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Caden Campbell kann sich nicht beklagen: Er ist reich, unverschämt sexy und das Objekt der Begierde zahlreicher Frauen. Nie käme es ihm in den Sinn, sich auf eine einzige Frau festzulegen – sehr zum Leidwesen seines Vaters Russell. Cassy Andersson ist bodenständig, hilfsbereit und hat das Herz am rechten Fleck. Sie engagiert sich mit Leib und Seele für ihr Café, in dem mittellose Bedürftige nicht nur etwas zu essen bekommen, sondern jederzeit auch ein freundliches Wort und ein Lächeln. Als Caden es mit seinem ausschweifenden Lebensstil übertreibt, gerät er in negative Schlagzeilen und gefährdet das Imperium seines Vaters. Um seinen Sohn wieder ins rechte Licht zu rücken, beschließt Russell, dass Caden sich sozial engagieren soll. Caden landet in Cassys Café und macht keinen Hehl daraus, was er davon hält, sozial benachteiligten Menschen zu helfen – nämlich gar nichts. Cassy hasst ihn dafür aus tiefstem Herzen, fühlt sich aber gleichzeitig von ihm so stark angezogen wie noch von keinem Mann zuvor. Als Caden Cassy bittet, für eine kurze Zeit seine Freundin zu spielen, verstößt dieses Angebot gegen all ihre Prinzipien. Gleichzeitig könnte sie mit dem Geld, das er ihr für diesen Deal bietet, viel Gutes tun. Also lässt sich Cassy darauf ein und kommt Caden weitaus näher, als sie jemals wollte. Und das ist gefährlich, denn aus einem selbstverliebten Macho wird selten ein guter Mensch. Oder etwa doch?
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
„Caden, du sollst sofort zu deinem Vater kommen“, lässt mich meine Sekretärin Priscilla durch die Sprechanlage wissen.
„Es ist Montag, 8.30 Uhr, und ich habe noch nicht mal meinen Kaffee zu mir genommen“, gähne ich unkooperativ. „Was will mein Alter denn schon so früh von mir?“
Es ist ein Wunder, dass ich heute so früh ins Büro gekommen bin und ich beglückwünsche mich zu dieser Meisterleistung. Immerhin habe ich das ganze Wochenende durchgefeiert und weiß gar nicht, wie viele Weiber ich flachgelegt habe. Aber ich weiß immerhin, dass sie alle zufrieden waren. Ihr glückseliges Stöhnen klingelt jetzt noch in meinen frisch geduschten Ohren. Ich bin ein Held. Ich besorge es allen so gut, dass sie darum betteln, sie noch mal zu beglücken. Ich bin ein Hengst im Bett. Ich bin …
„Das weiß ich nicht, aber er sagt, es ist dringend“, stört Priscilla meine produktiven Gedankengänge.
„Bring mir erstmal den Kaffee, Süße“, bestimme ich.
Ich lasse mich nicht gern hetzen, schon gar nicht am Montag nach einem launigen Wochenende.
„Caden, dein Vater scheint sehr verärgert zu sein“, flüstert Priscilla, die schon mehrmals in den Genuss meiner sagenhaften Potenz gekommen ist.
„Ich glaube, es ist wirklich besser, wenn du jetzt zu ihm gehst.“
„Und ich glaube, es ist besser, wenn du dich nicht weiterhin den Anordnungen deines Chefs widersetzt“, sage ich gespielt streng.
„Sonst musst du mir zur Strafe einen blasen. Obwohl … naja, Strafe sieht sicher anders aus, oder?“
Es wäre ja wohl eher eine Strafe, mir keinen zu blasen.
Priscilla kichert albern.
„Die Strafe nehme ich gern an, Caden. Aber trotzdem …“
Sie hält inne, und gleich darauf donnert die barsche Stimme meines Vaters gleichzeitig durch mein Vorzimmer und den Telefonhörer.
„Wo ist mein missratener Sohn?“, bellt er wütend los. „Ist er noch nicht da, weil er sich von seinem durchgefickten Wochenende erholen muss?“
Mein Vater hat manchmal ein Vokabular drauf, dass ich mich fast für ihn schäme. Wie gut, dass ich mich immer äußerst gewählt ausdrücke.
„Er ist bereits hier. Ich habe ihm gerade ausgerichtet, dass Sie ihn sehen wollen, Sir“, piepst Priscilla eingeschüchtert.
„So? Aber er hat das natürlich nicht ernst genommen; wie immer, wenn ich ihm etwas zu sagen habe“, flucht mein Vater.
„Dankeschön, ich finde den Weg zu seinem Büro schon selbst. Ich bin schließlich nicht das erste Mal hier. Sie können mir schon mal einen Eimer Wasser bringen, dem ich diesem Weiberheld über den Kopf kippe, damit er wach wird.“
„Ich habe nur eine Gießkanne“, sagt Priscilla doch tatsächlich hilfsbereit, und ich runzele die Stirn.
„Besser als nichts“, grantelt mein Vater.
Im nächsten Moment wird die Tür aufgerissen und er steht vor mir.
Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, erschrecke ich mich ein bisschen. Erstens, weil ich mir selbst in dreißig Jahren begegne. Mein Vater sieht so aus wie ich, nur älter. Er hat dasselbe markante, männliche Gesicht, auf das die Frauen so abfahren, breite Schultern, ist immer noch super durchtrainiert, ziemlich groß und hat eine unglaubliche Ausstrahlung, die jeden in seinen Bann zieht. Das liegt wohl an der Aura von Macht, Erfolg und Geld, die so attraktiv ist.
Zweitens erschrecke ich mich, weil mein Vater der einzige Mensch auf der Welt ist, vor dem ich tatsächlich ein bisschen Angst habe. Wenn ich als Kind nicht gehorchte, konnte er durchaus schon mal drastische Erziehungsmaßnahmen anwenden, von denen ich mich heute noch nicht so ganz erholt habe. Das hat dann meine Mum ausgeglichen, die mich hemmungslos verwöhnt hat.
