Hier stehe ich, es war ganz anders - Andreas Malessa - E-Book

Hier stehe ich, es war ganz anders E-Book

Andreas Malessa

4,3

Beschreibung

Hämmerte Martin Luther seine 95 Thesen wirklich an eine Kirchentür? Warf er ein Tintenfass nach dem Teufel? Floh seine Frau Katharina in einem Heringsfass aus dem Kloster und pflanzte Luther wirklich ein Apfelbäumchen? Alles fröhlicher Unsinn. Hörfunk- und TV-Journalist Andreas Malessa erzählt uns in solide recherchierten Fakten wie es wirklich war. Unbeschreiblich unterhaltsam, kenntnisreich und voller Anerkennung für den großen Reformator. Kein Irrtum übrigens: Käthe und Martin hatten Zuschauer in ihrer Hochzeitsnacht...! Mit Illustrationen von Thees Carstens.

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Seitenzahl: 173

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Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7273-8 (E-Book)ISBN 978-3-7751-5610-3 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth

© der deutschen Ausgabe 2015 SCM-Verlag GmbH & Co. KG Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen Internet: www.scmedien.de · E-Mail: [email protected]

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung 2006, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch Titelbild und Illustrationen im Innenteil: Thees Carstens / www.theescarstens.deSatz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Vorwort

Luther war abergläubisch

Luther regte sich über den Sünden-Ablass auf

Luther pflanzte ein Apfelbäumchen …

Luther war ein Bauernsohn aus ärmlichen Verhältnissen

Luther hat ganz schön gebechert

Luther übersetzte als Erster die Bibel ins Deutsche

Luther predigte beim Essen

Luther hätte eigentlich gern eine Freikirche gegründet

Luther hat manchmal getrickst und gelogen

Luther hat heimlich geheiratet

Luthers Frau kam in einem Heringsfass zu ihm

Luther sagte: Hier stehe ich, ich kann nicht anders

Luthers wichtigste Erkenntnis kam ihm auf dem Klo

Luther war politisch eigentlich ein Kriegshetzer

Luther hatte keine Lust, das Alte Testament zu übersetzen

Luther war der erste Lutheraner

Luther wollte sich einen Namen machen

Luther nannte seine Anhänger »Protestanten«

Luther hat deutsche Sprichwörter erfunden

Luther hat 95 Thesen an die Kirchentür geschlagen

Luther hat mit einem Tintenfass nach dem Teufel geworfen

Luthers letzte Worte waren: »Wir sind Bettler, das ist wahr«

Luther und seine Frau hatten Zuschauer beim Sex

Luther empfahl Ehemännern eine Zweitfrau

Literaturverzeichnis

Anmerkungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort

Wenn eine herausragende Persönlichkeit von Millionen Fans geliebt, vom Boulevard gefeiert und von seriösen Medien gelobt wird, nennen wir sie einen »Star«, einen »Sympathieträger«. Vorhersagbar ruft das Enthüllungsjournalisten auf den Plan, die dem Publikumsliebling »die Maske vom Gesicht reißen wollen«, wie sie sagen. Reporter, die nach Schwächen und Fehlern suchen und am liebsten einen saftigen Skandal finden. Oder er-finden. Erst hochjubeln, dann runterschreiben – das sorgt zuverlässig für ein Auf und Ab der Erregungskurve in der Öffentlichkeit. Und damit für Auflage und Quote.

Ich bin kein Enthüllungsjournalist, ich will so was nicht. Mit Martin Luther machen das in gewisser Weise die Historiker. Im Ton seriös wissenschaftlich, in der Methode aber ganz ähnlich: Haben die Medien, die Kirchen und die Kulturschaffenden diese herausragende Figur der Geschichte allzu hochglanzpoliert vergoldet – und das wird zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation im Jahre 2017 unvermeidlich der Fall sein –, dann ruft so ein Luther-Hype vorhersagbar eine Handvoll Professoren auf den Plan, die sagen: »Es war alles ganz anders.«

Ich kann das nicht behaupten. Obwohl ich das Fach Kirchengeschichte im Theologiestudium sehr mochte. Sondern? Ich habe mich auf der Straße, unter Schülern und Lehrern, Berufstätigen und Rentnern, bei Freunden und Kollegen umgehört, was sie über Martin Luther und die Reformation wissen. Und bin auf Heldenlegenden, Horrorgeschichten, richtig falsche Zitate, vor allem aber auf viele kleine Halbwahrheiten und lustige Irrtümer gestoßen. Die hab ich mir notiert. Und mit denen – und ihrer Beantwortung – würde ich Sie gerne anspruchsvoll unterhalten und erheitern.

