Herzensgründer - Cassandra Schlangen - E-Book

Herzensgründer E-Book

Cassandra Schlangen

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Beschreibung

Lebe dein Herzensbusiness und verwirkliche dich selbst!

Vielleicht kennst du das: Du sitzt in einem Job fest, der dich nicht erfüllt. Du sprühst vor Ideen, aber keiner will sie hören. Du weißt: Du kannst einfach so viel mehr. Und du willst auch mehr! Du möchtest einer Arbeit nachgehen, die dein Potenzial voll ausschöpft, die wirklich etwas bewirkt und sinnvoll ist. Du möchtest am liebsten sofort aus deinem 9 to 5 Job ausbrechen und loslegen. Endlich dein eigener Chef sein…

"Herzensgründer" ist keine Step-by-Step Anleitung zur erfolgreichen Gründung. Das Buch erzählt von authentischen Geschichten und mutigen Menschen, die dich inspirieren, deinen ganz eigenen Weg in die erfolgreiche Selbstständigkeit zu finden. Erfolgreiche Gründer:innen teilen mit dir ihre Erfahrungen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit, die …

 

…echt sind, ohne die verklärende rosarote Brille.

…so einzigartig und vielfältig sind, wie die Leser:innen dieses Buches.

…Erfolge, aber auch Rückschläge auf dem Weg der Existenzgründung thematisieren.

…zu vielen offenen Fragen passende Denkanstöße liefern können.

…sich mit dem Bewältigen von Krisen wie der Corona-Pandemie auseinandersetzen.

Finde mit diesem Buch die Klarheit und Motivation, die du jetzt brauchst, um deinem Herzen zu folgen und zu einem von ihnen zu werden – zum Herzensgründer.

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Die Ratschläge im Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors und des Verlags. Die Umsetzung erfolgt ausdrücklich auf eigenes Risiko. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden oder sonstige Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und/oder unvollständiger Informationen verursacht wurden, ist ausgeschlossen. Verlag und Autor übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte ebenso nicht für Druckfehler. Es kann keine juristische Verantwortung sowie Haftung in irgendeiner Form für fehlerhafte Angaben und daraus entstehende Folgen von Verlag bzw. Autor übernommen werden.

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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage

© 2022 by Remote Verlag, ein Imprint der Remote Life LLC, Powerline Rd, Suite 301-C, 33309 Fort Lauderdale, Fl., USA Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Redaktion: Isabelle Müller

Lektorat und Korrektorat: Isabelle Gubisch, Annika Hülshoff, Fabian Galla

Umschlaggestaltung: Zarka Ghaffar

Satz und Layout: Zarka Ghaffar

Titel Bild: Adobe Stock / Radisa Zivkovic

ISBN Print: 978-1-955655-52-1

ISBN E-Book: 978-1-955655-53-8

www.remote-verlag.de

CASSANDRA SCHLANGEN

Herzensgründer

10 mutige Gründer-Geschichten für deine Entscheidung zur Selbstständigkeit

Es ist nie zu spät für dein neues Leben

Es gibt Momente im Leben, da spürst du, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Du denkst, so darf es nicht weitergehen und du musst etwas verändern, und zwar dich! Doch die feststeckenden Anker der Sicherheit machen es dir nicht leicht, einfach in die Freiheit und Selbstbestimmtheit loszufliegen. Alte, übernommene Denkmuster, doppelt-geflochtene Sicherheitsnetze und Ängste vor dem Scheitern halten dich zurück in einem Teufelskreis aus Unzufriedenheit, körperlichen Symptomen und der Verzweiflung, deine Träume nie leben zu können.

Lass dich inspirieren von zehn mutigen Herzensgründern, die im Angestelltendasein viele Hoffnungen verloren hatten, ihren Weg in die Selbstständigkeit gegangen sind und letztlich ihren Ausweg zum Lebensglück und zu mehr Freiheit gefunden haben. Erhalte mehr als 100 Tipps von Herzensgründern, hunderte von Fragen für mehr Selbstbestimmtheit in deinem Leben und mithilfe von kleinen Workshops die Möglichkeit, dich mit den richtigen Themen für den Start in dein Herzensbusiness auseinanderzusetzen. Lass uns gemeinsam losgehen in Richtung deines Lebenstraumes!

Für alle, …

die spüren, dass es Zeit ist, sich selbst mehr zu leben.

die endlich selbstbestimmter sein wollen.

die ihr eigenes Ding machen wollen.

die ihre Fähigkeiten richtig ausspielen möchten.

die noch ein wenig Angst haben, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.

die mehr an andere denken als an sich.

die zweifeln und sich an eine vermeintliche Sicherheit klammern.

die in ihrem Job nicht glücklich sind.

die ihre Talente selbstbestimmt entfalten möchten.

die Aufgaben suchen, die ihnen Freude machen.

die der Welt mehr schenken wollen.

die mit ihrem Traum loslegen wollen.

Für dich mit Hingabe erzählt, geschrieben & gestaltet.

Cassandra Schlangen (Jahrgang 1974) begleitet seit dem Jahr 2000 Existenzgründer auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Sie trainiert, coacht und berät Gründer. Als Diplom-Kauffrau und Systemischer Business Coach berät sie auch Unternehmen im kunden- und mitarbeiterorientierten Vertrieb und in der Mitarbeiterbindung durch Talentförderung. Sie liebt die Bewegung in der Natur und ist eine Frühaufsteherin. Mit diesem Buch erfüllt sie sich einen Herzenswunsch: dass kraftvolle Geschichten von mutigen und lebensbejahenden Herzensgründern viele andere Menschen erreichen, damit auch sie sich trauen, den eigenen Weg zu gehen.

Mehr zu Cassandra Schlangen:

www.cassandra-schlangen.de

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Inhalt

Kleine Anleitung zum Buch

Warum hast du dieses Buch gekauft?

Das Leben ganz leben

Mit dem Herzensbusiness ins Glück

Gründer und Herzensgründer

Im Wartezimmer der Hoffnung

Kleiner Workshop mit dir selbst: Der Wegweiser für dein Herzensbusiness

1.Ich will Väter stärken

Eine lange Sackgasse

Meine Herzensgründung

Meine 10 Tipps für dich

Erkenne dein Selbst

Wer bist du?

41 Fragen, um dein Selbst näher zu erkunden

Eigeninteresse ist richtig und wichtig

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Liebes Ich – Ein Brief an dein zukünftiges Ich

2.Mein Lachen nimmt mir keiner mehr

Die schwarze Schneekönigin

Meine Herzensgründung

Meine 10 + 2 Tipps für dich

Glaube, was dir guttut

Warum handelst du so und nicht anders?

Glaubenssätze sind dein innerer Wegweiser

Gedanken erzeugen Realität

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Gedankenhygiene

3.Von Kunst wird man satt

Wenn der Schuh nicht passt

Meine Herzensgründung

Meine 10 + 1 Tipps für dich

Dein Leben gehört dir

Was wäre möglich, wenn du dein Leben an die Hand nimmst?

Gebunden oder verbunden?

Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Mehr Eigenverantwortung

4.Meine Energie fließt für mich

Für die Norm versaut

Meine Herzensgründung

Meine 10 Tipps für dich

Gehen oder Bleiben?

Welche Warnsignale und Kündigungsgründe gibt es?

Iss‘ das Monster, solange es noch klein ist

Wie ist dein Motivationsstatus?

