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Eine bahnbrechende Neuerscheinung über die homöopathische Therapie von Pflanzenerkrankungen. Der Autor betritt mit diesem Werk völliges Neuland, dessen langfristige Auswirkungen man nur erahnen kann. Vaikunthanath Das Kaviraj, selbst erfahrener Homöopath, der in Indien in der Landpraxis von Dr. Chatterjee über 10 Jahre täglich bis zu 150 Patienten homöopathisch betreute, stieß eher zufällig auf die homöopathische Behandlung von Pflanzen. Zu Besuch bei Bekannten in der Schweiz wurde er gebeten, die Familie und Haustiere homöopathisch zu behandeln. Da die Apfelplantage von Rostpilz befallen war, wurde er auch hier zu Rate gezogen. Die Äpfel zeigten dunkelrote Ringe auf der Schale und erhöhten Wasserbedarf. Die Symptome Rötung mit Durst passten zu Belladonna, welches er kurzerhand bei den Pflanzen ausprobierte. Zur Überraschung aller verschwand der Rostpilz. Außerdem schmeckten die Äpfel des nächsten Jahres deutlich besser. Dies war für Vaikunthanath Das Kaviraj ein Schlüsselerlebnis. In den folgenden zwölf Jahren betrieb er intensive Forschung auf diesem Gebiet, hauptsächlich in Europa und Australien. Er wendet die Homöopathie bei verschiedensten Erkrankungen der Pflanzen an. In Australien, wo er praktizierte, wurde seine Methode zwischenzeitlich zu einem großen Erfolg und breit eingesetzt. In ersten eigenen Erfahrungen mit Blattläusen bei Rosen waren wir erstaunt über den schnellen und nachhaltigen Erfolg des homöopathischen Mittels. Nach einmaligem Spritzen verschwanden die Läuse binnen 2-3 Tagen und erst 3 Monate später musste erneut gespritzt werden, wieder mit dem gleichen Erfolg. Auch bei Mehltau von Zucchini und Reben hat sich die Methode bewährt. Das Werk fokussiert auf die Bedeutung der Nährstoffe, die Behandlung bei Schädlingsbefall, bakterielle, virale und Pilzerkrankungen, Verletzungen und Unkrautbekämpfung. Neben bekannten homöopathischen Mitteln wie Calendula bei Verletzungen beim Umtopfen oder Calcium phosphoricum bei Stängelgrundfäule setzt er auch seltene homöopathische Mittel wie Hyssopus bei Brandkrankheiten, Mentha viridis bei Schädlingen sowie Ocimum bei Tomatenerkrankungen und Ricinus communis bei Schädlingen im Weinbau ein. Man staunt immer wieder über die Fülle an Information, die Vaikunthanath Das Kaviraj zusammengetragen hat. Hochinteressant sind auch die Parallelen zur Behandlung bei Mensch und Tier. Chamomilla ist bekannt bei Säuglingskoliken, so ist es auch ein erfolgreicher Kompoststarter. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und die Zukunft der Landwirtschaft revolutionieren könnte. "Homöopathie für Pflanzen eröffnet ein völlig neues und spannendes Forschungsgebiet, welches einen maßgeblichen Gewinn für die Landwirtschaft bedeuten kann. Wer kennt die Grenzen der Homöopathie?" Anne Sheptyck, Kanada „Ohne Zweifel habe ich bisher nur an der Oberfläche gekratzt. Ich sehe jedoch eine große Zukunft für die Homöopathie und Landwirtschaft .... es lohnt sich, die Möglichkeiten dieses Gebietes vollständig zu erkunden, und ich hoffe, dass ich genug Neugierde bei meinen Kollegen geweckt habe, damit sie zu dieser Entwicklung beitragen.” Vaikunthanath Das Kaviraj „Der Autor hat in diesem revolutionären Werk eine Fülle von ungeheuer interessanten Informationen zusammengetragen. Die Materia Medica und das Repertorium sind leicht anzuwenden und die Wahl des passenden Mittels sollte ohne größere Schwierigkeiten möglich sein. Es lohnt sich sicherlich, diese Methode auszuprobieren. Tony Scofield, Homeopathy Today, August 2007 Zum Forum mit ersten Erfahrungsberichten
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Seitenzahl: 545
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Vaikunthanath Das Kaviraj
Homöopathie für Garten und Landwirtschaft
Die homöopathische Behandlung von Pflanzen
Vaikunthanath Das Kaviraj Homöopathie für Garten und Landwirtschaft Die homöopathische Behandlung von Pflanzen
Titel der englischen Original-Ausgabe: Homoeopathy for Farm and Garden - Plant and Soil Problems and their Remedies, 2nd edition 2008 © Vaikunthanath Das Kaviraj
1. deutsche Ausgabe 2009 2. aktualisierte Ausgabe 2009 3. aktualisierte Ausgabe 2010 4. deutsche Ausgabe 2014 5. aktualisierte Ausgabe 2015 6. Ausgabe 2017
ISBN 978-3-95582-153-1 Übersetzt von Sabine Rickert
Coverabbildung © Carlos Beseke
Herausgeber: Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, 79400 Kandern Tel.: +49 7626 974970-0 E-Mail: [email protected]© 2009 Narayana Verlag
Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.
Die Empfehlungen dieses Buches wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
„Und so wurde diese höchste aller Wissenschaften empfangen durch die Nachfolge der Schüler und die heiligen Könige verstanden, dass es so war.“
(K. D. Vyasa, Bhagavad Gita 4/2)
„Oh gute Seele, heilt nicht das, was zum Heilen verabreicht wird, eine Krankheit, die von demselben verursacht wurde?“
(K.D. Vyasa, Bhagavad Purana 1/5/33)
„Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“
(Mark Twain)
Vorwort zur dritten Auflage
1. Einleitung
Agribusiness und Toxizität
Ein Quantensprung
Bewusstsein – das fehlende Bindeglied
2. Einleitung zur zweiten Auflage
3. Grundlagen
Zum Verständnis der homöopathischen Theorie
Neue Mittel für die homöopathische Behandlung von Pflanzen
Unterdrückung und neue Pflanzenkrankheiten
Die Rolle des Experimentierens und der Erfahrungswerte
Klein aber fein
Gene und Rückkoppelungsschleifen
Ein mächtiges Placebo
Regeln für die wiederholte Gabe homöopathischer Mittel
4. Landwirtschaft
Die kommerzielle Methode
Die natürliche Methode
Die chemische Methode
Gentechnik und biologische Maßnahmen
Moderne landwirtschaftliche Methoden
Eine echte Alternative
5. Bodenstruktur
Der Bodenquerschnitt
Ausscheidung/Elimination
Die organische Substanz
Ökosysteme
Ablagerungen
Nährstoffe
Die Nährstoffproblematik in der Landwirtschaft
6. Die pflanzlichen Strukturen und ihre Gewebe
Die Wurzeln
Die Stängel
Die Blätter
Fotosynthese
Blüten
7. Dosierung der homöopathischen Mittel
8. Behandlung von Pflanzenkrankheiten, die durch Nährstoff-Ungleichgewicht entstehen
Ammonium carbonicum
Borax
Calcium carbonicum
Calcium fluoricum
Calcium phosphoricum
Cuprum metallicum
Cuprum sulphuricum
Ferrum metallicum
Ferrum phosphoricum
Ferrum sulphuricum
Kalium carbonicum
Kalium muriaticum
Kalium nitricum
Kalium permanganicum
Kalium phosphoricum
Kalium sulphuricum
Magnesium carbonicum
Magnesium muriaticum
Magnesium phosphoricum
Magnesium sulphuricum
Manganum
Molybdaenum
Natrium carbonicum
Natrium muriaticum
Natrium phosphoricum
Natrium sulphuricum
Nitricum acidum
Phosphorus
Silicea
Sulphur
Urea
Zincum metallicum
9. Nachbarschaftspflanzen als homöopathische Mittel
Allium cepa
Hyssopus
Mentha viridis/piperita/sativa spp.
Tropaeolum
Ocimum spp. minimum/basilicum
Ricinus communis
Salvia officinalis
Sambucus nigra
Satureia hortensis
10. Pflanzenschädlinge
Einleitung
10.1 Mittel gegen Schädlinge allgemein
Allgemeine Mittel
A. Latrodectus spp. (katipo/hasselti/mactans)
B. Porcellio
C. Tarantula spp. cubensis/hispanica
D. Theridion
Anwendung auf Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae)
A. Mentha viridis/piperita/sativa spp.
B. Bacillus thuringiensis
C. Pyrethrum
D. Salvia officinalis
E. Hyssopus
Anwendung auf Kürbisgewächsen (Cucurbitaceae)
A. Thuja occidentalis
B. Bufo
Anwendung auf Süßgräsern (Gramineae)
Viburnum opulus
Anwendung auf Hülsenfrüchten (Leguminoseae)
Satureia hortensis
Anwendung auf Nachtschattengewächsen (Solanaceae)
Sambucus nigra
10.2 Mittel gegen Blattläuse und Schildläuse
Anwendung auf Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae)
