Haus der Hüterin: Band 13 - Der Umsturz - Andrea Habeney - E-Book + Hörbuch

Haus der Hüterin: Band 13 - Der Umsturz E-Book und Hörbuch

Andrea Habeney

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Beschreibung

Nachdem Rylee mithilfe des Händlers TeqTeq die Vampire von der Seuche geheilt hat, lassen neue Herausforderungen nicht lange auf sich warten: Rylees Führerscheinprüfung steht an und Weihnachten vor der Tür. Zudem scheint ihre Beziehung zu Vlad durch die Wirkung von Evanoras Trank gefährdet zu sein, da sich ihre Gefühle für ihn nicht wieder einstellen wollen. Ein Buch zur "Geschichte der neutralen Häuser" könnte zur Lösung des Dilemmas beitragen, aber es ist nirgends aufzufinden. Da bekommt sie einen Tipp, dass ein Zauberer vom Planeten der Kopoten namens Anarak Abhilfe schaffen könnte … Zu allem Überfluss bekommt Rylee auch noch hohen Besuch von Amadeus Borwinkel, dem Botschafter der Gesellschaft, die die neutralen Häuser leitet. Er erzählt ihr, dass Antrax, neuer Leiter der Gesellschaft, plant, eine Eingreiftruppe aufzubauen, um Häuser besser schützen zu können. Vermutlich stecke jedoch mehr dahinter. Da die Truppe ausschließlich Antrax unterstellt sei, könne er Druck auf Rylee und die anderen Hüter ausüben, Häuser kontrollieren oder gar enteignen. Rylee ist wie vor den Kopf gestoßen. Was plant Antrax wirklich? Und wird sie sich eine externe Kontrolle über Securus Refugium gefallen lassen? Zu guter Letzt erlebt Rylee noch eine gespenstische familiäre Überraschung … "Der Umsturz" ist Band 13 der Fantasy-Serie "Haus der Hüterin" von Andrea Habeney. Band 1 "Das Erbe", Band 2 "Das Erwachen", Band 3 "Das leere Bild", Band 4 "Das Portal", Band 5 "Der Verrat", Band 6 "Der verschwundene Schlüssel", Band 7 "Die Hochzeit", Band 8 "Die Rettung", Band 9 "Die Fremden", Band 10 "Die Wächterin", Band 11 "Die Bedrohung" und Band 12 "Der Händler" liegen ebenfalls bei mainbook vor. Weitere Bände folgen ... Die E-Book-Bände 1-3, 4-6, 7-9 und 10-12 liegen inzwischen auch als Taschenbuch-Sammelbände vor, die E-Book-Bände 1,2,3 und 4 als Hörbücher. Weitere Taschenbuch-Sammelbände und Hörbücher werden folgen.

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Seitenzahl: 181

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Zeit:4 Std. 19 min

Veröffentlichungsjahr: 2021

Sprecher:Barbara Bišický-Ehrlich

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Inhalt

Das Buch

Die Autorin

Haus der Hüterin 13

Das Buch

Nachdem Rylee mithilfe des Händlers TeqTeq die Vampire von der Seuche geheilt hat, lassen neue Herausforderungen nicht lange auf sich warten: Rylees Führerscheinprüfung steht an und Weihnachten vor der Tür. Zudem scheint ihre Beziehung zu Vlad durch die Wirkung von Evanoras Trank gefährdet zu sein, da sich ihre Gefühle für ihn nicht wieder einstellen wollen. Ein Buch zur „Geschichte der neutralen Häuser“ könnte zur Lösung des Dilemmas beitragen, aber es ist nirgends aufzufinden. Da bekommt sie einen Tipp, dass ein Zauberer vom Planeten der Kopoten namens Anarak Abhilfe schaffen könnte …

Zu allem Überfluss bekommt Rylee auch noch hohen Besuch von Amadeus Borwinkel, dem Botschafter der Gesellschaft, die die neutralen Häuser leitet. Er erzählt ihr, dass Antrax, neuer Leiter der Gesellschaft, plant, eine Eingreiftruppe aufzubauen, um Häuser besser schützen zu können. Vermutlich stecke jedoch mehr dahinter. Da die Truppe ausschließlich Antrax unterstellt sei, könne er Druck auf Rylee und die anderen Hüter ausüben, Häuser kontrollieren oder gar enteignen.

