein (wie z. B. Fahrrad oder Cabrio fahren).

Die ersten beiden genannten Verknüpfungen werden in → Abbildung 1 anschaulich aufgezeigt (vgl. Lohmann/Duval 2011, S. 5).

Abbildung 1:

Verkehr als Basis des Tourismus | Quelle: Lohmann/Duval 2011, S. 5. | Legende: (1) Verkehr zwischen Quellgebiet und Zielgebiet (= Destination), (2) Verkehr innerhalb einer besuchten Destination/en, (3) Verkehr zwischen den verschiedenen besuchten Destinationen während einer Reise.

Ziel dieses Lehrbuches ist es die theoretischen Grundlagen, den Forschungsstand, die geschichtliche Entwicklung, die Rahmenbedingungen aber auch Angebot, Nachfrage und Unternehmensstrategien im Bereich der verschiedenen Verkehrsmittel darzustellen.

Im Kapitel 2 werden daher die theoretischen Grundlagen in den Bereichen Tourismus und Verkehr bzw. Mobilität gelegt. Hierbei werden die Begriffe Tourismus, Verkehr und Mobilität definiert und eine Systematisierung und Abgrenzung der Begriffe und Formen des Tourismus und des Verkehrs gegeben. Abschließend werden zur Vervollständigung bedeutende Informationsquellen und grundlegende Indikatoren dargelegt.

In den Kapitel 3 bis 6 werden die Themen Mietwagen, Bus, Schifffahrt und Flug auf Grund ihrer Bedeutung für die touristische Praxis und Ausbildung ausführlicher als die anderen Themenfelder behandelt. Es werden jeweils die Grundlagen wie den Forschungsstand, Definitionen und Abgrenzung von Begriffen und Arten behandelt und ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung sowie ausgewählte Rahmenbedingungen, wie die gesetzlichen Vorgaben und die Akteure, gegeben. Abschließend erfolgt eine Betrachtung ausgewählter Strategien und des jeweiligen Marktes, wobei die Angebot- und Nachfragesseite analysiert wird.

Nach diesen vier Schwerpunkt-​Kapiteln wird die Betrachtung kürzer gefasst und orientiert sich am aktuellen Wissens- und Forschungsstand des jeweiligen Verkehrsmittels. Die Darstellung erfolgt gesondert im Kapitel Sonderbereiche des touristischen Verkehrs gruppiert unter dem jeweiligen Verkehrsmedium Land, Luft oder Wasser.

Innerhalb des Themenfeldes Verkehrsmittel an Land werden Bahnreisen, Bergbahnen, Luxuszüge, Motorradreisen, Caravaning, Wandern, Radfahren, touristische bedeutsame Schienenverkehrsmittel sowie Pferdekutschen, Segways, Draisinen, Rikschas und Ferienfahrschulen behandelt, wobei letzteren Themen auf Grund ihrer geringeren Bedeutung auch weniger Raum gewidmet wird. Über die ausführliche Betrachtung von Fluggesellschaften werden im Themenfeld Luft Ballone, der Weltraumtourismus, Zeppeline und der sonstige Luftverkehr betrachtet. Dem Verkehrsmedium Wasser ist ausschließlich der touristische Wassersport zuzuordnen.

Abschließend werden im Kapitel Verkehrskonzepte für Destinationen die touristische Beschilderung (inklusive touristischer Routen), das Mobilitätsmanagement (im Tourismus) und die Autofreiheit bzw. sanfte Mobilität thematisiert.

Die oben genannte Betrachtung der verschiedenen touristischen Verkehrsmittel und -dienstleister orientiert sich inhaltlich am System der touristischen Verkehrsleistungen (→ Abbildung 2). Im Mittelpunkt steht der Markt. Auf einem Markt1 „(…) nehmen Wirtschaftssubjekte (Anbieter und Nachfrager) miteinander Kontakt auf, um ihre Transaktionspläne (entweder Tausch oder Produktion) oder ihr Informationsbedürfnis zu verwirklichen. Getauscht werden sollen dabei Güter, Dienstleistungen und/oder (Eigentums-)Rechte. Zu den Anbietern zählen auf den (Absatz-)Märkten die Produzenten und/oder Eigentümer von Produkten bzw. Dienstleistungen (Unternehmer), zu den Nachfragern die Konsumenten bzw. Verbraucher (Haushalte).“ (Freyer 2015, S. 375) Wichtige Betrachtungsebenen im Rahmen einer Marktanalyse sind die Marktabgrenzung, die Marktstruktur und das Marktvolumen, wobei die Marktabgrenzung am Anfang aller (Markt-)Überlegungen steht. Eine Marktabgrenzung geschieht v. a. nach räumlichen, zeitlichen, produktspezifischen und soziodemographischen Aspekten. Die Marktstruktur wird v. a. durch die Anzahl und Größe der Marktteilnehmer erfasst und das Marktvolumen lässt sich hinsichtlich des Umfangs der am jeweiligen Markt gehandelten Leistungen umschreiben. Geeignete Größen zur Bestimmung des Gesamtmarktes sind z. B. die in der Markttheorie üblichen Größen für das Marktvolumen nach Umsatz und Beschäftigten (vgl. Freyer 2015, S. 378 ff.).

Abbildung 2:

Das System der touristischen Verkehrsleistungen | Quelle: Vgl. Freyer 2015, S. 57.

Neben der reinen Marktbetrachtung ist allerdings auch eine Betrachtung der volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge notwendig, da der Markt die Schnittstelle dieser zwei Bereiche darstellt. Daher werden im vorliegenden Buch auch die rechtlichen Rahmenbedingungen und die verschiedenen Institutionen und Akteure, die auf die Betriebe einwirken, behandelt. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht werden v. a. die für Unternehmen möglichen Strategien, aber auch Kennzahlen behandelt. Um diese Betrachtungen durchführen zu können, ist die Schaffung von wissenschaftlichen Grundlagen entscheidend. Eine Betrachtung der Geschichte und Entwicklung kann außerdem wichtig sein. Die Ergebnisse dieser Grundlagenarbeit spiegeln sich im aktuellen Forschungsstand wider.

2Theoretische Grundlagen von Tourismus und Verkehr

Im Folgenden werden die wichtigsten Untersuchungsgegenstände des vorliegenden Lehrbuches betrachtet. Für ein wissenschaftliches Arbeiten ist eine Klärung terminiologischer Fragen unausweichlich, auch wenn dies auf den ersten Blick langweilig aussehen mag. Hierbei wird sowohl der wissenschaftliche Erkenntnisstand (z. B. Herkunft der Begriffe, Definitionen und Abgrenzungen, Systematisierungen, Indikatoren) zum Verkehr und zur Mobilität als auch zum Tourismus und zum touristischen Verkehr dargelegt. Darüber hinaus wird eine Übersicht über touristische und verkehrliche Informationsquellen gegeben, die für weitere Analysen und Forschungen ebenso genutzt werden können wie für die praktische Arbeit.

▶ Lernziele

 

Sie lernen …

die wichtigsten Fachbegriffe rund um den Tourismus und Verkehr kennen,

warum Fremdenverkehr im deutschsprachigen Raum immer seltener (in der Fachsprache) verwendet wird,

die konstitutiven Elemente des Tourismus als wichtige Grundlage für eine Definition des Tourismus zu verstehen,

dass es einen Unterschied zwischen Verkehr und Mobilität gibt und dass es Mobilität in verschiedenen Ausprägungen gibt,

wie der Verkehr systematisiert werden kann,

die (häufig verwechselten) Begriffe Verkehrsmedien, Verkehrsträger und Verkehrsmittel zu unterscheiden und

die Vielfältigkeit von (touristischen) Verkehrsmitteln und Verkehrswegen kennen.

2.1Der Begriff Tourismus bzw. Fremdenverkehr

Die Begriffe Tourismus und Fremdenverkehr werden weitestgehend gleichgesetzt, sowohl im Alltagsgebrauch als auch im wissenschaftlichen Bereich.

Es finden sich jedoch auch Aussagen, dass sich Fremdenverkehr v. a. auf innerdeutsche bzw. binnentouristische Aspekte bezieht und es um die Entwicklung deutscher Fremdenverkehrsgebiete und das Reisen innerhalb Deutschlands (domestic tourism) sowie den Incoming-​Tourismus geht. Tourismus wird dagegen auf das zwischenstaatliche, internationale Reisen bezogen, d. h. insbesondere auf den (Outgoing-)Reiseverkehr Deutscher ins Ausland, auf Zahlungsbilanzeffekte, Pass- und Devisenvorschriften usw. (vgl. Freyer 1996, S. 261 f.; Groß 2005, S. 29).

