Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wir benutzen sie jeden Tag, ohne darüber nachzudenken: unsere Stimme. Doch sie kann viel mehr, als wir es uns vorstellen können! Sich wirklich einmal mit ihr zu beschäftigen, ist eine spannende Erfahrung. Ziel ist dabei nicht, perfekt zu singen, sondern, dieses uns innewohnende Instrument als ganzheitliches Werkzeug kennenzulernen, das den Körper, den Geist und die Gefühle zusammenbringt. Die Sängerin Angela Bittel und der Musiker Christopher Amrhein möchten jedem das Heilpotenzial nahebringen, das darin liegt, die Liebe zur eigenen Stimme zu entdecken. Denn nur ein 'stimmiges' ist ein glückliches Leben.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 109
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Angela Bittel & Christopher Amrhein
Heilende Stimme
Die Stimme als Spiegel der Seele
Über die Autoren
Angela Bittel ist diplomierte Sängerin, Sprecherin und Musicalschauspielerin mit langjähriger Bühnenerfahrung. In Seminaren, Workshops und individuellen Coachings begleitet sie Menschen auf dem Weg in deren volles Stimm- und Lebenspotenzial. Außerdem ist sie Vollblutmusikerin und gibt regelmäßig Konzerte.
www.voice-of-heart.net
Christopher Amrhein studierte Musik und Tanz am Mozarteum Salzburg. Seit über 10 Jahren arbeitet er als freischaffender Künstler, Heiler und Schamane. Während zahlreicher Auslandsaufenthalte lernte er musikalische Traditionen unterschiedlicher Kulturen kennen. Er veranstaltet Konzerte, Seminare und gibt Unterricht zu verschiedenen Aspekten der Musik und der Heilung.
www.chrisamrhein.de
Dieses Buch enthält Verweise zu Webseiten, auf deren Inhalte der Verlag keinen Einfluss hat. Für diese Inhalte wird seitens des Verlags keine Gewähr übernommen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich.
ISBN 978-3-8434-6324-9
Angela Bittel & Christopher Amrhein: Heilende Stimme Die Stimme als Spiegel der Seele © 2016 Schirner Verlag, Darmstadt
Umschlag: Murat Karaçay, Schirner, unter Verwendung von # 127551230 (© gst), # 282797366 (© Snezh) und # 294753158 (© phokin), www.shutterstock.comPrint-Layout: Silja Bernspitz, Schirner Lektorat: Bastian Rittinghaus, Schirner Gesetzt aus der Arimo (© Ascenderfonts.com) unter der Apache-Lizenz 2.0: www.apache.org/licenses/LICENSE-2.0E-Book-Erstellung: HSB T&M, Altenmünster, Germany
www.schirner.com
1. E-Book-Auflage 2016
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten
Inhalt
Über die Autoren
Vorwort: Die Stimme als mehrdimensionales Werkzeug
Warum haben wir die Stimmarbeit für uns gewählt?
Vom Stimme-Haben zum Stimme-Sein – unser Weg
Singen in der Kirche und in der Schule
Kinderlieder & Musicals
Klassischer Gesangsunterricht, Sprechen & Logopädie
Rockmusik – on stage
Experimenteller Gesang
Obertongesang
Fazit
Die physische Stimme
Die Sprechstimme
Die Singstimme
Das Ohr
Der Luftdruck
Stimme ist schwingender Atem
Stimmbandschluss
Tongebung – verschiedene Anteile in uns
Der Resonanzkasten Körper
Warum ein freier Körper wichtig ist
Der Weg zu deiner Herzensstimme
Die Herzensstimme
Die drei Schritte zur Herzkommunikation
Step 1: Das Urtonkästchen – Zentrierung
Step 2: Die Herzensstimme – Urtonkästchen, Körper und Stimme verbinden
Step 3: Herzkommunikation
Herzkommunikation im Alltag
Warum berühren wir, wenn wir »echt« sind?
