Haus der Hüterin: Band 8 - Die Rettung - Andrea Habeney - E-Book

Haus der Hüterin: Band 8 - Die Rettung E-Book

Andrea Habeney

5,0

Beschreibung

Rylee will sich gerade den verzauberten Bildern in ihrem Keller widmen, als sie endlich einen Hinweis auf den Aufenthalt der Verbrecherin Adriana erhält, die ihren Schlüssel, Symbol ihrer Stellung als Hüterin als auch Verbindungsglied zu ihrem magischen Haus Securus Refugium, gestohlen hat. Hals über Kopf startet sie mit einer Gruppe Kopfgeldjäger zu einer Rettungsmission, die nicht nur dem Schlüssel gilt. Und natürlich ist auch der Fürst der Finsternis mit von der Partie ... "Die Rettung" ist Band 8 der Fantasy-Serie "Haus der Hüterin" von Andrea Habeney. Band 1 "Das Erbe", Band 2 "Das Erwachen", Band 3 "Das leere Bild", Band 4 "Das Portal", Band 5 "Der Verrat", Band 6 "Der verschwundene Schlüssel" und Band 7 "Die Hochzeit" liegen ebenfalls bei mainbook vor. Weitere Bände folgen ...

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Das Buch

Rylee will sich gerade den verzauberten Bildern in ihrem Keller widmen, als sie endlich einen Hinweis auf den Aufenthalt der Verbrecherin Adriana erhält, die ihren Schlüssel, Symbol ihrer Stellung als Hüterin als auch Verbindungsglied zu ihrem magischen Haus Securus Refugium, gestohlen hat.

Hals über Kopf startet sie mit einer Gruppe Kopfgeldjäger zu einer Rettungsmission, die nicht nur dem Schlüssel gilt. Und natürlich ist auch der Fürst der Finsternis mit von der Partie …

„Die Rettung“ ist Band 8 der Fantasy-Serie „Haus der Hüterin“ von Andrea Habeney. Band 1 „Das Erbe“, Band 2 „Das Erwachen“, Band 3 „Das leere Bild“, Band 4 „Das Portal“, Band 5 „Der Verrat“, Band 6 „Der verschwundene Schlüssel“ und Band 7 „Die Hochzeit“ liegen ebenfalls bei mainbook vor. Weitere Bände der Serie folgen.

Zudem gibt es die ersten 3 Bände „Das Erbe“, „Das Erwachen“ und „Das leere Bild“ als Sammelband-Taschenbuch (ISBN 9783946413455)

Weitere Taschenbuch-Sammelbände werden folgen …

Die Autorin

Andrea Habeney, geboren 1964 in Frankfurt am Main, in Sachsenhausen aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie in Gießen Veterinärmedizin. 1997 folgte die Promotion. Bis 2013 führte Andrea Habeney im Westen Frankfurts eine eigene Praxis. Heute arbeitet sie als Tierärztin für eine Pharma-Firma.

Als Autorin hat sie sich einen Namen gemacht mit ihrer Frankfurter Krimi-Reihe um Kommissarin Jenny Becker: „Mörderbrunnen“ (Frühjahr 2011), „Mord ist der Liebe Tod“ (Herbst 2011), „Mord mit grüner Soße“ (April 2012), „Arsen und Apfelwein“ (2013), „Verschollen in Mainhattan“ (2014), „Apfelwein trifft Weißbier“ (Oktober 2015) und „Abgetaucht“ (November 2017).