Rylee ist wie vor den Kopf gestoßen. Was plant Antrax wirklich? Und wird sie sich eine externe Kontrolle über Securus Refugium gefallen lassen?

Zu guter Letzt erlebt Rylee noch eine gespenstische familiäre Überraschung …

„Der Umsturz“ ist Band 13 der Fantasy-Serie „Haus der Hüterin“ von Andrea Habeney. Band 1 „Das Erbe“, Band 2 „Das Erwachen“, Band 3 „Das leere Bild“, Band 4 „Das Portal“, Band 5 „Der Verrat“, Band 6 „Der verschwundene Schlüssel“, Band 7 „Die Hochzeit“, Band 8 „Die Rettung“, Band 9 „Die Fremden“, Band 10 „Die Wächterin“, Band 11 „Die Bedrohung“ und Band 12 „Der Händler“ liegen ebenfalls bei mainbook vor. Weitere Bände der Serie folgen.

Zudem gibt es die Bände 1-3, 4-6 und 7-9 als Sammelband-Taschenbücher und die Bände 1, 2, 3 und 4 als Hörbücher. Weitere Taschenbuch-Sammelbände und Hörbuchbände werden folgen …

Die Autorin

Andrea Habeney, geboren 1964 in Frankfurt am Main, in Sachsenhausen aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie in Gießen Veterinärmedizin. 1997 folgte die Promotion. Bis 2013 führte Andrea Habeney im Westen Frankfurts eine eigene Praxis. Heute arbeitet sie als Tierärztin für einen Tierärzteverbund.

Als Autorin hat sie sich einen Namen gemacht mit ihrer Frankfurter Krimi-Reihe um Kommissarin Jenny Becker: „Mörderbrunnen“ (Frühjahr 2011), „Mord ist der Liebe Tod“ (Herbst 2011), „Mord mit grüner Soße“ (April 2012), „Arsen und Apfelwein“ (2013), „Verschollen in Mainhattan“ (2014), „Apfelwein trifft Weißbier“ (Oktober 2015), „Abgetaucht“ (November 2017) und „Apfelwein auf Rezept“ (2019)

Zudem hat Andrea Habeney zwei weitere Fantasy-E-Books bei mainbook veröffentlicht: „Elbenmacht 1: Der Auserwählte“ und „Elbenmacht 2: Das Goldene Buch“.

eISBN 978-3-948987-12-1

Copyright © 2021 mainbook Verlag

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Gerd Fischer

Covergestaltung: Olaf Tischer

Coverbild: © Christian Müller - fotolia

Auf der Verlagshomepage finden Sie weitere spannende Taschenbücher und E-Books www.mainbook.de

Andrea Habeney

Haus der Hüterin

Band 13: Der Umsturz

Fantasy-Serie

Securus Refugium vibrierte vor Magie. Vor einigen Tagen hatte auf dem Nachbargrundstück die große Ladeneröffnungsfeier des Händlers TeqTeq stattgefunden. Das Haus war bis auf die letzte Abstellkammer ausgebucht gewesen, und die Anwesenheit der Gäste hatte es mit so viel Magie versorgt, dass Rylee seitdem im Haus ein ständiges Kribbeln verspürte.

Sie plante, mithilfe der Magie neue Zimmer hinzuzufügen und die Einrichtung der bestehenden zu erneuern oder wenigstens aufzuwerten. Und das Haus hatte selbst bereits Verbesserungen vorgenommen. Wände erstrahlten plötzlich in neuen, frischen Farben, Fenster vergrößerten sich, und die Treppe hatte sich verbreitert und glänzte wie poliert.