Unsere Werkzeuge für Stimme und Heilung
Das Zusammenspiel von Licht- und Kraftstimme
Lichtstimme
Kraftstimme
Obertöne
Die Magie der Obertöne für ein erhöhtes Bewusstsein
Zur Technik des Obertongesangs
Die Heilkraft der Obertöne
Freies Singen und Seelensprache
Die Stimme als Spiegel
Einzelarbeit mit der Lichtstimme
Einzelarbeit mit der Kraftstimme
Heilung durch die Stimme
Selbstheilung
Heiltönen, das Besingen in der Gruppe
Differenztöne/Kombinationstöne: die heilende Disharmonie
Herzkommunikation
Untertongesang
Das Mantra und das Wort
Seelenlieder
Worte sind Macht
Schlusswort
Bildnachweis
Vorwort: Die Stimme als mehrdimensionales Werkzeug
Es gibt kein Musikinstrument, das über so viele Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten verfügt und zugleich so direkt mit der Gefühlswelt des Menschen verbunden ist wie die eigene Stimme. Und sie ist ein Instrument, das man nicht erst erwerben muss, sondern das jeder besitzt und vom ersten Atemzug an gebrauchen kann.
Was Mönche und Schamanen bereits seit Jahrhunderten wissen, wird im Zeitalter der Quantenphysik zur elementaren Möglichkeit, das Leben zu bereichern und individuelle Heilungsprozesse zu unterstützen: Die Stimme ist ein mehrdimensionales Werkzeug.
Dieses unterstützt das individuelle Wachstum, die kreative Umsetzung der eigenen Berufung, Zentrierung, die Heilung von physischen und psychischen Störungen und die Verbindung von Wesen zu Wesen.
Die vielen Möglichkeiten der Stimme werden jedoch kaum genutzt. Im Alltag verwenden wir einen bescheidenen Ausschnitt der vokalen Bandbreite. Auch in der Schule wurde uns höchstens gesagt, wir sollen deutlicher oder lauter sprechen, und im Musikunterricht kam es vor allen Dingen auf das »richtige« Singen an. Die Stimme ist jedoch nicht nur ein Werkzeug zur Verständigung oder zum Liedersingen, sondern auch ein »Barometer« für alles, was sich im Menschen abspielt. Sie ist Ausdruck unserer Befindlichkeiten und unseres ganzen Seins. Das Wort »Person« kommt vom lateinischen »personare« und bezeichnet, »wie du klingst«. Man könnte also sagen, die Stimme ist der Spiegel unserer Seele.
Wenn Wesen einander hier auf der Erde erkennen, geschieht dies über die Augen, die Stimme und das Schwingungsfeld des Einzelnen, die Aura. Du kennst sicher den magischen Moment, wenn wir einer Person zum ersten Mal tief in die Augen blicken: das Erkennen des anderen und unser selbst in diesem in Wahrhaftigkeit, frei von Bewertungen oder möglichen Identifikationen. Genau so können wir am Klang der Stimme eines Menschen sofort hören, wie es diesem geht, wo er derzeit steht, wie er »schwingt«. Im Spektrum der Obertöne enthält der Klang einer menschlichen (oder tierischen) Stimme Informationen über den »Jetzt-Zustand«, aber auch über den »Ur-Zustand« des jeweiligen Wesens. Der »Jetzt-Zustand« beschreibt seine emotionalen Regungen und die Erfahrungen, die es im Laufe seines Lebens gesammelt hat. Der »Ur-Zustand« entspricht seiner Essenz, sowohl physisch als auch energetisch.
Die Schwingung der eigenen Stimme stimuliert jede einzelne Körperzelle. Dadurch haben wir die Möglichkeit, uns selbst frei zu singen von Störfrequenzen wie negativen Gedanken und sogar körperlichen Beschwerden oder uns neue Information »einzuverleiben«, indem wir sie in unsere Zellen einschwingen. Wir können uns unseren Körper als externe Festplatte vorstellen, auf die wir Informationen von unserem Energiekörper oder unserem Bewusstsein exportieren. Die Datenübertragung geschieht über den Klang. Aus diesem Grund schreien auch Babys gern so laut: Der Klang ihrer Stimme – oder genauer die Frequenz – erinnert sie an ihr Potenzial, daran, wie die Zellen und das Energiesystem sich entwickeln sollen. Diese Information wird als Schwingung an die Körperzellen weitergegeben und dort gespeichert. Jede Kränkung (wenn das Kind etwa gesagt bekommt: »Plärr nicht so rum«) beraubt die Stimme ihres Ausdrucks. Die ursprüngliche Persönlichkeit – wir alle kommen zunächst als von Prägungen freie Wesen auf die Welt – wird getrübt. Sie verschwindet zunehmend zugunsten dessen, was das Umfeld von uns erwartet. Und so spielen wir jeden Tag – Jahr um Jahr – unsere Rollen auf der Bühne, die man »Leben« nennt. Im Laufe dieses Lebens melden sich dann der Körper und/oder der Geist und erinnern uns daran, dass wir nicht das Leben führen, das unserem natürlichen Sein entspricht – in vielen Fällen mittels einer Krankheit. Wir gelangen an einen Wendepunkt und stellen fest, dass wir schon lange nicht mehr unserer inneren Stimme folgen. Wie sollen wir da erst recht wissen, wie unsere äußere Stimme tatsächlich klingt? Wie wir uns anhören und vor allem anfühlen, wenn wir UNS frei und freudig ausdrücken?
