Heimliche Wünsche in eiskalten Nächten - Catherine Mann - E-Book

Heimliche Wünsche in eiskalten Nächten E-Book

Catherine Mann

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Beschreibung

Ihre Familien sind erbitterte Rivalen im hart umkämpften Öl-Business von Alaska, und mit seiner Arroganz bringt Milliardär Broderick Steele die hübsche Glenna regelmäßig zur Weißglut! Hätte sie damals bloß nicht aus einer frivolen Laune heraus mit ihm ein sinnliches Liebeswochenende verbracht … Nur mit Mühe behält sie in Brodericks Gegenwart die Beherrschung. Doch damit ist endgültig Schluss, als ein süßes kleines Findelbaby sie beide zwingt, Eltern auf Zeit zu werden. Wo soll nur so viel heiße Nähe im eiskalten Alaska hinführen?

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Seitenzahl: 204

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Catherine Mann Originaltitel: „The Baby Claim“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2074 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Maike Claußnitzer

Abbildungen: [email protected] / Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733724856

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Ist es eigentlich dein Lebenszweck, mich zur Weißglut zu treiben, oder ist es nur ein netter Zeitvertreib, wenn du gerade nicht mit den weiblichen Singles von Alaska ausgehst?“

Glenna Mikkelson-Powers hielt sich an ihrem Terminkalender fest, um nicht hinter ihrem Mahagonischreibtisch hervorzuschießen und sich Broderick Steele mal so richtig vorzuknöpfen.

In der Nähe dieses Mannes zu sein, machte sie fast wahnsinnig.

Seine sinnliche Anziehungskraft war so stark, dass keine Frau ihm lange widerstehen konnte, ohne den Verstand zu verlieren. Sein langer Wollmantel wirkte edel, aber sein Cowboyhut und seine Lederstiefel waren abgenutzt – dieser Mix machte Broderick nur noch attraktiver. Sein dunkles Haar, das davon zeugte, dass er zu einem Viertel Inuit war, zeigte erste feine graue Strähnen, aber jeder, der Broderick sah, war sofort überzeugt, dass sein Charisma und seine Kraft so unendlich sein mussten wie die Tundra Alaskas, wo er und Glenna zu Hause waren.

In einem so großen Bundesstaat hätte genug Platz für sie beide sein sollen. Theoretisch hätten sie sich nie über den Weg laufen müssen. Aber das ständige Ringen ihrer verfeindeten Familien um die Vorherrschaft in der Ölindustrie garantierte, dass Glenna und Broderick in denselben Kreisen verkehrten.

Sie sahen sich viel zu oft für Glennas Geschmack.

Sie presste die Hände fester auf den Kalender und fixierte Broderick mit ihrem besten eisigen Blick. „Ich habe einen Assistenten. Zeke – der nette Herr, der wie ein Großvater aussieht – kann dich anmelden. Oder du kannst klopfen. Versuch wenigstens, dich hier ansatzweise normal zu verhalten.“

Nicht, dass irgendetwas an Broderick normal gewesen wäre.

„Erstens …“, er warf seinen schneebestäubten Hut auf ihren Schreibtisch, „… ist es nicht mein Lebenszweck, jemanden zur Weißglut zu treiben. Und dein Assistent ist nicht da.“

Glenna warf einen Blick durch die offene Tür und stellte fest, dass er recht hatte. Sie unterdrückte den Drang, trotzdem die Augen zu rollen. Broderick hätte auf Zeke warten können, statt einfach hereinzustürmen.

„Zweitens …“ Er zog die Lederhandschuhe aus und entblößte schwielige Hände.

Broderick war ein körperlich starker Mann, aber auch ein außerordentlich begabter Finanzchef, was dem Unternehmen seiner Familie zugutekam.

„Zweitens bin ich viel zu beschäftigt, um ein so reges Liebesleben zu führen, wie du es mir unterstellst.“

Das verschlug ihr die Sprache und ließ ihren Magen mehr Purzelbäume als nötig schlagen.

