Heliosphere 2265 - Band 43: ... aller Zeiten - Andreas Suchanek - E-Book

Heliosphere 2265 - Band 43: ... aller Zeiten E-Book

Andreas Suchanek

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Beschreibung

Die Künstliche Intelligenz der Ash'Gul'Kon hat aus dem Hinterhalt zugeschlagen. Es gibt Verletzte und Tote, Bomben detonieren, perfide Fallen wurden ausgelöst. Die Besatzung der HYPERION muss bis zum Äußersten gehen. Doch reicht das aus? Gleichzeitig steht die Allianz vor dem Abgrund. Schwärze liegt über der Galaxis, als jede Hochtechnologie versagt. Dies ist der 43. Roman aus der Reihe "Heliosphere 2265". Die Serie erscheint monatlich als E-Book, alle drei Monate als Hardcover.

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Table of Contents

»... aller Zeiten«

Was bisher geschah

Prolog

IL HYPERION, in der Sporthalle, 22. März 2270

Acrux-System, alte Heimat der Kybernetiker (CORE I), 22. März 2270, 17:40 Uhr

Zwischenspiel

IL HYPERION, in der Nähe von CORE I, Sicherheitsbüro, 22. März 2270, 18:15 Uhr

Zwischenspiel

Acrux-System, alte Heimat der Kybernetiker (CORE I), 22. März 2270, 18:41 Uhr

An Bord der JAYDEN CROSS II

Zwischenspiel

IL HYPERION, in der Nähe von CORE I, Sicherheitsbüro, 22. März 2270, 19:12 Uhr

Zwischenspiel

An Bord der HYPERION

Zwischenspiel

Epilog I – Desaströs

Epilog II – Es war abzusehen

Epilog III – Das Ende und der Anfang

Vorschau

Seriennews

Die Charaktere

Impressum

Heliosphere 2265

Band 43

»... aller Zeiten«

von Andreas Suchanek

 

 

Was bisher geschah

 

Anfang des Jahres 2270 haben sich die Fronten verhärtet. Das bisher übermächtige Imperium unter Björn Sjöberg musste zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Der Mars ist unter der Kontrolle von Rebellen, Randwelten wurden aufgegeben. Trotzdem herrscht die Inner Security Police mit eiserner Hand.

Die Interstellare Allianz konnte sich stabilisieren und den Großangriff der Ash'Gul'Kon zurückschlagen. Menschen, Rentalianer, Kybernetiker, Aaril und Parliden bilden eine immer stärker werdende Gemeinschaft. Eine Verteidigungsflotte wurde errichtet, die Infrastruktur ausgebaut.

Die HYPERION unter Commodore Cross konnte bei ihrem Ausflug in das Gebiet der Ash'Gul'Kon wichtige Informationen bergen. Gleichzeitig ist mit dem Geist der Spinnenskorpione – einer künstlichen Superintelligenz – ein übermächtiger Feind auf die galaktische Bühne zurückgekehrt.

Dieser holt zum Schlag aus.

Während die HYPERION und die JAYDEN CROSS II auf CORE I, wo die Maschine von Cassandra Bennett kurz vor der Fertigstellung steht, nach einer Lösung suchen, übernimmt der Geist die Technologie aller Völker und deaktiviert die wichtigen Systeme. Die Gesellschaften stehen vor dem Abgrund.

Gleichzeitig wird Lukas Akoskin über seine Inserts ferngesteuert. Er platziert Bomben auf CORE I, schaltet seine Freunde aus und kann sogar einen Computervirus auf der JAYDEN CROSS II einschleusen. Er feuert auf das Schiff und wendet sich danach dem Planeten zu.

Prolog

 

Commander Sienna McCain gähnte herzhaft. Sie griff nach ihrem ViKo, nahm einen Schluck und ließ ihren Blick über die Brücke der JAYDEN CROSS II schweifen, auf der stille Professionalität herrschte.

