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Jane Austen war eine große Briefschreiberin. Sie schrieb über die Mode und das Wetter, den Haushalt, Bälle und Abendunterhaltungen. In ihrer Korrespondenz findet sich allerhand Privates, Familiäres und Alltägliches, das sie gewohnt geistreich, klatschfreudig und amüsiert kommentiert. Eine Auswahl der schönsten Briefe lässt Jane Austens Fühlen, Denken und Schreiben nachempfinden und zeichnet ein lebensnahes Bild der englischen Gesellschaft um 1800.
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Seitenzahl: 287
Jane Austen
Ihre schönsten Briefe
Reclam
2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Covergestaltung: zero-media.net
Coverabbildung: shutterstock.com / Mariia aiiraM
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2022
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN978-3-15-961995-8
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-011395-0
www.reclam.de
Die Briefe
An Cassandra Austen, 9./10. Januar 1796
An Cassandra Austen, 14./15. Januar 1796
An Cassandra Austen, 23. August 1796
An Cassandra Austen, 1. September 1796
An Cassandra Austen, 5. September 1796
An Cassandra Austen, 15./16. September 1796
An Cassandra Austen, 18. September 1796
An Cassandra Austen, 24. Oktober 1798
An Cassandra Austen, 27./28. Oktober 1798
An Cassandra Austen, 17./18. November 1798
An Cassandra Austen, 25. November 1798
An Cassandra Austen, 1./2. Dezember 1798
An Cassandra Austen, 18./19. Dezember 1798
An Cassandra Austen, 24.–26. Dezember 1798
An Cassandra Austen, 28. Dezember 1798
An Cassandra Austen, 8./9. Januar 1799
An Cassandra Austen, 21.–23. Januar 1799
An Cassandra Austen, 17. Mai 1799
An Cassandra Austen, 2. Juni 1799
An Cassandra Austen, 11. Juni 1799
An Cassandra Austen, 25.–27. Oktober 1800
An Cassandra Austen, 1. November 1800
An Cassandra Austen, 8./9. November 1800
An Martha Lloyd, 12./13. November 1800
An Cassandra Austen, 20./21. November 1800
Jane ist bei den ...
An Cassandra Austen, 3.–5. Januar 1801
An Cassandra Austen, 8./9. Januar 1801
An Cassandra Austen, 14.–16. Januar 1801
An Cassandra Austen, 21./22. Januar 1801
An Cassandra Austen, 25. Januar 1801
An Cassandra Austen, 11. Februar 1801
An Cassandra Austen, 5./6. Mai 1801
An Cassandra Austen, 12./13. Mai 1801
An Cassandra Austen, 21./22. Mai 1801
An Cassandra Austen, 26./27. Mai 1801
In die Brieflücke zwischen ...
An Cassandra Austen, 14. September 1804
An Francis Austen, 21. Januar 1805
An Cassandra Austen, 8.–11. April 1805
An Cassandra Austen, 21.–23. April 1805
An Fanny Knight, 24. Juli 1806
An Cassandra Austen, 7./8. Januar 1807
An Cassandra Austen, 8./9. Februar 1807
An Cassandra Austen, 20.–22. Februar 1807
Cassandra und Jane sind ...
An Cassandra Austen, 15.–17. Juni 1808
An Cassandra Austen, 30. Juni – 1. Juli 1808
An Cassandra Austen, 1./2. Oktober 1808
An Cassandra Austen, 7.–9. Oktober 1808
An Cassandra Austen, 13. Oktober 1808
An Cassandra Austen, 15./16. Oktober 1808
An Cassandra Austen, 24./25. Oktober 1808
An Cassandra Austen, 20. November 1808
An Cassandra Austen, 9. Dezember 1808
An Cassandra Austen, 27./28. Dezember 1808
An Cassandra Austen, 24. Januar 1809
An Cassandra Austen, 30. Januar 1809
An Francis Austen, 26. Juli 1809
An Cassandra Austen, 18.–20. April 1811
An Cassandra Austen, 25. April 1811
An Cassandra Austen, 30. April 1811
An die Nichte Anna Austen, zwischen 29. und 31. Oktober 1812 [?]
An Martha Lloyd, 29./30. November 1812
78. An Cassandra Austen, 24. Januar 1813
An Cassandra Austen, 29. Januar 1813
An Cassandra Austen, 4. Februar 1813
An Cassandra Austen, 9. Februar 1813
An Martha Lloyd, 16. Februar 1813
An Cassandra Austen, 24. Mai 1813
An Francis Austen, 3.–6. Juli 1813
An Cassandra Austen, 15./16. September 1813
An Cassandra Austen, 16. September 1813
An Cassandra Austen, 23./24. September 1813
An Francis Austen, 25. September 1813
An Cassandra Austen, 11./12. Oktober 1813
An Cassandra Austen, 14./15. Oktober 1813
An Cassandra Austen, 26. Oktober 1813
An Cassandra Austen, 3. November 1813
An Cassandra Austen, 6./7. November 1813
An Cassandra Austen, 2./3. März 1814
An Cassandra Austen, 5.–8. März 1814
An Cassandra Austen, 9. März 1814
An Cassandra Austen, 14. Juni 1814
An Cassandra Austen, 23. Juni 1814
An Anna Austen, Mitte Juli 1814 [?]