„Drittens habe ich keine Ahnung, warum du dich hier aufregst, obwohl ich derjenige bin, der heute eine Hiobsbotschaft verkraften musste.“

Er beugte sich zu ihr. Der Moschusduft seines Eau de Toilette kitzelte ihre Sinne, als würde sie an einem kalten Tag warmen Rauch einatmen.

„Aber sobald wir die Sache geklärt haben, können wir gern auf deine Besessenheit von meinem Liebesleben zurückkommen.“

Seine Augen funkelten. Im hellen Licht kam der Whiskeyfarbton seiner Augen besonders gut zur Geltung. Er verzog die vollen Lippen zu einem überheblichen Lächeln.

„Du verhältst dich äußerst unprofessionell.“ Sie kniff die Augen zusammen und ärgerte sich über ihre Reaktion auf ihn, während sie seine altvertraute Arroganz auf sich wirken ließ.

Sie sahen einander an, und die Luft knisterte. Glenna erinnerte sich nur zu gut an dieses Gefühl. Als Collegestudenten hatten sie eine kurze Romeo-und-Julia-Affäre gehabt.

Von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Und dennoch … Die Erinnerungen waren nie verblasst.

Ein Wochenende vor langer Zeit. Zwei Tage voller Leidenschaft in ihrer Dachwohnung. Feuer im Kamin. Schnee auf dem Oberlicht.

Dampf in der engen Duschkabine, in die sie sich beide hineingezwängt hatten.

Aber diese beiden Tage waren nichts im Vergleich zu der Liebe, die sie während ihrer sechsjährigen Ehe zu ihrem verstorbenen Mann empfunden hatte. Gemeinsam hatten sie viel Arbeit in die Überwindung von Schwierigkeiten gesteckt – und über ihre Unfähigkeit getrauert, ein Kind zu bekommen.

Heute bedeutete der Beruf ihr alles. Glenna war nicht bereit, das zu riskieren, vor allem nicht für Broderick.

Er war ihr Rivale. Er wollte, dass die Firma seiner Familie die Ölindustrie dominierte, und das durfte sie nicht zulassen. Sie war die Finanzchefin von Mikkelson Oil, und sie würde dafür sorgen, dass das Unternehmen ihrer Familie die Oberhand gewann.

Sein intensiver Blick und sein grüblerischer Charme würden sie nicht davon ablenken.

Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich frage dich ein letztes Mal: Was machst du in meinem Büro?“

„Als wüsstest du das nicht.“ Er ließ einen großen Briefumschlag auf ihren Kalender fallen. „Wie nennst du das hier?“

„Post“, sagte sie, um Zeit zu gewinnen. Was für ein Spiel spielt er?

Seit ihr Vater vor zwei Jahren an einem Herzinfarkt gestorben war, hatte sich in der Firma viel verändert. So viel Trauer … Erst mein Vater, dann mein Mann.

Es hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. Aber wenn sie zuließ, dass die Trauer sie verzehrte, würde Mikkelson Oil gegen Broderick den Kürzeren ziehen.

„Könntest du das bitte näher erläutern?“, fragte sie.

Er zuckte die breiten Schultern. Sein gestärktes weißes Hemd raschelte.

„Es sind Ausdrucke mit einem Bericht über Aktienaufkäufe. Meine Leute haben die Spur bis zurück in euer Büro verfolgt.“

Sie griff in eine Schublade, zog einen Umschlag daraus hervor und legte ihn neben seinen. „Wirklich? Denn ich könnte dich nach ganz ähnlichen Aufkäufen fragen. Nur in die Gegenrichtung.“

Er runzelte die Stirn und ließ sich in einen der beiden ledernen Klubsessel vor ihrem Schreibtisch fallen. „Unsere Firmen tauschen Aktien aus? Das ist doch sinnlos.“

Sie zeigte mit einem perfekt manikürten Finger auf ihn. „Dein Vater hat irgendetwas vor. Es gefällt mir gar nicht, dass er seit dem Tod meines Dads verstärkt Druck ausübt. Es ist sexistisch, zu glauben, dass wir ohne Mann an der Spitze schwächer sind.“

„Ob Sex oder Sexismus, alles Geschlechtliche interessiert dich wirklich sehr, oder?“ Broderick legte den Kopf schief und warf einen verdammt vielsagenden Blick auf das gelbe Sofa hinter ihm.