Zudem hat Andrea Habeney zwei weitere Fantasy-E-Books bei mainbook veröffentlicht: „Elbenmacht 1: Der Auserwählte“ und „Elbenmacht 2: Das Goldene Buch“.

eISBN 978-3-947612-11-6Copyright © 2018 mainbook VerlagAlle Rechte vorbehalten

Lektorat: Gerd FischerCovergestaltung: Olaf TischerCoverbild: © Christian Müller - fotolia

Auf der Verlagshomepage finden Sie weitere spannende Taschenbücher und E-Books www.mainbook.de

Andrea Habeney

Haus der Hüterin

Band 8: Die Rettung

Fantasy-Serie

Inhalt

Das Buch

Die Autorin

Haus der Hüterin

„Hast du auch alles?“, fragte Tanita und betrachtete Rylee kritisch. „Proviant, Wasser, Pfefferspray?“

Sie fasste sie am Arm, ließ sie dann jedoch los und lachte. „Ich höre mich schon an wie deine …“ Ihr Lächeln erstarb.

„Mutter?“, hakte Rylee nach.

Tanita nickte traurig. „Sie wäre so stolz auf dich.“

Einen kurzen Moment erlaubte sich Rylee, sich vorzustellen, wie es sein könnte, wenn ihre Mutter noch am Leben wäre. Als Kind, das bei Pflegeeltern, die sie nur des Geldes wegen aufgenommen hatten, groß geworden war, hatte sie wenig Erfahrung mit Mutterliebe und Fürsorge. Aber Tanita, die Schwester ihrer verstorbenen Mutter, versuchte jetzt, das wettzumachen, und sie machte ihre Sache nicht schlecht.

Spontan umarmte Rylee sie. „Mach dir keine Sorgen und pass gut auf das Haus auf.“ Sie zwinkerte ihr zu.

Tanita als erfahrene Hüterin konnte sicher um einiges besser für Securus Refugium sorgen, als sie, Rylee, die den Job erst einige Wochen lang machte.

Entschlossen stieg Rylee in das Portal, das sie im Bruchteil einer Sekunde auf den Planeten Shangtip bringen würde.

Zwei Tage zuvor war Haus Securus Refugium voller Gäste gewesen. Rylees mütterliche Freundin Emily hatte Arthur, ihren Zwergenoberst geheiratet. Bei der Feier war es zu einem beinahe tödlich verlaufenen Zwischenfall gekommen, doch letztendlich war alles gut ausgegangen.

Endlich hatte Rylee Zeit, sich um die Belange des Hauses zu kümmern. Im Keller, genauer gesagt im Portalraum, befanden sich unzählige mittlerweile leere Bilderrahmen, die dem Transport von Waren dienten.

Rylee hatte von den Eidolonern, ihren Erschaffern, die Benutzung erlaubt bekommen, musste sie jedoch eigenhändig auf die Waren, die sie transportieren sollten, eichen. Einen ganzen Tag hatte sie mit Tanita zusammen gesessen und besprochen, was sie am dringendsten brauchen würde. Ihre nächsten Gäste brachten die Lösung. Die junge Familie, die auf den ersten Blick wie Menschen aussahen, reiste nicht durch das Portal an, sondern mit einem Raumschiff, das auf dem nahegelegenen geheimen Raumhafen gelandet war.

„Wir wollten nicht so viel Geld ausgeben“, erklärte der Vater und sah hektisch hin und her. „Mit zwei Kindern ist alles recht teuer.“ Seine fahnenartigen Ohren klappten aus und fächelten durch die Luft. Rylee, die versuchte, nicht hinzustarren, wurde an eine Sendung über Wüstentiere erinnert, die sie einmal gesehen hatte.

Sie hatten vor, bis zur Ostseeküste zu wandern und am Meer zu zelten. „Unser Planet besteht nur aus Wüste“, erklärte er weiter. „Meine Kinder haben noch nie Wasser gesehen. Unsere Flüssigkeit beziehen wir aus einer Frucht, die bei uns überall wächst.“ Er sah sie unsicher an. „Ich habe gehört, dass hier Wasser sogar getrunken wird. Wir vertragen reine Flüssigkeit nicht. Habt Ihr vielleicht Siriri-Früchte? Ohne sie …“ Seine Stimme verklang.

Rylee und Tanita sahen sich an.

