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Eine Sammlung bekannter Volksmärchen der Gebrüder Grimm, kindgerecht aufbereitet und liebevoll illustriert ... sucht man hier vergebens. Stattdessen begegnen wir einem (relativ) verzweifelten Vater und seinen Sohn, die alleine auf sich gestellt den gefährlichsten Kreaturen in einer trostlosen Wüste entkommen müssen. Leider ist einer der beiden ein Finanzbeamter. Becky, die feststellen muss, dass Realität ein sehr dehnbarer Begriff ist. Einem stark übergewichtigen König, dessen ungezügelter Hass die Liebe in der Welt vernichtet. Wir lernen die Night Nanny kennen und fürchten - genauso wie sich eine Pressesprecherin vor ihrem angehäuften dunklen Karma fürchten muss. Ein Großvater, der mit seiner Enkeltochter eigenartige Begegnungen in einem Museum hat. Sowie den Zauberer Merlin, der ein magisches Zusammentreffen erlebt, das ihn an seinen eigenen Fähigkeiten zweifeln lässt. Und eine mysteriöse schwarze Katze schleicht zwischen ihnen allen herum, um eine verlorene Seele zu retten...
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Seitenzahl: 98
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Heitere Geschichten zur Erheiterung, Erbauung, Belehrung, Belustigung und Belästigung junger Menschen
von Frank Hinz
Ebenfalls erhältlich:
Der Nekromant und das Mädchen Die Fabrik der Träume
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autoren unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Texte: © Copyright 2024 by Frank Hinz
Umschlaggestaltung: © Copyright by Frank Hinz(Compositing unter Zuhilfenahme von Public-Domain-Material und Bing Image Creator - „Microsoft erhebt keinen Eigentumsanspruch auf [...] Inhalte [...], die Sie [...]von Image Creator erhalten“)
Verlag:
Frank Hinz
Deichstr. 31
25436 Uetersen
Erstlektorat, Testleserin: Jennifer »Bookie« S.
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
Vertrieb: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
»In den kleinen Geschichten der kleinen Leute spiegelt sich der Geist der Zeiten klarer wider als in den großen Geschichten der heroischen Helden.«Papa Schlumpf
Johannes Mario Simmel
Eine Sammlung bekannter Volksmärchen der Gebrüder Grimm, kindgerecht aufbereitet und liebevoll illustriert ... sucht man hier vergebens.
Stattdessen begegnen wir einem (relativ) verzweifelten Vater und seinen Sohn, die alleine auf sich gestellt den gefährlichsten Kreaturen in einer trostlosen Wüste entkommen müssen. Leider ist einer der beiden ein Finanzbeamter.
Becky, die feststellen muss, dass Realität ein sehr dehnbarer Begriff ist.
Einem stark übergewichtigen König, dessen ungezügelter Hass die Liebe in der Welt vernichtet.
Wir lernen die Night Nanny kennen und fürchten - genauso wie sich eine Pressesprecherin vor ihrem angehäuften dunklen Karma fürchten muss.
Ein Großvater, der mit seiner Enkeltochter eigenartige Begegnungen in einem Museum hat.
Sowie den Zauberer Merlin, der ein magisches Zusammentreffen erlebt, das ihn an seinen eigenen Fähigkeiten zweifeln lässt.
Und eine mysteriöse schwarze Katze schleicht zwischen ihnen allen herum, um eine verlorene Seele zu retten...
Mitternacht umgibt mich schaurig, als ich einsam, müd’ und traurig,
des Bürostuhls kalte Lehne in meinem Rücken spür’
den Weltschmerz erduldend, den Liebesschmerz erleidend
als meine Trauer unterbricht ein Schrei direkt vor meiner Tür.
»Dieser ziemlich selten tumbe Tor!«, denke ich mir,
»Der Nachbar quält wohl wieder ‘mal sein Tier.«
Das Heulen will kein Ende finden,
wo kommt der gräulich’ Lärm nur her?