Der Begriff FremdenverkehrFremdenverkehr ist im deutschsprachigen Raum ein historisch gewachsener Terminus, hat er in anderen Sprachen jedoch keine direkte Entsprechung.1 Das Adjektiv „fremd“ im Wort „Fremdenverkehr“ stammt vom germanischen Adverb „fram“ (= vorwärts, weiter, von – weg) und wandelte sich mit der Zeit zu „unbekannt, unerwartet“. In seinem ursprünglichen Bedeutungsinhalt war es damit dem Aufbruch und Wegfahren, das den Begriff „Reise“ charakterisiert, ähnlich. Tourismus hat dagegen im deutschsprachigen Sprachraum nach dem 2. Weltkrieg allgemein Eingang in den Sprachschatz gefunden. Das Wort TourismusTourismus stammt aus dem griechischen „tornos“ für „zirkelähnliches Werkzeug“ und gelangte über das lateinische „tornare“ (= runden) und das französische Tour ins Englische und Deutsche. Tourismus impliziert somit den Start und die Rückkehr zu einem Ausgangspunkt (vgl. Mundt 2013, S. 1 f.). Erstmals soll das Wort „Tourist“ dabei zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der englichen Sprache Eingang gefunden haben (vgl. Cooper et al. 2005, S. 12).

Insbesondere die folgenden Gründe sprechen für die Verwendung des Terminus Tourismus: (1) Der Ausdruck Fremdenverkehr wird v. a. von der Tourismusforschung und Trägern der Tourismus-​Politik nur ungern verwendet, weil der Wortbestandteil „fremd“ nicht im Vordergrund stehen soll. Der „Gast“ und nicht der „Fremde“ ist wichtig (vgl. Bandi Tanner/Müller 2021, S. 50). (2) Der Hintergrund des Begriffs Tourismus weist auf ein zentrales Element des Verständnises hin: Bei der touristischen Reise handelt es sich um eine zirkuläre Reise, d. h. die Reisenden kehren bei einer Reise wieder an den Ausgangspunkt zurück (vgl. Mundt 2013, S. 2). (3) Die internationale Sprachregelung und zunehmende Internationalisierung des Tourismus (vgl. Eisenstein 2021, S. 7; Freyer 2015, S. 8; Steingrube 1992, S. 11).

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts tauchte der Begriff TouristikTouristik auf (zu Beginn mit ausschließlicher Beziehung auf Hochgebirge und Bergbesteigung), für den es international ebenfalls keine Entsprechung gibt. Der Begriff hat im Laufe der Jahre unterschiedliche Bedeutungen durchlaufen, wobei er v. a. im Geschäftsbereich von Reiseveranstaltern und Reisemittlern Eingang gefunden hat und hauptsächlich Urlaubs- und Pauschalreiseangebote umschreibt sowie als die geschäftsmäßige Beschäftigung mit Reisen, d. h. als Synonym für „Tourismusbetriebe“ und „Tourismuswirtschaft“, verstanden wird (vgl. Eisenstein 2021, S. 5; Freyer 2015, S. 9; Mundt 2013, S. 3; Opaschowski 1989, S. 12; Steingrube 1992, S. 10).2

2.2Definition von Tourismus

Mit Hilfe der bisherigen Ausführungen wird zwar deutlich, dass die synonyme Verwendung der Begriffe Tourismus und Fremdenverkehr eine Vereinfachung bietet und sich die Verwendung des Begriffes TourismusTourismus auch in Deutschland immer mehr durchsetzt. Es sind in den letzten Jahren bspw. Umbenennungen von Verbänden (der Deutsche Fremdenverkehrsverband heißt seit 1999 Deutscher Tourismusverband) und Tourismusorganisationen (z. B. es heißt häufig nicht mehr Fremdenverkehrsamt, sondern Tourismus-​Marketing GmbH o. ä.). Hiermit existiert aber (noch) keine allgemein anerkannte Definition. Daher werden in unterschiedlichen Ländern andere Defintionen herangezogen und selbst in verschiedenen Regionen der USA oder Kanada werden unterschiedliche Definitionen angewendet. Auch nach mehr als 200 Jahren Verwendung des Begriffes Tourist bzw. Tourismus konnte eine Verständigung nicht einmal im gleichen Land auf eine einheitliche Sichtweise des Tourismus erzielt werden (vgl. Mundt 2013, S. 6 f.; Page/Connell 2020, S. 9 ff.).

In der deutschsprachigen Literatur sind Übersichten über Definitionen zu Fremdenverkehr und Tourismus zu finden, die v. a. Schullern zu Schrattenhofen (1911), Morgenroth (1928), Bormann (1931) und Glücksmann (1935) sowie die Definition der AIEST (Association Internationale d'Experte Scientifiques du Tourism) aus dem Jahre 1954 (die auf Hunziker und Krapf 1942, S. 21 beruht) betrachten (vgl. Bandi Tanner/Müller 2021, S. 50 ff.; Eisenstein 2021, S. 11 ff.; Freyer 2015, S. 2). Darüber hinaus ist noch Poser (1939) als ein wichtiger deutschsprachiger Vertreter aus den Anfängen der Definitionsansätze zu nennen.1

Im deutschsprachigen Raum werden die auf Hunziker und Krapf aufbauende Definition von Kaspar sowie die der Welttourismusorganisation (UNWTO)Welttourismusorganisation (UNWTO) am häufigsten verwendet. Kaspar (vgl. 1996, S. 16) definiert „(…) den Tourismus oder Fremdenverkehr als Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlich und dauernder Wohn- noch Aufenthaltsort ist.“ Nach der Definition der Welttourismusorganisation aus dem Jahre 1993 umfasst der Tourismus „(…) die Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten.“ (WTO 1993, S. 2) Diese Definition wurde im Jahre 2010 durch folgende Definition abgelöst (→ Abbildung 3):

„A visitor is a traveller taking a trip to a main destination outside his/her usual environment, for less than a year, for any main purpose (business, leisure or other personal purpose) other than to be employed by a resident entity in the country or place visited. These trips taken by visitors qualify as tourism trips. Tourism refers to the activity of visitors.“ (UNWTO 2010a, S. 10)

Auch in der englischsprachigen Literatur werden die UNWTO-​Definitionen immer wieder als die wichtigsten oder eine der wichtigsten Defintionen herausgestellt. Es werden hier jedoch auch weitere Definitionsansätze dargestellt. Zum einen Ansätze von länderübergreifenden Institutionen bzw. Organisationen, wie z. B. vom Committee of Statistical Experts of the League of Nations, von der International Union of Official Travel Organizers (IUOTO), von der Organization for Economic Cooperation and Development (OECD), oder von Autoren wissenschaftlicher Beiträge. Und zum anderen Definitionen aus einzelnen Ländern, wie die Definitionen aus den USA vom U.S. Senat’s National Tourism Policy Study, die Travel Industry Association of America (TIA) und der National Tourism Resources Review Commission, aus Kanada den Canadian Travel Survey, aus Großbritannien vom National Tourist Boards of England, Scotland and Northern Ireland sowie aus Australien vom Australian Bureau of Industry Economics (vgl. Cooper et al. 2005, S. 12 f.; Goeldner/Ritchie 2012, S. 6 ff.; Page/Connell 2020, S. 1 ff.; Wall/Mathieson 2006, S. 11 ff.).2

Abbildung 3:

Abgrenzung des Tourismus nach der UNWTO-​Definition | Quelle: Vgl. Goeldner/Ritchie 2012, S. 8; UNWTO 2010a, S. 19.

Bereits in den 1970er-​Jahren wurden vier Basiskriterien für die Definition von Tourismus herausgearbeitet. Hierbei handelt es sich um das Motiv der Reise, die Beförderungsart, die Länge des Aufenthaltes und die zurückgelegte Entfernung (vgl. Frechtling 1976, S. 60).

Auch im deutschsprachigen Raum werden ähnliche Kriterien zur praktisch einsetzbaren Abgrenzung des Tourismus herangezogen und von den sog. konstitutiven ElementenKonsitutive Elemente des Tourismus gesprochen.3

Diese sind wie folgt zu umschreiben:

Motive: Ein Ortswechsel ist nicht Selbstzweck, er erfolgt aus bestimmten Gründen heraus, wobei diese Motive vielfältig sein können. Die UNWTO zählt Freizeit, Erholung, Urlaub, Besuch von Freunden/Verwandten, Bildung und Training, Gesundheit und medizinische Betreuung, Religion/Pilgerreisen, Shopping, Transit und sonstige Motive (z. B. Reisen zu Freizeitwohnsitzen) hierzu. Die Frage, ob Geschäftsreisen auch zum Tourismus gezählt werden, wird unterschiedlich aufgefasst. Die UNWTO bezieht geschäftliche Motive in ihre Definition mit ein, andere schließen sie jedoch aus. Bei der 2010er UNWTO-​Definition werden die Anstellung bzw. das Arbeiten für ein Unternehmen im Gastland jedoch explizit ausgeschlossen. Es sollten aber kurzfristige Beschäftigungen (unter einem Jahr) bei nicht im Gastland ortsansässigen Unternehmen erfasst werden (vgl. Freyer 2015, S. 3; UNWTO 2010a, S. 10 und S. 24).