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Gehe auf Sinnsuche

5.Tausche Sicherheit gegen Glück

Der Totalausfall als Glücksmoment

Meine Herzensgründung

Meine 10 Tipps für dich

Überwinde deine Angst

Was gibst du für dein Sicherheitsbedürfnis auf?

Angst ist das Tor zu mehr

Fokussiere deine Chancen

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Belastende Gedanken loslassen

6.Ich will mehr Herzlichkeit auf dieser Welt

Träume sind Kinder des Herzens

Meine Herzensgründung

Meine 10 Tipps für dich

Herz mit Verstand

Triffst du gern Entscheidungen?

Höre auf beide: Herz und Verstand

Wie du Entscheidungen treffen kannst

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Ausgewogene Entscheidungen treffen

7.Kinderschutz ist meine Mission

Die Würfel sind gefallen

Meine Herzensgründung

Meine 10 Tipps für dich

Der Zauber des Neuen

Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?

Lernen ist Leben

Die gute Gier nach Neuem

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Entdecke deine Lernzone

8.Ich schaffe Erlebensräume

Stille Untiefen

Meine Herzensgründung

Meine 10 Tipps für dich

Lebe deinen Traum

Was wolltest du mal werden?

Entdecke deine Talente

Kommt dein Herzenswunsch von innen?

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Finde dein Ikigai

9.Das Leben will ausprobiert werden

Wenn zu viel zu viel ist

Meine Herzensgründung

Meine 10 Tipps für dich

Mut macht lebendig

Wer hat das Sagen in deinem Leben: Deine Ängste oder deine Wünsche?

Mut tut gut

Glaube an dich

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Mehr Mut gefällig?

10.Wir sind jetzt unsere beste Version

Wenn Wasser faul wird

Unsere Herzensgründung

Unsere 10 + 1 Tipps für dich

Es einfach machen

Wie kommen deine PS auf die Straße?

Stärke deine Willenskraft

So legst du los

Schluss-Impuls

Kleiner Workshop mit dir selbst: Stärke deine Umsetzungskompetenz

Silvester ist heute

Mit dem Glockenschlag geht‘s los

6 Tipps, die dir helfen, einen Neuanfang zu wagen

Jetzt

Schluss-Impuls

Danke

Die Herzensgründer

Die Autorin

Literaturverzeichnis

Endnotenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Kleine Anleitung zum Buch

Das Buch wurde geschrieben, damit du die Situation, in der du dich nicht mehr wohlfühlst, überdenkst und prüfst, inwieweit die Selbstständigkeit und ganz besonders eine Herzensgründung für dich eine Alternative, hin zu neuem Lebensglück, ist. Deswegen zielt das Buch auf Veränderung ab. Also Vorsicht, hier geht es um Taten!

Die Wunderkerze

Ab und zu findest du die Wunderkerze als Symbol. Die Wunderkerze weist auf Fragen hin. In diesem Buch sind mehrere hundert Fragen aufgeführt. Fragen sind ein tolles Instrument, um sich selbst zu erkunden. Eine gute Frage lässt dich nachdenken und eröffnet einen neuen Raum in dir, der vorher vielleicht einen Grauschleier hatte oder den du gar nicht sehen wolltest. Sie bringt dir beim Beantworten einen Erkenntnisschub. Nimm dir die Zeit und beantworte die Fragen, die dich beim Lesen nicht loslassen, am besten schriftlich.

Meine 10 Tipps für dich

Die Gründer haben mir einige ihrer Tipps für dich mit auf den Weg gegeben. Sie sind so belassen, wie die Herzensgründer sie formuliert haben. Meine Frage an sie war: «Welche zehn Tipps würdest du Gründern geben, die an der Schwelle stehen und überlegen, sich selbstständig zu machen?»

Kleiner Workshop mit dir selbst

Die «Kleinen Workshops mit dir selbst» sind intensive Übungseinheiten, die dich das Thema des jeweiligen Kapitels aus deiner Perspektive erleben lassen. Sie sind immer nach dem gleichen Prinzip aufgebaut: Wo stehst du? Wohin willst du? Und was machst du jetzt? Teilweise sind die Workshops arbeitsintensiv, aber dafür wertvoll in der Erkenntnis.

Schluss-Impuls

Der Schluss-Impuls soll dir noch einmal Schwung geben und das Thema des Kapitels anders beleuchten. Manchmal sind es schöne Geschichten, die zum Nachdenken anregen, zum Schmunzeln verführen oder zum Mitsingen animieren. Ich dachte dabei an eine kleine Sahnehaube zum Thema mit einer leckeren reifen Kirsche oben drauf. Genieße die Schluss-Impulse: Sie sollen zu mehr verführen!

Zusatz

In einigen Kapiteln gibt es einen Zusatz, einfach nur, weil mich das Thema dazu eingeladen hat.

Schreibstil

Ich selbst lese gern im Fluss und mit Schwung und spüre nur allzu gerne beim Lesen die Kraft hinter den Worten. Und so habe ich auch versucht, dieses Buch zu schreiben. Deswegen verzichte ich in dem Buch auf Formen, die alle Geschlechter einbeziehen, einfach deswegen, weil es den Lesefluss stört. Ich hoffe dabei auf dein Verständnis und möchte selbstverständlich alle Menschen gleichermaßen mit dem Buch ansprechen und ganz besonders dich, denn du hast dieses Buch nicht ohne Grund in deinen Händen. Ich wünsche dir inspirierende Lesestunden!

Warum hast du dieses Buch gekauft?

Lieber Leser,

was wünschst oder erhoffst du dir vom Lesen und Durcharbeiten dieses Buches für deinen Weg zu dir selbst? Schreibe es hier auf, und schaue, nachdem du das Buch gelesen und bearbeitet hast, was mit deinen Wünschen und Hoffnungen passiert ist.

Für den Fall, dass du deine Antwort auf die obige Frage er- reichen willst, nimm dir die Geschichten zu Herzen und arbeite dich, gerne kreuz und quer, durch die Workshops. Da dich Passivität nicht weiterbringt, hält jeder Workshop Aktionen zum Handeln für dich bereit. Jede Aktion, die du unternimmst, wird dich deinem Ziel näher bringen. Viel Freude beim Einlassen auf dein Leben!

«Es ist nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können.»

George Eliot

Das Leben ganz leben

Eigentlich war der Einstieg in mein Buch anders gedacht. Aber als ich bei einer Trauerfeier war und der Pfarrer mit diesen Worten begann, dachte ich, genau das ist der passende Start: «Das Leben ganz leben.»

Lebst du dein Leben ganz?

Was heißt «ganz» leben? Kann man ein Leben auch halb oder viertel leben? Ich musste sofort an das Buch «5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen» von Bronnie Ware1 denken, in dem sie erzählt, was Sterbende am meisten bereuen. Sie bereuen, zu viel gearbeitet zu haben, zu wenig Zeit für die wichtigen Dinge in ihrem Leben gehabt zu haben oder sich nicht erlaubt zu haben, glücklich zu sein. Aha, wir bereuen, was wir nicht getan haben oder zu wenig und zu selten, aber nicht, was wir ausprobiert haben. Woher soll man aber wissen, was man später, wenn es dann zu spät zum Ausprobieren ist, sicher bereuen wird? Was macht man zu viel, was zu wenig, was traut man sich nicht? Unweigerlich führen diese Fragen dazu, sich über die Verwendung seiner Zeit auf Erden Gedanken zu machen. Meist ist der Alltag mit seinen Sonderangeboten, den immer gleichen und wiederkehrenden Aufgaben, den farblosen Ablenkungen und verführerischen Nahzielen schneller und lauter, als diese essentiellen Fragen des Lebens.