Aber ich liebe meinen Dad, damit das klar ist. Und er liebt mich auch, wenn er das auch manchmal meisterhaft verbergen kann. Wie jetzt zum Beispiel.
„Am liebsten würde ich dich enterben und aus der Firma schmeißen“, sind seine wenig liebevollen Begrüßungsworte, als er die Tür hinter sich zuwirft und mir eine Zeitschrift auf den Schreibtisch knallt.
„Guten Morgen, Dad.“
Wenigstens ich bin gut erzogen und lächele ihn herzlich an. Mein Vater hat jedoch keinen Sinn für diese freundliche Geste.
„Das ist kein guter Morgen“, blökt er. „Guck dir die Titelseite an. Erkennst du den zugedröhnten, halbnackten Kerl mit den glasigen Augen und dem offenen Mund?“
Irritiert greife ich nach dem Magazin.
Fuck. Der zugedröhnte, halbnackte Kerl mit den glasigen Augen und dem offenen Mund bin eindeutig ich! Neben mir reißt eine Rothaarige ihren Mund so weit auf, dass man sofort unzüchtige Gedanken bekommt, und an meiner anderen Seite klebt eine Blonde mit aufgepumpten Brüsten und einem gepimpten Arsch. Wir sehen alle drei so aus, als seien wir völlig zugekokst und wollten gerade eine Orgie starten. Was auch vollkommen der Realität entsprach. Ich bin durch die Decke gegangen, als sie mir beide gleichzeitig einen geblasen haben. Es war eine affengeile Nacht. Aber wer zum Henker hat dieses beschissene Foto gemacht?
Meine Augen weiten sich, als ich die Überschrift lese.
Züggelloser Caden Campbell im Sex- und Drogenrausch! Gefährdet der Millionär das Imperium seines Vaters?
Ist das nicht ein bisschen übertrieben?
„Wenn du nicht schon zu alt dafür wärst, würde ich dir jetzt eine scheuern“, erinnert mich mein Vater an eine von ihm sehr beliebte Erziehungsmaßnahme.
„Wenn du schon einen dermaßen verabscheuungswürdigen Lebenswandel hast, kannst du dann nicht wenigstens dafür sorgen, dass du ihn im Verborgenen führst? Musst du dich diesen Zeitungsfritzen unbedingt zum Fraß vorwerfen?“
„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte“, verteidige ich mich. „Der Club ist bekannt für seine Diskretion. Keine Ahnung, wie die Presse da überhaupt reingekommen ist. Normalerweise ist das streng privat und keiner weiß, was dort abgeht.“
„Jetzt weiß es die ganze Ostküste der Vereinigten Staaten“, grollt mein Vater. „Deine Mutter liegt mit einer Herzattacke und Beruhigungsmitteln im Bett. Du bringst sie noch ins Grab.“
Ich schrecke hoch. Meine Mutter ist die einzige Frau, die ich von Herzen liebe. Ich hänge sehr an ihr und würde es nicht ertragen, wenn sie wegen mir leidet.
„Ich muss sofort zu ihr.“
Alarmiert springe ich auf und will zur Tür stürzen, doch mein Vater hält mich am Hemdsärmel fest.
„Du gehst nirgendwohin. Außerdem habe ich dich auf den Arm genommen. Natürlich liegt deine Mutter nicht mit einer Herzattacke im Bett. Sie kennt dich ja. Sie hat für den Artikel nur ein Schulterzucken übrig gehabt. Was dich angeht, war sie schon immer viel zu weich und nachsichtig. Darum bist du ja auch so ein verwöhnter Satansbraten geworden.“
Ich setze mich wieder hin. Das sind wirklich harte Worte an einem Montagmorgen, wo ich mich sowieso immer in einem Ausnahmezustand befinde. Ich bin noch gar nicht richtig wach und muss mir schon so eine Predigt anhören. Mein Vater ist wirklich total unsensibel.
„Ich will gar nicht wissen, was du in diesem Club wieder angestellt hast“, stöhnt er nun weiter. „Es bringt auch überhaupt nichts, dir die Leviten zu lesen, denn du machst ja sowieso, was du willst. Nur in den nächsten vier Wochen nicht. Du wirst deinen Arsch zusammenkneifen und vier Wochen lang etwas tun, das dir völlig widerstreben wird. Tust du das nicht, kannst du dir einen anderen Job suchen, das schwöre ich dir. Dann hole ich deinen Bruder aus Kalifornien zurück und setze ihn dir vor die Nase. Und auch deine Mutter wird mich diesmal nicht umstimmen. Ich habe jetzt endgültig die Nase voll von deinen Eskapaden.“
Ich starre meinen Vater perplex an und komme mir vor wie ein Fünfjähriger, der gerade dabei erwischt worden ist, wie er eine ganze Tüte Plätzchen auf einmal aufgegessen hat.
„Was hast du denn mit mir vor?“, erkundige ich mich und sehe mich schon in einem Steinbruch Steine klopfen.
„Du wirst zur Abwechslung mal etwas Gutes für die Menschheit tun“, erklärt mein Vater grimmig. „Und damit meine ich nicht, dass du Gutes für die Frauenwelt tust, wie du dir immer einbildest. Nein, du wirst Menschen helfen, die sozial benachteiligt sind.“
„Wie bitte?“
Ich falle fast von meinem Stuhl.
„Ich soll was? Ich soll irgendwelchem asozialen Pack helfen?“
Mein Vater nimmt mir die Zeitschrift aus der Hand und wedelt damit vor mir herum.
„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, mein Sohn. Sieh genau hin: Wie würdest du den Freak auf der Titelseite nennen, wenn du ihn nicht kennen würdest? Asoziales Pack vielleicht?“
„Öhm … einen jungen, verdammt gutaussehenden Kerl, der ein bisschen Spaß hat?“, schlage ich vor.
Mein Vater verzieht sein Gesicht.
