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Ich bin über Jameson hinweg. Fertig. Aus. Vorbei.
Er hat mit mir Schluss gemacht und seiner Freundschaft mit meinem großen Bruder den Vorzug gegeben. Also habe ich ihn aus meinem Leben gestrichen. Mit gebrochenem Herzen. Ich versuche, mein Leben weiterzuleben.
Doch natürlich kann Jameson es mir nicht leicht machen. Er rückt mir immer noch bei jeder Gelegenheit auf die Pelle und verhöhnt mich mit seinen seelenvollen Augen und seinem gewitzten Lächeln. Ich erinnere mich nur allzu gut daran, wie es sich anfühlte, von seinen Armen umschlungen zu werden, unter seinem großen Körper zu liegen, seinen Namen zu schreien.
Ich scheine ihn einfach nicht abschütteln zu können. Jeder Schritt, den ich mich von ihm entferne, scheint uns näher zusammenzubringen, obwohl wir diesen Pfad schon mal beschritten haben.
Die gleichen Kräfte drohen, uns auseinanderzureißen… außer Jameson und ich lernen, die Liebe an erste Stelle zu setzen.
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Hasse mich nicht: Copyright © 2020 von Jessa James
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln, elektronisch, digital oder mechanisch, reproduziert oder übertragen werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Fotokopieren, Aufzeichnen, Scannen oder durch irgendeine Art von Datenspeicherungs- und Datenabfragesystem ohne ausdrückliche, schriftliche Genehmigung des Autors.
Veröffentlich von Jessa James
James, Jessa
Hasse mich nicht
Cover design copyright 2019 by Jessa James, Author
Design Credit: BookCoverForYou
Hinweis des Herausgebers:
Dieses Buch wurde für ein erwachsenes Publikum geschrieben. Das Buch kann explizite sexuelle Inhalte enthalten. Sexuelle Aktivitäten, die in diesem Buch enthalten sind, sind reine Fantasien, die für Erwachsene gedacht sind, und jegliche Aktivitäten oder Risiken, die von fiktiven Personen innerhalb der Geschichte übernommen werden, werden vom Autor oder Herausgeber weder befürwortet noch gefördert.
1. Emma
2. Jameson
3. Emma
4. Jameson
5. Emma
6. Emma
7. Jameson
8. Emma
9. Emma
10. Jameson
11. Jameson
12. Emma
13. Jameson
14. Emma
15. Jameson
16. Emma
17. Jameson
18. Emma
19. Jameson
20. Emma
21. Jameson
22. Jameson
23. Emma
24. Emma
25. Emma
26. Jameson
Bücher von Jessa James
Also by Jessa James (English)
Über die Autorin
Ich rolle mich auf meinem Bett zwischen den zerwühlten Decken zu einem Ball zusammen und heule wie ein Baby. Es ist kein hübsches Weinen. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, ob so etwas überhaupt existiert. Nein, ich weine hässliche Tränen, mein Gesicht ist rot und aufgequollen und überall ist Rotz verteilt. Leise bin ich auch nicht. Ich schluchze in eines meiner Kissen und gebe laute keuchende Geräusche von mir.
Ich fühle mich beraubt. In meinem Kopf spiele ich immer und immer wieder ab, was Jameson zu mir sagte, während er hier in meiner Tür stand.
„Wir waren nie in einer Beziehung!! Wir hatten allerhöchstens eine Affäre. Und jetzt ist sie vorbei.“
Das tut mehr weh als alles, was er hätte sagen können. Denn in einem Punkt hat er recht… wir haben diese Sache zwischen uns nie definiert, ihr nie einen Namen gegeben. Was ich so wundervoll und weltbewegend fand, war für Jameson offenkundig nichts weiter als eine Affäre.
Vielleicht hat Asher recht. Vielleicht verheißt Jameson wirklich nichts Gutes, er verschleißt Frauen wie erkältete Leute Taschentücher.
Es fühlte sich definitiv nicht so an, wenn ich in Jamesons Augen blickte, aber… ich beginne allmählich, jeden einzelnen Moment, den wir gemeinsam verbracht haben, infrage zu stellen sowie jeden Impuls und Gedanken, den ich hatte.
Ich denke abermals an Asher, an seine dämliche Rolle und seine eigenartige Macht über Jameson. Mir muss ganz eindeutig etwas in ihrer gemeinsamen Vergangenheit entgangen sein, denn Jameson ist Asher so treu ergeben… und Asher scheint es nicht einmal zu bemerken.