An Anna Austen, 10.–18. August 1814
An Martha Lloyd, 2. September 1814
An Anna Austen, 9.–18. September 1814
An Anna Austen, 28. September 1814
An Fanny Knight, 18./20. November 1814
An Anna Lefroy, 29. November 1814
An Anna Lefroy, 30. November 1814
An Fanny Knight, 30. November 1814
An Caroline Austen, 6. Dezember 1814 [?]
An Cassandra Austen, 17./18. Oktober 1815
An Caroline Austen, 30. Oktober 1815
An James Stanier Clarke, 15. November 1815
An Cassandra Austen, 26. November 1815
An Cassandra Austen, 2. Dezember 1815
An Cassandra Austen, 2. Dezember 1815
An John Murray, 11. Dezember 1815
An James Stanier Clarke, 11. Dezember 1815
An die Gräfin Morley, 31. Dezember 1815
An James Stanier Clarke, 1. April 1816
An James-Edward Austen, 9. Juli 1816
An Caroline Austen, 15. Juli 1816
An Cassandra Austen, 8./9. September 1816
An James Edward Austen, 16./17. Dezember 1816
An Cassandra-Esten Austen, 8. Januar 1817
An Caroline Austen, 23. Januar 1817
An Fanny Knight, 13. März 1817
An Caroline Austen, 14. März 1817
An Fanny Knight, 23.–25. März 1817
An Charles Austen, 6. April 1817
An Cassandra Austen, 22. April 1817
An Fanny Knights ehemalige Gouvernante Anne Sharp, 22. Mai 1817
An James Edward Austen, 27. Mai 1817
Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Karte von Südengland
Die familiären und freundschaftlichen Beziehungen der Austens
Die benachbarten Familien im Umkreis von Steventon
Die Verwandten der Austens in Bath
Die benachbarten Familien in Chawton
Die Nachbarschaft von Godmersham
Stammtafel der Familie Austen
Nachwort
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
Janes erster erhaltener Brief. Cassandra hält sich bei ihren zukünftigen Schwiegereltern in Kintbury (etwa 50 km westlich von London) auf, um sich von ihrem Verlobten Tom Fowle zu verabschieden, der als Schiffspfarrer zu einer Reise in die Karibik aufbricht.
Steventon, Samstag, 9. Januar
Zunächst einmal hoffe ich, dass Du noch dreiundzwanzig Jahre lebst. Gestern war Mr. Tom Lefroys Geburtstag, so dass ihr beinahe gleichaltrig seid. Nach dieser notwendigen Präambel gehe ich dazu über, Dir zu berichten, dass wir gestern Abend in Manydown einen ausnehmend schönen Ball hatten und ich sehr enttäuscht war, Charles Fowle nicht dort zu sehen, da ich vorher gehört hatte, dass er eingeladen war. […] Wir waren so unerhört nett, meinen Bruder James in unserer Kutsche mitzunehmen, obwohl wir schon zu dritt waren. Aber er verdient wirklich Ermutigung wegen der riesigen Fortschritte, die er in letzter Zeit beim Tanzen gemacht hat. Miss Heathcote ist hübsch, aber nicht annähernd so schön, wie ich erwartet hatte. Mr. Heathcote tanzte zuerst mit Elizabeth Bigg und später noch einmal mit ihr, die beiden verstehen allerdings nicht, etwas aus sich zu machen. Ich schmeichle mir aber, dass sie aus den drei anschließenden Tänzen, die ich ihnen vorgemacht habe, etwas gelernt haben. Du schimpfst mich in dem schönen langen Brief, den ich soeben von Dir erhalten habe, so sehr aus, dass ich mich gar nicht zu erzählen traue, wie mein irischer Freund und ich uns benommen haben. Mal Dir das verworfenste und skandalöseste Benehmen beim Tanzen und Zusammensitzen aus. Ich kann mich allerdings nur noch ein einziges Mal so anstößig benehmen, denn er reist bald nach Freitag nächster Woche ab; und an dem Tag wird es in Ashe noch einmal einen Tanzabend geben. Glaub mir, er ist ein sehr wohlerzogener, gutaussehender, angenehmer junger Mann. Aber außer bei den letzten drei Bällen habe ich nicht viel von ihm gesehen, denn er wird meinetwegen in Ashe so gnadenlos ausgelacht, dass er sich schämt, nach Steventon zu kommen, und weglief, als wir Mrs. Lefroy vor ein paar Tagen besucht haben. […] Henry macht heute auf dem Weg zu seinem Master-Diplom in Harpsten Station. […] Ich habe gestern Abend zweimal mit Warren getanzt und einmal mit Charles Watkins, und zu meinem unaussprechlichen Erstaunen bin ich John Lyford völlig entgangen. Ich musste allerdings regelrecht darum kämpfen. Das Buffet war ausgezeichnet, und das Treibhaus war sehr eindrucksvoll erleuchtet. Gestern Vormittag hatten wir Besuch von Mr. Benjamin Portal, dessen Augen noch immer so schön sind wie eh und je. Alle warten ungeduldig auf Deine Rückkehr, aber da Du nicht rechtzeitig zu dem Ball in Ashe kommen kannst, bin ich froh, dass ich bei niemandem falsche Hoffnungen geweckt habe. James hat mit Alithea Bigg getanzt und gestern Abend mit großer Ausdauer den Puter tranchiert. Du sagst gar nichts über die Seidenstrümpfe; ich bin froh darüber, dass Charles sie nicht gekauft hat, da ich sie mir nicht recht leisten