„Wie gut, dass du nicht eingebildet bist, Caden. Ich würde den besoffenen Kerl auf diesem Foto tatsächlich zum ‚asozialen Pack‘ zählen, wie du das so treffend ausdrückst.“
Ich starre wieder auf das Bild. Okay, es sieht jetzt nicht gerade aus wie das Bild eines gutsituierten Millionärs, der ich tatsächlich bin. Und das nicht nur, weil ich der Sohn eines Millionärs bin. Nein, ich habe mir mein Geld selbst erwirtschaftet, denn ich kann auch arbeiten. Nur übertreibe ich es damit nicht so wie gewisse andere Leute, von denen gerade einer vor mir steht.
Mein Vater lässt sich auf den Besuchersessel fallen.
„Also, Filius, hier kommen die Basics: Hast du schon mal von der Serie ‚Secret Millionaire‘ gehört?“
Ich schüttele den Kopf.
„In dieser Sendung helfen Millionäre für gewöhnlich eine Woche lang in einer sozialen Institution mit, ohne dass jemand weiß, wer sie in Wirklichkeit sind“, erklärt mein Vater. „Ich habe das für dich allerdings auf einen Monat verlängert, denn eine Woche nützt bei dir gar nichts. Die Kandidaten werden von einem Kamerateam begleitet, machen sich nützlich und zeigen sich von ihrer besten Seite. Am Ende wird dann das Geheimnis gelüftet, wer sie wirklich sind, alle sind begeistert – und der Millionär steht bestens da. Außerdem spendet er einen hohen Betrag für die Institution, bei der er gearbeitet hat. Die Medien berichten darüber und ich hoffe, dein Ruf ist danach wieder hergestellt. Dass du in dieser Zeit deinen Hobbys kiffen und vögeln nicht nachgehst, ist wohl selbstverständlich.“
Mein Vater glaubt allen Ernstes, ich würde wie ein Schuljunge kiffen. Zum Glück kennt er den Unterschied zwischen weichen und harten Drogen nicht wirklich. Er hat in seinem Leben nicht mal geraucht und trinken tut er auch nicht. Demzufolge ahnt er auch nicht, dass ich nicht kiffe, sondern kokse. Das ist gut für die Potenz und es macht so herrlich aufgedreht. Außerdem ist er schon seit hundert Jahren mit meiner Mutter verheiratet, liebt sie immer noch abgöttisch und war ihr garantiert auch immer treu. Tja, äußerlich sind wir uns schon ähnlich, aber sonst klaffen Welten zwischen uns.
„Ich soll vier Wochen lang nicht kiffen und vögeln?“, vergewissere ich mich panisch. „Wie soll ich das denn schaffen?“
„Das ist mir ganz egal!“, schnauzt mein Vater. „Andere schaffen das schließlich auch, und zwar ihr ganzes Leben lang. Schau mich nur an.“
Ich kann mir ein Grinsen und einen blöden Kommentar einfach nicht verkneifen.
„Wie meinst du das? Es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben keinen Sex haben?“, frage ich unschuldig.
Mein Vater rollt mit den Augen.
„Die gibt es sicher auch, aber du weißt genau, was ich meine. Es gibt Menschen, die sind ihrem Partner ein Leben lang treu. So wie ich deiner Mutter. Für mich gab es nie eine andere Frau und es wird mit Sicherheit auch nie eine geben. Daran solltest du dir mal ein Beispiel nehmen, anstatt mit Frauen rumzuhuren, deren Namen du sicher nicht mal kennst.“
„Für mich ist Monogamie nichts“, erkläre ich. „Es ist doch total langweilig, immer mit derselben Frau Sex zu haben. Ich brauche Abwechslung.“
„Man nennt es Liebe“, knurrt mein Vater und zieht seine Augenbrauen zusammen. „Aber dieses Wort kennst du offenbar nur vom Hörensagen, obwohl du von deiner Mutter mit Liebe nur so überschwemmt worden bist. Aber egal. Wir reden jetzt von deinem Einsatz in einer sozialen Einrichtung. Du wirst dich für vier Wochen zusammen nehmen, mein Sohn. Das ist nicht zu viel verlangt.“
Also, ich finde, es ist sehr wohl zu viel verlangt, halte aber vorsichtshalber meinen Mund. Dann klappe ich ihn aber doch wieder auf.
„Soll ich vier Wochen nicht mehr hier arbeiten, sondern nur noch bei irgendwelchen spaßbefreiten Sozialarbeitern rumhängen?“, maule ich. „Wer übernimmt hier meine Arbeit?“
„Nein, natürlich nicht. Wer könnte dich schon ersetzen?“, bellt mein Vater und ich bin mir nicht sicher, ob das ironisch gemeint ist oder ob er mich tatsächlich mal lobt.
Er hat unser Architekturbüro vor 30 Jahren mit zwei Mitarbeitern gegründet. Ich habe der Firma vor sechs Jahren noch mal einen kräftigen Schub gegeben, als ich einen Wettbewerb für ein Kunstmuseum in London gewonnen habe, woraufhin viele Aufträge für Museen folgten. Mittlerweile beschäftigt unser Büro dreißig hochkarätige Architekten und agiert weltweit. Wir haben den besten Ruf, und das liegt sehr wohl auch an mir. Ich weiß, was ich kann und leiste, und mein Vater weiß es auch. Zumindest hoffe ich das.
„Natürlich wirst du deinem Job hier weiterhin nachgehen“, erklärt mein Vater und blickt mich drohend an. „Lediglich an zwei Nachmittagen wirst du dieses Etablissement verlassen und dich deiner sozialen Ader widmen.“
Ich atme auf. Das klingt ja doch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.
„Und am Wochenende“, schiebt Dad nach.
Mist. Da habe ich mich eindeutig zu früh gefreut.
„Ganztags.“
Jetzt freue ich mich gar nicht mehr. Normalerweise sieht mein Wochenende so aus, dass ich es in diversen Privatclubs so richtig krachen lasse. Saufen, vögeln, koksen, vögeln, tanzen, vögeln … Erwähnte ich vögeln schon? Das Wochenende ist eine einzige Sause. Und jetzt soll ich irgendwelchen Losern helfen? Ach, ich werde sie einfach mit zu den Partys nehmen, da haben sie endlich mal ein bisschen Spaß.