„Halt den Mund, und hör mir zu.“ Sie war nahe daran, mit dem Fuß aufzustampfen.

„Das tue ich doch. Es macht Spaß, zu beobachten, wie du rote Wangen bekommst.“ Er legte sich die Hand auf die Brust. „Außerdem hat meine Mutter mir beigebracht, dass es sich nicht gehört, anderen zu sagen, dass sie den Mund halten sollen.“ Ein sardonisches Lächeln umspielte seine Lippen.

„Bei einem geschäftlichen Treffen von Sex zu reden, gehört sich auch nicht.“ Sie hob ihren Briefbeschwerer hoch – einen Messingbären, der ihrem Vater gehört hatte. Ihn von einer Hand in die andere zu nehmen, war ein seltsam tröstliches Ritual. Vielleicht war es auch gar nicht so seltsam. Als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatte ihr Vater ihr erzählt, dass diese Statue einem Kraft verlieh. Er hatte seinen Erfolg auf den Bären zurückgeführt.

Nach den Verlusten der letzten zwei Jahre brauchte Glenna jedes bisschen Glück und Kraft, das sie bekommen konnte. „Ich bin ganz bestimmt nicht darauf aus, mich all den liebestollen Frauen Alaskas anzuschließen, die dir zu Füßen liegen.“

„Darum habe ich dich auch nicht gebeten, und du musst mich nicht mit einem schweren Gegenstand bedrohen. Bei mir bist du sicher.“ Der Humor verschwand aus seiner Miene. „Aber da diese Aktienkäufe dich genauso verwirren wie mich, solltest du mitkommen, damit wir zusammen mit deiner Mutter darüber sprechen können.“

„Natürlich. Dann klärt sich alles bestimmt im Handumdrehen.“

Sie wollte, dass Broderick Steele wenigstens aus ihrem Büro verschwand und ihr nicht so beunruhigend nah war, wenn er schon nicht aus ihrem Leben verschwinden konnte.

Broderick spielte ein riskantes Spiel mit Glenna, aber diese Frau berührte ihn auf eine Art wie niemand sonst.

Als sie noch auf dem College gewesen waren, hatte er sich eingeredet, dass nur der Reiz des Verbotenen das Begehren zwischen ihnen ausgelöst hatte. Ihre Familien waren schließlich verfeindet. Allerdings sehnte er sich heute noch nach ihr.

Normalerweise hielt er diese Gefühle in Schach, indem er so viel Abstand wie möglich von der blonden Sexbombe hielt.

Aber heute hatte er diese verstörenden Dokumente über Aktien erhalten, die den Besitzer wechselten.

„Können wir sofort mit deiner Mutter reden? Wir müssen wissen, wer da in eurem oder unserem Aufsichtsrat für Unruhe sorgt.“

Glenna schaute auf. Ihre blauen Augen waren so kristallklar wie der Himmel über Alaska. „Je eher, desto besser. Sie ist heute hier. Ich habe mich vorhin schon mit ihr getroffen.“ Sie stand auf und kam um ihren Schreibtisch herum.

Heiliger Strohsack. Broderick verschluckte sich fast an seiner eigenen Zunge.

Ihr Bleistiftrock lag eng an ihren Kurven an und setzte seine Fantasie in Flammen. Die Kostümjacke war tief ausgeschnitten, und obwohl eine weiße Bluse fast ihr gesamtes Dekolleté verdeckte, war dieser Ausschnitt einfach … Er zwang sich, den Blick abzuwenden.