Dauer/Zeit: Zum einen ist die Reise „vorübergehend“, d. h. die Touristen kehren nach einer gewissen Zeit wieder an ihren Ausgangspunkt zurück und zum anderen ist Tourismus ein zeitraumbezogenes Phänomen, d. h. Touristen bewegen sich über einen gewissen Zeitraum in der Fremde. Laut der UNWTO beginnt Tourismus ab einer Übernachtung und dauert nicht länger als ein Jahr. Tagesbesucher oder Ausflügler sind Besucher („Excursionists“), die keine Nacht am besuchten Ort verbringen (vgl. ders., S. 27).

Ortswechsel: Touristen verlassen ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort und begeben sich in die „Fremde“, zu anderen Menschen und Kulturen. Dieser OrtswechselOrtswechsel ist Teil des touristischen Prozesses und erfolgt mit verschiedenen Verkehrsmitteln. Generell werden Reisen ins In- und Ausland, in die nähere Umgebung und am (Heimat-)Ort unterschieden. Die Frage, ab wann der gewöhnliche Aufenthaltsort verlassen wird, wird unterschiedlich beantwortet. Während das US Census Bureau 100 Meilen (ca. 160 km) für die Hin- und Rückreise vorgibt, nutzen das Kanadische Statistikamt (Statistics Canada) und die Canadian Tourism Commission dagegen 80 km. Das English Tourism Council gibt wiederum mehr als 20 Meilen und 3 Stunden vor (vgl. Holloway/Humphreys 2022, S. 6). Auch Studien in Deutschland bedienen sich einer derartigen Abgrenzung, um das Phanomen Tourismus statistisch zu erfassen. Ein Beispiel ist der GfK-​DestinationMonitor, bei dem bspw. Reisen mit einer Mindestdistanz von 50 km vom Haushalt zum Zielort erfasst werden (vgl. Reif et al. 2017, S. 208). Ein weiterer Ansatz, um den gewohnten Aufenthaltsort greifbarer und ggf. messbar zu machen, ist auf Hilfskonstrukte zurückzugreifen. Es lassen sich bspw. wiederholende räumliche Bewegungen einer Person, die von deren Lebensmittelpunkt ausgehen und zuruckführen, zu räumlichen Bewegungsmustern zusammenfassen. Wöchentlich wiederkehrende Bewegungen einer Person (z. B. aus religiösen oder sportlichen Gründen) werden als „weekly movement cycle“ bezeichnet (vgl. Roseman 1971, S. 590). Dieser Zyklus wiederum kann zur Abgrenzung der gewohnten Umgebung herangezogen werden. Beim Verlassen des, mit diesem Vorgehen, als gewohnte Umgebung definierten Raumes wandelt sich die Person zum Touristen. Zusammenfassend ist hierzu festzuhalten, dass es keine einheitliche Abgrenzung gibt, sondern verschiedene Autoren bzw. Studien unterschiedliche Maßstäbe ansetzen (vgl. Cooper et al. 2005, S. 13 f.; Goeldner/Ritchie 2012, S. 6 ff.; Page/Connell 2020, S. 9 ff.). Dieses Verfahren kommt auch der Empfehlung der UNWTO entgegen, die folgendes vorschlägt: „2.24. Based on the prevalent habits of movements, it is recommended that each country define the precise meaning of what is termed regular and frequent in the context of its tourism statistics.“ (UNWTO 2010a, S. 12) Trotzdem definiert sie den gewöhnlichen Aufenthaltsort wiefolgt: „2.25. The usual environment of an individual includes the place of usual residence of the household to which he/she belongs, his/her own place of work or study and any other place that he/she visits regularly and frequently, even when this place is located far away from his/her place of usual residence (…) or in another locality (…).“ (UNWTO 2010a, S. 12)

Diese drei konstitutiven Elemente können zur Abgrenzung der touristischen Erscheinungsformen herangezogen werden, wobei sich drei Bereiche ergeben und die fett umrandeten Elemente im Folgenden zum Tourismus gezählt werden (→ Abbildung 4).4

Abbildung 4:

Erscheinungsformen des Tourismus | Quelle: Leicht veränderte Darstellung, in Anlehnung an Freyer 2015, S. 4.

2.3Die Begriffe Verkehr und Mobilität

Mobilität und Verkehr stehen in enger Beziehung zueinander. Sie sind aber nicht identisch, obwohl sie sich schwer voneinander trennen lassen. Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass die gleichen Bezeichnungen für mehrere miteinander verknüpfte, aber doch wesentlich verschiedene Begriffsinhalte verwendet werden. Mobilität und Verkehr sind nicht nur ein Thema der Verkehrswissenschaft, sondern verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, wie z. B. der Geographie, Psychologie, Soziologie oder Wirtschaftswissenschaft. Erschwerend kommt hinzu, dass innerhalb der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen unterschiedliche Ansätze zu finden sind und mit Mobilität eher positive und mit Verkehr eher negative Assoziationen verknüpft werden.1 „Zugleich drückt der Begriff Verkehr ein eher traditionelles Verständnis aus, während Mobilität einen modernen Anstrich hat. Hierzu trägt sicher bei, dass der Begriff Mobilität erst in den letzten 20 Jahren zur Beschreibung verkehrlicher Phänomene Verwendung gefunden hat.“ (Gather et al. 2008, S. 23)

Der Begriff MobilitätMobilität geht auf „mobilitas“ zurück, was nicht nur Beweglichkeit, sondern auch Schnelligkeit, Gewandheit, Unbeständigkeit, Wankelmut und Biegsamkeit bedeutet und im Allgemeinen die Beweglichkeit von Personen und Sachen, sowohl rein physischer, bei Personen auch in geistiger oder sozialer Art umfasst (vgl. z. B. Canzler/Knie 1998, S. 30; Gerike/Becker 2000, S. 2; Zängler 2000, S. 19). Mobilität wird unterschieden in realisierte, tatsächlich vollzogene Beweglichkeit (= aktuelle Bewegung) und Fähigkeit zur Beweglichkeit (= potenzielle Beweglichkeit), unabhängig davon, ob von dieser Fähigkeit Gebrauch gemacht wird (vgl. Ahrend et al. 2013, S. 2; Beckmann et al. 2006, S. 19; Gather et al. 2008, S. 24; Gerike/Becker 2000, S. 2 f.; Kleehaupt 1997, S. 9; Wilde 2023, S. 6).

Um den Mobilitätsbegriff zu kategorisieren, werden oft drei Kategorien herangezogen (→ Abbildung 5).

Dies sind die soziale, informationale und räumlicheMobilität- räumliche (physische) Mobilität (vgl. Cerwenka 1999, S. 35; Zängler 2000, S. 20). Mehrere weitere Unterteilungen von Mobilität sind in der Literatur zu finden. Beispiele sind die Unterscheidung in soziale, berufliche, qualifikatorische und räumlicheMobilität- räumliche Aspekte der Mobilität (vgl. Kleehaupt 1997, S. 9) sowie Faktor- und Bevölkerungsmobilität (letztere als soziale Mobilität, räumlicheMobilität- räumliche Bevölkerungs- und Pendelmobilität) (vgl. Beckmann 1988, S. 34 f.). Aus der sozial-ökologischen Mobilitätsforschung kommt darüber hinaus der Vorschlag, folgende drei Dimensionen von Mobilität zu unterscheiden: RäumlicheMobilität- räumliche, sozial-​räumlicheMobilität- räumliche und sozio-​kulturelle Mobilität (vgl. Wehling 1998, S. 14 f.). Eine an der Motivation ansetzende Trennung von Mobilität in Zweck- und Erlebnismobilität ist ebenso zu finden wie die Unterscheidung in selbst und fremd veranlasste sowie eigene und fremde Mobilität (vgl. Eckey/Stock 2000, S. 2; Kleehaupt 1997, S. 22 f.). Zweckmobilität wird als ein weitgehend rationales, unentbehrliches Hilfsmittel zur Erreichung eines Hauptzweckes, welcher der eigentliche Grund für die notwendige Raumüberwindung ist, gesehen, so dass v. a. sachliche und rationale Motive im Vordergrund stehen. Erlebnismobilität ist dagegen gefühlsorientierte Mobilität, die in erster Linie Lust- und Fluchterlebnisse besonderer Art erzeugt (vgl. ADAC 1987, S. 6 f.).