„Du wirst vier Wochen lang zu keiner deiner Partys gehen“, nimmt mein Vater mir jeglichen Lebensmut. „Und wehe, du tust es doch! Du kannst nicht mal ‚piep‘ sagen, so schnell habe ich einen Nachfolger für dich gefunden. Dein Bruder übernimmt sehr gern deinen Platz.“
Natürlich, diesen Streber muss er jetzt wieder anführen.
„Aber Daddy, du würdest mich doch nicht ernsthaft aus der Firma werfen“, sage ich lachend.
Mein Vater blickt mich so böse an, dass ich zusammen schrumpele.
„Würdest du das wirklich tun?“, frage ich, nun etwas unsicher geworden.
„Ja, das würde ich, darauf kannst du Gift nehmen“, erklärt mir Russell Campbell. „Du kannst das gerne ausprobieren. Aber in deinem eigenen Interesse rate ich dir, deine Sozialstunden ohne Murren zu leisten. Vier Wochen sind schließlich keine Ewigkeit.“
Ich stöhne auf. Vier Wochen ohne meine legendären Partys sind eine Ewigkeit. Aber ich habe offenbar keine andere Wahl. Ich muss mich fügen. Ich bin wieder fünf Jahre alt. Fuck.
„Kannst du dir vorstellen, dass ich zusammen mit verstaubten Sozialarbeitern mit Betroffenheitsgesicht irgendwelchen Losern Suppe ausgebe?“, stöhne ich, als Priscilla mir einen Cappuccino bringt, nachdem sich mein Vater verabschiedet hat.
„Was für Sozialarbeiter?“, erkundigt sie sich und schiebt ihren Rock ein bisschen höher. Priscilla weiß immer, wie sie mich aufheitern kann. Darum ist sie seit drei Jahren meine Sekretärin.
„Ich muss in einer sozialen Einrichtung helfen“, jammere ich los und sehe mich schon mitten in der Nacht Decken an volltrunkene Obdachlose verteilen. Sorry, aber ich will mit diesem Pack nichts zu tun haben. Sie sind ungepflegt, stinken und haben immer eine Flasche billigen Suff dabei. Widerlich. Wie kann man nur so weit abstürzen! Ich verstehe es einfach nicht. Jeder, der arbeiten will, findet auch Arbeit und kann sich etwas aufbauen. Niemand muss auf der Straße herumlungern und die Leute anbetteln. Das ist einfach abartig. Ich verachte dieses Gesocks.
„In was für einer sozialen Einrichtung?“
Priscilla kommt näher, so dass ich ihr verführerisches Parfüm rieche, das mich tierisch anmacht. Sie stellt den Cappuccino vor mich hin und setzt sich auf den Schreibtisch.
„Das weiß ich noch nicht“, murmele ich und spreize ihre Beine ein wenig.
„Du hast keinen Slip an“, stelle ich heiser fest und spüre, wie sehr mich das erregt.
Priscilla klimpert unschuldig mit den langen Wimpern.
„Das magst du doch, Caden. Ich dachte, ich bereite dir ein wenig Freude.“
„Das ist dir gelungen.“
Meine Hände gleiten ihre Oberschenkel entlang und Priscilla schnurrt.
Eigentlich bin ich sehr sozial. Ich beglücke meine Sekretärin mit meinen herausragenden Fähigkeiten als talentierter Liebhaber. Reicht das nicht? Ich muss mal mit meinem Vater sprechen. Bestimmt sieht er das auch so.
Obwohl ich es das ganze Wochenende habe krachen lassen, bin ich schon wieder geil. Manchmal ist das auch ein Fluch, denn ich habe schließlich auch noch andere Dinge zu tun. Aber ich kann einfach nicht an mich halten, wenn ich so appetitliche Brüste direkt vor meiner Nase habe, so seidige, weiche Haut, dieses sündige Dreieck zwischen den Beinen. Da setzt mein Verstand einfach aus. Ungestüm ziehe ich Priscilla auf meinen Schoß und reibe mich gegen ihre Scham.
„Du bist ja schon hart“, seufzt sie. „Oh, Caden, du machst mich total scharf. Du kannst einfach immer und du machst es so verdammt gut.“
„Genau das ist das Problem“, donnert plötzlich die Stimme meines Vaters durch mein Büro und Priscilla springt erschrocken hoch. Hastig schiebe ich mich mitsamt meinem Stuhl ein Stück unter den Schreibtisch, damit man die Beule in meiner schicken Anzughose nicht sieht. Warum hat Priscilla nicht die Tür hinter sich geschlossen? Sie rennt wie von einer Tarantel gestochen mit knallrotem Gesicht an meinem Dad vorbei in ihr Büro. Jetzt macht sie die Tür hinter sich zu, na bravo. Das ist genau drei Minuten zu spät. Mein Vater sieht mich streng an und ich schrumpfe zusammen, mein Schwanz zum Glück auch.
„Caden, du bist jetzt 35 Jahre alt“, teilt mir mein Boss eine mir durchaus bekannte Tatsache mit. „Aber wenn ich dich so ansehe, verhältst du dich wie ein 22jähriger. Partys, Drogen, Frauen – das sind Dinge, die probiert man als junger Schnösel aus, aber nicht in deinem Alter. In deinem Alter sollte man darüber nachdenken, eine Familie zu gründen und deinen Eltern einen Enkel zu präsentieren.“
Ich verschlucke mich prompt an meinem Cappuccino und bekomme einen Hustenanfall.
Familie? Kinder? Enkel? Hat mein alter Herr sie noch alle? Also ehrlich, nichts liegt mir ferner. Weder mit 35 noch mit 45 werde ich mich einsperren lassen. Never ever. Niemals. Nicht mit mir. Auf gar keinen Fall. Das kann er vergessen. Da muss er sich einen neuen Sohn basteln.
