Heliosphere 2265 - Band 45: Der verlorene Mond - Andreas Suchanek - E-Book

Heliosphere 2265 - Band 45: Der verlorene Mond E-Book

Andreas Suchanek

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Beschreibung

Die Mission für Kirby, Sienna und Ian erfordert es, dass das Infiltrationsteam mit einer Imperiumscrew zusammenarbeitet. Als immer mehr Sporenschiffe über Monden des Imperiums auftauchen, soll die Abigail sich des Rätsels annehmen. Gleichzeitig erhält die HYPERION ihre nächste Mission. Und Tess und Sarah machen sich daran, das Rätsel um die uralte Kristallspeicherplatte zu lösen. Dies ist der 45. Roman aus der Reihe "Heliosphere 2265". Die Serie erscheint monatlich als E-Book, alle drei Monate als Hardcover.

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Table of Contents

»Der verlorene Mond«

Was bisher geschah

Prolog

NOVA-Station, im Orbit von Hope, 02. Juli 2270, 09:21 Uhr

IL HYPERION, auf dem Weg ins Opal-System (94 Lichtjahre entfernt), 02. Juli 2270, 10:40 Uhr

Leichter Kreuzer des Imperiums ABIGAIL, Bereitschaftsraum von E.C. Carter, 04. Juli 2270, 16:09 Uhr

IL HYPERION, im Interlink-Flug zum Opal-System, 06. Juli 2270, 18:02 Uhr

Leichter Kreuzer des Imperiums ABIGAIL, Kommandobrücke, 07. Juli 2270, 09:11 Uhr

IL HYPERION (Außenteam), im Untergrund von Opal II, 07. Juli 2270, 13:01 Uhr

IL HYPERION, Kommandobrücke, im Orbit von Opal III, 07. Juli 2270, 13:42 Uhr

Leichter Kreuzer des Imperiums ABIGAIL, auf der anderen Seite der Anomalie, 07. Juli 2270, 16:13 Uhr

IL HYPERION (Außenteam), im Untergrund von Opal III, 07. Juli 2270, 14:52 Uhr

Leichter Kreuzer des Imperiums ABIGAIL, auf der anderen Seite der Anomalie, 07. Juli 2270, 18:09 Uhr

IL HYPERION (Außenteam), im Untergrund von Opal III, 07. Juli 2270, 16:58 Uhr

Leichter Kreuzer des Imperiums ABIGAIL, auf der anderen Seite der Anomalie, 07. Juli 2270, 20:11 Uhr

IL HYPERION, Kommandobrücke, 07. Juli 2270, 19:41 Uhr

Leichter Kreuzer des Imperiums ABIGAIL, auf der anderen Seite der Anomalie, 07. Juli 2270, 23:55 Uhr

IL HYPERION (Außenteam), auf der Oberfläche von Opal III, Kommandobrücke, 07. Juli 2270, 19:46 Uhr

Leichter Kreuzer des Imperiums ABIGAIL, auf der anderen Seite der Anomalie, 08. Juli 2270, 01:31 Uhr

IL HYPERION, Opal-System, Kommandobrücke, 07. Juli 2270, 22:04 Uhr

Einige Stunden später

Epilog I – Auferstehung

Epilog II – Was einst Heimat war

Epilog III – Dein Erbe, deine Bürde

Vorschau

Seriennews

Die Charaktere

Impressum

Heliosphere 2265

Band 45

»Der verlorene Mond«

von Andreas Suchanek

 

 

Was bisher geschah

 

Anfang des Jahres 2270 haben sich die Fronten verhärtet. Das bisher übermächtige Imperium unter Björn Sjöberg musste zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Der Mars ist unter der Kontrolle von Rebellen, zahlreiche Randwelten wurden aufgegeben. Trotzdem herrscht die Inner Security Police mit eiserner Hand.

Die Interstellare Allianz konnte sich stabilisieren und den Großangriff der Ash'Gul'Kon zurückschlagen. Menschen, Rentalianer, Kybernetiker, Aaril und Parliden bilden eine immer stärker werdende Gemeinschaft. Eine Verteidigungsflotte wurde errichtet, die Infrastruktur ausgebaut.

