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Heiße Rugby-Spieler, die reihenweise Herzen brechen. Starke Frauen, die sich nicht so leicht um den Finger wickeln lassen. Überraschende Wendungen und ganz große Gefühle. Wenn du gerne romantisch prickelnde Liebesromane liest, ist diese Sportsromance von USA-Today-Bestseller-Autorin Amy Andrews genau das Richtige für dich. Die ersten drei Bände in einem eBook Sammelband!
PLAYING BY HER RULES
Endlich bekommt Tilly Kent die große Chance, ihr journalistisches Talent unter Beweis zu stellen. Die Sache hat nur einen Haken - Tilly muss ausgerechnet über ihren Ex Tanner Stone schreiben. Der hat ihr damals das Herz gebrochen und ist mittlerweile erfolgreicher Rugby-Spieler. Erst sträubt sich Tilly gegen diesen Auftrag. Dann aber wittert sie ihre Chance - nicht nur die Karriereleiter emporzusteigen, sondern sich auch an Tanner zu rächen. Der hat nur ganz andere Pläne. Er will Tillys Herz zurückerobern ...
PLAYING IT COOL
Harper Nugent ist von einer Size Zero mehr als nur ein paar Pfunde entfernt, und ihr Stiefbruder nutzt jede Gelegenheit, sie deswegen bloßzustellen. Als der heiße Rugby-Spieler Dexter Blake Zeuge dieser Sticheleien wird, fragt er Harper prompt nach einem Date. Harper weiß, dass Dexter nur höflich sein will. Und das Letzte, was Dexter in seinem Leben gebrauchen kann, ist eine Frau an seiner Seite. Doch auf das erste Date folgt ein zweites und auf das zweite ein drittes. Und plötzlich fühlen sich die vorgetäuschten Gefühle ganz schön echt an ...
PLAYING THE GAME
Nach einer langen Reihe katastrophaler Männergeschichten hat High-School-Lehrerin Em Newman endgültig genug. So schnell wird sie sich von keinem Typen mehr schöne Augen machen lassen, schwört sie sich. Egal, wie heiß er auch sein mag. Die Freunde des attraktiven und erfolgreichen Rugby-Spielers Lincoln Quinn wetten, dass es Lincoln nicht gelingen wird, Ems harte Schale zu knacken. Weil Lincoln Herausforderungen liebt, nimmt er die Wette an - und geht in die Charme-Offensive. Doch was als Spiel beginnt, fühlt sich plötzlich ganz schön ernst an ...
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert!
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Seitenzahl: 880
Digitale Erstausgabe - Sammelband
beHEARTBEAT in der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2024 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 - 20, 51063 Köln
Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.
Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Miloje | kiuikson | Angelo Cordeschi | Miloje | ArtOfPhotos
ISBN 978-3-7517-7538-0
Die USA-Today-Bestsellerautorin Amy Andrews lebt mit ihrer Jugendliebe und zwei erwachsenen Kindern am Rande Brisbanes, Australien. Sie hat bereits über sechzig Bücher veröffentlicht, die in mehr als zwölf Sprachen übersetzt worden sind. Früher hat sie als Krankenschwester gearbeitet, doch mittlerweile widmet sie sich vollkommen ihrer großen Leidenschaft: den Büchern.
Heiße Rugby-Spieler, die reihenweise Herzen brechen. Starke Frauen, die sich nicht so leicht um den Finger wickeln lassen. Überraschende Wendungen und ganz große Gefühle. Wenn du gerne romantisch prickelnde Liebesromane liest, ist diese Sportsromance von USA-Today-Bestseller-Autorin Amy Andrews genau das Richtige für dich. Die ersten drei Bände in einem eBook Sammelband!
PLAYING BY HER RULES
Endlich bekommt Tilly Kent die große Chance, ihr journalistisches Talent unter Beweis zu stellen. Die Sache hat nur einen Haken - Tilly muss ausgerechnet über ihren Ex Tanner Stone schreiben. Der hat ihr damals das Herz gebrochen und ist mittlerweile erfolgreicher Rugby-Spieler. Erst sträubt sich Tilly gegen diesen Auftrag. Dann aber wittert sie ihre Chance - nicht nur die Karriereleiter emporzusteigen, sondern sich auch an Tanner zu rächen. Der hat nur ganz andere Pläne. Er will Tillys Herz zurückerobern ...
PLAYING IT COOL
Harper Nugent ist von einer Size Zero mehr als nur ein paar Pfunde entfernt, und ihr Stiefbruder nutzt jede Gelegenheit, sie deswegen bloßzustellen. Als der heiße Rugby-Spieler Dexter Blake Zeuge dieser Sticheleien wird, fragt er Harper prompt nach einem Date. Harper weiß, dass Dexter nur höflich sein will. Und das Letzte, was Dexter in seinem Leben gebrauchen kann, ist eine Frau an seiner Seite. Doch auf das erste Date folgt ein zweites und auf das zweite ein drittes. Und plötzlich fühlen sich die vorgetäuschten Gefühle ganz schön echt an ...
PLAYING THE GAME
Nach einer langen Reihe katastrophaler Männergeschichten hat High-School-Lehrerin Em Newman endgültig genug. So schnell wird sie sich von keinem Typen mehr schöne Augen machen lassen, schwört sie sich. Egal, wie heiß er auch sein mag. Die Freunde des attraktiven und erfolgreichen Rugby-Spielers Lincoln Quinn wetten, dass es Lincoln nicht gelingen wird, Ems harte Schale zu knacken. Weil Lincoln Herausforderungen liebt, nimmt er die Wette an - und geht in die Charme-Offensive. Doch was als Spiel beginnt, fühlt sich plötzlich ganz schön ernst an ...
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Cover
Titel
Impressum
Über die Autorin
Über das Buch
Inhalt
Playing by her Rules
Cover
Titel
Impressum
Widmung
Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Kapitel fünf
Kapitel sechs
Kapitel sieben
Kapitel acht
Kapitel neun
Kapitel zehn
Kapitel elf
Kapitel zwölf
Kapitel dreizehn
Kapitel vierzehn
Kapitel fünfzehn
Kapitel sechzehn
Danksagung
Playing it cool
Cover
Titel
Impressum
Widmung
Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Kapitel fünf
Kapitel sechs
Kapitel sieben
Kapitel acht
Kapitel neun
Kapitel zehn
Kapitel elf
Kapitel zwölf
Kapitel dreizehn
Epilog
Danksagung
Playing the Game
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Weitere Titel der Autorin
Titel
Impressum
Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Kapitel fünf
Kapitel sechs
Kapitel sieben
Kapitel acht
Kapitel neun
Kapitel zehn
Kapitel elf
Kapitel zwölf
Kapitel dreizehn
Kapitel vierzehn
Kapitel fünfzehn
Kapitel sechzehn
Kapitel siebzehn
Danksagung
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Contents
AMY ANDREWS
PLAYING by her RULES
Aus dem Englischen von Sabine Neumann
beHEARTBEAT
Deutsche Erstausgabe
»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2016 by Amy Andrews. First published in the United States under the title PLAYING BY HER RULES : A Sydney Smoke Rugby Novel. This translation published by arrangement with Entangled Publishing, LLC through RightsMix LLC . All rights reserved.
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Li-Sa Vo Dieu
Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Miloje | kiuikson | Angelo Cordeschi
eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen
ISBN 978-3-7325-6177-3
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Für Elizabeth Pelletier, die mich – den wahrscheinlich an Sport desinteressiertesten Menschen – gefragt hat, ob ich eine Rugby-Reihe machen will, weil sie wusste, dass der Anblick von heißen Männern in kurzen Hosen auf der gesamten Erde geschätzt wird und ich meine Zeit auf deutlich unangenehmere Weise verbringen könnte. Diese Frau hat verdammte Ahnung.
Noch ein einziger weiterer Artikel über das Testen von nippelfreien Bustiers oder Höschen, die unten offen sind, und Matilda Kent würde ihre Chefin erwürgen.
Wer bezahlte schon allen Ernstes hundert Dollar für einen winzigen Fetzen aus Satin und Spitze, der nicht mal ansatzweise all die Körperteile bedeckte, die normale Unterwäsche bedecken sollte? Eine klitzekleine Perlenschnur zwischen zwei Stoffdreiecken konnte das Fehlen von Stoff in dieser bestimmten Gegend auch nicht wettmachen. Und zu welchem Anlass sollte man so etwas überhaupt tragen? Okay, für ein Date vielleicht. Aber im Büro? Oder bei einem Netflix-Abend auf der Couch? Beim Kochen? Oder in irgendeiner anderen Alltagssituation, der man als Frau tagtäglich ausgesetzt war? Auf gar keinen Fall.
Geistesabwesend klickte Matilda mit ihrem Kugelschreiber herum und bemühte sich, die Körperhälfte, die vom Konferenztisch verdeckt war, so ruhig wie möglich zu halten, in der Hoffnung, dass die Perlenschnur locker sitzen blieb und nicht an Stellen wanderte, an denen sie vielleicht das peinliche Bedürfnis sich zu kratzen auslösen würde. Oder einen Orgasmus. Mitten im Redaktionsmeeting. So hatte sie sich das Ergebnis ihres vierjährigen Literaturstudiums in Stanford nicht vorgestellt.
»Matilda. Muss das sein?«
Sie hielt inne und merkte, dass jeder am Tisch sie anstarrte, inklusive ihrer knallharten Chefin Imelda Herron, einem echten Urgestein in der Zeitungsbranche.
»Sorry«, murmelte Matilda und legte ihren Kugelschreiber beiseite, während Imelda fortfuhr.