kann. Ich habe all mein Geld für weiße Handschuhe und rosa Taft ausgegeben. Schade, dass Charles nicht in Manydown war, weil er Dir eine Beschreibung meines Freundes hätte geben können, und ich könnte mir denken, dass Du ungeduldig bist, etwas über ihn zu erfahren. Henry möchte immer noch am liebsten zur Armee; und da er den Plan aufgegeben hat, eine Adjutantenstelle bei dem Oxfordshire-Regiment zu kaufen, hat er sich in den Kopf gesetzt, eine Leutnants- und Adjutantenstelle bei den 86ern zu kaufen, einem neu aufgestellten Regiment, wobei er darauf baut, dass es ans Kap der Guten Hoffnung versetzt wird. Ich hoffe von Herzen, dass aus diesem Plan, wie üblich, nichts wird. […] Nachdem ich dies geschrieben hatte, erhielten wir einen Besuch von Mr. Tom Lefroy und seinem Vetter George. Letzterer ist jetzt ein wirklich wohlerzogener Junge; und was den anderen angeht, so hat er nur einen Fehler, den er mit der Zeit ganz sicher ablegen wird – er besteht darin, dass sein Gehrock entschieden zu hell ist. Er ist ein großer Bewunderer von Henry Fieldings Roman, und vermutlich trägt er deshalb Kleidung von der Farbe, wie Tom Jones sie trug, als er verwundet wurde. – Sonntag. Dadurch, dass Du erst am 19. zurückkommst, gelingt es Dir, den Coopers zu entgehen, und ich nehme an, genau das ist Deine Absicht. Wir haben seit einiger Zeit nichts von Charles gehört. Man muss annehmen, dass sie unterdessen in See gestochen sind, da der Wind so günstig steht. Was für einen komischen Namen Tom Fowles Schiff hat! Aber er hat keinen Sinn für Namen, wie wir wissen, und ich nehme an, er hat es selbst so getauft. Es tut mir leid, dass die Beaches ihr kleines Mädchen verloren haben, zumal es dasjenige ist, das mir so ähnlich sieht. […] Ich bin immer Deine
J. A.
Steventon, Donnerstag
[…] Was für ein Taugenichts Charles ist, dass er die Strümpfe bestellt hat! Ich hoffe, ihm ist deshalb für den Rest seines Lebens unbehaglich zumute. Ich habe Dir gestern einen Brief nach Ibthorp geschickt, den Du vermutlich in Kintbury nicht mehr erhältst. Er war weder sehr lang noch sehr geistreich, und deshalb macht es nichts, wenn Du ihn nicht bekommst. Ich schrieb Dir im Wesentlichen, um Dir zu sagen, dass die Coopers in guter Gesundheit angekommen sind. Der kleine Junge ist Dr. Cooper sehr ähnlich, und das kleine Mädchen ähnelt angeblich Jane Williams. Unsere Partie nach Ashe morgen Abend besteht aus Edward Cooper, James (denn ohne ihn ist ein Ball gar nichts), Richard Buller, der jetzt bei uns übernachtet, und mir. Ich sehe ihm mit großer Ungeduld entgegen, da ich eigentlich erwarte, im Lauf des Abends einen Antrag von meinem Freund zu erhalten. Ich werde ihn allerdings ablehnen, es sei denn, er verspricht, seinen weißen Mantel abzulegen.
Dein Kompliment über meinen letzten Brief hat mir sehr geschmeichelt, denn ich schreibe nur um des Ruhmes willen und ohne irgendeinen finanziellen Vorteil zu erwarten. Mein Bruder Edward hat uns verlassen, um einen Tag mit seinem Freund John Lyford zu verbringen, und kehrt erst morgen zurück. James’ Tochter Anna ist jetzt hier; sie kam mit dem Kinderwagen, um einen Tag mit ihren jungen Cousinen zu verbringen, aber ihr liegt nicht viel an ihnen oder an dem, was sie beschäftigt, außer an Carolines Spinnrad. Ich freue mich sehr, von Mary Lloyd zu hören, dass Mr. und Mrs. Fowle Dich mögen. Ich hoffe, Du machst ihnen weiter Freude.
Wie unverschämt von Dir, mir gegenüber Deinen Verlobten zu erwähnen, als ob ich nicht Gelegenheit hätte, von ihm selbst zu hören! Der letzte Brief, den ich von ihm erhalten habe, stammte von Freitag, dem 8., und er schrieb mir, dass sie, wenn der Wind am Sonntag günstig sein sollte – was der Fall war –, an dem Tag von Falmouth aus in See stechen würden. Inzwischen sind sie sicher in Barbados. […] Ich hatte die Absicht, Miss Biggs gestern zu besuchen, wenn das Wetter erträglich gewesen wäre. Caroline, Anna und ich haben gerade etwas Sülze gegessen, und es ist schwer zu sagen, wer sie am meisten genossen hat.
Sag Mary, ich überlasse ihr Mr. Heartley und seinen gesamten Besitz zu ihrem ausschließlichen Nutzen und Gewinn und nicht nur ihn, sondern obendrein all meine anderen Verehrer, wo immer sie sie auftreiben kann – sogar den Kuss, den C. Powlett mir geben wollte, da ich mich von jetzt an ausschließlich auf Mr. Tom Lefroy beschränken will, an dem mir gar nichts liegt. Versichere ihr als letzten und unbezweifelbaren Beweis für Warrens Gleichgültigkeit mir gegenüber auch, dass er sage und schreibe ein Bild von dem besagten Gentleman für mich gemalt und es mir ohne einen Seufzer übergeben hat.