Lieutenant Ariane Arlington kümmerte sich um die Verbesserungen am Kommunikationsprotokoll, wobei sie gedankenverloren auf ihrer Unterlippe knabberte. Sie bekleidete ihren neuen Rang erst seit wenigen Wochen.

Im Verlauf der Havarie der JAYDEN CROSS II hatten die Fähnriche sich derart hervorgetan, dass sie nach der Rückkehr in die Republik alle befördert worden waren.

Der galaxisweite Ausfall der Kommunikation hatte die Besatzung überraschend getroffen, doch die bordeigene K.I. – IAN – hatte dahinter schnell einen Plan des Geistes erkannt. Es hing nun von Captain Belflair und dem Rest des Einsatzteams auf CORE I ab, ob sie das Chaos rückgängig machen konnten.

Einer von Arlingtons Partnern, Petro de Silva, ließ Sensorroutinen ablaufen, um so viel wie möglich über das Acrux-System zu erfahren. In den vergangenen Jahren hatte es unter der Quarantäne des Imperiums gestanden, was es genau genommen noch immer tat.

Sienna bedachte Czem Özenir mit einem kritischen Blick. Der Navigator wirkte müde, aber auf seltsame Art auch zufrieden. Er hatte die letzten Fesseln der psychologischen Konditionierung abgestreift, die im Mars-2-System beinahe eine Katastrophe ausgelöst hätte. Bei seiner Rückkehr hatte er außerdem erfahren, dass seine Frau noch lebte und ebenso seine Kinder. Der Geheimdienst setzte längst alle Hebel in Bewegung, um diese zu finden.

Ich wünsche es Ihnen so sehr.

Sienna stellte den ViKo-Becher in die Halterung. Ein rotes Warnicon auf ihrer Taktik- und Waffenkonsole leuchtete auf. Die Torpedo-Magazine gingen in den Wartungsmodus, gleichzeitig wurden die Laserkristalle ausgetauscht. »Was soll denn der Unsinn?«

Özenir blickte nicht minder verblüfft von seiner Konsole auf. »Der Interphasenantrieb hat sich soeben vollständig deaktiviert. Hat irgendwer das Regenerationsprotokoll aktiviert?«

»Die Kommunikation ist offline«, meldete Lieutenant Arlington. »Ich kann keinen Kontakt mehr zur HYPERION herstellen.«

»Achtung, ein Virus scheint in das System gelangt zu sein«, erklang die Stimme der bordeigenen K.I. aus dem Interkom. »Ich separiere die neuralgischen Systeme, wir sind jedoch massiv betroffen.«

Siennas Müdigkeit war wie weggeblasen. Ihre Finger flogen in dem Versuch, die Waffen irgendwie online zu halten, über die Konsole. Vergeblich.

»Ma'am!« Lieutenant de Silva starrte fassungslos auf seine Sensoren. »Der Planet.«

Immerhin funktionierte die Holosphäre noch, was Siennas Entsetzen im nächsten Augenblick allerdings lediglich verstärkte. Gewaltige Feuerblumen stiegen von der Oberfläche des Planeten in die Höhe. Explosionen.

Fast gleichzeitig löste sich ein Schwarm Torpedos von der HYPERION und raste auf sie zu.

»Eingehender Beschuss!«, brüllte de Silva.

Sienna registrierte, dass alle normalen Systeme offline waren; Nahbereichsabwehr, Laser, Torpedos, Schilde: nichts funktionierte. Lediglich die neu integrierten Funktionen schienen nicht betroffen.

»Der Interphasenschild«, murmelte sie.

»Sie wissen, was das bedeutet«, warf Özenir ein.

»Unsere einzige Chance«, gab sie zurück. »Bereithalten.«

»Ma'am«, meldete sich de Silva zu Wort. »In einem der Torpedos … da ist ein Transponder drin. Ich erfasse eine fluktuierende Biosignatur. Sie verschlechtert sich rapide.«

»Da ist jemand in einem der Torpedos?«, hakte Sienna nach.