Aber es war echt schwierig, den Prominamen zu folgen, die beim Brainstorming für eine Artikelreihe in den Raum geworfen wurden, und sich dabei gleichzeitig auf ihre kaum existierende Unterwäsche zu konzentrieren. Normalerweise war Matilda eine Meisterin des Multitaskings, aber die bevorstehende Invasion ihrer Intimzone durch ein fremdes Objekt war außerordentlich ablenkend. Wenn sie schon auf diese Weise heimgesucht würde, wollte sie wenigstens, dass es einvernehmlich geschah.
»Er«, rief jemand am anderen Ende des Tisches. »Über ihn würde ich gerne mehr wissen.«
Die Köpfe flogen herum, in Richtung des TV -Geräts, das an der Wand hing und auf dem ohne Ton gerade ein Bericht über eine Rugby-Mannschaft gezeigt wurde. Die Kamera zoomte auf Tanner Stone – oder Slick, wie er in den Medien genannt wurde –, den Kapitän des Sydney-Smoke-Rugby-Teams.
Matildas Puls beschleunigte sich. Tanner Stone, verdammt. Die Nahaufnahme von ihm, wie er sich mit nacktem Oberkörper Dehnübungen machte und dabei seinen perfekten Knackarsch in die Höhe reckte, ließ sie beinahe die Perlen vergessen, die sich an Körperstellen befanden, wo sie nichts zu suchen hatten.
Und die Tatsache, dass er ein lügender, betrügender Mistkerl war, der ihr Herz mit Füßen getreten und sie bereits im zarten Alter von achtzehn Jahren zu einer Zynikerin in Liebesdingen gemacht hatte, ohne Aussicht darauf, jemals eine funktionierende Beziehung zu führen. Er war der Grund, warum ihre Großmutter sie ständig damit nervte, dass sie ihr noch immer keine Urgroßenkel geschenkt hatte.
Matilda hätte sich nur zu gerne eingeredet, sie wäre inzwischen längst über ihn hinweg. Aber so war es leider nicht. Die Wunde war vielleicht geheilt, aber alles andere als perfekt und unsichtbar. Sie hatte eine deutliche, wulstige Narbe hinterlassen, die noch immer wehtat, wenn man sie berührte.
»Von dem würde ich mich auch gerne mal tackeln lassen«, hauchte eine Kollegin.
Matilda hörte das zustimmende Gemurmel rund um den Tisch und versuchte sich nicht daran zu erinnern, wie gut dieser Mann »tackelte«.
Er hatte die Messlatte ziemlich hochgelegt.
Die Lawine der Erinnerungen löste eine Flutwelle aus Hitze und Östrogen in ihrem Körper aus, und wenn sie sich so am Tisch umschaute, war sie nicht die Einzige, der es so ging.
»Er gibt keine Interviews«, klagte eine weitere Kollegin.
»Ab sofort vielleicht schon.« Imelda wies mit dem Kinn zum TV -Bildschirm, der sich jetzt in zwei Bilder teilte.
Eines davon war netterweise weiterhin auf zwei Pobacken gerichtet, die Michelangelo zum Weinen gebracht hätten, das andere zeigte Bonner Hayden, einen vor Kurzem in Ungnade gefallenen Spieler aus einem anderen Team, der sich mit dem Auto den Weg durch eine Journalistenmenge bahnte. Er hatte sich kürzlich im betrunkenen Zustand in einem gut besuchten Restaurant vor einer Kellnerin entblößt – und vor ungefähr vierzig Smartphone-Kameras. Und das war nur der jüngste einer ganzen Reihe peinlicher Vorfälle in diesem Sport gewesen.
Die Aufmerksamkeit im Konferenzraum wandte sich wieder Imelda zu.
»Der Rugbysport hat ein ziemliches Horrorjahr durchgemacht«, erklärte sie. »Momentan haben sie mit einem richtig beschissenen Image zu kämpfen. Vor allem bei Frauen. Es kann also durchaus sein, dass sie deshalb einer Artikelreihe über einen ihrer Besten und Größten offen gegenüberstehen werden – irgendetwas in Richtung ›Der Mann hinter dem Mythos‹ oder so.«
In Matildas Eingeweiden brodelte es. »Er hat alles andere als eine blütenweiße Weste«, wandte sie ein. Der Beste und Größte? Von wegen. »Der Typ hat mehr leichtbekleidete Damen um sich herum als Hugh Heffner, verdammt.«
Matilda interessierte sich weder für Sport noch für Klatsch und Tratsch, aber sie arbeitete nun mal bei einer Zeitung – und so war es unmöglich, Fotos und Storys über den Mann aus dem Weg zu gehen, von dem anscheinend jeder gerne ein Stückchen für sich beanspruchen würde.
»Na und? Dann ist er eben ein kleiner Playboy. Er ist heiß, Single und mag hübsche Mädchen.« Imelda zuckte mit den Schultern. »Aber trotzdem gab es diesbezüglich noch nie irgendeine Art von Skandal bei ihm, und das scheint momentan in seinem Sport eine echte Rarität zu sein. Ich glaube, die Rugby-Liga wird nur zu gerne bereit sein, uns ein Opferlamm darzubieten, um damit ihr Image wieder aufzupolieren, wenn wir es nur einigermaßen geschickt anstellen.«
Imelda tippte sich mit dem dunkelrot lackierten Fingernagel gegen die Lippen, bevor sie zur großen Fensterfront hinüberging. Alle Blicke folgten ihr.
Die Redaktionsräume des Standard waren in luftigen Höhen untergebracht, mit einem 180-Grad-Blick auf Sydneys Stadtzentrum. Imelda blieb stehen und sah aus, als würde sie das glitzernde Hafenbecken und die weißen Segel des berühmten Operngebäudes bewundern, aber Matilda war schon lange genug dabei, um zu wissen, dass ihre Chefin weder das eine noch das andere zur Kenntnis nahm. Sie konnte die Zahnräder in Imeldas Kopf mahlen hören.
»Der heilige Playboy von Sydney Smoke«, sinnierte sie und drehte sich dann abrupt zu ihren Mitarbeiterinnen um – den Blick immer noch in die Ferne gerichtet, als sehe sie bereits die Schlagzeile vor sich.
Ein Heiliger ? Tanner Stone war der Antichrist.
Matilda stieß unwillkürlich ein verächtliches Schnauben aus. »So würdest du nicht über ihn reden, wenn du ihn kennen würdest.«
Die Aufmerksamkeit der Gruppe richtete sich sofort auf Matilda. Die Blicke der Kolleginnen bohrten sich in sie, wie die Aasgeier, die sich auf ein überfahrenes Tier stürzten. Plötzlich herrschte eine gefährliche Atmosphäre im Raum.
Scheiße.
»Ach, wirklich?«, schnurrte Imelda und näherte sich Matilda mit der bedrohlichen Anmut einer Wildkatze. »Erzähl.«
Matilda schluckte. Sie hasste es, in Zugzwang zu geraten, und sie war eine schlechte Lügnerin. Ihre Ohren glühten und hatten inzwischen wahrscheinlich eine schöne rote Farbe angenommen, die ihr Pixie-Haarschnitt kaum verbergen konnte. »Wir … hatten mal was miteinander.«
Ein aufgeregtes Raunen ging durch den Raum. »Es ist schon ewig her«, fügte sie schnell hinzu. »Zu Highschool-Zeiten. Aber ich will euch nur sagen, dass Tanner Stone ein erstklassiges Arschloch ist.«
Diese Tatsache schien ihre Kolleginnen allerdings herzlich wenig zu interessieren, die sie jetzt mit Fragen bombardierten. »Wie war er in der Highschool?«
»War er ein Romantiker?«
»Wie lange wart ihr zusammen?«
»Oh mein Gott«, flüsterte eine Kollegin aus dem Marketing, »bitte sag mir, dass er gut küssen kann. Muss er einfach – mit diesen Lippen.«
»Ach, scheiß aufs Küssen«, wiegelte eine andere ab. »Mich interessiert viel mehr, ob sich sein legendäres Ballgefühl auch im Schlafzimmer auswirkt.«
Matilda blinzelte irritiert. Sie würde ganz bestimmt niemandem von Tanners »Ballgefühl« erzählen. Sie wünschte, dieser Tag wäre endlich vorbei. Sie wollte nach Hause, diesen lächerlichen Stofffetzen, der sich Unterwäsche schimpfte, samt Perlen loswerden, in etwas Bequemes schlüpfen und sich in einem Bottich mit Wein ertränken. Leider war es erst zehn Uhr morgens.
Imelda hob die Hand und brachte die anderen auf diese Weise zum Schweigen. Matilda hoffte, das Thema wäre damit beendet, aber dafür kannte sie ihre Chefin zu gut. Ihr bohrender Blick ruhte auf Matilda und fühlte sich an wie eine mehr als gründliche Leibesvisitation.
»Okay.« Imelda nickte schließlich und lächelte. Sie hatte wohl eine Entscheidung getroffen. »Matilda, du willst ja schon seit einiger Zeit raus aus dem Modebereich und ins Feuilleton. Hier kommt deine große Chance. Ich will eine sechsteilige Reihe über Tanner Stone. Der Mann hinter dem Mythos.«
Matilda starrte ihre Chefin an. Seit fast fünf Jahren rackerte sie sich jetzt beim Standard ab. Ihre beeindruckenden Leistungen an der Uni hatten keinerlei Bedeutung mehr gehabt, sobald sie den Fuß über die Türschwelle der Redaktion gesetzt hatte. Sie musste von unten anfangen, hatte hart dafür gearbeitet, um die Karriereleiter hinaufzuklettern. Dass sie vor zwei Jahren die Style-Kolumne übernommen hatte, war schon ein großer Erfolg für eine Vierundzwanzigjährige, aber sie sah die Stelle nur als Sprungbrett. Sie wollte Feuilletonistin werden. Das Juwel der Krone.
