HdW-B 007: Quendolain - Erno Fischer - E-Book

HdW-B 007: Quendolain E-Book

Erno Fischer

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Beschreibung

HdW-B 007: Quendolain
Erno Fischer: »Das Geheimnis des Sternenvogts – dritter Teil des Vergangenheitszyklusses!«

Ein Experiment entartet zu einer Katastrophe, die die Erde bedroht. Außerdem nehmen die Psychonauten ihre Verdrängung nicht so ohne Weiteres hin, sondern setzen sich zur Wehr. Und es gibt noch andere Unzufriedene, die gegen die Allmacht von Ultimate, dem Konzern der Konzerne, protestieren...
Zu allem Überfluss mischen sich außerirdische Zivilisationen ein, die vor der technischen Anwendung des Überlichtfluges und ihrer unmittelbaren und drastischen Störung des Raum-Zeit-Gefüges eindringlich warnen. Ihr »Botschafter von den Sternen« ist das Wesen Soschnyz-Baschraz-Som.
Inzwischen ist die prognostizierte Katastrophe zumindest im irdischen Sonnensystem längst Wirklichkeit geworden. Eine der unmittelbar betroffenen Personen ist Captain Quendolain, weibliches Mitglied der berüchtigten Raumgarden. Sie hat sich drastisch verändert und wurde mit Leidensgenossen gefangengesetzt. Und dann...
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Impressum:
Die Bände 19 bis 22 von HERR DER WELTEN hier in einem Buch zusammengefasst!

ISSN 1614-3302
Copyright neu 2015 by HARY-PRODUCTION, Canadastraße 30, D-66482 Zweibrücken, Telefon: 06332 48 11 50, HaryPro.de, eMail: [email protected]
Sämtliche Rechte vorbehalten!
Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von
HARY-PRODUCTION!

Coverhintergrund: Anistasius
Titelbild: Gerhard Börnsen

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Erno Fischer

HdW-B 007: Quendolain

Die Bände 19 bis 22 von HERR DER WELTEN hier in einem Buch zusammengefasst!

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG81371 München

HdW-B 007:

 

Quendolain

 

Erno Fischer

 

»Das Geheimnis des Sternenvogts – dritter Teil des Vergangenheitszyklusses!«

Impressum

ISSN 1614-3302

Copyright neu 2015 by HARY-PRODUCTION

Canadastraße 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332 48 11 50 * Fax: 01805 060 343 768 39

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Dieses Buch basiert auf den Bänden 19 bis 22 der gleichnamigen Serie!

Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

Lektorat: David Geiger

Covergestaltung: Anistasius

Copyright Titelbild: Gerhard Börnsen,

Steinruther Str. 13, D-58093 Hagen

Einführung

Irgendwann in fernster Zukunft: Viele tausend Welten sind von Menschen besiedelt. Überlichtschnelle Flüge sind verboten, weil es sich erwiesen hat, dass diese auf Dauer das energetische Gleichgewicht des Universums und somit das Raum-Zeit-Gefüge stören, was in manchen Bereichen des Universums in der Vergangenheit zu schrecklichen Katastrophen führte.

Die von Menschen besiedelten Welten haben keinen direkten Kontakt miteinander, da es keine überlichtschnellen Kommunikationsmöglichkeiten gibt. Dennoch entstand im Verlauf der Jahrtausende ein funktionierendes Handelssystem: Riesige Container-Schiffe sind im Unterlichtflug unterwegs zu ihren Zielwelten, mit mannigfaltigen Waren bestückt. Sie sind teilweise Jahrtausende unterwegs, um ihr Ziel zu erreichen, aber da der Strom der Handelscontainer niemals abreißt, werden die Planeten untereinander reibungslos versorgt.

Die Erde beispielsweise ist eine gigantische »Zuchtanstalt für Menschenmaterial« - dem wichtigsten »Exportartikel« für die Erde. Die Betreffenden werden in Tiefschlaf versetzt, bevor sie auf den Weg gehen. Ein übriges tut die Zeitdilatation, so dass sie unbeschadet den langen Flug überstehen.

Dieses komplizierte Handelssystem ist natürlich hochempfindlich - und muss überwacht werden. Dafür zuständig ist der Sternenvogt - der HERR DER WELTEN! Nur ein Sternenvogt besitzt das Monopol des Überlichtfluges, um seiner Aufgabe auch gerecht werden zu können. Aber dieser verhältnismäßig minimale Einsatz des Überlichtfluges hat keine negativen Auswirkungen auf die universale Ordnung.

