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Auf einem Friedhof in Havanna treffen zwei Personen aufeinander. Der Bolero-Tänzer Carlós, der wie ein dunkler Adonis aussieht. Und Clarissa, die Schwedin, die die Kälte gegen den Schmutz, die Hitze und die farbenfrohe Architektur eingetauscht hat. Als Tänzer ist Carlós es gewohnt, mit Frauen intim zu sein, aber als er Clarissa sieht, verschlägt es ihm die Sprache. Das sommersprossige Gesicht und die knallroten Haare sind für ihn genauso exotisch, wie er es für sie ist. Die Luft flimmert sowohl durch die Hitze als auch durch die Anziehungskraft zwischen den beiden. Clarissa übernimmt die Kontrolle über die Situation und sie gehen zusammen in einen abgelegeneren Teil des Friedhofs, zu den verlassenen Krypten und Mausoleen ...Erstveröffentlichung der Originalfassung in "Tabu" (2019), Whip Media.-
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Seitenzahl: 29
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Vanessa Salt
Übersezt von Kathy Summer
Lust
Hitze in Havanna - Erotische Novelle
Übersezt von Kathy Summer
Titel der Originalausgabe: Havannas hetta
Originalsprache: Schwedisch
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 2020, 2021 Vanessa Salt und LUST
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726637090
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Carlós strich sich den Schweiß von der Stirn. Es waren fast fünfunddreißig Grad und sein Blick suchte nach Schatten. Das ausgefranste Stofftaschentuch war durchnässt und formte eine nasse Rose in seiner Hosentasche. Er dachte darüber nach, was zuerst kaputt gehen würde: Seine zerschlissene Arbeitskleidung oder das Stück Stoff, das er von seinem Vater geerbt hatte?
Denn in Kuba wird nichts weggeworfen.
Nicht einmal die Arbeitgeber werfen Leute raus oder ersetzen sie.
Carlós stützte sich auf die Holzharke und betrachtete die Streifen, die er gerade auf dem Kiesweg vor einigen Gräbern des Christopher Columbus Friedhofs gezogen hatte. Es amüsierte ihn, dass eine Rille fehlte, da die Harke einen abgebrochenen Zahn hatte.
Nichts ist perfekt, nicht einmal im Angesicht des Todes, dachte er und vermied es, die Gräber, Krypten und Mausoleen aus weißem Marmor anzusehen, die dicht nebeneinander in dem Teil der letzten Ruhestätte lagen, in dem Havannas wohlhabendere Bürger begraben waren. Nicht weil die Grabstätten auf ihre barocke Art nicht schön waren, sondern weil sie ihn blendeten. In der gnadenlosen Sonne stach der Carrara-Marmor in den Augen und Carlós konnte sich keine Sonnenbrille leisten.
Nur Touristen hatten welche.
Er musste auf einmal grinsen, dort, wo er stand und Pause machte.
Touristen ...
Wie die meisten Kubaner brauchte er mehrere Jobs, um über die Runden zu kommen. Und jetzt hatte er einen gefunden, der einige echte Dollar einbrachte. Wenn auch nur in Form von Trinkgeld. Er war jeden Freitagabend außerdem professioneller Bolero-Tänzer für den Buena Vista Social Club, der Band mit sieben Leben. Sie war nach dem berühmten Club benannt und wurde toleriert – weil sie dem Staat Dollar einbrachte. Außerdem erhielt er eine kostenlose Dusche und saubere Arbeitskleidung. Schwarze Schuhe und enge Hosen, weißes Hemd und schwarze Weste. Mehr war nicht notwendig. Und er liebte es, seinen athletischen Körper zu zeigen. Außerdem hatte er fantastische Tanzpartnerinnen. Mindestens so gut trainiert wie er. Und in tollen Kleidern.
Es war unvermeidlich, sich in diesem elektrisch-erotischen Tanz näherzukommen, in dem sowohl die Bewegungen der Frau als auch des Mannes den Partner verführen sollten. Das endete gewöhnlich mit einem lustgesteuerten Spaziergang durch die feuchte kubanische Nacht zu jemandem nach Hause. Alle Tänzer waren Single. Das war einfach am besten.
Carlós schlenderte den Weg hinunter. Schaute auf den Boden und dachte an Belita. Sie war neu im Etablissement, tanzte wie eine Göttin und war ziemlich heiß. Aber ... irgendetwas fehlte. Er wusste aber einfach nicht, was genau.
In diesem Augenblick sah er sie. Eine Frau im Inneren des silber gestrichenen Zauns von La Milagrosa, dem berühmtesten und mythischsten Grab der Nekropole. Sie saß auf einem Sims vor der Statue der Amelia mit Kind. Unter dem breiten Sonnenhut erblickte Carlós einen Block. Sie zeichnete. Mit Kohle. Mit anmutiger Hand zeichnete sie in Schwarz, Strich für Strich mit rhythmischen Bewegungen. Es sah wie ein Gemälde aus und Carlós erstarrte in seinen geharkten Rillen. Trotz der Hitze. Trotz des Schweißes. Er konnte nicht aufhören, sie anzustarren.
***