Aus Respekt, aber auch, um nicht vor Verlangen verrückt zu werden.

„Nach dir“, sagte er.

Er tat sein Bestes, die Beherrschung zu wahren, aber ihre Nähe brachte ihn völlig aus der Fassung. Er folgte ihr am Sitzbereich ihres Büros vorbei: Das gelbe Sofa und zwei Sessel standen vor einem Kamin.

Sie warf einen Blick über die Schulter. Ihr blondes Haar schimmerte wie ein goldener Vorhang. „Mutters Büro liegt zwei Stockwerke über meinem. Wir klären das, keine Sorge.“

Ohne ein weiteres Wort stürmte sie los. Der dicke Teppich dämpfte das Klackern ihrer Stiefelabsätze. Die Glaswand an einer Seite des Korridors bot einen eindrucksvollen Blick auf das Bergpanorama. Überall sonst in Amerika war jetzt Frühling, aber hier in Alaska waren die Gipfel noch schneebedeckt.

Sonnenlicht fiel durch die Fenster und auf Glenna. Um nicht ihre schwingenden Hüften oder ihre eng anliegenden Lederstiefel anzustarren, konzentrierte er sich auf die Gemälde an der Wand. Wieder einmal fiel ihm auf, wie sehr sich der Mikkelson-Firmensitz von den Büros seiner Familie auf der anderen Seite des Geschäftsviertels von Anchorage unterschied. Das Steele-Hauptquartier war moderner gehalten, ein hohes, minimalistisches Gebäude, das für ihn seinen Heimatstaat symbolisierte: eine Eishülle gefüllt mit Kohle, Sand und Gold.

Die Mikkelson-Büros dagegen waren noch ganz im alten Alaska verwurzelt. Die raue Eleganz der Tierfelle und der schweren Holzmöbel machte deutlich, dass in diesem Land nichts Zerbrechliches überdauerte. Um es hier zu schaffen, musste man robust sein.

Der Umschlag knisterte in seiner Hand und erinnerte ihn daran, warum er hier war. Wie viel wusste sein Vater? Broderick hatte ihn heute Morgen nicht erreichen können, obwohl er sich bemüht hatte.

Seit einer Weile war sein Dad oft abgelenkt und nicht ansprechbar. Jetzt war jedoch der ungünstigste Zeitpunkt dafür. Angebote für die große Pipeline aus Alaska nach Dakota wurden gemacht. Dabei ging es nicht nur um Geld, sondern auch darum, das Projekt so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten, um das Land zu schützen, das sie liebten und in dem sie zu Hause waren. Alle Ingenieure und Biologen der Familie rackerten sich ab, um einen ausgewogenen Plan zu präsentieren.

Broderick wusste, dass er in dem Ruf stand, ein eiskalter Bastard zu sein. Aber er fand, dass es keinen Zweck hatte, Emotionen in irgendetwas – oder irgendjemanden – außer der Arbeit zu investieren.

In ihm war etwas zerbrochen, als seine Schwester gestorben war. Hätte er nicht gleichzeitig seine Mutter verloren, hätte sie ihm vielleicht geholfen, einen Weg aus dem Gefühls-Labyrinth zu finden, statt eine Beziehung nach der anderen wieder aufzugeben. Jetzt beschränkte sich sein Liebesleben auf Frauen, die kein Interesse an etwas anderem als einer lockeren Affäre hatten.

Glenna betonte oft, dass sie ganz in ihrem Job aufging. Er hatte Verständnis dafür. Er war auch mit seiner Arbeit verheiratet.

Deshalb musste er dieses lächerliche Gerücht über eine Fusion unterdrücken.

„Du bist ganz anders als die meisten Bürohengste“, sagte sie nun.

Er legte den Kopf schief. „Praktisch veranlagt?“

„Ja, vielleicht. Du bist einfach so … unverschämt. Unlogisch. Unberechenbar.“ Sie beschleunigte ihre Schritte.

