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Adaptogene Pilze gehören mit ihrem riesigen Potenzial – zum Beispiel als na- türliche Stresskiller – zum Superfood. Die antiviralen und entzündungshemmenden Eigenschaften von Reishi, Shiitake oder Maitake können Menschen im Kampf gegen Diabetes, hormonelle Störungen, Autoimmunkrankheiten oder Krebs nach-weisbar unterstützen. Tero Isokauppila, ein ausgewiesener Pilz-experte und Spezialist für Superfood, legt mit Heilpilze ein Grundlagenbuch vor, das Basiswissen vermittelt und ein umfassender Ratgeber für praktische Fragen rund um die Pilze in Gesundheit und Ernährung ist. Ein besonderes Extra des Buches bilden 50 einfache und schmackhafte Pilz- rezepte für den täglichen Speiseplan, die die Abwehrkräfte stärken, die Verdauung anregen, das Energieniveau erhöhen und die Gesundheit allgemein fördern. Das „Kochbuch im Buch“ überrascht mit tollen Zubereitungsideen vom Frühstück bis zum Abendessen. Es sind sogar Desserts dabei! Hinweise auf Bezugsquellen von exotischen Pilzen fehlen ebenfalls nicht. Der Autor dieses Allrounders zum Thema Pilze, Tero Isokauppila, ist gebürtiger Finne und gehört laut der Academy of Culinary Nutrition zu den 50 besten Ernährungs-Aktivisten der Welt. „Pilze gehören zu den am meisten unterbewerteten funktionellen Nahrungsmitteln zur Verbesserung des körperlichen Leistungsvermögens, der kognitiven Fähigkeiten und der Langlebigkeit. Jeder sollte lernen, warum und wie man sie in seine Ernährung integriert.“ – Ben Greenfield, Athlet und Bestseller-Autor
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Seitenzahl: 220
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Tero Isokauppila
HeilPilze
Von Reishi bis Cordyceps
PILZE, DIE DIE ABWEHRKRÄFTE STÄRKEN, KRAFT UND AUSDAUER GEBEN, DEN STOFFWECHSEL ANKURBELN UND STRESSRESISTENT MACHEN
Vorwort von Dr. Mark Hyman
Tero Isokauppila
Heilpilze
Von Reishi bis Cordyceps
1. deutsche Auflage 2019
ISBN: 978-3-96257-086-6
© 2019, Narayana Verlag GmbH
Titel der Originalausgabe:
Healing Mushrooms
A Practical and Culinary Guide to Using Mushrooms for Whole Body Health
Copyright © 2017 Four Sigma Foods, Inc.
Übersetzung aus dem Englischen: Carla Gröppel-Wegener
overlayout: Marie-Katharina Wölk
Coverabbildung: ©beats – Bigstockphoto.com
Herausgeber:
Unimedica im Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern
Tel.: +49 7626 974 970-0
E-Mail: [email protected]
www.unimedica.de
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Haftungsausschluss
Erkenntnisse in der Medizin unterliegen einem laufenden Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Autor und Übersetzer dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben (insbesondere hinsichtlich Indikation, Dosierung und unerwünschten Wirkungen) dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes jedoch nicht von der Verpflichtung, anhand einschlägiger Fachliteratur und weiterer schriftlicher Informationsquellen zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Werk abweichen und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen.
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Vorwort von Dr. Mark Hyman
Einführung
Pilz-Jargon
Pilze im Trend
Pilze stellen sich vor
Reishi (Ganoderma lucidum)
Chaga (Inonotus obliquus)
Cordyceps (Ophiocordyceps sinensis)
Igel-Stachelbart (Hericium erinaceus)
Shiitake (Lentinula edodes)
Maitake (Grifola frondosa)
Schmetterlingstramete (Coriolus versicolor oder Trametes versicolor)
Enoki (Flammulina velutipes)
Austernpilz (Pleurotus ostreatus oder Pleurotus populinus)
Tremella / Silberrohr (Tremella fuciformis)
Pilz-Magie in der Küche
Rezepte zur Regulation des Blutzuckerspiegels
Rezepte gegen chronische Entzündungen
Rezepte für einen gesunden Darm
Rezepte für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt
Rezepte für das Immunsystem
Rezepte für Haut und Schönheit
Rezepte für sportliche Leistungsfähigkeit
Rezepte für ein gesundes Gehirn
Pilz-Kaffee-Rezepte
Außergewöhnliche Desserts
Pilz-Cocktails
Wohlfühlgerichte mit Pilzen
Einkaufstipps
Zum Schluss
Nachwort von Pedram Shojai
Danksagung
Über den Autor und sein Unternehmen
Register
MEINE PATIENTEN FRAGEN MICH immer wieder, welche Superfoods ich für die besten halte. Mir ist klar, dass der Begriff „Superfood“ einen gewissen Hype mit sich gebracht hat, einige Lebensmittel haben sich diesen Status aber tatsächlich verdient. Ernährung ist Medizin. Und bestimmte Lebensmittel sind dabei wirkungsvoller als andere. Ernährung ist unser wirkungsvollstes Instrument um für optimale Gesundheit zu sorgen. Ernährung ist auch die wirkungsvollste Arznei in meinem Fundus und die erste, die ich verwende um meine Patienten zu behandeln.