Rylees Schlafzimmer war größer geworden, und neben ihm war ein komplett neuer Raum entstanden. Offenbar billigte Securus Refugium ihre noch junge Beziehung zu dem Vampirfürsten Vlad Tepes, denn als Rylee am Morgen aufgewacht war, führte eine vorher nicht vorhandene Tür in ein großes, in dunklen Möbeln eingerichtetes Arbeitszimmer.

„Das scheint für dich zu sein!“ Sie hatte durch die offene Tür gespäht und sie lächelnd aufgehalten. Vlad war aufgestanden, hatte ihr im Vorbeigehen einen Kuss gegeben und dann das neue Zimmer besichtigt.

„Hast du …?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das war das Haus ganz alleine.“

Er strich über die Wand und bedankte sich. Das Haus schien sich an ihm zu reiben, wie ein Hund, der gelobt wurde. Rylee fühlte einen winzigen Stich Eifersucht. Es war ein neues und ungewohntes Gefühl, die Zuneigung von Securus Refugium mit jemandem zu teilen.

Erst vor einer Woche hatte sie mit TeqTeq zusammen die Hauptzutat für die Medizin gegen die Krankheit der Vampire gefunden. Ihre Hexenfreundin Evanora braute seitdem in der Tränkeküche ununterbrochen Heilmittel, und Vlad sorgte für die Verteilung an alle Vampire.

Abends kam er jedoch, wann immer es ihm möglich war, zu ihr zurück. Sie aßen gemeinsam, unterhielten sich oder sahen auf der Couch aneinander gekuschelt fern. Sie lernte eine ganz andere Seite des mächtigen und undurchschaubaren Vampirfürsten kennen. Nachts in der Dunkelheit ihres Zimmers erlebte sie Leidenschaft wie nie zuvor.

Es war nicht lange her, dass Rylee sich das mehr als alles andere gewünscht hatte. Auch jetzt genoss sie die Zweisamkeit, die Zärtlichkeit und den Sex. Aber sie konnte für Vlad keine Liebe empfinden, ihm nie gänzlich vertrauen. Dieser Bereich ihres Herzens war wie ausgeschaltet.

Und das war ihre eigene Schuld. Einige Zeit hatte sie geglaubt, er habe sie verführt und dann für seine neue Braut verlassen. Statt ihm zu vertrauen und seine Erklärung anzuhören, hatte sie sich in eine Mischung aus Schmerz und Wut geflüchtet. Ihr Elend war so groß gewesen, dass sie es nicht mehr hatte ertragen können. Die Hexe Evanora hatte beim Versuch, ihr zu helfen, einen Trank gebraut, der ihre tieferen Gefühle für Vlad ausgelöscht hatte.

Der Zustand sollte, wie Evanora versprochen hatte, nur vorübergehend sein, ihre Angabe über die Dauer war jedoch sehr vage und unbestimmt gewesen.

Rylee wartete ungeduldig, dass die Wirkung nachließ, und hatte die Hexe mehrmals in den letzten drei Tagen darauf angesprochen, doch Evanora hatte nur abwehrend und ungeduldig darauf reagiert.

Es war früher Morgen. Rylee setzte sich auf und streckte sich. Im Bad lief die Dusche und draußen erklang Vogelgesang. Sie stand auf und ging zum Fenster. Von ihrem Zimmer aus konnte sie durch die Bäume ein Stück der Außenmauer des Grundstückes sehen. Gleich hinter ihr befand sich die Stelle, an der TeqTeq sein magisches Verkaufszelt errichtet hatte. Dieses war jedoch spurlos verschwunden. Als sie ihn nach Übergabe des Heilmittels an die Vampire besuchen wollte, war die Stelle, an der sich wenige Stunden zuvor noch der Laden befunden hatte, leer gewesen, nur das eingedrückte Gras hatte darauf hingedeutet, dass er jemals dagewesen war.

Sie fragte sich, ob er wiederkäme. Vielleicht würde sie eines Morgens aufstehen, hinausgehen, und das zeltartige Gebäude würde an seinem Platz stehen, als wäre es nie weg gewesen.