Meine Tränen versiegen, bis mir wieder einfällt, dass meine Periode spät dran ist. Irgendwie ist es mir in diesem ganzen Trennungs-Wahnsinn gelungen, den wichtigsten Fakt von allen komplett zu verdrängen.
Ich könnte mit Jamesons Kind schwanger sein.
Die potenziellen Probleme, die dieser Fakt mit sich bringen würde, hallen durch mein Gehirn. Ich kann nicht einmal anfangen, mich näher mit diesen zu beschäftigen. Die Unwissenheit bringt mich um.
Also hieve ich mich aus dem Bett, ziehe ein Paar dunkler Yogahosen und ein fließendes T-Shirt, auf dem GUCCI steht, an. Ich bin mir sicher, dass mein Gesicht ganz geschwollen aussieht und mein Outfit so, als hätte ich es irgendwo aus den Tiefen meines Schranks hervorgegraben…
Aber wenigstens weine ich gerade nicht, in diesem Moment. Nachdem ich in ein Paar dunkelblauer Converse geschlüpft bin, öffne ich die Tür zu meinem Schlafzimmer.
Ich überrasche Evie, die vor meiner Schlafzimmertür steht und gerade anklopfen will. Sie ist in eine Jeans und einen ausgebeulten Hilary 2016 Hoodie gekleidet.
„Hey…“, sagt sie, die braunen Augen weit aufgerissen. „Ich dachte, ich hätte dich weinen gehört. Du scheinst… dich nicht ganz so gut zu fühlen?“
Ich blicke an mir hinab und mein Kinn beginnt von neuem zu beben. Sofort treten mir Tränen in die Augen und ich schüttle den Kopf.
„Ich wurde abserviert… und ich bin vielleicht schwanger“, sage ich, meine Worte sind zittrig, während mein Gesicht in Tränen ausbricht.
„Whoa, whoa“, sagt Evie, deren Stirn sich in Falten legt. Sie zieht mich in ihre Arme und umarmt mich fest. „Das ist… eine Menge. Komm mit mir in die Küche.“
Ich lasse mich von Evie durch den Flur in die winzige Küche führen. Sie setzt mich auf einen der Stühle am Tisch und reicht mir ein sauberes Geschirrtuch. Ich wische mir damit übers Gesicht und komme mir blöd vor.
„Ich werde uns einen Kräutertee machen“, verkündet sie. „Und du kannst anfangen, mir zu erzählen, was passiert ist.“
Sie geht und füllt den Wasserkocher. Ich setze mich auf einen unserer Küchenstühle und bemühe mich, meine Tränen unter Kontrolle zu bringen. Evie bedrängt mich nicht weiter. Sie greift lediglich in den Küchenschrank, um zwei Tassen und die Schachtel mit den Teebeuteln herunter zu holen, wobei sie vorgeht, als wäre ich gar nicht anwesend.
Aus irgendeinem Grund beruhigt mich das ein wenig. Ich schließe die Augen und konzentriere mich einige Minuten auf meine Atmung. Der Wasserkocher pfeift, das Geräusch schrill und laut. Als ich meine Augen wieder öffne, gießt Evie gerade Wasser in zwei Tassen.
„Hier, das ist eine Zitrone-Kamille Mischung“, sagt Evie, während sie eine Tasse vor mich stellt. „Ich finde ihn wirklich tröstlich. In den letzten Wochen habe ich einen Beutel nach dem anderen davon getrunken.“
Ich krümme meine Hände um die Tasse und spüre die Wärme des Inhalts. Ich spähe hinein und sehe einen gelblichen Wirbel unten am Tassenboden. Ich blinzle. Ich versuche, mir einen Reim aus etwas zu machen, das Evie gerade gesagt hat, darüber eine Menge Teebeutel zu verwenden und Trost…
„Also… willst du mir von der Trennung erzählen? Oder möchtest du lieber mit der Schwangerschaft anfangen?“, fragt Evie, die die Ruhe selbst ist. Sie starrt einen Augenblick ins Leere. „Warte, lass uns einfach mit der Trennung anfangen.“
Ich blinzle sie an, aber sie bläst nur in ihre Teetasse. „Ähmm… okay…“
Sie mustert mich mit warmen Augen. „Ich vermute mal, dass es um Jameson geht?“
Ich wische mir eine Träne aus dem Augenwinkel und nicke. „Ja.“
„Das war ja klar. Er ist ein Scheißkerl, falls dir das hilft.“
Das entlockt mir einen merkwürdigen Laut, etwas, das eine Mischung aus einem Glucksen und einem Grunzen ist.