Während eines Aufenthalts in China entdeckte ich, dass die Menschen dort mehr über die medizinischen Eigenschaften bestimmter Lebensmittel wussten als ich (und das nach vielen Jahren Forschung). Medizinische Lebensmittel sind Teil ihrer täglichen Ernährung und Pilze – die zu meinen Lieblings-Superfoods gehören – spielen eine wichtige Rolle in der chinesischen Medizin. Die heilenden Kräfte von Pilzen wie z. B. Reishi, Shiitake, Maitake und Cordyceps sind derart bekannt, dass sie auch als funktionelle oder medizinische Pilze bezeichnet werden. In China gehört es zur Alltagskultur Pilze aus gesundheitlichen Gründen zu konsumieren, z. B. für mehr Energie, langes Leben und die Stärkung des Immunsystems – im Gegensatz dazu kennen die meisten Konsumenten in den USA und Europa noch nicht einmal den Unterschied zwischen Portabella-Pilzen und Shiitake. Doch das wird sich ändern.
Denn Pilze wie Chaga und Igel-Stachelbart liegen in der westlichen wissenschaftlichen und medizinischen Forschung gerade voll im Trend – und das ist erst der Anfang. Ihre antiviralen und entzündungshemmenden Eigenschaften haben ein großes Potenzial, wenn es darum geht, viele unserer größten gesundheitlichen Probleme zu bekämpfen, wie Krebs, Diabetes, Autoimmunerkrankungen oder Probleme mit dem Nervensystem. Aktuelle Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass funktionelle Pilze eine Vielzahl heilender Eigenschaften haben, z. B. können sie das Wachstum von Krebszellen hemmen, überschüssige Hormone wie Östrogen oder Aromatase ausgleichen und chronische Erschöpfung reduzieren. Und in den kommenden Jahren wird es noch weitere westliche Forschungs-Publikationen zu den medizinischen Vorteilen von Pilzen geben.
Die Liste vitaler Nährstoffe in Pilzen ist lang. Sie sind eine exzellente Nährstoffquelle, z. B. für Vitamin D, Biotin, Pantothensäure, Selen, Kupfer und Riboflavin. Vitamin D steht für eine verbesserte Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems, einen ausgeglichenen Hormonspiegel und bessere Laune. Dabei leiden etwa 50–75 % aller Amerikaner unter einem Vitamin-D-Mangel. Biotin, oder Vitamin B7, ist bekannt dafür, die Gesundheit von Haut, Nervensystem und Verdauungstrakt zu unterstützen. Pantothensäure (Vitamin B5) wird bei entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis sowie dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) häufig oral verschrieben. Selen hilft bei der Regulation der Schilddrüsenfunktion, Kupfer und Riboflavin sind großartige Hilfen bei der natürlichen Energieproduktion. Mit all diesen Vorteilen, welche sich mit den zugleich köstlichen funktionellen Fungi verbinden, ist es kein Wunder, dass viele Menschen Pilze als die eigentlichen Superfoods bezeichnen.
Während die Menschen ein besseres Verständnis für den Nährstoffgehalt von Pilzen entwickeln, fehlt vielen noch das Wissen, wie sie Pilze in ihr tägliches Leben integrieren können. Um dies zu ändern hat Tero Isokauppila – finnischer Bauer in dreizehnter Generation, den es nach Venice in Kalifornien verschlagen hat – sein Buch Heil-Pilze geschrieben, in dem er sein umfangreiches Wissen über die Welt der Pilze weitergibt und kreative Rezepte zusammengestellt hat, mit überraschenden heilsamen Eigenschaften. Für die meisten der aktuellen Ernährungstrends – von Vegan, Paleo, Ketogen zu Leaky Gut etc. – ist etwas dabei.
