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Fest steht, dass es keinen Weg am Tod vorbei gibt. Die Antwort auf die Frage nach einem möglichen Nachher war und ist umstritten. Sowohl diejenigen, die ein Jenseits ablehnen als auch die, die von seiner Existenz überzeugt sind, führen dafür Argumente an. Sie erwecken dabei häufig auch den Eindruck, ihrer Sache sehr sicher sein zu können. Der Autor lässt beide Positionen zur Sprache kommen und deutet mögliche Einflüsse auf das Zustandekommen von Jenseitsvorstellungen an. Die Frage, ob es nach dem Todeshorizont weiter geht oder nichts weiter kommt, bleibt unbeantwortet. Sie provoziert eine persönliche Stellungnahme.
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Seitenzahl: 45
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Josef Ising
Hinterm Horizont
nichts weiter
- Wozu ein Jenseits ? -
© 2022 Josef Ising
ISBN Hardcover: 978-3-347-77449-0
ISBN E-Book: 978-3-347-77713-2
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
*****
„ Leben Sie jetzt
die Fragen.
Vielleicht leben Sie
dann allmählich,
ohne es zu merken,
eines fernen Tages
in die Antwort hinein.”
Rainer Maria Rilke
*****
was kommt nach dem tod?
nach dem tod
kommen die rechnungen
für sarg begräbnis und grab
was kommt nach dem tod?
nach dem tod
kommen die wohnungssucher
und fragen ob die wohnung
erhältlich
was kommt nach dem tod?
nach dem tod
kommen die grabsteingeschäfte
und bewerben sich um den auftrag
was kommt nach dem tod?
nach dem tod
kommt die lebensversicherung
und zahlt die versicherungssumme
was kommt nach dem tod?1
1 Kurt Marti, Leichenreden, Sammlung Luchterhand, Darmstadt, 9 1984, S. 27.
Inhalt
dazwischen
Anfangsfragen
Die Blinden und der Elefant
Jenseits - nein danke
Im Dazwischen leben
Innenansichten
Tastversuche ins »Drüben«
Dualismus - umstrittene »zwei Seiten«
Gut - Böse - Gott - Teufel
»Do ut des« - »Ich gebe, damit du gibst«
Druckausgleich
Wozu überhaupt ein Jenseits
Am Ende bleiben die Fragen
Alle Fotos vom Autor
dazwischen
flüchtiger
halt
im
fließen
des
vielfältigen
zwischen
von
winter frühling
nacht tag
hoffen bangen
aufbau zerstörung
reden schweigen
leid freude
kälte wärme
hassen lieben
krieg frieden
geburt tod
zwischen den jahren gefeiert
im
strömen
bis
zur
weitertragenden
welle
Josef Ising
Anfangsfragen
Wenn ich nicht einen Anstoß von anderen dazu erhalten hätte, ich hätte mich nicht mit dem Jenseits beschäftigt. Ich bin zu sehr mit dem Diesseitigen beschäftigt und darin verwurzelt und stehe deshalb Jenseitigem eher distanziert und kritisch gegenüber. Bei der Frage, ob über das für Menschen verfügbare »Ist« hinaus ein »Jenseits« anzunehmen ist, bin ich dennoch zu einem vorsichtigen »Vielleicht« bereit. Diese Möglichkeit kann vernünftigerweise nicht mit Gewissheit ausgeschlossen werden. Ausschließliche Diesseitigkeit oder ein Jenseits, beides kann angenommen und nicht widerlegt werden.
Jenseits-Vorstellungen und -Beschreibungen, die jedoch über dieses »Möglich-sein« hinausgehen, sind aber aus meiner Sicht mit Vorsicht zu genießen, teilweise auch abzulehnen. Das ist vor Allem dann der Fall, wenn solche Vorstellungen mit Gewissheitsüberzeugung oder Absolutheitsanspruch verbunden sind und in der Folge davon nicht selten zu kompromisslosen und intoleranten Lebenspraktiken führen.
Als abschreckendes Beispiel dafür soll ein kurzer Verweis auf das Phänomen der Selbstmordattentate islamischer Terroristen genügen.