Wie so oft bei Trauerfeiern dachte ich, dass wir erst zu spät etwas über den Menschen und seine Geschichte erfahren, die, wie ich finde, immer eine wichtige Lektion für einen selbst bereithält, wenn man gut zuhört. Etwas, worüber man in seinem eigenen Leben nachdenken kann und sollte. In diesem Moment war ich dankbar, dass ich dieses Buch schreibe, weil ich damit diese Geschichten erzählen darf, bevor es vielleicht zu spät ist. Zu spät für dein ganzes Leben, deine Träume, deinen Mut und dein eigenes Glück. Wie sagte Napoleon Hill so schön: «Warte nicht – die Zeit wird niemals genau richtig sein.» Also lasse dich inspirieren und komme ins Handeln!

Die Geschichten sind von Menschen, die heute daran arbeiten, ihr Leben bunt auszumalen, in den schönsten Farben, die sie sich selbst vorstellen können und die ihre Farben sind. Nimm auch du die ganze Farbpalette und male los. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen, aber hier und heute kannst du etwas verändern.

Ist dein Leben in deinen Wunschfarben bunt ausgemalt?

Mit dem Herzensbusiness ins Glück

Meine Arbeit mit Existenzgründern ist ein Geschenk, manchmal bezeichne ich es auch als Elixier. So viel Spirit, Lebenslust, Ideen und Inspirationen erlebe ich in diesem Umfeld und werde immer wieder angefixt und beeindruckt. Ansonsten bin ich in etablierten Unternehmen unterwegs und coache, trainiere oder berate. Hier bin ich nah an allen Mitarbeitenden und erlebe das Agieren von allen Seiten.

Ich arbeite mit Führungskräften, die ihre Funktion gut ausfüllen möchten, und mit Mitarbeitern, die gute Ergebnisse bringen wollen und sich gerne engagieren. Ich erlebe Mitarbeiter, egal in welcher Position, die für ihren Job brennen, und andere, die sich innerlich, wie mit einem Reißverschluss, über die Zeit immer mehr verschließen.

Deutlich wird für mich der Unterschied immer dann, wenn in Seminaren Mitarbeitende der gleichen Ebenen aus unterschiedlichen Unternehmen zusammenkommen. Teilnehmer also, die die gleiche Position haben, aber nicht im gleichen Unternehmen arbeiten.

Ziemlich schnell zeigt sich für manche von ihnen, welche Glückskinder sie sind. Es gibt nichts Besseres für die Mitarbeiterbindung, wenn man Mitarbeitende in Seminare schickt, bei denen sie feststellen, wie gut es ihnen in ihrem Job geht. Die meisten wissen das eigentlich schon vor dem Seminar. So,was weiß man eben. Sie fühlen sich schnell bestärkt: ein unbezahlbarer Gewinn für sie selbst und das Unternehmen. Während es für manche eine Bestärkung im Positiven ist, ist es für andere eine Bestärkung im Negativen. Denn andere müssen sich unter Umständen, meist stillschweigend, anhören, was in anderen Firmen möglich gemacht wird. Das wiederum ist weniger förderlich für die Mitarbeiterbindung. Natürlich versuchen wir, die Stellschrauben zu identifizieren, an denen Mitarbeiter eigenverantwortlich drehen können, um Besserung zu bewirken, nur nicht immer gelingt dies im Nachgang.

Zu vielen Seminarteilnehmern habe ich über eine lange Zeit Kontakt und erfahre so, wie lange das Beschäftigungsverhältnis noch andauert und wie lange für bessere Rahmenbedingungen gekämpft wird. In einigen Fällen ist innerhalb von 12 Monaten Schluss. Manche probieren immer wieder neue Jobs und viele finden auch einen besseren, in dem viel möglich ist und sie wertschätzender behandelt und ihre Talente gefördert werden. Auch das gibt es, zum Glück. Die anderen tragen ihren Kummer mit reißfester Geduld und schauen auf die Uhr, wann endlich Feierabend ist oder sie mal wieder in ein Seminar, den Urlaub oder in die Rente flüchten können. In die Gründungsberatung kommen dann die, die mit ihrem Job abgeschlossen haben und nicht (mehr) daran glauben, dass sie im Angestelltenverhältnis gut aufgehoben sind und endlich ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen möchten.

Die Geschichten, die du hier findest, beschreiben den Weg derer, die die Selbstständigkeit als den erfüllenden Weg für sich sehen, ihr Potenzial ohne Grenzen auszuleben. Die Geschichten erzählen von vielen Versuchen als Angestellte und den immer wiederkehrenden Ernüchterungen, gepaart mit dem hungrigen Gefühl nach der großen Freiheit. Selbst entscheiden, selbst probieren. Hinfallen. Aufstehen. Weitermachen. Das ist der Raum, in den diese Menschen gegangen sind. Voller Hoffnung und Zuversicht und einer ordentlichen Portion Neugier, Mut und Selbstvertrauen. Es sind Menschen wie du und ich. Mit einem Lebensweg, der nicht geradlinig, ist und einer Lebenssituation, bei der die meisten im Umfeld abraten und sagen würden: «Bist du irre? Bleib im sicheren Angestelltenverhältnis. Augen zu und durch.»

In diesem Buch findest du Lebenswege, die Mut machen und die Funktion eines Weckers übernehmen wollen. So wie es Jorge Bucay schon auf der Rückseite seines Buches «Komm, ich erzähl dir eine Geschichte» schrieb: «Kinder brauchen Geschichten zum Einschlafen, Erwachsene damit sie aufwachen.» Die Geschichten zeigen dir, dass vieles möglich ist, wenn man sich traut, an sich zu glauben. Sie sollen aber auch aufzeigen, dass der Weg nicht leicht ist, sondern auch Hürden und teilweise Felsbrocken mit sich bringt. Aber die unermüdliche Kraft, gegen diese Unwägbarkeiten zu kämpfen, ist eine andere, eine viel stärkere, wenn man es für sich, seine Werte und Überzeugungen tut.

Selbstständigkeit ist kein Allheilmittel. Aber für die Gründer, die in diesem Buch ihre Geschichte erzählen, war es das. Nicht jeder ist für die Selbstständigkeit gemacht, das ist mir bewusst. Dennoch gibt es viele Menschen, die einen Traum haben: ein eigenes Café, einen Laden, eine Praxis oder arbeiten von zu Hause aus, wo auch immer zu Hause ist, mit freier Zeiteinteilung. Nach freier Wahl Aufträge annehmen oder ablehnen, mit Menschen arbeiten, mit denen man gerne arbeiten möchte, seine Ideale verwirklichen, seine Kompetenzen ausspielen und das ohne auferlegte Grenzen vom Arbeitgeber oder dem System. Der eine will die Freiheit, die Selbstbestimmtheit, der andere fühlt sich wohler in einer geregelten Organisation. Jedem das Seine.

Dieses Buch ist für all diejenigen, die sich in ihrer Haut nicht wohlfühlen und den Mut suchen, ihren Weg zu gehen, egal in welcher verzwickten Lebenssituation sie auch stecken mögen.