Evie nimmt sich einen Moment, um ihren Teebeutel ein paarmal nach unten zu tunken, und trinkt dann einen Schluck. „Mmm. Okay, also. Wie lange habt ihr zwei euch getroffen?“
Ich räuspere mich und zwirble den Faden des Teebeutels. „Ungefähr zwei Monate. Vielleicht etwas mehr.“
„Und war es ernst? Ich meine, natürlich war es ernst, denn schau dich nur an. Aber ich meine… habt ihr beiden… die Worte Freund und Freundin benutzt oder… ich liebe dich gesagt?“
Ich schüttle den Kopf, unfähig, vom Tisch aufzuschauen. „Nein.“
Sie zieht das Gesicht zusammen und denkt nach. „Aber du hast tiefe Gefühle gehegt, schätze ich mal.“
„Ja. Ich meine, ich hatte definitiv das Gefühl, als…“ Ich halte inne, sammle meine Gedanken. „Ich hatte das Gefühl, als hätte ich die eine Person gefunden, die es einfach… kapiert. Oder mich kapiert? Ich weiß nicht. Vielleicht soll jeder, mit dem man Sex hat, so sein, aber –“
„Warte, du hast ihm deine Jungfräulichkeit geschenkt?“, fragt Evie. Ihre Augenbrauen schnellen in die Höhe. „Verdammt, Mädel.“
Daraufhin lasse ich eine Minute verziehen, in der ich an meinem Tee nippe. Er ist wirklich irgendwie tröstlich, der Zitronengeschmack und Kräuterduft.
„Ich bin seit Jahren in Jameson verliebt“, gestehe ich schließlich. Es ist irgendwie eine Erleichterung, es laut vor jemandem auszusprechen. „So ungefähr seit ich alt genug war, um schmutzige Träume zu haben. Ich dachte irgendwie immer, irgendwo in meinem Hinterkopf, dass wir zusammenkommen würden. Seit ich fünfzehn war, hatte ich vor, ihm meine Jungfräulichkeit zu schenken, noch bevor ich richtig wusste, was das eigentlich bedeutet.“
Evies Augen weiten sich, es ist fast schon komisch. „Warte, du hast… dich für Jameson aufgehoben?“
Ich zucke mit den Achseln und erröte. „Ja, das habe ich. Ich meine, die letzten paar Jahre steckte keine Absicht mehr dahinter. Aber als ich anfing, diese ‚Ich fühle mich zu dir hingezogen‘-Signale von ihm zu empfangen, wollte ich irgendwie… da wollte ich wirklich, wirklich dafür sorgen, dass es auch passiert.“
„Määädelll“, sagt sie aufgeregt. „Ich kann nicht fassen, dass du schon so lange auf ihn stehst! Und ich kann nicht fassen, dass ich es nicht wusste.“
Ich beiße auf meine Lippe und zucke mit einer Schulter. „Spielt keine Rolle wegen Asher.“
Sie setzt sich etwas aufrechter hin. „Asher? Was hat er mit irgendetwas davon zu tun?“
„Asher hat vor Jahren diese bescheuerte Regel aufgestellt. Er hat Jameson und Forest und Gunnar gesagt, dass sie nicht mit mir schlafen dürfen. Tatsächlich hat er Gunnar mehrere Male in seine Schranken verwiesen, denn Gunnar ist…“ Ich suche nach dem richtigen Wort.
„Eine Schlampe?“ Evies Mundwinkel krümmen sich nach oben.
„Ja. Jedenfalls existiert diese Regel, seit ich einen Busen bekam, glaube ich. Denn ich kann ja offensichtlich nicht selbst entscheiden, mit wem ich schlafen möchte. Gäbe es diese Regel nicht, würde ich nämlich einfach mit jedem Kerl, den ich sehe, in die Kiste hüpfen!“, sage ich sarkastisch. „Aber Asher hat natürlich keine Regeln darüber, mit wem er schlafen oder wen er daten darf.“
Evie blickt hinab auf den Tisch und fährt gedankenverloren etwas nach. „Das klingt nicht fair.“
„Dankeschön! Das ist es auch nicht.“ Ich lehne mich zurück und versuche, nach meiner berechtigten Empörung zu greifen, aber sie ist nicht da. Ich bin viel zu beschäftigt damit, traurig zu sein, als das irgendeine andere Emotion eine Chance hätte.
„Also… bist du schon bereit, über die andere Sache zu reden?“, erkundigt sie sich sanft.