Es gibt mehr als nur einen Sternenvogt, doch das Universum ist groß genug für alle - und so begegnen sie sich untereinander nur, wenn es unbedingt nötig erscheint...

Vorwort

John Willard, geboren auf einer unmenschlichen Erde, wird unter dramatischen Umständen der »Diener des Sternenvogts«, denn dieser geht selten persönlich in einen notwendig werdenden Einsatz, um die sogenannte universale Ordnung zu sichern. Sein Diener fungiert als eine Art Stuntman.

Der erste Einsatz führt John Willard auf den »Planeten der Amazonen«: Aufgrund von Umwelteinflüssen kommen hier nur Frauen zur Welt. Um ihren Fortbestand zu sichern, müssen sie Männer von der Erde »importieren«. Und jetzt haben sie das Geheimnis des Überlichtfluges enträtselt und sagen dem Handelssystem den Kampf an.

Es gibt einen Bereich im Weltall, in dem Handelscontainer einfach verschwinden. John Willard findet hier eine Art »Miniuniversum«, das durch radikal veränderte Naturgesetze entstand. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als einzudringen, obwohl es noch niemals zuvor eine Rückkehr von hier gab.

Es gelingt John das bislang Unmögliche - und er kehrt zurück. Inzwischen hat der Sternenvogt einen zweiten Diener - einen kampfstarken intelligenten Androiden: Bron! Und der nächste Einsatz wartet bereits: Johns Bewusstsein wird ausgetauscht mit dem Bewusstsein eines jungen Mannes namens Bereter. Er ist ein sogenannter Sucher - unterwegs in einer alptraumhaften Welt, die durch das Kollektiv der Träumer entstanden ist. Als Bereter kann sich John nicht an seine eigentliche Identität erinnern. Seine Aufgabe ist es, das Geheimnis der Traumwelt zu ergründen und den nicht abbrechbaren Traum in Bahnen zu lenken, die keine Gefahr mehr für die universale Ordnung bedeuten, ausgehend vom »Planeten der Träumer«. Kommt er als Bereter zu Tode, ist dies auch sein Ende als John Willard. Aber er hat eine wichtige Unterstützung auf seinem Weg: Bron!

John Willard überlebt nicht nur als Bereter, sondern er bewährt sich. Kein Wunder, dass der Sternenvogt das gleiche Prinzip auch beim nächsten Einsatz beibehält: Johns Bewusstsein wird diesmal mit dem Bewusstsein eines Mannes namens Karem Eklund ausgetauscht - auf einer Welt der krassen Gegensätze. Die Bewohner glauben, auf der Erde zu sein. Sie leben großenteils in einer halbzerverfallenen Stadt, die schier den halben Planeten umspannt. Es gibt allerdings einen Bereich, wo sie keinerlei Zugang haben: Das ist der Bereich der Unsterblichen, die sich mittels einer riesigen Energieglocke gegen alles schützen, was von außen Einfluss nehmen könnte.

John soll als Karem Eklund die Zusammenhänge klären - und vor allem prüfen, ob von hier eine Gefahr ausgeht und ob diese Welt vielleicht sogar Aufnahme finden könnte in den Handelsverband.

Nach dem Bestehen (und vor allem »Überstehen«) auch dieser Aufgabe macht der Sternenvogt John zu einem PSI-Menschen - und beweist damit, welche unvorstellbaren Möglichkeiten er eigentlich hat. Nach einer entsprechenden Ausbildung, in der John lernt, mit seinen neuen Fähigkeiten umzugehen, muss er in den Bereich des sogenannten Weißen Planeten - eine Zone, die sich energetisch vom übrigen Universum abkapselt. Dies ist eine tickende energetische Zeitbombe, die John entschärfen soll. Dabei gibt es nur eine Alternative: Das Rätsel lösen - oder sterben!