„Du willst einfach nicht erwachsen werden“, ärgert sich mein Vater weiter und verdreht die Augen. „Als ich so alt war wie du, hatte ich schon einen fünfjährigen Bengel, und zwar dich. Dein Bruder ist drei Jahre jünger als du und hat schon zwei Kinder. Nur du steckst immer noch in der Pubertät fest. Ich frage mich wirklich, was wir bei dir falsch gemacht haben.“
Also, ich finde, meine Eltern haben bei mir gar nichts falsch gemacht. Ich bin ein erfolgreicher Architekt und ein noch erfolgreicherer Fraueneroberer. Ich verstehe nicht, warum mir mein Vater dieses Vergnügen nicht gönnen will. Wahrscheinlich ist er neidisch, dass er sexuell nicht so viel erlebt hat wie ich. Und diesen Frust lässt er jetzt an mir aus. Naja, er wird sich schon wieder beruhigen.
„Und lass deine Sekretärin in Ruhe“, faltet mein Vater mich weiter zusammen. „Das ist sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Sie könnte dich anzeigen.“
„Sie würde mich höchstens anzeigen, wenn ich sie nicht mehr belästige“, lache ich uneinsichtig, doch dieser Scherz kommt bei Daddy gar nicht an.
„Wenn du nicht damit aufhörst, werde ich dir eine alte, dicke Sekretärin vorsetzen“, droht er mir. „Und glaube mir, das mache ich wahr.“
Daran habe ich keinen Zweifel. Du liebe Güte, ist der heute schlecht drauf.
Ich bin froh, als er endlich weg ist und mache mich an die Arbeit. Diesmal geht es um eine Kirche in Rom, der ich drei Segel verpasst habe für die Dreifaltigkeit. Manchmal habe ich echt geniale Einfälle, muss ich sagen. Das fand der Auftraggeber auch.
Ich liebe meinen Job. Wenn ich zeichne, entwerfe, verwerfe, neue Ideen ausbrüte, dann bin ich ganz im Hier und Jetzt und nichts anderes zählt mehr. Ich bin besessen und völlig im Flow, gehe auf darin, etwas Neues zu erschaffen und es so gut zu machen wie nur irgend möglich. Manchmal arbeite ich zwölf Stunden am Stück und merke es nicht einmal. Ich esse nicht, ich trinke nicht, ich gehe nicht aufs Klo. Ich bin dann völlig im Rausch, wie in Trance, und wenn ich irgendwann aufwache, ist ein genialer Entwurf fertig, und ich weiß eigentlich selbst nicht, wie der zustande gekommen ist.
Genauso geht es mir heute. Auch jetzt wache ich erst auf, als es draußen schon dunkel ist. Verwirrt schaue ich von meinem riesigen Bildschirm hoch. Vor mir breitet sich die Skyline Manhattans aus, die riesigen Wolkenkratzer, in deren Fenstern noch vereinzelt Lichter brennen. Es ist 21 Uhr, und ich habe wirklich nicht mitgekriegt, was in den letzten zwölf Stunden passiert ist. Ich bin sicher, Priscilla hat sich von mir verabschiedet, und bestimmt bin ich auch ein paar Mal ans Telefon gegangen. Aber ich weiß es nicht mehr. Ich bin völlig in meine römische Kirche abgetaucht. Ich starre auf den Bildschirm und bin selbst fasziniert, was ich da geschaffen habe. Der Papst selbst wird mich dafür beglückwünschen. Der Entwurf ist einfach genial.
Ich stehe auf und strecke mich ausgiebig. Erst jetzt merke ich, dass ich Hunger und Durst habe und dringend die Toilette aufsuchen müsste. Außerdem hätte ich jetzt gern Sex.
Nachdem ich meine dringendsten Bedürfnisse befriedigt habe, mache ich mich auf den Weg in meinen elitären Stamm-Club. Hier bin ich bekannt wie ein bunter Hund, und die Frauen wissen, wozu ich hier bin. Das ist sehr praktisch, denn ich muss nicht lange um sie herum scharwenzeln und einen auf Smalltalk machen. Nein, ich kann sie ganz einfach abschleppen. Sie wissen, was sie von mir kriegen und sie wissen, was ich von ihnen will.
Es ist ein ganz besonderer Club, für den ich pro Jahr einen ordentlichen Mitgliedsbeitrag zahle. Dafür ist gesichert, dass hier nur die Upper Class verkehrt und nichts von dem, was in diesem Club passiert, an die Öffentlichkeit dringt. Bis auf letztes Wochenende natürlich. Ich werde ein ernstes Wort mit dem Besitzer sprechen müssen. Das kann ich mir nicht noch mal leisten.
Die meisten Frauen, die hier verkehren, sind keine Frauen, die dafür bezahlt werden. Sie müssen vorher einen Vertrag unterschreiben, dass sie sich zu absolutem Stillschweigen verpflichten. Die Frauen reizt die Aura von Macht und Geld, und vielleicht hoffen einige von ihnen, hier einen Mann kennen zu lernen, mit dem sie ein sorgloses Leben führen können. Zugegeben, ab und zu ist es vorgekommen, dass sich ein Mann in seine Sexpartnerin verliebt hat, aber nicht oft. In der Regel wollen sich die millionenschweren Männer wirklich nur austoben. Einige von ihm kenne ich mittlerweile, denn genau wie ich sind sie Stammgäste.
Heute ist es im Wealthy Heaven’s Club erwartungsgemäß nicht sehr voll. Schließlich haben wir Montag, und für gewöhnlich pflegen sich die reichen Herren eher am Wochenende zu amüsieren. Das habe ich ja auch getan, aber trotzdem habe ich schon wieder Lust. Immerhin ist es fast zwei Tage her, seit ich meinen letzten Orgasmus hatte, und das ist eindeutig zu lange.
Der Club ist ganz in Rot und Schwarz gehalten, das Licht angenehm gedimmt, die Musik leise und unaufdringlich. An der Bar bietet sich mir der gewohnte Anblick: ein paar Männer, tadellos in Anzug und Krawatte gekleidet, sitzen mit hungrigen Blicken dort, und einige wenige Frauen halten verstohlen Ausschau nach einem Kerl, der es ihnen so richtig gut besorgt. Die Männer taxieren möglichst unauffällig die Frauen und umgekehrt, aber im Moment scheint sich noch nichts anzubahnen. Das wird sich gleich ändern, denn ich erblicke sofort eine Frau, die mir gefällt. Sie hat lange, dunkle Haare, pralle Brüste und einen verboten geilen Arsch. Ich muss zugeben, ich stehe auf pralle Hintern, weil es das ist, was ich beim Ficken sehe. Ich will den Frauen nicht in die Augen sehen, sondern mir reicht ihre Rückenansicht. Und es ist schön, wenn man sich an zwei drallen Pobacken festhalten kann.