Mein Herz beginnt wie wild zu hämmern, wenn ich nur daran denke. Ich nicke langsam. „Ja, ich denke schon. Es ist nur… ich trage eine Spirale.“
Sie legt den Kopf schief. „Und trotzdem denkst du, du könntest schwanger sein?“
Meine Augen füllen sich erneut mit Tränen. Ich fühle mich erbärmlich. „Ja.“
Evie betrachtet mich eine Minute. „Ich vermute, dass du deswegen keine Glücksgefühle verspürst.“
Ich trinke einen Schluck von meinem Tee, um mich zu beruhigen. Dann hole ich tief Luft. „Ich meine, ich bin ziemlich hin und hergerissen. Einerseits ist da mein fünfzehnjähriges Ich, das… vor Freude jubelt. Ich habe diesen Kerl mein halbes Leben geliebt und jetzt werde ich sein Baby bekommen? Nun… ich hätte mir kein besseres Ergebnis vorstellen können, in der egoistischsten Version.“
Sie schürzt die Lippen. „Und andererseits?“
„Tja, die Kehrseite wiegt doppelt so schwer. Zuerst einmal bezweifle ich, dass das fünfzehnjährige Mädchen besonders glücklich darüber wäre, dass Jameson mit mir Schluss gemacht hat. Und zweitens studiere ich verdammt nochmal Jura! Unter dem Jahr lerne ich und gehe zur Uni, ab dem Moment, in dem ich aufwache, bis zu dem Moment, wenn ich Schlafen gehe. Das ist alles. Ich habe keine Zeit für irgendetwas anderes. Da noch ein Baby hinzuzufügen, das ist wie… ein Rezept für Desaster.“
„Definitiv. Ich meine, du könntest damit klarkommen, aber du möchtest es nicht unbedingt.“
„Genau. Aber… da ist trotzdem ein Teil von mir, der irgendwie Babyverrückt ist. Ich stelle mir vor, wie wundervoll unser Kind wäre. Ich meine, hast du schon mal Babyschuhe gesehen? Denn die sind so verflixt niedlich. Und ich kann uns sehen, wenn sie ein bisschen älter ist. Ich, angezogen für ihre erste Ballettaufführung…“
Ich lasse das Gespräch für eine Minute verstummen, in der ich von pinken Haarschleifen träume. In meinen Gedanken ist Jameson ebenfalls da, denn ich denke, wenn er wüsste, dass ich schwanger bin, würde er darauf bestehen, mich zu heiraten.
Ich blinzle, spekuliere. Ist das verrückt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es verrückt ist.
Sie räuspert sich. „Ich meine, das klingt schrecklich schön.“
Ich schüttle den Kopf. „Ich denke, dass ich eine sehr komplexe Situation massiv vereinfache. Wenn ich wirklich schwanger bin und beschließen würde, es zu behalten, wären die Dinge zwischen Jameson und mir… nun, komplex ist eine nette Art, es zu beschreiben.“
„Tjaaa…“, sagt sie. „Du weißt doch noch nicht einmal, ob du dir darum Sorgen machen musst. Und es gibt eine ziemlich einfache Methode, herauszukriegen, ob du das tun musst. Also… du weißt schon, alles schön der Reihe nach.“
Ich seufze. „Wir haben keine Schwangerschaftstests hier. Ich hab nachgeschaut.“
Sie steht auf. „Das haben wir aber so was von. Ich weiß, wo sie sind. Jetzt sieh zu, dass du den Rest von deinem Tee trinkst, er ist leicht harntreibend.“
Ich taxiere sie aus zusammengekniffenen Augen, doch sie marschiert bereits aus dem Raum. Ich trinke die Tasse mit dem schnell abkühlenden Tee aus und mache mich dann auf den Weg in den Flur. Sie trifft mich dort, da sie gerade aus ihrem Zimmer kommt.
„Hier“, sagt sie und reicht mir einen in Plastik verpackten Schwangerschaftstest. „Du pinkelst auf das Ende, dann wartest du zwei Minuten. Dann werden wir wissen, womit wir es zu tun haben.“
Ich nehme ihr den Test ab und runzle die Stirn. „Wie funktioniert der? Ich meine, woher wissen wir, ob er stimmt?“
„Diese Dinger sind zu 95% akkurat. Pinkel einfach auf das Ende und dann werden wir sehen, womit wir es zu tun haben.“
Tief Luft holend laufe ich ins Bad. Ich pinkle schnell auf das Stäbchen, dann lege ich den Test neben das Waschbecken und öffne die Badtür. Evie lehnt an der Wand, als ich sie öffne.
„Fertig?“, fragt sie.
„Ja, jetzt müssen wir nur noch warten.“ Ich werfe einen Blick auf den Test, denn ich möchte, dass er fertig ist.
Doch in meinem Herzen kann ich mich nicht entscheiden, welches Ergebnis ich mir wünsche.