«Jeder kann über sich hinauswachsen und etwas erreichen, wenn er es mit Hingabe und Leidenschaft tut.»

Nelson Mandela

Alle Geschichten, die hier beschrieben sind, erzählen auch von Missständen, Nöten und Ungerechtigkeiten in Teams und Systemen, die Mitarbeiter an ihre Grenzen bringen und letztlich dazu führen, dass sie kündigen, und das vor dem Hintergrund des eklatanten Mangels an fähigen Mitarbeitern.

Gründer und Herzensgründer

Laut aktuellem Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau2 ist die Zahl der Existenzgründungen um 13 Prozent auf 607.000 gestiegen und damit wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Circa 70.000 Personen mehr haben sich selbstständig gemacht als im Jahr 2020. Insgesamt gesehen hat sich die Anzahl der Gewerbeanmeldungen im Verlauf der vergangenen Jahre allerdings verringert. Im Jahr 2004 wurden beispielsweise rund 961.000 Gewerbeanmeldungen gezählt. Die Gründungsquote liegt nach aktuellen Auswertungen bei 119, was bedeutet, dass 119 Gründungen auf 10.000 Menschen kommen. Die meisten Gründer sind zwischen 25 und 34 Jahre alt und waren vor der Gründung im Angestelltenverhältnis. Der Gründerinnenanteil legte im Jahr 2021 um 5 Prozent zu und stieg auf 350.000, wobei 37 Prozent der Gründerinnen unter 30 Jahre sind. Insgesamt 60 Prozent sind Sologründer ohne Mitarbeitende. Zwei von drei Gründungen fallen laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau in den Bereich der wirtschaftlichen oder persönlichen Dienstleistungen. Die vorrangigen Motive für eine Gründung sind laut Statista und dem Global Entrepreneurship Monitor3 Unabhängigkeit, zeitliche Flexibilität, Gestaltungsfreiheit, der Wille, die Welt zu verändern, und der Wunsch nach einem höheren Einkommen bzw. einem besseren Lebensunterhalt.

Als Gründer, Firmengründer oder Existenzgründer werden jene Personen bezeichnet, die sich beruflich selbstständig machen, um ein Unternehmen mit oder ohne Angestellte zu gründen. Dann gibt es noch weitere Bezeichnungen wie Unternehmer, Freiberufler, Selbstständige, Freelancer, Entrepreneure, Start-ups, Solopreneure und Mompreneurs. An Begriffen mangelt es nicht und eine exakte Zuordnung ist nicht immer eindeutig möglich, da die Grenzen mitunter fließend sind.

Und was sind nun Herzensgründer?

Ganz früher, als ich begann, Gründer zu unterstützen, waren mehrheitlich Unternehmensgründer in meinen Coachings, die ein klares Konzept sowie eine ermutigende Gewinnstrategie ausgearbeitet hatten. Die gibt es heute auch noch ohne Frage, aber was es damals viel weniger gab, waren Herzensgründer. Damals, das waren die Jahre von 2000 bis circa 2015. Irgendwann fiel mir auf, dass die Gründungsideen und Gründungsanlässe sich veränderten: Sie wurden herzlicher, kleiner, helfender. Ab dem Jahr 2016 nahm ich bewusst wahr, dass Herzensgründer, so nannte ich damals noch unbewusst diese Gründer, immer mehr werden. Kerstin ist die erste Gründerin, bei der ich anfing, diese Bewegung bewusst zu beobachten. Ihre Geschichte findet ihr ebenfalls in diesem Buch.

Herzensgründer sind Menschen, die sich selbstständig machen, weil sie eine Herzensangelegenheit in die Welt tragen möchten. Sie wollen ihr Können und ihre Kompetenz ohne fremd auferlegte Grenzen zur vollen Wirkung bringen. Sie wollen ihren Wunschkunden die ganze Palette ihres Könnens schenken und dabei miterleben, wie ihre Arbeit bei der Problembewältigung hilft. Herzensgründer haben eine eigene Meinung, wie ihr Können besser entfaltet werden kann, um genau an den Punkten anzusetzen, wo ihre Kraft benötigt wird. Und sie wollen nicht aufhören, wenn die Stunde, die zur Verfügung steht, zu Ende ist. Sie wollen helfen, sie wollen es besser machen, sie wollen sich mit ihrer ganzen Liebe, mit ihrem ganzen Herzen einbringen, damit etwas besser wird.

Natürlich steht auch ein Businessplan dahinter, der aufzeigt, wie der Herzenswunsch Früchte tragen kann. Genau an dem Punkt kommen Berater und Coaches wie ich ins Spiel. Aber das Geld steht nie, oder zumindest nicht allein, im Vordergrund. Es ist immer das Bedürfnis, Gutes für die Kunden und für sich zu tun und dort zu helfen, wo die üblichen Stellen versagen oder aufhören zu helfen.

Die meisten der Herzensgründer, über die du hier lesen wirst, sind in den Systemen, in denen sie gearbeitet haben, krank geworden. So krank, dass sie nicht mehr in der Lage waren zu arbeiten. Nach ihrer Regenerationszeit starteten sie mit der Kraft, die sie eigentlich schon immer hatten, voll durch, nur diesmal mit einem anderen Ziel, nämlich ihrem eigenen.

Ich möchte noch etwas zu der Auswahl der Geschichten sagen. Es ist mir nicht leichtgefallen, die Herzensgründer für dieses Buch auszuwählen. Mit der Bekanntgabe, dass ich ein Buch über Herzensgründer schreibe, kamen viele Anfragen von Gründern, die ihre Geschichte gerne erzählen wollten. Nicht eine einzige davon war weniger spannend, als die hier dargestellten. Es tut mir leid, dass ich nur zehn von ihnen auswählen konnte; eigentlich waren nur sieben geplant. Mit einem weinenden Auge konnte ich Emmi nicht mit aufnehmen, der sich in verrückter Mission um Systemsprenger kümmert, oder Ronny, der seinen Traum von einer Tanzschule verwirklicht hat, die sich in einem alten Güterbahnhof befindet und Menschen überall, egal wo sie gerade sind, zum Tanzen bewegt. Es gibt so viele tolle Geschichten, vielleicht wird es eine zweite Auflage mit weiteren Mutgeschichten geben. Mit verrückten und gescheiterten Gründungsideen und Gründern, die nach einer Niederlage wieder aufgestanden sind.