„Natürlich hatte ich einen reichlichen Vorrat eingepackt“, fügte er, als er ihren Blick sah, hinzu. „Aber offensichtlich ist es gegen das Gesetz, Lebensmittel einzuführen. Man hat sie uns bei der Einreise abgenommen.“

„Wie kommt ihr darauf, ausgerechnet auf der Erde Urlaub zu machen?“, fragte Rylee.

Er lächelte seine Frau liebevoll an. „Irina hat die Werbung in einem Reisebüro gesehen. Dieses riesige Meer … Seitdem war es ihr Wunsch, es in natura zu sehen. Wir haben lange gespart.“

Rylee fragte erstaunt: „Auf Eurem Planeten werden Reisen zur Erde im Reisebüro angeboten?“

„Keine Pauschalreisen, aber Flüge und auch einige Unterkünfte“, erklärte er. „Keine davon lag allerdings am Meer. Vielleicht solltet Ihr Werbung für Euer Haus machen. Es war schwer, die Adresse herauszufinden.“

„Ich führe es noch nicht sehr lange“, antwortete Rylee mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. „Ich … denke darüber nach.“

Als sie die Familie in ihr Zimmer gebracht hatte, setzte sie sich mit Tanita zusammen. „Diese Siriri-Früchte …“

Tanita nickte. „Ich habe auch gleich daran gedacht. Sieh nach, ob es auf dem Planeten ein Portal gibt.“

Obwohl weder Tanita noch Rylee von dem Planeten gehört hatten, war er doch in den Büchern ihrer Eltern verzeichnet. Es schien, dass Besucher von Shangtip früher gar nicht so selten gewesen waren. Rylees Mutter hatte mit ihrer filigranen Schrift eine Bemerkung eingetragen, die allerdings kaum noch lesbar war. Etwas schien darauf getropft zu sein und hatte die Schrift verwischt. Sie versuchte, die unleserlichen Buchstaben zu ergänzen. „Es könnte so etwas wie ‚viele Früchte‘ heißen“, sagte sie zweifelnd.

Tanita nickte. „Das würde passen. Eine Erinnerung, viele Früchte für die Gäste von Shangtip bereit zu halten.“

Das besiegelte Rylees Entscheidung, und sie machte sich unverzüglich zur Abreise bereit.

Kaum eine Stunde später trat sie aus dem Portal, wurde von einem glühend heißen Wind empfangen und fast zurück in den Steinkreis, der hier den Ausgang bildete, geweht.

Um sich zu stabilisieren, hielt sie sich an dem rauen Stein fest und sah sich vorsichtig um. Der sandige Platz war von mindestens vier Meter hohen Mauern umgeben, die ebenfalls aus hellem Sandstein zu bestehen schienen. Das Licht war gleißend hell und stach in ihren Augen.

Zwei große Gestalten tauchten wie aus dem Nichts neben ihr auf und begrüßten sie mit einem Nicken. Ihre Gesichter waren mit Tüchern verhüllt und schützten sie so vor dem Sandsturm.

Der Sand drang Rylee in Augen und Nase und sie versuchte, ihn mit den Händen wegzureiben.

Einer der Männer, zumindest vermutete sie, dass es sich um Männer handelte, hielt ihren Arm fest. Er schüttelte den Kopf, reichte ihr ein grobes Tuch, das irgendwie nach Moschus roch und bedeutete ihr, es um den Kopf zu wickeln.

Dann gab er ihr ein Zeichen zu folgen.

Die Tür in der Mauer war durch einen bunt gemusterten Teppich verschlossen. Ihr Führer hielt ihn für sie zur Seite, und Rylee duckte sich ins Innere.

Auch hier war der Boden von Sand bedeckt. Ob beabsichtigt oder ob er herein geweht war, war auf den ersten Blick nicht ersichtlich.

Davon abgesehen war der Raum wie jedes durchschnittliche Büro auf der Erde eingerichtet. Mittig thronte ein dunkler Schreibtisch aus dunklem Holz, die Wände waren mit Aktenschränken und Regalen zugestellt.