„Und du bist eine typische zugeknöpfte Buchhalterin.“ Hitze wallte in ihm auf, als er an eine Zeit dachte, als er sie sehr gründlich aufgeknöpft hatte.

Sie schien seine Gedanken zu lesen. „Immer schön nach vorn gucken, Cowboy.“

„Glaubst du, dass ich eine versteckte Kamera dabei habe, um Formeln aus deinem Büro zu stehlen?“

Er sah ihr unverwandt in die Augen. Diese blauen Tiefen sind einfach zu verführerisch. Irgendetwas an ihnen ließ ihm Worte entschlüpfen, bevor er sie aufhalten konnte: „Ich würde sehr gern deine geheimsten Wünsche kennen.“

Ihre Atemzüge wurden flacher. Sie leckte sich die Lippen. „Mir wäre es lieber, wenn wir uns aufs Geschäft beschränken. Meinst du, dass du meine Wünsche wenigstens die nächste halbe Stunde über respektieren kannst? Wenn nicht, müssen wir alles per Videokonferenz klären.“

Er nickte und wich einen Schritt zurück, weil er wusste, dass er mit dem Feuer spielte. Aber sie hatte recht: Er war unberechenbar. Obwohl alles so kompliziert war, ertappte er sich dabei, darüber nachzudenken, wie er ihr noch mehr Privates entlocken konnte. Natürlich erst später. Timing war alles.

„Selbstverständlich respektiere ich deine Wünsche.“

„Ich wünschte, ich könnte darauf vertrauen“, sagte sie, ging zum Fahrstuhl und betätigte den Knopf.

Ihre Worte trafen ihn. So schlecht denkt sie also von mir? Er stellte sich neben sie vor den Lift und beobachtete sie nachdenklich.

Sie tastete nach einer Haarnadel und schob sie sich so in die Frisur, dass die goldene Fülle ihr über eine Schulter fiel. Ihr hellrosa Nagellack war kaum wahrnehmbar. Edles Understatement. Typisch für sie.

Er räusperte sich. „Und ich mache mir Sorgen, dass du einen Insiderblick auf unser Geschäft und unsere Finanzen bekommen könntest.“

Der Aufzug blieb stehen, die Türen glitten auf, und Glenna stieg ein.

Er trat zu ihr in die runde Kabine, die einen Panoramablick auf den Hafen bot. Ein paar Boote trieben zwischen Eisschollen. „Vielleicht solltest du auch Angst um deine Dateien haben“, fuhr er fort. „Es gibt alle möglichen Kopierprogramme für Computer, und …“

„Ich lasse dich vom Sicherheitsdienst von Kopf bis Fuß durchsuchen, wenn du wieder gehst.“

Gerade, als er zu dem Schluss gekommen war, dass sie sich unabsichtlich so verfänglich ausgedrückt hatte, warf sie ihm einen Blick zu. Ihre blauen Augen funkelten frech.

Hitze breitete sich in ihm aus. Er beugte sich zu ihr. „Überwachst du die Durchsuchung persönlich? Ein Glück, ich habe meine Lieblingsboxershorts an. Die mit den Comicmotiven.“

Sie zog eine blonde Augenbraue hoch. Glenna war schon immer gut darin gewesen, andere ruhig und schnell zurechtzuweisen. „Schmeichel dir nicht.“

„Ich träume nur, Lady, ich träume.“

Sie runzelte die Stirn. „Behandelst du alle Geschäftspartnerinnen so?“

„Nur die, mit denen ich schon eine Affäre hatte. Nein, das stimmt nicht ganz.“ Er hob die Hand. „Nur dich.“

„Eine Fehlentscheidung an einem einzigen Wochenende auf dem College ist noch keine Affäre.“

Ihre in die Hüften gestemmten Hände betonten ihre Kurven in diesem umwerfenden Kostüm. Es juckte ihm in den Fingern, es ihr auszuziehen.