A. Aphidius sp.
B. Chrysopa carnea
C. Syrphina larva
D. Indikatoren
Anwendung auf Kürbisgewächsen (Cucurbitae)
A. Coccinella
B. Coccus
Anwendung auf Nachtschattengewächsen (Solanaceae)
Tropaeolum
10.3 Mittel gegen Käfer
Anwendung auf Nachtschattengewächsen (Solanaceae)
Cantharis
10.4 Mittel gegen Mottenschildläuse und Fliegen
Allgemeine Mittel
Encarsia formosa
10.5 Mittel gegen Raupen
Anwendung auf Kreuzblütengewächsen (Cruciferae Brassicaceae)
Bombyx processionea
Anwendung auf Hülsenfrüchten (Leguminosae)
Camphora
10.6 Mittel gegen Nematoden und andere Würmer
Wurzelgallenematoden (Meloidogyne hapla)
Anwendung auf Rosengewächsen (Rosaceae)
Tanacetum vulgare
Anwendung auf Lippenblütengewächsen (Lamiaceae/Labiatae)
Teucrium marum
10.7 Mittel gegen Milben
Anwendung auf Kreuzblütengewächsen ( Cruciferae Brassicaceae)
A. Amblyseius spp. cucumeris/californicus/mackenzie
B. Bovista
C. Ricinus communis
D. Trombidium muscae domesticae
10.8 Mittel gegen Schnecken
Schneckenmittel für alle Pflanzentypen
A. Helix tosta
B. Rumina decollata
C. Hyposmocoma molluscivora
D. Leucochloridium paradoxum
E. Absinthium
F. Quassia
11. Krankheiten, die durch Bakterien, Viren und Pilze verursacht werden
A. Nahrungszufuhr, Düngemittel und biologische Anbaumethoden
B. Ernährung ist wichtig
C. Der Herbstputz
D. Der Mythos Mikrobe
E. Pilze- Fungi
F. Zusammenfassung
Die Behandlung von Astern, Sonnenblumen und anderen Korbblütlern (Asteraceae/Compositae)
Ferrum sulphuricum
Die Behandlung von Kürbisgewächsen (Cucurbitaceae)
A. Ferrum metallicum
B. Ferrum phosphoricum
Die Behandlung der Süßgräser (Gramineae/ Poaceae)
A. Aconitum napellus
B. Secale cornutum
C. Ustilago
D. Berberis vulgaris
E. Belladonna
Die Behandlung der Minzen und anderer Lippenblütengewächse (Labiatae /Lamiaceae)
Lacticum acidum
Die Behandlung der Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Ocymum spp. minimum/basilicum
Die Behandlung der Hülsenfrüchte (Leguminosae / Poaceae)
A. Aconitum napellus
B. Chamomilla
Die Behandlung der Rosen (Rosaceae)
A. Lapis albus
B. Belladonna
C. Natrium salicylicum
D. Salicylicum acidum
E. Allium cepa (siehe auch Kapitel 9)
Die Behandlung der Weinrebengewächse (Vitaceae)
A. Hyssopus
B. Valeriana
12. Verletzungen
Arnica montana
Calendula
Cantharis
Carbo vegetabilis
Magnesium carbonicum
Silicea
13. Unkräuter und Allelopathie
Die Allelopathie und ihre Bedeutung für die Unkrautbekämpfung
14. Mittel gegen Unkräuter
Athyrium filix-femina
Foeniculum vulgare radix
Ruta graveolens
Silicea
Tingis cardui
Vaccinium myrtillus
15. Das Repertorium
Index der Mittel und Nährstoffe
Bezugsquelle für homöopathische Präparate
Index der Schädlinge und Krankheiten
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Mit seinem zunächst in Australien erschienenen Buch beschreitet Herr Kaviraj völlig neue Wege im Pflanzenschutz. Aus seinen langjährigen Erfahrungen als Homöopath zog er Parallelen zwischen Mensch und Pflanze und übertrug seine Kenntnisse auf die Behandlung von Pflanzen. Erstaunliche Erfolge führten ihn zu weiteren Studien und Recherchen in diesem Gebiet, deren Ergebnis das vorliegende Buch ist. Auf diese Weise konnte er für viele Problembereiche des landwirtschaftlichen Anbaus passende Mittel finden, durch die Herbizide und Insektizide eingespart oder gar überflüssig werden. Die Gesundheit des pflanzlichen Organismus wird offenbar gestärkt und dadurch gegen den Befall „immun“, wie zahlreiche Versuche, auch in Südamerika, gezeigt haben. Der Ertrag wird gesteigert und somit kann auch die künstliche Düngung reduziert bzw. weggelassen werden. Weitere Mittel ergaben sich aus der Ableitung von ähnlichen, erfolgreich angewandten Mitteln und aus Beobachtungen. Nicht alles konnte bereits im Großversuch belegt werden, aber ein Anfang ist gemacht und die Forschung wird weitergehen. So ist der Leser eingeladen, die Wirksamkeit der Mittel selbst zu überprüfen, eigene Versuche zu starten, weitere, neue Mittel auszuprobieren und seine Erfahrungen zu teilen, damit dieses Buch und damit das Wissen um homöopathischen Pflanzenschutz wachsen kann. Sie halten also kein fertiges, d.h. abgeschlossenes Werk in Händen, sondern die Keimzelle, aus der sich weitere Erkenntnisse entwickeln und entfalten sollen. Die im Buch beschriebenen homöopathischen Präparate zur Behandlung von Pflanzen und Boden sind einzeln oder als Set beim Narayana Verlag zu beziehen.
Vor dem Hintergrund zunehmender Pestizidbelastung der Nahrungsmittel und Gewässer und der fortschreitenden Auslaugung der Böden könnte diese Nutzbarmachung der Homöopathie für Ackerbau und Garten in jedem Fall eine „sanfte“ Revolution und echte Alternative zu dem herkömmlichen Pestizid- und Düngereinsatz darstellen. Angefangen bei Pflanzenkrankheiten durch Bakterien, Viren oder Pilze, über Schädlingsbefall bis hin zu Verletzungen der Pflanzen durch z.B. Umpflanzung etc. sind Behandlungen mit homöopathischen Mitteln möglich. Mit diesem neuartigen Ansatz eröffnen sich nicht nur für den großen Agrarbetrieb kostengünstige und umweltschonende Möglichkeiten, die Pflanzen effektiv zu schützen, auch der Hobbygärtner wird in diesem erstaunlichen Fundus an homöopathischen „Pflanzenschutzmitteln“ das Entsprechende für sein Gartenproblem finden, vom Blattlausbefall bis zur Pilzerkrankung bei Obstbäumen und vieles mehr …
Für einen Erfahrungsaustausch über die Anwendung der im Buch beschriebenen homöopathischen Präparate, haben wir auf unserer Webseite ein Forum eingerichtet: www.narayana-verlag.de
Die Herausgeber
Mehr als jede andere Methode bringt die Homöopathie Vorteile für die Landwirtschaft, die vielleicht nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind. Ein Wechsel zur Homöopathie bedeutet, dass man überwiegend auf den Konsum von fossilen Brennstoffen verzichten sollte. Daher kann man eine solche Umstellung als bewusste ökologische Entscheidung bezeichnen. Wir leben in einer Zeit, in der das ökologisch orientierte Denken bei den Konsumenten langsam wächst, aber noch nicht in das Bewusstsein der Produzenten vorgedrungen ist. Auch für die Landwirte, die sich mit dieser Thematik schon auseinandersetzen, konnte bis jetzt keine adäquate Lösung gefunden werden. Schon allein die logistischen Schwierigkeiten eines solchen Umschwungs scheinen unüberwindbar zu sein. Um das zu leisten, bedarf es eines radikalen Sinneswandels – allein der Gedanke daran lässt einen erschauern. Vor allem müssen wir einen riesigen Schritt zurückgehen – und das sehr schnell. Wir brauchen wieder kleinere Bauernhöfe, Zugtiere, manuelle Arbeitskräfte, also allgemein ein langsameres Tempo. Manchen Ländern wird ein solcher Übergang nicht schwer fallen, weil sie sich vom wirtschaftlichen Standpunkt her größtenteils noch in diesem „primitiven“ Zustand befinden. Länder, die schon stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind, werden damit größere Probleme haben. Sie haben nicht genug Arbeitstiere, auf die sie schnell und unkompliziert zurückgreifen können. Außerdem fehlt ihnen das nötige Wissen, um diese Ressource einsetzen zu können. Anhand der Beispiele Indiens, Europas und der USA wollen wir uns die Problematik einmal anschauen.
In Indien werden noch 80% aller Kurzstreckentransporte mit Zugtieren abgewickelt. Die landwirtschaftlichen Betriebe sind klein und versorgen vorwiegend einen regionalen Markt. Die Bauern setzen für die schweren Arbeiten wie Pflügen, Transporte oder Erntearbeiten oft noch Zugtiere ein. Die Gesellschaft hier kann sich schon allein aus diesem Grund relativ leicht auf ein Leben ohne fossile Brennstoffe umstellen.
Für Europa wird diese Umstellung schon schwieriger sein, weil der westliche Teil Europas sehr stark von fossilen Brennstoffen abhängig ist. Andererseits werden in den neuen, osteuropäischen EU-Staaten noch häufig Zugtiere in der Landwirtschaft eingesetzt und viel Wissen über alte landwirtschaftliche Methoden ist vorhanden. Von diesen Ländern kann Westeuropa noch sehr viel lernen. Obwohl die ersten 15–20 Jahre vor allem für den westlichen Teil Europas sehr schwer sein werden, kann man die damit verbundenen Probleme doch relativ leicht bewältigen.
Die Lage der Vereinigten Staaten dagegen ist prekär, weil dort die gesamte landwirtschaftliche Produktion vom Einsatz fossiler Brennstoffe abhängig ist. Es gibt hier weder Zugtiere noch Fachleute, die die alten landwirtschaftlichen Methoden anwenden könnten. Davon abgesehen sind die landwirtschaftlichen Betriebe zu groß, um ohne diese Brennstoffe geführt werden zu können. Von allen Ländern dieser Erde wird es sie am schlimmsten treffen.
Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist der Fluch der modernen Landwirtschaft. Der Geologe Dale Allen Pfeiffer schreibt in seinem Artikel „Eating Fossil Fuels“, dass für jede Kilokalorie, die in den USA mit der Nahrung verzehrt wird, zehn Kilokalorien fossiler Brennstoffe verbraucht werden. Das Größenverhältnis kann man damit erklären, dass in der modernen Lebensmittelverarbeitung für jeden Schritt fossile Brennstoffe bzw. Petrochemikalien benötigt werden: Der Ausgangsstoff für viele Pestizide ist Erdöl und kommerzielle Dünger enthalten Ammoniak, welches aus natürlichem Gas hergestellt wird. Unsere Erdgasreserven werden ungefähr zehn Jahre nach den Erdölreserven erschöpft sein.
Mit der Ausnahme einiger weniger experimenteller Prototypen werden alle landwirtschaftlichen Geräte wie Traktoren und Zugmaschinen unter Verwendung von Erdölprodukten hergestellt und betrieben. Auch die Gerätschaften zur Lagerung unserer Nahrungsmittel werden mit Hilfe von Erdöl hergestellt, transportiert und mit Strom am Laufen gehalten. Dieser Strom wiederum wird häufig aus Erdgas oder Kohle gewonnen.
In den USA legen Nahrungsmittel durchschnittlich 2.400 km zurück, bevor sie auf dem Teller landen. In Kanada reisen sie noch etwas weiter, nämlich um die 8.000 km. Fisch wird von Pakistan nach Großbritannien eingeflogen und anschließend mit dem Lastwagen von London nach Cornwall transportiert. Dort wird er gereinigt und in Dosen verpackt, um dann in Londoner Supermärkten verkauft zu werden. Heutzutage kann man Nudeln kaufen, die im westlichen China produziert, in Shanghai verladen und nach Europa oder in die USA verschifft werden. Diese Nudeln sind dann um die halbe Welt gereist, bevor sie von uns verzehrt werden.
Die Organic Trade Association (OTA) hat ausgerechnet, dass zur Herstellung einer einzigen Jeans durchschnittlich 750 g Düngemittel und Pestizide benötigt werden. Kurz gesagt, wir Menschen fressen Öl wie zweibeinige SUVs (Sport Utility Vehicles).