Hinter dem Schreibtisch saß ein Mann in einem orientalisch anmutenden, bestickten Anzug. Er blickte auf, als sie den Raum betrat und nickte ihr beiläufig zu.

„Setzen Sie sich.“ Seine Stimme war tief und leicht kratzig. „Ihre Papiere bitte.“

Rylee setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und sah sich suchend nach einem Platz um, auf dem sie das Tuch ablegen konnte.

„Heimatplanet? Ziel und Grund Ihrer Reise?“, redete der Mann weiter und hielt ihr auffordernd eine Hand hin. „Ihr Ausweis?“, wiederholte er.

„Sie meinen den Personalausweis?“, fragte sie unsicher. „Von der Erde?“ Sie hatte die Portalnutzung ordnungsgemäß angemeldet. Also musste er wissen, von wo sie angereist war.

„Bitte“, bestätigte er, jetzt mit mehr als einem Anflug von Ungeduld in der Stimme.

Sie holte ihre Brieftasche heraus und reichte ihm ihren Personalausweis. „Ich möchte mit Siriri-Früchten handeln“, erklärte sie, während er ihn musterte und die Daten in ein dickes Buch schrieb. „Ich leite ein Gasthaus auf der Erde und habe gerade Gäste von Ihrem Planeten. Unglücklicherweise wurden ihnen bei der Einreise sämtliche Früchte abgenommen, und jetzt wissen sie nicht, wie sie sich auf der Erde ernähren sollen.“

Er schüttelte den Kopf. „Wir kennen das Problem. Es gibt auf Ihrem Planeten eine Frucht namens Kiwi. Sie kann kurzfristig als Ersatz dienen. Aber natürlich sind einige unserer Einwohner auf Siriri-Früchte angewiesen. Haben Sie schon eine Ausfuhrerlaubnis?“

„Nein“, sagte Rylee erschrocken. „Ich wusste nicht einmal, dass ich eine brauche.“

Er drehte sich auf dem Stuhl um und öffnete eine Schublade in einem der Aktenschränke. Dann zog er ein Blatt heraus und legte es vor sie. Rylee beugte sich vor und las. Es handelte sich um einen Antrag auf Ausführung von Siriri-Früchten auf andere Welten, der in … sie zählte noch einmal … elf Sprachen abgefasst war.

„Wie lange dauert es, bis die Ausfuhr genehmigt wird?“, fragte sie vorsichtig.

„Das kann man nie wissen“, erklärte er. „Eine Woche, ein Monat, ein Jahr … nach eurer Zeitrechnung.“

„Aber das geht nicht!“, fuhr Rylee auf. „Die Leute sind jetzt in meinem Haus und brauchen Nahrung!“ Sie überlegte fieberhaft. „Ich will auch nicht direkt Früchte ausführen. Ich kann sie teleportieren. Mit Hilfe eines Bilderrahmens. Ich muss nur einmal eine Frucht darauf legen.“

Mit stoischer Miene öffnete er eine weitere Schublade. Wieder legte er ein Blatt vor sie. Diesmal handelte es sich um einen Antrag auf Erlaubnis zur Teleportation und anderweitige Verbringung von Siriri-Früchten auf andere Planeten.

Verzagt sah Rylee auf, nachdem sie ihn gelesen hatte.

„Gibt es keine andere Möglichkeit?“

„Nein“, sagte er gelangweilt. „Und kommt nicht auf die Idee, Euch über die Vorschriften hinweg zu setzen. Vergehen gegen unsere Gesetze werden hart geahndet.“

„Natürlich“, sagte Rylee und erhob sich. „Dann … reise ich am besten wieder ab.“

„Ich bitte euch!“ Seine Stimme hatte plötzlich den beamtenmäßigen Klang verloren. „Ihr werdet doch nicht abreisen, ohne unsere wunderschöne Stadt zu besuchen. Seht euch um. Genießt die Attraktionen. Die Menschen hier sind sehr gastfreundlich!“

Rylee wollte spontan verneinen, überlegte es sich jedoch anders. Vielleicht ergab sich ja doch noch eine Möglichkeit, legal an Früchte zu kommen. Und außerdem war sie neugierig.