Und genau das wurde ihr gerade angeboten – allerdings mit einem gigantischen Haken daran. Plötzlich hörten sich nippelfreie Bustiers und unten offene Höschen ziemlich verlockend an.
»Nein. Nein. Verdammt, nein.« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. Diese Katastrophe würde sie sich auf gar keinen Fall noch einmal antun. »Ich soll eine Reihe über etwas machen? Kein Problem, ich habe tausend Ideen. Allein im letzten Jahr habe ich dir Dutzende vorgeschlagen.«
Ihre Kolleginnen starrten sie ungläubig an. Niemand sagte jemals Nein zu Imelda. Matildas Puls hämmerte wild bei dem Gedanken an ihre eigene Unverfrorenheit. Aber jeder hatte eine persönliche rote Linie, und ihre hieß Tanner Stone.
Imelda ging gar nicht auf die Zurückweisung ein, sondern hielt den Blick starr auf Matilda gerichtet. Dann zog sie schließlich eine elegant geschwungene Augenbraue hoch und brach damit die Anspannung im Raum. »Wir könnten dich natürlich auch ins Todesanzeigenresort versetzen. Hank beschwert sich sowieso schon die ganze Zeit, er wäre unterbesetzt.«
Verdammte Scheiße. Matilda zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass Imelda ihre nicht sehr subtil verpackte Drohung wahrmachen würde. Leere Drohungen gab es bei ihr nicht.
Also war sie so oder so am Arsch. Und wenn sie sich Imeldas Manipulationen unterwarf und eine erstklassige Reportage ablieferte, konnte sie wenigstens endlich den Sprung ins Feuilletonteam schaffen. Das Ganze zu ihren Gunsten nutzen. Wenn sie ihre Trümpfe richtig ausspielte. Aber …
Tanner Stone, verdammt noch mal!
Matilda rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, verzweifelt auf der Suche nach einem Ausweg. Die verdammten Perlen erinnerten sie daran, wie weit sie von dem entfernt war, was sie sein wollte. »Er wird dem nicht zustimmen«, sagte sie schließlich, darauf vorbereitet, nach jedem rettenden Strohhalm zu greifen.
»Das lass mal meine Sorge sein.«
Matilda stieß ein lautes gequältes Seufzen aus, und ihre Schultern sackten nach vorne. Sie hatte keine andere Wahl, wenn sie nicht kündigen oder für den Rest ihres Lebens über Tote schreiben wollte. Und angesichts der Größe ihrer Hypothek war weder das eine noch das andere eine ernstzunehmende Option.
Imelda lächelte triumphierend. Sie wusste genau, dass sie Matilda exakt dort hatte, wo sie sie haben wollte. »Ich kümmere mich um alles Weitere.«
Fuckity, fuckity fuck.
***
»Wisst ihr, was diesem Pokerspiel fehlt?« Tanner Stone teilte die letzte Karte aus und sah hoch.
»Ein besserer Kartengeber?«, maulte Ryder Davis und senkte angewidert die Hand.
»Puppen«, fuhr Lincoln Quinn fort, während er seine Karten aufnahm.
Dexter Blake lachte. »Linc, du hast doch schon ein ganzes Puppenhaus. Du musst langsamer machen, Mann, oder du verschleißt das Ding noch.«
»Lieber verschlissen als vernachlässigt, Dex.«
Dex ließ die freundschaftliche Neckerei an sich abprallen. »Das nennt man Ansprüche haben, Arschloch. Solltest du auch mal versuchen.«
Donovan Bane pfiff durch die Zähne. »Ansprüche haben, soso. Große Worte, Dex.«
»Nicht alle Rugbyspieler sind jung, dämlich und schwanzgesteuert«, erwiderte Dex.
»Nur die, die Linc heißen«, schaltete sich Ryder ein, und alle, inklusive Linc, lachten.
»Was genau glaubst du, würden diese Puppen, von denen du die ganze Zeit laberst, jetzt tun, wenn sie hier wären, Linc?«, fragte Bodie Webb und studierte dabei eingehend die Karten auf seiner Hand.
»Keine Ahnung.« Linc zuckte mit den Schultern. »Gut aussehen. Gut riechen. Bier holen. Unserem Ego schmeicheln?«
Dex schnaubte. »Mann, du bist wirklich jung, dämlich und schwanzgesteuert.«
»Als ob deinem Ego noch irgendjemand schmeicheln müsste«, fügte Ryan hinzu. »Wenn es jetzt in diesem Augenblick vor uns Gestalt annehmen würde, wäre es ein gigantischer Ständer.«
Tanner lachte. Er liebte diese Pokerabende. Kaltes Bier, heiße Pizza und dumme Sprüche. Es gab nichts Besseres, als mit seinen Teamkollegen zu relaxen, weit abseits des Spielfelds und der ständigen Aufmerksamkeit von Trainern, Offiziellen, der Öffentlichkeit und den verdammten Medien. Zwar waren meistens nur die Singles unter den Mannschaftskollegen dabei, aber es war trotzdem die perfekte teambildende Maßnahme, und als Kapitän nahm Tanner gemeinschaftliche Geschlossenheit innerhalb der Mannschaft sehr ernst.
Das Sydney-Smoke-Team stand sich sehr nahe – auf dem Spielfeld genauso wie daneben. Deshalb waren sie auch so überragend.
»Pokerabende sind Männersache«, sagte er und sah auf drei Asse und zwei Könige hinunter. »Also, spielen wir jetzt oder nicht?«
In diesem Augenblick klingelte Tanners Handy, und der ganze Tisch stöhnte auf.
»Hey«, beschwerte sich Donovan. »Wir müssen unsere auch immer ausschalten.«
Tanner grinste und zog sein Telefon hervor. »Das ist der Vorteil daran, King zu sein.« Auf dem Display leuchtete der Name Griffin auf. Apropos King. »Scheiße«, fluchte er. »Das ist der Coach.«
Er ging sofort dran. Es musste irgendetwas Wichtiges sein. Pokerabende waren heilig, das wusste ihr Trainer genau.
»Griff?«, meldete Tanner sich und hielt sich das Handy ans Ohr, während er mit seinem Stuhl zurückkippelte. »Alles okay?«
»Nein, nichts ist okay«, kam die knurrende Antwort. »Anscheinend bin ich jetzt auch noch dein Pressesprecher.«
Griffin King war nicht gerade für seine tolerante Haltung bekannt. Eher dafür, einer der besten Rugby-Spieler in der Geschichte des Landes und der beste Rugby-Trainer aller Zeiten zu sein. Dafür, ein harter Hund zu sein. Dafür, dass sein einziger Fokus nur seinem Team und dem Spiel galt. Und dafür, dass er alles hasste, was davon ablenkte oder Beeinträchtigung bedeutete. Firlefanz nannte er diese Störfaktoren. Griffin King hasste Firlefanz.
»Was meinst du?«
»Du kannst dich schon mal auf eine Zeitungsreporterin einstellen, die uneingeschränkten Zugang zum Training, zur Kabine und zu sämtlichen Heim- und Auswärtsspielen bekommen hat. Es wird eine sechsteilige Reihe über dich veröffentlicht – irgend so ein Scheiß von wegen ›der Mann hinter dem Mythos‹ oder so.«
Tanners Stuhl kam mit einem lauten Knall wieder auf allen vier Füßen zum Stehen. »Einen Scheißdreck werde ich.«
Seine Kollegen am Tisch wechselten besorgte Blicke angesichts dieser vehementen Antwort. Nicht viele Leute sprachen auf diese Weise mit Griff. Noch nicht mal sein Kapitän.
»Glaubst du, ich habe Bock auf diese Scheiße?«, schnauzte Griff durch den Hörer. »Glaubst du, es ist meine Schuld, dass sich einige Spieler da draußen in der Öffentlichkeit so benehmen, als könnten sie sich alles erlauben? Glaubst du, ich bekomme gerne Anrufe von Geschäftsführern, die zu feige sind, ihren Job zu machen und es dir selbst zu sagen?«
Griff war außerdem bekannt dafür, keinerlei Verständnis für die Anzugträger aufzubringen. In den letzten zehn Jahren hätten ihn so einige von ihnen nur zu gerne aus dem Verband rausgeschmissen. Aber welcher Sportclub entlässt schon einfach so seinen erfolgreichsten Trainer?
»Also muss ich jetzt wegen Bonner Hayden und ein paar anderen Vollidioten, die ihren Schwanz nicht in der Hose und ihr Ego an der Leine halten können, irgendeiner Journalistin den Hintern küssen?«
Tanner wusste, dass der Rugbysport auf die Medien angewiesen war. Und er und sein Team taten alles, was vertraglich von ihnen verlangt wurde. Aber er hielt nichts davon, einen einzigen Spieler herauszugreifen. Ein Mann allein machte noch lange keine Rugbymannschaft. Außerdem hatte er im Laufe der Jahre zu oft miterlebt, wie die Presse einem die Worte im Mund umdrehte, um sich auf eine sechsteilige Reportage einzulassen.
»Japp. Die Sesselfurzer haben entschieden, dass du der perfekte Mann dafür bist. Also tu einfach, was du tun musst, sei nett zu der Journalistin und verkack die Sache nicht, um Himmels willen.«
Tanner schüttelte den Kopf. Das konnten sie unmöglich ernst meinen. »Hör zu, Griff –«
»Das war keine Bitte«, unterbrach ihn der Coach mit einem Ton in der Stimme, der kochendes Wasser hätte gefrieren lassen können. »Es ist ein Befehl. Eine dieser nervigen, aber nicht verhandelbaren Dinge, die du aus Liebe zum Sport eben tust – und weil ich es von dir verlange.«
Tanner hielt das Telefon ein Stück vom Ohr weg und ließ Griffs Schimpftiraden über sich ergehen. Dabei starrte er in fünf Augenpaare, deren Besitzer so taten, als würden sie nicht zuhören.