Du kannst mir gerne schreiben, was dich interessiert und inspirieren würde. In diesem Buch habe ich Geschichten von Menschen vereint, die lange im Angestelltenverhältnis gearbeitet haben und damit nicht glücklich geworden sind. Das ist der gemeinsame Nenner, der alle verbindet, und danach habe ich die Geschichten auch ausgewählt. Mit jedem Gründer habe ich persönliche Interviews geführt. Die Geschichten über die Selbstständigkeit habe ich anschließend in der «Ich»-Perspektive aufgeschrieben, als würde der Gründer sie selbst erzählen. Da ich sie aus meiner Erinnerung aufgeschrieben habe, kann es sein, dass sie an manchen Stellen aus der Sicht der Menschen, denen sie gehören, vielleicht nicht ganz stimmig sind bezüglich der Zeit, dem Ort und den involvierten Menschen. Ich habe das niedergeschrieben, was ich gefühlt und verstanden habe. Manche pikanten Details sind da geblieben, wo sie hingehören: bei dem Gründer selbst. Einige Namen habe ich durch Pseudonyme ersetzt und andere so belassen, wie sie wirklich heißen, je nachdem, was die Geschichtenspender wollten. Am Ende des Buches sind die Gründer, die bereit waren, sich zu zeigen, mit Namen und Internetadressen aufgeführt. Auf jeden Fall möchte ich mich bei ihnen allen, auch im Namen meiner Leser, für ihre Offenheit und ihren Mut, ihre Lebensgeschichten zu erzählen, bedanken. Keinem ist es leichtgefallen, seine Geschichte noch einmal aufzuarbeiten und so offen, über die mitunter als sehr schmerzvoll durchlebte Zeit zu reden. Vielen herzlichen Dank an euch, dass ihr eure Geschichten teilt. Und vielen Dank für euer tiefes Vertrauen, denn ihr habt mich schreiben lassen, ohne die Geschichte danach noch einmal lesen zu wollen. Für mich war jedes Interview ein Fest!

Im Wartezimmer der Hoffnung

Ich habe so meine Zweifel, ob Hoffnung immer gut und sinnvoll ist. Ich selbst beobachte, dass die Hoffnung auch einen hohen Preis im Sinne von Lebenszeit, Kraft, Mut, Erneuerung und Chancen einfordert.

Sicher ist die Hoffnung in vielen Situationen und Lebensstationen unentbehrlich und ein Lichtschimmer, der am Leben hält. Nur manchmal ist die Hoffnung auch ein Verzögerer, die einen daran hindert, endlich Türen zu schließen und Neues zu beginnen. Manchmal fesselt sich die Hoffnung an alte Zöpfe, die schon längst hätten abgeschnitten werden müssen.

Ist die Hoffnung auch bei dir ein Verzögerer?

Auf was hoffst du? Auf was wartest du?

Was muss (noch) passieren, damit du deinem Herzen folgst?

«Es wird alles besser, wenn erst … .» Wer kennt diesen Satz nicht? Hoffen auf bessere Umstände, auf einen besseren Zeitpunkt, darauf, dass sich jemand ändert, dass die Kollegen endlich erkennen, was man draufhat, dass der Chef die Begabungen erkennt, dass man selber mutiger wird, usw. Diese Hoffnungen sind vergebene Liebesmüh, denn in diesen Fällen ist die Hoffnung der falsche Berater. Hier gilt es, zu handeln und mutig genug zu sein, um unperfekt loszulegen.

Ich selbst bin keine Herzensgründerin. Meine Gründung folgte dem Druck meines damaligen Partners. Heute bin ich froh, dass ich dem Druck nachgegeben habe. Sonst hätte ich viele wundervolle Erfahrungen nie machen dürfen. Ich könnte mir heute nichts anderes mehr vorstellen. Manchmal zeigt sich eben erst im Nachhinein, wofür etwas gut ist. Jetzt endlich, nach so vielen Jahren der Selbstständigkeit, starte ich ein Projekt nur für mich, und dies ist mein Herzensprojekt. Diese tollen Geschichten, die die Unwägbarkeiten und Irrwege der Hoffnung im Leben zeigen, müssen erzählt werden und sollen dich mutig inspirieren.

Alle hier versammelten Herzensgründer harrten im Wartezimmer der immerwährenden Hoffnung auf Besserung. Mit Eifer, Leistungswillen, Durchhaltevermögen, einer hohen Frustrationstoleranz und teilweise blindem Ehrgeiz schufteten sie bis an ihre Grenzen und mitunter bis zum Zusammenbruch. Blind deswegen, weil sie lange nicht sehen wollten, was wirklich mit ihnen passiert. So lange, bis sie krank geworden sind, sich selbst nicht mehr kannten oder das verloren, was im Leben wichtig ist: ihr Lachen und den Glauben an sich selbst oder die eigenen Werte.

Je länger man wartet und auf Besserung hofft, desto größer ist die Gefahr, zu resignieren. Irgendwann schraubt man die Leistung runter und die Zweifel wachsen, leider auch die Zweifel an sich selbst. Und wer die Notbremse nicht zieht, gerät in einen Strudel, der immer tiefer in die Sorgenspirale zieht. Aber auch der Strudel führt irgendwann irgendwohin und wie ihr sehen werdet, letztlich ins Gute; zumindest bei diesen Geschichten.

Höre auf zu warten

Bist du auch gefangen? Gefangen im Gedankenchaos und den vielen Fragen, auf die du keine erfüllenden Antworten findest, die dich endlich zum beherzten Handeln bringen würden? Verteufelst du dich selbst manchmal, weil du einfach nicht loslegst mit deinem Herzenswunsch, der aus der Ferne lockt? Warum ist das Loslegen so schwer? Womit kommst du ins Tun? Was sind deine Trigger, die dich Schritte gehen lassen?

Hier ist jeder anders. Jeder braucht andere erste Schritte, um sich ins Handeln zu bringen. Der eine durchdenkt alles erst ganz genau und macht einen sicherheitspendenden Plan, der andere muss sich mit Terminen und Fristen unter Druck setzen, ein anderer erzählt sein Vorhaben seinen Freunden oder der Familie, um so seine Motivation aufrechtzuerhalten. Ein weiterer macht die Augen zu und geht heldenhaft die Schritte ohne nachzudenken. Der Nächste sucht ewig im Internet oder in der stillen Nacht nach Ideen, Beispielen oder auch Gründen, es endlich zu tun.

Es gibt auch für dich ein individuelles Paket, das dir hilft, wenn du an der Schwelle zur Selbstständigkeit stehst. Was in diesem Paket deine Schwergewichte sind, die dich in deine Wunschwelt begleiten, findest du am besten selbst heraus, auch gern mit Unterstützung eines Coaches. Bei dem einen fehlt es an einem Netzwerk, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und die Kraft zu finden, weiterzumachen. Bei einem anderen fehlt vielleicht das Quäntchen Mut, um die Kündigung einzureichen, und wieder jemand anderes hat noch gar keine richtige Idee, was er mit seinen Talenten anfangen kann und wie er damit Geld verdient.

Alle Gründer haben dir ihre Tipps für deinen Weg mitgegeben. Es sind sicherlich viele Inspirationen dabei, die dir helfen, deine nächsten Schritte zu planen. Zusätzlich bekommst du, neben den inspirierenden Gründergeschichten, am Ende der einzelnen Kapitel jeweils auch kleine Workshops mit an die Hand, die dir zur Bearbeitung des jeweiligen Themas einen guten Dienst erweisen. Auch zwischendrin findest du Fragen, die dich zum Nachdenken anregen sollen, und kleine Extraübungen. Das Buch ist voll mit Fragen, Ideen und Impulsen für dich und deinen Weg zu deinem Herzensbusiness.

Du denkst über eine Veränderung in deinem Leben nach, sonst hättest du dir dieses Buch nicht gekauft. Jede Veränderung durchläuft verschiedene Phasen. Es ist vielleicht spannend für dich herauszufinden, in welcher Phase der Veränderung du gerade bist oder auch feststeckst, richtig? Deswegen möchte ich dir, bevor ich zu den Gründergeschichten komme, ein 5-Phasenmodell der Veränderung von der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross zeigen, mit dessen Hilfe du dich in deinem Veränderungsvorhaben einordnen kannst. Wenn du weißt, wo in etwa du dich aktuell befindest, wird es möglicherweise leichter, den richtigen Gang für deine Weiterfahrt zu finden.