Falls er positiv ist, ist mein Leben, wie ich es kenne, vorbei. Daran besteht kein Zweifel. Ich werde das Jurastudium abbrechen müssen. Ich werde mit den enttäuschten und wütenden Gesichtern meiner Familie zurechtkommen müssen. Schlimmer, ich werde es Jameson erzählen müssen.
Andererseits wäre es auch gelogen, würde ich behaupten, dass ich nicht ein klein wenig aufgeregt bin. Ein Baby ist eine große Veränderung und eine gewaltige Verantwortung, aber es wäre Jamesons Baby. Ich hätte ein kleines Stück von ihm, komme was da wolle.
„Emma, ich denke, du kannst jetzt nachschauen“, sagt Evie sanft.
Ich sehe zu ihr, so nervös wie noch nie zuvor. Mit zitternden Händen greife ich nach dem Test. Ich hole tief Luft, dann schaue ich nach.
Er ist negativ. Ich blicke zu Evie und spüre, wie mir Tränen der Erleichterung in die Augen treten.
„Negativ“, verkünde ich und lehne mich an das Waschbecken. Ich schließe die Augen. „Oh Gott. Gott sei Dank.“
„Das ist gut“, sagt Evie, die mich von hinten umarmt. „Jetzt muss sich dein Leben überhaupt nicht verändern.“
Ich lege den Test beiseite und drehe mich um, um sie richtig zu umarmen. Ich vergrabe mein Gesicht in ihren schwarzen Haaren und atme tief ein. „Danke, dass du mir hierbei die Hand gehalten hast.“
„Selbstverständlich“, sagt sie nur. „Das machen Mädchen nun mal für einander.“
Ich löse mich von ihr. „Weißt du, was sie noch tun? Sie bestellen eine Trennungs-Pizza.“
Sie lacht. „Es ist noch ziemlich früh am Tag dafür. Was hältst du davon, wenn ich uns stattdessen ein paar Trennungs-Omeletts zusammenrühre?“
Ich lächle sie an. „Okay. Wir haben einen Deal. Aber ich verlange, dass wir uns bis zum Ende des Tages Pizza und Eiscreme liefern lassen. Mir ist heute danach, meine Emotionen zu essen.“
„Deal.“
Evie stößt sich von der Wand und ich werfe den Test in den Mülleimer im Bad. Ich bin immer noch ein wenig traurig und ich bin mir sicher, dass das in Wellen kommen und gehen wird…
Aber wenigstens bin ich nicht schwanger. Die Dinge könnten schlimmer sein.
Ein Monat später
Ich trete mit voller Wucht auf die Bremsen meines Jeeps auf dem Parkplatz des Supermarkts und knirsche mit den Zähnen wegen der Person, die vor mir rückwärts aus der Parklücke fährt. Bei dem Auto handelt es sich um einen alten Buick und der Fahrer ist zweifelsohne uralt, aber ich bin trotzdem wütend.
Wenn ich ehrlich bin, macht mich dieser Tage alles wütend. Für ungefähr eine Woche nach meiner Trennung von Emma hatte ich Asher, mit dem ich abhängen und bei dem ich mich über das Leben auskotzen konnte. Doch dann verschwand er und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht.
Emma habe ich auch weder gesehen noch gehört, nicht dass ich ihr daraus wirklich einen Vorwurf machen kann. Es war nicht gerade die einfachste Trennung aller Zeiten, für keinen von uns.
Ich lenke mein Auto auf einen Parkplatz und steige aus. Uns sind im Cure sämtliche Zitrusfrüchte ausgegangen, weshalb ich hier bin und einen Einkaufswagen suche. Ich schiebe den Wagen in den Laden und steure direkt auf die Obst- und Gemüseabteilung zu.
Die Produkte hier sind gut und billig. Es gibt haufenweise Grünzeug und buntes Gemüse, alles in diesen schwarzen Kühlkästen gelagert, die gelegentlich mit Wasser besprüht werden. Ich wende mich den Stapeln Zitruskisten zu und nehme mehrere Handvoll Zitronen, Limetten, Orangen und Grapefruits.
Dann überlege ich es mir anders und schnappe mir einfach eine Kiste für jede Zitrussorte, die ich anschließend in meinem Wagen staple. Ich blicke finster auf die Früchte hinab. Da ich schon im Laden bin, habe ich auch noch einige andere Dinge zu besorgen, weshalb ich meinen Wagen weiterschiebe.
Ich kann nicht aufhören, an Emma zu denken. Ich denke hier an sie. Ich denke im Kino an sie. Ich denke an sie, wenn ich auf dem Highway fahre und wenn ich am Strand bin.