Freitag. – Nun ist der Tag gekommen, an dem ich zum letzten Mal mit Tom Lefroy flirten werde, und wenn Du diesen Brief erhältst, ist alles vorbei. Meine Tränen fließen bei diesem traurigen Gedanken, während ich schreibe. William Chute kam gestern hier vorbei. Ich frage mich, was es bedeutet, dass er sich so höflich benimmt. Es gibt ein Gerücht, dass Tom Chute eins der Litchfield-Mädchen heiraten wird. John Lyford und seine Schwester bringen heute Edward nach Hause, essen bei uns, und dann fahren wir alle zusammen nach Ashe. Soweit ich weiß, sollen unsere Partner ausgelost werden. […] Mit den herzlichsten Grüßen bin ich Deine
J. Austen
Jane übernachtet auf dem Weg nach Rowling (südlich von Canterbury in Kent) zu ihrem Bruder Edward, seiner Frau Elizabeth und ihren drei Kindern bei Freunden in London. Die Briefe nach dem folgenden sind in Rowling geschrieben, wo Jane sich von August bis mindestens Ende September aufhält.
Cork Street [London], Dienstagvormittag
Meine liebe Cassandra,
Da bin ich also wieder an diesem Ort der Zerstreuung und des Lasters, und schon stelle ich fest, wie meine Moral untergraben wird. Wir haben Stains gestern, ich weiß nicht wann, erreicht, und zwar ohne so unter der Hitze zu leiden, wie ich erwartet hatte. Morgens um sieben sind wir aufgebrochen und hatten eine sehr angenehme Fahrt, da der Vormittag bewölkt und angenehm kühl war. […]
Edward und Frank sind beide ausgezogen, ihr Glück zu machen. Letzterer soll bald zurückkommen, um uns zu helfen, unseres zu machen. Ersteren werden wir nie wiedersehen. Wir gehen heute Abend zu Zirkus Astley, worauf ich mich freue. Edward hat heute Vormittag von Henry gehört. Er ist gar nicht bei dem Rennen gewesen. Es sei denn, Miss Pearson nach Rowling zu kutschieren, kann man als solches bezeichnen. Wir treffen ihn dort am Donnerstag. […]
Gott schütze Dich. Ich muss schließen, denn wir gehen aus.
Herzlich Deine J. Austen
Rowling, Donnerstag, 1. September
Meine liebste Cassandra,
Der Brief, den ich gerade von Dir erhalten habe, hat mich über alle Maßen erheitert. Ich könnte mich totlachen darüber, wie man in der Schule sagte. Du bist zweifellos die witzigste Schriftstellerin der Gegenwart. […] Henry verlässt uns morgen, um nach Yarmouth in Norfolk zu fahren, da er unbedingt seinen Arzt dort konsultieren möchte, zu dem er großes Vertrauen hat. Es geht ihm besser als bei seiner Ankunft, obwohl noch immer keineswegs gut. Seinem jetzigen Plan nach will er erst ungefähr am 23. hierher zurückkommen, um wenn möglich drei Wochen Urlaub zu machen, da er unbedingt in Godmersham, wohin Edward und Elizabeth Anfang Oktober umziehen, auf die Jagd gehen will. Wenn diese Pläne sich verwirklichen lassen, kann ich kaum vor Mitte des Monats in Steventon sein. Aber wenn Ihr mich unbedingt braucht, könnte ich vermutlich mit Frank fahren, falls er zurückkommen sollte. Es gefällt ihm hier sehr, denn er hat gerade gelernt zu drechseln, und die Beschäftigung macht ihm so viel Spaß, dass er den ganzen Tag damit zubringt. Es tut mir leid, dass Du meinen ersten Brief so wenig ausführlich fandest. Ich muss versuchen, es durch detaillierte Schilderungen, die ich gleich zu komponieren anfange, bei unserem Wiedersehen wiedergutzumachen. […] Ich muss leider sagen, dass mein neu eingefärbtes Kleid ganz ausgewaschen ist, obwohl ich alle um besondere Vorsicht damit gebeten hatte. Ich hoffe, Deinem geht es nicht besser. […] Mr. und Mrs. Cage und Mr. und Mrs. Bridges haben gestern bei uns gespeist. Fanny Cage hat sich offenbar sehr gefreut, mich zu sehen, und hat sich in der Annahme, dass Du damit beschäftigt bist, Dein Hochzeitskleid zu machen, besonders nach Dir erkundigt. Sie ist so hübsch wie eh und je, nur etwas molliger. Wir haben einen sehr angenehmen Tag miteinander verbracht und am Abend allerlei Likör getrunken. Louisa Bridges hat wieder zugenommen und ist so kräftig wie vorher. Soweit ich am Abend sehen konnte, hat sich ihr Gesicht nicht verändert. […] Lady Hales und ihre beiden jüngsten Töchter haben uns besucht. Caroline sieht nicht unbedingt gewöhnlicher aus als vorher und Harriet nicht unbedingt zerbrechlicher. […] Frank hat für Fanny ein sehr hübsches Butterfässchen gedrechselt. […] Wir sind intensiv damit beschäftigt, Edwards Hemden zu machen, und ich kann voller Stolz behaupten, dass ich die geschickteste Näherin bin. […]
Ich bin mit herzlichen Grüßen
Deine Jane
Rowling, Montag, 5. Sept.