Abbildung 1: Veränderungskurve nach Elisabeth Kübler-Ross

Die Veränderungskurve, die du in der Abbildung siehst, ist die sogenannte Kübler-Ross-Kurve. Sie wird häufig genutzt, um die Veränderungsprozesse, die Mitarbeiter in Unternehmen durchlaufen, zu beschreiben. Ursprünglich war dies ein Modell, welches die Trauerphasen eines Menschen darstellt. Spannend ist, dass alle Phasen durchlaufen werden müssen, aber die Dauer und die Intensität der Phasen von Fall zu Fall stark variieren, was auch heißen kann, dass man in einer Phase ewig verharren kann und nicht weiterkommt.4

Ich möchte dir das Phasenmodell mit einem einfachen Beispiel beschreiben. Stell dir vor, du checkst in einem Hotel ein, hast an der Rezeption deinen Zimmerschlüssel erhalten und willst mit dem Fahrstuhl in die neunte Etage fahren. Du drückst auf den Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. Dies machst du, weil du aus Erfahrung weißt, dass es in den meisten Fällen zum Erfolg geführt hat: Der Fahrstuhl kommt und die Türe öffnet sich. Aber: Heute kommt der Fahrstuhl nicht. Die Reaktion, die du dir erhoffst, bleibt aus.

Phase 1: «Schock»

In der ersten Phase machst du immer wieder dasselbe: Du drückst wiederholt auf den Knopf, obwohl sich das Ergebnis nicht ändert. Der Fahrstuhl kommt nicht. Du denkst: «Das darf doch nicht wahr sein.» Du lehnst die Realität ab und bist geschockt oder empört. Du willst es nicht wahrhaben und sträubst dich gegen dieses Ergebnis. Du hörst dennoch nicht auf, weiter auf den Knopf zu drücken, in der Hoffnung, dass das alles nur ein doofer Zufall ist, der gleich wieder in die gewohnte Realität übergeht. Nicht selten mobilisieren manche in dieser Phase noch einmal sehr viel mehr Kräfte und steigern ihre Leistung, um den drohenden Ausfall abzufedern. Manch einer investiert zum Beispiel noch einmal richtig Kraft in die Liebe zu einem anderen Menschen, wenn er merkt: «Mist, da kommt nichts mehr.» Wie lange jeder von uns in dieser Phase bleibt, ist unterschiedlich. Manche hängen dort ewig fest und klagen ihr Leben lang darüber, dass der Fahrstuhl nicht kommt und irgendwer daran schuld ist. Bleibt jemand lange in dieser Phase, entscheidet meist ein anderer, wie es weitergeht. Im Falle des Fahrstuhles wird dich irgendjemand irgendwann wegziehen, wenn du ständig wie bekloppt drückst. Drückst du auch immer wieder wie bekloppt auf einen Knopf und hoffst auf Veränderung?

Phase 2: «Ja, aber … »

Die zweite Phase ist die «Ja, aber … » -Phase, was einer beginnenden Akzeptanz schon näherkommt. In deinem Kopf laufen Gedanken ab wie: «Ja, ich weiß, der Fahrstuhl kommt nicht, aber ich kann es ja dennoch weiter probieren», «Manchmal muss man eben noch öfter oder stärker drücken oder einfach nur Geduld haben», «Vielleicht arbeiten die Techniker ja schon daran. Vielleicht klemmt es irgendwo einfach nur.» Die «Ja, aber … »-Phase zeigt die noch fehlende innere emotionale Akzeptanz mit dem Wörtchen «aber» an. Nach dem «aber» kommt das, was man wirklich denkt. In dieser Phase zeigt sich nur die rationale Akzeptanz dessen, was ist. Man hat Gründe, warum die Situation nicht gut ist, aber die Gründe sind noch keine Beweggründe. Du bist noch starr. «Eigentlich stimmt es ja, dass es nicht gut ist, aber … .» Vielleicht kennst du das von Menschen, die lange Jahre über eine Situation jammern und die ihre Katastrophen genau beschreiben können, aber nicht ins Handeln kommen. Der Verstand und die Vernunft haben den Sprung ins neue Bewusstsein schon geschafft, nur das Herz noch nicht. In der Phase ist man teilweise immer noch im heftigen Widerstand mit der Situation. Leistungs- und Kraftinvestition nehmen schon ab, manchmal bis hin zur Resignation.

Phase 3: «Ja, und … »

In der dritten Phase kommt die emotionale Akzeptanz, die die Veränderung ermöglicht. Es ist zwar nur ein kleines Wort, das sich verändert, doch dies bewirkt etwas ganz Wesentliches. Du sträubst dich nicht mehr gegen die Situation, sondern du suchst nach einer Lösung. «Ja, der Fahrstuhl kommt nicht und was kann ich jetzt tun?» Der Weg vom «Ja, aber … » zum «Ja, und … » wird auch als «das Tal der Tränen» bezeichnet. Oft muss man erst schmerzhaft einsehen, dass die Situation nicht mehr die ist, in der man hoffte zu sein. Auch hier können sich noch Erschöpfung und Entmutigung zeigen, weil man nicht genau weiß, wie man es für sich lösen kann. Der Verlust und die Enttäuschung müssen betrauert und verarbeitet werden und dennoch ist hier schon die Kraft vorhanden, um der Veränderung entgegenzugehen.

Phase 4: «Reifer als zuvor»

In der vierten Phase kommt der Aufwind. Jetzt ist eine Idee für die Lösung in Sicht: das Licht am Ende des Tunnels. Du hast eine Information bekommen, wie du dennoch in die neunte Etage kommst. Du weißt, wo die Treppe ist, oder hast erfahren, dass es im Personalbereich noch einen Fahrstuhl gibt. Egal was es ist, du hast eine Lösungsidee und diese beflügelt dich. Das bedeutet nicht, dass die vorherige Zeit, die du für das Warten aufgebracht hast, dich nicht mehr ärgert. Es bedeutet vielmehr, dass du es geschafft hast, mit der neuen Situation zurechtzukommen. Du hast dich angepasst und bist stärker geworden. Du bist «reifer als zuvor». Es muss nicht zwingend besser sein, aber es ist definitiv anders und du hast gelernt, mit Unwägbarkeiten umzugehen.

Kleiner Workshop mit dir selbst:Der Wegweiser für dein Herzensbusiness

«Eines Tages wirst du aufwachen und keine Zeit mehr für die Dinge haben, die du immer tun wolltest. Tu‘ sie jetzt!»

Paulo Coelho

Du hast solche Veränderungsphasen sicher schon des Öfteren durchlebt. Manche Situationen sind nicht so heftig oder entscheidend und du durchläufst diese Phasen sehr schnell, manchmal unbemerkt. Andere wiederum sind komplex oder schmerzhaft und die einzelnen Phasen machen dir schwer zu schaffen. Die folgenden Fragen laden dich ein, dich selbst in der Veränderungskurve zu finden und einen Wegweiser zu bekommen, wie es auf deinem Weg weitergehen kann.

Wo stehst du?

In welcher Phase deines Veränderungsvorhabens bist du?

Wo steckst du fest?

Wie lange bist du schon in dieser Phase?

Reflektiere:

Wie sind die letzten Phasen verlaufen?