Trotz eines Großangriffs der Künstlichen Intelligenz Geist gelingt es der HYPERION-Crew, deren Gegenpart, die Künstliche Superintelligenz auf CORE I zu aktivieren. Eine Tat, die das Kräfteverhältnis entscheidend zugunsten der Galaktischen Völker kippen lässt, Lukas Akoskin jedoch das Leben kostet.

Nun müssen die Menschen, Aaril, Parliden, Rentalianer und Kybernetiker die Schwäche ihrer Gegner so schnell wie möglich nutzen.

Unbemerkt von allen anderen Parteien ergreift der Geist einen letzten Plan, um den Krieg doch noch für sich zu entscheiden. Er schickt die Stimme hinab auf jene dunkle Welt, die nach dem Fall des Tachyonenschleiers auftauchte. Hier wird sie in den Plan eingeweiht und beginnt mit dessen Verwirklichung.

Tess Kensington kehrt als I.O. zurück auf die HYPERION und die Crew erhält den Auftrag, sich des Problems der genetisch designten Soldaten anzunehmen. Es gelingt, die neue Station der Genetiker zu infiltrieren und das Todesgen von Alpha 365 in Sjöbergs neue Gen-Soldaten einzuschleusen. In wenigen Monaten werden diese sterben und das Imperium damit all seiner Soldaten berauben.

Zwar gelingt es nicht, ein Heilmittel für den Sicherheitschef zu erbeuten, doch eine der Atto-Kugeln Kirbys bringt schließlich die Heilung – und die relative Unsterblichkeit für Alpha 365.

Kirby, Sienna McCain und Ian McAllister werden unterdessen auf der ABIGAIL eingeschleust, einem Schiff der Imperiumsflotte. Auf diese Art sollen sie bis ins Sol-System vordringen.

An Bord der HYPERION erhält Tess von ihren Zieheltern ein Amulett, das einst ihren Eltern gehörte. Im Inneren findet sich eine Speichereinheit. Gemeinsam mit Sarah macht sie sich daran, den Inhalt zu entschlüsseln.

Prolog

 

»Ich hasse Passwörter«, fluchte Sarah.

Tess schmunzelte, enthielt sich jedoch eines Kommentars. Sie war nicht weniger frustriert.

»Verschlüsselung und ein effektiver Schutz sind etwas durchaus Positives, mag es auch in unserem Fall gewisse Hürden mit sich bringen.« Alpha 365 wirkte wie das blühende Leben. Seine Haut war glatt, das Haar akkurat zurückgelegt und die Augen blitzten energiegeladen.

Nichts war mehr von seiner Nahtoderfahrung durch das aktivierte Todesgen in seiner DNA-Matrix zu erkennen. Tess wurde zum ersten Mal bewusst, dass alle drei Personen in diesem Raum auf die eine oder andere Art relativ unsterblich waren. Alpha 365 und sie selbst alterten nicht länger, Sarah hatte durch den Körpertausch viele Jahrhunderte gelebt.

»Sie sind schon wieder viel zu fit«, giftete die Freundin natürlich sofort. »Wollen Sie sich nicht lieber etwas Ruhe gönnen? Tess und ich schaffen das auch alleine.«

»Wenn es so wäre, hätten Sie mich nicht gerufen.«

»Das war Tess' Idee.«

»Was für ihren Intellekt spricht.« Alpha 365 ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil schien er das Wortgefecht zu genießen.

»Was können wir tun?«, unterbrach Tess den aufkeimenden Streit.

Sie standen im Sicherheitsbüro der HYPERION und starrten auf das holografische Eingabefeld, das in die Luft projiziert wurde. Die winzige Kristallspeicherplatte, die Tess von ihren Zieheltern erhalten hatte, war noch immer verschlüsselt. Ihre Eltern waren wohl davon ausgegangen, dass Tess wissen würde, wie das Passwort lautete. Bedauerlicherweise hatte sie keine Ahnung.