»Positiv.«

»ID?«

»Sarah McCall«, erwiderte de Silva.

»Können wir sie da rausholen?«

Die Finger des jungen Lieutenants aus dem portugiesischen Sektor der Erde flogen über seine Konsole. »Wenn wir sie nahe genug herankommen lassen, ja. Aktuell hindert mich der integrierte Störsender noch an einer klaren Erfassung. Translokation oder Projektion sind nicht möglich.«

Sienna stellte eine Verbindung zur Sensorkonsole her. »Also schön. Wir aktivieren den Interphasenschild, sobald der Transfer durch ist. Bitte vermeiden Sie es, den Torpedo mit hierherzuholen.«

Die Indikatorleuchten wechselten auf Rot, der Gefechtszustand wurde im ganzen Schiff verkündet. Immerhin, das funktionierte noch.

»Zeit bis zum Einschlag liegt bei achtundzwanzig Sekunden.«

Die Torpedos rasten heran.

IL HYPERION, in der Sporthalle, 22. März 2270

 

Kurz zuvor

 

Es war ein angenehmes Gefühl. Dunkelheit, Leichtigkeit, Freiheit. All die Sorgen und Nöte blieben hinter ihm zurück, der Krieg wurde zu einem winzigen unbedeutenden Gedanken. Doch da war etwas, das ihn festhielt. Ein Licht? Es schmerzte.

Die Dunkelheit wich abrupt.

Janis rollte sich zur Seite und erbrach Wasser. Sein Herz raste, Schmerz pulsierte durch seinen Körper. Obwohl er zitterte, begann er zu schwitzen.

»Das war knapp«, erklang Irinas Stimme.

Er rollte sich auf den Rücken. Sein Atem ging stoßweise. Die Kühle der Bodenplatten tat gut. Es zischte, als sie einen Injektor ansetzte und der Luftdruck seine Hautschichten durchstieß. Serum wurde in sein Blut gepumpt.

»Das war verdammt knapp.« Irina wirkte bleicher als sonst. »Dafür kann sich der Quartiermeister was anhören! Wie kann man einen Antigravgürtel nicht warten? Wenn ich nicht zufällig hier vorbeigekommen wäre …«

Sie kauerte neben ihm.

Ein wenig versetzt hinter ihr erkannte er eine Flasche Whiskey.

Sie bemerkte seinen Blick. »Es war ein furchtbarer Tag. Ich wollte mir einen Schluck genehmigen, aber nicht allein. Daher habe ich dich gesucht. Die Krankenstation kann durchaus ein paar Minuten ohne mich auskommen.«

»Computer, riegle die Sporthalle ab«, krächzte Janis.

»Sporthalle verriegelt«, kam es kurz darauf zurück.

Irina runzelte die Stirn. »Falls das ein Versuch sein soll, hier ein Schäferstündchen einzuleiten, kannst du das vergessen, mein Lieber. Ich bringe dich auf direktem Weg zum nächsten Biobett.«

Janis setzte sich auf, mit dem Rücken gegen die Wand. »Akoskin hat versucht, mich zu töten. Der Gürtel war manipuliert.«

»Wovon redest du?« Sie zog einen Handscanner hervor und legte ihn auf seine Stirn. »Ich kann keine organische Beeinträchtigung bei dir feststellen.«

Er griff nach ihrem Arm. »Seine Inserts sind korrumpiert. Akoskin wird fremdgesteuert.«

Wenn Janis eine Sache an Irina schätzte, dann ihren Pragmatismus. Sie begriff sofort, stellte sich auf die neue Situation ein und reagierte. »Er ist der amtierende Kommandant. Absolute Kontrolle.«

»Es sei denn, du enthebst ihn seines Kommandos.«

»Dazu benötige ich die Unterstützung eines weiteren Kommandooffiziers.« Sie erhob sich und half ihm auf. »Er hat dich recht offen angegriffen, das mag bedeuten, dass er weitere Schritte unternimmt.«

Sie eilten zum nächsten Terminal.