Sie drehte sich um, als sie Vlad aus dem Bad kommen hörte. Seine schwarzen Haare waren noch feucht, und er roch fantastisch nach herbem Duschgel. Wärme breitete sich in ihr aus, und sie lief in seine Arme.

Er beugte sich über sie und küsste sie. Sie schmiegte sich an seine Brust und inhalierte seinen Duft. „Du riechst gut“, flüsterte sie. „Musst du schon weg?“

Er legte das Kinn auf ihren Scheitel und sagte bedauernd. „Leider. Und ich werde erst morgen zurück sein, vielleicht auch erst übermorgen.“

Rylee seufzte tief. Doch sie wusste, dass Vlads Leben mit der Sorge um seine Leute, mit seinen Geschäften und dem Unterhalt seiner Besitztümer wie der Burg in den Karpaten ausgefüllt war. Sie selbst war weitgehend an Securus Refugium gebunden und war froh, dass er so viel Zeit bei ihr verbrachte.

Zudem hatte auch sie reichlich zu tun. Die Zahl der Gäste wurde immer größer und sie stellten die unterschiedlichsten Ansprüche. Rylee versuchte, die alten Unterlagen ihrer Eltern zu nutzen, um mehr über die verschiedenen außerirdischen Völker zu lernen. Doch irgendwie blieb nie genug Zeit.

Hoffentlich bestand sie die heute angesetzte Führerscheinprüfung, dann würden viele Stunden Theoriebüffeln wegfallen. Ihre Freundin Emily hatte versprochen, sie zur Prüfung zu fahren, und in einem Café in der Nähe auf sie zu warten.

„Viel Glück heute!“, hauchte Vlad in ihr Ohr und küsste ihren Hals. Dann wandte er sich widerwillig ab, um sich anzuziehen.

Kurz nach dreizehn Uhr fuhr Emily in dem alten SUV, der eigentlich Rylee gehörte, vor. Sie hatten ihn in einer komplett zugewachsenen Garage im hinteren Bereich des Grundstücks gefunden. Trotzdem er so viele Jahre auf dem Buckel hatte, war er in einem tadellosen Zustand.

Rylee stieg ein und begrüßte ihre Freundin. Ihre Hand umklammerte die Theorieunterlagen, und sie steckte die Nase hinein, kaum dass Emily losgefahren war.

„Entspann dich, du wirst die Prüfung locker bestehen!“, beruhigte Emily sie.

„Das sagst du so leicht. Ich habe furchtbares Lampenfieber. Wahrscheinlich vergesse ich alles. Vor dem praktischen Teil habe ich fast noch mehr Angst. Was, wenn ich einen Unfall baue?“

Emily warf ihr von der Seite einen Blick zu. „Warum in aller Welt solltest du einen Unfall bauen?“

„Keine Ahnung“, sagte Rylee verzagt. „Es kann doch sein.“

Die restlichen zwanzig Minuten, die die Fahrt zur Fahrschule noch dauerte, schwiegen sie. Emily setzte sie ab und wünschte ihr Glück.

Erleichtert schickte Rylee eine Stunde später die digitalen Fragebögen ab. Bei der einen oder anderen Frage war sie sich nicht hundertprozentig sicher gewesen, den überwiegenden Teil hatte sie jedoch gewusst. Sie wartete gespannt, bis das Ergebnis auf dem Bildschirm erschien. Bestanden!

Um sechzehn Uhr stand ihre praktische Prüfung an. Sie hatte noch etwas Zeit und gesellte sich zu Emily, um einen Kaffee zu trinken. Vor Aufregung hatte sie schweißnasse Hände.

„Ich wandere in eine Welt ohne Straßen und ohne Autos aus“, erklärte sie Emily, trank und verbrannte sich prompt den Mund.

Emily nickte ernst. „Ich würde den Planeten Kropok empfehlen. Etwas in der Atmosphäre verhindert die Funktion von allem Technischen. Man reitet dort auf riesigen Würmern. Manchmal fressen sie einen aber auch.“

Rylee sah sie misstrauisch an. „Das hast du dir gerade ausgedacht!“, sagte sie anklagend.