Ich spüre die Blicke der anderen Frauen, als ich siegesbewusst auf die Frau zugehe. Im Moment bin ich der einzig attraktive Kerl. Die anderen Pinguine in ihren Anzügen sind viel älter als ich und haben ihr Idealgewicht schon lange hinter sich gelassen. Bei mir ist das anders, ich trainiere fast jeden Tag und das sieht man auch. Ich weiß, dass jede der hier anwesenden Frauen liebend gern von mir gefickt werden würde. Aber leider kann heute nur eine in den Genuss kommen. Ich habe keine Lust auf eine ausschweifende Orgie, ich will einfach nur kurz Druck ablassen und dann wieder verschwinden.
„Hallo, schöne Frau“, begrüße ich die Auserwählte und lächele sie charmant an. „Darf ich dir ein Glas Champagner spendieren?“
Die Frau blickt mich etwas unsicher an. Ich hoffe, sie weiß, wie das hier abläuft und wozu sie hier ist. Ich habe wirklich keine Lust, erst noch stundenlang Süßholz zu raspeln. Ich kann mich auch nicht ewig hier aufhalten, denn ich muss morgen wieder früh im Büro sein, um weiter an meinem Entwurf zu arbeiten.
„Ich bin Caden“, stelle ich mich vor und strecke ihr meine Hand entgegen.
Sie zögert.
„Ich bin Vanessa“, erwidert sie und ich habe das Gefühl, dass das nicht ihr richtiger Name ist. Aber das ist mir völlig egal. Namen interessieren mich nicht.
„Also, was ist?“, frage ich ungeduldig. „Möchtest du zur Einstimmung ein Glas Champagner trinken oder sollen wir uns sofort ins Séparée zurückziehen?“
Vanessa oder wie auch immer sie heißt, sieht geschockt aus.
„Du willst sofort mit mir ins Séparée?“, vergewissert sie sich entsetzt. „Aber wir kennen uns doch überhaupt nicht.“
„Müssen wir auch nicht“, entgegne ich und bin genervt. Was erwartet diese Frau denn von mir? Soll ich ihr erst noch meine ganze Lebensgeschichte erzählen? Und die ihre will ich ganz bestimmt nicht hören.
„Seit wann muss man sich kennen, um ein bisschen Spaß miteinander zu haben?“, stelle ich eine rhetorische Frage.
Vanessa schluckt.
„Naja, aber etwas mehr als die Namen sollte man schon voneinander wissen, oder?“, findet sie.
„Wozu?“, frage ich. „Und warum bist du überhaupt hier?“
„Ich dachte, ich könnte hier jemanden kennenlernen“, flüstert sie. „Aber nicht so, wie du dir das offenbar vorstellst.“
„Wenn du den Mann fürs Leben suchst, bist du hier komplett falsch“, nehme ich ihr jegliche Illusionen. „Das ist ein Club, in dem es ausschließlich um Sex geht. Wenn du an der Bar sitzt, bedeutet das, dass du auf einen Mann wartest, der dich ordentlich rannimmt.“
Vanessa schaut mich erschrocken an.
„Darum sitze ich ganz bestimmt nicht hier“, eröffnet sie mir.
Fuck! Sie verschwendet wirklich meine kostbare Zeit.
„Okay, dann schlage ich vor, dass du weiterhin auf den Mann wartest, der dich zum Traualter führt“, erwidere ich. „Ich werde mir jetzt jedenfalls eine Frau suchen, die auf etwas ganz anderes wartet.“
Also ehrlich, so etwas ist mir in den drei Jahren, in denen ich hier verkehre, noch nie passiert. Die Frauen wissen genau, worauf sie sich einlassen und was der Sinn und Zweck ihrer Anwesenheit ist. Warum muss ich ausgerechnet an die einzige Frau geraten, die eine ganz falsche Vorstellung davon hat, was in diesem Club abgeht?
Mürrisch schaue ich mir die anderen Frauen an. So ganz mein Fall sind sie alle nicht, aber immer noch besser, als mir einen runter zu holen. Ich taxiere die Blonde mit den aufgespritzten Lippen und den silikonverstärkten Brüsten. Sie versteht sofort und erhebt sich. Na bitte, geht doch. Sind ja nicht alle so kompliziert wie diese Brünette. Schade, der Hintern ist wirklich herrlich, aber was nützt mir das, wenn ich mich erst noch stundenlang mit ihr unterhalten soll? Nein, danke.
Die Blonde lächelt mich strahlend an und wirft mir einen verführerischen Blick zu.
„Hey, Caden, schön, dich wieder zu sehen“, begrüßt sie mich zu meinem Erstaunen. Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, sie schon einmal beglückt zu haben.
„Kennen wir uns?“, erkundige ich mich.
Die Blonde nickt.
„Ich bin Catherine“, stellt sie sich vor. „Nein, wir hatten noch nicht das Vergnügen, aber du bist mal mit meiner Freundin Jennifer im Darkroom verschwunden.“
„Aha“, gebe ich einfallsreich von mir. Der Name sagt mir überhaupt nichts.
„Ja“, bestätigt Catherine eifrig. „Und Jennifer war ganz begeistert von deinen Fähigkeiten.“
Das hört man natürlich gerne. Geschmeichelt schaue ich sie mir etwas näher an. Sie hat große, blaue Augen, und mein Schwanz sieht zwischen ihren Gummiboot Lippen sicher sehr hübsch aus. Ihre Figur ist ebenfalls atemberaubend, wenn man auf Silikontitten steht, was ich für gewöhnlich nicht tue, aber man darf nicht allzu wählerisch sein. Welche Frau ist heutzutage noch zu hundert Prozent echt? Die meisten haben aufgespritzte Lippen und Botox in der Visage, da kann man nichts machen. Viele lassen sich sogar ihre Vagina pimpen, was für mich schon mehr Sinn macht.