„Viele namhafte Autoritäten der islamischen Welt waren sich einig, dass die Attentäter keine Selbstmörder darstellten. Sie seien vielmehr Märtyrer, welche in einer Konfliktsituation, angesichts des vorherrschenden Dschihads, zur Selbstverteidigung handelten. Hierbei sei die Absicht, die dahinter stecke, ausschlaggebend. Wenn sie sich töteten, weil sie „das Leben satt“ hätten, wären sie Selbstmörder. Weil sie sich jedoch opferten um den Feind zu treffen, und/oder um Gottes Willen und/oder um das Leben der kommenden Generationen zu gewährleisten, seien sie Märtyrer. Eine Bedeutung gewinnt dieser Aspekt erst, wenn man sich vergegenwärtigt, dass nach der Lehre des Islam einem Selbstmörder grundsätzlich der Eintritt in das Paradies verweigert wird, wohingegen einem Märtyrer nach dem Tod „die Tür zum Paradies offensteht“. 2 Hinzu kommt, dass die Gegebenheiten in diesem angenommenen Paradies darüber hinaus sehr konkret beschrieben werden.
"Die Märtyrer werden in „wonnevollen Gärten“ wohnen und „Jungfrauen, mit großen
schwarzen Augen, gleich Perlen, die noch in ihren Muscheln verborgen sind, bekommen
sie als Lohn ihres Tun“ (Der Koran, 56. Sure, 12–41)." 3
Viele Menschen werden vernünftigerweise bezweifeln, dass einem Selbstmordattentäter jenseitige Jungfrauen sein Werk lohnend vergelten, andere aber sind weiterhin davon überzeugt. Die Auswirkungen solcher Überzeugungen sind bedauerlicherweise immer wieder erlebbar.
Abgesehen von Selbstmordattentaten, die mit Positionen von Menschenwürde und Menschenrechten unvereinbar sind, bleibt das Problem bestehen, was generell von solchen inhaltlich näher beschriebenen Jenseitsvorstellungen zu halten ist. Es macht keinen Unterschied, ob ein »Jenseits« als reine Möglichkeit vorstellungsleer bleibt oder mit konkreten Vorstellungen ausgestaltet wird. Beides kann unter Umständen beträchtlichen Einfluss auf die Lebensgestaltung von Menschen nehmen.
Jenseitsvorstellungen geben aber vor allem viele Aufschlüsse über die Menschen, die diese Inhalte entwickelt haben oder vertreten. Ihre Lebensumstände, Wunschvorstellungen, Ängste, Wertvorstellungen, Bedürfnisse, Zielsetzungen, manchmal auch Interessen, lassen sich an diesen Jenseits-Ausgestaltungen ablesen. Das vor allem macht solche Vorstellungen für mich interessant, unabhängig von der Frage, ob ihnen auch eine Realität zuzumessen ist.
Im Folgenden möchte ich dazu fragmentarisch einige Überlegungen und Hinweise zusammenstellen.
2 https://www.grin.com/document/194849/ Islamistische Selbstmordattentäter und ihre Leitmotive Hochschule , Hausarbeit, 2011 - Lars Erol (Autor: in), Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel (Fakultät für Soziale Arbeit)
3(https://www.bmi.gv.at/104/Wissenschaft_und_Forschung/SIAK-Journal/SIAK-Journal-Ausgaben/Jahrgang_2010/files/Stolt_3_2010.pdf) / Stolt, Frank D. (2010). Selbstmordattentäter – Lebende Bomben. Erkennung und Prävention unter Einbeziehung der Rationalität der Akteure, SIAK-Journal – Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis (3), 80-92, Online:
http://dx.doi.org/10.7396/2010_3_H. © Bundesministerium für Inneres – Sicherheitsakademie / Verlag NWV, 2010-Hinweis: Die gedruckte Ausgabe des Artikels ist in der Print-Version des SIAK-Journals im Verlag NWV (http://nwv.at) erschienen.
Online publiziert: 3/2013
Die Blinden und der Elefant