»Bisher sind keine medizinischen Notfälle eingegangen«, murmelte sie. »Ich prüfe … was ist das denn?«

Janis beäugte die Anzeige. Eine Warnung war in Irinas Kommandospeicher eingegangen, die von einem Sub-System des Sicherheitsbüros ausging. Jemand veränderte die Druckverhältnisse. »Falls die Tür des Büros geöffnet wird …«

Irina handelte.

Als Kommandooffizier besaß sie die notwendigen Befugnisse, Änderungen an Schlüsselsystemen vorzunehmen. In Anbetracht der Umstände hielt sie es für angemessen, ohne Rücksprache vorzugehen.

»Ich habe das Schott des Sicherheitsbüros versiegelt«, erklärte sie. »Und die normalen Druckverhältnisse werden wiederhergestellt. Das dauert aber einige Zeit. Einstweilen ist unser Sicherheitsoffizier außer Gefecht.«

Janis musste sich an der Wand abstützen, da ihn ein abrupter Schwindel überfiel. »Was ist mit den anderen?«

Irina suchte weiter. »Die Brücke ist verriegelt, die Kommunikation mit der Oberfläche von Acrux nicht möglich. Er hat ganze Arbeit geleistet. Winton, Larik und ein paar andere hängen auf der Kommandobrücke fest. Task steht vor dem Sicherheitsbüro. Du meine Güte, wenn er die Tür geöffnet hätte …! McCall … liegt in einem Torpedo.«

»Sagtest du Torpedo?«

Irina nickte. »Eindeutig.«

»Wo ist Akoskin?«

Das System benötigte nur Sekunden, um ihn zu finden. Sie hatte es schon geahnt: »Zweitbrücke. Er wird …«

»… ich kann es mir denken«, fiel ihr Janis ins Wort. Er rannte zu seinem Spind und zog die Uniform über. »Wir müssen uns beeilen.«

»Alpha 365 an Doktor Petrova.«

»Petrova hier.«

»Möchten Sie mir mitteilen, weshalb Sie das Schott meines Quartiers versiegelt haben? Soeben wollte Peter Task mich in einer dringenden Angelegenheit sprechen.«

Janis schloss die Augen.

Das war knapp.

Irina packte das medizinische Notfallkit zusammen. »Wir haben nicht viel Zeit, hören Sie mir genau zu …«

 

*

 

Peter rannte.

Verblüffte Gesichter zogen an ihm vorbei, während er sich seinem Ziel näherte. Er hetzte über das Deck, verzichtete darauf, den multidirektionalen Lift zu benutzen, und sprang stattdessen in eine der Verbindungsröhren. Er kroch über den Gittersteg und ergriff die Sprossen einer Leiter. Peter achtete auf jeden seiner Schritte, damit er nicht abrutschte und noch mehr Zeit verlor. So erreichte er das Zieldeck.

Die Kommandobrücke war versiegelt, wie er durch Doktor Petrova wusste.

Beim Gedanken an die letzten Minuten und das, was beinahe passiert wäre, wurde ihm schlecht. Auf das »Herein« von Alpha 365 hatte Peter einen Schritt nach vorn gemacht. Doch das Schott des Sicherheitsquartiers war nicht zur Seite gewichen, weshalb er frontal dagegen gestoßen war. Der Sicherheitschef hatte keine Versiegelung eingeleitet, trotzdem blieb das Büro abgeschottet.

Ein Kontakt zu Doktor Petrova enthüllte schließlich die Wahrheit. Hätte Peter das Sicherheitsbüro betreten, wäre Alpha 365 zerfetzt worden. Außerdem war Doktor Tauser nur knapp dem Tode entronnen.

Der Schottsensor erkannte Peters ID und entriegelte den Translokationsraum. Wie abgesprochen, versiegelte nun er den Raum ab und sperrte den Konsolenzugriff von außen. Damit vermochte niemand außer ihm eine Translokation auszulösen.