Danach nimmt der Sternenvogt John Willard wieder alle PSI-Fähigkeiten, die er für den Einsatz benötigt hat - und beginnt, das Rätsel seiner eigenen Herkunft - und vor allem seiner Bestimmung zu lösen. Er lässt die fernste Vergangenheit virtuell neu entstehen, um John teilhaben zu lassen an Schlüsselereignissen zu einer Zeit, als der Mensch erst seit wenigen Jahrhunderten den Weg ins All gefunden hatte. Er tat dies damals mittels eben der PSI-Menschen. Doch der irdische Ultimate-Konzern arbeitet an einem »technischen Ersatz« (genannt: Ultimatecraft), nicht nur, um die PSI-Menschen (die man aufgrund ihrer besonderen Aufgabe in der interstellaren Raumfahrt PSYCHONAUTEN nennt) abzulösen, sondern vor allem, um sich künftig das alleinige Monopol für die überlichtschnelle Raumfahrt zu sichern. Aber es gibt schon von Anbeginn an Probleme. Ein Experiment entartet gar zu einer Katastrophe, die die Erde bedroht. Außerdem nehmen die Psychonauten ihre Verdrängung nicht so ohne Weiteres hin, sondern setzen sich zur Wehr. Und es gibt noch andere Unzufriedene, die gegen die Allmacht von Ultimate protestieren... Zu allem Überfluss mischen sich außerirdische Zivilisationen ein, die vor der technischen Anwendung des Überlichtfluges und ihrer unmittelbaren und drastischen Störung des Raum-Zeit-Gefüges eindringlich warnen. Ihr »Botschafter von den Sternen« ist das Wesen Soschnyz-Baschraz-Som.

Inzwischen ist die prognostizierte Katastrophe zumindest im irdischen Sonnensystem längst Wirklichkeit geworden. Eine der unmittelbar betroffenen Personen ist Captain Quendolain, weibliches Mitglied der berüchtigten Raumgarden. Sie hat sich drastisch verändert und wurde mit Leidensgenossen gefangengesetzt. Und dann...

1

Captain Quendolain stellte sich das Bild des Trabanten Smaragd, der durch die Ultimate-Katastrophe total entartete, so intensiv vor, dass sie glaubte, direkt auf ihn zu sehen. Sie spürte die Kräfte, die auf ihm herrschten. Er gehörte nicht mehr in das Normaluniversum, sondern bildete eine eigene Sphäre - irgendwo zwischen hier und drüben in Hyperraum!

Nein, diese Erkenntnis konnte nicht allein in ihrem Gehirn entstanden sein: Captain Quendolain spürte es tatsächlich!

PSI! Bei der Raumsphinx, die Kräfte sind wieder in mir erwacht!

Sie dachte an das Labor des lunaren Gefängnistraktes, in dem sie gefangen waren, an Genius Lauder und die anderen.

Schon tauchten die Wissenschaftler auf. Captain Quendolain hatte nach wie vor die Augen geschlossen, trotzdem sah sie alles, hörte sie alles - sogar die Gedanken der Wissenschaftler!

Nein! korrigierte sie sich. Ich kann zwar feststellen, dass sie denken und was sie empfinden, aber ich kann mit den Gedanken nichts anfangen. Diese Menschen wurden irgendwann gegen Telepathie immunisiert. Kein Wunder, denn ihr Spezialgebiet ist das Beschäftigen mit Psychonautenkräften. Das konnten sie nicht, wenn ihre »Studienobjekte« Einfluss auf ihr Denken nehmen konnten.

Es juckte Quendolain in den Fingern, ihr Glück zu versuchen und in die Gedanken von Lauder einzudringen, trotz dessen Immunisierung. Würde es funktionieren?

Im letzten Moment schreckte sie davor zurück. Der Genius würde es merken und sein Vertrauen in sie verlieren. Das durfte sie nicht riskieren.

Meine Stunde kommt noch!, dachte Captain Quendolain.

Es war der Zeitpunkt, an dem der Schmerz im Gehirn entstand!

Die Neuronen des Gehirns waren nicht in der Lage, Schmerz zu empfinden. Es musste sich also um eine Täuschung handeln.

Quendolain vermochte es nicht zu entscheiden.

Da war das drohende Schwarz der Bewusstlosigkeit.

Ein gellender Schrei. Kam er aus ihrem eigenen Mund?

Noch einmal versuchte sie, das Bild des Raums zu sehen. Nur Schatten waren erkennbar. Die Wissenschaftler verfielen in Hektik.

Verrat! schrien Quendolains Gedanken. Lauder hat mich hereingelegt. Was hat er wirklich vor mit mir?

*

Der Schmerz wurde grausamer, unerträglich, löschte ihre Gedanken, spülte sie hinüber ins Dunkel des Vergessens.

Doch Quendolain vergaß nicht. Sie passierte das Dunkel und geriet ins Licht.

