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Dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit, alte Feinde, die wieder zur Gefahr werden, und Versprechen, die nicht gebrochen werden dürfen: Obwohl sich alles gegen sie verschworen hat, kämpfen diese US-Marshals mit jeder Faser ihres Seins um die Liebe ihres Lebens ...
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Seitenzahl: 143
Titel
Zu diesem Buch
Widmung
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Danksagung
Die Autorin
Die Romane von Sylvia Day bei LYX
Impressum
SYLVIADAY
Begehren
Ins Deutsche übertragen
von Kerstin Fricke
Zu diesem Buch
Layla Creed und US Marshall Brian Simmons verbindet eine leidenschaftliche Vergangenheit. Doch als sie sich nach langer Zeit erneut gegenüberstehen, ist nichts mehr, wie es einmal war. Layla soll als Kronzeugin in einem brisanten Fall aussagen – und danach mit einer neuen Identität untertauchen. Brian beschließt kurzerhand, selbst für Laylas Sicherheit zu sorgen, und dabei kommen die beiden sich so nah wie nie zuvor …
Diese Geschichte ist Cindy Hwang gewidmet.
Ich schreibe wahnsinnig gern Kurzgeschichten.
Danke, dass du meine Schreibblockade gelöst hast, Cindy.
Zwei Explosionen erschütterten Deputy U. S. Marshal Brian Simmons am 15. August um 12 Uhr 33. Die erste war der Anblick seines immerwährenden feuchten Traums Layla Creed, und die zweite war die Detonation einer Handgranate.
Brian hörte das Pfeifen der heranfliegenden Granate, eine Sekunde bevor sie einen der drei Chevy Suburbans traf, mit denen Layla aus einem sicheren Versteck zum Flughafen Baltimore gebracht werden sollte. Er stürzte vor, presste sie auf den Boden, um sie mit seinem Körper gegen die kommende Detonation abzuschirmen.
Die Explosion breitete sich mit einer glutheißen Schockwelle aus. Die Welle erschütterte Laylas schlanken Körper, und er krümmte sich über ihr zusammen und drückte sie fest an sich. Das Klingeln in seinen Ohren war ohrenbetäubend, sodass er Laylas Schreie kaum noch hören konnte. Aber er spürte, wie sie unter ihm durchgeschüttelt wurde.
Splitter regneten auf sie herab. Unter seinen Schuhsohlen brannte es. Er kam taumelnd auf die Beine, zog sie hoch und gleich zurück in das Apartmentgebäude. Seine Ohren fühlten sich an, als hätte er sie mit Watte vollgestopft, und sein einziges Ziel war es jetzt, seinem instinktiven Bedürfnis zu folgen und Layla in Sicherheit zu bringen.
Layla.
Brian zog seine Dienstwaffe und hielt Laylas Ellenbogen mit eiserner Hand fest, während er weiterlief. Sie passierten den Fahrstuhl und betraten das Treppenhaus. Er sah nach oben und überlegte kurz, ob sie in das Zimmer zurückkehren sollten, in dem sie in der vorherigen Nacht untergebracht gewesen war. Doch dann zerrte er sie weiter in Richtung Tiefgarage.
Dieses Versteck war nicht mehr sicher. Wenigstens zwei Deputys hatten ihr Leben verloren, und einer von ihnen war ein guter Freund von ihm gewesen, den er seit vielen Jahren kannte. Er war sich nicht mehr sicher, wem er noch trauen konnte, und da Layla in Gefahr war, durfte er kein Risiko eingehen. Seine eiserne Entschlossenheit drängte ihn vorwärts. Layla hielt mit ihm Schritt und verschränkte die Finger mit seinen, als sie die Treppe hinunterrannten.
Sie stießen die Metalltür auf und betraten die Tiefgarage. Ein tannengrüner Honda fuhr gerade links von ihnen aus einer Parklücke, und Brian baute sich hinter dem Wagen auf und zog seine Marke und seinen Ausweis aus der Tasche.
Er sah die Fahrerin an, die mit weit aufgerissenen Augen in den Rückspiegel starrte. »Sie müssen aus dem Wagen aussteigen, Ma’am.«
Eine gehetzt wirkende Brünette kletterte aus dem Auto und sah entsetzt auf seine Glock. Sie hielt beide Hände hoch, sodass ihre Handtasche an ihrem Ellenbogen baumelte.