Absolut perfekt. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Eine Journalistin, die wie eine Klette an ihm hing und ihn mit dämlichen, unbedeutenden Fragen nervte, während er versuchte, Spiele zu gewinnen.
Sechs verdammte Artikel.
»Alles klar«, knurrte er in dem Wissen, dass ihm die Scheiße bis zum Hals stand. »Welche Zeitung? Wer ist die Reporterin?«
Die meisten Sportjournalisten kannte er – und im Großen und Ganzen waren sie ganz okay. Bis auf Chuck Nugent vielleicht, diesem Riesenarschloch, der keine Ahnung von den Feinheiten des Sports hatte. Aber der war aufgrund seines angeblich so hübschen Gesichts sowieso beim Fernsehen, also würde ihm dieser Vollidiot wenigstens erspart bleiben.
»Eine Journalistin vom Standard . Sie heißt Matilda Kent.«
Tanner war dankbar, dass er saß, als Griff diese Bombe platzen ließ.
Tilly?
Nein. Auf gar keinen Fall. Seine Tilly? Seine Highschool-Liebe, das Mädchen, an das er seine Jungfräulichkeit verloren hatte? Die Einzige, mit der er je eine ernste Beziehung geführt hatte? Die Frau, die er mit seinem Arschlochverhalten verletzt hatte?
Er wusste, dass sie beim Standard arbeitete. Er hatte ihre Karriere aus der Ferne verfolgt, seit sie nach ihrem Studium in Stanford wieder nach Sydney zurückgekehrt war. Aber sie schrieb eigentlich Style-Kolumnen. Das wusste er, weil er sie jeden Tag las. Wie kam es, dass sie auf einmal eine sechsteilige Reportage machte? Über ihn?
Tanner wurde plötzlich bewusst, dass die Leitung tot war. Wann hatte Griff aufgelegt? Seine Lunge fühlte sich mit einem Mal zu groß an in seiner Brust, und seine Bauchmuskeln zogen sich zusammen.
Tilly.
»Scheiße.« Er warf das Handy auf den Tisch, griff nach seiner dreiviertelvollen Bierflasche und leerte sie in wenigen Zügen.
Niemand gab währenddessen auch nur einen Piep von sich, aber Linc hörte sich selbst zu gerne reden, als dass er das Schweigen noch länger ertragen konnte.
»Hat dich jetzt etwa auch jemand gefilmt, während du der Öffentlichkeit deinen Schwanz gezeigt hast?«, frage er, sobald die Flasche wieder auf dem Tisch stand.
Bodie gab Linc einen Klaps auf den Hinterkopf und sah Tanner an. »Alles okay, Cap? Du siehst blass aus.«
Dex starrte ihn an. Er wirkte ruhig und gefasst wie üblich – außerhalb des Spielfelds. Auf dem Feld reichte ein Blick von ihm und die Gegner machten sich vor Angst in die Hosen. »Gibt es ein Problem?«
Oh ja. Und zwar ein ziemlich großes.
»Die Sesselfurzer wollen, dass ich für einen sechsteiligen Bericht mit einer Journalistin zusammenarbeite. So nach dem Motto ›Der Mann hinter dem Mythos‹.«
Dex pfiff durch die Zähne. »Klingt spaßig …«
Ungefähr so spaßig wie eine Wurzelbehandlung.
»Wer ist die Journalistin?«, wollte Ryder wissen.
Tanner zupfte am Etikett seiner Bierflasche herum. »Matilda Kent.«
Es dauerte keine fünf Sekunden, bis seine Kollegen es kapierten.
»Hey«, sagte Linc. »Ist das nicht die Puppe, deren Kolumne du jeden Tag liest? Diese Modetante?«
Fuck. Typisch Linc. »Sie ist Style-Kolumnistin .«
Linc lachte, und die anderen grinsten. »Tut mir leid, Slick. Ich bin mit dem Jargon nicht so vertraut.«
Als seine Teamkollegen ihn letztes Jahr erwischt hatten, wie er die Modeseiten der Zeitung studierte, hatte er versucht, ihnen weiszumachen, er lese das nur, weil er es gern stilvoll mag. Überzeugt waren sie nicht gerade gewesen, aber seitdem machten sie sich einen Spaß daraus, ihn Slick – englisch für glatt und geschniegelt – zu nennen. Und diesen Spitznamen war er nicht mehr losgeworden. Sogar die Öffentlichkeit und die Medien hatten ihn übernommen. Anscheinend hatte ihnen die Alliteration von Slick und Stone gefallen.
Zum Glück schienen die Leute außerhalb der Mannschaft davon auszugehen, der Spitzname wäre dadurch entstanden, dass er auf dem Feld wie ein glatter Stein zwischen den gegnerischen Spielern hindurchschlüpft; oder glaubten sogar, dass es sich darauf bezog, wie schnell die Damen in sein Bett schlüpften. Aber nein, in Wirklichkeit hatte er den Namen weg, weil er die Reporterkarriere seiner Highschool-Liebe heimlich verfolgte. Und das sollte die Öffentlichkeit ganz sicher nicht wissen.
»Du hast keine Ahnung, weil du eine wandelnde Fashion-Katastrophe bist«, gab Tanner zurück.
»Und was ist jetzt genau das Problem?«, fragte Ryder. »Sie schreibt eine Style-Kolumne. Denk dir also einfach irgendwas aus, bring sie mit deinem berühmten Charme aus dem Konzept – und fertig.«
»Das Problem ist …« Wahrscheinlich war es am besten, den Jungs die Wahrheit über seine Beziehung zu Matilda zu sagen. Das Ganze würde sowieso rauskommen, und dann würde er es sich bis in alle Ewigkeiten anhören müssen. »Wir waren mal zusammen. In der Highschool.«
»Ah«, grinste Dex. »Jetzt ergibt alles Sinn.«
»Ach, komm schon, Cap. Das war in der Highschool«, winkte Ryder ab. »Kann ja wohl kaum so schlimm sein, oder? Ich schwöre, du bist der einzige Typ, den ich kenne, der einer Frau eine Abfuhr erteilen kann und sie schwärmt danach bei Facebook immer noch in den höchsten Tönen von dir.«
Tanner schüttelte den Kopf. »Sie nicht. Ich habe sie damals betrogen.« Das hatte sie zumindest geglaubt.
Donovan zuckte zusammen. »Autsch.«
Bodie tat es ihm nach. »In deiner Haut will ich nicht stecken.«
»Weg vom Fenster«, grinste Linc. »Alles klar. Ich übernehme dann deine Wohnung. Nette Lage.«
Tanner wohnte direkt an der Finger Wharf in Woolloomooloo, einem ehemaligen Arbeiter- und Hafengebiet, von dem aus einst Wolle exportiert wurde. Seitdem hatte sich dort eine Menge verändert.
»Ich nehme sein Auto«, sagte Donovan.
»Ich seinen Spind«, rief Bodie.
»Träum weiter. Das ist meiner«, verkündete Dex.
»Ich habe es zuerst gesagt«, protestierte Bodie.
»Sein Spind ist eine Nummer zu groß für dich«, konterte Dex.
Normalerweise hätte Tanner darüber gelacht, wie sich seine Teamkollegen wie ein Schwarm gieriger Möwen auf seinen Besitz stürzten. Aber er war gerade absolut nicht in der Stimmung. Alles, woran er denken konnte, waren ein niedlicher Pferdeschwanz und eine bezaubernde Hornbrille.
Tilly.
Warum ausgerechnet Tilly?
Drei Tage später stand Matilda vor Tanners Kabine, zu der man durch einen Betontunnel im Inneren des Henley-Stadions gelangte, der Heimspielstätte von Sydney Smoke. Das Umhängeband, das man ihr bei ihrer Ankunft gegeben hatte, kratzte an ihrem Hals. Sie schloss die Faust um die harte Plastikkarte des Passes, mit dem sie Zugang zu sämtlichen Bereichen im Stadion erhielt, um sich einen Augenblick zu sammeln.
Sie würde das schaffen. Es war ihre Chance, ihren Traumjob zu landen, und die würde sie ganz sicher nicht vermasseln, auch wenn sie gerade am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht und das Stadion fluchtartig verlassen hätte. Aber jeder hatte irgendetwas an seinem Job, das er hasste. Und bei ihr hatte dieses Etwas heute einen Namen bekommen: Tanner Stone.
Matilda war jedoch professionell und würde diese Reportage angehen, wie sie ihre Arbeit immer anging – mit Hingabe und Kompetenz.
Tatsächlich hatte sie Imelda das Versprechen abringen können, dass die Kontrolle über die redaktionelle Arbeit an der Artikelreihe zum Großteil bei ihr selbst liegen würde. Und diese Tatsache hatte sie ermutigt. Ihre Chefin wollte den Mann hinter dem Mythos kennenlernen – und genau den würde sie kriegen.
Mit einer ordentlichen Prise davon, wie aus Highschool-Arschlöchern erwachsene Arschlöcher wurden. Das Ganze würde die ultimative Rache an dem Kerl werden, der ihr das Herz aus der Brust gerissen hatte. Und der Gedanke daran war so ziemlich das Einzige, was sie gerade davon abhielt, abzuhauen.
Natürlich würde sie vorsichtig sein müssen. Imelda gab ihr zwar gerne einen gewissen Spielraum, aber sie würde garantiert keine befangene Attacke auf Tanner dulden. Nein, stattdessen würde Matilda darüber schreiben, wie extreme Popularität und Kriechertum den Jungen, den sie aus der Highschool kannte, in einen wütenden Egomanen verwandelt hatten, der sich nach dem Rampenlicht sehnte und dessen Verschleiß an schönen Frauen seinesgleichen suchte.
