Hühnerliebe - Katharina von der Leyen - E-Book
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Hühnerliebe E-Book

Katharina von der Leyen

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Beschreibung

Ein Huhn bleibt selten allein, denn diese zutraulichen, sehr beschäftigten, pflegeleichten und klugen Haustiere erobern immer mehr Herzen und bevölkern mittlerweile sogar urbane Gärten. Das ist nicht verwunderlich, denn Hühner sind genügsam, kostengünstig und sehr unkompliziert und bescheren uns jeden Tag mit einem Ei.  Die liebevolle Hühnermama Katharina von der Leyen zeigt in diesem allumfassenden Praxisratgeber, wie man die geflügelten Freunde wirklich glücklich macht und gesund erhält. Sie teilt ihr umfangreiches Hühnerwissen mit besonderen Methoden wie Rosenblätter in der Einstreu gegen Ungeziefer und Tipps für Hühnerwellness und -entertainment. Mit vielen faszinierenden Hintergrundgeschichten rund um das neue Lieblingstier. - Umfangreiches Hühnerwissen: Alle wichtigen Informationen zu Hühnerhaltung, Hühnerrassen, Hühnerstall, Freilauf und Krankheiten  - Anleitung zum glücklichen Huhn: Lieblingsfutter, Hühnerwellness und -Entertainment - Hintergründe zur Anatomie der Tiere und zum Wunder Ei - Zahlreiche erprobte und leckere Rezepte, um Eier schnell und vielseitig zu verwerten 

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Seitenzahl: 271

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Impressum

© eBook: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Fabian Barthel

Lektorat: Sylvie Hinderberger

Bildredaktion: Mat Kovacic, Petra Ender

Covergestaltung: ki36 Editorial Design, München, Bettina Stickel, Petra Schmidt

eBook-Herstellung: Linda Wiederrecht

ISBN 978-3-8338-8302-6

1. Auflage 2022

Bildnachweis

Coverabbildung: Claudia Rahlmeier

Illustrationen: Zita Schlegel; Pola Studio offices; Vera Kapser und Eva Maria Kapser; Matias Kovacic

Fotos: Matias Kovacic; Alamy; stock.adobe.com; Oliver Giel; Bernhard Haselbeck; www.huehnerkraeuter.de; Imago; iStock; Laif/Guardian/Eyevine; Mauritius Images; Claudia Rahlmeier; Seasons Agency; Shutterstock; Tierfotoagentur; Trio Bildarchiv; Katharina von der Leyen

Syndication: www.seasons.agency

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GRÄFE UND UNZER VERLAG Grillparzerstraße 12 81675 München

Wichtige Hinweise

Alle Ratschläge und Empfehlungen in diesem Buch wurden sorgfältig recherchiert und in der Praxis erprobt. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, eine Haftung übernehmen. Da einige Erreger von Hühnerkrankheiten auch auf den Menschen übertragen werden können, empfiehlt es sich, im Umgang mit den Hühnern strikte Hygiene einzuhalten und nach jedem Kontakt mit den Tieren und nach Arbeiten im Stall die Hände gründlich zu waschen. Bei Verletzungen umgehend den Arzt aufsuchen und ggf. die Tetanus-Impfung auffrischen lassen. Technische Geräte im Stall sollten zu Ihrer Sicherheit ein TÜV-Prüfzeichen besitzen.

Nichts sagt so deutlich. »Alles wichtig, alles meins« wie ein Haushof-patrouillierender Haushahn.

HÜHNERLIEBE!

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Hühner sind das personifizierte Bild des Land-Idylls. Dabei sind sie längst viel mehr als eierlegende bäuerliche Nutztiere (oder eierlegende Eierlegenden): Als zutrauliche, hübsche, sehr beschäftigte, pflegeleichte, kluge und angenehme Haustiere erobern sie inzwischen auch immer mehr urbane Gärten.

Wer sich Hühner in den Garten holt, holt sich die Natur zurück und damit etwas nicht Planbares, aber Geerdetes: Hühner tun uns gut. Im Gegensatz zu vielen anderen Haustieren sind Hühner äußerst genügsam, kostengünstig zu halten und sehr unkompliziert. Sie fordern nur wenig, kommen mit relativ wenig Zuwendung klar und bescheren uns trotzdem jeden Tag das Wunder Ei. Eier von eigenen Hühnern schmecken deutlich besser und sind gesünder, weil wir selbst steuern, was die Tiere zu fressen bekommen. Gleichzeitig können wir unseren Kindern anhand von drei, vier Hühnern ganz beiläufig einiges über Nachhaltigkeit und Verantwortung beibringen.

»Ich wollt,

ich wär ein Huhn.

Ich hätt’ nicht viel zu tun.

Ich legte vormittags ein Ei

und abends wär ich frei.

Mich lockte auf der Welt,

kein Ruhm mehr und kein Geld.

Und fände ich das große Los,

dann fräße ich es bloß.

Ich bräuchte nie mehr ins Büro.

Ich wäre dämlich aber froh.