Er steckte die Waffe wieder ins Holster und reichte ihr seine Visitenkarte. »Rufen Sie diese Nummer an, dann wird Sie jemand abholen.«
Mit finsterer Miene ließ sich Layla auf den Beifahrersitz fallen, ohne dass er sie dazu aufgefordert hätte.
Brian fuhr aus der Garage, als das Jaulen der Sirenen das Eintreffen der Polizei und der Feuerwehr ankündigte. Er konnte die schwarze Rauchwolke sehen, als er auf den Zubringer zum Freeway einbog.
Layla hielt sich am Beifahrersitz des Hondas fest und sah zu dem Mann hinüber, den sie seit fünf langen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er sah anders aus als in ihren Träumen. Härter. Schlanker. Noch immer gefährlich. Man musste schon Todessehnsucht verspüren, wenn man sich mit Brian Simmons anlegte.
Was sie damals jedoch nicht davon abgehalten hatte, sich von ihm entjungfern zu lassen …
»Bist du verletzt?« Er warf ihr einen schnellen Blick aus seinen kristallklaren grünen Augen zu, der ihr durch Mark und Bein ging.
»Nein. Wa…, Was ist mit …« Sie räusperte sich, da sie einen trockenen Hals hatte. »Mit Sam? Und den anderen?«
Er schüttelte den Kopf.
Großer Gott. Ihr Magen verkrampfte sich so sehr, dass sie schon befürchtete, sich übergeben zu müssen. Sam Palmer war während der letzten drei Jahre, die sie im Zeugenschutzprogramm gewesen war, zu einem engen Freund geworden. Der Inspektor hatte sich weit über seinen Job hinaus engagiert und ihre einzige Verbindung zur Realität dargestellt. Außer seinen monatlichen Anrufen, bei denen er sich danach erkundigte, wie es ihr ging, erinnerte sie nichts mehr daran, dass sie trotz ihrer angenommenen Identität Layla Cunningham eigentlich Layla Creed war.
Früher hatte sie ein normales Leben geführt. Sie hatte in derselben Stadt gewohnt, in der sie geboren war, und Freunde gehabt, die sie gut genug kannten, um ihre Sehnsucht nach dem Mann, der jetzt so dicht neben ihr saß, ertragen zu können. Doch all das hatte sie an diesem schicksalhaften Wochenende verloren, an dem sie in Tijuana gefeiert hatte, um sich zu beweisen, dass sie längst über Brian Simmons hinweg war.
Brian holte ein Handy aus der Tasche und drückte die Kurzwahltaste.
»Wir sind heiß«, sagte er, ohne sich zu melden. »Sie haben den Konvoi mit einem gottverdammten Granatwerfer angegriffen.«
Inmitten dieses Albtraums hatte Brians tiefe und leicht raue Stimme etwas Beruhigendes und Vertrautes an sich. Sie hatte von dieser Stimme geträumt und sich daran erinnert, wie sie vor Lust gestöhnt und heiße, erregte Worte gemurmelt hatte. Er war im Bett nicht gerade leise, und seine Offenheit hatte sie ebenfalls schamlos gemacht. Bei ihm kannte sie keine Hemmungen, sie hielt sich nicht zurück und nahm sich, was sie haben wollte. Vor einem Mann, der stets in der Schusslinie stand, musste sie ihr Herz nicht abschirmen.
Er hätte heute direkt vor ihren Augen sterben können. Das wäre der allerschlimmste Albtraum gewesen.
»Nein«, fuhr er fort. »Ich muss sie auf einem anderen Weg aus der Stadt bringen … Das kann ich auch nicht machen. Jemand hat die Position des Verstecks verraten. Ich weiß nicht, wem ich noch trauen kann … Ich kann dafür garantieren, dass sie nichts damit zu tun hatte, dass die Sache aufgeflogen ist … Es ist Layla, Jim. Ja, genau diese Layla. Hör mal, du musst mir einen Gefallen tun. Nimm alles, was du brauchst, aus dem Bronco, leg alles, was du an Schutzkleidung und Campingausrüstung entbehren kannst, in den Kofferraum und fahr rüber zur Tankstelle an der Main und Siebten. Lass die Schlüssel im Aschenbecher und geh spazieren … Danke, Mann. Ich bin dir was schuldig.«
Er legte auf.