Emily hielt ihrem Blick stand und sagte todernst. „Aber nein. Glaub mir ruhig. Die Rennwurmzucht auf Kropok ist berühmt.“

Rylee starrte sie noch einen Moment an, dann prusteten beide los.

„Plötzlich hört sich Autofahren doch nicht so schlimm an“, sagte sie und wischte sich Lachtränen aus den Augen.

Ihre Fahrlehrerin erwartete sie bereits neben dem Golf, der als Fahrschulwagen diente. Bei ihr stand ein dicker, jovial wirkender Mann mit einer Mappe unter dem Arm.

Er begrüßte Rylee mit einem festen Händedruck, stellte sich als ihr Prüfer vor und bedeutete ihr, einzusteigen. Dann nahm er ächzend hinten Platz und die Fahrlehrerin setzte sich auf den Beifahrersitz.

Als Rylee eine dreiviertel Stunde später einparkte, den Motor ausmachte und ausstieg, wartete Emily bereits am Straßenrand. Als sie Rylees erleichtertes Gesicht sah, rief sie: „Glückwunsch!!!“

Sie umarmten sich, dann ging Rylee mit dem Prüfer und ihrer Fahrlehrerin ins Gebäude, um ihren Führerschein in Empfang zu nehmen.

Als sie wieder aus dem Gebäude kam, hielt Emily ihr den Schlüssel hin. „Ich freue mich darauf, chauffiert zu werden. Bitte setz mich vor unserem Haus ab. Arthur sollte heute unseren neuen Wagen abgeholt haben. Du kannst also deinen gleich mitnehmen.“

Rylee sah sie entgeistert an. „Ich soll wirklich … Also gut.“

Sie nahm den Schlüssel und startete kurz darauf ihre erste Fahrt im eigenen Auto.

Kaum hatte sie vor Emilys Haus eingeparkt und den Motor abgestellt, kam ihr Ehemann, Zwergenoberst Landgraf, aus der Haustür. „Glückwunsch!“, rief er, als er sie am Steuer erblickte.

Rylee stieg aus und ließ sich von ihm die Hand schütteln.

Er wies auf einen schnittigen Kombi am Straßenrand. „Ich habe ihn eben abgeholt. Vielen Dank, dass wir bis jetzt deinen SUV nutzen durften.“

„Nicht der Rede wert“, winkte sie ab. „Dafür hat Emily mich ja überall hingefahren.“

Emily umarmte sie zum Abschied und Rylee stieg wieder ins Auto. Sie atmete einmal tief durch und startete den Motor. Ihre erste Fahrt alleine.

Alles lief glatt, bis sie in ihre Straße einbog und sich Securus Refugium näherte. Sie spürte, dass es eine gewisse Unruhe ausströmte.

Ein unbekanntes Fahrzeug mit einem Frankfurter Kennzeichen parkte auf der Straßenseite gegenüber dem Haus. Besorgt parkte sie vor dem Gartentor und stieg aus.

Rasch durchquerte sie den Garten und ging hinein. In der Eingangshalle blieb sie lauschend stehen. Bevor sie der Ursache der Unruhe auf den Grund gehen konnte, kam Maj mit einem Tablett aus der Küche und wies mit dem Kinn zum Wohnzimmer. „Ein gewisser Amadeus Borwinkel wartet auf dich. Er sagt, er ist Botschafter der Gesellschaft. Ich hoffe, es war in Ordnung, dass ich ihn hinein gelassen habe. Er konnte sich ausweisen und hat den Eid geleistet. Ich habe dich angerufen, aber dein Handy war aus.“

„Ich habe vergessen, es nach der Prüfung wieder anzustellen“, fiel Rylee ein. „Es ist in Ordnung. Ich kenne Botschafter Borwinkel. Leiter Antrax hat ihn zu seiner Amtseinführung herbegleitet und vorgestellt.“

Was wollte er hier? Sie sah an sich herunter. Wenn es ihn störte, dass sie bequeme Jeans und ein T-Shirt trug, hätte er sich eben anmelden müssen.