Broderick legte sich die Hand aufs Herz. „Du kränkst mich. Das Wochenende damals ist für mich in Sachen Beziehung das Maß aller Dinge. Keine Frau kann dir das Wasser reichen.“

Habe ich das gerade laut gesagt? Es fühlt sich fast so an, als würde ich es ernst meinen.

Er wurde davor bewahrt, sich näher mit diesem unbehaglichen Gedanken zu befassen, als der Fahrstuhl stoppte. Sie hatten ihr Ziel erreicht.

Glenna überraschte ihn: Sie betätigte den Knopf, um die Tür geschlossen zu halten. „Euer Aufsichtsrat kauft dir deinen Unfug vielleicht ab, aber ich lasse mich nicht ins Bockshorn jagen.“

Sie hatte recht. Was auch immer er hier gerade tat, es hatte nichts mit der Arbeit zu tun.

Aber wir sind im Fahrstuhl. Allein.

Solch eine Gelegenheit konnte er sich nicht entgehen lassen.

Er trat näher an sie heran und sog ihren Duft ein. Mandel … Unerwartet. Sinnlich. „Was, wenn ich es ernst meine?“

„Dann tut es mir sehr leid, dass du so verletzt worden bist.“ Sie schluckte, rümpfte die Nase und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Aber jetzt hör auf, Spielchen mit mir zu spielen. Reden wir lieber mit meiner Mutter.“

Glenna öffnete die Fahrstuhltür und rauschte dann zu einem leeren Empfangstresen. „Ich weiß auch nicht, wo Sage steckt …“

Im selben Augenblick bog Glennas junge Cousine Sage Hammond um die Ecke, strich sich ihr schlichtes Strickkleid glatt und setzte sich an ihren Platz. „Ich habe mich gerade in der Technikabteilung mit deinem Assistenten getroffen, Glenna. Tut mir leid, dass ich hier nicht aufgepasst habe. Deine Mutter hat telefoniert, als ich gegangen bin.“ Sage blickte zur Telefonanlage. Ihre blonden Haare fielen ihr auf die Schultern. „Aber das Licht ist jetzt aus, also muss sie fertig sein.“

Broderick nickte. „Danke, Miss Hammond.“

Glenna murmelte: „Finger weg von meiner Cousine“, während sie nach dem Griff der Bürotür langte.

Eifersüchtig? Interessant. „Ich reiße Schmetterlingen nicht die Flügel aus.“

In Glennas himmelblauen Augen veränderte sich ganz kurz etwas. Er konnte es nicht benennen. Dann wandte sie sich ab und betrat das Büro ihrer Mutter.

Drinnen wartete noch mehr Mikkelson-Charme auf ihn. Antiquitäten und Farbtupfer in Hellgrün brachten Leben in das Eckbüro. Zwei Glaswände und ein Oberlicht ließen den Sonnenschein herein. Draußen wimmelte es auf den Straßen vor Leuten und Autos. Sogar ein Elch auf Abwegen kam in Sicht.

Aber das Büro war leer.

„Mom? Ich bin mit Broderick Steele hier. Es gibt ein Missverständnis, das wir aufklären müssen.“ Glenna sah sich um. „Ich weiß, dass sie hier ist. Alles ist noch da, ihre Aktentasche und ihr Mantel, sogar ihr Kaschmirschal. Sie holt sich bestimmt nur eben Kaffee.“

Oder war sie im Waschraum?

Glennas Blick huschte zu dem privaten Bad.

Von drinnen kamen gedämpfte Geräusche, die nach einer Dusche klangen. Dampf drang unter der Tür hervor, als würde das Wasser schon lange laufen. Ein Stöhnen war zu hören. Genießt sie das Duschen? Oder hat sie Schmerzen? Broderick war sich nicht sicher.

Er ging in den Sitzbereich hinüber. „Sieh nach ihr. Wenn du Hilfe brauchst, sag einfach Bescheid.“

„Danke, das weiß ich zu schätzen. Mom?“ Glennas Stimme hatte einen Unterton von Besorgnis. „Mom, ist alles in Ordnung?“

Keine Antwort.