„Ich kenne Eure Welt nicht. Ist es ungefährlich für mich?“

Er stand auf und kam auf sie zu. „Aber ja. Wir sind ein hochzivilisiertes Volk. Ihr seid in der Stadt völlig sicher. Mein Adjutant zeigt Euch den Weg.“

Sie schnappte sich ihr Tuch, reichte ihm die Hand und ließ sich so aus dem Stuhl ziehen. Er führte sie zur Tür und verbeugte sich andeutungsweise. Dann wandte er sich ab und ging zurück zum Schreibtisch.

Rylee trat durch den Vorhang nach draußen. Sofort wehte ihr wieder Sand in Nase und Augen und sie presste rasch das Tuch vors Gesicht.

Einer der beiden Männer, die sie in Empfang genommen hatten, wies mit einer Handbewegung den Weg. Eine weitere Tür wartete, mehr ein bogenförmiger Durchgang, in dem sie nur Dunkelheit erkannte.

Kaum war sie in seinem Schutz, erstarb das Dröhnen des Windes. Erleichtert ließ sie das Tuch sinken.

Ihr Führer öffnete ein Holztor auf der anderen Seite des Durchgangs und verbeugte sich. „Willkommen in Drak Taron.“

Rylee dankte ihm und ging an ihm vorbei ins Licht.

Sie taumelte zurück und suchte Halt am Torrahmen. Die Eindrücke waren zu überwältigend. Ihre Sinne spielten verrückt, als ein Crescendo von Licht, Lärm und Gerüchen auf sie einprasselte.

Es dauerte einen Moment, bis sie sich gefangen hatte. Als sie wieder fest auf ihren Füßen stand, wagte sie einen Schritt in die farbige Welt von Drak Taron.

Hier gab es zwar überall Sand, aber keinen Wind. Ein Blick zur Seite zeigte ihr, warum. Die Ansiedlung war von einer mindestens fünf Meter hohen Mauer aus ockerfarbenem Sandstein eingefasst, die den Wind und den Sand, den er mitführte, abhielt. Überall wimmelte es von Leben. Farbige Zelte standen ohne erkennbare Ordnung dicht an dicht. Menschen, sie nannte sie der Einfachheit halber in Gedanken so, in bunten Kleidern LIEF zwischen ihnen herum. Aus verschiedenen Richtungen hörte sie eine merkwürdige Musik und die Gerüche, die auf sie eindrangen, machten sie schwindelig.

Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und drang in das Gewimmel zwischen den Zelten ein. Sie folgte dem Strom der Menschen und war bald völlig orientierungslos.

Hoffentlich, dachte sie, würde sie jemals zurück zum Ausgang finden.

Dieses Problem verschob sie jedoch auf später, zu faszinierend war dieser Ort. Fremdartige Waren waren vor oder in fast jedem Zelt aufgestapelt, und sie konnte sich nicht sattsehen an den vielen Farben.

Nur wenige Einzelheiten unterschieden die Einwohner von Menschen. Ihre Augen waren mandelförmig und leicht schräg gestellt und ihre Nasenöffnungen schienen schmaler, vermutlich um mehr Schutz vor dem allgegenwärtigen Sand zu geben.

Ihre Hautfarbe variierte von einem hellen Bronzeton bis zu einem tiefen Rotbraun. Zwischen ihnen waren Angehörige anderer Rassen zu sehen, die handelten oder der Musik der Straßenkünstler zuhörten und dabei an den kleinen Kuchen knabberten, die überall verkauft wurden.

Obwohl Rylee sich vorgenommen hatte, auf anderen Planeten nichts zu sich zu nehmen, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen.