Zur Tür begebend ich mich erhebe.
Was anderes zu tun bleibt mir nicht mehr.
Vorm Hause stehend, schaue ich im Dunkeln umher:
Und den Rasen ziert eine Katze, so schwarz wie Teer.
Rebecca grinste verwirrt. Was sie nicht wusste: So erheitert wie heute wird sie nie wieder in ihrem Leben sein. »Haha, sehr witzig! Wer von euch Torfnasen war das?« Sie musste ein weiteres Mal das Foto betrachten. »Ja, ich bin echt beeindruckt. Toll, was man heutzutage alles mit Photoshop zaubern kann!«
Sie schaute in die Runde. Alle Anwesenden machten ein Gesicht wie ein Vierjähriger, der zum ersten Mal alleine auf dem Töpfchen saß. Anne, die ihr zusammen mit Jan gegenübersaß, kicherte und sagte: »Steve, jetzt bist du dran mit deinem Geschenk!«
Fragend schaute Rebecca zu ihrem Freund Stefan. Welches grausige Geburtstagsgeschenk würde sie wohl dieses Mal von ihrem Liebsten erhalten? Schnell zerfetzte sie das Geschenkpapier. Obwohl sie mit Stefan seit zwei Jahren zusammen war, hatte sie inzwischen ihre Erwartungen an seine Geschenke stark zurückgeschraubt. Gab es von ihm Schmuck, eine schicke Perlenkette vielleicht? Ein edles Parfüm? Ein Blumenbouquet? Nein – welch Überraschung – es war ein quietschender Minion! Desinteressiert schob sie das Plastikspielzeug beiseite.
»Das war wohl nichts, Stevorino!«, spottete Jan. Nein, momentan war das merkwürdige Foto für sie interessanter, auch wenn sie den Sinn von diesem Scherz nicht verstand. Sie musste es schon fast zwanghaft anstarren. Einer ihrer »Freunde« hatte sich die Mühe gemacht, ihr ein eingerahmtes Foto zu schenken, auf dem ihr Freund Stefan und eine schwarze Katze zu sehen ist. Ungewöhnlich daran war: Sie hätte schwören können, dass das Bild während einer Fotosession entstand, die Stefan ihr vor einem halben Jahr »schenkte« und dass dort, wo sich diese süße Katze befand, sie hätte sein sollen! (Nein, die Idee zu diesem – ausnahmsweise – originellen Geschenk stammte nicht von Stefan beziehungsweise Mr. Plasikminion beziehungsweise Mister Knauserig himself, sondern von seinen Eltern; sie gewannen die Session bei einer Weihnachtstombola und gaben den Gutschein an ihren Sohn weiter.)
Sie erinnerte sich genau an dem Tag, an dem Stefan mit ihr zu dem Fotografen fuhr: Stefan hatte sein chaotisches Haar mit einem Kamm gebändigt, trug ein langweiliges, blau kariertes Hemd und eine einfache Stoffhose, während sie sich wie immer zu solchen Anlässen vollkommen ladylike stylte.
Auch hatte sie eine eher unschöne Erinnerung an Janosz, dem Fotografen, der sie in seinem Atelier beziehungsweise seiner Dachwohnung in Berlin Kreuzberg empfing. Er hatte einen leicht ungarischen Akzent, fuchtelte permanent mit seinen Händen und sagte während er hinter seinem Stativ stand und die Lichtbilder anfertigte ständig: »Mährrrr nach rrrrächts mit dähm Kopf, bittäh!«. Dieser Typ war ihr vom ersten Moment an unsympathisch gewesen mit seiner aufdringlichen Art. Anscheinend hielt er sich für einen »großen Künstler«, jedes einzelne Bild konnte nicht perfekt genug für ihn sein.