Glenna sah sich nach ihm um. „Ich will eigentlich nicht einfach ins Bad stürmen, aber wenn es ihr nicht gut geht … Wenn es nun ein Notfall ist …“

„Deine Entscheidung. Soll ich lieber gehen?“ Vielleicht steckten ja gesundheitliche Probleme hinter dem seltsamen Geschäftsgebaren.

„Bleib einfach da hinten, aber in der Nähe, falls ich dich zu Sage schicken muss.“ Glenna klopfte leise an. „Mom? Ich bin es. Geht es dir gut?“

Broderick musterte seine Stiefel und hielt den Blick von der Tür abgewandt.

„Mom, ich mache mir Sorgen. Ich will dich nicht in Verlegenheit bringen, aber ich muss wissen, ob alles in Ordnung ist. Ich komme jetzt rein.“

Als der Türgriff klapperte, schaute Broderick auf und sah Glenna den Kopf schütteln.

„Es ist abgeschlossen.“ Sie klopfte lauter. „Mom, du machst mir Angst. Mach auf. Bitte.“ Sie griff in ihre Tasche. „Ich nehme jetzt den Hauptschlüssel, um die Tür zu öffnen.“ Sie schloss auf – und schrie.

Broderick sprang auf, rannte zu ihr und legte ihr die Hand auf den Rücken, um ihr zu helfen, ganz gleich, welche Krise sich hier gerade abspielte.

Glenna hielt sich am Türrahmen fest. „Mom?“

Broderick stutzte. Blinzelte. Blinzelte noch einmal. Du meine Güte. Er traute seinen Augen nicht.

Glenna war vielleicht überrascht, aber Broderick war völlig sprachlos. Er stolperte einen Schritt zurück, weil die Welt gerade einen Purzelbaum geschlagen hatte.

Jeannie Mikkelson stand in ein Handtuch gehüllt im dampfgeschwängerten Bad, aber sie war nicht allein.

Eine nur allzu vertraute Gestalt schob sich vor sie. Der Mann brachte Jeannie hinter seinem breiten Oberkörper in Sicherheit.

Broderick konnte gar nicht anders, als sich zu vergewissern, dass das Offensichtliche zutraf: „Dad?“

2. KAPITEL

Glenna tigerte im Empfangsbereich zum Büro ihrer Mutter auf und ab und versuchte, sich durch den Nebel ihrer Gefühle zu kämpfen. War es Verwirrung? Schock? Sie konnte einfach nicht fassen, was sie gerade gesehen hatte.

Ihre Mutter hatte eine Affäre mit der Konkurrenz.

Na gut – eigentlich hatte Glenna auf dem College dasselbe getan, aber sie und Broderick hatten damals noch keine Positionen im jeweiligen Familienunternehmen bekleidet. Sie waren nicht wie ihre Eltern, die selbst in Gesprächen beim Abendessen die Fehde immer wieder mit Verdächtigungen und Gerüchten geschürt hatten.

Damals auf dem College hatte Glenna ein schlechtes Gewissen gehabt und war sich wie eine Verräterin vorgekommen, weil sie sich zu Broderick hingezogen gefühlt hatte. Genau wie vor einer Viertelstunde in ihrem Büro.

Jetzt warf sie einen Blick in den Sitzbereich zu dem … dem Sohn des Geliebten ihrer Mutter.

Das ist alles so surreal!

Broderick war nach wie vor unglaublich heiß. Er lehnte mit der Hüfte an einem der Ohrensessel und wippte unruhig mit dem Fuß. Ihre Cousine sah zwischen ihnen beiden hin und her. Sage spürte offenbar, dass etwas nicht stimmte, hielt aber den Mund. Sie würde keine Fragen stellen.