Meine liebe Cassandra,
Ich kann Deinen Bericht über den Ball gar nicht abwarten und hoffe, eine so lange und ausführliche Schilderung aller Einzelheiten zu erhalten, dass ich ihrer schließlich überdrüssig bin. Lass mich wissen, wie es Michael Terry gelingt, neben euch vierzehn plus Mr. und Mrs. Wright noch weitere in seiner Kutsche unterzubringen, und wie viele der Herren, Musiker und Kellner er überredet hat, im Jagdkostüm zu erscheinen. Ich hoffe, John Lovett wird durch seinen Unfall nicht vom Besuch des Balls abgehalten, da Du sonst gezwungen bist, den ganzen Abend mit Mr. Tincton zu tanzen. Lass mich wissen, wie J. Harwood sich ohne die Miss Biggs benimmt, und welche der beiden Marys [Lloyd oder Harrison] bei meinem Bruder James Erfolg hat. Wir waren am Samstag auch auf einem Ball. Wir haben in Goodnestone gespeist und am Abend zwei Kontratänze und die Boulangeries getanzt. Ich habe den Ball mit Edward Bridges eröffnet; […]. Elizabeth spielte einen Kontratanz, Lady Bridges den anderen, zu dem sie Henry aufforderte, und Miss Finch spielte die Boulangeries. Beim Überlesen der letzten drei oder vier Zeilen merke ich, dass ich mich so missverständlich ausgedrückt habe, dass Du, wenn ich Dir nicht das Gegenteil versichere, annehmen musst, es war Lady Bridges, die Henry aufgefordert hat, während sie gleichzeitig spielte, was dir, wenn nicht unmöglich, zumindest sehr unwahrscheinlich vorkommen muss. Es war Elizabeth, die mit ihm getanzt hat. Wir haben dort einen späten Imbiss eingenommen und sind nachts im Schutz von zwei Schirmen nach Hause gegangen. Heute fängt die Gesellschaft in Goodnestone an, sich in alle Winde zu zerstreuen. […] Mr. Richard Harvey wird heiraten, aber es ist ein großes Geheimnis, und nur die halbe Nachbarschaft weiß davon; Du darfst es also nicht weitererzählen. Der Name der Dame ist Musgrove. Ich bin verzweifelt. Ich kann nicht entscheiden, ob ich dem Dienstmädchen Richis eine halbe Guinee oder nur fünf Schillinge geben soll, wenn ich abreise. Raten Sie mir, liebenswerte Miss Austen, und sagen Sie mir, was mehr ist.
Rowling, Donnerstag, 15. Sept.
Meine liebe Cassandra,
Wir haben uns sehr gut amüsiert, seit ich zuletzt geschrieben habe: Dinner bei den Milles’ in Nackington, Rückkehr bei Mondschein und alles sehr stilvoll, ganz zu schweigen von Mr. Claringboulds Begräbniszug, den wir am Sonntag vorbeiziehen sahen. Ich glaube, ich habe in einem früheren Brief erwähnt, dass Edward überlegt hat, ob er nicht den Namen Claringbould annehmen soll, aber der Plan hat sich zerschlagen, obwohl er durchaus Sinn und Reiz hätte, wenn ihm nur jemand genug Geld zu seiner Verwirklichung gäbe. Wir hatten erwartet, dass Mr. Milles am Dienstag einspringen würde, aber zu unserer großen Überraschung wurde das Thema nicht erwähnt, und wenn es nicht in Deiner Macht steht, Deinen Bruder mit fünf- oder sechshundert Pfund zu unterstützen, muss er den Gedanken ganz aufgeben. In Nackington sahen wir Lady Sondes’ Bild über dem Kamin im Esszimmer und die Bilder ihrer drei Kinder im Vorzimmer – neben Mr. Scott, Miss Fletcher, Mr. Toke, Mr. J. Toke und dem Erzdiakon Lynch. Miss Fletcher und ich waren dicke Freunde, aber ich bin die dünnere von uns beiden. Sie trug ihr violettes Musselinkleid, das ganz hübsch ist, obwohl es nicht zu ihrem Teint passt. Sie hat zwei Charakterzüge, die sympathisch sind: sie bewundert Camilla und trinkt ihren Tee ohne Sahne. Falls Du Lucy Lefroy sehen solltest, kannst Du ihr sagen, dass ich auf ihre Bitte hin Miss Fletcher für ihre Schreibfaulheit ausgeschimpft habe, aber ohne ihr ein angemessenes Gefühl der Scham einzuflößen, und dass Miss Fletcher zu ihrer Verteidigung sagt, weil alle abgereist sind, die Lucy in Canterbury gekannt hat, habe sie ihr nichts mehr zu schreiben. Mit alle meint Miss Fletcher vermutlich, dass ein neues Kontingent Offiziere dort eingetroffen ist. Aber das ist mein eigener Zusatz. […] Mr. Richard Harveys Hochzeit ist aufgeschoben, bis er sich einen besseren Vornamen zulegt, worauf große Hoffnung besteht. Mr. Childrens Söhne John und George werden beide heiraten, und zwar sollen sie sich eine Frau teilen, eine Miss Holwell, die in das schwarze Loch von Calcutta gehört. Ich erwarte sehr bald von James zu hören. Er hat mir versprochen, mir einen Bericht über den Ball zu geben, und unterdessen muss er eigentlich nach der Erschöpfung vom Tanzen seine Gedanken so weit beisammen haben, dass er sein Versprechen einhalten kann. Edward und Frank sind gestern früh in ihren Jagdanzügen losgezogen, aber sie kamen beide als schlechte Schützen zurück, denn sie haben nichts geschossen. Sie sind heute wieder losgegangen, sind aber noch nicht zurück. Ein wunderbarer Sport! Sie kommen gerade nach Hause, Edward mit seiner Beute von vier Fasanen und Frank mit fünf. Was für liebenswerte junge Männer!