Sie war sich absolut sicher: Dieses mysteriöse Foto musste ganz bestimmt an dem Tag in genau diesem »Fotostudio« entstanden sein! Ewig saß sie zusammen mit ihrem Freund auf dieser rotbraunen Oma-Couch, Stefan sah wie ein kompletter Schlaffi aus und auch an den langweiligen grauen Hintergrund konnte sie sich erinnern. Sie saß genau an der Stelle neben ihm auf der Couch, an der sich die Katze befand und – was sie kurz zum Schmunzeln brachte – die Katze hatte den gleichen trotzigen Gesichtsausdruck wie sie an dem Tag! Damals schoss der Fotograf genau 15 kostenlose Pärchenfotos, die ihnen der Gutschein versprach. Die letzte Erinnerung an diesem Tag war die, dass Janosz Stefan und ihr die Fotos auf seinem Tablet zeigte und sie beide mit den wenigsten zufrieden waren. Entweder schaute Stefan in die falsche Richtung oder sie tat es – was zugegebenermaßen häufiger vorkam. Stefan und der Fotograf einigten sich darauf, dass sie wegen der Bilder noch einmal telefonieren, danach hatte sie alle Erinnerungen an diese Sache verdrängt.
Hatte sich Stefan anschließend bei ihm gemeldet und haben sie beiden anschließend »lustige« Katzenfotos geschossen? Wozu sollte das gut sein? Haben ihre Freunde mit Photoshop herumexperimentiert? Falls es so wäre, dann war dies die Arbeit eines echten Experten gewesen und sie traute ihren Dödel-Freunden eine derartige Perfektion einfach nicht zu: Die Bildkörnung, das Licht, die Schatten … Alles passte perfekt zueinander.
Ein letztes Mal beugte sie sich vor und schaute sich das Foto an. Sie verstand diesen Witz absolut nicht, auch, wenn sie zugeben musste, dass die Katze auf dem Foto ein wirklich schönes und anmutiges Geschöpf war.
»Ihr entschuldigt mich, in meinem Kopf dreht sich gerade alles …«
Sie musste sich etwas ausruhen, trottete Richtung Schlafzimmer und kuschelte sich unter der Bettdecke ein. Das Letzte, was sie hörte, bevor sie einschlief, war die Stimme von Stefan, der sich von seinen Freunden Jan und Anne verabschiedete.
* * *
Am nächsten Morgen erwachte sie im Bett und kuschelte noch etwas mit Stefan, der neben ihr lag. Er erwachte und während sie seine Nase leckte, streichelte er zärtlich ihr linkes Ohr, was sie dazu veranlasste, leicht zu schnurren. »Na, hast du dich von deiner großen Geburtstagsparty erholt, meine Kleine?« Becky miaute bestätigend. Während Stefan unbeholfen in seinem Pyjama das Bett verließ und es sich sein Haustier weiterhin in seiner Bettdecke gemütlich machte, kicherte er: »Kchrrr, hat dir Jan gestern wieder etwas von seinem Rotwein in deinen Napf gegossen. Ja? Böser Jan! Keine Sorge, das wird nie wieder vorkommen. Du hast dich aber echt putzig verhalten, fast so, als könntest du alles verstehen, was wir sagen!« Er kam mit einem Fressnapf, in dem sich Thunfisch-Stücke befanden aus der Küche zurück und stellte das Behältnis vor dem Bett ab. »Hier, das alles ist für dich, meine Süße!« Zärtlich kraulte er ihren Bauch und sie erwiderte diese Aktion mit einem zärtlich gemaunzten »Miau!«.
Die fremde Katz’ wird stumm und blickt mich an.
Leuchtend grüne Augen, kalt wie Sternenlicht.
Ich starre zurück, den Blick ihr zugetan.
Wer von uns als erster wohl auf des Starrens verzicht’?
Beschämt muss ich sagen: »Die Katze war's nicht!«
Für ihre List fehlt mir dann doch die Weitsicht.