Ich wollt, ich wär ein Huhn.

Ich hätt nicht viel zu tun.

Ich legte täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei.

Peter Kreuder/Hans Fritz Beckmann/Wilbur Pauley

Hühner sind nicht wählerisch, was ihre Unterkunft betrifft, solange sie wetterfest, sauber und sicher vor Feinden wie Fuchs, Marder, Katzen und Raubvögeln ist. Sie sind ideale Resteverwerter und freuen sich über Reste vom Mittagessen ebenso enthusiastisch wie über Salat, abgestandenes Müsli oder Babybrei. Sie sind großartige Düngerlieferanten, können erstaunlich anhänglich sein und entschleunigen besser als Yoga, weil sie so überhaupt nichts von uns erwarten. Und wenn man sich erst einmal die Zeit nimmt, ihnen genauer zuzusehen, wird man feststellen, dass sie, anders als die anonymen Hühner, die man vielleicht irgendwann mal in der Kindheit oder auf einem Bauernhof kennengelernt hat, echte Persönlichkeiten sind.

Das Hühnerleben gleicht einer Büro-TV-Serie auf höchstem Niveau: Von tiefen Freundschaften über feste Gemeinschaften beim Spaziergang, fieses Mobbing und Zickenkrieg bis hin zu Kitas ist Hühnern nichts Menschliches fremd, selbst trauernde Witwen, Kindermädchen, Jugendgangs und zweckgebundene Wohn- und Schlafgemeinschaften gehören dazu. Die Menschlichkeit von Hühnern wirkt beruhigend: Vor meinem Hauptgehege stand lange Zeit eine Bank, auf der immer wieder Spaziergänger oder Nachbarbauern saßen und einfach nur den Hühnern zusahen. Wirklich das Beste, was man zum »Runterkommen« machen kann, ist: einfach Hühner schauen und dabei zwangsläufig über sich selbst nachdenken.

Der Seidenhuhn-Hahn hat den ganzen Tag zahllose Aufgaben zu erfüllen, um seinen Hofstaat zufriedenstellen zu können.

VON WEGEN DUMMES HUHN

Hühner sind keineswegs geistlose, dusselige Eier-Automaten, sondern zeigen komplexe Verhaltensweisen, ausgeklügelte Alltagsrituale und verfügen über ein ausgeprägtes soziales Gefüge inklusive enger Freundschaften, Cliquen und Außenseitern, Kindergruppen und Brutgemeinschaften. Vor allem haben sie den ganzen Tag unglaublich viel zu tun. Der Hahn muss seine Damen beschützen, er muss ihnen ein kleines Tänzchen vormachen, sobald er etwas zu fressen gefunden hat, und manche Hähne machen es sich sogar zur Aufgabe, regelmäßig jedes einzelne Legenest zu überprüfen, als wollten sie sicherstellen, dass es darin weich genug ist und nicht zieht.

Die Damen beobachten einander den ganzen Tag, um es den anderen dann gleichzutun, sie spenden Applaus, wenn eine von ihnen ein Ei gelegt hat, warnen sich gegenseitig, wenn Gefahr in Verzug ist, und unterstützen einander bei der Kükenaufzucht. Bei meinen Seidenhühnern herrscht eindeutig »Frauenpower« beim Brüten: Sie brüten grundsätzlich zu zweit oder sogar zu dritt, und wenn eine aufsteht, um aufs Klo zu gehen, zu fressen oder zu trinken, rollt die zweite Henne derweil alle Eier unter sich, damit sie nicht auskühlen. Sobald die andere zurückkommt, holt sie sich ein paar Eier zurück, um weiterzubrüten.

Weil Küken schon im Ei mit ihren Glucken kommunizieren, klappt anschließend auch die Aufzucht mit mehreren Müttern: Durch leises Gackern, Gemurmel und Gepiepe, das die Küken im Ei von den mehreren Müttern hören, wird schon vor dem Schlüpfen eine Bindung aufgebaut. Die Hennen teilen sich die Aufzucht, zeigen den gemeinsamen Küken, wo sie Futter finden und was alles essbar ist, sie warnen sie vor Gefahr und zeigen ihnen zu zweit oder dritt den Weg nach draußen – und wieder ins Hühnerhaus hinein.