Pilze sind beim Kochen sehr vielseitig, doch damit sie in den fertigen Gerichten ihre einzigartigen Heilkräfte entfalten können, erfordert es ein bestimmtes Wissen und eine besondere Achtsamkeit, was die Kombination von Aromen und die Vorbereitung der Zutaten betrifft. Tero zeigt uns auf seine einfache „Funguy“-Art, wie das geht. Dabei ist er sowohl unterhaltsam als auch lehrreich, wenn er über die Wirksamkeit und die Verwendungsmöglichkeiten funktioneller Pilze spricht. Er ist tatsächlich der perfekte Botschafter für das Reich der Pilze.
Ich trinke bereits Pilz-Tee, koche mit Pilzen wie z. B. Shiitake und bereite Suppe aus wilden Pilzen zu. Während ich dieses Buch las, war ich immer wieder überrascht über die vielen weiteren Möglichkeiten, wie man diese heilenden Superfoods in das tägliche Leben integrieren kann, ohne auf Bequemlichkeit oder Geschmack verzichten zu müssen. Cordyceps-Eiswürfel, Igel-Stachelbart-Latte, „Pilz-Speck“ und Paleo-Eiscreme … Wer hätte das gedacht?
Lesen Sie weiter und Sie werden ganz anders über den Verzehr von Pilzen nachdenken.
Dr. Mark Hyman
ICH WUCHS AUF EINEM BAUERNHOF in Finnland auf, der seit mindestens dreizehn Generationen im Besitz meiner Familie war. Den Großteil meiner Kindheit und Jugend verbrachte ich draußen und lernte vom Land zu leben. Das hört sich vielleicht idyllisch an und war es in vielerlei Hinsicht auch. Es ist mir jedoch wichtig, meine Kindheit nicht so erscheinen zu lassen, als würde sie aus einem Buch von Laura Ingalls Wilder stammen. Vielmehr möchte ich betonen, dass es für mich immer klar war, dass ich auf das Land, auf dem ich lebte, angewiesen war. Um verstehen zu können, wie ich dazu kam, mich so ausgiebig mit Pilzen zu beschäftigen, wie ich zu dem ergebenen „Funguy“ wurde, der ich heute bin, muss man in meine Kindheit zurückgehen.
Als jüngster Sohn einer Bauernfamilie fing ich im Grunde genommen mit dem Arbeiten an, sobald ich laufen konnte. Ich schnitt Gras, fütterte die Kälber und konnte bereits im Alter von 5 Jahren einen Traktor fahren. Das hört sich nach einer Menge harter Arbeit für ein Kind an, war in Bauernfamilien damals aber üblich. Arbeit war immer da und hing von unseren täglichen Bedürfnissen ab. Manchmal verbrachten wir ganze Tage damit Steine von den Feldern zu sammeln – denn unsere Erntemaschine blieb stecken und hatte öfter Maschinenschaden, wenn wir über einen größeren Stein fuhren, also mussten die Steine vorher von den Feldern geräumt werden. Das musste per Hand geschehen und ich ging den ganzen Tag das Grundstück ab auf der Suche nach störenden Steinen und schleppte diese weg, damit die Erntemaschine ihre Arbeit machen konnte. Das war eine der Aufgaben, die ich am wenigsten mochte, da sie sehr langweilig war. Aber es gab auch interessante Aufgaben und an vielen Tagen fühlte sich die Arbeit nicht wirklich nach Arbeit an.
Zum Beispiel gab es Tage, an denen ich mit meiner Mutter in der Natur Lebensmittel sammeln ging. Ihr landwirtschaftliches Wissen hatte sie sich bereits in frühem Alter durch praktische Erfahrung angeeignet – wie ich auch. Sie stammte aus einer relativ armen Familie, konnte also kein Grundstück erben, so wie es mein Vater tat, und begann schon als Kind Beeren, Pilze etc. zu sammeln – teilweise auch aus der Not heraus. Während sie heranwuchs, entwickelten sich auch ihr Interesse am Sammeln und ihre Geschicklichkeit. Es waren die landwirtschaftlichen Tätigkeiten, die sie am liebsten mochte. Obwohl ihre wahre Leidenschaft dem Sammeln wilder Beeren galt – meines Wissens verließ niemals ein Gast unser Haus ohne ein Abschiedsgeschenk in Form einer großen Tüte von ihr selbst gesammelter Beeren – brachte sie mir trotzdem den Großteil dessen bei, was ich über das Sammeln von Pilzen weiß.