„Und du würdest jetzt auch gern in diesen Genuss kommen?“, stelle ich eine selten blöde Frage.
Catherine nickt eifrig.
„Ja, das würde ich in der Tat gerne. Jennifer hat noch tagelang von dir und deiner unglaublichen Kondition geschwärmt.“
Es ist natürlich toll, wenn einem ein Ruf wie Donnerhall vorauseilt und ich fühle mich sehr geschmeichelt.
„Da wollen wir doch mal sehen, was sich machen lässt“, erwidere ich gönnerhaft und erinnere mich dann an meine gute Erziehung.
„Möchtest du ein Glas Champagner?“, biete ich heute schon zum zweiten Mal an.
Catherine zwinkert mir zu.
„Den können wir gleich mitnehmen. Ich würde sehr gerne den Champagner von deinem besten Stück schlecken.“
Das hört sich äußerst vielversprechend an, finde ich.
„Eine sehr gute Idee“, lobe ich Catherine und bestelle gleich eine ganze Flasche des teuersten Champagners. Nur das Beste für meinen Schwanz.
„Wir gehen in meine Suite“, bestimme ich.
Catherine sieht mich mit großen Augen an.
„Du hast hier eine Suite?“, piepst sie.
„Ganz oben im 34. Stock“, gebe ich Auskunft.
Manchmal, wenn ich sehr ungeduldig bin, treibe ich es tatsächlich hier im Dark Room oder in einem der Séparées. Normalerweise jedoch bevorzuge ich meine Suite. Ich habe mir erlaubt, mir in dem Hotel, das in den obersten Stockwerken residiert, eine Suite zu kaufen. Ich möchte nämlich nicht auf einer Matratze herum vögeln, auf der jede Nacht jemand aktiv ist. Das ist mir zu unhygienisch.
Zehn Minuten später sind wir in meiner luxuriösen Suite angekommen. Ich stehe mit herunter gelassener Hose vor Catherine und sie öffnet ihre dicken Lippen, um meinen noch dickeren Schwanz zwischen ihnen verschwinden zu lassen.
Wow, das ist einfach ein megageiler Anblick! Ihre Lippen sind tiefrot geschminkt und ich sehe meinen Schwanz in ihrem Mund versinken und sofort danach wieder aufblitzen. Dieser Anblick törnt mich wahnsinnig an. Catherine versucht, ihn möglichst tief in ihren Mund zu nehmen, streichelt mit der Zunge meine Eichel und massiert gleichzeitig meine Hoden. Sie hat den Blow Job wirklich irre gut drauf. Ich greife nach dem Champagner und genehmige mir einen ordentlichen Schluck, während sie mir weiterhin einfach göttlich einen bläst. Selbstverständlich werde ich mich nicht revanchieren. Ich lecke eine Frau nicht. Niemals. Das ist mir zu intim. Ehrlich gesagt verachte ich die Frauen auch ein bisschen, die den Schwanz eines wildfremden Mannes in ihren Mund nehmen. Darum würde ich sie auch niemals küssen. Denn eine Frau, die an meinem Schwanz so hingebungsvoll lutscht, tut das logischerweise auch bei anderen Kerlen. So einer Frau stecke ich ganz bestimmt nicht meine Zunge in den Mund. Das finde ich widerlich. Nein, sie kann mir einen blasen und ich ficke sie, natürlich mit Kondom. Das ist alles, was ich den Frauen bieten kann. Kein Kuscheln, kein Küssen, keine Zärtlichkeit. Nur reiner Sex. Das reicht mir, und ihnen muss es auch genügen, denn mehr kriegen sie von mir nicht.
Catherine johlt in den höchsten Tönen, als ich sie wenig später von hinten beglücke. Wie immer dauert es unendlich lange. Der Orgasmus fegt mich förmlich über alle Wolkenkratzer hinweg direkt in den Himmel. Ich liebe dieses Gefühl. Ich bin süchtig danach.
Auf keinen Fall werde ich mich vier Wochen lang kasteien. Das kann mein alter Herr wirklich nicht von mir verlangen. Das ist unmenschlich. Ich brauche Sex wie andere Essen und Trinken. Es geht einfach nicht ohne.
„Du bist so eine gute Seele, Cassy. Was würden wir nur ohne dich tun?“
Jordan blickt mich aus seinen warmen blauen Augen an und legt seine zittrige Hand auf meine.
„Ach, Jordan, ich mache das wirklich gerne“, erwidere ich und drücke seine Hand. „Ich habe schließlich auch etwas davon.“
„Ach ja, was hast du denn davon, mein Kind – außer viel Arbeit?“, will Jordan wissen.
Ich lächele. „Eure Dankbarkeit und Wertschätzung tun mir einfach gut. Es ist ein wunderbares Gefühl, etwas Nützliches zu tun und anderen Menschen helfen zu können. Das ist wirklich nicht ganz uneigennützig von mir.“
„Du musst es nicht schmälern, dass du dich so sehr für die Leute einsetzt, die sonst niemanden mehr haben“, findet Jordan.
„Das tue ich auch nicht“, versichere ich. „Möchtest du noch ein Stück Kuchen? Ich habe ihn gestern selbst gebacken.“
„Dein Kuchen ist legendär, wie sollte ich mir den entgehen lassen?“, lächelt Jordan. „Du bist wirklich ein Engel.“
„Ach, Jordan, du übertreibst maßlos.“
Ich stehe auf und gehe durch den großen Raum auf die Küche zu. Wie dankbar und freundlich sie alle sind! Viele von ihnen haben niemanden mehr, der sich um sie kümmert und sind so dankbar für jede kleine Geste, dass ich oft zu Tränen gerührt bin. Manchmal glaube ich, dass sie mir mehr geben als ich ihnen.