Sie stieß die angelehnte Wohnzimmertür auf, ließ Maj den Vortritt und folgte ihr ins Zimmer.

Borwinkel stand am Kamin und sah ihr mit einem Anflug von Verlegenheit entgegen. Er sah schlecht aus. Seine große schlanke Gestalt hing vornüber, sein Gesicht war blass und hatte einen ungesunden Graustich.

„Verzeiht, dass ich so unangekündigt hier auftauche“, sagte er statt einer Begrüßung. „Aber ich habe meine Gründe.“ Dann schien er sich zu besinnen. „Seid gegrüßt. Ich hoffe, es geht Euch gut.“

„Guten Tag, Herr Botschafter“, sagte Rylee förmlich und wies auf die Sitzgruppe vor dem Feuer. „Bitte.“

Maj stellte Tassen, ein Milchkännchen und eine Zuckerdose auf den Tisch und goss Kaffee ein.

Borwinkel wartete, bis Rylee sich gesetzt hatte, und nahm ebenfalls Platz. „Ich bin froh, dass ich Euch trotz meines spontanen Auftauchens angetroffen habe, Hüterin“, sagte er, nachdem er Maj gedankt hatte. Dann goss er Milch in seinen Kaffee, trank einen Schluck und stellte die Tasse ab. „Sehr gut“, sagte er anerkennend und sah ins Feuer.

In Rylee machte sich Irritation breit. „Was genau führt Euch zu mir?“, fragte sie mit einem Anflug von Ungeduld.

Über ihnen polterte es. Beide wandten den Blick zur Decke.

Maj, die gerade im Begriff war, das Zimmer zu verlassen, erklärte: „Gäste von Ganymus. Sie führen ein Tanzritual aus, wenn ich es richtig verstanden habe. Es sollte nicht lange dauern.“

„Solange sie nicht verliebt sind“, sagte Borwinkel mit einem Anflug von Lächeln, „sonst kann so ein Tanz Tage dauern.“ Wieder polterte es. Schnell wurde er wieder ernst. „Es tut mir leid, dass ich mich bisher noch nicht um Euch gekümmert habe“, begann er.

Rylee warf lächelnd ein: „Ich bin ganz gut alleine zurechtgekommen.“

„Das weiß ich“, fuhr er fort. „Trotzdem gehört es zu meinen Aufgaben, Euch zu unterstützen. Zum anderen soll ich nach den Vorgaben der Gesellschaft auch eine gewisse Kontrollfunktion ausüben. Alle Standards und Vorgaben müssen eingehalten werden.“

Rylee stellten sich die Nackenhaare auf. Erst übergab ihr die Gesellschaft ein fast totes Haus, legte ihr Steine in den Weg, um sie zum Scheitern zu bringen, versagte dabei, die Welt vor den Fremden zu schützen und jetzt? Jetzt wollte sie kontrollieren, ob SIE Standards einhielt?

Ihr aufsteigender Zorn war ihr im Gesicht anzusehen, und Borwinkel hob rasch beide Hände. „Ich fange alles ganz falsch an. Bitte hört mir noch einen Moment zu.“

Sie nickte widerstrebend.

„Was ich sagen wollte, ist, dass normalerweise eine gewisse Zusammenarbeit in beidseitigem Interesse erfolgt, es ein gewisses gesellschaftliches Miteinander gibt, einen Austausch von Wissen …“ Er brach ab.

„Ich verstehe“, sagte Rylee, obwohl sie immer noch keine Ahnung hatte, worauf das Gespräch hinauslief.