Ich weiß, dass ich sie einfach vergessen sollte. Immerhin habe ich ihr mehr oder weniger gesagt, dass wir nie ein Paar waren. Aber irgendwie kann ich es nicht.
Stattdessen gehe ich zum ungefähr tausendsten Mal die Informationsbröckchen durch, die ich von unseren gemeinsamen Freunden gesammelt habe. Vor ungefähr zwei Wochen fragte ich Evie, wie es Emma geht. Ich erhielt einen steinernen Blick zur Antwort. Evie zog eine Braue hoch und sagte mir, dass es Emma gut gehe.
Ihre eisige Haltung verriet mir, dass Emma ihr alles erzählt hatte… und dass Evie nichts davon hielt, wie ich mit der Situation umgegangen war. Ich brauche Evies Missbilligung nicht. Davon verspüre ich selbst schon genug, ohne dass sie noch Salz in die Wunde streut.
Ich schiebe meinen Wagen durch den Cerealiengang und ziehe meine Lieblingsgranolasorte aus dem Regal. Letzte Woche knickte ich ein und fragte Asher nach seiner Schwester, als wir zusammen arbeiteten. Er warf mir nur einen seltsamen Blick zu und sagte, dass es ihr gut ginge.
Das ist also alles, was ich weiß. Ihr geht es gut. Sie ist nur… weg.
Aus meinem Leben zumindest. Ich hatte erwartet, sie an irgendeinem Punkt vielleicht im Cure zu sehen oder wenn sie mit Asher abhängt. Immerhin ist sie vor dieser ganzen Geschichte immer einfach aufgetaucht.
Nun, ich schätze, das habe ich verdorben.
Ich wandere durch die Gänge, während der Wagen ein schwaches Quietschen von sich gibt. Es ist einen Monat her und ich habe einfach das Gefühl, als würde ich festhängen.
In meinem Leben festhängen. An ihr festhängen. Ich war noch nie in einer Beziehung, deren Halbwertszeit so lange war. Zum Teufel, ich habe einer Affäre noch nie länger als ein paar Tage hinterher getrauert.
Und ich sagte ihr, dass es das wäre, was wir hatten. Nur eine Affäre.
Der Schmerz auf ihrem Gesicht, als ich das sagte… er wird mich für immer verfolgen. Das war der Moment, ab dem ich alles zurücknehmen würde, wenn ich könnte.
Aber dann wäre natürlich nichts in Ordnung gebracht oder gelöst. Ich wäre garantiert auf bestem Wege zu einem monströsen Streit mit Asher.
Ich drehe den Wagen am Ende eines Ganges um und laufe wieder zum Anfang zurück. Am gegenüberliegenden Ende des Ganges, verschiedene Pastasorten betrachtend, steht Emma.
Ich erstarre und glotze sie an. Sie sieht so wunderschön aus wie in meiner Erinnerung mit ihren langen rabenschwarzen Locken, die sie geflochten und als Krone um ihren Kopf gewunden hat. Ihr gertenschlanker Körper ist in ein Sommerkleid gehüllt und sie hat diese wahnsinnig hohen Heels an, die ihre Beine so wunderbar zur Geltung bringen.
Ich schwöre, wenn ich mich in einem Cartoon befände, wäre ich ein Wolf, dessen Zunge nach draußen hängt und dessen Augen die Form von Herzen haben. Sie spürt, dass jemand sie anschaut, und blickt in meine Richtung.
Da ich mich an ihr sonniges Lächeln und ihre warme Begrüßung, wann immer sie mich sah, gewöhnt hatte, haut mich ihr düsterer Blick jetzt völlig um. Sie starrt mich finster an und dreht sich um, um ihren Wagen so schnell sie kann wegzuschieben. Sie verschwindet um die Ecke.
Ich lasse meinen Wagen stehen, wo ich war, und sprinte förmlich in ihre Richtung. Es dauert eine Sekunde, bis ich sie ein paar Gänge weiter finde, aber ich nutze meinen Höhen- und Geschwindigkeitsvorteil aus.
„Emma“, rufe ich ihr zu, als ich bereits die Hälfte des Ganges durchmessen habe.
Der Blick, den sie mir über ihre Schulter zuwirft, ist pures Eis. Ich schenke dem keine Beachtung, sondern beschleunige meine Schritte noch mehr. Am Ende des Ganges habe ich sie eingeholt.
„Emma, bitte warte.“
Sie stoppt, jede ihrer Bewegungen zögernd, und dreht sich dann um. Sie sieht nicht gerade glücklich darüber aus, mich zu sehen. „Was?“
„Ich… ich wollte dich nur sehen. Du weißt schon, mich vergewissern, dass es dir gut geht“, sage ich lahm.