Ich habe das kleine Café vor drei Jahren von meinem Onkel Lewis geerbt. Eigentlich wollte ich ein ganz normales Café eröffnen, so wie es mein Onkel über zwanzig Jahre lang geführt hat. Aber dann erfuhr ich von einem Freund, dass eine soziale Begegnungsstätte eröffnet werden sollte, die vom Staat großzügig unterstützt wurde. Mir gefiel die Idee gut und ich bewarb mich um die Fördergelder, machte mir jedoch keine großen Hoffnungen. Ich war selbst ganz erstaunt, als ich tatsächlich den Zuschlag bekam, was sicherlich auch an meinem Freund Donovan lag, der beim Sozialamt arbeitete. Mit der Zeit bekam ich immer mehr Spenden, und so konnte und kann ich ganz gut von dem Café leben. Ich bin morgens um neun Uhr hier und beginne mit den Vorbereitungen für das Mittagessen. Offiziell biete ich kein Frühstück an, aber wenn jemand vor der Tür steht und hungrig ist, lasse ich ihn natürlich nicht dort stehen. Jeder ist willkommen, jeder ist ein gern gesehener Gast.
Von 12 bis 14 Uhr findet die offizielle Essensausgabe statt, aber auch da mache ich gerne die eine oder andere Ausnahme. Manchmal backe ich einen Kuchen und den gibt es dann zum Nachtisch. Ich habe ein paar ehrenamtliche Helfer, die aber nur unregelmäßig kommen. Umso mehr freue ich mich, dass heute jemand erscheint, der mir vier Wochen lang regelmäßig helfen will. Den kann ich wirklich gut gebrauchen.
Ich schneide ein großes Stück von dem Schokoladenkuchen ab, lege es auf einen Teller und balanciere es zusammen mit einer Tasse Kaffee zu Jordan an den Tisch. Jordan ist einer meiner treuesten Gäste und kommt seit dem ersten Tag hierher.
„Du bist ein Schatz, Cassy“, strahlt Jordan und sieht ganz beseelt aus.
Es ist unglaublich, mit welchen Kleinigkeiten man die Menschen hier erfreuen kann. Eine freundliche Geste, ein Lächeln, eine Tasse Kaffee – und sie sind glücklich. Es braucht nicht viel, um ein Lächeln auf ihre oft vom Schicksal gezeichneten Gesichter zu zaubern. Ich muss sagen, sie sind viel weniger mürrisch als die Menschen, denen es materiell gut geht. Die sind eigentlich immer gestresst, genervt und mit nichts zufrieden. Die Menschen, die hier sind, haben so wenig und wirken dennoch sehr viel ausgeglichener und zufriedener als die, die im Grunde alles haben. Darüber sollte man mal in Ruhe nachdenken. Wenn mich diese Menschen hier eines gelehrt haben, dann das: Wohlstand macht nicht glücklich, und Dankbarkeit und Demut sind manchmal der Schlüssel zum Glück.
Die Tür öffnet sich und ein Pulk lauter Menschen stürmt herein. Sie schleppen Kameras und Koffer in das Café und breiten sich lachend aus.
„Oh, das sind wohl die Leute von dieser Fernsehserie, von der du uns erzählt hast“, trifft Jordan ins Schwarze. „‘Secret Millionaire‘ heißt sie, richtig?“
„Ja, so ist es“, nicke ich.
Jetzt geht es also los mit diesen Fernsehfritzen, die mich in den nächsten vier Wochen ab und zu beehren werden. Ich bin zwiegespalten, was diese Aktion angeht. Einerseits finde ich sie gut, andererseits auch wieder nicht.
Was ich nicht gut finde: Die ganze Sendung ist die reinste Farce. Die Zuschauer werden in dem Glauben gelassen, dass die Mitarbeiter der sozialen Einrichtung keine Ahnung haben, dass bei ihnen ein Millionär arbeitet. Das ist natürlich Blödsinn. Alle wissen das von Anfang an. Warum sollte ein Sender einen Unbekannten filmen, der ehrenamtlich arbeitet? Das passiert jeden Tag tausendfach und niemand filmt es. Ganz anders verhält es sich, wenn ein Reicher sich aus lauter Langeweile dazu herablässt, mal etwas Gutes zu tun. Das interessiert die Leute. Da prallen zwei Welten aufeinander, und genau das wollen sie sehen. Das ist immer spannend.
Als der Fernsehsender an mich herangetreten ist, fand ich die Idee nicht besonders toll. Ich wollte in meinem Café keinen Millionär haben, der auf meine Gäste herabsieht und sich für etwas Besseres hält. Doch der Fernsehsender hat mir erstens eine Menge Geld angeboten und zweitens in Aussicht gestellt, dass dieser Millionär sich nach dem Dreh mit einer größeren Summe erkenntlich zeigt. Außerdem wird mein Café durch die Sendung bekannt und lockt hoffentlich noch mehr Sponsoren an. Das alles waren gute Gründe, um dem Dreh zuzustimmen.
Entscheidender war jedoch, dass ich mir einige Folgen von Secret Millionaire angesehen habe und echt überrascht war, wie nett und freundlich die Millionäre waren. Sie haben wirklich mit angepackt und überhaupt nicht auf die anderen Menschen herabgesehen. Im Gegenteil, sie haben sehr an deren Schicksal Anteil genommen und wirklich versucht, ihnen zu helfen. Ich war ganz gerührt. Klar, wenn sie sich schon dazu bereit erklären, an so einem Format teilzunehmen, müssen sie ja eine soziale Ader haben. Sie waren wirklich eine große Hilfe, und nun freue ich mich richtig darauf. Ich bin sehr gespannt, wer „mein“ Millionär sein wird.
„Hallo, Cassy.“
Ron, der Aufnahmeleiter, kommt auf mich zugelaufen und reißt mich euphorisch in seine Arme. Er ist immer sehr überschwänglich und ich mag ihn sehr.
„Jetzt geht es los. Bist du bereit?“, lacht er.
„Ja, natürlich“, bestätige ich. „Von mir aus kann es sofort losgehen.“
„Du wirst deinen Helfer erst kennenlernen, wenn die Kamera läuft“, erklärt mir Ron.