Außerdem hatte das Ganze das Zeug zu einer noch größeren Story – einem Enthüllungsbericht über die Sportbesessenheit der Gesellschaft und ihre Tendenz, aus Typen Helden zu machen, die gar nicht reif genug dafür waren, mit den übertriebenen Schmeicheleien und Lobhudeleien klarzukommen. Das würde großartig werden.
Das Gelächter, das durch die halboffene Kabinentür in den Betongang drang, erinnerte Matilda daran, wie blöd sie hier draußen herumstand, obwohl sie doch längst dort drin hätte sein sollen.
Bei Tanner.
Sie hatte ihr Kommen nicht angekündigt, weil sie den Überraschungseffekt für sich nutzen wollte. Er sollte sich verunsichert fühlen, denn sie musste bei dieser Sache unbedingt die Kontrolle haben. Damals hatte dieser Mann besser gerochen als eine gesamte Konditorei, und sie war süchtig nach ihm gewesen wie das Krümelmonster nach Keksen. Der kalte Entzug war die Hölle auf Erden gewesen.
Sie musste also unbedingt daran denken, ihm nicht zu nahe zu kommen. Abstand zu halten. Auch wenn er jetzt bestimmt nicht so unwiderstehlich riechen würde. Nicht nach zwei Stunden Training, oder? Sie hatte die letzten fünfzehn Minuten der Trainingseinheit von der Tribüne aus beobachtet und wusste genau, wie verschwitzt er jetzt sein würde. Schweißüberströmt und widerlich. Perfekt.
Sie selbst trug ihren superseriösen schwarzen Hosenanzug, der eher funktional als stylish war und sich wie eine Rüstung anfühlte. Genau das, was sie gerade brauchte.
Matilda riss sich zusammen und klopfte laut an die Tür. »Alle angezogen da drinnen?«
Das Gewirr tiefer Männerstimmen verstummte abrupt, und ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen.
»Das kommt drauf an, wie du aussiehst, Süße.« Gelächter. Dann: »Komm rein, Baby, wir beißen nicht.«
»Na toll«, murmelte sie leise und verdrehte die Augen.
Matilda war noch nie in einer Männerumkleide gewesen, aber sie hatte nicht vor, sich von ein paar großen verschwitzten Typen einschüchtern zu lassen. Sie straffte die Schultern und betrat den Raum. Um zur Mannschaft zu gelangen, musste sie zunächst einmal um eine lange Reihe Spinde herumgehen.
»Ich will zu Tanner Stone«, verkündete sie, als sie schließlich vor einem halben Dutzend Männer stand. Einige von ihnen trugen noch ihre Rugby-Klamotten, andere waren oberkörperfrei oder hatten nur Unterwäsche an. Einer, der mit dem Rücken zu ihr stand, stieg gerade in ein paar Boxershorts und gewährte ihr für den Bruchteil einer Sekunde freie Sicht auf seinen blütenweißen Hintern.
»Was willst du denn von einem alten Mann wie dem?« Ein junger muskelbepackter Typ in Boxershorts grinste sie frech an.
Matilda wollte gerade erwidern, dass sechsundzwanzig jetzt nicht gerade ein biblisches Alter war, aber der Muskeltyp war noch nicht fertig.
»Solche alten Knacker werden viel zu schnell müde. Du brauchst ein jüngeres Modell. Ich würde meine Dienste für eine Probefahrt anbieten.«
Normalerweise wirkten solche Sprüche auf Matilda absolut abtörnend, aber angesichts dieser funkelnden Augen und des frechen Grinsens, konnte sie nicht anders als zu lächeln.
Es war offensichtlich, dass dieser Typ viel zu leicht Frauen ins Bett bekam.
»Behalt ihn in der Hose, Linc«, sagte ein hünenhafter Kerl, der noch seine Rugbysachen trug. Dann drehte er den Kopf und rief: »Hey, Slick, hier ist eine Lady für dich.«
Matilda öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass sie keine Lady war, aber da tauchte Tanner auch schon hinter der Spindreihe auf, das goldblonde Haar dunkel und nass vom Duschen und nur mit einem Handtuch bekleidet, das er sich um die schmalen Hüften geschlungen hatte.
»Hallo, Tilly.«
Die gesamte Kabine verstummte, und Matildas Mund wurde staubtrocken. Sie hatte keinen Tropfen Spucke mehr übrig, um ihn dafür zu rügen, dass er sie mit ihrem Spitznamen angesprochen hatte. Und ganz ehrlich, diesen nach acht Jahren aus seinem Mund zu hören, brachte sie gehörig aus dem Gleichgewicht.
Zum Glück trug sie keinen dieser lächerlichen Perlenstrings. Seine Stimme, seine Brust, dieses Handtuch, die Tattoos, die sich von seinen Ellbogen bis hoch zu den Schultern zogen, waren mehr als genug Stimulation.
»Lange her«, murmelte er und näherte sich ihr bis auf eine Armlänge.
Zu nah.
Viel zu nah.
Ihr Körper reagierte auf die betörende Mischung aus Seife, Deo und Rasierwasser, wie auf einen unwiderstehlichen, üppig gefüllten Donut. Frisch und noch warm, direkt aus dem Ofen. Lieber Gott … er roch wirklich zum Anbeißen.
Er war größer, als sie ihn in Erinnerung hatte. Größer, als er im Fernsehen wirkte. Größer und breiter. Seine Muskeln waren ausgeprägter, prall an einigen Stellen, sehnig an anderen. Voll und ganz der beeindruckende, vor Kraft strotzende Rugbyspieler, dessen Stärke nur darauf wartete, losgelassen zu werden.
Mit seiner leicht gebogenen Nase, dem stoppeligen Dreitagebart und der grüblerischen Miene – von den Tattoos mal ganz abgesehen – wirkte er furchterregend. Wie er da so fast komplett nackt vor ihr stand, hatte er etwas total Animalisches an sich. Und er war ihr so verdammt nahe.
Ihre Nägel bohrten sich in ihre Handflächen, im verzweifelten Versuch, den Drang zu bekämpfen, ihn anzufassen.
»Hey«, erwiderte sie, als sie endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte.
Bleib auf Abstand. Es war nur ein Job. Nur ein Karrieresprungbrett.
»Keine Brille mehr?«, fragte er.
»Ich trage jetzt Kontaktlinsen.«
Er ging nicht auf ihre Antwort ein. »Du hast dir die Haare geschnitten.«
Matilda widerstand dem Drang, sich verlegen an den Nacken zu fassen, wo ihre blonden Spitzen endeten. Der Pixie-Schnitt war wie gemacht für ihr feines Haar und ihre knabenhaften Gesichtszüge und verlieh ihr eine gewisse Reife und Autorität, die ihre zierliche Gestalt ihr sonst oft verwehrte. Sie liebte diese Frisur.
Er lehnte sich mit der Schulter gegen einen Spind und musterte ihre Haare. Seine Augen waren so blau, wie sie sie in Erinnerung hatte, mit dem dunkleren Rand rundherum, der seine Iris hervorhob und das strahlende Blau zusätzlich betonte. »Mir hat die andere Frisur besser gefallen.«
Matildas Puls begann zu rasen, als sie sich daran erinnerte, wie gerne er ihre langen Haare auf seinem Kissen gesehen hatte – oder wie einen Vorhang zwischen ihnen, wenn sie im Bett oben war.
Verdammt, warum musste er ihr jetzt ausgerechnet dieses Bild wieder in Erinnerung rufen?
Unmut brodelte in ihren Adern. Sie musste ihm zeigen, dass sie die Kontrolle hatte. Dass sie nicht hier war, um Höflichkeiten auszutauschen oder in Erinnerungen zu schwelgen. Verdammt noch mal, war ihm etwa überhaupt nicht bewusst, wie sehr das, was er getan hatte, ihre Erinnerungen an die Zeit mit ihm geprägt hatte?
»Ich frage mich, ob dir bewusst ist, wie wenig mich deine Meinung interessiert.«
Ein paar Typen hinter ihr kicherten, aber sie ignorierte sie. Es war Zeit, zum Punkt zu kommen. Sie setzte ihre beste Journalistenstimme auf – nüchtern und forsch. »Ich nehme an, du weißt über die Reportage Bescheid?«
»Ja.« Sein Kiefer spannte sich an. »Ich habe davon gehört.«
Er war angepisst. Gut. Wenn er dieses Gefühl mit 1000 multiplizierte, war er ungefähr auf ihrem Level.
»Es sind sechs Teile. Der Mann hinter dem Mythos.« Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter auf ihr entzücktes Publikum, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zuwandte. »Es gibt eine Menge zu besprechen. Wir sollten einen Termin dafür ausmachen.«
Er sah sie nachdenklich an, und nach einer Weile kräuselten sich diese vollen festen Lippen – noch immer genauso spektakulär wie damals – zu einem leisen Lächeln. »Komm schon, Tilly. Ich bin mir sicher, du weißt noch genau, was für ein Mythos wir beide im Bett waren?«
Matilda riss die Augen auf angesichts dieser Dreistigkeit, und sie spürte, wie ihre Wangen brannten, während die Männer hinter ihm grinsten und sich gegenseitig abklatschten. Ganz langsam ließ sie die Hand in ihre Tasche gleiten, die sie über der Schulter trug, und zog ihr gutes altes Tonbandgerät hervor. Im Zeitalter der mobilen Technologie war es längt überholt, aber wann immer sie es in der Hand hielt, fühlte sie sich wie eine echte Journalistin.