Rowling, Sonntag, 18. Sept.
Meine liebe Cassandra,
Ich habe den heutigen Vormittag in Ungewissheit und Unentschlossenheit, im Pläneschmieden und Beseitigen von Schwierigkeiten zugebracht, denn er kündete ein unerwartetes Ereignis an, ohne dass ich darauf eingestellt war, dass es eine Woche früher eintrifft als geplant. Frank hat gerade seine Versetzung auf die Kapitän John Gore unter dem Kommando der Triton erhalten und muss deshalb Mittwoch in London sein; und obwohl ich ihn an diesem Tag liebend gern begleiten würde, kann ich bei der Ungewissheit, ob die Pearsons zu Hause sind, nicht mitfahren, weil ich keinen Platz zum Übernachten hätte, falls sie nicht zu Hause sind. Ich habe am Freitag an Miss Pearson geschrieben und hoffte, heute Vormittag eine Antwort von ihr erhalten zu haben, die alles leicht und reibungslos gemacht und uns erlaubt hätte, morgen von hier abzureisen, wie es zunächst Franks Absicht war, als er die Versetzung erhielt. Er bleibt bis Mittwoch, lediglich aus Rücksicht auf mich. Ich habe ihr heute noch einmal geschrieben und sie gebeten, postwendend zu antworten. Deshalb werde ich am Dienstag definitiv wissen, ob sie mich am Mittwoch aufnehmen können. […]
Mein Vater wird, hoffe ich, so gut sein, seine verlorene Tochter von London abzuholen, es sei denn, er will, dass ich mich als Schwester in einem Krankenhaus verpflichte, als Juristin in den »Tempel«-Bezirk gehe oder als Soldatin vor St. James berittene Wache stehe. […]
Was für schrecklich heißes Wetter wir haben! Man sieht dabei ständig unelegant aus. […] Ich hatte mich eigentlich entschlossen, morgen mit Frank zu fahren und es darauf ankommen zu lassen, aber man hat mir von diesem unüberlegten Schritt abgeraten, und bei genauerem Nachdenken stimme ich eigentlich zu, denn wenn die Pearsons nicht zu Hause wären, würde ich unweigerlich den Künsten eines fetten Weibsbilds zum Opfer fallen, die mich mit Dünnbier betrunken macht. Mary ist mit einem Jungen niedergekommen; beiden geht es sehr gut. Ich überlasse es Dir zu raten, welche Mary ich meine. Adeiu, alles Gute Deinen liebenswürdigen Mitbewohnern. […]
Wie schlecht ich geschrieben habe. Ich fange an, mich zu hassen.
Immer Deine J. Austen
Nach diesem Brief sind bis April 1798 keine Briefe Janes erhalten. Edward lebt nun in seinem Herrenhaus Godmersham in Kent. Seine Adoptivmutter hat ihm den Besitz 1797 gegen eine jährliche Apanage überlassen. Er hat unterdessen zwei weitere Kinder. Cassandra, deren Verlobter 1797 in der Karibik an Gelbfieber starb und ihr 1000 Pfund hinterlassen hat, verbringt dort von August 1798 bis März 1799 gut ein halbes Jahr. Der folgende Brief ist während der Rückfahrt Janes von dort verfasst.
»Bull and George«,
Dartford, Mittwoch, 24. Oktober
Meine liebe Cassandra,
[…] Ich hätte meinen Brief kurz nach unserer Ankunft beginnen sollen, aber ein kleines Abenteuer hielt mich davon ab. Als wir eine Viertelstunde hier waren, stellte sich heraus, dass mein Schreibpult und meine Kleidertruhe aus Versehen in eine Kutsche gerieten, die gerade beladen wurde, als wir ankamen, und nun auf ihrem Weg in die Karibik über Gravesand unterwegs waren. Kein Gegenstand aus meinem Besitz hatte je solchen Wert für mich, denn in dem Schreibpult war mein ganzer irdischer Reichtum, 7 £ und Edwards Jagdlizenz für meinen lieben Harry Digweed. Mr. Nottley schickte unverzüglich einen Reiter hinter der Kutsche her, und innerhalb einer halben Stunde hatte ich das Vergnügen, so reich zu sein wie vorher; sie waren erst zwei oder drei Meilen weit gekommen. Mein Reisetag war in jeder Hinsicht erfreulicher als erwartet. Die Kutsche war nicht zu eng, und ich war keineswegs unglücklich. Dass Du um unsretwillen das Wetter beobachtet hast, war sehr aufmerksam und sehr erfolgreich. Wir hatten nur einen schweren Schauer bei der Abfahrt von Sittingbourne, aber danach verzogen sich die Wolken, und wir hatten einen ganz strahlenden, kristallklaren Nachmittag. Mein Vater liest jetzt Die Mitternachtsglocke, die er sich aus der Leihbücherei besorgt hat, und meine Mutter sitzt am Kamin. Unsere morgige Reiseroute steht noch nicht fest. […]
Herzlich Deine J. A.
Steventon, Samstag, 27. Okt.