»Letztlich gäbe es natürlich die ›Brut Force‹-Methode. CARA könnte mit Leichtigkeit Permutationen aus wahrscheinlichen Wortfolgen bilden«, erklärte Alpha 365. »Bedauerlicherweise müssten Sie, Commander Kensington, jede davon verbal an das Interface übermitteln.«

Ihre Eltern hatten Cleverness bewiesen, als sie das Interface auf Tess allein programmierten. Sprach jemand anders ein mögliches Passwort, wurde es nicht einmal getestet.

»Wir könnten deine Stimme synthetisieren«, schlug Sarah vor.

»Falls der Sicherheitsalgorithmus im Interface das bemerkt oder auch nur die Geschwindigkeit mit jener vergleicht, die bei einem Menschen möglich ist, könnten die Daten gelöscht werden«, gab Alpha 365 zu bedenken.

»Wir gehen hier kein Risiko ein«, erklärte Tess nachdrücklich. »Meine Eltern wollten, dass ich diese Daten erhalte, sie müssen also wichtig sein. Vergessen wir nicht, dass sie durch das Schattennetzwerk und als Genschlüsselträger viel über die Dinge wussten, die uns aktuell Sorgen bereiten.«

Der Sicherheitschef deutete ein Nicken an. »Das sehe ich genauso. Wir waren bereits einmal mit versteckten und verschlüsselten Daten konfrontiert, die wir dank Lieutenant Commander Larik erhalten haben. Damals hätte uns das beinahe dabei geholfen, Meridians Masterplan vollständig zu vereiteln.«

»Aber dann bleiben uns nicht viele Möglichkeiten«, sagte Sarah. »Letztlich können wir nur im Trüben stochern und Tess muss jedes Passwort aussprechen.«

»Nicht unbedingt.« Alpha 365 schürzte die Lippen. »Wir bräuchten jemanden, der mit frischer Energie um die Ecke denkt.«

»Hm. Also ich weiß nicht, ob man Commodore Cross generell als den frischen Typ ansehen kann.« Sarah drehte eine ihrer Locken mit dem Finger. »Eigentlich ist er eher die angestaubte Version. Was schauen Sie so? – Oh! Nein.«

»Er wäre perfekt hierfür geeignet.«

»Von wem reden Sie?«, fragte Tess.

»Nein!«, betonte Sarah erneut.

»Lieutenant Commander Task«, erwiderte Alpha 365 an Tess gewandt.

»Nei-ein!«, wiederholte Sarah.

»Das«, sagte Alpha 365 mit der Andeutung eines Lächelns, »interpretiere ich als eindeutiges ›ja‹.«

 

NOVA-Station, im Orbit von Hope, 02. Juli 2270, 09:21 Uhr

 

»Das war kein Scherz«, flüsterte Jayden.

»Aber nein.« Admiral Isa Jansen grinste über beide Ohren. »Ich sage ja, die dort unten legen ein ziemliches Tempo an den Tag.«

Ishida beugte sich nicht minder verblüfft über ihre Tasse. »Echter Kaffee.« Nach den dauerhaften Zwangsrationierungen und Engpässen der letzten Jahre erlebte die Landwirtschaft auf Hope derzeit einen rasanten Aufstieg. Dank der Unterstützung aller übrigen Völker der Interstellaren Allianz war ausreichend Saatgut vorhanden. Hinzu kamen alle Arten von Bots, die durch jeden mit Programmierkenntnissen für die unterschiedlichsten Arbeiten genutzt werden konnten.

Es gab längst gewaltige Felder, auf denen alle Arten von Gemüse und Früchten gediehen. Gar nicht zu reden von all jenem, was in der Natur ohnehin wild wuchs. Die Produktion von pflanzlichem Fleisch war angelaufen, Wasser- und Windkraftwerke lieferten bereits natürlichen Strom und Fusionskraftwerke wuchsen in die Höhe.