Eine Stimme, wie aus weiter Entfernung: »Sie stirbt!«

War das nicht die Stimme von Lauder? Es war Captain Quendolain egal. Wo sie sich jetzt befand, gab es keine Schmerzen mehr, keine Pein, sondern nur Licht und angenehme Behaglichkeit.

Sie versuchte, mehr herauszubekommen, etwas von ihrer Umgebung zu erkennen.

Das gelang nicht.

Sie wollte sich bewegen.

Wie, wenn man keinen Körper mehr hat?

Keinen Körper mehr! Ihre Gedanken schrien es. Sie schwebte hin und her. Keinen Körper mehr!

Diffuse Schatten im lichterfüllten Nichts. Sie rasten heran, verwandelten sich dabei in furchterregende Fratzen, lösten sich auf in wallende Nebelschleier ohne feste Konturen, erreichten sie, glitten durch sie hindurch.

Durch sie hindurch!

Mit irgendeinem unbegreiflichen Sinn sah Captain Quendolain, wie die Schatten davonrasten.

Aber dann kamen immer mehr von diesen Schatten. Es wurde dunkler.

Nein, nicht schon wieder in diese Finsternis! begehrte sie auf. Dann beginnt sicher wieder diese wahnsinnige Pein!

Sie irrte. Zwar wurde es wieder finster, aber das war keineswegs mit Qualen verbunden. Captain Quendolain spürte überhaupt nichts. Sie war schwerelos, körperlos, ohne Empfinden. Selbst die Angst vor einer Rückkehr verschwand.

Sie machte der neugierigen Gleichgültigkeit eines Kleinkindes Platz, das mit unwissenden Augen in eine unbegreifliche Welt blickte.

»Sie stirbt!« Erneut diese Stimme. Ja, es mochte sich um Lauder handeln. Wen meinte er mit seinen Worten?

»Was ist denn passiert?«

»Kümmern Sie sich um die Atmung!“, wurde der Fragende von Lauder angeherrscht. »Ihre Gehirnströme haben sich plötzlich verändert. Wir wollten dem nachspüren, schickten Reizströme in ihr Gehirn und...«

Eine Frau: »Als würde ihr Geist vor dieser Vergewaltigung fliehen!« Tonlos klang das, und eine Spur Furcht schien mitzuschwingen.

Ich bin wahnsinnig geworden!, dachte Captain Quendolain. Eine tonlose Stimme, in der eine Spur Furcht mitschwingt? Bin ich ein Kind mit unwissenden Augen? Wieso sehe ich von den Wissenschaftlern nur Skelette? Sind es Tote, die sich meines Körpers annehmen, um ihn zu martern?

Nein, Lauder hat ein Gesicht. Aber es ist durchsichtig!

Er sagt: »Wir müssen sie retten!« Und er denkt: »Interessant, sehr interessant! Ich erhöhe die Reizströme. Verdammt, wenn sie jetzt doch stirbt? Sie ist unser wertvollstes Studienbeispiel. Die Hälfte ihrer Besatzung ging drauf. Die anderen befinden sich in einer Gemeinschaftszelle. Sie sind völlig apathisch, wie dem Wahnsinn verfallen. Und die Captain hat all die Torturen überstanden. Ja, ich gebe noch Reizströme. Ein Geist, der flüchtet? Wohin?

In den Tod?

Nein! wollte ihm Captain Quendolain zurufen, nicht in den Tod, sondern in ein anderes Leben - drüben in Hyperraum. Ich bin nur noch hier, weil mein lebender Körper hier ist. Er ist nichts mehr als nur ein Medium für meinen Geist, der nicht mehr in das Normaluniversum gehört. Ich bin ein Teil von Hyperraum. Du hast mich belogen, Lauder. Das Gespräch in meinem Beisein war eine Finte. Jetzt weiß ich es, und ich weiß, dass die Toten nicht tot sind. Ihre Seelen sind frei! Ja, frei!

Erhöhe die Reizströme, und ich werde ihnen folgen!

2

Nein, ich darf nicht abtreten! schrien ihre Gedanken in einem letzten Aufbegehren. Diese verruchte Brut mit ihrer Ultimatecraft. Das Sonnensystem wird untergehen und mit ihm Milliarden von Menschen. Man muss sie warnen, sie zu retten versuchen. Und Ultimatecraft muss vernichtet werden, sonst finde ich auch keine Ruhe in Hyperraum!