Wahrscheinlich ist die Landwirtschaft der wichtigste Industriezweig, den wir Menschen haben, da sie uns mit allen Lebensmitteln versorgt, die wir brauchen. Und doch wird die eigentliche Landwirtschaft vom Agribusiness vernachlässigt und werden die Landwirte als billige Ware behandelt, mit denen man tun und lassen kann, was man will. Das Agribusiness ist nicht daran interessiert, uns Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, sondern riesige Profite einzufahren und die Interessen ihrer Aktionäre zu befriedigen; wenn es sein muss, dann auch auf Kosten der Bauern. Die Macht über die Produktion unserer Lebensmittel gehört nicht in die Hände des Agribusiness und muss unbedingt wieder an die Landwirte zurückgehen. Sollte das nicht passieren, werden einschlägige Geschäftsinteressen weiterhin bestimmen, was von Landwirten angebaut und von uns Konsumenten gegessen werden soll. Sie allein werden entscheiden, was den größten Gewinn abwirft und somit angebaut werden darf. Hier ein Beispiel:
Der Anbau von Getreide, Raps und anderen ölhaltigen Kulturpflanzen zur Gewinnung von Sprit wird generell als umweltfreundlich, CO2-neutral oder nachhaltig bezeichnet. Das ist irreführend und ein Widerspruch in sich. Biodiesel trägt nichts zum Umweltschutz bei, sondern nimmt wertvolles Ackerland von der Lebensmittelproduktion weg und treibt die Lebensmittelpreise so stark in die Höhe, dass sie für viele arme Menschen unerschwinglich werden. Diese Entwicklung ist antisozial und stellt eine Verletzung der Menschenrechte dar, die es ganz entschieden zu verurteilen gilt. Die Landwirtschaft, wie wir sie kennen, ist an einem absoluten Tiefpunkt angelangt, nicht nur, weil sie wertvolle Rohstoffe verschwendet, sondern auch, weil sie die Umwelt und insbesondere das Grundwasser verschmutzt. Es ist höchste Zeit für eine gründliche Überholung.
Die moderne Landwirtschaft verursacht wahrscheinlich mehr Verschmutzung als alle anderen Industriezweige, nicht zuletzt deshalb, weil vor allem hochgiftige Präparate direkt auf dem Acker eingesetzt werden. Noch dazu werden zehn Liter fossile Brennstoffe, 100.000 Liter Wasser und 16 Kilogramm Getreide benötigt, um ein Kilogramm Fleisch zu produzieren. Neben künstlichen Düngemitteln setzen die Landwirte zahlreiche giftige Herbizide, Pestizide und Fungizide ein, um ihre schwachen und in der Regel aufgeschwemmten Pflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten zu schützen. Viele dieser Präparate werden aus Erdöl hergestellt und verursachen viele Umweltschäden durch Versickerung ins Grundwasser und in Flüsse. Über diese Wege gelangen die schädlichen Stoffe ins Meer, wo sie Korallenbänke, Fische und Schalentiere vergiften.
Auch die nützlichen Insekten kommen auf diese Art und Weise zu Schaden, vergiften ihrerseits Vögel und kleine Raubtiere und gelangen so in die Nahrungsmittelkette. Niemand kann genau sagen, wie viele unserer modernen Krankheiten auf die Giftstoffe in unserer Nahrung zurückzuführen sind. Erste Versuche, auf diesem Gebiet systematisch zu forschen und die Gifte bestimmten Krankheiten zuzuordnen, laufen nur zögerlich an. Wenn wir so weitermachen, wird uns bald eine Welle neuer Krankheiten überrollen. Die Schulmedizin wird sich dann wieder auf die Jagd machen nach den zugehörigen Keimen, versuchen diese auszumerzen und dabei nur noch mehr Leid verursachen.
Auch der moderne Trend zur Gentechnik ist außerordentlich töricht, weil die neu erfundenen „Pestizid-Pflanzen“ nicht nur Ungeziefer abtöten, sondern auch die nützlichen Bienen, die immer noch die größte Bestäubungsarbeit leisten. Denn der Blütenstaub dieser Pflanzen ist besonders für die Bienen giftig. Manche genetisch veränderte Pflanzen vergiften Raupen, die sich dann nicht mehr zu Schmetterlingen weiterentwickeln können. Schmetterlinge zählen aber auch zu den wichtigsten Bestäubern unserer Nutzpflanzen. Wir sind auf die Bestäubung unserer Kulturpflanzen angewiesen. Wenn wir durch die moderne landwirtschaftliche Praxis diese Insekten verlieren, können wir davon ausgehen, dass sich die Hungersnot auf unserem Globus rapide ausbreiten wird.
Kranke Pflanzen können ihre Kapazität, CO2 aufzunehmen, nicht voll ausschöpfen, weil die CO2-Aufnahme in geschwächtem Pflanzengewebe um bis zu 50% reduziert wird. Werden Pflanzen mit Pestiziden und Fungiziden behandelt, reduziert sich die Aufnahme von CO2 nochmals um 30%. Wenn wir uns überlegen, dass weltweit 30% der Ernte auf diese Weise verloren gehen, versteht es sich fast von selbst, dass das auch Auswirkungen auf das globale Klima hat. Der Integrierte Pflanzenschutz (IPS) zeigt uns, dass Pflanzen, die mit ungiftigen und unschädlichen Methoden angebaut werden, schneller und kräftiger wachsen als ihre chemisch behandelten Vettern.
Wenn wir also die Treibhausgase reduzieren wollen, müssen wir unseren Verbrauch von fossilen Brennstoffen senken. Unsere Similicure-Methode kann in der Landwirtschaft Pestizide, Fungizide, Herbizide und Düngemittel ersetzen und somit den direkten Verbrauch von fossilen Brennstoffen um 50% reduzieren. Ein solcher Prozentsatz ist phänomenal und drückt die CO2-Produktion erheblich. Eine Umstellung auf die Similicure-Methode wirkt sich aber auch indirekt auf den Treibhauseffekt aus. Wenn wir alle Faktoren mit einbeziehen, könnten unterm Strich ca. 200% weniger CO2 ausgestoßen werden.
Um das zu erreichen, ist eine Revolutionierung unseres Denkens notwendig. Wir müssen unseren Tunnelblick ablegen und lernen, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen. Wir müssen lernen, dass alles ein Teil eines großen Ganzen ist und somit miteinander verbunden. Wir Menschen gehören, wie alles andere auch, ebenfalls zu diesem Ganzen und was wir Teilen davon zufügen, fügen wir uns selbst zu. Wir müssen einsehen, dass wir uns selbst Schaden zufügen, wenn wir unsere Nahrung vergiften – du bist, was du isst. Dieser kleine Spruch ist mehr als nur ein Motto, er ist eine tief greifende Einsicht in das Leben. Wie möchten Sie sein? Vergiftet oder gesund? Als Konsumenten haben Sie die Wahl. Die Konsumenten sind eine der größten Interessengruppen und können Gesetzesänderungen erzwingen, wie zum Beispiel in Kalifornien, wo nach einem öffentlichen Aufschrei über 200 gefährliche Pestizide verboten wurden.
Die Natur entsteht und lebt in Harmonie – den sprichwörtlichen Kampf ums Überleben gibt es nicht. Natürlich ist das Prinzip „friss oder werde gefressen“ Teil des natürlichen Gleichgewichts, aber es existiert niemals im Überschuss – das gibt es nur in künstlich geschaffenen Situationen, z. B. unserer Landwirtschaft. Unsere Anbaumethoden sind von Grund auf unnatürlich. In der Natur gibt es keinen Überschuss. Sie stellt in jedem Fall das gesunde Gleichgewicht wieder her, indem überschüssiges Leben abstirbt – durch Krankheit oder Schädlingsbefall. Wenn wir gesunde Kulturen anbauen wollen, müssen wir die Natur nachahmen und ein gesundes Gleichgewicht imitieren. Genau aus diesem Grund werden schon seit Urzeiten bestimmte Pflanzen miteinander angebaut, um sich gegenseitig zu stärken und zu stützen, z. B. Tomaten und Basilikum, Bohnen und Kartoffeln, Mais und Kartoffeln usw. Den gleichen Effekt erreicht man, wenn diese Pflanzen als homöopathische Mittel eingesetzt werden.
Das Ähnlichkeitsgesetz kann man überall in der Natur anwenden. Ähnliches bringt Ähnliches hervor, Ähnliches heilt Ähnliches und Ähnliches zieht Ähnliches in jeder Hinsicht an. Deshalb sollte auch leicht verständlich sein, dass Ähnliches das Ähnliche imitiert und Ähnliches das Ähnliche neutralisiert. Wenn man diese Prinzipien auf die Landwirtschaft bezieht, kann man davon ausgehen, dass das, was in der Natur gut miteinander wächst, auch in potenzierter Form gegeben werden kann. Auch die nützlichen Räuber können auf diese Weise eingesetzt werden. Das gleiche gilt für die Pheromone und die Allelopathie mit ihren allelopathischen Substanzen, ebenso für die Pilze und Bakterien. Wir haben also eine große Anzahl von spezifischen Mitteln zur Schädlings- und Krankheitsbekämpfung zur Verfügung, ohne die Nachteile, die Resistenzen, Umweltverschmutzung, Gifte und deren tödlicher Kreislauf mit sich bringen.
Es folgt, dass die Pflanzen durch die homöopathischen Mittel gesünder werden, mehr CO2 aufnehmen können und auch im Wuchs kräftiger und größer werden. So kann besonders die CO2-Aufnahme bei unseren Kultur- und Nutzpflanzen erhöht werden. Auf diese Art und Weise können wir bei der CO2-Aufnahme insgesamt eine Steigerung von 100 % erreichen. Wenn der Verbrauch von fossilen Brennstoffen dann noch sinkt, könnte der Ausstoß von Treibhausgasen um ca. 200 % verringert werden. Zusammen mit dem Projekt zur Begrünung der Wüste, das ich an einer anderen Stelle beschreiben werde, ist es die beste Lösung, die CO2-Produktion zu reduzieren. Wenn es uns gelingt, auf 25 % der Erdoberfläche die CO2-Aufnahme um 200 % zu steigern und auf weiteren 25 % die Wälder wieder aufzuforsten und gesund zu machen, hätten wir schon einen enormen Vorteil gewonnen.
In Kombination mit dem Projekt „Begrünung der Wüste“ können wir den Anteil an fruchtbarem Boden erhöhen. Wälder müssen aufgeforstet werden, damit genügend Regen fällt, um die Felder bewässern zu können und die CO2-Aufnahme noch weiter zu erhöhen. Es versteht sich von selbst, dass wir unbedingt und sofort dem Raubbau an unseren Wäldern ein Ende setzen müssen – nicht nur im Amazonas, sondern auch in Australien, den USA, in Kanada und Südostasien. Alle abgeholzten Wälder müssen wieder aufgeforstet werden, was im Falle des Amazonas eine enorme Herausforderung sein wird. Wenn dies nicht geschieht, wird jede Maßnahme, das CO2 zu verringern, sinnlos sein.