Sie massiert eine ihrer Schläfen. „Mir geht’s gut. Du hast mich gesehen.“
Sie schickt sich an, sich erneut abzuwenden und ich strecke meine Hand aus und packe ihren Arm. Sie betrachtet meine Hand, als sei sie der Teufel höchstpersönlich, der versucht, sich Zugang zu ihrer Seele zu verschaffen. Sie reißt sich los.
„Was genau versuchst du hier zu tun?“, zischt sie.
„Sorry“, erwidere ich, weiche zurück und halte die Hände hoch. „Ich… ich weiß es nicht. Ich versuche schon seit einer Weile, nach dir zu sehen.“
Sie sieht angepisst aus. „Hier bin ich. Du hast mich gesehen. Bist du jetzt glücklich?“
„Nein“, gestehe ich ehrlich. „Ich hatte gehofft, wir könnten… du weißt schon, noch immer miteinander abhängen. Freunde sein, Restaurants besuchen.“
Sie sieht mich blinzelnd an. „Du meinst, du möchtest, dass alles wieder so wird wie, bevor wir Sex hatten?“
„Yeah. Ich dachte, wir könnten –“
Sie schüttelt den Kopf. „Dir ist schon klar, dass man das ‚jemanden in die Friendzone schieben‘ nennt, oder? Wie im Sinne von, hey du, ich möchte, dass du all die Dinge mit mir machst, die ich mit einem Liebespartner machen würde, aber ohne die Liebe.“
„Ich meine, nur weil wir uns getrennt haben –“
„Ich wusste nicht, dass es bei Affären Trennungen gibt.“
Yeah, den verdiente ich. „Ich denke, wir können immer noch Freunde sein.“
„Wirklich? Ich denke nicht.“
Wir stehen eine Sekunde lang einfach nur da und starren einander an. Fuck, ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so schwer werden würde, die Sache mit ihr zu klären. Ich muss mir etwas einfallen lassen, um den Hass einzudämmen, und zwar schnell.
„Ich brauche deine Hilfe“, kommt aus meinem Mund, ohne dass ich richtig darüber nachgedacht habe.
Emma zieht eine Augenbraue hoch. „Oh?“
„Jepp. Äh… beim Lernen für den GED. Yeah, ich bin ein hoffnungsloser Fall, wenn es darum geht allein zu lernen. Ich musste meine Prüfungen schon wieder um einen Monat verschieben.“ Es stimmt, dass ich meine Prüfungen nach hinten verschoben habe, aber es liegt nicht daran, dass ich nicht allein lernen kann. Ich war in letzter Zeit einfach nicht in der Stimmung, ganz und gar nicht.
„Ich weiß nicht…“, sagt sie, ihre Stirn legt sich in Falten.
Ich beschließe, noch etwas dicker aufzutragen. „Es ist nur so, ich fühle mich so dumm, wenn ich versuche, allein zu lernen. Ich weiß, dass ich in der Lage sein sollte, es zu tun, aber…“
Ich versuche, erbärmlich zu wirken. Wenn du jemals meine Größe hattest und versucht hast, ein Gesicht wie ein schmollendes Kleinkind zu machen, weißt du, wovon ich rede.
Sie mustert mich und ich kann sehen, dass sie mit sich ringt. Sie ist immer noch scheißwütend, aber anscheinend ist meine Bildung wichtiger als das. Sie kaut auf ihrer Unterlippe.
Ich weiß, was sie hören muss. Sie denkt, ich sei erbärmlich, weil ich nicht allein lernen kann. Ich schlucke den Kloß aus Stolz, der sich in meiner Kehle formt. Ich spreche die Zauberworte, wobei ich meine Stimme senke.
„Bitte? Ich schaffe es allein nicht. Ich brauche Hilfe.“
Emmas Augen verengen sich. Eine Sekunde glaube ich, dass sie mich gleich anschreien wird. Doch sie tut es nicht. Stattdessen seufzt sie und wirkt wirklich verärgert mit sich selbst.
„Na schön“, blafft sie und verschränkt die Arme.
Ich spüre, wie meine Wangen heiß werden; ich schäme mich für mich selbst. Nicht nur dafür, dass ich überhaupt diesen verdammten GED machen muss, sondern auch dafür, dass ich ihn als Ausrede nutze, um Emma dazu zu bringen, mir zu vergeben.
„Dankeschön“, sage ich und lege meine Hand auf ihren Arm.