PSI!

Das war das Wort, an das sie sich klammerte.

Fast konnte man sagen, sie hätte schon eine Art Routine entwickelt.

Sie mobilisierte ihre Kräfte, ging diesmal gezielt gegen den Schmerz vor, bekämpfte ihn.

Die Reizströme. Es war ihr, als könnte sie die Ströme sehen! Ein ständiger, quälender Fluss, der in ihren Gehirnwindungen wütete wie ätzende Säure. Sie griff danach, schichtete Dämme auf, drängte den Strom zurück. Wütend und ungestüm. Sie verfolgte den Strom bis zu seinem Ursprung.

Wie ein Säurebrunnen war der Apparat. Und er förderte immer mehr zutage.

Captain Quendolain zerschmetterte das Gerät. Es gab eine laute Explosion. Qualm stieg auf. Flammen schlugen aus dem Gehäuse. Es roch stark nach Ozon.

Captain Quendolain öffnete die Augen. Sie bekam das Chaos mit ihren normalen, menschlichen Sinnen mit.

Genius Lauder starrte sie an wie ein Gespenst.

»Wie - wie haben Sie das gemacht!« In seinem Gesicht stand das Todesurteil. Er stufte Captain Quendolain als zu gefährlich ein und hatte den Gedanken, sie zu vernichten.

Das wirst du nicht tun!, dachte Quendolain intensiv. Hatte sie vorhin, in diesem unbeschreiblichen Zustand zwischen Wahn und Wirklichkeit, deutlich die Gedanken von Lauder gelesen? Warum sollte es diesmal nicht möglich sein?

Es war möglich!

Und er gehorchte ihrem Befehl! Sein Widerstand erlahmte, noch ehe er richtig aufgekeimt war.

Captain Quendolain richtete sich auf. Die Riemen ignorierte sie einfach. Sie zerrissen wie Papier.

Die Wissenschaftler sahen sie entsetzt an. Außer Genius Lauder. Er lächelte entspannt. Wie ein Baby in der Wiege, kurz vor dem Einschlafen. Quendolain suggerierte ihm ein, dass alles richtig war, was sie tat - uneingeschränkt.

Ihre Augen fixierten die Wissenschaftler. Die zwei Männer und die beiden Frauen hatten den Eindruck, sie würde alle gleichzeitig anblicken.

»Es ist alles in Ordnung!“, murmelte Captain Quendolain. »Ich bin eure Herrin, die Captain Quendolain. Ihr gehorcht mir bis in den Tod! Alles, was ich tue, ist richtig und gut. Ihr gehorcht! Ihr gehorcht! Nur noch einen Herrn gibt es für euch: mich! Bis in euren Tod!« Es war mehr als genug. Die Wissenschaftler entspannten sich. Die Todesangst und das Grauen fielen von ihnen ab wie ein zu unbequemes Kleidungsstück. Sie lächelten wie Genius Lauder.

»Was wollen wir jetzt tun, Lauder?“, erkundigte sich Quendolain ruhig.

»Alles, was Sie befehlen, ehrwürdige Captain!«

»Das wirst du nie bei anderen zugeben, hörst du?«

»Jawohl, ehrwürdige Captain!«

»Vergiss es nie!«

»Nein, ich vergesse es nie!«

»Und jetzt will ich endlich zu meinen Leuten! Und Sie reden mit mir ganz normal - wie zu einer Gefangenen des Ultimatekonzerns. Sämtliche Befehle erhalten sie telepathisch.«

»Jawohl, ehrwürdige Captain!«

Es war das letzte Mal, dass er sie so anredete. Genius Lauder winkte den anderen zu. Sie packten die Captain und drückten sie mit sanfter Gewalt auf die Liege zurück. Quendolain schloss die Augen.

Lauder alarmierte die Garden. Drei Gardisten tauchten in der aufgleitenden Tür auf. Ihre Paralyser drohten.

Lauder deutete auf die Liege.

»Bringt sie in die Zelle zu den anderen! Im Moment ist sie nicht mehr zu gebrauchen. Aber seid vorsichtig. Sie hat die Riemen zerrissen.«

Die Gardisten blickten sich erstaunt um, sahen das zerstörte Gerät und die herunterhängenden Sonden, die sich wie von selbst aus dem Körper der Captain zurückgezogen hatten.