Ich werde an entsprechender Stelle ausführlich erörtern, warum eine minimale Dosierung der Mittel wichtig ist und welche Vorteile es bringt, die passenden Mittel für die Symptomenbilder, die man vorliegen hat, zu geben. Wir haben es hier mit einem völlig neuen Konzept zu tun, bei dem das Ganze wichtiger ist als seine Teile. Wir müssen vom Allgemeinen zum Spezifischen gehen, da wir erst das Ganze verstehen müssen, bevor wir verstehen können, wie die einzelnen Teile funktionieren. Wenn wir uns zum Beispiel in der Natur umschauen, dann sehen wir, dass die Bäume sich gegenseitig genug Platz zum Wachsen lassen – sie wachsen mit ihren Zweigen einfach woanders hin, weg von ihren Nachbarn. Jede Pflanze schafft einen Lebensraum für die andere und die, die durch ihre medizinischen Eigenschaften, ihre Pheromone, ihre allelopathischen Substanzen, ihren Geschmack oder andere Ähnlichkeiten miteinander verwandt sind, suchen und finden sich in aller Regel. Aus diesen Beziehungen können wir lernen, wie alles als Ganzes funktioniert und welchen Platz jede Kreatur in diesem Zyklus innehat.
Bodenverbesserer kennt man in der Landwirtschaft als Mist, Kompost oder Gülle. Diese wurden ursprünglich auf dem Hof produziert und auf dem Acker verteilt. Es blieb dann den Würmern überlassen, das Ganze in den Boden einzuarbeiten, und der Boden blieb gesund.
Im Zuge der so genannten landwirtschaftlichen Revolution wurden chemische Dünger eingeführt, was scheinbar den Gestank und die Fliegen beseitigte, die als Nebenwirkung von Kompost und Mist bis dahin in Kauf genommen werden mussten. Es hatte auch den Anschein, dass die Pflanzen durch das regelmäßige Düngen gedeihen und die Düngemittel gut an den Lebenszyklus der Pflanzen angepasst waren.
Durch die Gabe von Kalium und Stickstoff während der Wachstumsphase wurden die Pflanzen größer und kräftiger. Die Gabe von Phosphor während der Blüte und des Fruchtansatzes schien größere und schönere Blumen und Früchte zu produzieren. Damit verbunden war allerdings ein zunehmender Geschmacksverlust. Die Nahrung war nun nicht mehr gesund. Ähnlich wie wir Menschen durch Fast Food übergewichtig werden, wurden auch die Pflanzen einfach zu fett.
Als dann auch noch immer größere Mengen an Gift nötig waren, um die zunehmenden Krankheiten und Schädlinge zu bekämpfen, wurden die Lebensmittel schlichtweg ungenießbar und gefährlich. Wir nahmen nicht nur große Mengen Krebs erregenden Stickstoffs zu uns, sondern auch große Mengen anderer Giftstoffe wie DDT und Organochloride. Das geschah trotz Lagerungszeiten für die Gifte und der Empfehlung, Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich zu waschen.
Rudolf Steiner war der Erste, der erkannte, dass die heute gängige Anbaumethode – auf kargem Boden und unter Einsatz von chemischen Düngern – nicht der richtige Weg sein kann. Er entwickelte mehrere Präparate auf der Basis von Kuhmist (B500 und B501/reines Silicea), die als Bodenverbesserer und ohne Fliegen und Gestank eingesetzt werden konnten. Seine Präparate regenerieren die Mikroben im Boden, liefern den Pflanzen gut verwertbare Nährstoffe und verbessern die Bodenstruktur.
Wir möchten in diesem Buch einige seiner Errungenschaften vorstellen und auch der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, bei der Garten- und Ackerpflege ganz und gar auf Chemikalien verzichten zu können.
Da das Bewusstsein die Wurzel allen Lebens ist, vom Elementaren bis hin zum Komplexen, müssen wir auch den Pflanzenanbau mit diesem Bewusstsein angehen. In den Puranas (hinduistische Schriften) wird beschrieben, wie sich das Bewusstsein der Lebewesen in vier Stadien entwickelt.
Das Bewusstsein der Steine und Felsen ist wie ein Samenkorn. Diamanten sind Kristalle, die wachsen, und Wachstum ist ohne Bewusstsein nicht möglich.
Bei den Pflanzen kann man das Bewusstsein mit einem Sämling vergleichen. Auch hier dominiert das Wachstum die Bewusstseinsebene.
Das Bewusstsein der Tiere gleicht einer ausgewachsenen Pflanze, bevor die Blüte erreicht ist. Tiere haben eine Persönlichkeit und besitzen die Fähigkeit zum Lernen, aber nicht zum philosophischen oder abstrakten Denken.
Das Bewusstsein der Menschen ist vergleichbar mit einer Pflanze, die Knospen trägt. Wenn Menschen den Zustand der Selbsterkenntnis und bedingungslosen Liebe erreicht haben, beginnt diese Knospe zu blühen.
Denjenigen, die argumentieren, dass die niedrigen Lebensformen keine Seele und damit kein Bewusstsein besitzen, möchten wir folgende Konversation, aus der Mahabharata (indisches Heldenepos auf Sanskrit, das dem Weisen Vyasa zugeschrieben wird und auch die Bhagavad Gita beinhaltet.) adaptiert, nahe legen:
„Die Parallelen liegen viel näher beieinander, als man zuerst vermuten mag. Ich meine, wie kann das, was in der menschlichen Materia Medica steht, sich auf die Pflanzen auswirken? Der Mund einer Pflanze befindet sich in der Erde – das sind die Wurzeln. Am Übergang zwischen Wurzel und Stängel, da wo die erstere in den letzteren übergeht, befindet sich das Herz und damit das Zentrum des Kreislaufes, der Stickstoff nach oben und Zucker nach unten transportiert. Die Verdauung, Atmung, das Sehen, die Harnorgane und die Schweißdrüsen befinden sich alle in den Blättern. Die Pflanze ist in vielerlei Hinsicht dem Menschen sehr ähnlich und leidet unter ähnlichen Krankheiten und Schädlingen.“
„Als nächstes wirst du mir erzählen wollen, dass eine Pflanze auch ein Bewusstsein besitzt. Bäume leben, aber sie müssen blind und taub sein, ohne Geruchs- und Geschmackssinn, ohne Tastsinn.“
„Du sprichst von der Summe der fünf Mächtigen Kreaturen, aus denen die materielle Welt entsteht und die über die dazugehörigen Sinne herrschen. In der Mahabharata gibt es eine schöne Geschichte, die verdeutlicht, warum die Pflanzen uns ähnlicher sind, als du glaubst.“
König Bharadwaja fragte den Weisen Bhrigu nach den Sinnen und den Elementen, die zu ihnen gehören.
„Das Ohr gehört zu dem Element des Raumes, die Nase zur Erde, die Zunge zum Wasser, der Tastsinn zur Luft oder zu den Winden und die Augen zum Element des Lichtes oder des Feuers. Alle Kreaturen, beweglich oder unbeweglich, sind aus diesen fünf Mächtigen Kreaturen zusammengesetzt.“
Bharadwaja zweifelte am Wahrheitsgehalt dieser Geschichte und fragte, warum diese Elemente in den fest gewachsenen Kreaturen nicht zu sehen seien.
„Die Bäume haben keine Wärme in ihren Körpern. Sie können sich nicht bewegen und bestehen aus dichten Teilchen. Man kann die fünf Elemente nicht in ihnen erkennen. Bäume können nicht sehen, hören, riechen oder schmecken und können nichts berühren.“
„Genau. Das denke ich auch. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass es in den Bäumen viel Raum gibt in den inter- und intrazellulären Zwischenräumen. Sie produzieren immerzu Blätter, Früchte und Blüten und haben deshalb auch Wärme in ihnen, die dazu führt, dass die Bäume ihre Blätter abwerfen. Auch können sie krank werden, sie welken und trocknen aus, was zeigt, dass sie durchaus einen Tastsinn besitzen. Wie sonst könnten sie von Krankheit ‚berührt’ werden? Durch das Geräusch des Windes, des Donners und des Feuers fallen Früchte und Blätter ab, also müssen die Bäume Ohren haben und hören. Was soll ich sonst noch dazu sagen? Es gibt sogar ein Buch, ‚Das geheime Leben der Pflanzen’, in dem dieses Bewusstsein beschrieben wird.“
Bhrigu hatte noch mehr zu sagen:
„Eine Schlingpflanze klettert immer weiter an einem Baum hoch, selbst wenn sie ein Stück weit vom Baum weg gewachsen ist. Sie wird sich immer und unfehlbar einen Baum suchen und daran hoch klettern. Blinde Dinge können niemals ihren Weg finden, also beweist es, dass die Pflanzen sehen können. Auch drehen sich die Blätter und Blüten mit der Sonne, um tagsüber so viel Licht wie möglich aufzunehmen, das beweist, dass auch die Bäume sehen und sich bewegen können. Sie reagieren auf Gerüche, wie zum Beispiel Räucherstäbchen, indem sie Blüten bilden. Sie trinken Wasser mit ihren Wurzeln und können Krankheiten haben, die auf verschiedenste Weise geheilt werden können. Das zeigt, dass auch sie einen Geschmackssinn besitzen. Sie reagieren empfindlich auf Lust und Schmerz, der ihnen von Mensch oder Wetter zugefügt wird, indem man sie beschneidet oder zerbricht. Dann beginnen sie erneut zu wachsen und zeigen so, dass sie Leben in sich haben. Sie saugen Wasser auf, wachsen und werden grün. Wenn es kein Wasser in den Bäumen gäbe, woher kommt es dann, dass grünes, frisches Holz nicht brennt? Hier kannst du sehen, dass die fest gewachsenen Kreaturen alle Eigenschaften besitzen, die bei allen anderen Kreaturen auch zu finden sind. Deshalb sage ich, dass sie nicht viel anders sind als wir Menschen, obwohl Zustände, die sich im Grunde sehr ähnlich sind, bei beiden sehr unterschiedlich aussehen können.“
Das ist eine sehr freie Wiedergabe der Argumente des Königs und des Weisen, in die moderne Ansichten mit eingeflochten wurden, wie z. B. aus dem Buch „Das geheime Leben der Pflanzen“ (1973). Während die Worte, die Bhrigu wählt, um seine Argumente darzustellen, von der modernen Wissenschaft nicht akzeptiert werden würden, sind seine Ausführungen meiner Ansicht nach sehr wissenschaftlich. Wir werfen Newton ja auch nicht vor, er hätte unwissenschaftliche Begriffe verwendet, nur weil eine moderne Formulierung seines Gesetzes der Schwerkraft sich heute anders anhören würde. Die wissenschaftliche Sprache hat sich mit der Zeit ebenfalls entwickelt. Wir müssen uns nur Blacks medizinisches Wörterbuch anschauen, um zu sehen, wie sich die Begriffe in den letzten 50 Jahren verändert haben. Dass das auf die verfeinerten Methoden zurückzuführen ist, die uns zur wissenschaftlichen Beobachtung zur Verfügung stehen, und weniger auf ein besseres Verständnis der Dinge, wird nur allzu gerne vergessen. Aber genauso, wie wir die Methodik zur wissenschaftlichen Beobachtung in höchstem Maße verfeinert haben, konnten schon die vedischen Seher (indische Priester in der Tradition des Veda) die Zeit mit einer Genauigkeit berechnen, die wir bis heute nicht erreichen können.