Layla blinzelte schnell, um die Tränen zurückzuhalten. Sie stellte keine Fragen. Wenn es einen Menschen auf der Welt gab, dem sie ihr Leben anvertrauen würde, dann war das Brian. Sie hatten sich nur getrennt, weil sie nicht damit umgehen konnte, wie wenig er auf sich selbst aufpasste.
Sie fuhren auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums. Er parkte ganz hinten in der Nähe des Gartencenters, warf die Schlüssel in den Aschenbecher und schloss die Tür. Dann nahm er den Akku aus seinem Handy und warf die Einzelteile auf den Rücksitz. Wie auf ein Stichwort klingelte daraufhin Laylas Handy. Sie nahm es aus ihrem kleinen Rucksack und reichte es Brian, der bereits die Hand danach ausstreckte.
Er nahm auch ihr Handy auseinander. »Da drinnen ist eine Bank. Wir sollten beide so viel Geld wie möglich am Geldautomaten abheben. Wenn wir nach Kalifornien fahren, dürfen wir nur mit Bargeld bezahlen, und zwar alles, Benzin, unser Essen, die Hotelzimmer, was auch immer – und wir können so bald nichts mehr abheben. Wir werden uns hier auch noch ein paar Klamotten und Hygieneartikel besorgen, aber wir müssen uns beeilen.«
Sie nickte und musterte die zerbrochene Sonnenbrille in ihrer Handtasche, die sie schließlich aufs Armaturenbrett warf. »Müssen wir uns jetzt auch vor den Guten verstecken?«
»Vorerst ja.« Er warf ihr Handy auf den Rücksitz neben seins. »Lass uns gehen.«
Mit klopfendem Herzen stieg Layla aus dem Wagen. Sie hatte feuchte Handflächen, und das Atmen fiel ihr schwer. Nachdem sie um den Kofferraum herumgegangen war, nahm er sie an der Hand, und sie gingen schnell zum Eingang des Ladens. Als sie hineingingen, kam es ihr so vor, als wären aller Augen auf sie gerichtet. Ihre Ohren klingelten noch immer, ob das allerdings noch an der Explosion oder ihrer Nervosität lag, wusste sie nicht so genau. Sie hielt seine Hand etwas fester.
Brian drückte ihre Finger kurz zur Beruhigung und beugte sich vor zu ihr. Sie sah die Worte auf seinen Lippen eher, als dass sie sie hörte. »Alles wird gut, Baby. Ich bin ja da.«
Das hatte er auch gesagt, als sie von ihrem ersten Orgasmus erschüttert wurde, wobei sein Atem heiß über sie gestrichen war. Bei dieser Erinnerung, die trotz all der Zeit, die seitdem vergangen war, noch erstaunlich lebendig war, erschauderte sie. Er ließ ihre Hand los und legte ihr den Arm um die Schulter, wobei er darauf achtete, dass ein Hemdzipfel seines Flanellhemds weiterhin sein Holster verdeckte.
»Du stehst unter Schock«, flüsterte er, und seine Lippen waren ihrem Ohr so nahe, dass sie erneut zitterte. »Halt dich einfach an mir fest.«
Sie spürte die Wärme seines hageren, aber muskulösen Körpers an ihrer Seite und saugte sie in sich auf. Dann legte sie ihm den Arm um die Hüften. Er trug Dr. Martens und eine weite Jeans sowie ein weiches weißes Jersey-T-Shirt. Sein grün, braun und blau kariertes Hemd sah so gut aus, dass sie es ihm glatt gemopst hätte, wenn sie noch zusammen gewesen wären.