Die Menschen legten Wert darauf, diese neue Chance nicht zu zerstören. Nach Jahren eingezwängt auf engstem Raum aus Aluminium, Stahl und Verbundstoffen wollte jeder nur noch eines: Natur. Luft, Sonne, Wasser.

Ein paar findige Jugendliche – darunter der Sohn Isa Jansens, Joey – hatten einen der Bots umgebaut und sich das entsprechende Saatgut für Kaffeebohnen besorgt. Das Ergebnis war eine kleine Kaffeeplantage, die in den letzten Monaten gewachsen war und regen Zuspruch erhielt.

»Der Junge ist gewitzt, das mag man kaum glauben«, sagte die Admiralin kopfschüttelnd. »Es tut ihm gut, sich dort unten auszutoben.«

»Jedem.« Jayden nippte an der schwarzen Flüssigkeit und genoss das Aroma. »Wie ich höre, sind dank des Satellitennetzwerks wieder Sender online und das planetare Netz steht.«

»Oh ja«, bestätigte Jansen. »Die Infrastruktur wächst rapide. Die Menschen sind gierig auf Normalität, Leben, eine Zukunft. Die Präsidentin und ich informieren die Pressevertreter regelmäßig über die Fortschritte an der Front. Ihre Politik wird durch die zahlreichen Erfolge gelobt. Schauen wir mal, wie lange das noch so bleibt. Das Kriegsglück ist ein untreuer Partner.«

Womit sie auf den aktuellen Stand der Dinge zu sprechen kamen. Sie saßen in einem der Konferenzräume auf der NOVA-Station, hatten die Tassen vor sich auf dem Tisch stehen und die Hologramme hingen über ihnen in der Luft. Genauer: Im Zentrum einer Halbkugel, die von den Projektionsdornen im Tisch generiert wurde.

»Es geht also wieder los.« Jayden unterdrückte sein Seufzen gerade noch.

Ishida warf ihm einen kurzen Blick zu. Als Empathin konnte sie die Emotionen aller Personen in unmittelbarer Umgebung erspüren. Er vergaß das nur allzu oft.

»Man muss es wohl ein Vortasten nennen«, erklärte Jansen. »Sjöberg gruppiert seine Flotte ständig um, was kleinere Welten am Rand ohne Schutz zurücklässt.«

»Ein Köder«, sagte Ishida.

»Davon gehen wir aktuell aus, ja.« Jansen ließ fünf Randwelten in der Holosphäre erscheinen. »Wir könnten mit kleinen Verbänden problemlos dorthin vordringen. Militärische Infrastruktur ist kaum noch vorhanden. Um die Welten zu halten, müssten wir eine solche also aufbauen.«

»Raumschiffe wären gebunden, ebenso Material«, warf Jayden ein. »Sjöbergs Flotte würde einfach warten, bis wir zur Hälfte fertig sind und dann im Vorbeiflug alles zerstören.«

»Exakt«, bestätigte Jansen. »Und aus der planetaren Industrie können wir keinen Nutzen ziehen, da die Randwelten sowieso ausgeblutet sind.« Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Die Randwelten werden also einstweilen sich selbst überlassen. Wir entsenden natürlich Erkundungsschiffe, die vor Ort einen Kontakt herstellen. Wir werden, wo es notwendig ist, Medikamente und Nahrung liefern, unsere Alliierten ebenso.«

Jayden fragte sich, wer diese Taktik des Imperiums entwickelt hatte. Sjöberg? Die Randwelten einfach sich selbst zu überlassen, mochte wirtschaftlich sein, und in einer ausweglosen Situation wie dieser für einen eiskalten Verstand sogar eine einleuchtende Idee. Doch daraus erwuchs auch Anarchie.