Und sie würde nicht tratschen. Höchstwahrscheinlich war diese Eigenschaft Jeannie Mikkelson wichtig gewesen, als sie ihre Assistentin ausgewählt hatte.

Wusste Sage von der Affäre? Und vielleicht auch, was mit den Aktien los war? Wenn irgendein Hinweis auf die Beziehung zwischen den beiden Öl-Magnaten an die Öffentlichkeit gedrungen war, erklärte das möglicherweise die Schwankungen. Manche Investoren waren bestimmt verunsichert und verkauften ihre Anteile, während andere sich mehr sicherten.

So viele Fragen … Vor allem eine: Wie lange dauert es, sich etwas überzuziehen?

Glenna zuckte bei dem Gedanken zusammen.

Endlich schwang die Tür aus heimischer Gelbzeder auf, und ihre Mutter trat heraus. Jack Steele stand hoch aufgerichtet hinter ihr. Seine grünen Augen funkelten. Beschützend. Besitzergreifend. Glenna kannte seinen unnachgiebigen Blick aus geschäftlichem Kontext. Aber das hier war etwas ganz anderes.

Sie sah ihre Mom an.

Das Haar ihrer Mutter war noch feucht, aber abgesehen davon deutete nichts mehr auf das hin, was gerade passiert war. Jeannie Mikkelson wirkte so gelassen und stark wie immer. Sie hatte die Firma jahrelang an der Seite ihres Mannes geführt und dann allein das Ruder in die Hand genommen, nachdem sein erster Herzinfarkt ihn zum Pflegefall gemacht hatte.

Sie hatte dafür gesorgt, dass das Geschäft weiter auf Hochtouren lief und sogar nach dem Tod ihres Mannes Haltung bewahrt. Die ganze Familie war erschüttert gewesen, aber Glenna hatte Jeannie nur ein einziges Mal weinen sehen.

Ihre Mutter war gut darin, ihre Gefühle für sich zu behalten.

Deshalb war es keine Überraschung, dass sie auch jetzt undurchschaubar blieb.

Es ging nicht darum, dass sie eine Beziehung mit einem anderen Mann als Glennas Vater hatte. Das Entscheidende war, dass es ausgerechnet dieser Mann war.

Jack Steele sah wie eine ergraute Version seines ältesten Sohns aus. Er war noch gut in Form, aber das Alter hatte ihn etwas fülliger gemacht. Wie seine drei Söhne war er ein Original: Geschäftsmann und Cowboy. Ein Mann aus Alaska.

Glenna fiel die Überschrift ein, unter der eine Zeitschrift ihn porträtiert hatte: „CEO in Eskimostiefeln“.

Jeannie nickte ihrer Assistentin zu. „Sage, könntest du bitte alle Anrufe entgegennehmen und etwaigen Besuchern absagen? Das hier dauert wahrscheinlich eine Weile.“

„Natürlich, Tante Jeannie.“ Sage hielt schon ihr Tablet in der Hand. „Ich verlege deinen Elf-Uhr-Termin und sage Chuck, dass er mit ihm Mittagessen gehen soll.“

Chuck, alias Charles Mikkelson III, war Jeannies Sohn, Glennas Bruder und der Vizechef des Unternehmens. Er war der Kronprinz, der die Firma übernehmen sollte, wenn Jeannie in den Ruhestand ging.

Wenn sie das denn je tut. Jeannie war noch keine siebzig und so dynamisch und fit wie eh und je.

„Perfekt. Danke, Liebes.“ Jeannie winkte Glenna und Broderick in ihr Büro. Jack zog die Tür hinter ihnen zu und drehte den Schlüssel um, um sicherzugehen, dass niemand sie unterbrechen würde.

Glenna wankte ein wenig, und Broderick hielt sie an der Taille fest. Sie war ihm dankbar, dass er sie stützte, auch wenn es sich anfühlte, als würde seine Hand sie versengen.

Jack zog eine Augenbraue hoch und sagte: „Setzen wir uns doch alle.“