Brian holte einen Einkaufswagen und führte sie äußerst effizient durch den Laden, wobei er an alles dachte, von Unterwäsche und Zahnbürsten über Wegwerfhandys bis hin zu zwei kleinen Rollkoffern. Sie trennten sich kurz und standen durch einen Gang getrennt vor den Regalen, während sie sich Kleidungsstücke aussuchte und er Rasierklingen einpackte. Nach nicht einmal zwanzig Minuten standen sie vor der Kasse. Der Geldautomat war ihr nächster Halt, und sie hoben zusammen eintausendfünfhundert Dollar ab. Sie verließen das Geschäft durch den Hauptausgang und nicht durch das Gartencenter, und er blieb neben einer Bank in der Nähe des Eingangs stehen und verstaute ihre Einkäufe in den beiden Koffern.
»Wir müssen auf die andere Straßenseite.« Er wollte schon nach ihrem Gepäck greifen, hielt dann jedoch inne und musterte Layla. Was immer er da sah, sorgte dafür, dass er sich aufrichtete und die Hand nach ihr ausstreckte. Er legte die Arme um sie und zog sie an sich, bis sich ihre Stirnen berührten. »Du bist sehr tapfer, Baby. Ich bin stolz auf dich.«
Ihr standen die Tränen in den Augen. »Ich bin kein kleines Mädchen mehr, Brian.«
»Das weiß ich nur zu gut, Layla. Glaub mir.« Er ließ sie los, holte zwei Baseballkappen aus einem Koffer und setzte ihr eine auf. Seine Finger strichen über die dunklen Locken auf ihrer Schulter, als könnte er nicht anders, als sie zu berühren. »Wenn wir im Wagen sind, musst du dir ein anderes Shirt anziehen und die Haare hochstecken.«
»Okay.«
Er nahm die Koffer und ging in die dem parkenden Civic, mit dem sie hergekommen waren, entgegengesetzte Richtung. Sie überquerten die Straße, und seine Schritte wirkten locker und unbeschwert, aber sie wusste, dass er ihre Umgebung genau im Auge hatte. Er war immer wachsam, aber in ihrer Gegenwart gab er sich noch größere Mühe. Und das lag nicht etwa daran, dass sie eine Zeugin war, die er beschützen musste, der Grund war vielmehr der, dass sie die kleine Schwester seines besten Freundes war und die Frau, die er einst geliebt hatte.
Er ging direkt auf einen mitgenommenen Bronco zu, der neben dem Laden stand, und warf die Koffer durch das heruntergelassene Rückfenster. »Steig ein.«
Als er sich hinter das Lenkrad setzte, reichte er ihr eine schusssichere Weste, die er aus dem Kofferraum geholt hatte.
Fünf Minuten später waren sie wieder auf der Interstate 70.
Brian nahm die Kappe ab und warf sie hinter Laylas Sitz. Sie zog sich gerade ihr T-Shirt über den Kopf und schien sich dabei äußerst wohlzufühlen. Als ihr blau-grüner Spitzen-BH zum Vorschein kam, der perfekt zu ihrer Augenfarbe passte, konnte er den Blick kaum noch auf der Straße halten.
»Wer ist der Kerl, dem dieser Wagen gehört?«, wollte sie wissen. »Ein Deputy? Ein SEAL?«
»Kann er nicht einfach ein Zivilist sein?«
»Nicht, wenn er mit dir befreundet ist. Du lebst nur für deinen Job, im Dienst ebenso wie in deiner Freizeit.«
Was auch der Grund gewesen war, warum sie ihn verlassen hatte. »Er ist ein Deputy.«
Sie suchte in der Plastiktüte, die er ihr vor die Füße gestellt hatte, nach Kleidungsstücken. »Was machen wir jetzt?«
Da sie nun unterwegs waren, ließ seine Anspannung ein wenig nach, auch wenn er wusste, dass er sich erst wieder richtig entspannen konnte, wenn Layla ihre Aussage gemacht hatte. Als er zu ihr hinübersah, stach ihm die Narbe an der Einschussstelle auf ihrem Rücken in die Augen, und er sah, dass sich ihre Haut an den Ellenbogen rötete, wo er sie zu Boden geworfen hatte. Wieder knirschte er mit den Zähnen.