Ein Blinzeln nur, mehr braucht’ sie nicht,
um ins Haus zu rennen, voller Hast.
Ich folge ihr sogleich in freudiger Erwartung
auf die Gesellschaft von diesem edlen Gast.
Ablenkung könnte mich vergessen lassen meine Last,
die an der Seele klebt wie schwerer Morast.
Meine ältere und einzige Schwester starb vor einigen Jahren. Was diese traurige Tatsache speziell mit dem dauernuschelnden »Möchtegernschauspieler, -Produzent und -Regisseur« Til Schweiger zu tun hat, werde ich später erläutern. Außerdem ist für das Verständnis der folgenden Ausführungen von Bedeutung, dass ich während meiner Kindheit eine starke Käse-Phobie hatte. Käse. Verfaulte Milch, die nach Erbrochenem riecht. Ich mag Käse heute noch nicht, bestenfalls esse ich ihn in geschmolzener Form auf einer Pizza oder in einem Croque. Im Gegensatz zu meiner Schwester, die damals, als ich noch etwas jünger war, süchtig nach Käse war.
Jedenfalls war meine Abneigung gegenüber Käsegestank während meiner frühen Lebensjahre besonders ausgeprägt. Immer, wenn ich, der kleine und – so wie die meisten Kinder – nervige Nervzwerg mit seiner großen Schwester spielen wollte, rief sie laut »Käse, Käse, Käse!« und ich verließ blitzartig, voller Angst und Ekel, ihr Zimmer. Zumindest tat sie es immer dann, wenn sie nach der Arbeit in ihrem Ausbildungsbetrieb ungestört ihre vergammelten Milchprodukte verzehren wollte. Es entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem »Running Gag« (im wahrsten Sinne des Wortes) in der Familie. Käse, Käse, Käse.
Die Jahre vergingen. Wir beide wurden älter. Sie wurde zu einer jungen Frau, die mitten im Leben stand, sich eine Familie und einen eigenen Buchbinderladen zulegte. Ich wurde mit den Jahren immer mürrischer.
Einige Monate vor ihrem Ableben besuchte ich sie in ihrem Laden. Kurz zuvor war mein Lieblingsautor Sir Terry Pratchett aufgrund seiner Alzheimerkrankheit verstorben. Es folgt nun die fast wörtliche Wiedergabe eines der letzten längeren Gespräche mit ihr:
»66 ist absolut zu früh, um zu sterben. Verglichen mit unseren Eltern war Sir Terry noch ein Kind!«
»Ich wusste gar nicht, dass man überhaupt an Alzheimer sterben kann, ich dachte, das sei nur eine Störung des Gehirns und …«
Mein innerer Klugscheißer meldete sich zu Wort: »Die Krankheit an sich führt nicht zum Tod, aber deren Sypt-Sint-Symptome. Soweit ich weiß, versagen die Organe allmählich und dann … Durchschnittlich liegen zwischen der Diagnose der Krankheit und dem Tod etwa fünf Jahre. Zumindest war das bei Sir Terry und Peter ‚Columbo‘ Falk der Fall.«
»Du, ich habe mir neulich in der Bücherei ein Buch über eine alzheimerkranke Universitätsprofessorin ausgeliehen, die in ihren 40ern war und nach und nach ihre Fähigkeiten verlor, ihre Adresse und alles andere vergaß.«
»Das hört sich sehr nach dem Plot des Filmes ‚Still Alice‘ mit Julianne Moore an. Ich kenne ihn noch nicht, aber er soll sehr sehenswert sein, Julianne hat sogar einen Oscar für ihre Darstellung dieser Frau erhalten.«
»Ich weiß, dass du jetzt schimpfen wirst, aber ich will mir demnächst ‚Honig im Kopf‘ mit Til Schweiger auf DVD anschauen. Meine Freundin Gerlinde kennt viele Alzheimerpatienten und hat gesagt, dass er …«