»Die Uhr tickt«, holte Jansen ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. »Sobald die ersten genetischen Soldaten sterben, wird Björn erkennen, was Sie getan haben. Die Todesgene werden aufgespürt, beseitigt und ein paar Monate später läuft die nächste Charge genetischer Soldaten vom Band. Wir lassen uns also nicht in Scharmützel verwickeln, sichern unsere Grenzen und produzieren auf Hochtouren neue Raumschiffe.«

Jansen berührte diverse Icons, worauf sich die Darstellung im Hologramm wandelte. »Alzir-12 ist vollständig auf die neuen Raumer der Republik-Klasse umgestellt. Admiral Colson ist höchst zufrieden. Wir produzieren verteilt auf andere Werften zusätzliche Schwere Kreuzer und Leichte Kreuzer der neuen Generation.«

Jansen wirkte zufrieden.

»Zudem haben wir die ersten drei Konstruktionswerften der Allianz ins Leben gerufen«, verkündete Jansen stolz. »Sie befinden sich im System der Aaril und der Rentalianer. Weitere sollen folgen. Auf einer davon arbeitet man daran, die unterschiedlichen Technologien zu verschmelzen und Schiffe der Allianz-Klasse zu erzeugen. Da dies allerdings noch Jahre dauernd wird, produzieren die übrigen bewährte Einheiten aller Völker.«

Ishida wirkte unbeeindruckt. »Admiral, wir haben nur noch wenige Monate, bis wir eine Offensive durchführen müssen. Bis dahin müssen genug Schiffe in Dienst gestellt sein, um sowohl einen Angriff gegen das Imperium zu fliegen, als auch eine Verteidigungslinie gegen die Ash'Gul'Kon zu halten.«

Jansen nickte. »Das sind ziemlich exakt die gleichen Worte, die auch von Leslie kamen.«

Admiralin Leslie Perkins war momentan das ›Mädchen für alles‹, ursprünglich aber für militärische angewandte Forschung zuständig. In dieser Funktion arbeitete sie eng mit Colson zusammen.

»Wir haben uns da etwas überlegt«, erklärte Jansen. »Sollte die Offensive bevorstehen, werden natürlich alle Verbandsführer eingeweiht. Bis dahin bleibt der Plan unter Verschluss. Aber damit kommen wir in der Tat zu Ihrem nächsten Problem. Da Sie, Commodore, durch Ihre letzte Mission alle Herzen gewonnen haben, die Ihnen bisher nicht sowieso bereits zugeflogen waren, dürfen Sie erneut ran.«

»Sie sehen mich begeistert«, sagte Jayden trocken.

Jansen schmunzelte, wurde aber sofort wieder ernst. »Wir konnten das Problem der genetischen Soldaten beseitigen, doch falls wir eine Offensive gegen das Imperium starten, gibt es noch eine zweite Hürde.«

»Die Killchips«, sagte Ishida.

Jansen nickte. »In der Tat. Wer, wenn nicht Sie, wissen um deren Gefahr?«

Niemand an Bord würde den Augenblick vergessen, an dem E.C. Christopher Johnston mit einem Impulsgeber den angeblichen Kommandochip im Schädel von Ishida zur Explosion gebracht hatte. Dass sie heute noch lebte, glich einem Wunder. Doch der Weg zurück war lang und beschwerlich gewesen.

Die Captain nickte nur schweigend.

»Das Problem stellt sich laut unserem Geheimdienst so dar: Der Propagandaapparat erweist sich nach wie vor als effektiv. Um ehrlich zu sein, wurde er mittlerweile unter Abigail Rosen noch verbessert. Sie hat ein eigenes Ministerium übernommen und setzt bereits in der Schule an.«

»Eine überzeugte nächste Generation. Treue Untertanen.« Jayden hätte die Worte gerne ausgespuckt. Vorzugsweise einem geschlagenen Sjöberg vor die Füße.

»So ist es. Doch in seiner kleinen Rede in Richtung Alpha Centauri hat Sjöberg sein wahres Gesicht offenbart. Die Bilder von Indira IV haben den Leuten zudem gezeigt, wie Freiheit unblutig errungen werden kann und damit auch jene überzeugt, die sich vor Anarchie fürchten. Der Geheimdienst ist sicher, dass rund 70 Prozent der Offiziere sich gegen Sjöberg stellen würden, falls sie keine Killchips im Schädel hätten. Der Wert war übrigens schon mal deutlich schlechter, doch Ihrer beider Gespräch mit unserem Imperator, das ja über das GalNet überallhin gesendet wurde, hat das verändert.«

»Im Falle eines Großangriffs wird das befürchtete Chaos trotzdem ausbrechen«, gab Jayden zu bedenken.