Er zögerte und fragte: „Kann irgendjemand mithören?“

Rylee sandte in Gedanken eine Bitte an Securus Refugium, den Raum abzuschirmen. „Jetzt nicht mehr“, sagte sie. „Aber bitte erklärt endlich, was Euch zu mir führt.“

Er nickte entschlossen. „Wie ist Euer Verhältnis zu Meister Antrax?“

Der plötzliche Themenwechsel überraschte sie. „Wie kommt Ihr jetzt auf Antrax? Natürlich achte ich ihn als Oberhaupt der Gesellschaft. Aber ich habe ihn zweimal erfolglos um Hilfe gebeten! Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich ihm nicht allzu große Sympathie entgegenbringe.“

„Mit dem Haus für Hüter Percival ist er doch Eurem Wunsch gefolgt und hat sogar einen anderen Hüter, für den er das Haus eigentlich vorgesehen hatte, abgelehnt“, entgegnete Borwinkel.

Rylee verzog das Gesicht. „Nur weil er nicht wollte, dass gewisse, für ihn unangenehme Tatsachen publik werden. Es war kein erfreuliches Gespräch.“

Er dachte einen Moment darüber nach. „So etwas habe ich vermutet.“

Borwinkel atmete tief durch. „Seid Ihr sicher, dass er keine Möglichkeit hatte, hier im Haus Abhöranlagen zu installieren? Er überwacht jedwede Kommunikation der Botschaft in Frankfurt. Anrufe, Mails, alles. Ich habe einen Techniker kommen lassen und weiß, dass auch unsere Räumlichkeiten abgehört werden.“

„Warum sollte er so etwas tun?“, fragte Rylee überrascht. „Vertraut er Euch nicht?“

„Er vertraut niemandem. Deswegen will er auch eine eigene Einsatztruppe aufbauen. Eine, die nur ihm persönlich unterstellt ist.“

Antrax hatte Borwinkel zu seiner Amtseinführung durch das Portal begleitet und Rylee vorgestellt. Bei dieser Gelegenheit hatte er ihr von seinem Plan berichtet, eine eigene Einsatztruppe zu gründen, die die örtliche Exekutive verstärken sollte. Vergehen gegen Hüter oder ihre Häuser sollten von ihnen geahndet werden. Etwas Ähnliches hatte es offensichtlich bereits in früheren Zeiten gegeben. Antrax hatte in Aussicht gestellt, die Mitglieder der Einsatztruppe, sobald sie gegründet wäre, den Hütern vorzustellen.

„Ich erinnere mich“, sagte Rylee. „Zuerst habe ich seinen Plan für gar keine schlechte Idee gehalten. Als die Fremden vor einigen Monaten angegriffen haben, war nur die Truppe des Auswärtigen Amts für extraterrestrische Einreisen zu unserem Schutz da. Und ihre Interessen stimmen nicht unbedingt immer mit den unseren überein. Als ich jedoch darüber nachgedacht habe, kam mir die Vorstellung einer Eingreiftruppe, die Antrax unterstellt ist, nicht mehr so erstrebenswert vor.“

Wieder polterte es über ihnen. Diesmal dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis Ruhe einkehrte.

Borwinkel rieb sich die Augen. „Ich stimme Euch zu. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass sein Plan Vorteile hat. Aber ich habe Bedenken, dass diese Einsatzgruppe zuallererst Antrax‘ Interessen dienen soll.“

Rylee dachte einen Moment darüber nach. „Es würde mich nicht überraschen“, erklärte sie. „Aber warum erzählt Ihr mir das? Ich wüsste nicht, was wir gegen seine Pläne machen könnten?“

„Ihr habt, seit Ihr Securus Refugium übernommen habt, eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht.“ Sie wollte etwas sagen, doch er kam ihr zuvor. „Wenn man bedenkt, mit wie wenig Ihr anfangen musstet, ist es eine außergewöhnliche Leistung, die durchaus von gewissen Leuten bemerkt worden ist.“

„Leuten?“, fragte sie.

Er ignorierte die Frage und fuhr fort. „Bei allem habt Ihr Integrität und Rückgrat bewiesen und Euch sogar Antrax entgegengestellt, wenn Ihr seine Haltung für falsch angesehen habt.“

Rylee verstand immer noch nicht, worauf das Ganze hinauslief.