Ein dicker Händler verkaufte ihr einen süßen, klebrigen Kuchen und ein schwarzes, nach Kaffee duftendes Getränk, nachdem er sie vorher zu einem Geldwechsler geschickt hatte, der seinen Stand gleich neben dem seinen hatte.

Für fünf Euro erhielt Rylee ein paar silberne Münzen. Sie hatte keine Ahnung, ob der Tausch korrekt gewesen war und welchen Wert die Münzen hier hatten, eine davon reichte jedoch, um den Kuchen und das Getränk zu bezahlen.

Dann sah sie endlich einen Stand mit Obst und getrockneten Kräutern und ließ die Augen suchend über die Auslage schweifen.

Ein schmerbäuchiger Händler näherte sich ihr mit einem gewinnenden Lächeln. „Was kann ich der wunderschönen Dame zeigen? Ich habe frische Kaliskopis aus dem fernen Malalaka. Oder wollt Ihr vielleicht einen Kuchen backen? Meine Pflumlis sind exquisit!“

„Nein danke“, antwortete Rylee. „Ich suche Siriri-Früchte.“

Der Händler lächelte unverändert, seine kleinen Augen fixierten jedoch jetzt nicht mehr sie, sondern huschten hin und her. „Aber schöne Frau. Natürlich. Kommt bitte mit nach hinten ins Zelt.“

Mit einem unsicheren Blick in die Runde folgte Rylee ihm durch eine Lücke in der Zeltbahn. Das Innere war üppig mit Teppichen und Kissen ausgestattet. An den Wänden standen große Truhen und gedämpftes Licht erhellte das Zentrum, ließ jedoch die Ecken im Dunkeln.

„Bitte setzt euch“, sagte der Händler jetzt geschäftsmäßig. „Wie viel wollt Ihr? Eine Frucht?“

„Eine reicht“, sagte Rylee vorsichtig. „Was kostet sie?“

Er sah zum Himmel. „Ich gebe Euch eine für … lasst mich sehen … für eine schöne Frau wie Euch … drei Kropstaks.“

Rylee hatte keine Ahnung, was ein Kropstak war. Sie kramte in ihrer Tasche und zeigte ihm die Silberstücke.

Er schüttelte den Kopf. „Etwa zehn Mal so viel.“

„Für eine Frucht?“, entfuhr es Rylee.

Er starrte sie an. Alle Freundlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. „Habt Ihr überhaupt genug Geld? Wenn ich es mir recht überlege: Seid Ihr sicher, dass Ihr kaufen wollt? Ihr seid nicht zufällig eine Spionin der Ausfuhrbehörde? Ich halte alle Gesetze ein!“

Seine Stimme war immer lauter geworden. Rylee wollte ihm gerade versichern, dass sie mitnichten ein Spion war, als die Zeltplane schwungvoll aufgerissen wurde. Ein junger, kostbar gekleideter Mann kam ins Zelt gerannt und stürzte, ohne Rylee zu beachten, auf den Händler zu.

„Ibashi, du musst mir sofort etwas geben. Ich musste meine Geschäftsreise verlängern, und meine dämliche Frau hat alle Vorräte aufgebraucht.“

Dann erst fiel sein Blick auf Rylee, und er riss sich sichtlich zusammen. „Tut mir leid, aber es ist … wirklich dringend.“

Dem mit Ibashi angesprochenen Händler war der Auftritt des Mannes sichtlich peinlich. „Mylord, bitte beruhigt Euch. Ich gebe Euch sofort Eure übliche Portion. Hätte ich gewusst …“

Seine Stimme verklang, während er mit einem Schlüssel eine der Truhen aufschloss.

Rylee konnte nicht sehen, was er tat, als er sich umdrehte hielt er jedoch einen schwarzen Stoffbeutel in der Hand.