»Niemand von uns macht sich da Illusionen«, gestand Jansen. »Auf den Umsturz eines Diktators folgt immer eine Zeit der Anarchie. Wir werden natürlich unser Bestes geben, eine solche Situation nicht eintreten zu lassen. Teil des Plans sind die Killchips. Wir wollen sie deaktivieren, nach Möglichkeit entfernen.«

»Was ist mit dem Extraktor?«, fragte Ishida.

Jansen seufzte. »Ein zuverlässiges Mittel, aber erst, wenn wir ihn entsprechenden Offizieren zukommen lassen können. Doch wie gehen wir vor, sobald eine Flotte in ein Sonnensystem vordringt? Eine Schlacht soll vermieden werden, aber sollte ein Kommandant sich gegen den Befehl des E.C.s stellen, wird der Chip gezündet.«

»Wir bekämen den Extraktor nicht zur Crew.« Ein Szenario, über das viel diskutiert wurde.

»Natürlich laufen Bestrebungen, durch Agenten die Extraktoren auf die Kolonien zu bringen, um im Falle der Offensive die lokalen Behörden zu befreien«, erklärte Jansen. »Das werden Spezialeinheiten übernehmen, die bereits aktiv sind. Trotzdem bleiben die Raumschiffe der jeweiligen Heimatflotten. Ein einziges davon wäre in der Lage, einen Planeten einzuäschern. Das neue Incept-System scheint außerdem nicht infiltrierbar, wir finden nicht einmal die Ports. Vermutlich handelt es sich um eine gänzlich neue zugrundeliegende Kommunikationstechnologie. Und damit kommen wir zum Punkt.«

Jansen berührte ein Icon. »Das hier ist das Opal-System. Alle zugehörigen Daten wurden in Ihre sicheren Speicher überspielt. Unsere Tiefraumsensoren konnten um die Umgebung des Sterns seltsame Fluktuationen ausmachen. Wir vermuten, dass es sich um Raumschiffe handelt, die über die Tote Zone hereinkamen.«

»Ein Randsystem«, murmelte Ishida.

»Exakt. Aber ein unbewohntes. Das Sonnensystem wurde nie besiedelt, obgleich es eine habitable Welt gibt. Der Geheimdienst hat mit Hilfe der Wissenschaftler ein Dossier entwickelt. In den alten Speicherfragmenten der NOVA – die wir nach dem Attentat retten konnten – fand Drake daraufhin Hinweise auf ein dort geplantes Projekt, das jedoch nie umgesetzt wurde. Angeblich.«

»Sie glauben, dass dort irgendwo eine Station des Imperiums errichtet wurde?«, hakte Jayden nach. »Aber was hat das mit den Killchips zu tun?«

»Auf den ersten Blick nichts«, gab Jansen zu. »Sieht man davon ab, dass damals eine Forschungsstation erbaut worden ist, bevor dem Projekt die Mittel zusammengestrichen wurden. Und nun raten Sie, wer für die Streichung verantwortlich war.«

»Sjöberg?«

»Fast. Es war ein militärisch-privates Forschungsprojekt. Tricia Hallmark zog sich jedoch zurück.«

Beinahe wäre Jayden zusammengezuckt. Die Assassine des Ketaria-Bundes hatte viele Jahre unter dem Deckmantel der reichen Industriellen in der Solaren Union gelebt und für den Tod von Kensingtons Eltern gesorgt. Im Geheimen hatte sie mit Sjöberg und Meridian zusammengearbeitet. Letzterer hatte in seiner vorherigen Identität als Melnikow zahlreiche wissenschaftliche Entwicklungen angestoßen und als Oberste Assassine die Killer des Ketaria-Bundes gelenkt.