Meine liebe Cassandra,
[…] Wir sind gestern hier zwischen vier und fünf angekommen, aber ich kann Dir keinen so triumphalen Bericht von unserem letzten Reisetag geben wie vom ersten und zweiten. Bald nachdem ich meinen Brief aus Staines beendet hatte, begann meine Mutter unter der Anstrengung und Erschöpfung einer so weiten Reise zu leiden, und der Durchfall, der normalerweise ihrer Krankheit vorausgeht, machte ihr zu schaffen. Sie hatte in Staines keine sehr gute Nacht und litt unter Halsschmerzen, als wir gestern Vormittag weiterfuhren, was mehr Ärger mit der Galle anzukündigen schien. Sie ertrug die Reise allerdings viel besser, als ich erwartet hatte, und in Basingstoke, wo wir mehr als eine halbe Stunde anhielten, erholte sie sich bei einer Schüssel Suppe und dem Anblick von Mr. Lyford, der ihr empfahl, vor dem Zu-Bett-Gehen zur Beruhigung zwölf Tropfen Laudanum zu nehmen – was sie denn auch tat. Es ist keineswegs verwunderlich, dass die Reise ihr zugesetzt hat. Ich hoffe, in ein paar Tagen ist sie wieder ganz gesund. James besuchte uns, als wir gerade Tee trinken wollten, und meiner Mutter ging es so gut, dass sie sich mit ihm angeregt unterhalten konnte, bevor sie zu Bett ging. […] Ich habe auch Japantinte gekauft und werde nächste Woche die Prozedur an meinem Hut beginnen, wovon, wie Du weißt, im Wesentlichen meine Hoffnung auf Glück abhängt. Ich spiele hier die Hausherrin. Ich hatte die Ehre, meiner Mutter gestern Abend die Laudanumtropfen abzuzählen; ich trage die Schlüssel zum Weinkeller und zur Speisekammer mit mir herum, und zweimal, seit ich diesen Brief angefangen habe, musste ich in der Küche Anweisungen geben. Unser Dinner gestern war sehr gut, und das gekochte Huhn ganz zart; ich werde also keinen Grund haben, Nanny deswegen zu entlassen. […] Mrs. Hall aus Sherbourne kam gestern sechs Wochen vor der Zeit mit einer Totgeburt nieder, verursacht durch einen Schock – ich vermute, sie hat aus Versehen einen Blick auf ihren Mann geworfen. […] Ich bin richtig ärgerlich, dass ich nicht enger schreibe; warum nimmt mein Alphabet so viel mehr Platz ein als Deins? Die Tochter der Tilbury hat ein Kind geboren. Soll ich ihr irgendetwas von Deiner Babykleidung geben? Der Spitzenverkäufer war vor ein paar Tagen hier. Wie schade für uns beide, dass er so früh gekommen ist! Die Bushell wäscht nur noch eine Woche für uns, da Sukey eine Stelle bekommen hat. John Steevens’ Frau kümmert sich dann um unsere Reinlichkeit. Sie sieht zwar nicht aus, als ob irgendetwas, das sie anfasst, je sauber werden könnte, aber wer weiß? Ich habe im Augenblick nicht den Eindruck, dass wir ein zweites Dienstmädchen bekommen, aber die Staples will uns noch eins vermitteln. Mary hat ein junges Mädchen aus Ashe angestellt, das noch nie in Dienst war, aber James fürchtet, sie ist nicht kräftig genug für die Arbeit. […]
Immer Deine J. A.
Samstag, 17. November
Meine liebe Cassandra,
Wenn Du den Schluss meines vorigen Briefes sorgfältig gelesen hast, dann weißt Du, bevor Du diesen erhältst, dass meine Mutter keinen Rückfall hatte und Miss Debary zu Mary Austen kommt. Erstere erholt sich weiter; und obwohl sie nicht besonders schnell wieder zu Kräften kommt, sind meine Erwartungen so bescheiden, dass sie ihrer Besserung nicht vorauseilen. Sie konnte gestern fast acht Stunden lang im Sessel sitzen und heute hoffentlich auch. So viel über meine Patientin, und nun zu mir. Mrs. Lefroy kam tatsächlich am letzten Mittwoch, und auch die Harwoods kamen, machten ihren Besuch aber rücksichtsvollerweise vor Mrs. Lefroys Ankunft, mit der ich trotz der Unterbrechungen durch meinen Vater und James lange genug allein war, um alles Interessante zu hören, wofür Du sie zweifellos loben wirst, wenn ich Dir erzähle, dass sie ihren Neffen gar nicht erwähnt hat und ihren Freund kaum. Mir gegenüber hat sie den Namen des Ersteren nicht ein einziges Mal erwähnt, und ich war zu stolz, mich nach ihm zu erkundigen; aber als mein Vater sie später fragte, wo er sei, erfuhr ich, dass er auf dem Weg nach Irland, wo er nun Rechtsanwalt wird und den Beruf auch ausüben will, zurück nach London gefahren ist. Sie zeigte mir einen Brief, den sie vor ein paar Wochen von ihrem Freund bekommen hat […] und gegen dessen Ende sich ein Satz mit folgendem Inhalt befindet: »Ich höre mit Bedauern von Mrs. Austens Krankheit. Es wäre eine große Freude für mich, Gelegenheit zu haben, mit dieser Familie näher bekannt zu werden, in der Hoffnung, in engere Verbindung mit ihr zu treten. Aber vorläufig kann ich solche Absichten nicht verfolgen.