Sie mussten den Eindruck gewinnen, als habe es einen Unfall gegeben.

Die Sonden konnten durchaus auch von den Wissenschaftlern selbst entfernt worden sein.

Lauder wollte ihr Misstrauen zerstreuen. Gardisten waren intelligente, ausgesuchte Leute. Nicht nur Kämpfer, sondern trotz ihrer Konditionierung Menschen, denen man so leicht nichts vormachen konnte.

Lauder musste dem Rechnung tragen!

Er deutete auf das zerstörte Gerät

»Ein Defekt!“, erklärte er. Die Reizströme flossen durch den Körper der Captain. Ihre Muskeln verkrampften sich. Die zerrissenen Riemen zeigen, was da bei herauskam. Ich hatte niemals gedacht, dass in einem weiblichen Körper soviel Kraft stecken könnte. Nun, es ist halt eine Captain.«

Das genügte.

»Eine ehemalige Captain!“, berichtigte einer der Gardisten. Doch war ihm anzusehen, dass ihm das Kompliment imponierte.

Sie sind Menschen geblieben, dachte Lauder, trotz ihrer Konditionierung.

Er sah, wie sie Captain Quendolain abtransportierten. Dazu benutzten sie eine Schwebeliege.

Die Gardisten, die hier unten in den geheimen Labors Dienst versahen, waren ausgebildete Sanitäter. Genius Lauder folgte ihnen. Die anderen Wissenschaftler seines Teams, die dienstbeflissen nacheilen wollten, winkte er zurück. Sie wurden nicht gebraucht.

Lauder betrachtete die nur scheinbar Bewusstlose.

Ehrwürdige Captain!, dachte er. Sie brauchen nichts zu befürchten. Die Gardisten haben keinen Verdacht geschöpft!

Ich weiß! antworteten ihre Gedanken. Ich kann in ihren Hirnen lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch. Du hast gut reagiert, Genius Lauder, treuer Diener.

Ich folge Ihnen bis in den Tod!

Kannst du dir schon denken, was ich vorhabe?

Nein, ehrwürdige Captain!

Ich habe keinen fertigen Plan. Alles hängt davon ab, was sich mit den Überlebenden meiner Besatzung anfangen lässt:

Aber höre zu...

Lauder hörte zu. Er war hundertprozentig im Bann der Captain. Das war der einzige Grund, warum er bei dem, was sie ihm auf telepathischem Wege mitteilte, nicht das kalte Grausen spürte.

*

Sie warteten, und ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. In der Zwischenzeit formierten sich die fünf Schiffe, die noch zu ihrem Verband gehörten.

Genius Dirk van Meren maulte: »Die LUNA 10 ist also vollkommen ausgefallen. Und wie steht es mit einem Ersatz?«

»Ersatz? Der Ultimatecraft-Projektor an Bord der LUNA 10 ist unbrauchbar geworden, und so schnell können Sie keinen weiteren bauen, oder?«

Genius Dirk van Meren knirschte mit den Zähnen.

»Unter den vorliegenden Umständen wohl kaum!« Er deutete auf einen Nebenschirm. Darauf war die Fernerfassung des Asteroiden Smaragd zu sehen. Wie eine Riesenfackel schien der Trabant zu brennen. Darunter spielten die Messanzeigen verrückt. Genius Dirk van Meren hatte sich irgendwie daran gewöhnt. Nur in seinem Bauch hatte sich ein Stein gebildet, der von Stunde zu Stunde schwerer wurde. Sie vertaten hier ihre Zeit und warteten, während der Asteroid unaufhaltsam das Sonnensystem durchkreuzte.

Und dann wurde ihre Geduld endlich belohnt. Die Funkzentrale meldete einen Anruf und die Ortung einen Verband von neuen Schiffen.

»Stellen Sie das Gespräch herein!“, befahl Genius Dirk van Meren.

Auf dem Holokissen des Visiophons erschien das Portrait einer kühlen, nicht mehr ganz taufrischen Blondine. Das Schwarz ihrer Uniform war ein wenig heller als gewohnt. Das zeichnete sie als Captain aus.

»Captain Samanda mit ihrem Verband!“, stellte sie sich vor. »Verbandsschiff CAROLUS!«

»Ja, bitte?« Genius Dirk van Merens Gedanken drehten sich im Kreis. Was wollte die Captain von ihm? Endlich die versprochene Hilfe bringen?