Das Bewusstsein ist in allen Dingen präsent, auch in dem, was Sie und ich als tote oder inaktive Masse bezeichnen würden. Es kann deshalb als der vereinigende Faktor bezeichnet werden. Auch tote Materie ist das Produkt des Bewusstseins, ein Auto ebenso wie ein Tisch oder ein Stuhl.
Wenn wir eine elementare oder pflanzliche Substanz nach homöopathischen Regeln oder nach der Steiner-Methode verarbeiten, können wir beobachten, wie das spezifische Bewusstsein des jeweiligen Stoffes freigesetzt wird. Wenn man diese Präparate dann dem Boden zuführt, entsteht daraus ein lebendiger, harmonischer Organismus, der diese Harmonie an die Pflanzen, die dort wachsen, weitergibt. Die Früchte, die wir von solchen Pflanzen ernten, werden sich auch auf uns positiv auswirken.
Gesund leben heißt nicht nur gesunde Lebensmittel zu verwenden. Es ist ein komplettes und allumfassendes Konzept, zu dem auch unser Lebensstil und unsere Anbaumethoden gehören. Unser Land im Einklang mit der Natur zu nutzen – egal ob wir darauf wohnen, es bewirtschaften oder der Wildnis überlassen – hat allerhöchste Priorität, wenn wir selbst überleben wollen. Mit diesen Präparaten können wir optimale Voraussetzungen schaffen für die Landwirtschaft und damit für ein harmonisches, gesundes Leben. Es gibt uns Zeit zu verstehen, warum wir überhaupt hier auf der Erde sind, und es in der Praxis umzusetzen.
Schon Steiner schrieb, dass „die biodynamischen Präparate die Aufgabe haben, die Konstitution einer Pflanze zu stärken.“ Es scheint, dass er die Konstitution einer Pflanze als eigenständige Einheit ansah, die bei allen Pflanzen gleichermaßen vorhanden ist. Diese Einheit kann man vielleicht vergleichen mit der Bewusstseinsebene – eines Sämlings –, die die Konstitution als Ganzes beeinflusst. Man kann ja dasselbe bei Tieren und bei Menschen beobachten, deren eigene Bewusstseinsebene beeinflusst, für welche Krankheiten sie konstitutionell anfällig sind. Allerdings gibt es innerhalb dieses konstitutionellen Bewusstseins weitere Unterteilungen, wie man schon anhand der enorm großen Differenzierungen innerhalb des Pflanzen- und Tierreichs sehen kann.
Die Begeisterung, mit der die erste Auflage1 von der Öffentlichkeit aufgenommen wurde – wir erhielten schon Bestellungen, bevor das Buch gedruckt war –, hat uns dazu angeregt, es nicht bei der Träumerei eines einfachen Homöopathen zu belassen, sondern uns selbst zu übertreffen und die Idee dahinter weiterzuentwickeln.
Wir freuten uns sehr, die zweite Auflage von „Homöopathie für Garten und Landwirtschaft“ zu veröffentlichen. Für uns bedeutete es einen großen Erfolg, diesen für die Landwirtschaft revolutionären Ansatz der Öffentlichkeit vorstellen zu können, denn wir waren der Meinung, dass der Bedarf dafür sehr groß ist.
Nachdem ich das Buch schon eine ganze Weile im Rahmen meiner Lehrtätigkeit und Forschung an der „Similicure School of Homeopathy Research Dept.“ benutzt hatte, kam mir der Gedanke, dass wir ja über uns hinauswachsen könnten, indem wir die zweite Ausgabe etwas praktischer gestalten. Die alphabetische Gliederung entpuppte sich im Laufe der Zeit als unpraktisch, da man jedes Mal umständlich im Buch suchen musste, bis man das richtige Mittel für ein bestimmtes Problem gefunden hatte. Das machte die Anwendung des Buches etwas mühselig, noch dazu war die Fülle der vorhandenen Information unübersichtlich und konnte besser strukturiert sein.
Aus diesem Grund baten wir unseren Verleger, das Layout des Buches von Grund auf zu ändern, um ein gutes Nachschlagewerk für die Anwendung in der Praxis anbieten zu können. Auch das beste Layout kann nicht perfekt sein, aber unsere neue Ausgabe ist handlicher und praktischer als zuvor. In diesem Buch sind viele neue Mittel beschrieben, was unseren Lesern eine größere Auswahl und damit bessere, weil spezifischere, Behandlungsmöglichkeiten geben wird.
Wir haben den Text mit Farbfotos von Krankheitszuständen, Schädlingen und Nährstoffproblemen ergänzt, um die Identifikation eines bestimmten Problems einfacher zu machen. Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Probleme haben wir auch hinzugefügt.
Natürlich gibt es auch Schädlinge, die auf mehreren Pflanzenarten zu finden sind. Die Blattlaus ist wohl das beste Beispiel hierfür. Es gibt Blattläuse, die fast durchsichtig erscheinen, manche schimmern grün, andere wiederum sind blass grün, zitronenfarben, gelb, hellbraun, pfirsichfarben, pink, blass rot, blau, weiß oder schwarz. Es gibt sie überall. Es gibt allein zwölf verschiedene Arten von Blattläusen, die auf das Mittel Coccinella ansprechen.
Es gibt allerdings auch Räuber, die auf Insekten spezialisiert sind, die auf bestimmten Pflanzen leben – es gibt zum Beispiel verschiedene Arten von Florfliegen, die alle von verschiedenen Arten von Weißen Fliegen leben. Das Mittel, das aus einer dieser Arten hergestellt wurde, wirkt bei allen Weißen Fliegen, ist aber spezifisch nur für die eine. Deshalb sollte man zur Bekämpfung der Kohlfliege ein anderes Florfliegenmittel einsetzen als zur Bekämpfung der Möhrenfliege, für die es andere, spezifische Räuber gibt.
Dieses Beispiel macht deutlich, dass es mit Hilfe der neuen Auflage möglich sein wird, gezielter gegen Pflanzenkrankheiten und Schädlinge vorgehen zu können, als es bislang mit konventionellen Methoden der Fall ist. Wir hoffen, dass unser Buch Profis und Hobbygärtner gleichermaßen ermutigen wird, sich diese Vorteile zunutze zu machen.
Wir haben jetzt ganz offensichtlich ein robusteres Werk vor uns als die schlanke Ausgabe, die zuerst geplant war. Wo wir uns bei der ersten Ausgabe noch auf konventionelle Berichte und Abhandlungen verlassen mussten, können wir hier die Früchte unserer eigenen Versuche ernten und die Erfahrungswerte aller jener mit einbeziehen, die uns wertvolle Informationen geben konnten.
Wir möchten außerdem darauf hinweisen, dass manche homöopathischen Mittel in allen oder mehreren Kapiteln erwähnt werden. Das ist keine sinnlose Wiederholung, sondern soll verdeutlichen, dass wir für dieses Mittel viele Informationen über unterschiedliche Anwendungsgebiete zusammengetragen haben.
Solche Mittel sind die so genannten Polychreste, da sie ein sehr großes Wirkspektrum haben und oft sogar gegensätzliche Symptombilder abdecken. Die Polychreste sind vorwiegend unter den elementaren Substanzen zu finden, aber einige wenige auch bei den Säuren und deren Salzen.
Silicea ist ein solches Polychrest und kann gegen Pilze, Schädlinge und bei Verletzungen eingesetzt werden. Es ist ein gutes Mittel zur Unkrautvernichtung und zur Gründüngung geeignet. Silicea ist Ihnen vielleicht schon aus der ersten Ausgabe unseres Buches bekannt, jetzt wird es im Rahmen der verschiedenen Kapitel beschrieben, d. h. in jedem Kapitel erörtern wir einen anderen Aspekt dieses Mittels. Auf diese Art und Weise haben wir mehrere Mittel, die in der Landwirtschaft ganz unterschiedlich eingesetzt werden können, aufgeteilt und an unterschiedlichen Stellen des Buches besprochen.
Für andere Mittel wiederum gibt es nur ein einziges Anwendungsgebiet. Manche können zur Bekämpfung von Schädlingen und gegen Krankheiten eingesetzt werden, andere Mittel sind zusätzlich bei Nährstoffproblemen sehr nützlich oder können als Unkrautvernichter oder Bodenverbesserer eingesetzt werden.
Wir haben auch viele neue Mittel gegen Schädlinge eingeführt, wobei wir die meisten aus dem Integrierten Pflanzenschutz (IPS) abgeleitet haben. Diese Mittel können ohne die Nachteile und für einen Bruchteil der Kosten, die üblicherweise mit der biologischen Schädlingsbekämpfung verbunden sind, eingesetzt werden. Wir können nun spezifische Mittel gegen Schädlinge wie Weiße Fliegen, Kohlfliege, Spinnmilbe und Halotydeus destructor anbieten, mit denen wir ausgezeichnete Erfahrungen gemacht haben.
Das Thema Unkrautvernichtung hatten wir in unserer ersten Ausgabe etwas vernachlässigt, haben aber jetzt einige neue Mittel eingeführt, die wir zur Unkrautbekämpfung empfehlen können. Da Unkräuter ein großes Problem für alle Bauern darstellen, aber ganz besonders für biologisch und biodynamisch arbeitende Landwirte, haben wir auf diesem Gebiet umfangreich geforscht. Während Unkräuter bislang mühsam per Hand entfernt werden mussten, kann man sich jetzt durch den Einsatz dieser ausgezeichneten Mittel viel Zeit und Mühe sparen.
Eine weitere wichtige Entwicklung betrifft die Klassifizierung der Mittel. Während wir am Anfang unserer Forschung die Mittel aus der menschlichen Materia Medica auf Pflanzen übertrugen, konnten wir sehr bald erkennen, dass wir einen anderen, neuen Ansatz brauchen.