« Das ist auch nur vernünftig; es spricht eher von Vernunft als von Liebe, als man manchmal den Eindruck haben konnte, und mir ist es ganz recht. Es wird alles seinen natürlichen Lauf nehmen und nach und nach auf vernünftige Weise einschlafen. Es besteht kaum Aussicht, dass er Weihnachten nach Hampshire kommt, und deshalb wird unsere Gleichgültigkeit höchstwahrscheinlich bald auf Gegenseitigkeit beruhen, es sei denn, seine Zuneigung, die dadurch entstand, dass er nichts von mir wusste, wird am ehesten dadurch wachgehalten, dass er mich nie sieht. Mrs. Lefroy hat sich über den Brief nicht geäußert und auch nichts über ihn in Bezug auf mich gesagt. Vielleicht meint sie, sie habe schon zu viel gesagt. […] – Meine Mutter bittet mich, Dir mitzuteilen, dass ich eine sehr gute Haushälterin bin, was ich ohne Zögern tue, weil ich es für meine besondere Begabung halte, und zwar aus folgendem Grund: Ich achte immer darauf, nur die Dinge zuzubereiten, auf die ich selbst Appetit habe, was ich für die größte Tugend einer Haushälterin halte. Ich habe Kalbsragout gemacht, und morgen gibt es Bohnen mit Lamm. Wir werden bald ein Schwein schlachten. […] – Ich bin vor zwei Tagen mit meinem Vater nach Deane gefahren, um nach Mary zu sehen, die immer noch von ihrem Rheuma geplagt wird, das sie sehr gern los wäre – und noch lieber wäre sie ihr Kind los, das sie herzlich satthat. Um Marys Haushalt zu führen, ist die Krankenschwester gekommen, die weder in ihrer Person noch in ihren Umgangsformen irgendetwas Ansprechendes hat, aber weil ganz Hurstbourne behauptet, sie sei die beste Hebamme weit und breit, erwartet Mary, dass sie ihr mit der Zeit sympathischer wird. Was für schönes Wetter wir haben! Vielleicht frühmorgens nicht sehr angenehm, aber mittags draußen sehr freundlich und sehr gesund; das bilden sich jedenfalls alle ein, und Einbildung ist alles. Auch für Edward ist dieses trockene Wetter sicher wichtig. Ich brauchte bisher noch kein Feuer zu machen. Ich glaube, ich habe Dir noch gar nicht gesagt, dass Mrs. Coulthard und Anne aus Manydown gestorben sind, und beide im Kindbett. Wir haben Mary nicht beglückt mit dieser Neuigkeit. […] Ich experimentiere als Haushälterin sehr gern und lasse hin und wieder eine Ochsenzunge zubereiten; nächste Woche gibt es wieder eine mit kleinen Klößen, damit ich mir einbilden kann, in Godmersham zu sein. Ich hoffe, George ist zufrieden mit meinen Zeichnungen. Vielleicht hätten sie ihm besser gefallen, wenn sie weniger genau wären, aber ein Künstler kann sich keine Nachlässigkeit erlauben. Ich vermute, das Baby wächst und gedeiht. – Sonntag. Ich habe gerade ein paar Zeilen von James erhalten, dass Mary gestern Abend um elf Uhr von einem gesunden kleinen Jungen entbunden wurde und alles sehr gut geht. Meine Mutter wollte nichts davon hören, bevor alles vorüber war, und es gelang uns zu verhindern, dass sie Verdacht schöpfte, obwohl Jenny, die von ihrer Herrin hiergelassen worden war, nach Hause gerufen wurde. Ich habe gestern Betty Londe besucht, die sich besonders nach Dir erkundigte und sagte, sie vermisse Dich sehr, weil Du sie so häufig besucht hast. Das war ein verschleierter Vorwurf gegen mich, den ich leider verdient habe und aus dem ich lernen werde. Ich werde George noch ein Bild schicken, wenn ich nächstes Mal schreibe, was Marys wegen sicher bald sein wird. Meiner Mutter geht es weiterhin gut.
Deine J. A.
Steventon, Sonntag, 25. November
Meine liebe Schwester,
[…] Ich werde mir nicht die Mühe machen, Dir mehr über Marys Kinder zu erzählen, wenn Du Dich, statt mir für Nachrichten zu danken, ständig hinsetzt und an James schreibst. Keiner wartet doch auf Deine Briefe so wie ich, und keiner hat sie so verdient. Da ich mir nun alle Gemeinheiten vom Herzen geredet habe, kann ich dazu übergehen, Dir zu berichten, dass es Mary weiterhin gutgeht und meiner Mutter einigermaßen. Ich sah Erstere am Freitag; und obwohl sie mir am Dienstag schon ziemlich erholt vorkam, war ich doch erstaunt, welche Fortschritte sie in den drei Tagen gemacht hatte. Sie sah gut aus, war in guter Stimmung, und ihre Stimme viel lebhafter als Elizabeths, als wir Godmersham verließen. Ich habe das Kind nur ganz kurz gesehen, es schlief, aber Miss Debary erzählte mir, dass seine Augen groß, dunkel und hübsch seien. Diese sieht noch genauso aus wie vorher, strickt sich ein Wollkleid und trägt das, was Mrs. Birch einen »Kapotthut« nennen würde. Da hast Du eine kurze, umfassende Geschichte von Miss Debary! […] Der Ball am Donnerstag war wirklich kaum besucht, die Teilnehmer hätten in ein Fischerboot gepasst. Es gab nur sieben Paare und nur 27 Leute im Saal. Der Schotte aus Overton war so freundlich, mich um einiges Geld zu erleichtern, und zwar im Austausch für sechs Hemden und vier Paar Strümpfe. […]
Steventon, 1. Dezember
Meine liebe Cassandra,