Ein v. a. in der englischsprachigen Literatur diskutierter Ansatz („new-​mobilities paradigm“) geht von fünf ineinandergreifenden Mobilitätskategorien aus, wie er erstmals von Sheller/Urry 2006 propagiert wird. Die fünf „mobilities“ (= Mobilitätsaspekte des „new mobilities paradigm“) sind: (a) „physical travel“, d. h. die tatsächliche Ortsveränderung von Personen zum Zwecke der Arbeit, zum Einkaufen, beim Umzug usw., (b) „physical movement“, der Transport von Gütern, (c) „imaginative travel“, Reisen im Raum als der durch Filme, Bücher, Erinnerungen, Träume u. ä. geprägten „kognitiven Landkarte“, (d) „virtual travel“ (Surfen im Internet) und (e) „communicative travel“ durch persönliche Kontakte in Netzwerken über Briefe, Postkarten, Telefon, SMS, E-​Mails, Skype, Videokonferenz usw. (vgl. Büscher/Urry 2009, 101 f.).

Die in nachfolgender Abbildung dargestellte Auslegung von Mobilität geht über diesen Ansatz hinaus, weil auch die soziale sowie die lebensstilspezifische Mobilität („lifestyle mobility“) einbezogen werden. Die sozialeMobilität- soziale Mobilität beschreibt hierbei zum einen die vertikale Mobilität zwischen gesellschaftlichen Schichten (z. B. sozialer Auf- und Abstieg) und die horizontale Mobilität zwischen den gesellschaftlichen Gruppen innerhalb einer Schicht (z. B. Berufswechsel). Soziale Mobilität bezeichnet generell Positionsveränderungen von Personen in einem sozialen System (vgl. Franz 1984, S. 23 ff.). InformationaleMobilität- informationale Mobilität kann weiter in geistige Mobilität eines Individuums (= intrapersonal) und mediengebundenen Austausch von Informationen zwischen Personen (= interpersonal) unterteilt werden. „Geistige Mobilität beinhaltet die menschliche Fähigkeit, sich von überkommenden Denkmustern zu lösen und sich neuen Denkansätzen zu öffnen, d. h. geistig neue Wege zu gehen. Wer geistig mobil ist, besitzt die Fähigkeit, flexibel und in Alternativen zu denken.“ (Gather et al. 2008, S. 24)

Abbildung 5:

Mobilität als Gegenstand der Forschung | Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Beckmann et al. 2006, S. 19; Cerwenka 1999, S. 35; Gather et al. 2008, S. 24; Groß 2005, S. 38; Groß/Menzel 2016, S. 53; Zängler 2000, S. 20.

Die räumlicheMobilität- räumliche Mobilität umfasst letztlich die Ortsveränderungen im physischen Raum. Lifestyle-​Mobilität wird als wiederkehrender, unterschiedlich langer, aber doch zeitweiliger Wechsel des gewöhnlichen Aufenthaltsortes definiert. Mit ihr werden mehrere Wohnsitze, Zugehörigkeiten und kontinuierliche Mobilität während des Lebenslaufes verbunden, wie es z. T. bei Ski- und Tauchlehrern, Animateuren, Kreuzfahrern oder Klettern zu beobachten ist (vgl. Cohen et al. 2015, S. 158 ff.). Mit Wanderungsmobilität werden die räumlichen Bewegungen von Haushalten bzw. Personen zusammengefasst, mit denen ein dauerhafter Wechsel der Wohnung oder des Wohnortes verbunden ist (vgl. Hautzinger et al. 1994, S. 12). Wanderungsmobilität meint eine einseitige Raumüberwindung vom Standort A zum Standort B, ohne von B nach A zurückzukehren, wohingegen zirkuläre, horizontale bzw. (Verkehrs-) Mobilität die Rückkehr von B nach A bedeutet, wenn die in B zu tätigende Aktivität (z. B. Einkaufen, Schulbesuch, Arbeiten, Freizeit und Urlaub) erledigt ist. Bei der erst genannten Mobilitätsart wird ein Weg zurückgelegt, bei der zweit genannten mindestens zwei Wege. Häufig werden aber auch mehrere außerhäußige Aktivitäten miteinander verbunden, so dass Wegeketten entstehen (vgl. Eckey/Stock 2000, S. 1 f.).

In der Verkehrswissenschaft wird das Wort VerkehrVerkehr oft für die aggregiert beobachteten Bewegungen von Menschen, Gütern oder Nachrichten verwendet und als realisierte Ortsveränderungen von Personen, Gütern und Nachrichten definiert. Der Begriff Verkehr bezieht sich dann auf einen festgelegten räumlichen und zeitlichen Ausschnitt, in dem die entsprechenden Bewegungen gemessen werden, z. B. der Verkehr in einer Stadt oder einer Straße (vgl. z. B. Ahrend et al. 2013, S. 2; Cerwenka 1999, S. 36; Hautzinger et al. 1994, S. 13; Nuhn/Hesse 2006, S. 18; Pirath 1934, S. 2 f.; Wilde 2023, S. 6).

Die Bedeutung der beiden Begriffe ist unterschiedlich (→ Tabelle 1) und kann wiefolgt zusammengefasst werden: „Verkehr bezeichnet die physische Bewegung von Personen, Gütern und Informationen mitsamt den baulichen und infrastrukturellen Begleiterscheinungen als ein aggregiertes Phanomen. (…) Mobilität ist die grundsätzliche Fähigkeit zur Fortbewegung, sie beschreibt das Potenzial zur Realisierung von Aktivitäten.“ (Wilde 2023, S. 6)

Verkehr

Mobilität

Bewegung

Beweglichkeit

physisch

physisch/räumlich – sozial –

kulturell – informatorisch

Distanzen und Wegeanzahl

als zentrale Maßeinheiten

Aktivitäten und Erreichbarkeit

als zentrale Maßeinheit

eher aggregiert

eher individuell

häufig bauliche, infrastrukturelle

und planerische Problemstellungen

eher sozial und psychologische

Problemstellungen

Tabelle 1:

Verkehrs- und Mobilitätsbegriff – typische Unterscheidungsmerkmale | Quelle: Vgl. Wilde/Klinger 2017, S. 7.

Zusammenfassend kann geschlussfolgert werden, dass sich bisher keine Sichtweise durchgesetzt hat und es eine breite wissenschaftliche Diskussion zu den begrifflichen Grundlagen gibt. Es setzt sich jedoch mehr und mehr durch, dass Mobilität und Verkehr unterschiedlich sind und Mobilität mehr umfasst als nur die tatsächlich durchgeführten Ortsveränderungen von Personen, d. h. das Potenzial sich zu bewegen, berücksichtigt werden muss.

▶ Beispiel | Inter- und Multimodalität

 

Neben den aufgezeigten Begriffsabgrenzungen in diesem Kapitel gibt es weitere Begriffe, wie die der Mono-, Multi- und IntermodalitätMultimodalität – Multi- und IntermodalitätIntermodalität werden in → Abbildung 6 dargestellt. Monomodalität meint die alleinige Verwendung eines Verkehrsmittels zur Überwindung aller Wege im Alltag. Eine vollstandige monomodale Verkehrsmittelnutzung ist selten gegeben. Wenn ein Verkehrsmittel allerdings die Alltagsmobilität eines Menschen deutlich dominiert, kann von monomodalem Verhalten gesprochen werden (vgl. Beutler 2004, S. 9).

Während Multimodalität die alternierende Nutzung verschiedener Verkehrsmittel innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (Woche, Monat) beschreibt, meint IntermodalitätIntermodalität die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel innerhalb eines Weges (vgl. Ahrens et al. 2010, S. 23; Groß 2005, S. 100; Wilde 2023, S. 8). Zur Vereinfachung eines inter- oder multimodalen Verhaltens sind in den letzten Jahren technische Ansätze zu beobachten. Vor wenigen Jahren konnten die Begriffe Inter- und Multimodalität vorwiegend in der akademischen Literatur gefunden werden, im Alltagsgebrauch aber waren sie selten zu hören. Sie sind nun mehr und mehr sowohl in Publikumszeitungen und -zeitschriften als auch im Alltagsgebrauch stärker zu finden. Es werden auch immer wieder neue Begriffe erfunden, wie bspw. der „Multimodal-​Surfer“, der „Hypermobile“ oder die „Digitalnomaden“.