In welcher Phase bleibst du, aus deiner Erfahrung heraus, am längsten? Denke an frühere Veränderungen in deinem Leben und analysiere, was typisch für dich ist.

Wo willst du hin?

Möchtest du eine Phase weiterkommen?

Welche Phase willst du schneller durchlaufen?

Wie kannst du deine Erfahrungen nutzen, um die nächste Phase schneller zu durchlaufen?

Abbildung 2: Veränderungskurve nach Elisabeth Kübler-Ross mit der Einordnung aller Geschichten in dem Buch

Was machst du jetzt?

Ich habe dir das Phasenmodell der Veränderung hier, inklusive der Themen aus dem Buch, noch einmal abgebildet. So wird deutlich, welches Thema besonders intensiv in welcher Phase bearbeitet werden sollte, um weiterzukommen. Wenn du weißt, wo du stehst, dann kannst du im Modell nachschauen, mit welchen Themen du dich zum gegenwärtigen Zeitpunkt intensiver beschäftigen solltest. Es hilft dir, deinen momentanen Themenschwerpunkt für eine erfolgreiche Veränderung zu identifizieren. Alle anderen Themen helfen dir, dich zu stärken oder dich sogar zu motivieren, noch weiter zu gehen, auf deinem Weg der erfüllenden Veränderung.

Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken und Losgehen.

Deine Cassandra

1.

ICH WILL Väter STÄRKEN

«Mit mir starb unser Orthopädie-Fachgeschäft in der dritten Generation. Ich wollte es eigentlich von Anfang an nicht und habe lange Zeit nicht gemerkt, dass ich viele Jahre für andere gelernt und gearbeitet habe, ohne dass es mich erfüllte. Mit Scheuklappen folgte ich den Vorgaben meines Vaters, was wahrscheinlich nicht mal seine eigenen Wünsche waren, sondern einfach nur von ihm gelebt wurde, weil es so war, wie es war, und ich mich auf dem besten Weg befand, es genauso zu machen wie er.»

Christian

Erkenne dein Selbst

Eine lange Sackgasse

Als ich 13 Jahre alt war, ließen sich meine Eltern scheiden. Es war für mich schon vor der Scheidung schwierig und krisenbehaftet. So etwas bahnt sich bereits einige Jahre vorher unverkennbar an. Nach der Trennung entschied ich mich, bei meinem Vater zu bleiben, der in der zweiten Generation den familiären orthopädischen Betrieb leitete. Dass ich meine Probleme im Umgang mit der Situation hatte, offenbarte sich auch im schulischen Bereich. Ich verließ das Gymnasium in der siebten Klasse und wechselte auf die Realschule. Für meinen Vater war klar, was aus mir werden sollte. Obwohl mein jüngerer Bruder eher der handwerklich Begabte war, sollte ich das Familienunternehmen übernehmen. Ich selbst wusste beruflich auch nichts anderes mit mir anzufangen. Ich kannte weder eine besondere Neigung von mir noch hatte ich einen klaren Berufswunsch. Im Berufsinformationszentrum waren um die 600 Berufe beschrieben, bei denen für mich viele ähnlich klangen. Damals bekamen nur diejenigen eine Ausbildungsstelle, die einen guten bis sehr guten Schulabschluss erreichten. Meine Schulausbildung schloss ich mit einem Durchschnitt von 1,6 ab. Damit hätten mir eigentlich viele Möglichkeiten offengestanden.

Nach langen Überlegungen entschied ich mich für die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und verkündete dies zu Hause. Aber mein Vater und seine zweite Frau waren, wie bei vielen anderen Dingen auch, anderer Meinung als ich. Keine einzige Idee, die ich anschließend noch einbrachte, war aus ihrer Sicht akzeptabel. Sie verstanden es vortrefflich, mir meine Ideen auszureden und ihre einzureden. Ich weiß noch, wie diese Diskussionen das Gefühl der Unzulänglichkeit immer wieder in mir bestärkten.

Aus ihrer Sicht sollte ich den einfachsten und sichersten Weg gehen und eine Ausbildung im orthopädischen Handwerk absolvieren, wie schon mein Vater und mein Großvater vor mir.

Der einfache und sichere Weg:Ist das auch deiner und ist es der bessere?

Widersprechen kam für mich nicht infrage, außerdem hatte ich sowieso keine Idee für meinen beruflichen Weg, die mich selbst überzeugt hätte. Mein Vater legte Wert darauf, dass ich in einem anderen Betrieb lernte, um frischen Wind zu schnuppern und diesen später im Familienunternehmen einbringen zu können. Also musste ich an die Küste, zu einem Freund meines Vaters, der dort ebenfalls ein Orthopädiegeschäft hatte.

Ich war emotional labil und nun musste ich auch noch aus meinem Freundeskreis weg, der mir über die Jahre in vielen Krisen eine Stütze gewesen war. Ich musste weg in die Einöde, aufs platte Land. Hier wohnte ich bei der Familie des Freundes und wurde bei ihnen gut aufgenommen. Mein äußeres, legeres Erscheinungsbild und die längeren Haare kamen in dem weiten Fleckchen Land mit geringer Einwohnerdichte nicht gut an. Unter den Jugendlichen wurde ich ausgegrenzt und erlebte Gewaltandrohungen. Deswegen traf ich bald die Entscheidung, mich äußerlich zu verändern und den dort favorisierten Normen anzupassen. Als ich mir meine Haare um einiges kürzte, hörten die Anfeindungen auf und ich wurde sogar zu Partys eingeladen. Die Oberflächlichkeit erschrak mich, denn nur die kürzeren Haare führten dazu, dass ich als anderer Mensch gesehen wurde, obwohl ich innerlich noch genau derselbe war wie vorher. Auch wenn ich durch die kurzen Haare nicht mehr aneckte, fühlte ich mich dennoch nicht wohl. Ich vermisste meine Freunde und meine vertraute Heimat.

Nach einem Jahr musste mein Vater seinen Lehrling in die psychische Anstalt geben. Die familiären Lebensumstände des Azubis waren so widrig, dass er nur den Ausweg in Drogen fand, um seine Probleme zu betäuben. Somit war die Lehrstelle frei und musste schnellstmöglich nachbesetzt werden. Daher kam ich bereits nach einem Jahr zurück, aber die Heimat war nicht mehr die, die ich verlassen hatte. Meine Freunde waren wegen ihren Ausbildungen im Land verstreut und ich war kein Schüler mehr, sondern Azubi bei meinem Vater und der Rangniedrigste im Betrieb. Mit mir waren noch zwei Gesellen im Unternehmen, der eine davon älter als mein Vater. Ich gab mir viel Mühe, aber es war nie genug. Weder als bezahlender Mitbewohner im Haus meines Vaters und seiner Frau, noch als Lehrling in der Firma meines Vaters. Als das Geschäft immer schlechter lief, musste mein Vater eine personelle Entscheidung treffen. Er entließ den ältesten Gesellen und gab mir immer wieder zu verstehen, dass ich Schuld daran hätte. Er ließ mich spüren, dass er diesen Schritt unfreiwillig gehen musste, damit ich meine Ausbildung abschließen konnte.

Ich gab mir viel Mühe, aber es war nie genug.