»Task an Alpha 365, ich habe mein Ziel erreicht.«

»Ausgezeichnet«, erklang die Stimme des Sicherheitschefs aus dem Interkom. »Auch, wenn Sie zwei Minuten länger benötigt haben als von mir erhofft. Bitte prüfen Sie die Übertragung von der Kommandobrücke.«

Peter aktivierte die Verbindung. Auf einem 3D-Monitor an der Wand sah er Michael und Lieutenant Patrick Walsh, die sich über ein Objekt auf dem Sitz des Kommandanten beugten. Ein Sprengsatz. Im hinteren Bereich versuchten Lieutenant Commander Winton, Lieutenant Loretta Lambert und Fähnrich Welp, die Bodenplatten zu lösen.

»Ich kann alle Personen im hinteren Bereich erfassen«, sagte Peter. »Task und Walsh befinden sich aber zu nahe am Sprengsatz.«

Er warf einen kurzen Blick auf die Translokationsplattform, die hinter einer transparenten Wand auf der anderen Seite des Raums abgeteilt lag. Die Projektordorne waren in Wänden, Boden und Decke verbaut.

Peter loggte die Zielerfassung ein.

Das typische rotgoldene Funkeln der Wurmlochporta entstand. Sekunden darauf zerfaserte es.

»Commander!« Winton eilte von der Plattform. Die verwirrt wirkenden Lambert und Welp folgten dichtauf. »Wo sind die anderen?«

Peter ging an ihr vorbei und trat auf die Plattform.

»Zu nahe am Sprengkörper. Halten Sie den Fokus auf mich gerichtet.«

Die Sensoren erfassten ihn und lösten den automatischen Transfer aus. Die Umgebung verschwand, als er in den Wurmlochstrom eintauchte. Das Gefühl zu fallen hielt nur wenige Sekunden an. Die Porta setzte ihn im hinteren Bereich der Kommandobrücke ab.

Bevor er etwas sagen konnte, überschlugen sich die Ereignisse.

Michael riss die Augen auf. Gemeinsam mit Lieutenant Walsh hetzte er in den rückwärtigen Teil der Brücke, bemerkte Peter und realisierte die Bedeutung von dessen Anwesenheit. »Weg.«

»Task an Winton, drei translozieren!«

Die Funken erschienen.

In wenigen Metern Entfernung detonierte die Bombe.

 

*

 

Der Alarm gellte durch das Schiff.

Gemeinsam mit Janis war Irina zur Krankenstation zurückgekehrt. Hier wollte sie Kontakt zum Maschinenraum herstellen, damit jemand Sarah McCall aus dem Torpedo befreite. Doch die Ereignisse ließen ihr dazu keine Zeit.

Sie hatte die Räumlichkeiten gerade versiegelt und eine Direktverbindung mit dem Sicherheitsbüro etabliert, als ein interner Zwischenfall verkündet wurde.

Die Bombe auf der Kommandobrücke war explodiert. Alle Funktionen wurden jetzt auf die Zweitbrücke umgeleitet, wo Akoskin – oder genauer, der Geist – das Ruder fest in Händen hielt.

»Kommen Sie schon, Mister Task«, murmelte Janis.

Sekunden später erhellte sich der Monitor neben jenem von Alpha 365.

Ein grinsender Peter Task schaute ihnen entgegen, die Haare leicht angesengt. »Also den Punkt ›vor einer Explosion davonlaufen und in letzter Sekunde transloziert werden‹ kann ich auf meiner To-do-Liste abhaken. Mission erfolgreich.«

Im Hintergrund standen Winton, Larik, Lambert, Walsh und Welp. Der Marsianer und der Taktik- und Waffenoffizier der Delta-Schicht – Lieutenant Walsh – hatten ebenfalls ein paar oberflächliche Verletzungen davongetragen. Ihre Uniformen waren zudem stellenweise verbrannt. So weit Irina das beurteilen konnte, war jedoch niemand schwer verletzt.