Als jemand, der mittlerweile beruflich die ganze Welt bereist, versuche ich möglichst überall, wo ich mich aufhalte, Pilze sammeln zu gehen. Das erlaubt mir, mich mit der Natur zu verbinden und zur Ruhe zu kommen – dass ich dabei auch umsonst an Lebensmittel komme, ist ein absoluter Bonus! Aber keine meiner heutigen Bemühungen sind mit meinen Erfahrungen als Kind in Finnland zu vergleichen, als ich über unser Land streunte und mit meinen selbst gesammelten Lebensmitteln einen Beitrag zu den Mahlzeiten leistete, die wir in der Küche unseres Bauernhauses zubereiteten. Immer wenn ich heute gefragt werde, wann ich begann mich für Pilze zu interessieren, kommt mir als erstes in den Sinn, wie ich auf der Suche nach Steinpilzen und Pfifferlingen die Wälder durchstreifte, die zum Hof unserer Familie gehörten. An den Geschmack der traditionellen Gerichte, die meine Mutter aus meinen Funden zauberte, kann ich mich bis heute erinnern – die cremige Pilzsuppe, die ich besonders gerne mochte, oder das Lieblingsgericht meines Vaters: Steak mit Pilzsauce. Natürlich beruhte mein Interesse an Pilzen während meiner Kindheit vor allem darauf, wie sie schmeckten. Von ihren Vorteilen für die Gesundheit wusste ich nichts, ich wusste nur, dass ich sie gerne aß. Ich hatte keine Vorstellung von der grenzenlosen Kraft und dem Potenzial in diesem riesigen und unglaublichen Reich der Pilze und wäre niemals auf die Idee gekommen, dass Pilze in meinem beruflichen und persönlichen Leben später eine so große Rolle spielen würden.
Den nächsten Schritt auf meinem Weg in die Welt der Mykologie (Pilzkunde) und die Entdeckung der medizinischen Wirkstoffe von Pilzen machte ich, als ich aufs College kam. Wie viele meiner Studienkolleginnen und -kollegen wollte ich mir gerne etwas Taschengeld dazuverdienen, also nahm ich zusammen mit einigen Freunden an einem Innovations-Wettbewerb teil. Mit unserem Plan, den Speisepilz Matsutake (auch bekannt als Krokodil-Ritterlinge oder Tricholoma matsutake), der häufig Preise von bis zu 2.000 Euro pro Kilogramm erzielte, von Finnland nach Japan zu exportieren, gewannen wir den Wettbewerb. Ich fand das äußerst faszinierend (Es gibt also Leute, die so viel für Pilze zahlen? Wirklich?), doch selbst damals hätte ich mir noch nicht vorstellen können, welch wichtige Rolle Pilze für mich in Zukunft spielen würden.
Später, als ich in meinen Zwanzigern als Läufer an Amateur-Wettkämpfen teilnahm, wollte ich wissen, wie ich meine Lauf-Performance optimieren könnte, und ich begann mich für Physiologie zu interessieren. Durch meine Recherchen und Gespräche mit mehreren Leuten, die im Bereich Gesundheit und Ernährung arbeiteten, wurde ich auf eine Pilz-Sorte mit Namen Cordyceps (Schlauchpilze) aufmerksam. Was ich erfuhr, war der Traum eines jeden Athleten: Cordyceps haben erstaunliche Eigenschaften, die zum Steigern der Energie und der Reduktion von Erschöpfungserscheinungen eingesetzt werden können. Schnell fand ich eine verlässliche Online-Quelle für Cordyceps-Kapseln und mischte den Inhalt der Kapseln unter die Smoothies, die ich vor dem Laufen trank. Fünfzehn Minuten nachdem ich den Smoothie getrunken hatte, lief ich los, denn nach dieser Zeitspanne – lediglich einer Viertelstunde! – verspürte ich einen unverkennbaren und deutlichen Energieanstieg.