Sie zieht ihn weg, als würde ich aus heißen Kohlen bestehen. Ihr Gesicht verzieht sich. Sie wirkt tatsächlich verletzt, als wäre es eine unverzeihliche Sünde, wenn ich ihren Arm berühre. „Fass mich nicht an.“
Mein Gesicht wird noch heißer. „Sorry.“
Ich sehe, dass sich auch ihre Wangen zu röten beginnen. „Wir brauchen… wir brauchen Grenzen.“
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Grenzen? Was zum Beispiel?“
Sie reibt sich über den Arm an der Stelle, wo ich sie berührt habe, und sieht wütend aus. „Wie zum Beispiel kein Anfassen, für den Anfang. Und kein… Grübeln.“
„Kein Grübeln.“ Ich bemühe mich ehrlich, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen, aber es gelingt mir nicht ganz.
Meine Lippen heben sich leicht und ihre Laune verschlechtert sich schlagartig. Der Blick in ihren grünen Augen ist fast schon gewalttätig. Sie funkelt mich finster an.
„Wenn du mich nicht ernst nimmst, kannst du allein lernen.“
„Nein, nein“, beteuere ich und hebe die Hände. „Du machst die Regeln, okay?“
„Verdammt richtig, das mache ich.“ Sie blickt mich feindselig an.
„Also, äh…“ Ich reibe mir den Nacken. „Soll ich dann morgen Abend vorbeikommen?“
„Was? Äh, nein. Wir werden uns in einem Coffee Shop treffen, untertags. Du hast das Privileg verloren, einfach zu meinem Haus zu kommen und zu gehen, wie es dir gefällt.“
Ihre düstere Miene sagt, dass sie es bitterernst meint.
„Richtig. Yeah, natürlich“, sage ich einlenkend. „Du hast recht. Ich muss morgen allerdings arbeiten. Wie wäre es mit dem Tag danach?“
„Ich bin den ganzen Mittwoch beschäftigt“, erwidert sie mit flacher Stimme. „Wann ist dein nächster freier Tag?“
„Ich habe Donnerstagmorgen frei“, antworte ich achselzuckend.
„Schön. Dann lass uns um zehn Uhr treffen?“ Sie blickt sich rastlos um, eindeutig bereit, zu gehen.
„Zehn ist perfekt.“ Zehn ist eigentlich furchtbar für mich. Ich hatte vor, den ganzen Morgen zu surfen, aber das sage ich Emma natürlich nicht. „Soll ich irgendetwas mitbringen?“
„Bring einfach nur deine Bücher. Ich texte dir den Ort.“
Mir liegt die Frage auf der Zungenspitze, warum zum Henker sie keine einzige meiner ‚wollte nur fragen, wie es dir geht‘–SMS beantwortet hat. Aber ich verkneife sie mir.
„Okay. Super –“
Sie dreht sich bereits wieder zu ihrem Einkaufswagen um, bereit, den Abflug zu machen.
„Emma, warte…“, sage ich.
Ihr dunkler Kopf dreht sich und sie sieht zu mir, Desinteresse in ihrem grünen Blick. „Ja?“
Nichts hat mich jemals so tief, so schnell getroffen. Ich sauge scharf Luft ein und atme meine Antwort aus. „Danke.“
Sie verdreht die Augen, schnappt sich ihren Wagen und eilt zum vorderen Teil des Ladens. Ich beobachte sie beim Weglaufen. Der Saum ihres Sommerkleides schwingt über die Rückseite ihrer Schenkel.
Fuck! Dämlich!, verfluche ich mich schweigend.
Ich habe das verursacht. Ich tat es um Ashers Freundschaft willen, aber es tut trotzdem tierisch weh.
Ich laufe gemächlich zurück zu meinem Einkaufswagen, wobei ich mich fühle, als wäre ich gerade von einem verdammten Lastwagen überfahren worden. Ich blicke zurück, doch Emma ist fort.
Meine Ellbogen auf den Wagen stützend, schlendere ich durch die Gänge, weil ich sie nicht bedrängen möchte, indem ich zur Kasse gehe, während sie dort in der Schlange darauf wartet, bezahlen zu können. Ich stoppe eine Sekunde und reibe mit einer Hand über meine Bartstoppeln.
Ich weiß, dass es so besser ist. Ich musste mit ihr Schluss machen. Asher hätte es früher oder später herausgefunden… und seine Freundschaft bedeutet mir alles.
Also bin ich gewillt, schweigend zu leiden. Aber ich will Emma trotzdem noch in meinem Leben haben… selbst wenn es nur als Freunde möglich ist.
Das können wir tun, denke ich. Wir können Freunde sein.
Oder?