In diesem Augenblick lief ein wahres Feuerwerk an Meldungen über die Statusanzeige.

Die HYPERION hatte die Waffen aktiviert und auf die JAYDEN CROSS II gefeuert. Während die Torpedos noch auf das wehrlose Schiff zuhielten, richtete sich der Zielfokus auf den Planeten.

»McCall«, hauchte Irina. Sie war kein Fan der unverschämten Zeitreisenden, doch ein solches Ende hatte sie nicht verdient. In einem Torpedo auf Freunde gefeuert zu werden, war eine makabre Art, aus dem Leben zu scheiden.

Weitere Torpedos lösten sich aus dem Rumpf der HYPERION und steuerten auf die alte Heimat der Kybernetiker zu. Irgendwo dort unten arbeiteten Cross, Belflair, Nymba, Ishida, Lorencia, Fen Kar und Cassandra Bennett daran, die in Dunkelheit getauchte Galaxis zu retten.

Machtlos mussten Irina und die anderen dabei zusehen, wie sich das Verhängnis ihren Freunden näherte.

 

*

 

Acrux-System, alte Heimat der Kybernetiker (CORE I), 22. März 2270, 17:40 Uhr

 

Der Boden erzitterte.

Kirby stand auf dem hochhausgroßen Quader und nahm alle notwendigen Informationen auf. Ihr Bioneurales Tattoo verarbeitete innerhalb von Sekunden alles, ihr Companion leitete bereits Maßnahmen ein. Muskeln verhärteten sich, Bewegungen wurden ausgelöst.

Der Quader war in Wahrheit ein Serverblock, wie es hier unten Tausende gab. Ein gewaltiges Gebilde, das zum Hirn- und Nervenzentrum einer neuen Intelligenz werden sollte.

In jahrelanger Arbeit hatte Cassandra Bennett alles vorbereitet. Durch widrige Umstände hatten am Ende jedoch einzelne Komponenten gefehlt. Um die zerebrale Struktur des Basiskerns zu vervollständigen, waren CARA, der Hegemon der Parliden, CABAL und ein neurales Abbild von Kirby in den Speicher upgeloadet worden. Einzig Jayden fehlte noch. Aktuell war er an die Maschine angeschlossen. Gelang das Vorhaben, würde diese erwachen. Gelang es nicht, war es vorbei. Für alle.

Der Quader kippte.

Kirby hechtete nach vorn. Noch im Fall aktivierte sie die automatische Notextraktion des Gleiters. Das kleine Gefährt erhob sich und sauste auf sie zu. Ein irrlichtender Strahl wurde auf sie projiziert, erfasste Kirbys Leib, als sie Ishida umklammerte.

Beide wurden hochgehoben, während der Quader fortkippte. Der Gravitationsstrahl zog sie durch eine Bodenluke in das oben offene Fluggefährt.

Der Körper der Kommandantin der HYPERION wirkte einerseits stark verkrümmt, andererseits vollkommen kraft- und leblos. Der ferngesteuerte Akoskin hatte ihr das Rückgrat gebrochen. Kirby injizierte einen Kreislauf- und Nervenstabilisator. Der Hand-Scanner aus dem medizinischen Notfallkit lieferte erste Daten. Noriko Ishida war am Leben, wenn auch innerlich schwer verletzt. Die Medikamente würden sie retten, allerdings ersetzte das keine umfassende Behandlung. Vielleicht wusste Cassandra eine Lösung.

Kirby warf einen kurzen Blick auf die Sensoranzeige. Giulia Lorencia war mit Ishida unterwegs gewesen, als Akoskin sie überraschte. Doch wo war die L.I. der HYPERION? Nirgendwo war ihr zerschmetterter Körper zu sehen, was Kirby für ein gutes Zeichen hielt. Doch zunächst gab es Wichtigeres.

»Eins nach dem anderen«, murmelte sie.