Wenn heutzutage etwas als „Superfood“ bezeichnet wird, ist das häufig bloß eine Masche, um aus einem Food-Trend Kapital zu schlagen. Selbstverständlich verdienen viele andere Lebensmittel diese Bezeichnung auch. Aber es ist nicht einfach genau zu wissen, wie man diese nährstoffreichen Wunder am besten konsumiert, um all ihre Vorteile optimal zu nutzen. Wie viele Blaubeeren muss man zum Beispiel essen, in Verbindung mit welchen anderen Lebensmitteln und über welchen Zeitraum hinweg, bis man körperliche Veränderungen spürt? Ein weiteres Beispiel: Dunkelgrüne Blattgemüse-Sorten gelten als extrem nährstoffreich, aber fühlt man sich direkt besser, nachdem man einen Grünkohl-Salat gegessen hat? Ich meine, wirklich sofort und spürbar? Was ich bei meinen ersten Erfahrungen mit Cordyceps so bemerkenswert fand, waren die deutlichen, positiven Veränderungen, die ich fast unmittelbar spürte. Ähnlich wie wenn man einen Becher Kaffee trinkt – die energiespendende Wirkung macht sich fast sofort bemerkbar. Es ist ein direkt spürbarer Effekt. Und genauso wirkten sich Cordyceps auf meinen Körper aus. Wenn man dabei bedenkt, dass Cordyceps nur eine Art in einem Reich von mehr als eineinhalb Millionen Pilzarten ist! Ich hatte Studien gelesen, die Pilze als Superfood mit allen möglichen Wirkungsweisen auswiesen, von der Unterstützung der Immunfunktion, der Verbesserung der Schlafqualität, dem Senken des Cholesterinspiegels bis hin zum Kampf gegen Krebs. Jetzt, da ich diese unglaublichen positiven Auswirkungen nach der Einnahme von ein paar Cordyceps-Kapseln selbst erlebt hatte, schätzte ich diese Behauptungen über Pilze anders ein. Die Vorstellung, was mit anderen Pilz-Arten möglich wäre, war geradezu atemberaubend. Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass es sich bei Pilzen wirklich um ein Superfood handelt. Und damit war es dann auch offiziell: Ich wurde komplett zum Funguy.
WAS ES BEDEUTET, EIN FUNGUY ZU SEIN
Dieses englische Wortspiel ist meine leicht simple Art auszudrücken, dass ich mich komplett dem Verständnis des Fungi-Reiches und der Verbreitung des Wissens darüber, wie Pilze sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von uns Menschen auswirken, verschrieben habe. „Fun“ bedeutet Spaß und „guy“ ist ein Typ – und kombiniert hören sich die Wörter so ähnlich an wie Fungi. Alle, die sich derselben Mission verschrieben haben und sich dabei nicht allzu ernst nehmen, werden ebenfalls als Funguys bezeichnet. Der Name passt, denn obwohl ein Großteil der Informationen, die mit dem Reich der Fungi zusammenhängen, mit Chemie und Biologie zu tun hat, gibt es eine Menge Möglichkeiten diese Informationen zugänglich und interessant aufzubereiten, so dass sie Spaß machen – fun eben.
Meine neue Besessenheit brachte mich dazu, mehr über andere Pilz-Arten zu recherchieren, und ich fand heraus, dass Mitglieder aus dem Reich der Fungi schon seit Jahrhunderten Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen positiv beeinflusst haben. Es irritierte mich, dass diese Informationen nicht weit verbreitet waren – wie kommt es, dass niemand darüber Bescheid weiß? Wie kommt es, dass ich nicht darüber Bescheid wusste? Tatsächlich ist es so, dass es in ostasiatischen Kulturkreisen eine altehrwürdige Tradition ist Fungi auf vielfältige Weise zum Wohl der Menschen einzusetzen. Die medizinischen Vorteile konnten sich in der westlichen Medizin jedoch nicht etablieren – vor allem nicht in Amerika. In Kapitel 2 beschäftigen wir uns mit den Ursachen dafür.
Überzeugt davon, dass es jeder und jedem möglich sein sollte die unglaublichen Vorteile zu genießen, die dadurch entstehen, dass man Pilze in das tägliche Wellness-Programm integriert, gründete ich 2012 die Superfood-Firma Four Sigmatic. Unser Traum war es, den Konsum medizinischer Pilze populärer zu machen, indem wir dafür sorgten, dass sie für jedermann zugänglich sind. Selbstverständlich waren Pilze für diejenigen, die sich leidenschaftlich damit beschäftigen, immer schon zugänglich – viele der Pilze, die wir in diesem Buch besprechen, wachsen hierzulande reichlich und die anderen kann man sich ohne Probleme besorgen, wenn man ein wenig Nachforschung betreibt und Einfallsreichtum beweist. Ein Problem für viele angehende Pilz-Verwerter ist jedoch, dass, selbst wenn sie Zugang zu den Pilzen haben, das noch lange nicht bedeutet, dass sie die Vorteile der Pilze optimal nutzen, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die besonders potenten Pilze in ihrer natürlichen Form ungenießbar sind.
