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In Herzzeitlose findet sich eine Frau überraschend mit der wortlosen Abkehr ihrer Tochter konfrontiert. Getrennt voneinander begeben sich beide auf die Suche nach Antworten auf die Frage nach dem Warum. Sporadische Kontakte enden im Schmerz. Während sich die Mutter Halt von herkömmlichen Geboten der Ethik und Moral erhofft, versucht sich die Tochter aus familiären Verstrickungen zu lösen und in ihre persönliche Freiheit zu entkommen.
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Seitenzahl: 27
Dank an Volker Ranisch, Schauspieler und Regisseur, für seine Ermutigung und sein erstes kritisches Lektorat des Textes.
Szene
Szene (Sabine)
Szene (Jenny)
Szene (Sabine, Jenny)
Szene
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Szene (Sabine, körperlich lädiert)
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SABINE: Helga behauptet, dass sie ihre Kinder gar nicht mehr sehen WOLLE.
Und Karin findet mein Lebenslänglich-Versprechen einseitig. Habe ich meine Tochter gefragt, ob sie will, dass ich bis an mein Lebensende für sie da bin?
Aber der Generationenvertrag?, halte ich dagegen: Zuerst arbeiten wir für sie, dann sie für uns. Wäre fair, oder?
Darauf Karin: Die Natur sieht keine Fürsorge für Alte vor.
Und Helga: Es gibt kein Recht auf Kontakt.
Karins Tochter will angeblich auch nichts mehr von ihr wissen. Und Karin brüstet sich damit, dass sie sich dadurch nicht verunsichern lasse.
Aber verdammt, sie hat noch zwei andere Kinder. Und einen Mann, mit dem sie sich gut versteht.
Nimm es als Chance für deine eigene Entwicklung, Sabine, meint Helga.
Und ich denke nur: Klugscheißerin, blöde, und beschließe, dass ich ab sofort keine Ratschläge mehr hören will und dass sie mich jetzt in Ruhe lassen sollen.
Ich sage nichts und konzentriere mich wieder auf Jenny, dass ich es nämlich den Gipfel der Selbstsucht finde, jahrelang Zuwendung, Fürsorge und materielle Unterstützung zu konsumieren und dann von einem Tag auf den anderen abzuhauen.
Helga kann ihre Klappe immer noch nicht halten und sagt, dass sie es genauso gemacht hat, als sie jung war. Ihre Eltern gingen ihr auf die Nerven. Und da begann sie, eigene Wege zu suchen.
Karin setzt noch eins drauf und erzählt, wie peinlich es ihr war, wenn ihre Mutter sie ausfragte. Sie habe ihr dann halt eine Zeitlang gar nichts mehr erzählt.
So cool, Ladies!
SABINE: Ich sollte … schreien, sehr laut schreien.
Oder aus der Haut fahren.
(zieht Latexhandschuhe von ihren Armen, entsprechende Strümpfe von den Beinen, einen eng anliegenden hautfarbenen Body von ihrem Körper)
Darunter wächst Haut nach, aber nicht rosig, auch nicht gesund, ein wenig zerknittert, rau, fahl und faltig.
Habe gelernt, Wunden zu nähen. Sehe mittlerweile wieder ganz passabel aus.
Leider bin ich reingefallen auf die Tricks der Natur, die ein Mutterherz gnadenlos öffnen.
Wenn meine Fragen nun nicht mehr beantwortet werden, stelle ich halt keine mehr.
Und meine Wünsche?
Bäumchen rüttel, Bäumchen schüttel dich … Ich lasse mir die Augen verbinden. Dann drehe ich mich, bis mir schwindlig wird. Ich nehme die Binde ab. Und der erste Mensch, der mir begegnet, wird gefragt, ob er vielleicht ein bisschen Zeit für mich habe.
Mein Kind, mein Kind … gone with the wind … scheint jegliches Interesse an mir verloren zu haben. Sie arbeitet, sie lernt, unternimmt Reisen, liebt, sie schläft, steht auf, wird krank und wieder gesund. Kann alles alleine, braucht keine Mutter mehr …
Unerhört der Gedanke, dass ihre Mutter vielleicht sie …
Oder wenigstens ein klitzekleines Krümelchen Dank …
Du sollst Vater und Mutter ehren … altmodisches Zeug!