Die Problematik der Pflanzen unterscheidet sich grundlegend von der der Menschen. Schon bald zeigte sich, dass wir für die Behandlung von Pflanzen völlig andere Mittel benötigen. Natürlich bleiben uns einige Mittel aus unserer Materia Medica erhalten, die mit großem Erfolg bei Pflanzen angewendet werden können, wie ja schon aus unseren ersten Versuchen zu erkennen war. Aber es gibt zum Beispiel ganz spezifische Schädlinge, die wir beim Menschen nicht finden.
Um noch einmal ganz von vorne anzufangen: Durch den ersten natürlichen Räuber, den wir zu einem homöopathischen Mittel verarbeiteten – nämlich Coccinella – kamen wir auf die Idee, weitere Mittel auf diese Art und Weise auszuprobieren. Wir Menschen haben ja auch ganz spezifische Mittel für bestimmte Krankheiten, wie z. B. Cholera und Scharlach, um nur zwei davon zu nennen. Pflanzen werden auch von Epidemien heimgesucht, nämlich durch Schädlinge, die die Pflanzen in großen Mengen befallen können. Diese Schädlinge können bei den einzelnen Pflanzenfamilien sehr unterschiedlich sein.
Ähnlich wie bei den Schädlingen können auch die Pflanzenkrankheiten auf verschiedenen Pflanzen ganz unterschiedliche Formen annehmen. Manche Krankheiten breiten sich über viele Pflanzenfamilien hinweg aus, andere findet man nur auf einer bestimmten Pflanzenart. Das hat uns dazu bewogen, die Pflanzen in Konstitutionstypen einzuordnen. Diese Konstitutionstypen orientieren sich an den jeweiligen Pflanzenfamilien, d. h. die Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) und Süßgräser (Graminae) stellen ganz unterschiedliche Konstitutionstypen dar. Dementsprechend äußert sich auch ihre Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten, abhängig von der Bodenbeschaffenheit und den klimatischen Verhältnissen des Bioms, in dem sie wachsen. Beide Familien sind anfällig für Blattläuse, aber die Kreuzblütengewächse sind häufiger vom Mosaikvirus betroffen, während die Süßgräser empfindlicher sind gegen den Gelbverzwergungsvirus, die Blatt- (Netzfleckenkrankheit) und Spelzenbräune sowie Mutterkorn oder Maisbeulenbrand.
Für jede Pflanzenfamilie gibt es spezifische homöopathische Mittel. Manche dieser Mittel – genau wie manche Krankheiten – beschränken sich in ihrer Wirkung jedoch nicht auf eine Familie.
Wir Menschen beschränken uns beim Anbau von Nutz- und Nahrungspflanzen vorwiegend auf einige wenige Pflanzenfamilien. Zu diesen gehören:
Kreuzblütengewächse
Kürbisgewächse
Süßgräser
Lippenblütengewächse
Hülsenfrüchte
Pfeffergewächse
Rosengewächse
Nachtschattengewächse
Zusätzlich verwenden wir Kräuter aus unterschiedlichen Familien. Von besonderer Bedeutung sind hier die Lippenblütengewächse. Unsere Früchte kommen hauptsächlich aus der Rosenfamilie.
Wir haben es daher mit einer begrenzten Anzahl von Konstitutionsmitteln zu tun, was die Arbeit mit den Pflanzen wesentlich einfacher macht, als es zuerst den Anschein hatte. Die Vorstellung, eine solche Fülle an potenziellen Mitteln für unsere verschiedenen Nutzpflanzen zu sichten und zu ordnen, war anfangs Furcht einflößend und die Aufgabe schien einfach nicht lösbar zu sein. In unserer ersten Ausgabe konnten wir die Konzepte, die wir in diesem Band einigermaßen schlüssig formulieren können, lediglich andeuten.
Wir gingen davon aus, dass auch in diesem Kontext das Ähnlichkeitsprinzip greift. Wir kamen zu dem Schluss, dass die Mittel, die aus einer bestimmten Pflanzenfamilie gewonnen werden, auch zur Behandlung von Nutzpflanzen, die dieser Familie angehören, geeignet sind. Diese Vermutung wurde von unseren Feldstudien bestätigt, was uns die Suche nach dem richtigen Mittel für ein bestimmtes Problem noch einmal erleichterte. Was uns zuerst sehr schwierig zu sein schien, wurde durch die konsequente Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips wesentlich vereinfacht.
Wir haben gesehen, dass die Krankheiten und Schädlinge, die unsere Kulturpflanzen befallen, sich bei den einzelnen Pflanzenfamilien grundlegend unterscheiden. Daher ist es möglich, über eine bestimmte Problematik ganz präzise die passenden Mittel abzuleiten.
Schließlich haben wir in der neuen Ausgabe, soweit bekannt, für jedes Mittel die Arzneimittelbeziehungen aufgeführt. Wir haben diese nach folgenden Kriterien aufgeteilt:
Mittel. Ergänzend. Folgemittel. Vorhergehendes Mittel. Ähnlich/Vergleiche. Unverträglich. Wird antidotiert von. Antidotiert. Wirkdauer.
Unter Mittel wird der Name des besprochenen Mittels aufgeführt.
Ergänzende Mittel sind indiziert, wenn ein bestimmtes Problem nicht durch ein Mittel allein behoben werden kann oder eine konstitutionelle Behandlung erforderlich ist. Die Voraussetzung ist immer, dass die Symptome mit dem Mittel übereinstimmen. Die Ähnlichkeit der Symptome muss unter allen Umständen und bei allen Mitteln, die in diesem Zusammenhang erwähnt werden, berücksichtigt werden.
Das Folgemittel kann auf ein gegebenes Arzneimittel gut folgen und die Heilung fortführen.
Das vorhergehende Mittel kann ein beliebiges Mittel aus den verschiedenen Kategorien sein. Es wurde unmittelbar vor dem Mittel, das zur Behandlung in Betracht gezogen wird, gegeben.
Ein ähnliches/vergleichbares Mittel hat eine vergleichbare Wirkung zu dem besprochenen Mittel. Es ist oft auch das Antidot.
Ein unverträgliches Mittel ruft negative Reaktionen hervor, wenn es direkt nach dem besprochenen Mittel gegeben wird. Das sollte unter allen Umständen vermieden werden.
Das Mittel kann von anderen Mitteln antidotiert werden. Diese Mittel sind unter dem Stichwort wird antidotiert von aufgeführt. Auch hier müssen die Symptome berücksichtigt werden.
Das Mittel selbst kann andere Mittel antidotieren. Diese Mittel sind unter dem Stichwort antidotiert aufgeführt. Auch hier müssen die Symptome berücksichtigt werden.
Die Wirkdauer gibt an, wie lange eine Pflanze von diesem Mittel profitiert. Ein- bis zweijährige Pflanzen sind in der Regel über den gesamten Lebenszyklus hinweg geschützt. Bei Bäumen und Sträuchern muss man die Mittel eventuell alle paar Jahre wiederholen.
Wir möchten alle Leser ermutigen, ihre eigenen Erfahrungen festzuhalten und uns mitzuteilen. Der gesammelte Erfahrungs- und Wissensschatz hilft uns, zukünftige Auflagen zu erweitern und zu ergänzen.
Wir stehen am Anfang einer kosmischen Landwirtschaft und haben enorm vielversprechende Entwicklungsmöglichkeiten vor uns. Wir bemühen uns sehr, die Indikationen, die wir hier in der zweiten Auflage unseres Buches besprechen, auch in groß angelegten Feldversuchen und unter den unterschiedlichsten Bedingungen weiter zu prüfen und zu verifizieren. Wir sind der Meinung, dass die Mittel alle wichtigen Eigenschaften besitzen, die sie von der chemischen Landwirtschaft unterscheiden – sie sind effizient, zuverlässig, umweltschonend und lassen bei den Pflanzen keine Resistenzen entstehen. Außerdem sind sie eine extrem kostengünstige Alternative, um in der Landwirtschaft oder im eigenen Garten optimale Bedingungen für gesunde, kräftige Pflanzen zu schaffen.
Natürlich ist dieses Buch umfangreicher und damit auch teurer geworden. Wir denken, dass sich diese Investition in jedem Falle lohnt. Das Buch ist einfacher zu handhaben, enthält viele neue Erkenntnisse und damit auch viele neue Mittel.
Zuletzt möchte ich mich für alle Fehler oder Diskrepanzen, die sich trotz gewissenhafter Bearbeitung eingeschlichen haben, entschuldigen. Ich hoffe sehr, dass dieses Buch allen Homöopathen und denen, die sich für Pflanzen interessieren (sei es beruflich oder zum Vergnügen), im wahren Sinne der Homöopathie dienen wird.
1 Die erste Auflage ist nur im Englischen unter dem Titel „Homoeopathy for Farm and Garden“ erschienen.
Um verstehen zu können, worum es in der Homöopathie eigentlich geht, ist es dringend erforderlich, die grundlegenden Prinzipien dieser Therapie zu kennen. Im folgenden Kapitel werde ich diese Grundlagen erörtern, so dass sie Ihnen, liebe Leser, bei der Therapie für Pflanzen als Orientierungshilfe dienen können. Die homöopathischen Grundlagen sind bei der Behandlung von Mensch, Tier und Pflanze dieselben, da sie aus den Gesetzen der Natur heraus entstanden sind und somit in der Natur und all ihren vielfältigen Kreaturen universell angewendet werden können. Mutter Natur selbst kann behandelt werden, ihre Größe und ihr Umfang verlangen von uns jedoch einen Ansatz, der sich jeweils mit dem spezifischen Lebensraum vor Ort befasst.
Diese grundlegenden Konzepte sind leicht verständlich und untermauern die praktischen, auf Erfahrung basierenden, Beispiele, die in den Kapiteln über die konkreten homöopathischen Behandlungsansätze erörtert werden. Sie reihen sich ein in die Kreisläufe der Natur und beziehen deren ureigene Intelligenz mit ein. Sie vermitteln Wahrheiten, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen gründen und keine Hypothesen, die lediglich auf Vermutungen ruhen. Sie haben nichts an Gültigkeit verloren seit Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, sie erstmals formulierte. Dieser deutsche Arzt trat in die Fußstapfen dreier Weg weisenden Persönlichkeiten in der Geschichte der Medizin. Lassen Sie uns diese vier herausragenden Persönlichkeiten einmal als die Acharyas der Medizin bezeichnen, ein Begriff aus der vedischen Kultur und heißt so viel wie „spiritueller Lehrer“.
Hippokrates war der Beobachter, der die Kunst der eingehenden klinischen Beobachtung als notwendige Grundlage für eine pathologische Diagnose einführte. Galenius, der Verbreiter, trug mit ungeheurer Autorität die Lehren des Hippokrates hinaus in die medizinische Welt.
