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Türchen Nummer 8: Winterliche und weihnachtliche Geschichten aus dem Kosmos der bedeutenden Frauen Die berühmte Heilerin sorgt für ein kleines Weihnachtswunder. Aus Weihnachtsduft und Erfindergeist. 24 Geschichten über berühmte Frauen
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© Piper Verlag GmbH, München 2023
Redaktion: Michaela Retetzki
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Cover & Impressum
Hildegard von Bingen – Die Stadt hinter dem Stall
Hildegard von Bingen – Biografie
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
Jørn Precht
Bingen am Rhein, Weihnachtsabend 1160
Der Hirte war eine Frau! In einem Schneesturm, der am Rheinufer tobte, hatte sich der elfjährige Gaudenz verlaufen und zu seiner Erleichterung eine Gestalt im wuchtigen Fellmantel entdeckt. Die führte ein Schaf an einer Leine durch die immer höheren weißen Massen. Deshalb war der Junge davon ausgegangen, dass es sich um einen Schäfer handelte, dem ein Tier von der Herde abgekommen war. Doch als Gaudenz sich mit den verzweifelten Worten »O Herr, könnt Ihr mir sagen, wo ich mich befinde?« an die vermummte Person gewandt hatte, war unter der fellbesetzten Kapuze eine Nonne mit Schleier zum Vorschein gekommen. Ihrem schmalen Gesicht mit den veilchenblauen Augen nach zu urteilen, war sie jenseits der fünfzig und weitaus schlanker, als es die dicke Kleidung auf den ersten Blick hatte vermuten lassen.
Die Christusbraut sah ihn besorgt an. »Du bist in der Nähe des Rupertsbergs, mein Junge. Wo willst du denn hin?«
»Nach Weiler. Mein Herr hat mir erlaubt, die geweihte Nacht bei meiner Mutter zu verbringen. Sie kümmert sich dort um meinen Großvater, der liegt mit einem schlimmen Fieber darnieder.«
Das alles wollte die Nonne wahrscheinlich gar nicht wissen, dachte Gaudenz, und beim Heulen des Windes hatte sie vielleicht auch nur die Hälfte seines Geplappers verstanden, aber er redete immer sehr viel, wenn er aufgeregt war. Und die Erkenntnis, dass er sich in diesem tosenden Unwetter verlaufen hatte, war sehr beängstigend. Im sich auftürmenden Schnee sah alles so anders aus als sonst. Der Winzer, auf dessen Weingut Gaudenz mit seiner Mutter lebte, hatte ihn davor gewarnt, im beginnenden Schneegestöber nach Weiler aufzubrechen: »Es wird bald dunkel, und bei dem Wetter wirst du weder Weg noch Steg erkennen.«