Mit Four Sigmatic wollten wir diese wirkungsvollen Pilze allen Interessierten zugänglich machen. Und um das zu tun, mussten wir unsere Produkte verfügbar und besonders benutzerfreundlich machen. Es wurde zu unserer Mission, unseren Kunden medizinische Pilze in einer Form anzubieten, die es ihnen ermöglichen würde, bereits bestehende Ernährungsgewohnheiten einfach aufzuwerten oder durch gesündere Formen, die Pilze enthalten, zu ersetzen.
Kaffee stellte sich als natürlicher Ausgangspunkt heraus. Viele Menschen lieben ihren Becher Kaffee am Vormittag, doch einige fühlen sich wegen des Koffeinkonsums schuldig. Wenn Kaffee jedoch gesunde Pilze wie Chaga (Schiefer Schillerporling), Reishi (Glänzender Lackporling) oder Igel-Stachelbart enthält, kann er in ein nährstoffreiches Ritual verwandelt werden. Pilz-Kaffee wurde zu dem Produkt, das uns die Türen öffnete – er ist die allseits beliebte Pilz-Zubereitung im Reich der Fungi. Damit konnten wir den Menschen die Welt der Pilze näherbringen, auf einfache, unkomplizierte und köstliche Art und Weise. Wir gründeten Four Sigmatic in Nordeuropa und zogen 2014 dann mit dem Unternehmen in die USA, wo wir 2015 unsere Getränke-Linie einführten. Heute leben wir unseren Traum, Pilze der breiten Masse zugänglich zu machen. Menschen, die übrigens immer hungriger nach Alternativen sind, mit denen optimale Gesundheit und Wellness erreicht werden können.
Wenn ich heutzutage Fremden, Freunden, Familienmitgliedern, potenziellen Liebschaften erzähle, dass ich mich leidenschaftlich für Fungi interessiere, sind die Reaktionen darauf niemals langweilig. Verwirrt, überrascht, skeptisch, fasziniert, manchmal sogar angeekelt. Ich sehe geradezu, wie sich über dem Kopf der Person, mit der ich mich gerade unterhalte, eine Sprechblase bildet: „Pilze scheinen in Finnland eine große Sache zu sein.“ „Noch so ein Lebensmittel sammelnder Hipster.“ „Er ist bestimmt Koch, ich werde ihn zu Morellen befragen!“ „Oh nein, wird dieser Typ mir als nächstes über seine Jahre als Fan der Rockband Phish berichten?“
Das alles sind nachvollziehbare Reaktionen. Die Menschen hören das Wort Pilze und haben dann häufig eine genaue Vorstellung, wie der Rest der Unterhaltung ablaufen wird. Und dass die Reaktionen häufig nicht nur positiv sind, ist auch keine Überraschung. Schließlich haben Pilze keine automatische Anziehungskraft wie z. B. Schokolade. Darüber hinaus ist das Wissen, das Leute über Pilze haben, in der Regel auf die Sorten beschränkt, mit denen sie kochen, die sie essen, die sie im Wald wachsen sehen sowie die Sorte Pilze, die ihnen spezielle Typen früher vielleicht mal im Studentenwohnheim verkauft haben. Wir alle haben alarmierende Geschichten über das giftige Potenzial wilder Pilze gehört, kennen auf der anderen Seite aber auch den Ausdruck absoluter Verzückung, der sich auf dem Gesicht weltberühmter Köche ausbreitet, wenn sie die Vorteile bestimmter Fungi-Sorten auf beinahe religiöse Art und Weise anpreisen.
Die Tatsache, dass Pilze sowohl giftig als auch wohlschmeckend sein können, ist ein faszinierender Hinweis auf ihre Komplexität: Das Reich der Pilze ist eine so große und vollständige Einheit, dass sowohl Ying als auch Yang nebeneinander gleichermaßen existieren können. Wir könnten ohne Probleme ein Buch – oder mehrere – über essbare, giftige oder psychedelische Pilze schreiben. Aber in diesem Buch geht es um keine dieser Arten.