»Wir fahren auf direktem Weg nach San Diego. Wenn wir jeden Tag vierzehn Stunden lang fahren, kommst du rechtzeitig dort an. Mir ist klar, dass du dann kaum noch Zeit haben wirst, deine Aussage mit dem stellvertretenden Generalstaatsanwalt durchzugehen.«
»Tja …« Sie stieß die Luft aus und setzte sich gerade hin. »Die Zeugenvorbereitung zu verpassen ist immer noch besser als der Tod.«
Das war wohl das Understatement des Jahres, aber auch wieder typisch für sie. Als Tochter und Schwester eines Navy SEALs war sie dazu erzogen worden, die Dinge auf den Punkt zu bringen. An ihrem achtzehnten Geburtstag hatte sie sich vor ihm aufgebaut und ihm den Fehdehandschuh hingeworfen: Die Zeit der Spielchen ist vorbei, Bri. Sag, was du willst, oder vergiss es. Es gibt noch genug andere Männer.
Bis zu diesem Tag hatte er sich gesagt, dass er lieber noch etwas warten sollte. Dass es besser wäre, wenn sie erst einmal aufs College ging und auf eigenen Beinen stand. Er wusste, dass ihre gemeinsame Zukunft vorherbestimmt war, sobald er sie einmal gehabt hatte. Sie würde die Seine und er der Ihre sein, bis sie der Tod voneinander trennte.
Aber als er dann mit der Vorstellung konfrontiert wurde, sie mit anderen Kerlen zu erleben, wie sie mit ihnen lachte, spielte und schlief …
Er legte die Finger fester um das Lenkrad. »Erzähl mir, was passiert ist.«
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu und zog sich dann ein neues Shirt über den Kopf. Mit ungeduldigen, aber geübten Handgriffen legte sie danach die schusssichere Weste an. »Was genau meinst du?«
»Ich will wissen, wie du in diesen Schlamassel hineingeraten bist.«
Sie lehnte sich zurück und schnallte sich wieder an. »Steph und ich sind in den Frühjahrsferien nach Rosarito und Tijuana gefahren. Sie hat in einer Kneipe einen Typen kennengelernt, und da sie betrunken und entschlossen war, sich mit ihm einzulassen, musste ich bei ihr bleiben. Ich konnte sie schließlich nicht ganz alleine mit einem wildfremden Kerl wegfahren lassen. Also holte er noch einen seiner Freunde dazu, wir stiegen in einen Camaro und fuhren zurück nach TJ.«
Er bekam vor Wut kaum die Zähne auseinander. »Du hättest es besser wissen müssen«, fauchte er schließlich.
»Was ist dein Problem, Deputy? Bist du der Einzige, der mal was riskieren darf?«
»Versuch gar nicht erst, eine solch rücksichtslose Sauftour mit dem zu vergleichen, was ich in meinem Job mache.«
Layla starrte aus dem Fenster, und ihr schlanker Körper schien vor Frust zu vibrieren. Das, was sie über seinen Job dachte, hatte einen Keil zwischen sie getrieben. Er konnte nachvollziehen, dass sie nach dem Tod ihres Vaters und ihres Bruders keine gute Meinung mehr vom Militär hatte, daher hatte er bei der Navy aufgehört und sich einen Job im Inland beim Marshals Service gesucht. Das hatte ihr nicht gefallen, doch sie hatte es toleriert. Bis er zu den Shadow Stalkern gegangen war.
»Erzähl weiter«, sagte er verärgert.
»Warum? Damit du mich weiterhin wie ein Kind behandelst?«
»Layla.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich kann nichts dagegen tun, dass ich so reagiere, wenn du in Gefahr schwebst.«
Sie sah ihn mit diesen kühlen Augen an, die sein Innerstes nach außen zu kehren schienen. »Dann weißt du ja jetzt, was das für ein Gefühl ist.«
Das hatte gesessen. Er hatte den größten Fehler seines Lebens begangen, als er geglaubt hatte, sie würde irgendwann schon ein Einsehen haben und ihn so akzeptieren, wie er war. Stattdessen war sie angeschossen und ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden, bevor er überhaupt wusste, was eigentlich geschehen war. Das war das Schlimmste an der ganzen Sache, dass sie jetzt in seine Welt gewechselt war, und anstatt dass sie dadurch näher zusammengewachsen wären, hatte es sie nur weiter voneinander getrennt als jemals zuvor.
»Wir sind wieder in TJ