Abbildung 6:

Verdeutlichung von inter- und multimodalem Verkehrsverhalten | Quelle: Ahrens et al. 2010, S. 23.

2.4Systematisierung des Verkehrs

Da es den Verkehr nicht gibt, ist eine SystematisierungVerkehr- Systematisierung der verschiedenen Verkehrserscheinungen nach bestimmten Kriterien oder Merkmalen sinnvoll (vgl. Groß 2005, S. 42; Köberlein 1997, S. 25). Eine abschließende Betrachtung aller möglichen Systematisierungskriterien ist schwer leistbar und hier auch nicht anzustreben. Eine Auswahl der Kriterien wird in → Tabelle 2 zusammenfassend dargestellt.

Die auf verschiedenen Zwecken (Kriterium für die Zuordnung einer Fahrt oder eines Weges zu einem Zweck ist die Aktivität am Zielort) vorgenommene Unterscheidung in die (seit 2002) sieben Bereiche Begleit-, Berufs-, Ausbildungs-, Geschäfts-/Dienstreise-, Einkaufs-, Urlaubs- und Freizeitverkehr ist in Deutschland gebräuchlich (→Abbildung 7).1

Obwohl Kritik an dieser Unterscheidung geäußert wird, gilt sie als grundlegend und wird in vielen verkehrswissenschaftlichen Untersuchungen übernommen. Der größte Kritikpunkt ist die Definition des Freizeit- und Urlaubsverkehrs, die empirisch leichter handhabbar ist, jedoch den Nachteil hat, dass Aktivitäten zusammengefasst werden, die bzgl. ihrer räumlichen und zeitlichen Ausprägungen zu unterschiedlich sind (vgl. Brunsing 1999, S. 62 f.; Lanzendorf 1997, S. 32 ff.). „Freizeitverkehr wird als Restgröße (…) definiert, nach dem die anderen Verkehrszwecke – Berufs- und Ausbildungsverkehr, Geschäfts- und Dienstreiseverkehr sowie Einkaufsverkehr – abgegrenzt wurden. (…) Der Urlaubsverkehr wird als Teil des Freizeitverkehrs eingestuft, jedoch gesondert betrachtet. (…) Diese verkehrswissenschaftliche Definition des Freizeitverkehrs ist aus der Entstehungsgeschichte der empirischen Verkehrsverhaltensforschung zu erklären. Sie hat aber den Nachteil, daß sehr heterogene Wegezwecke in dieser Kategorie eingeordnet werden – also auch Aktivitäten, die nicht originär der Freizeit zuzuordnen sind.“ (Loose 2001, S. 20)

Abbildung 7:

Abgrenzung des Personenverkehrs | Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an BMVD 2022b, S. 213.

2.5Weitere begriffliche Abgrenzungen

Weitere wichtige zu definierende Begriffe sind Verkehrsinfrastruktur, -medien, -mittel, -träger und -wege (→ Abbildung 8). Die VerkehrsinfrastrukturVerkehr- Infrastruktur1 umfasst insbesondere die materiellen Voraussetzungen, wie z. B. Verkehrswege, Verkehrsmittel, Leitsysteme, Bahn- und Busbahnhöfe, Umschlagseinrichtungen. Die VerkehrswegeVerkehr- Wege bedienen sich der Verkehrsmedien, d. h. Land, Wasser und Luft. VerkehrsmittelVerkehr- Mittel sind technische oder natürliche Einrichtungen, die in Verbindung mit der Verkehrsinfrastruktur die Durchführung des Verkehrs, d. h. die Erstellung von Verkehrsleistungen ermöglichen. Die Gesamtheit aller Verkehrsmittel, die die gleiche Art von Verkehrsinfrastruktur benutzen, wird VerkehrsträgerVerkehr- Träger genannt (vgl. Aberle 2009, S. 18 f.; Kummer 2010, S. 39 ff.; Nuhn/Hesse 2006, S. 20).

Abbildung 8:

Medien, Träger und Mittel des Verkehrs | Quelle: Vgl. Kaspar 1977, S. 12; Kummer 2006, S. 45.

Eine enge Verknüpfung von Tourismus und Verkehr zeigt sich v. a. bei den Verkehrsmitteln und -wegen. Eine SystematisierungVerkehr- Systematisierung der touristischen VerkehrsmittelVerkehr- Mittel kann unterschiedlich erfolgen. Es ist z. B. möglich, sie in öffentliche und nicht-öffentliche Verkehrsmittel, in Inlands- und Auslandsverkehrsmittel oder in Wasser, Land (Straße/Schiene) und Luft einzuteilen (→ Abbildung 9). Es gibt hierbei Verkehrsmittel, die (nahezu ausschließlich) von Touristen nachgefragt werden, wie z. B. Reisebusse, Charterflugzeuge und Kreuzfahrtschiffe. Andererseits gibt es aber auch eine Vielzahl an Verkehrsmitteln, die sowohl von Touristen als auch von der einheimischen Bevölkerung nachgefragt werden, wie z. B. Stadtbusse, U- und S-​Bahnen und Linienflüge in Urlaubsregionen (vgl. Page 2009, S. 10). Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Verbreitung neuer Verkehrsmittel im Personenverkehr zu erheblichen Teilen über Nachfrage in der Freizeit erfolgte. Beispiele sind das Fahrrad oder Motorrad als Sportgerät oder die Zahnrad- und Seilbahnen zur touristischen Erschließung der Alpen. Die Freizeit bzw. der Tourismus sind aber nicht nur Vorreiter für neue Verkehrsmittel, sondern gleichzeitig auch „Auffangbecken“ für Verkehrsmittel. Reitpferde, Ballons, Kanus, Segelschiffe, Draisinen, Pferdekutschen oder auch Flöße überleb(t)en bspw. als „Sportgeräte“ bzw. durch eine touristische Nutzung und werden nur noch selten als „normales“ Verkehrsmittel eingesetzt. Bei einigen Verkehrsmitteln hat diese Existenz als „Sportgeräte“ zur Folge, dass sie durch neuartige technologische Entwicklungen eine erneute verbreiterte Nutzung erfahren. Als Beispiele können moderne Motorsegler in der Schifffahrt oder Mountainbikes herangezogen werden (vgl. Heinze/Kill 1997, S. 30 f.).

Abbildung 9:

Systematisierung von touristischen Verkehrsmitteln | Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Groß 2005, S. 47; Page 2005, S. 11.

Abbildung 10:

Verkehrswege für den Tourismus | Quelle: Vgl. Groß 2005, S. 48.

Die zweite enge Verknüpfung von Tourismus und Verkehr zeigt sich bei den VerkehrswegeVerkehr- Wegen. Touristische Aktivitäten im Zielgebiet setzen häufig voraus, dass ein Weg bzw. Wegenetz oder eine andere Verkehrsinfrastruktur vorhanden ist (→ Abbildung 10). Wandern, Radfahren, Wasserwandern sowie Reiten ist ohne ein entsprechend ausgebautes und v. a. ausgeschildertes Wegenetz schwer vorstellbar. Aber auch die Erreichbarkeit der Tourismusorte und -regionen sowie bestimmte touristische Produkte (z. B. Flusskreuzfahrt, Kanu-/Hausboot-​Tourismus) hängen von den Verkehrswegen ab.

2.6Abgrenzung des touristischen Verkehrs

In der wissenschaftlichen Diskussion sind nur wenige Definitionen zum touristischen Verkehr zu finden. Rochlitz (vgl. 1992, S. 50) setzt den touristischen Verkehr mit Freizeit- und Urlaubsverkehr gleich und die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (vgl. FGSV 1998a, S. 13) beschreibt den touristischen Verkehr als umfassenden Begriff, der für alle verkehrlichen Aktivitäten im Sektor Tourismus/Freizeit steht, aber eher einen Zusammenhang mit Fernreisen vermittelt. Ein weiterer Ansatz geht auf Frey Marti (vgl. 1996, S. 2) zurück, wobei unter touristischem Verkehr die An- und Abreise der Touristen sowie die tourismus- und freizeitbedingten innerregionalen und innerörtlichen Verkehrsbewegungen verstanden wird. Es wird jedoch nicht näher abgegrenzt, welche Definition von Tourismus zugrundegelegt wird. Darüber hinaus gibt es in der wissenschaftlichen Diskussion verschiedene Ansätze Freizeitverkehr zu systematisieren. Diese umfassen zwar Teilaspekte des touristischen Verkehrs und liefern hilfreiche Informationen für eine Systematisierung des touristischen Verkehrs, sie bilden aber nicht den gesamten touristischen Verkehr ab.

Abbildung 11:

Touristischer Verkehr in Form eines Raum-​Zeit-​Schemas | Quelle: Groß 2005, S. 55.