Sie drückte den Aufnahmeknopf mit dem Daumen und hielt sich das Gerät näher an den Mund. »Wenn ich mich richtig erinnere«, sagte sie so laut, dass es jeder im Raum hören konnte, »wird Tanner Stones Schwanz seinem Namen alles andere als gerecht und verblasst im Vergleich mit seinem gigantischen Ego. Seine linkischen Versuche, beides zu handhaben, endeten selten erfolgreich. Wir sollten also alle froh sein, dass es auf dem Rugbyfeld besser läuft.« Sie ließ den Knopf los. »Willst du, dass der Artikel in diese Richtung geht, Slick ?«
Die Kerle hinter Tanner stießen Pfiffe aus und schlugen sich gegenseitig auf die Schultern.
»Wow! Gib’s ihm, Baby«, rief der Typ, der mit Linc angesprochen wurde.
»Ich liebe sie, Cap«, kam von einem anderen. »Du solltest sie heiraten. Verdammt, wenn du es nicht machst, tu ich es.«
»Wir brauchen noch eine neue Cheerleaderin«, war ein weiterer Vorschlag.
Ein großer maorisch aussehender Mann schüttelte den Kopf. »Nee, so wild wie sie ist, sollte sie eher das Mannschaftsmaskottchen werden.«
Zu Matildas Überraschung warf Tanner den Kopf zurück und lachte ebenfalls. Ein tiefes köstliches Lachen, das alles in ihr durcheinanderbrachte. Sie konnte jedes noch so kleine Härchen an seinem Hals sehen und wurde beinahe von dem Drang überwältigt, das Gesicht genau dort zu vergraben, wo sein Puls langsam und gleichmäßig an seinem Halsansatz schlug.
Sein Lachen verstummte, als er sie ansah, aber da war noch immer dieses dämliche Grinsen auf seinem blöden hübschen Gesicht. »Ich wusste, dass du irgendwo da drinnen noch immer die Alte bist, Tilly.«
Matilda runzelte die Stirn. Ihr gefiel es besser, wenn er sich über sie ärgerte. Sie war darauf angewiesen, dass er sich über sie ärgerte. Denn diesen Tanner – den flirtenden, charmanten Tanner – konnte sie absolut nicht gebrauchen.
»Hör auf, mich so zu nennen«, fauchte sie.
Er hob die Hände in gespielter Kapitulation. »Tut mir leid, Matilda.« Aber er sah ganz und gar nicht aus, als ob es ihm leidtue. »Also … wie möchtest du mit mir denn die Menge besprechen ?«
Matilda ging nicht auf die Zweideutigkeit ein. »Wir könnten uns während der nächsten anderthalb Monate einmal wöchentlich treffen und jedes Mal ein anderes Thema abhandeln, welches in der jeweiligen Woche im Zentrum der Story steht. Der erste Artikel soll nächsten Freitag erscheinen. Passt das in deinen Zeitplan?«
Er hob die Schulter, mit der er nicht an dem Spind lehnte. »Klar, solange ich den Ort bestimme, an dem die Interviews stattfinden.«
»Oh.« Matilda runzelte die Stirn. Das hatte sie sich anders vorgestellt. Und sie mochte es ganz und gar nicht, wenn ihre Pläne durchkreuzt wurden. »Ich dachte, wir treffen uns in der Redaktion? Da haben wir Interviewräume für solche Reportagen.«
Diese Räume waren nüchtern und unpersönlich, und nicht voll mit halbnackten Männern. Dort gab es weit weniger Testosteron. Vollständig bekleidete Menschen. Die perfekte Umgebung.
Tanner schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Das ist die Bedingung. Geh drauf ein oder lass es. Für sechs Termine stehe ich dir zur Verfügung …«, er zog das Wort ein wenig in die Länge und grinste anzüglich, »Aber ich bestimme, wo und wann.«
So, wie er im gleichen Atemzug, in dem er sich fügen wollte, Bedingungen stellte, sollte er seine Rugby-Karriere lieber nicht für ein BDSM -Leben an den Nagel hängen.
Vor Matildas geistigem Auge flackerte ein Bild auf, wie er ihr zur Verfügung stand, während er nackt an ihr Bett gefesselt war. Nicht gerade hilfreich. Wenn es doch nur »Halt Abstand!« schreien würde, anstatt »Geh noch näher hin!«.
Matilda räusperte sich. Sie wollte jetzt nur noch hier raus. An so viel Testosteron in einem Raum war sie einfach nicht gewöhnt. Verdammt, wenn sie noch länger hierblieb, würden ihr wahrscheinlich bald Eier wachsen.
Sie war nur hergekommen, um einen Termin für das erste Interview auszumachen und dann wieder zu verschwinden. Wenn sich Tanner unbedingt aufspielen wollte, indem er versuchte, die Kontrolle über irgendwelche irrelevanten Details an sich zu reißen, konnte er das ihretwegen tun. Sie war immer noch diejenige, die hier die Feder führte.
Sie holte eine ihrer Visitenkarten hervor und hielt sie ihm hin. »Schreib mir einfach die Details.«
Er nahm die Karte und hielt sie sich an die Nase, um daran zu schnuppern. Und schon sah sie sich wieder in die Highschool zurückversetzt und erinnerte sich daran, wie Tanner an ihren Haaren, ihrem Nacken und der besonderen Stelle hinter ihrem Ohr geschnuppert hatte.
In dem qualvollen Bewusstsein, dass sie sich vor einem glotzenden Publikum stumm anstarrten, nickte Matilda und gab so zu verstehen, dass sie jetzt gehen würde. »Okay …« Sie warf wieder einen kurzen Blick über ihre Schulter. »Wir sehen uns dann.«
Ihre Beine fühlten sich an wie Pudding, als sie den Raum verließ und dabei den Anblick des halbnackten Tanner nicht loswurde, der an ihrer Visitenkarte roch und auf schmerzliche Weise immer noch genauso aussah wie der Typ, den sie mal geliebt hatte.
Die Jungs pfiffen und klopften blöde Sprüche, sobald Matilda den Raum verlassen hatte. Sie amüsierten sich prächtig auf Tanners Kosten, und er ließ sie gewähren. Er war vollkommen damit beschäftigt, sein Verhalten ihr gegenüber wieder und wieder in Gedanken durchzugehen.
Oh Gott. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er hatte sich schon wieder wie ein Arschloch benommen. Verdammt, am liebsten hätte er sich für die »Mythos im Bett«-Bemerkung selbst in den Arsch getreten. Die war wohl kaum angebracht gewesen nach solch einer langen Zeit. Aber er war einfach so verdammt wütend gewesen.
Wütend auf sie, wie sie sich hinter ihrer professionellen Fassade versteckte, komplett zugeknöpft mit ihren Kontaktlinsen und der seriösen Kurzhaarfrisur und diesem dämlichen Hosenanzug. So vollkommen anders als das Mädchen, das sie einst gewesen war, mit ihrem Pferdeschwanz, der Brille und den witzigen Logo-Shirts, die ihn immer zum Lachen brachten. Jetzt – als Matilda – wirkte sie, als hätte sie das Lachen völlig verlernt. Und das war seine Schuld.
Damals auf der Party dieses coole Mädchen zu küssen, im vollen Bewusstsein, dass Tilly es sehen würde, war wirklich eine arschige Aktion gewesen. Eine, unter der sie ganz offensichtlich noch immer litt. Aber es war die einzige Möglichkeit gewesen, die er gesehen hatte, um sie dazu zu bringen, mit ihm Schluss zu machen. Das Stanford-Stipendium anzunehmen und Journalistin zu werden, wie sie es sich immer erträumt hatte, anstatt seiner traurigen Gestalt über sämtliche Provinz-Rugby-Plätze zu folgen, während er auf seine Chance wartete, bei den großen Jungs mitzuspielen. Eine Chance, die sich ihm genauso gut niemals hätte bieten können.
Eine Verletzung, schlechtes Wetter, schlechtes Timing oder einfach nur Pech – all diese Faktoren hätten seine Karriere beenden können, bevor sie überhaupt angefangen hatte. Letztendlich war es nicht so gekommen, aber jetzt musste er mit der Tatsache leben, dass das Mädchen, das er einst gekannt hatte, hinter einer Mauer verschwunden war, die er selbst errichtet – oder für die er zumindest den ersten Stein gelegt hatte. Vielleicht waren andere Männer in ihrem Leben auch solche Arschlöcher gewesen. Er erschauderte bei dem Gedanken daran.
Früher hatte sie gestrahlt. Sie war so glücklich und offen gewesen, und sie verdiente etwas so viel Besseres als die Tatsache, dass er ihr jegliche Freude genommen hatte – und welche Umstände sonst noch dazu geführt haben mochten –, aus ihr die Frau zu machen, die sie heute war.
Aber er hatte dennoch auch das clevere und witzige Mädchen von früher in ihr aufblitzen sehen, in das er sich vor so vielen Jahren verliebt hatte.
Tanner Stones Schwanz wird seinem Namen alles andere als gerecht und verblasst im Vergleich mit seinem gigantischen Ego.
Tanner lächelte. Das war seine Tilly. Das Mädchen, das ihn gnadenlos mit seinem Ruf als Schuladonis aufzog. Das Mädchen, das ständig etwas zu lachen hatte.
Diese alte Tilly steckte noch immer in ihr, da war er sich sicher. Sie versteckte sich bloß, begraben unter all den verletzten Gefühlen, und er hasste den Gedanken daran, dass er – zumindest zum Teil – dafür verantwortlich war.
Dieses Bewusstsein brannte unter seiner Haut wie ein schwerer Sonnenbrand. Er musste versuchen, es irgendwie wiedergutzumachen. Wenn er sie kaputtgemacht hatte, dann lag es doch auch in seiner Verantwortung, sie wieder zu reparieren, oder? Sie hinter dieser Mauer hervorzulocken, damit sie endlich wieder lächeln konnte – glücklich sein und wieder für alle Welt sichtbar strahlen konnte.