Die »Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers«, also alle Bücher, Bibelkommentare, Predigten, Tischgespräche, Vorlesungen und Aufsätze, Flugblätter und Verhandlungsprotokolle von ihm, umfasst rund 80 000 Seiten in 127 Bänden. Es gibt 2 585 Briefe, die er geschrieben hat, und 926, die an ihn geschrieben wurden. Es gibt von Martin Luther dermaßen viele Texte, dass man mit seinen Zitaten fast alles – und das jeweilige Gegenteil – belegen könnte. Erst recht mit den Zitaten zeitgenössischer Freunde und Feinde. Man könnte damit das traumatisierte Kind und den respektvollen Sohn untermauern. Den selbstquälerischen Asketen und den alkoholumnebelten Genießer. Den vulgären Grobian und den feinsinnigen Poeten. Den zärtlich-romantischen Ehemann und den herrischen Macho. Den populistischen Volksredner und das intellektuelle Genie. Luther, der schlitzohrige Politiker, Luther, der fromme Beter, Luther, der Freigeist … Er selbst ahnte schon, was nach seinem Tode passieren würde: »Jetzt wollen alle triumphieren und jeder will seine Gedanken ausschütten. Darum saget Prediger Salomo mit Recht ›des Büchermachens ist kein Ende‹! Ihr werdet Euch noch wundern, wenn ich im Sande liege, wie viel des Bücherschreibens (über mich) sein wird!«1

Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage. Hab ich jetzt den »wahren« Luther herausdestilliert? Natürlich nicht. Aber vielleicht hab ich Sie am Ende dieses kleinen Lexikons neugierig darauf gemacht, welche Gedanken und Gefühle, welche Lebens- und Gotteserfahrungen dieses sehr fernen Mannes uns heute ganz nahe kommen. Was uns heute – und über das Jubiläumsjahr 2017 hinaus – persönlich treffen und betreffen könnte. Würde mich freuen.

Andreas Malessa

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Luther war abergläubisch

Im März 2014 veröffentlichte die EKD ihre fünfte soziologische Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung unter der Überschrift »Engagement und Indifferenz«. Darin steht: »15 % der Evangelischen glauben an den Nutzen von Amuletten, Steinen oder Kristallen und 22 % haben eine Affinität (positive Haltung) zur Astrologie. Von denen, die wöchentlich am Gottesdienst teilnehmen, hängen 22 % dem Glauben an Steine an. Von denen, die nie oder seltener als mehrmals im Jahr den Gottesdienst besuchen, nur 12 %. Wenn wir dieses Ergebnis verallgemeinern, dann sind außerkirchliche Religiositätsformen innerhalb der Kirche wahrscheinlicher als außerhalb.«2

Auf Deutsch: Kirchgänger sind abergläubischer als Kirchenferne. Und dabei konnten ja nur die gezählt werden, die es zugeben … Da ist man doch glatt versucht, ein Lutherwort augenzwinkernd zu zitieren, das er selbst bitterernst meinte: »Ich will Deutschland nicht aus den Sternen wahrsagen, aber ich kündige ihm den Zorn Gottes aus der Theologie an! Es ist unmöglich, dass Deutschland ohne schwere Strafen davonkommen sollte.«3

War Martin Luther nun abergläubisch oder nicht?

Ziemlich, ja! Das ist kein Irrtum über Luther. Aber – er war’s mit schlechtem Gewissen und manchmal sogar selbstironisch. Im Alter gewann er eine kritische Distanz zum Aberglauben. »Es gibt nichts Mächtigeres in der Welt als den Aberglauben, aber vor Gott ist er ein Gräuel.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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