Zu diesen Ansätzen zählen die generellen, zeitlichen, funktionalen, räumlichen und zeitlich-​räumlichen Ansätze, die bei Groß (vgl. 2005, S. 49 ff.) skizziert werden.

Aufbauend auf den zeit-​räumlichen Ansätzen den Freizeitverkehr abzugrenzen und der Definition des Tourismus (→ Kapitel 2.2), sind in den letzten Jahren Systematisierungsansätze für den touristischenVerkehr- touristischer Verkehr in Form eines Raum-​Zeit-​Schemas entstanden (vgl. z. B. Freyer/Groß 2003, S. 12; Groß 2005, S. 53 ff.; Ohmacht et al. 2008, S. 194 ff.).

Auf Grundlage der bereits erwähnten Definition des Tourismus schließt hiernach der touristische Verkehr die Personen ein, die sich an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung begeben und sich dort nicht länger als ein Jahr zu Freizeit- (z. B. Erholung, Urlaub), Geschäfts- und anderen Zwecken (z. B. Heilbehandlung, Besuch von Freunden und Bekannten, Einkaufen) aufhalten. Die Einbeziehung von Geschäfts- und Dienstreisen sowie Einkaufsreisen führt dazu, dass der Freizeit- und Urlaubsverkehr nur eine Teilmenge des touristisch bedingten Verkehrs ausmacht. Der touristische Verkehr kann dabei in drei Sichtweisen unterteilt werden (→ Abbildung 11):

Enge Sichtweise: Urlaubs-, Geschäfts-/Dienst- und Einkaufsreisen mit einer Dauer von mehr als vier Tagen sowie der bei diesen Reisen am Aufenthaltsort entstehende Verkehr ist in einer engen Sichtweise dem touristischen Verkehr zuzuordnen.

Weite Sichtweise: In einer weiten Sichtweise werden neben den langen Urlaubs-, Geschäfts-/Dienst- und Einkaufsreisen auch kurze Reisen (ein bis drei Übernachtungen) sowie die Verkehre am Aufenthaltsort einbezogen.

Weiteste Sichtweise: Nicht-​alltäglicher Freizeitverkehr in Form von Tagesausflugsverkehr sowie Geschäfts-/Dienstreisen und Einkaufsreisen in Form von Tagesreisen, die über das übliche bzw. unmittelbare alltägliche Wohnumfeld hinausgehen, aber keine Übernachtung beinhalten, können in einer weitesten Sichtweise als touristischer Verkehr bezeichnet werden.

Je nach Abgrenzung des touristischen Verkehrs sind weitere Teilaspekte des Verkehrs als nicht touristisch anzusehen. Auf der Grundlage dieser Abgrenzung des touristischen Verkehrs ergibt sich auch umgekehrt eindeutig, was nicht dem touristischen Verkehr zuzurechnen ist: Es sind der alltägliche Freizeitverkehr, alltägliche Geschäfts-/Dienst- und Einkaufsreisen sowie Ausbildungs-, Berufs- und Begleitverkehr.

Problematisch bei letzterem Ansatz ist, dass Ergebnisse der Verkehrsforschung nicht ausreichend berücksichtigt sin. In dieser wird i. d. R. die zurückgelegte Entfernung als Abgrenzungskriterium verwendet – der Grenzwert zwischen Alltags- und Fernbereich kann abhängig vom räumlichen Kontext variieren. Eine in verschiedenen deutschsprachigen Studien verwendete Abgrenzung liegt bei einer Wegelänge über 100 km Entfernung vom Ausgangsort. Diese differenziert den Bereich der Langstreckenmobilität von der Alltagsmobilität. Während diese Abgrenzung den nahräumlichen touristischen Verkehr ausschließt (wie Zoobesuch am Wochenende), sind jedoch lange alltägliche Pendelwege bspw. beinhaltet. Dies macht das Abgrenzungsproblem deutlich (vgl. Magdolen et al. 2022, S. 40). Ein dies berücksichtigender Ansatz verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen der Reisedistanz und der Routinisierung (alltägliche und außergewöhnliche Aktivitäten) (→ Abbildung 12).

Abbildung 12:

Reiseereignisse nach Grad der Routinisierung und der Reisedistanz | Quelle: Vgl. Kuhnimhof/Schulz o. J., zitiert nach Nobis/Schulz 2017.

2.7Informationsquellen in Tourismus und Verkehr

Grundlage für Entscheidungen und Planungen sind Informationen, wie sie mit Hilfe von Primärforschung eigens erhoben oder aus sekundärstatistischen Quellen entnommen werden können. Informationsquellen für den Bereich Tourismus und Verkehr beziehen sich v. a. auf Daten der amtlichen Statistik, von Verbänden, aus Media-​Analysen, von privatwirtschaftlichen Marktforschungsinstituten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Fachzeitschriften. Diese Quellen erhalten bspw. eine Fülle an Daten über das allgemeine Reiseverhalten, spezielle Tourismusmärkte und Marktentwicklungen oder die Verkehrsmittelwahl (vgl. z. B. Freyer 2011, S. 237 ff.; Seitz/Meyer 2006).1 Es ist jedoch zu beachten, dass es trotz dieser Vielzahl an Quellen keine zusammenhängende, deutschlandweite Studie gibt, die den Umfang des touristischen Verkehrs bzw. der Mobilität ganzheitlich erfasst. Dies ist aufgrund der unklaren Definitionen und Abgrenzungen (z. B. Anzahl der Übernachtungen, Lage des Reiseziels außerhalb der gewohnten Umgebung, zurückgelegter Distanz zwischen Wohnort und Reiseziel), der unklaren räumlichen Abgrenzungen (Inlands- versus Inländerprinzip) oder der Zurechnung einerseits der geschäftlichen Mobilität bzw. deren Nichtzurechnung der Fall (vgl. Magdolen et al. 2024, S. 51 ff.).

Eine umfassende, aber nicht abschließende Übersicht der bekannten Informationsquellen findet sich in → Tabelle 3.

Ministerien und Behörden

Statistisches Bundesamt

z. B. Genesis-​Online, Monatserhebung im Tourismus

Statistische Landesämter und Ministerien

z. B. länderbezogene Daten und Sonderauswertungen, Tourismuskonzeptionen; in Sachsen-​Anhalt gibt es bspw. die Reihe „Tourismus-​Studien“ (z. B. Sport-, Camping-, Rad-, Gesundheitstourismus), die kostenlos zur Verfügung stehen.

Städte-/Gemeindestatistiken

z. B. Geschäftsberichte, Pressemitteilungen

Daten von Bundesministerien

z. B. Verkehr in Zahlen, Mobilität in Deutschland (MiD) und Deutsches Mobilitätspanel (MOP) vom BMDV

Internationale Behörden

z. B. e-​library der UNWTO, Eurostat (siehe 🔗 http://epp.eurostat.ec.europa.eu), OECD

Politik(-beratung)

Büro für Technikfolgeabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)

z. B. Folgen des Tourismus, Tourismus in Großschutzgebieten, Zukunftstrends im Tourismus

Deutscher Bundestag – Ausschuss für Tourismus

z. B. Sitzungsprotokolle und Stellungnahmen, siehe 🔗 https://www.bundestag.de/tourismus

Verbände

Airport Council International (ACI)

z. B. Airport Traffic Report

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV)

z. B. ADV Monatsstatistik, Verkehrsergebnisse der Regionalen Verkehrsflughäfen und Verkehrslandeplätze

Association of European Airlines (AEA)

z. B. Operating Economy Summary Report, Traffic Trends, AEA Market Research Quarterly

Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW)

z. B. Studien, wie „Entwicklungsfaktor Tourismus“, „Urlaub und Gesundheit“ oder „Wirtschaftsfaktor Tourismus“

Deutsche Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT)

z. B. Schriften zu Tourismus und Freizeit im ESV-​Verlag

Deutscher Heilbäderverband (DHV)

z. B. Bäderstatistik und Jahrbuch

Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA)

z. B. Jahrbuch – Hotellerie und Gastronomie in Deutschland, Gastgewerbliche Schriftenreihe

Deutscher Reiseverband (DRV)

z. B. Fakten und Zahlen zum deutschen Reisemarkt, DRV-​Vertriebsdatenbank; DRV-​Positionen

Deutscher Tourismusverband (DTV)

z. B. Positionspapiere und Grundlagenstudien zu verschiedenen Themen (z. B. Camping, Rad, Wandern, Kur/Wellness); „Zahlen–Daten–Fakten Tourismus in Dt.“

Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft (DVWG)

z. B. Schriftenreihe A, B, C, D, E (im Jahr 2024 ist Schriftenreihe B aktiv)

Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT)

z. B. Marktinformationen zu DZT-​Standorten, Deutscher Qualitätsmonitor, Jahresbericht, Incoming-​Tourismus Deutschland

International Air Transport Association (IATA)

z. B. mehrere hundert Titel rund um das Thema „Aviation“, Präsentationen, Richtlinien/Empfehlungen

International Civil Aviation Organization (ICAO)

z. B. 100-seitiger „Catalogue of ICAO Publications”

IHA – Hotelverband Deutschland e. V.

z. B. Hotelmarkt Deutschland, Hotel-​Webmarketing

Landestourismusverbände

z. B. Geschäftsberichte, Zeitschriften, Dokumentationen von Tourismustagen, Studien, Masterpläne und Schriftenreihen

Verband Dt. Reisemanagement e. V. (VDR)

z. B. Geschäftsreiseanalyse, Branchennews, VDR-​Spotlight

Verband Internet Reisevertrieb (VIR)

Daten & Fakten zum Online-​Reisemarkt

Verlage/Institute

Mediaanalysen

z. B. Allensbacher Werbeträger-​Analyse (AWA), best for planning (b4p), VuMA (Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse)

privatwirtschaftliche Marktforschungsinstitute bzw. Herausgeber von Studien

allg. Deutscher Automobil-​Club (ADAC)

z. B. ADAC Tourismus-​Studie

Stiftung für Zukunftsfragen – eine Initiative von British America Tobacco (zuvor BAT-​Freizeit-​Forschungsinstitut)

Deutsche Tourismusanalyse, Freizeitmonitor, weitere Studien: z. B. Das gekaufte Paradies, Qualität im Tourismus, Deutschland 2030

dwif-​Consultig GmbH

z. B. „Qualitätsmonitor Deutschland-​Tourismus“, „Tagesreisenmonitor“

Forschungsgruppe Urlaub und Reisen (FUR)

Reiseanalyse, weitere Studien, z. B. Urlaubsreisetrends, Organisation und Buchung, Informationsquellen und Internetnutzung, Kurzurlaubsreisen, Urlaubsmotive, Gesundheitsurlaub

GfK – Growth for Knowledge

z. B. Gfk MobilitätsMonitor

inspektour GmbH – Tourismus- und Regionalentwicklung

z. B. Permanente Gästebefragung (PEG), Destination Brand

IPK International

z. B. Deutscher Reisemonitor, European und World Travel Monitor

Ostdeutscher Sparkassenverband

z. B. Sparkassen-​Tourismusbarometer

Hochschulen/Forschungseinrichtungen

Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e. V. an der Universität München

z. B. dwif-​Jahrbücher für Fremdenverkehr, dwif-​Schriftenreihe, dwif-​Sonderreihe

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)

z. B. Low Cost Monitor

Fachhochschule Westküste

z. B. Schriftenreihe des Deutschen Instituts für Tourismusforschung

Hochschule Heilbronn

z. B. Heilbronner Reihe Tourismuswirtschaft

Hochschule Harz

z. B. Meeting- & EventBarometer des Europäischen Instituts für TagungsWirtschaft (EITW)

Katholische Universität Eichstätt

z. B. Eichstätter Materialen zur Tourismusforschung, Eichstätter Tourismuswissenschaftliche Beiträge

Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e. V.

z. B. Schriftenreihe für Tourismus und Entwicklung

TU Dresden, ehem. Lehrstuhl für Tourismuswirtschaft

Schriftenreihe „Lehr- und Handbücher zu Tourismus, Verkehr und Freizeit“ beim Verlag deGruyter Oldenbourg

Industrie- & Handelskammern

z. B. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)

z. B. DIHK Saisonumfrage, DIHK Dienstleister-​Informationssystem

Beratungsunternehmen, Hersteller, Stiftungen u. a.

Banken

diverse Studien z. B. von Deutsche Bank Research und der Sparkassenverlag GmbH

Beratungsunternehmen

diverse Studien von z. B. Accenture, Booz/Allen/Hamilton, McKinsey & Company, Droege & Comp., SITA

Flugzeughersteller

Airbus, Boeing

Internet-/Forschungsplattformen

z. B. Statista, Academia, Researchgate, GoogleScholar, Scopus, SSRN, Web of Sciences

The World Travel & Tourism Council (WTTC)

z. B. Studien zur wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus weltweit (z. B. „The Economic Impact of Travel and Tourism“) und in ausgewählten Ländern (TSA Research)

World Economic Forum

z. B. Travel & Tourism Competitiveness Index

Fachzeitschriften

Inland

z. B. fvw, Internationales Verkehrswesen, Touristik aktuell, Zeitschrift für Tourismuswissenschaft, Zeitschrift für Verkehrswissenschaft

Ausland

z. B. Annals of Tourism Research, Air Transport Management, Journal of Travel Research, Tourism Management, Transport Geography

Tabelle 3:

Informationsquellen in Tourismus und Verkehr (Auswahl) | Quelle: Eigene Zusammenstellung.

Eine Übersicht fasst eine Auswahl an Datenquellen zum touristischen Verkehr nach Verkehrszweck und -mitteln anschaulich zusammen. Hierdurch wird aber auch die Komplexität wie die verschiedenen Ausrichtungen ausgewählter Studien deutlich (→ Abbildung 13).

Abbildung 13:

Fokus verschiedener Datenquellen | Quelle: Schulz et al. 2020, S. 70; CUMILE: Car Usage Model Integrating Long Distance Events; INVERMO: Intermodale Vernetzung von Personenverkehrsmitteln unter Berücksichtigung der Nutzerbedürfnisse; MiD: Mobilität in Deutschland; MOP: Das Deutsche Mobilitätspanel.

2.8Indikatoren zur Messung von Tourismus und Verkehr

Sowohl Tourismus als auch Mobilität und Verkehr lassen sich nicht durch eine direkt zuordnenbare Maßeinheit messen. Die Messung kann daher nur auf dem Umweg über Indikatoren durchgeführt werden. Ein einzelner Indikator reicht i. d. R. für eine ausreichende Beschreibung der Mobilität von Personen bzw. des Reiseverkehrs nicht aus, da es sich um Beziehungsgefüge handelt. Daher gibt es eine Vielzahl an Indikatoren, die für die Messung von Tourismus und Verkehr bzw. Mobilität herangezogen werden. Eine Auswahl wichtiger Indikatoren wird im Folgenden gegeben.

2.8.2Mobilität und Verkehr

Mobilität wurde lange – bis etwa zur Mitte der 1970er-​Jahre – als Fahrtenaufkommen pro Person definiert (vgl. Topp 1994, S. 488). Es hat sich jedoch gezeigt, dass Mobilität, „(…) selbst wenn man im rein quantitativen Bereich bleibt, nicht monodimensional begreifbar gemacht werden kann, sondern am treffendsten durch eine Trinität von drei voneinander unabhängigen Dimensionskomponenten zu definieren ist.“ (Cerwenka 1999, S. 35) Hierbei handelt es sich um die als zentral herausgehobenen Mobilitätsindikatoren Mobilitätsrate (Wegehäufigkeit), MobilitätsMobilitätstreckenbudgetMobilität- Streckenbudget (= kumulierte Distanz einer Person über einen Tag) und MobilitätszeitbudgetMobilität- Zeitbudget (= für Ortsveränderungen aufgewendete Zeit je Person und Tag). Von diesen originären Mobilitätsindikatoren, die als gleichberechtigt konstitutiv angesehen werden, lassen sich durch paarweise Divisionen drei weitere, abgeleitete Indikatoren bilden (durchschnittliche Wegelänge (km/Weg), Wegedauer (h/Weg) und Reisegeschwindigkeit (km/h) (vgl. Cerwenka 1999, S. 36; Eckey/Stock 2000, S. 2).1

Auch zur Beschreibung des Verkehrs (hier: Personenverkehr) werden (quantitative) Indikatoren herangezogen. Hierbei handelt es sich um das Verkehrsaufkommen (Anzahl der Wege, z. B. pro Person und Tag oder Jahr) Verkehr- Aufkommen, das FahrzeugaufkommenFahrzeugaufkommen, die VerkehrsleistungVerkehr- Leistung (auch als Verkehrsaufwand bezeichnet; zurückgelegte Entfernung aller Wege, z. B. pro Person und Tag oder Jahr) sowie die FahrleistungFahrleistung (im öffentlichen Verkehr Betriebsleistung genannt; Gesamtstrecke, die von Verkehrsmitteln wie Pkw, Lkw oder Eisenbahn in einem Jahr zurückgelegt wird). Hieraus lassen sich durch paarweise Divisionen vier weitere, abgeleitete quantitative Indikatoren ableiten (durchschnittlicher aufkommensgewichteter Besetzungsgrad (Personen/Fahrzeug), leistungsgewichteter Besetzungsgrad (Personen-​Kilometer/Fahrzeug-​Kilometer), Transport-/Beförderungsweite (Personen-​Kilometer/Personenweg) und Fahrtweite (Fahrzeug-​Kilometer/Fahrzeugfahrt) (vgl. Cerwenka 1999, S. 36; Magdolen et al. 2022, S. 71 f.).