Die Beziehung zu meinem Vater war alles andere als warmherzig, nicht so, wie man es sich für eine Vater-Sohn-Beziehung wünschen würde. Mit seiner neuen Frau konnte er seinen Leidenschaften nachgehen: über andere urteilen und alles besser wissen, die engste Familie eingeschlossen. Von ihm bekam ich keinen Rückhalt. Ich erinnere mich noch an einen Streit mit einem Freund in der Schule. Mein Vater stand nicht hinter mir und stärkte mir nicht den Rücken. Ich fühlte mich alleingelassen. Wir hatten kaum emotionalen Kontakt und haben es bis heute nicht. Ich weiß, dass mein Vater ursprünglich zur Handelsmarine wollte. Aber mein Großvater hatte das Geschäft und es musste damals eine eilige Entscheidung getroffen werden, wie es mit dem Geschäft weiterging, sodass mein Vater bei ihm einsteigen musste. Einen Tag nach seiner Entscheidung für die Übernahme des Geschäftes kam die Zusage von der Handelsmarine; einen Tag zu spät für die Verwirklichung seines Traumes. So kam mein Vater zu seinem Beruf und führte die begonnene Tradition weiter.

Nach meiner Ausbildung entschied ich mich für den Zivildienst und arbeitete in einem Pflegeheim. Die Arbeit mit Menschen machte mir Freude, ich empfand sie als sinnvoll; der Schichtdienst hingegen lag mir weniger. Als ich nach dieser Auszeit in den Laden zurückkehrte, sah die Lage schlimmer aus als zuvor. Es gab noch weniger Aufträge. Der zweite Geselle war auch gegangen. Es lief so schlecht, dass mein Vater auch mir kündigte, aber dennoch musste ich weiter mitarbeiten. Die Lage besserte sich nicht und mein Vater entschied sich dazu, den Betrieb zu verkaufen und für sich selbst eine Anstellung zu finden. Damit hatte auch für ihn die damals getroffene berufliche Zwangsentscheidung ein Ende. Für unsere Beziehung war das ein Befreiungsschlag, der aber an den vielen bereits entstandenen Wunden nichts mehr änderte.

Mein Vater pendelte von Montag bis Freitag zu seinem neuen Job. Ich konnte endlich zum zweiten Mal ausziehen und meine Doppelabhängigkeit der elterlichen Fänge beenden. Ich fühlte mich befreit und zog endlich mit meiner Freundin zusammen, die ich beim Zivildienst lieben gelernt hatte und schon aus Schultagen kannte. Nach dem Verkauf des elterlichen Betriebes wurde ich unter neuer Inhaberschaft wieder als Geselle eingestellt. Das Geld reichte hinten und vorne nicht. Wenn ich im Leben weiterkommen wollte, musste ich eine Meisterausbildung machen, um mehr Geld zu verdienen.

Kennst du das auch: „mehr desselben“ machen und auf eine Veränderung hoffen?

Hauptberuflich legte ich mit der Ausbildung zum Meister los, drückte für neun Monate wieder die Schulbank und war nur an den Wochenenden zu Hause. Ich hatte ausgerechnet, dass die 25.000 Euro Investition sich mit dem Mehrverdienst als Meister in einem Betrieb schnell amortisieren würden. Es war eine schöne Zeit, sowohl in der Meisterschule als auch an den Wochenenden zu Hause. Mit meiner Freundin lebte ich in einer eigenen Wohnung und ich hatte ein Ziel vor Augen. Meinen Vater und seine Frau sah ich in dieser Zeit gar nicht. Die Distanz war gewollt und tat mir gut. Als ich den Meister in der Tasche hatte und eigentlich in den ehemals elterlichen Betrieb zurückwollte, bekam ich vom neuen Inhaber ein Angebot, mit dem sich die Ausbildung lange Zeit nicht gerechnet hätte. Wir hatten eigentlich etwas anderes vereinbart. Also bewarb ich mich in der nahen Umgebung und das einzig attraktive Angebot kam aus einer größeren Stadt, was für mich pendeln und jeden Tag elf Stunden Abwesenheit von zu Hause bedeutete. Ich nahm den Job an und war auch relativ zufrieden, denn ich konnte mein Wissen einbringen, hatte außerdem viel mehr Kundenkontakt und mein Chef gab mir freie Hand.

Mittlerweile hatte ich meine Freundin geheiratet und unser erster Sohn war unterwegs. Wir entschieden uns, in die Stadt zu ziehen, um mehr Zeit für uns und unser erstes Kind zu haben. So lief es zwei Jahre gut. Als das zweite Kind unterwegs war, fing es an, im Job zu kriseln. Mein Chef zog sich immer mehr raus und überließ mir fast alles allein. So hatte er das wohl auch geplant, denn aus heiterem Himmel bekam ich das Angebot, Anteile des Betriebes zu übernehmen. Selbstständigkeit war für mich aber überhaupt kein Thema. Zu dem Zeitpunkt brach viel über mich herein: das zweite Kind, die Arbeit mit den vielen Überstunden, die Aufgaben, die ich allein nicht schaffte, das Übernahmeangebot mit zu viel Verantwortung für einen bald zweifachen Vater.

Ein Freund von mir, der die gleiche Ausbildung hatte, arbeitete in meiner Heimat für einen interessanten Arbeitgeber im orthopädischen Bereich. Ich bat ihn, mir Bescheid zu geben, wenn sich eine Möglichkeit für mich ergab, und machte die Bitte dringend. Das Angebot ließ nicht lange auf sich warten. Die Firma suchte einen zweiten Meister. Somit kehrte ich als Orthopädischer Meister und Vater nach vier Jahren zurück in meine Heimat.

Im neuen Job lief alles gut. Ich befand mich in guter Position, konnte Aufgaben abgeben und mich und mein Team viel besser organisieren, da sich die Arbeit schön verteilte. Glücklich war ich dennoch nicht, nur auf der Arbeit bemerkte ich das nicht. Mit dem zweiten Sohn ging das Stressniveau zu Hause nach oben. Wenn ich von der Arbeit kam und der Lärmpegel hoch war, fühlte ich mich gestresst, genervt und war spür- und hörbar wütend.

Alle waren schuld, nur nicht ich. Auf der Arbeit habe ich alles geschluckt, egal welcher Kunde sich beschwerte oder welcher Mitarbeiter gerade Probleme verursachte. Ich federte das galant ab und bügelte alles glatt. Zu Hause bin ich geplatzt. Mir kam das alles sehr bekannt vor. Der Höhepunkt war der Moment, als zu Hause etwas vom Tisch fiel und es einen lauten Knall gab. Ich merkte, wie es mich innerlich erschütterte und ich kurzatmig wurde. Der Knall erinnerte mich an Momente, als ich noch ein Kind war und mein Vater mit seiner Faust auf den Tisch schlug und es ein verbales Donnerwetter gab.

Dieser Knall rüttelte mich wach. Ich realisierte, dass ich etwas verändern musste, denn ich war auf dem besten Wege, so wie mein Vater zu werden, und das wollte ich für meine Kinder auf keinen Fall. Meine Frau empfahl mir aus ihrer beruflichen Praxis eine Gruppe, in der sich Menschen austauschten, die bereits seelische Krisen überstanden hatten. In dieser Gruppe waren Menschen, die wussten, dass sie auf dem Weg waren, aus eingebrannten Verhaltensweisen der Kindertage herauszuwachsen, und wieder Freude am Leben entdecken wollten. Ich fand das gut und meldete mich in dieser sogenannten Wachstumsgruppe an.