Und dabei ging es nicht darum, sich wieder bei ihr einzuschmeicheln oder sich gar zurück in ihr Bett zu stehlen. Was passiert war, war passiert – und daran sollte man auch nicht rühren. Ihr die Wahrheit zu sagen, würde auch nichts besser machen. Tatsächlich machte es vielleicht sogar alles noch schlimmer. Er musste sich einfach nur darauf konzentrieren, die alte Tilly hervorzulocken und die beiden wieder miteinander bekanntzumachen. Zum Glück würde er sechsmal die Gelegenheit dazu haben.
Tanner drehte sich zu den Jungs um, die sich immer noch auf seine Kosten amüsierten. »Hey, John. Wie hieß noch mal dieses piekfeine Restaurant am Circular Quay? Das dem Onkel deiner Frau gehört? Mit dieser privaten Terrasse mit Blick auf den Hafen und das Opernhaus?«
Etwa die Hälfte seiner Mannschaft war glücklich verheiratet. John Trimble gehörte dazu. »Flamenco. Aber es ist normalerweise Monate im Voraus ausgebucht. Soll ich da was für dich drehen?«
»Nee. Schon gut. Danke.« Es war faszinierend, wie viele Türen ihm sein Promistatus öffnete. Und auch wenn er normalerweise nicht der Typ war, der gerne irgendwelche Beziehungen spielen ließ, war er sich auch nicht zu fein dafür, es zu tun, wenn es wirklich nötig war.
»Wow.« Brett Gable, der auch zu den verheirateten Kollegen gehörte, pfiff leise durch die Zähne. »Das kostet ’ne Stange Geld, Boss. Dann hoffe ich mal für dich, sie lässt dich danach ran.«
Diese Bemerkung machte Tanner wütend. Er hasste diese Art von Macho-Scheiße. Er hatte ehrenwerte Absichten, verdammt noch mal. Seine Absichten waren immer ehrenwert. »Netter Spruch, Mann. Küsst du deine Frau mit diesem Mund?«
Brett grinste ungerührt, und Linc begann zu singen »Tanner und Matilda sitzen auf dem Baum …«
Tanner zog eine Augenbraue hoch. »Jetzt mal im Ernst, Mann, wie alt bist du?«
Linc lachte, ließ es sich aber nicht nehmen, fortzufahren: »… knutschen rum, man glaubt es kaum.«
Tanner verdrehte die Augen. Verdammt noch mal …
Er kehrte seinen Kollegen wieder den Rücken zu, was zu noch mehr Spöttereien führte. Er ignorierte sie, ging zu seinem Spind hinüber und holte sein Handy hervor.
Nächsten Dienstag. 19 Uhr. Im Flamenco am Darling Harbour. Gib mir deine Adresse. Ich hole dich ab.
Er gab Tillys Nummer ein und schickte die Nachricht ab. Er fügte sie gerade zu seinen Kontakten hinzu, als die Antwort kam. Sein Puls beschleunigte sich ob der schnellen Reaktion. Er hatte eigentlich erwartet, dass sie ihm irgendwann viel später widerwillig antworten würde.
Wir treffen uns dort.
Er lächelte. Etwas anderes hatte er nicht erwartet. Seine Finger flogen über das Display seines Smartphones.
Was wäre ich für ein Gentleman, wenn ich dich nicht abholen würde?
Er wartete auf ihre Antwort, von der er wusste, dass sie nicht lange auf sich warten lassen würde. Tilly war nie jemand gewesen, der vor einem verbalen Duell zurückschreckte. Sein Handy piepte, und er musste wieder lächeln, als er die Antwort las.
Nach deiner Definition von Gentleman?
Tanner tippte erneut.
Das tut weh.
Wieder eine prompte Antwort.
Perfekt. Dann ist meine Arbeit für heute getan.
Dieses Mal lachte er laut auf. Ihm gefiel dieses Aufblitzen der alten Tilly.
Bis Dienstag. Ich freu mich drauf.
Er legte sein Handy ins oberste Fach seines Spinds und griff gerade nach seiner Unterhose, als es sich erneut klingelte. Tanner grinste. Typisch Tilly. Sie musste immer das letzte Wort haben.
Na, dann freut sich immerhin einer von uns.
Tilly hätte sich beinahe an ihrer Zunge verschluckt, als ihr Uber vor dem Restaurant hielt. Wenn Tanner glaubte, er könne sie mit diesem Laden am Hafen beeindrucken, lag er verdammt richtig. Allerdings würde sie mit dem mageren Spesenkonto, das ihr zur Verfügung stand, hier nicht weit kommen. So würde sie das gesamte Budget bereits an einem einzigen Abend verpulvern.
Verdammt, sie hatte keine Ahnung, ob sie mit ihrem kleinen Schwarzen hier überhaupt angemessen angezogen war. Klar, es hatte einen klassischen Schnitt, der eigentlich immer und überall passte, und sie wusste, dass sie darin stilvoll aussah. Kultiviert. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Pailletten angebrachter gewesen wären. Und Diamanten.
Blöderweise waren die einzigen funkelnden Klunker, die sie besaß, aus Plastik.
Zu ihrer Linken erhob sich, majestätisch und stimmungsvoll beleuchtet, das elegante weiße Segel des berühmten Opernhauses in den Nachthimmel. So lebte also die andere Hälfte.
»Tilly!«
Matilda drehte sich um und sah, wie Tanner auf sie zukam, und ihr Ärger darüber, dass er sie schon wieder Tilly nannte, verpuffte angesichts seines überraschend zivilisierten Auftretens mit schwarzem Anzug, schneeweißem Hemd und einer modischen Krawatte.
Trotzdem hatte er noch immer etwas Animalisches an sich, mit seiner goldblonden Mähne und dem vor Kraft strotzenden Gang, den kein noch so seriöser Look verschleiern konnte.
»Du siehst bezaubernd aus«, sagte er und beugte sich zu ihr hinunter, um ihr rechts und links Küsse an die Wangen zu hauchen, bevor sie irgendetwas dagegen tun konnte.
Sie starrte ihn einen Augenblick lang verblüfft an, als er sich wieder von ihr löste. So … kultiviert kannte sie Tanner gar nicht.
»Wie französisch von dir.«
Er grinste. »Ich bin jetzt ein Mann von Welt, wusstest du das nicht? Mit zwanzig habe ich ein halbes Jahr in Frankreich gespielt.«
Doch. Das wusste sie. Sie hatte seine Karriere über all die Jahre hinweg verstohlen verfolgt, auch wenn sie sich dabei selbst einredete, es nicht zu tun.
»Aber um ehrlich zu sein«, fuhr er fort, während er ihr eine Hand auf den Ellbogen legte und sie zum Restaurant führte, »ist mir eine andere Art von französisch noch viel lieber.«
Tillys Puls beschleunigte sich, und sie geriet kurz ins Stolpern. Tanner schien es nicht bemerkt zu haben, auch wenn sich sein Griff ganz leicht verstärkte, während sie sich wieder sammelte. Als sie schließlich alle Sinne wieder beisammenhatte und in der Lage war zu protestieren, waren sie schon fast an der Tür.
»Hör auf, Tanner«, sagte sie und entzog sich seinem Griff.
Er zog eine Augenbraue hoch. »Ist das ein Problem?«
»Ja«, sagte sie und ignorierte das kurze Stocken ihres Atems, das diese hochgezogene Augenbraue ausgelöst hatte.
Wie um alles in der Welt konnte eine Augenbraue so verdammt sexy sein?
»Wir können hier nicht essen.«
Er runzelte die Stirn. »Warum nicht? Das ist eines der besten Restaurants der Stadt. Es hat einen Michelin-Stern und einen atemberaubenden Ausblick.«
»Und mit Sicherheit genauso atemberaubende Preise. Spesenkonten von Zeitungen sind nicht mehr das, was sie mal waren, und dieses Restaurant wird mein Budget völlig zunichtemachen.«
Er lachte leise, und seine Nase wirkte plötzlich weniger schief, als Lachfalten auf seinem Gesicht erschienen. Er nahm Matilda wieder beim Ellbogen und schob sie weiter. »Ich lade dich zum Essen ein, Tilly. Ich erwarte nicht, dass du zahlst.«
Matilda stemmte die Füße in den Boden. Sie hatte keine Lust, sich behandeln zu lassen wie irgendein dämliches Fangirl. »Das hier ist kein Date, Tanner, sondern ein Interview.«
»Es ist mir egal, wie du es nennen willst, Tilly. Ich bin der Mann. Wir essen zusammen. Ich bezahle. So einfach ist das.«
Matilda blinzelte irritiert. Eigentlich hätte sie seine Einstellung nicht überraschen dürfen. Er war schon immer der Typ Mann gewesen, der seiner Begleiterin die Tür öffnete, sie vorgehen ließ und immer und überall bezahlte, selbst damals in der Highschool, als er sich noch am Wochenende mit dem Einräumen von Supermarktregalen das Taschengeld aufgebessert hatte.
Aber das hier war etwas ganz anderes. Mal ganz abgesehen davon, dass sie sich in ihrer Emanzipation angegriffen fühlte, war es wichtig, dass sie ihm keinerlei Macht überließ. Sie musste bei diesen Interviews die Kontrolle behalten und durfte ihm auf keinen Fall die Zügel in die Hand geben.
»Hör auf, mich Tilly zu nennen.«
Falls er den aufbrandenden Sturm in ihren blaugrünen Augen bemerkte, schenkte er ihm keine Beachtung.