Wenn Körper, Herz und Stimme wieder eine Sprache sprechen, entsteht ein Gefühl der tiefen Ruhe und Gelassenheit in uns. Wir sind präsent. Das bedeutet: nichts tun müssen, sondern einfach nur SEIN.
In diesem Buch erschaffen wir uns einen Raum des »Nichts-tun-Müssens«, aus dem heraus wir mit dir in die Welt der heilenden Stimme eintauchen wollen. Dazu verbinden wir die innere Stimme, die äußere Stimme und den Körper miteinander. Wir fühlen wieder, was wir sagen. Und leben, was wir fühlen.
Wir sind überzeugt davon, dass – von wenigen durch Krankheiten bedingten Fällen abgesehen – jeder Mensch eine einzigartig schöne Stimme besitzt, die selbst nach jahrelanger Unterdrückung zum Klingen gebracht werden kann. Dabei geht es uns nicht nur um den Klang der Stimme, sondern vor allem um die »Stimmung« der ganzen Person. Unsere Erfahrung zeigt uns immer wieder, dass eine Arbeit, die psychologisch und methodisch anders als im üblichen Musikunterricht vorgeht, die Äußerungs- und Aufnahmefähigkeiten der »Unmusikalischen« oder »Nicht-Sänger« sehr leicht fördert. Und zwar oft so weit, dass sie in manchen Bereichen dem ausgebildeten »Musikalischen« oder »gelernten Sänger« sogar überlegen werden. Das Nichtwissen um theoretische Hintergründe erleichtert oft den Zugang bei dieser Herangehensweise – die der Hypnose nicht unähnlich ist. Denn es geht nicht ums Wissen, es geht um das Sein.
Die übliche Unterscheidung in »Musikalische« und »Unmusikalische« hat keine Berechtigung, weil wir immer wieder den Nachweis erbringen, dass die Hemmungen, die Menschen unmusikalisch erscheinen lassen, überwunden werden können.
Wir lenken dazu die Aufmerksamkeit sowohl auf die äußeren Vorgänge, vor allem die Bewegungen des Körpers, als auch auf die innere Bewegung der Gefühle und die spirituelle Anbindung. Um diese beiden Pole gruppieren sich dann weitere Erfahrungen im Umgang mit der Stimme.
Unsere Überzeugungen in Bezug auf die Stimme basieren auf unseren eigenen langjährigen Erfahrungen an uns selbst sowie mit Gruppen und im Einzelunterricht.
Warum haben wir die Stimmarbeit für uns gewählt?
Die Stimme ist etwas, was wir alle jeden Tag benutzen, ob bewusst oder unbewusst. Der Gedankengang, den wir vor allem in der Arbeit mit der Herzensstimme (siehe Kapitel »Unsere Werkzeuge für Stimme und Heilung«) erforschen wollten, war folgender: Wenn wir es schaffen, die gängige Stimm- und Spracharbeit mit der Energiearbeit so zu verknüpfen, dass mit jedem Nutzen der Stimme (auch Alltagsgesprächen) die Brücke zum Unterbewusstsein trainiert wird, ist ein permanentes persönliches Wachstum möglich. Das Bewusstsein dehnt sich beinahe von selbst immer weiter aus, und Vocal-Coaching oder Kommunikationstraining wird zur Heilarbeit.
Und es gelang. Die Stimme »merkte« sich den Bewusstseinszustand, in dem Körper, Stimme und Bewusstsein im Einklang schwingen. Ob wir nun mit Lied- oder Spracharbeit an der Herzensstimme arbeiteten, war für den Stimmapparat gleichgültig. Wir haben schließlich nur eine Stimme, die für Wort und Lied zuständig ist. Und wenn wir genau hinhören, erkennen wir, dass wir auch beim Sprechen einer Wortmelodie folgen. Klang entsteht immer durch das Zusammenspiel von Atem und Stimmbändern, ob wir nun sprechen oder singen.