»Befehl vom obersten Befehlshaber der Garden Derryl Reed: Wir sollen Genius Dirk van Meren unterstützen. Habe ich das Vergnügen mit Genius Dirk van Meren persönlich?«

Die meisten benutzen immer noch die Bezeichnung Genius, dachte van Meren. Was sich in Jahrhunderten eingebürgert hat, lässt sich schlecht von heute auf morgen abschaffen.

»Ja, das haben Sie!“, antwortete er kalt. Und dann kam er ohne Umschweife auf den Kern des Themas, unterbreitete er der Captain seine Absichten und begründete sie mit den Worten: »Wir brauchen Messergebnisse. Nur so können wir effektiv tätig werden. Jedes blinde Handeln könnte die Katastrophe verschlimmern!«

Die Captain überlegte kurz.

»Wir haben Weisung, jede Ihre Anordnungen zu prüfen, ehe wir sie ausführen! Ich ziehe mich zur Beratung mit den Captains meiner Schiffe zurück!«

Die Verbindung erlosch.

Genius Dirk van Meren blickte sich nach Manager Becker um.

»Was soll das nun wieder?«

Becker runzelte die Stirn.

»Sieht ganz danach aus, als würde Ihnen der große Derryl Reed nicht über den Weg trauen!«

Genius Dirk van Meren lächelte kalt.

»Ihnen auch nicht, sonst wäre ein solcher Befehl nicht notwendig gewesen!«

Zu seiner Überraschung nickte Manager Becker.

»Ja, Sie mögen recht haben, Genius Dirk van Meren. Doch lassen wir das. Warten wir ab, was die Captain uns zu sagen hat. Vielleicht ist es nur eine Masche?«

»Bei den Garden? Kann ich mir kaum vorstellen. Das sind doch keine Menschen, sondern lebende Roboter.

»Man sollte sie nicht unterschätzen, Genius Dirk van Meren!«

Genius Dirk van Meren kam zu keiner Entgegnung. Captain Samanda meldete sich wieder.

Das ging ja noch relativ schnell!, dachte er zerknirscht.

»Wir sollten die Einzelheiten besprechen, Genius Dirk van Meren!“, sagte die Captain ernst. »Dann kann die Aktion beginnen. Ich glaube, wir haben wenig Zeit zu verlieren.

Nach meiner Schätzung wird Smaragd in vierundzwanzig Stunden den sonnennahesten Punkt erreicht haben. Durch die Gravitation der Sonne angezogen, beschleunigt er nämlich. Könnte sein, dass es sogar noch früher geschieht. Seine Bahn wird nur wenig abgelenkt. Anschließend erst nimmt er direkten Kurs auf die Erde.«

»Nach Ihrer Schätzung?“, echote Genius Dirk van Meren.

»Nun, ich lege dabei natürlich die Berechnungen der irdischen Wissenschaftler zugrunde.«

»Genau diese Berechnungen fehlen mir. Ich hatte bisher andere Sorgen und kann mich erst jetzt in dieser speziellen und ausschließlichen Art und Weise dem Problem Smaragd widmen.«

3

Derryl Reed erwartete den Besuch eines seiner Vertrauten. In letzter Zeit zog er es vor, allein zu bleiben und sich nicht ständig mit irgendwelchen Leuten zu umgeben. Wahrscheinlich hing das mit dem Problem Smaragd zusammen. Oder es war nur eine Laune von ihm.

Derryl Reeds Motive waren für andere meistens so undurchsichtig, dass man bei ihm nie wusste, woran man war. Er liebte es auch, die anderen mit unerwarteten Maßnahmen zu überraschen.

Das Rufsignal an der Tür ließ ihn aufsehen.

Er drehte der Computeranlage den Rücken zu.

»Ja?«

Die Tür öffnete sich. Aber es war nicht der Erwartete, sondern ein Garden-Psychonaut. Der Mann wirkte sehr ernst.

»Präsident, der telepathische Kontakt kam wieder zustande! Nur für Minuten allerdings!«

»Und?«

Der Psychonaut erzählte Derryl Reed von dem Psychonautenschiff, das im letzten Augenblick detoniert war, und er erwähnte die Befehle, die Soster in seinem Namen gegeben hatte.

Derryl Reed setzte sich. Mit Soster war er nach Lage der Dinge zufrieden. Offenbar hatte er den richtigen Mann auf die Reise geschickt.

»Wann wird er die Erde erreicht haben?«