»Solange ich derjenige bin, der die Orte unserer Interviews aussucht, übernehme ich diesbezüglich auch sämtliche Kosten.« Er schob die Hände in die Hosentaschen. »Das ist meine Bedingung. Geh drauf ein oder lass es.«
»Netter Versuch. Aber du und ich wissen beide, dass die Entscheidung von ganz oben kommt. Du bist in dem Ganzen nur eine Schachfigur, genauso wie ich.«
»Wenn du glaubst, ich würde denen da oben nicht sagen, dass sich mich mal kreuzweise können, dann irrst du dich gewaltig.«
Selbst ohne den drohenden Unterton und den entschlossenen Gesichtsausdruck hätte Matilda ihm geglaubt. Sie knirschte mit den Zähnen. Wie sehr sie es doch hasste, dass er letztendlich doch die Oberhand behielt. Dass sie mehr auf ihn angewiesen war, als er auf sie. Dass ihre Karriere von der Reportage über ihn abhing.
Sie änderte die Taktik. »Wie wäre es, wenn wir die Rechnung teilen?«
»Wie wäre es, wenn nicht?«
Matilda seufzte verärgert. Sie hatte keine andere Wahl. »Von mir aus.«
Sie hatte große Lust, das teuerste Gericht auf der Karte auszuwählen, aber so ein Rumgezicke war einfach nicht ihre Art. Sie kam aus einer Arbeiterfamilie und war bei ihrer politisch sehr weit links orientierten Großmutter aufgewachsen. Es lag ihr also noch immer irgendwie im Blut, Reichtum und Übermaß eher skeptisch gegenüberzutreten.
»Danke«, lächelte er.
Immerhin verzichtete er auf einen triumphierenden Unterton. Doch als er die Hand erneut nach ihrem Ellbogen ausstreckte, zog sie ihn weg. Dass sie ihm gewisse Zugeständnisse gemacht hatte, hieß noch lange nicht, dass sie das Heft komplett aus der Hand geben würde und er machen konnte, was er wollte.
Er grinste sie an, völlig ungerührt von ihrer Widerspenstigkeit. Oder, wie ihre Großmutter sagen würde, Gereiztheit.
»Nach dir.« Er wies auf die Tür.
Matilda betrat das Restaurant und wurde höflich-distanziert vom Oberkellner begrüßt. Dessen Verhalten änderte sich jedoch komplett, als er erkannte, mit wem sie hier war. Sofort wurde auf unterwürfigste Weise ein Riesenbohei um Tanner gemacht. Und wäre das alleine nicht schon lächerlich genug gewesen, folgten beim Gang durch das Restaurant ein halbes Dutzend Bitten um Autogramme und Selfies seitens der Gäste.
Anscheinend spielte es keine Rolle, wie vornehm man selbst war, sobald eine bekannte Persönlichkeit auftauchte.
Sie brauchten eine halbe Stunde, bis sie schließlich auf der Terrasse Platz genommen hatten, auf der nur ein einziger Tisch stand.
»Tut mir leid.« Er verzog das Gesicht, sah aber absolut nicht so aus, als tue ihm irgendetwas leid. Nein, tatsächlich wirkte er ziemlich selbstzufrieden.
»Schon okay«, winkte sie gespielt gelangweilt ab. »Ich habe mir einige Notizen gemacht, während deine Groupies dein Ego gestreichelt haben.«
Sein leises Lachen war gleichermaßen unerwartet wie sexy. Es ärgerte sie, dass sie ihn nicht genauso leicht aus der Fassung bringen konnte, wie seine bloße Gegenwart sie aus der Fassung brachte. »Ich weiß noch, wie du mich immer mit meinen Groupies aufgezogen hast.«
Oh Gott. Er hatte recht. Sie benahm sich wirklich wie eine Kratzbürste! Was auch immer zwischen ihnen vorgefallen war – er hatte sich im Leben mehr als wacker geschlagen, und sie sollte darauf stolz sein. Verdammt, wenn sie all die verletzten Gefühle beiseiteschob, musste sie sogar zugeben, dass sie irgendwo tief in ihrem Inneren wirklich stolz auf ihn war.
Er hatte ein Ziel gehabt, hart dafür gearbeitet und es erreicht. Im Gegensatz zu ihr, die noch weit von ihrem beruflichen Durchbruch entfernt war. Auch wenn sich das hoffentlich bald ändern würde.
Zum Glück kam gerade der Oberkellner persönlich, um ihre Bestellung aufzunehmen, sodass sie um eine Antwort herumkam.
»Magst du Champagner?«, fragte Tanner.
»Ja.«
Er lächelte dem Kellner zu. »Eine Flasche von ihrem besten Champagner.«
Matilda runzelte die Stirn. »Du trinkst Champagner?«
»Nein. Ich trinke Bier.«
»Ich werde keine ganze Flasche Champagner trinken, Tanner.«
»Sag niemals nie«, grinste er.
Sie hatte keine Ahnung, was der beste Champagner in diesem Restaurant kostete, aber beim Blick auf das Opernhaus, das sich hinter Tanner in den Nachthimmel erhob, schätzte sie mal, dass der Preis weit jenseits von allem lag, was sie sich leisten konnte.
Sie sah den Kellner an. »Etwas Günstigeres tut es auch. Ich trinke sonst Wein aus dem Discounter. So edle Tropfen sind da pure Verschwendung.«
Der Kellner hatte sichtlich Mühe, beim Gedanken an Wein aus dem Tetra Pak seinen höflichen Gesichtsausdruck beizubehalten, aber es spielte sowieso keine Rolle, weil Tanner sofort den Kopf schüttelte.
»Den Besten bitte. Und welches Bier Sie auch immer empfehlen können.«
»Ja, Sir.« Der Keller strahlte ihn an und tänzelte davon.
Matilda zog eine Augenbraue hoch. »Nur das Beste für dich, was?«
»Wofür hat man Geld, wenn man damit keinen Spaß haben kann?«
Matilda musterte ihn eindringlich. Tanner genoss ganz offensichtlich die Vorzüge seiner Karriere. Und er war mehr als nur ein wenig erpicht darauf, das auch zu zeigen …
»Rugby hat dich reich gemacht, was?«
»Ich werde für Rugby gut bezahlt. Reich macht mich mein Finanzberater.«
Sie war überrascht über solch offene Worte von seiner Seite. Eigentlich hatte sie angenommen, er würde sich einer Journalistin gegenüber verschlossener geben. Klar, er war immer schon wie ein offenes Buch gewesen, aber über die Jahre musste er doch gelernt haben, dass die Medien sowohl sein bester Freund als auch sein schlimmster Feind sein konnten.
Und genau da schien das Problem zu liegen. Er sah sie nicht als Journalistin. Er nahm sie nicht ernst. So würde das Ganze nicht funktionieren.
Höchste Zeit also, ihn daran zu erinnern.
»Lass uns gleich anfangen«, sagte sie entschieden und straffte die Schultern, während sie in ihre kleine schwarze Clutch griff. Dabei war sie sich seines bohrenden Blickes bewusst. Die feinen Linien auf seiner Stirn vertieften sich, als sie ihr Aufnahmegerät hervorholte.
»Warum die Eile, Tilly? Ich bevorzuge ein bisschen Vorspiel. Und wenn ich mich richtig erinnere, ist das bei dir genauso.«
Fast hätte Matilda das Gerät fallengelassen. Sie starrte ihn an, und ihr lag eine scharfe Antwort auf der Zunge, aber dann sah sie, wie seine blauen Augen amüsiert funkelten. Er neckte sie, testete sie vermutlich. Oder vielleicht war er auch einfach stinkig, dass man ihn zu diesen Interviews gezwungen hatte, und reagierte jetzt mit so einer passiv-aggressiven Scheiße. Auf jeden Fall versuchte er, sie aus dem Konzept zu bringen.
Na gut, dann würde sie eben mitspielen.
»Mittlerweile mag ich es, wenn es gleich zur Sache geht.«
Zufrieden stellte sie fest, dass sich seine Augen ganz leicht weiteten und er schlucken musste. Sie platzierte den Recorder in der Mitte des Tisches. »Hast du was dagegen, dass ich aufzeichne …«
»Wie wir zur Sache kommen?« Er hatte sich schnell wieder gefangen und grinste. »Sex-Tapes sind ausdrücklich verboten, aber die Anzugträger haben eindeutig gesagt, ich solle dir in jeder Hinsicht gefällig sein. Also …«, er zuckte mit den Achseln, »bin ich willens, ein paar Regeln zu brechen.«
Matilda biss die Zähne zusammen. Diesen Köder würde sie nicht schlucken. »Das Interview«, stellte sie klar.
»Weißt du … du bist nicht mehr so witzig, wie du mal warst.«
Das war weder fair noch die Wahrheit. Sie war heute vielleicht ein wenig reservierter, aber sie wusste noch immer, wie man Spaß hatte. Nur nicht mit Tanner. Zwischen ihnen war einfach zu viel passiert, als dass sie in seiner Gegenwart das Visier runterlassen wollte.
Sie hob die Schultern. »Du bist auch nicht mehr so witzig, wie du mal warst.«
Er hielt sich die Brust, als hätte sie ihn tief getroffen, lachte dabei aber leise. »Touché.«
Schon wieder französisch.
Zum Glück kam in diesem Moment der Oberkellner mit ihren Getränken und durchbrach den verwirrenden Strudel der Anspannung, der um sie herum pulsierte. Matilda hörte kaum hin, als Tanner mit ihm darüber plauderte, wie die Chancen der Sydney Smokes waren, unter die Top 8 zu kommen.
Warum provozierte er sie die ganze Zeit und tat so, als würde er mit ihr flirten? Das war wenig hilfreich. Eher sogar richtig nervig. Und warum hatte er als Mann auf sie diese Wirkung, die im kompletten Gegensatz zu ihren Gefühlen stand?