Ein weiterer häufig genutzter Begriff ist der sog. Modal SplitModal Split. Hierunter wird die Verteilung des Beförderungs-/Transportaufkommens auf die einzelnen Verkehrsträger (Straße, Schiene, Schiff) bzw. Verkehrsmittel gemeint (vgl. Aberle 2009, S. 45; BMVI 2019, S. 45; Gather et al. 2008, S. 25).

▶ Wiederholungsfragen

Warum ist es Ihrer Meinung nach notwendig, sich mit den begrifflichen Grundlagen von Tourismus und Verkehr auseinanderzusetzen?

Ist Tourismus und Fremdenverkehr ein und dasselbe?

Was wird unter Touristik verstanden?

Was wird unter den sog. drei konstitutiven Elementen des Tourismus verstanden? Und gibt es auch wissenschaftliche Ansätze mit mehr als drei Elementen?

Gibt es eine einheitliche Definition zum Tourismus, zum Verkehr und zur Mobilität?

Stellen Sie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Verkehr und Mobilität dar!

Welche drei Kategorien werden mindestens herangezogen, um den Mobilitätsbegriff zu kategorisieren?

Geben Sie drei Beispiele für die Systematisierung des Verkehrs!

Geben Sie zwei Beispiele für eine enge Verknüpfung von Tourismus und Verkehr und gehen Sie auf ein selbst gewähltes Beispiel genauer ein!

Skizzieren Sie graphisch die Zusammenhänge von Medien, Trägern und Mitteln des Verkehrs!

Geben Sie fünf Beispiele für touristische und verkehrliche Informationsquellen und recherchieren Sie im Internet bzw. in Fachbüchern, was diese genau untersuchen!

Nennen und erläutern Sie kurz jeweils drei Indikatoren, die den Tourismus, den Verkehr sowie die Mobilität erfassen!

3Mietwagen

▶ Lernziele

 

Sie lernen …

woher Informationen zum Thema Mietwagen, Taxi und Car-​Sharing zu bekommen sind,

wie die Begriffsvielfalt in der Mietwagen-/Taxibranche auseinanderzuhalten ist,

welche wichtigen Meilensteine der (historischen) Entwicklung es gibt,

ausgewählte rechtliche Rahmenbedingungen kennen,

die wichtigsten Akteure auf dem Mietwagenmarkt kennen – sowohl Verbände als auch wichtige Anbieter und deren Geschäftsmodelle,

die Angebots- und Nachfrageentwicklung und die wirtschaftliche Bedeutung einzuschätzen und

die Strategien von Mietwagenunternehmen zu verstehen, die mit Beispielen untermauert werden.

▶ Neuigkeiten, Podcasts und Videos

 

Aktuelle Nachrichten aus der Branche, Analysen und informative Inhalte sowie Videos, Podcasts, Fotos usw. liefern bspw. …

Mietwagentalk: 🔗 https://www.mietwagen-talk.de/

CarTalk: 🔗 https://www.cartalk.com/

 

Auch einzelne Anbieter bieten Informationen und Videos an, bspw. …

Hertz Let’s go: 🔗 https://www.youtube.com/user/hertzcarrental

Sixt: 🔗 https://www.youtube.com/@sixt

Europcar Deutschland: 🔗 https://www.youtube.com/@europcarde

Mietwagen1Mietwagen können für verschiedene touristische Zwecke eingesetzt werden. Sie können nicht nur innerhalb der Quell-/Zielgebiete genutzt werden, sondern finden auch für die Hin- und Rückreise sowie für den Transfer von/zu Verkehrsstationen Verwendung. Allein aus dieser Nutzungsvielfalt lässt sich darauf schließen, welche Bedeutung dem Mietwagensegment innerhalb der gesamten touristischen Wertschöpfungskette zukommt (→ Tabelle 4).

Quellgebiete

Zielgebiete

Fahrten von Reisenden in den Aufenthaltsort, z. B. von Urlaubern und Geschäftsreisenden (Einwegmiete)

Fahrten von Reisenden zurück in den Heimatort, z. B. von Urlaubern und Geschäftsreisenden

Fahrten von Reisenden zu einer Verkehrsstation, um von dort weiter ins Zielgebiet zu reisen (z. B. zum Flughafen, Hafen oder (Bus-)Bahnhof)

Fahrten in den letztendlichen Aufenthaltsort, wenn noch andere/s Verkehrsmittel für die Anreise genutzt wurde/n (z. B. Miete eines Autos am Flughafen für die Fahrt in den Aufenthaltsort)

Fahrten von Reisenden für die gesamte Reise (Quell-, Ziel- und zurück ins Quell­gebiet)

Fahrten von Reisenden am Aufenthaltsort (z. B. Besuch von Land und Leuten, ‚Funfahrt‘, Beförderung von A nach B)

Fahrten von Reisenden, die Mietwagen im Zielgebiet ausgeliehen haben und erst nach einer gewissen Zeit den Mietwagen im Quellgebiet abgeben (Einwegmiete)

Fahrten von Reisenden, die mit dem Mietwagen ins Zielgebiet gekommen sind und erst nach gewisser Zeit den Wagen im Zielgebiet abgeben (Einwegmiete)

Tabelle 4:

Mögliche Nutzungsformen von Mietwagen durch Touristen | Quelle: Groß/Stengel 2010, S. 15.

3.1Forschungsstand

Eine Recherche nach wissenschaftlichen Beiträgen in Fachzeitschriften, Sammelbänden und sonstigen wissenschaftlich nutzbaren Quellen zeigt, dass die Auseinandersetzung sowohl mit dem Thema „Mietwagen“ allgemein als auch im Zusammenhang mit dem Tourismus in Deutschland, aber auch weltweit im Vergleich zu anderen touristischen bzw. verkehrlichen Themen gering ausgeprägt ist. Eine ausführliche – aber sicherlich nicht abschließende – Recherche hat die in → Tabelle 5 angeführten Informationsquellen ergeben und gezeigt, dass es doch einige Quellen gibt, auch wenn diese z. T. schwer zugänglich sind.

Art der Veröffentlichung

Autoren/Herausgeber

Monographien/Sammelbände

Burgdorf 1993 | Dileep/Pagliara 2023 | Fuchs/Pramer 2007 | Groß/Stengel 2010 | Kazanjian 2007 | Minelli 2008 | Prideaux/Carson 2011 | Zinn 2007

Beiträge in Lehrbüchern

Berg 2006 | Freyer 2015 | Goeldner/Richie 2012 | Gorham/Rice 2007 | Gross/Klemmer 2014 | Kotler et al. 2006 | Mundt 2006 | Schulz 2009 | Vogel 2006

Beiträge in Sammelbänden/Lexika

Gross et al. 2007 | Groß et al. 2007 | Groß 2022 | Hummel 2008a | Hummel 2008b | Neumann 2010

Beiträge in Fachzeitschriften

Brabec 2009a | Braun 2009 | Dielemann et al. 2009 | Lempp 2009 | Lines et al. 2008; Lüthe 2009 | Metz 2009 | Neidhardt/Kremer 2008 | Otting 2009 | Palmer-​Tous et al. 2007 | Prideaux/Carson 2007, Wenning 2009

Verbände/Verlage

BAV – Bundesverband der Autovermieter Deutschlands e. V. (versch. Daten, aktuelle Informationen und Studien auf der Internetseite)

VDA – Verband deutscher Autovermieter e. V. (z. B. Newsletter, Pressemitteilungen, Verbandszeitschrift)

Zeitschriften

„Autovermieter Journal“, hrsg. vom Verband deutscher Autovermieter e. V. (VDA)

Beiträge in der touristischen Fachpresse, wie fvw, Touristik aktuell, usw.

Beiträge in der juristischen Fachpresse, z. B. ACE-​Verkehrsjurist, Der Verkehrsanwalt (VerkA), Neue Zeitschrift für Verkehrsrecht (NZV), Schadenspraxis (SP), Zeitschrift für Schadensrecht (zfs), Zeitschrift für Versicherungsrecht, Haftungs- und Schadensrecht (VersR)

Zeitschriften mit Bezug zur Autovermietung