Paracelsus, der Kritiker, stellte die schlampige Ausübung der medizinischen Kunst in Frage und führte die chemische und physische Analyse in die medizinische Praxis ein.
„Hahnemann, der Experimentierfreudige, entdeckte das Symptomenbild als Grundlage der pathologischen und therapeutischen Diagnose. Er machte uns bei weitem das größte Geschenk -ein voll entwickeltes, wissenschaftlich fundiertes System des Heilens, welches den Quantensprung der Vision und den dafür notwendigen Paradigmenwechsel beinhaltet.“ (Source: http://drsshealthcare.com/faq.php) Dieses Konzept wurde bereits in der Einleitung erwähnt und wird in den folgenden Kapiteln noch ausführlich erörtern werden.
Wenn Sie sich bewusst mit den folgenden sechs grundlegenden Konzepten befassen und ein Verständnis für dieselben entwickeln, dann können Sie diese erfolgreich für die Behandlung von Pflanzen einsetzen:
A. Die Ursache und Behandlung der Krankheiten
B. Das Ähnlichkeitsprinzip
C. Das individuelle Arzneimittel
D. Die kleinstmögliche Dosis
E. Die Kunst der richtigen Diagnose
F. Die Gesamtheit der Symptome
Diese allgemein gültigen Richtlinien sollen hier vorgestellt und in Verbindung mit ihrer Anwendung bei der Behandlung von Pflanzen ausführlich erklärt werden. Eine Zusammenfassung der homöopathischen Methode rundet diesen Teil des Buches ab. Im zweiten Teil des Kapitels werden weitere Grundsatzfragen zum Thema Homöopathie und zur Behandlung von Pflanzen erörtert.
Hahnemann fasst die Ziele seines ganzheitlichen und rationalen Ansatzes wie folgt zusammen1:
Der einzige und höchste Beruf des Arztes ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man Heilen nennt.
Das höchste Ideal der Heilung ist schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit oder Hebung und Vernichtung der Krankheit in ihrem ganzen Umfange auf dem kürzesten, zuverlässigsten, unnachteiligsten Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen.
(Organon §§ 1-2)
Er erklärt, dass der „echte Heilkünstler“ folgende Dinge wissen muss:
• Was an jedem einzelnen Krankheitsfalle insbesondere zu heilen ist – Krankheitserkenntnis, Indikator
• Was an jeder Arznei insbesondere das Heilende ist – Kenntnis der Arzneikräfte
• Wie er das Heilende der Arzneien dem, was er Krankhaftes erkannt hat, so anpasst, dass Genesung erfolgen muss – klare Prinzipien
• Die für den Fall nach ihrer Wirkungsart geeignetste Arznei – Wahl des Heilmittels, Indikat)
• Die genau erforderliche Zubereitung und Menge des Arzneimittels und der gehörigen Wiederholung – richtige Gabe und korrekter Zeitabstand
• Die Hindernisse der Genesung in jedem Falle und wie sie beseitigt werden können
• Die Gesundheit störenden und Krankheit erzeugenden und unterhaltenden Dinge und wie sie von den gesunden Menschen zu entfernen sind
Kennt er endlich die Hindernisse der Genesung in jedem Falle und weiß sie hinwegzuräumen, damit die Herstellung von Dauer sei: so versteht er zweckmäßig und gründlich zu handeln und ist ein echter Heilkünstler.
Er ist zugleich ein Gesundheit-Erhalter, wenn er die Gesundheit störenden und Krankheit erzeugenden und unterhaltenden Dinge kennt und sie von den gesunden Menschen zu entfernen weiß.
(Organon §§ 3-4)
Hahnemann und Kent betonen, dass wir die eigentlichen Ursachen der Krankheit nicht sehen können, unseren Augen bleiben sie unweigerlich verborgen:
Die Ursachen sind so subtil, dass sie nicht mit dem bloßen Auge gesehen werden können. Es gibt keine Krankheit, deren Ursache der Mensch mit bloßem Auge oder mit dem Mikroskop sehen kann. Diese Ursachen sind so unendlich fein, als dass man sie mit Präzisionswerkzeugenbeobachten könnte. Sie sind so unstofflich, dass sie der innersten Natur des Menschen entsprechen und hier ihre Wirkung tun. Nur die daraus folgenden Veränderungen in den Geweben und Funktionen des Körpers können letzten Endes mit dem bloßen Auge erkannt werden.
(Kent, J. T., Prinzipien der Homöopathie)
Daher ist Krankheit keineswegs wie von den Allöopathen geschieht, als ein vom lebenden Ganzen, vom Organismus und von der ihn belebenden Dynamis gesondertes, innerlich verborgenes, obgleich noch so fein gedachtes Wesen (ein Unding, was bloß in materiellen Köpfen entstehen konnte und der bisherigen Medizin seit Jahrtausenden alle die verderblichen Richtungen gegeben hat, die sie zu einer wahren Unheilkunst schufen) zu betrachten.
(Organon § 13)
Folglich ist Krankheit nicht als eine gesonderte Einheit zu betrachten, sondern entsteht dann, wenn die Lebensenergie des Organismus gestört ist:
Die natürliche Krankheit ist nie als eine irgendwo, im Inneren oder Äußeren des Menschen sitzende, schädliche Materie anzusehen …
(Organon § 148)
Der konventionelle Ansatz hat zum Ziel, die Krankheit direkt zu bekämpfen, da sie als getrennte Einheit und somit als direkt ursächlich betrachtet wird.
In der „chemisch orientierten Landwirtschaft“, wie ich es nenne, werden enorme Mengen hochgiftiger Substanzen zur Schädlings- und Krankheitsbekämpfung eingesetzt. Über solche Praktiken, auch „antipathische Behandlung“ oder „opponierte Arzneianwendung“ genannt, schreibt Hahnemann Folgendes:
Wenn ich auch bei Beurteilung dieser Arznei-Anwendung den Umstand übergehen wollte, dass hierbei sehr fehlerhaft, bloß symptomatisch verfahren, d. i. nur einseitig für ein einzelnes Symptom, also nur für einen kleinen Teil des Ganzen gesorgt wird, wovon offenbar nicht Hilfe für das Total der Krankheit, …, zu erwarten ist …
(Organon, § 58)
Und weiter:
Wären die Ärzte fähig gewesen, über solche traurige Erfolge von opponierter Arzneianwendung nachzudenken, so würden sie schon längst die große Wahrheit gefunden haben, dass im geraden Gegenteile von solcher antipathischen Behandlung der Krankheitssymptome, die wahre, dauerhafte Heilart zu finden sein müsse.
(Organon § 61)
Hahnemann schreibt in diesem Paragraphen auch, dass eine symptomatische Behandlung lediglich zu einer vorübergehenden Linderung führen kann. Die Ergebnisse, die uns die modernen landwirtschaftlichen Methoden liefern, können die Beobachtungen Hahnemanns nur bestätigen. Es werden enorme Mengen von Chemikalien eingesetzt und die zunehmende Resistenz der Krankheiten und Schädlinge ist nur eine Folge davon. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, erscheinen die in der Agrarwissenschaft dominierenden Konzepte nicht nur unlogisch, sondern im schlimmsten Fall sogar schlichtweg falsch.
Kent schreibt in seinen philosophischen Vorlesungen:
Wir sehen täglich, dass die antipathischen und heteropathischen Methoden nicht von Dauer sind. Mit diesen Mitteln können Veränderungen im Körper und der Symptome bewirkt werden, aber keine dauerhafte Heilung. Tendenziell verursachen sie nur eine andere Krankheit, die oft schlimmer ist als die erste, und das, ohne dieselbe ausgemerzt zu haben.
(Kent, J. T., Prinzipien der Homöopathie)
Im Gegensatz dazu richtet die Homöopathie den Fokus auf die störenden Einflüsse, die den Pflanzen schaden. Wir müssen quer denken und das Problem von allen Seiten betrachten. Wir müssen uns der eigentlichen Ursache innerhalb des kranken Organismus zuwenden, die durch das Symptombild sichtbar wird und jene „Hindernisse der Genesung“ beseitigen, die einer Gesundung im Wege stehen.
Wie bereits erörtert, ist der eigentliche Grund für Schädlingsbefall und Krankheit in einer der Pflanze innewohnenden Schwäche zu finden. Diese Schwäche, im Zusammenspiel mit unnatürlichen Stressfaktoren, die durch ungünstige Wachstumsbedingungen wie falsches Spacing, Anbau auf umgegrabenem, nacktem Boden, durch den unverhältnismäßigen Einsatz von Kunstdüngern und synthetischen Stoffen zur Schädlings- und Krankheitsbekämpfung und den nachteiligen Auswirkungen von saurem Regen gefördert werden, macht die Pflanze anfällig für Schädlinge und Krankheiten.
Ziel unserer Bemühungen ist es nicht, eine Krankheit zu behandeln, sondern wir müssen uns auf den Patienten konzentrieren – schließlich ist er es, der leidet, egal, ob es sich dabei um Mensch, Tier oder Pflanze handelt. Um verstehen zu können, was genau behandelt werden muss, müssen wir das gesamte Krankheitsbild unter die Lupe nehmen. Wir müssen alle Symptome erfassen, die eine Abweichung vom gesunden Zustand anzeigen. Dann müssen wir diese „Gesamtheit der Symptome“ einem einzigen individuellen Arzneimittel zuordnen, welches diesem Symptombild, gemäß dem Ähnlichkeitsprinzip, am nächsten kommt – das Simillimum.
Hahnemann führte das Ähnlichkeitsprinzip auf Hippokrates zurück, wobei dieses Konzept bereits in den Schriften des Altertums zu finden ist, so zum Beispiel in Indien, in den Überlieferungen aus der vedischen Tradition, von denen man annimmt, dass sie bereits vor 5,000 Jahren verfasst wurden. In der „Bhagavata Purana“, zum Beispiel, wird dieses Konzept so formuliert:
Oh gute Seele, heilt nicht das, was zum Heilen verabreicht wird, eine Krankheit, die von demselben verursacht wurde?
(K.D. Vyasa, Bhagavad Purana, 1/5/33)
Hahnemann grenzt seinen, auf dem Ähnlichkeitsprinzip beruhenden, homöopathischen Ansatz klar ab von den „allopathischen“ oder „heteropathischen“ Methoden, die sich auf das Prinzip des Entgegengesetzten oder der Gegensätze stützen; in manchen Fällen lassen sich dort überhaupt keine Gesetzmäßigkeiten finden:
Es gibt nur zwei Haupt-Kurarten: diejenige, welche all ihr Tun nur auf genaue Beobachtung der Natur, auf sorgfältige Versuche und reine Erfahrung gründet, die … homöopathische, und eine zweite, welche dieses nicht tut, die (heteropathische, oder) allöopathische.