Die Förderung des persönlichen Wachstums durch Musik und Stimme ist eine kreative und freudvolle Arbeit. Und das ist einer der ausschlaggebenden Gründe dafür, dass uns diese Beschäftigung so sehr am Herzen liegt. Wir lieben, was wir tun, und tun, was wir lieben. Die Vorstellung, die Entwicklung der Persönlichkeit müsse anstrengend oder »ernst« sein, gilt für uns ebenso wenig wie die Annahme, dass Arbeiten schwer sein müsse. Natürlich dürfen wir an unsere Aufgaben mit Verantwortung, Ausdauer und vielleicht sogar Ehrgeiz herangehen. Zugleich dürfen wir uns aber auch die Wege aussuchen, die unser Herz vor Freude hüpfen lassen. Freude ist ein Motor, der es uns ermöglicht, leicht und schnell zu lernen. Oscar Wilde sagte schon: »Das Geheimnis des Lebens überhaupt ist für mich, die Dinge sehr, sehr leicht zu nehmen.« Und es war schon immer die Stimme, die unser Herz zum Singen brachte.
Vom Stimme-Haben zum Stimme-Sein – unser Weg
Wenn wir die Entwicklung unserer Auseinandersetzung mit der Stimme in einem Wort beschreiben wollten, so würden wir sagen: Es war der Weg vom »Stimme-Haben« zum »Stimme-Sein«. Im Folgenden gehen wir kurz auf die verschiedenen Erfahrungsschätze ein, die wir in den unterschiedlichsten »Genres« der Stimmarbeit gesammelt haben. Der ein oder andere findet sich hier vielleicht wieder und bekommt Antworten auf seine bisher unbeantworteten Fragen.
Singen in der Kirche und in der Schule
Meine ersten nachhaltigen Eindrücke von singenden Stimmen bekam ich im Alter von 2 bis 4 Jahren in der Kirche. Mein Vater war Organist, und ich saß oft neben ihm auf der Orgelbank. Dabei hatte ich Hände und Füße still zu halten, und meinen ganzen Körper durfte ich schon gar nicht bewegen. Auch die Gläubigen beschränkten ihre Bewegung auf das Öffnen und Schließen des Mundes. Sogar das Singen musste ich mir verkneifen, denn sobald ich mitsang, schauten alle Leute her zu mir, weil ich offenbar etwas anderes sang, als im Gesangbuch stand.
In der Schule begann jeder Schultag damit, dass wir bei Eintritt der Lehrerin aufspringen und in gerader Haltung stehen mussten. Sie ging an das Harmonium und intonierte ein Lied, das wir alle zusammen sangen. Die äußere Bewegung bestand – neben der Bewegung der Stimmmuskeln – im Aufstehen vor und dem Hinsetzen nach dem Singen. Die innere Bewegung bestand aus der Angst, etwas falsch zu singen. Darin erschöpfte sich auch der Musikunterricht.
Das Singen sowohl in der Kirche als auch in der Schule war dadurch gekennzeichnet, dass es ohne Beteiligung des Körpers vor sich ging, ja, der Drang zur Bewegung unterdrückt werden musste. Auch innerliche Bewegtheit wurde nicht zugelassen, weil es den Gesamtklang des Klassen- bzw. Chorgesangs gestört hätte. Was diese Situationen angeht, kann ich mich nicht an ein besonderes Gefühl zu meiner Stimme erinnern. Ich habe halt funktioniert.
Christopher
Ich hatte das große Glück, das Singen in der Schule und in der Kirche als absolute Befreiung zu erfahren. Ich konnte gar nicht anders, als das Singen Besitz von mir ergreifen zu lassen. Was um mich herum war, spielte in den Momenten des Singens keine Rolle mehr – ja, ich würde fast schon sagen, ich »war« Gesang. Das Feedback meines Umfelds war zu diesem Zeitpunkt immer sehr wohlwollend und unterstützend. Unfreiheit und Enge erfuhr ich erst zu einem späteren Zeitpunkt, als ich begonnen hatte, mich mit Gesangstechniken und theoretischem Wissen zu beschäftigen. Rückblickend würde ich sagen, dass meine Stimme und mein Körper im Kindesalter vieles ganz natürlich »richtig« gemacht haben (im Sinne von der Stimme und dem ganzen System wohlwollend). Erst die Verlagerung vom Gefühl in den Kopf, das viele Wissen und das daraus entwickelte Ego, das es »richtig machen« wollte, erschwerte es mir, weiterhin das Lied zu SEIN. Ich wollte schön singen.
Angela
Kinderlieder & Musicals