Der ungeduldige Kunde trat auf ihn zu, riss ihm den Beutel aus der Hand und öffnete ihn. Er nahm hastig eine Frucht heraus und biss hinein. Ihr Saft rann über sein Kinn. Wenige Sekunden später ging schlagartig eine Veränderung mit ihm vor. Seine Gesichtszüge entspannten sich, und er kaute mit einem verzückten Ausdruck. Seine ganze Haltung hatte jede Aggression und Ungeduld verloren. Während er noch einmal herzhaft in die Frucht biss, zog er mit der anderen Hand einen kleinen Lederbeutel aus der Tasche, in dem es klimperte, und reichte ihn dem Händler. „Bis zum nächsten Mal!“

Beim Hinausgehen wandte er sich Rylee zu und deutete eine Verbeugung an. „Bitte verzeiht mein ungehöriges Benehmen. Ich versteht sicher.“

Rylee nickte und er verließ das Zelt. In der Tat verstand sie. Sie wusste jetzt, warum ein so großes Bohei um die Siriri-Früchte gemacht wurde. Sie enthielten irgendwelche süchtig machenden Drogen. Wut stieg in ihr hoch. Wie konnten diese Gäste es wagen, ihr Lügen aufzutischen und sie auf der Jagd nach Drogen bis zu einem weit entfernten Planeten reisen zu lassen. Natürlich durfte man die Früchte nicht so einfach exportieren. Warum hatte sie der Beamte bei ihrer Einreise nicht aufgeklärt?

Sie gab sich selbst die Antwort. Vermutlich waren die Behörden nicht gerade stolz, dass ein Großteil ihrer Bevölkerung auf Drogen war.

Sie stand auf. „Ich verstehe jetzt“, sagte sie hoheitsvoll zu dem Händler, der noch neben der geöffneten Truhe stand und sie erwartungsvoll ansah. „Ich wusste nichts von der Wirkung der Früchte. Und ich brauche keine mehr. Es tut mir leid, wenn ich Euch unnötig Mühe gemacht habe.“

„Aber nicht doch“, beeilte er sich zu versichern. Sein Lächeln kehrte langsam zurück. „Vielleicht kauft Ihr eines Tages etwas anderes bei mir!“

„Vielleicht“, gab sie ihm zur Antwort und ließ sich von ihm hinaus geleiten.

Der Spaß am Erkunden der Stadt war ihr verdorben. Sie sah sich suchend um und überlegte, in welcher Richtung der Ausgang zum Portal war. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel, und es wurde ungemütlich warm. Ein anderer Händler wies ihr auf ihre Frage hin den Weg.

Sie sah die Stadt und die Menschen jetzt mit gänzlich anderen Augen. Das allgegenwärtige Lächeln schien ihr falsch, und sie witterte hinter jedem Stand ein Drogenlager.

Erleichtert sah sie die Tür in der Mauer und den Wächter, der davor stand. Er schien sie zu erkennen und ließ sie mit einem Nicken passieren.

Als sie ohne Umwege zum Portal laufen wollte, hielt er sie jedoch auf. „Ihr müsst vor der Ausreise zur Kontrolle“, teilte er ihr mit und wies mit der Hand zu dem Zimmer, in dem sie vorher mit dem Beamten gesprochen hatte. Er klopfte an, öffnete die Tür und ließ sie durchgehen.

Rylee konnte nicht an sich halten. „Drogen also. Bei Ihren Früchten handelt es sich um nichts anderes als Drogen! Warum haben Sie mir das verschwiegen?“

Der Mann hatte sich halb erhoben, sich dann aber wieder auf seinen Stuhl sinken lassen.

„Ein mildes Stimulans, das niemandem schadet. Für Fremde, die nicht daran gewöhnt sind, ist es allerdings gefährlich. Deshalb dürfen die Früchte nicht ausgeführt werden. Ihre Gäste dürften sie geschmuggelt haben. Zum Glück passt Ihr Zoll besser auf.“

„Noch einmal“, wiederholte Rylee. „Warum haben Sie mir bei meiner Einreise nichts davon gesagt?“

Er sah unbehaglich weg. „Wir sind nicht stolz auf unser … Problem.“