(Organon § 52)
Das Prinzip „Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt“ heißt, dass - will man eine Krankheit dauerhaft heilen - ein Arzneimittel in der Lage sein muss, genau die Symptome zu verursachen, die es zu heilen vermag:
Das Heilvermögen der Arzneien beruht daher auf ihren der Krankheit ähnlichen … Symptomen, so dass jeder einzelne Krankheitsfall nur durch eine die Gesamtheit seiner Symptome am ähnlichsten und vollständigsten im menschlichen Befinden selbst zu erzeugen fähigen Arznei, welche zugleich die Krankheit an Stärke übertrifft, am gewissesten, gründlichsten, schnellsten und dauerhaftesten vernichtet und aufgehoben wird.
(Organon § 27)
Im Laufe der Natur kann … eben so wenig als mittels Arztes Kunst, ein vorhandenes Leiden und Übelsein von einer unähnlichen, auch noch so starken Krankheits-Potenz aufgehoben und geheilt werden, wohl aber bloß von einer an Symptomen ähnlichen, etwas stärkeren, nach ewigen, unwiderruflichen, bisher jedoch verkannten Natur- Gesetzen.
(Organon § 48)
In seiner Kritik des „isopathischen“ Prinzips unterscheidet Hahnemann auch zwischen der Verschreibung einer identischen Substanz (zum Beispiel rohes, unverändertes Krankheitsmaterial) und dem „Simillimum“, welches der Krankheit am ähnlichsten ist. Dieses sehr ähnliche Mittel ruft im Organismus eine Reaktion hervor, die ihn dazu veranlasst, ebendiese Symptome zu überwinden:
… so folgt auf der einen Seite, dass Arzneien nur dadurch zu Heilmitteln werden und Krankheiten zu vernichten im Stande sind, dass das Arzneimittel durch Erregung gewisser Zufälle und Symptome … die schon vorhandenen Symptome … aufhebt und vertilgt, …
(Organon § 22)
Diese Schlussfolgerungen kamen nicht durch Mutmaßungen zustande, sondern gründeten auf den Beobachtungen, die Hahnemann und seine Kollegen im Laufe ihrer wissenschaftlichen Forschungen machen konnten. Hahnemann war sich sehr wohl bewusst, dass es keine Erklärung dafür gab, warum oder wie dies alles zustande kam. Es ist eben diese, wenn auch vermeintliche, fehlende rationale Erklärung für den Wirkungsmechanismus der Homöopathie, die bis heute ein signifikantes Hindernis zur Akzeptanz derselben darstellt. (In einem Versuch, die Wissenschaftlichkeit der dynamisch potenzierten homöopathischen Heilmittel weiter zu belegen, werden wir im Laufe des Buches noch verschiedene Ansätze erörtern). Seine Erfahrungen in der Praxis und sein unerschütterliches Vertrauen in die Zuverlässigkeit seiner experimentellen Methoden veranlassten Hahnemann, aller Widerstände zum Trotz dazu, sein System im Dienste der Menschheit weiter zu entwickeln und menschliches Leiden zu lindern.
Da dieses Naturheilgesetz sich in allen reinen Versuchen und allen echten Erfahrungen der Welt beurkundet, die Tatsache also besteht, so kommt auf die scientifische Erklärung, wie dies zugehe, wenig an und ich setze wenig Wert darauf, dergleichen zu versuchen. Doch bewährt sich folgende Ansicht als die wahrscheinlichste, da sie sich auf lauter Erfahrungs-Prämissen gründet.
(Organon § 28)
Sorgfältig prüfte er jede einzelne Substanz an gesunden, freiwilligen Probanden (die sogenannten homöopathischen „Arzneimittelprüfungen“) und hielt die Ergebnisse in seiner detaillierten homöopathischen Materia Medica (ein Werk, das alle Informationen zu den Wirkungen der Arzneimittel enthält) fest. Diese Auflistungen der Arzneimittelwirkungen stimmten überein mit den Symptomen, die mit den einzelnen Substanzen geheilt werden konnten – vorausgesetzt, die Substanz wurde als Einzelmittel und in entsprechend kleiner Dosierung verabreicht.
Wenn wir Pflanzen homöopathisch behandeln, sollten wir diesem Aspekt größtmögliche Aufmerksamkeit schenken, da das Thema des individuellen Arzneimittels selbst von Homöopathen in der Humanmedizin immer wieder vernachlässigt wird. Dabei ist es unbedingt erforderlich nur ein einziges Mittel zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen.
In keinem Falle von Heilung ist es nötig und deshalb allein schon unzulässig, mehr als eine einzige, einfache Arzneisubstanz auf einmal beim Kranken anzuwenden. … in der Homöopathie ist es durchaus unerlaubt … .
(Organon § 273)
… dass es unrecht sei, durch Vielfaches bewirken zu wollen, was durch Einfaches möglich …
(Organon § 274)
Obwohl bereits andere Ärzte das Ähnlichkeitsprinzip aufgegriffen hatten, war Hahnemanns Vorgehensweise der Potenzierung um eine kleinstmögliche Dosierung zu gewährleisten, eine revolutionäre Entdeckung. Wieder einmal hatten experimentelle Versuchsreihen zu dieser einzigartigen Entdeckung geführt. In Hahnemanns Versuchen wurden verriebene oder in Flüssigkeit gelöste Substanzen nach strengen und sehr spezifischen Kriterien immer weiter verdünnt und kräftig geschüttelt bis die gewünschte Potenz hergestellt war. Noch heute werden homöopathische Arzneimitteln nach diesen Kriterien hergestellt.
In seinen Vorlesungen über die Prinzipien der Homöopathie hebt Kent diese Methode besonders hervor:
Es reicht nicht aus, nur das Mittel zu geben, ohne die Form, in welcher es gegeben wird, zu berücksichtigen. Es reicht nicht aus, nur den rohen Arzneistoff zu verabreichen, sondern man muss sich genau mit der Ebene auseinandersetzen, auf der dieser Stoff gegeben werden soll. Während einer Prüfung kann es passieren, dass der rohe Arzneistoff in einem Prüfer eine Menge Symptome hervorbringt, dieselben Symptome bei einem kranken Menschen aber durch den Rohstoff überhaupt nicht beeinflusst werden.
(Kent, Prinzipien der Homöopathie)
Da Pflanzen sensible Lebewesen mit meist kleinen Körpern sind (mit Ausnahme der Bäume), kann die Notwendigkeit, auch hier die kleinstmögliche Dosis eines Mittels zu verabreichen, nicht ausdrücklich genug hervorgehoben werden. Da sich die Wirkkraft einer Medizin durch die Reduzierung ihrer Menge erhöht - vorausgesetzt, sie wird nach den Regeln der Homöopathie zubereitet -dann folgt, dass die verabreichte Menge verringert werden muss, je höher die homöopathische Potenz.
Aus diesem Grunde schadet eine Arznei, wenn sie dem Krankheitsfalle auch homöopathisch angemessen war, in jeder allzu großen Gabe und in starken Dosen umso mehr, je homöopathischer und in je höherer Potenz sie gewählt war … Allzu große Gaben einer treffend homöopathisch gewählten Arznei und vorzüglich eine öftere Wiederholung derselben richten in der Regel großes Unglück an.
(Organon § 276)
Es bewährt sich also nicht, ein homöopathisches Mittel routinemäßig zu wiederholen. Hahnemann fährt fort:
Sie setzen nicht selten den Kranken in Lebensgefahr, oder machen doch seine Krankheit fast unheilbar.
(Organon § 276)
Auch in den „Chronischen Krankheiten“ warnt Hahnemann vor der Wiederholung einer Gabe, indem er schreibt:
… ließ am Ende auch die bestgewählten, bis dahin bekannten, homöopathischen Arzneien in der geeignetsten Gabe, je öfterer sie wiederholt wurden, desto weniger hilfreich; sie blieben zuletzt kaum schwache Erleichterungsmittel.
(Hahnemann, Die chronischen Krankheiten)
Sogar bei den höchsten Potenzen kann Hahnemann wiederholte, uneingeschränkte Gaben nicht gut heißen. Das können wir dem Organon entnehmen, wo er über die Behandlungsmöglichkeiten der LM-Potenzen schreibt:
… Dieselbe wohlgewählte Arznei kann nun täglich, und zwar Monate lang, wo nötig, fortgebraucht werden …
(Organon § 246, Fußnote 1, meine eigene Betonung)
Die Worte „kann“ und „wenn nötig“ sind hier ausschlaggebend. Alle, die homöopathische Mittel anwenden, sollten sich dies zu Herzen nehmen, auch was die Behandlung von Pflanzen betrifft.
Bönninghausens Abhandlung „Zur Würdigung der Hochpotenzen“ unterstützt dabei die Aussagen Finckes:
Zur wissenschaftlichen Begründung des Heilvermögens und der Wirksamkeit der Hochpotenzen dient jene Kraft auf die Therapie angewendet, welche als ein feststehendes Naturgesetz von Maupertuisent deckt und mathematisch nachgewiesen ist. Dies ist das Gesetz von den kleinsten Wirkungen, von Anderen Lex parsimoniae genannt. … Es lautet bei dem Entdecker folgendermaßen: „La quantite d’action necessaire pour causer quelque changement dans la nature, est la pluspetite qu’il soit possible“, – d. h. Die Quantität einer Kraft, die nöthig ist, um irgendeine Veränderung in der Natur zu bewirken, ist die möglichst kleine.
(Fincke, zitiert von Bönninghausen, Kleine Schriften zur Homöopathie, Neuauflage 2007)
Und weiter stimmt Bönninghausen mit der Ansicht Finckes überein, dass
Dieses Gesetz von den Wirkungen (de minimus maxima!) scheint daher eine wesentliche und nothwendige Vervollständigung des Gesetzes der Homöopathie (Similia similibus!) zu sein, und mit diesem in demselben Range zu stehen.
(Fincke, zitiert von Boenninghausen, ibid)
In einem weiteren Artikel, den „Drei Cautelen Hahnemann’s“, zitiert er an zwei Stellen aus Hahnemanns „Die chronischen Krankheiten“:
Lässt man aber die … Arzneien … nicht ihre volle Zeit auswirken, so wird aus der ganzen Kur nichts. Grundregel in dieser Hinsicht bleibt es, die Gabe der treffend homöopathisch …gewählten Arznei ungestört auswirken zu lassen, solange sie sichtbar die Heilung befördert und die Besserung des Übels merklich zunimmt … ein Vorgang, der jede neue Verordnung, jede Unterbrechung durch eine andere Arznei und ebenso sehr die unmittelbare Wiederholung desselben Mittels verbietet.
(Hahnemann, Die chronischen Krankheiten, Zitiert von Bönninghausen, ibid)