Borwinkel deutete ihren Gesichtsausdruck richtig. „Verzeiht, aber es ist schwierig für mich. Ich gehe ein hohes Risiko ein, wenn ich offen mit Euch spreche. Ich muss zuerst sicher sein, dass Ihr keiner von Antrax‘ Anhängern seid.“

Er schwieg und sah sie erwartungsvoll an.

Rylee überlegte. Langsam sagte sie: „Nach unseren Differenzen bin ich sicher keiner seiner Anhänger. Ich würde mich aber auch nicht als sein Feind bezeichnen. Er mag kein Rückgrat haben, aber ansonsten habe ich nicht allzu viel mit ihm zu tun. Ich will damit sagen, er stört mich nicht, und es ist mir ziemlich einerlei, was er macht.“

Borwinkel öffnete seine Mappe und reichte ihr einige Blätter mit dem Briefkopf der Gesellschaft.

Rylee nahm sie und las. Ihre Miene verfinsterte sich zusehends. „Er will die Gebühren für die Häuser verdreifachen? Und in jedem Haus Mitglieder seiner Einsatztruppe stationieren?“

Borwinkel nickte. „Lest weiter, es wird noch besser.“

Sie senkte den Kopf und überflog die restlichen Zeilen. Endlich ließ sie die Blätter sinken. „Recht auf Enteignung? Ich weiß, dass es so etwas früher gab. Immerhin wurde Percival und seinem Bruder das Haus weggenommen. Doch Antrax hat sich, als ich ihn darauf ansprach, deutlich davon distanziert.“

„Enteignungen sind seit einigen Jahren nur noch im Fall schwerer Straftaten gestattet“, sagte Borwinkel. „Diese Unterlagen wurden aus Antrax’ persönlichem Computer entwendet. Ich vermute, dass er weitreichende Änderungen einführen will, sobald er die Einsatztruppe weit genug aufgebaut hat, um sie durchsetzen zu können. Wenn man die Paragraphen, die ihre Gründung regeln, ganz genau liest, geht daraus hervor, dass sie nur ihm unterstellt ist und niemand anderem gegenüber Rechenschaft ablegen muss.“

Rylee sah ihn an. „Das gefällt mir ganz und gar nicht, aber ich weiß immer noch nicht, warum Ihr das ausgerechnet mir erzählt?“

„Ihr seid noch nicht lange in dieser Rolle und habt schon viel Mut bewiesen. Außerdem stammt Ihr von der Erde, aus Deutschland. Ich hoffe, in Euch einen gleichgesinnten Geist zu finden.“ Er schwieg einen Moment. „Ich komme von einem Planeten, auf dem ein autoritäres Regime geherrscht hat. Die Erde, insbesondere Deutschland als Amtssitz, habe ich mir wegen der herrschenden Demokratie ausgewählt. Dass Antrax meine gesamte Kommunikation überwacht, erinnert mich an meine Heimat.“

„Ich verstehe das gut“, sagte Rylee. „Und ich bedanke mich für die Information. Trotzdem weiß ich nicht, was Ihr von mir erwartet.“ Rylee glaubte, einen Anflug von Enttäuschung zu erkennen.

„Ich kann Euch leider noch nicht all meine Pläne offenbaren“, sagte Borwinkel. Rylee glaubte, einen Anflug von Enttäuschung zu erkennen. „Zunächst möchte ich noch mit anderen Hütern sprechen.“

Rylee fragte: „Ich verstehe das alles noch nicht. Zwar kenne ich mich auf diesem Gebiet überhaupt nicht aus, aber jede Gesellschaft hat doch Gesetze und Regeln. Ein Einzelner kann doch nicht einfach machen, was er will?“

„Laut der Satzung, die Antrax mir bei meiner Einstellung übergeben hat, kann er es leider. Ich war entsetzt, als ich gelesen habe, dass er alleinige Entscheidungsgewalt hat und niemandem Rechenschaft schuldig ist.“

„Nicht zu glauben“, sagte Rylee zweifelnd.