Das Thema dieses Buches, das zugleich das Einzigartige und außerordentlich Faszinierende an den Pilzen ausmacht, mit denen wir uns hier beschäftigen, ist ihre Fähigkeit, unser Leben in einer unmittelbaren, wirkungsvollen und unvergleichlich wohltuenden Art und Weise zu beeinflussen. Ich weiß das, weil ich täglich – wenn nicht sogar stündlich – Zeuge davon werde. Pilze werden Sie absolut verblüffen, genauso wie sie mich verblüfft haben – und es immer wieder tun.
Diese medizinisch wirksamen Pilze werden Ihr Immunsystem ins Gleichgewicht bringen und stärken, den Sauerstofffluss in den Zellen anregen, Ihre mentale und kreative Leistungsfähigkeit erhöhen, den Blutzucker regulieren, Stress reduzieren, für geruhsamen Schlaf sorgen und eine Unzahl körperlicher, emotionaler und mentaler Leiden heilen. Auch wenn man nur ein paar der in diesem Buch besprochenen Pilzsorten kennt und weiß, wie man sie konsumieren muss, wird man den Körper heilen und stärken, sein volles Potenzial erreichen und die beste Version seiner selbst werden.
Ich weiß, das hört sich zu gut an um wahr zu sein. Es hört sich verdächtig nach einer dieser nebulösen „Wunderkuren“ an – oder so, als hätte ich damals etwas zu viel Zeit mit diesem gewissen Typen im Studentenwohnheim verbracht. Aber Sie können mir hier vertrauen.
Sie können mir vertrauen, weil ich jemand bin, der geschäftlich unheimlich viel verreist (wir sprechen hier über mehr als vierzig Reisen pro Jahr). Denn das bedeutet, dass ich einer Menge Krankheitserreger ausgesetzt bin und mein Immunsystem stark beansprucht wird – und doch war ich seit fast einer Dekade kein einziges Mal krank.
Sie können mir vertrauen, weil ich in den vergangenen zehn Jahren in acht Ländern auf drei verschiedenen Kontinenten gelebt habe und in jedem dieser Orte werden Pilze auf unzählige Arten und Weisen eingesetzt (sowohl offensichtlich als auch verborgen), um den menschlichen Körper zu heilen und ihn optimal gedeihen zu lassen. Wir stimmen global gesehen nicht bei vielem überein, aber was Pilze betrifft, sind wir einer Meinung.
Sie können mir vertrauen, weil ich mich von Pilzkundlern, Köchen sowie Gesundheits- und Ernährungsexperten habe beraten lassen, um möglichst viel über Pilze zu lernen – so viel, dass mein Kopf hätte platzen können –, und diese Informationen zusammengefasst in diesem Buch für Sie zugänglich zu machen.
Sie können mir vertrauen, weil Pilze in über 40 Prozent der Pharmaka enthalten sind, die heutzutage auf dem Markt sind (inklusive Penizillin, Immunsuppressiva und einige der am häufigsten verschriebenen Statine).
Sie können mir vertrauen, weil 92 Prozent der Pflanzen das Mycel von Pilzen zum Überleben brauchen – eine Tatsache, die sich einfacher verstehen lässt, wenn man in Betracht zieht, dass 25 Prozent der Biomasse unseres Planeten aus Fungi besteht.
Sie können mir vertrauen, weil 85 Prozent der ribosomalen RNA und fast 50 Prozent der DNA bei Menschen und Pilzen übereinstimmen, sodass viele Fungi-Formen für den menschlichen Körper eine extrem hohe Bioverfügbarkeit haben (d. h. in der Lage sind, beim Heilen einer ganzen Reihe von Leiden und Krankheiten zu helfen).
Sie können mir vertrauen, weil ich ein ganz gewöhnlicher Typ war, der in die unglaubliche Welt der Pilze gestolpert ist und sein wertvolles und gewaltiges Wissen nicht für sich behalten möchte.
Zum Reich der Fungi gehören mehr Pilze, als bisher identifiziert werden konnten, doch die Sorten, die wir in diesem Buch besprechen, sind bewährte Kraftpakete, die relativ einfach zu finden und zu verwenden sind. Sie werden Ihr Leben derart drastisch verändern, dass Sie selbst losziehen wollen, um Nachforschungen über andere Sorten anzustellen, sobald Sie die positiven Auswirkungen erfahren haben. Wir werden auch kurz auf das Pilzsammeln eingehen, Ängste betreffend Allergien und in Bezug auf die Sicherheit von Kindern aus dem Weg räumen und die Skepsis derjenigen beschwichtigen, die nicht über die eher unappetitlichen Ursprünge bestimmter Pilze hinwegsehen können.
Das Buch enthält Rezepte, die von meinem Geschäftspartner, dem Koch Lari Laurikkala und mir selbst entwickelt wurden. Viele dieser Gerichte sind gut geeignet um gleich in die Küche zu gehen und einfach loszulegen (darunter Pizza, Pommes und Risotto), für andere ist eine gewisse Abenteuerlust gefragt (Kombucha, Gelee-Bowls und Cocktails). Wir hatten mehr als 500 Rezepte, aus denen wir auswählen konnten, und teilen hier die 50 unserer Meinung nach besten – nicht nur in Hinblick auf den Geschmack, sondern auch auf die Art und Weise, wie sie die wertvollsten und wirksamsten Eigenschaften der Pilze weitergeben, die sie enthalten. Nochmal – Sie können mir vertrauen, wenn ich Ihnen sage, dass Sie überwältigt sein werden, wenn Sie entdecken, wie überraschend köstlich diese funktionellen Pilze in Desserts und Getränken sein können.
Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich einmal eine Firma gründen würde, die Pilzpulver für Getränke verkauft. Pilze trinken? Zugegeben, auch für mich hat sich das zunächst ziemlich seltsam angehört. Aber nachdem ich jahrelang Nahrungsergänzungsmittel eingenommen hatte (aus verschiedenen Gründen – allgemeine Gesundheit, sportliche Leistung, Unterstützung des Immunsystems), ohne dass ich eine Wirkung erkennen konnte, und dann aus erster Hand die Kräfte dieser Pilze erlebte, wusste ich, dass medizinische Pilze meine Berufung sind. Jetzt teile ich, was ich gelernt habe, in diesem Buch mit Ihnen, weil ich vor allem daran glaube, dass kleine Veränderungen eine große Auswirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden haben können. Und weil ich einfach ein totaler Funguy bin.
MAN MUSS KEIN CHEMIKER, Mykologe oder Gesundheits- und Wellness-Experte sein, um die unzähligen Vorteile zu verstehen, die durch die Einbeziehung medizinischer Pilze in das alltägliche Leben entstehen. Allerdings liegt es in der Natur der Sache, dass viel von dem, über das wir hier reden werden, in der Chemie und Biologie wurzelt. Aber Sie müssen jetzt keine unangenehmen Flashbacks zu Bunsenbrennern und dem gefürchteten Chemieunterricht bekommen – ich kann Ihnen versichern, dass wir Ihnen im Folgenden nur grundlegende Fachbegriffe erklären. Diese Definitionen sind weder vollständig noch klinisch, enthalten aber die Informationen, die Ihnen beim Nachschlagen am meisten weiterhelfen, wenn Sie die Rezepte aus diesem Buch ausprobieren. Wir haben die Dinge zwar möglichst einfach gehalten, das wissenschaftliche Zeug kann trotzdem kompliziert sein. Wenn Ihnen etwas schwer verständlich erscheint, überfliegen Sie die Definition einfach und kommen dann darauf zurück, wenn der Begriff später wieder auftaucht. Und wissen Sie, was das Beste daran ist? Selbst wenn Sie nie ganz verstehen sollten, was ein Polysaccharid ist, werden die Pilze trotzdem ihre Wirkungskraft entfalten.
Je nachdem, wen man fragt und wo man wohnt, erfährt man, dass es aktuell fünf oder sechs anerkannte Reiche lebender Organismen auf der Erde gibt. (In den USA sind dies in der Regel: Animalia, Plantae, Fungi, Protista, Archaebacteria und Eubacteria.) Selbstverständlich können bei fortschreitender Forschung weitere Reiche hinzukommen. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Entdeckungen ist gar nicht so gering, wenn man bedenkt, dass Fungi lange Zeit zum Pflanzenreich gezählt wurden. Doch nach genauerem Studium der Fungi wurde offensichtlich, dass diese Organismen es verdienten, als eigenes Reich klassifiziert zu werden und dass sie mehr Gemeinsamkeiten mit Tieren haben als mit Pflanzen (tatsächlich sind Fungi und Tiere Teil der gleichen übergeordneten Gruppe: Opisthokonta). Ebenso wie Menschen oder andere Säugetiere sind Fungi heterotroph, d.h. sie sind in Bezug auf die Nährstoffversorgung von anderen Organismen abhängig. Selbstverständlich haben wir andere Essgewohnheiten, denn Fungi absorbieren Nährstoffe durch die Freisetzung von Enzymen, welche die Nahrungsquelle zersetzen, sodass sie daraus hervorsprießen können.