Hühner sind echte Charaktervögel mit eigenen Persönlichkeiten. Manche von ihnen haben sehr viel Charme, andere gar nicht. Hühner lernen ganz leicht kleine Kunststücke wie Slalom oder Klavierspielen. Die braune Legehenne Paula der Filmtiertrainerin Renate Hiltl (die beispielsweise auch den Collie aus dem letzten »Lassie«-Film trainiert hat) kann Schnüre aufknoten und Plakate auseinanderrollen. Wenn Hühner erst einmal Vertrauen geschöpft haben, werden viele ganz handzahm, wobei sie deutliche Unterschiede zwischen bekannten und fremden Menschen machen. Betrachtet man die Vogelwelt insgesamt, sind Hühner sogar ziemlich intelligent. Sie sind lernfähig, können zählen und verstehen das Konzept von »Null«. Man kann ihnen mithilfe klassischer Konditionierung beibringen, Farben zu unterscheiden. Fast alle Hühner lernen früher oder später, wie sie am schnellsten aus ihren Volieren oder Gehegen herauskommen. Sie unterscheiden nicht nur ihre Menschen und Hunde von fremden Menschen und Hunden. Meine eigenen Hühner zum Beispiel sind gewohnt, dass bei uns dauernd fremde Hunde zu Besuch kommen, und nehmen das einigermaßen entspannt hin – solange ich in der Nähe bin. Sie tolerieren wildes Fangenspielen der hauseigenen Hunde, aber wenn fremde Hunde anfangen, im Garten zu toben, verziehen sie sich vorsichtshalber in ihr Haus oder ihre Voliere.

Hühner lernen, indem sie andere Hühner beobachten und es ihnen nachmachen (weshalb Hühner, die frisch irgendwo einziehen, ihnen fremde Dinge wie Rucola, Granatäpfel oder Bananen häufig nicht fressen, bis es ihnen irgendwann ein alteingesessenes Huhn vormacht). Schon deshalb ist es wichtig, die älteren Hühner in der Herde zu behalten, denn sie haben eine wichtige Vorbildfunktion. Hühner sorgen sich um das Wohlergehen anderer Hühner, sie sind empathisch; man weiß, dass eine Henne, die Stress bei ihren Küken bemerkt, aus lauter Sorge ihrerseits einen erhöhten Puls bekommt. Hühner machen sich Sorgen, wenn Mitglieder ihrer Herde krank sind, und versuchen, sie zum Mitkommen aufzufordern. Sie sitzen neben ihren Freundinnen oder ihrem Hahn, wenn es ihnen bzw. ihm nicht gut geht. Es gibt sogar immer wieder Geschichten, dass Hühner sich ganzer Würfe winziger verwaister Kätzchen annehmen und sie wärmen. Wenn das nicht Mitgefühl ist, was denn dann?

Hühner sind zu richtigen Bindungen fähig, was jeder Hühnerhalter schnell bemerkt: Es sind immer die gleichen, die einem durch den ganzen Garten folgen, die sich streicheln lassen oder zwischen den Füßen sitzen, wenn man irgendwo stehen bleibt. Eine meiner blau gesäumten Orpingtons kommt jedes Mal wie auf Kommando herbeigeeilt, wenn ich mich zum Arbeiten an einen bestimmten Gartentisch setze, und sitzt dort so lange wie ich – sicherlich auch in der Hoffnung, dass aus meinen Taschen irgendwelche Kekse fallen könnten, aber auch, weil sie Gesellschaft schätzt. Das ist auch der Grund, warum die Hühner, kaum sitzen wir auf der Terrasse, zu mehreren unter einem nahe gelegenen Busch Platz nehmen und mit geschlossenen Augen Siesta machen: Sie suchen die entspannte Nähe. Es sind auch immer die gleichen Hühner, die bestimmte Dinge miteinander tun, die nebeneinander auf den Stangen sitzen oder zusammen staubbaden. Ich habe eine alte Seidenhuhn-Henne, Berta, die so gut wie blind ist. Das wird von allen anderen Seidenhühnern im Stall respektiert: Berta wird nicht gepickt und keiner der überschwänglichen Junghähne versucht, sie zu bespringen (was sie ansonsten bei allen Hennen machen, die sich nicht auf eine Stange retten). Es sieht sogar so aus, als würde man ihr Platz machen, wenn ich Futter in den Stall stelle. Sie hat eine Freundin, Mary Christmas, die immer an ihrer Seite ist, mit ihr zusammen in einem bodenebenen Legenest schläft und sie zum Fressen und Trinken begleitet. Berta verlässt den Hühnerstall nicht mehr nach draußen, weshalb auch Mary Christmas viel weniger im Freien ist, oft nur sehr eilig, etwa weil es draußen Rucola oder Bananen gibt. Berta ist nicht unglücklich mit ihrem Schicksal, sie bewegt sich langsam, aber stetig durch den Stall und sitzt am liebsten auf meinen Gummistiefeln, die sie von fremden Gummistiefeln genau unterscheiden kann.

Ich nehme Mary Christmas regelmäßig mit in ein Pflegeheim für Demenzkranke, wo ich Patienten mit einigen meiner Hunde, einem kleinen weißen Ziegenbock und ebendiesem Huhn besuche. Hühner als Therapietiere sind längst keine Seltenheit mehr: In vielen Seniorenheimen werden mittlerweile Hühner gehalten, um den Patienten etwas zu tun und ein Gesprächsthema zu geben. Die Bewohner erzählen mir immer von den Hühnern, die sie in ihrer Kindheit hielten, immer wieder höre ich besondere Geschichten über besondere Hühner, die länger leben durften als die anderen, oder wie sie sich ihre ersten Puppen kaufen konnten, indem sie sich mit der Aufzucht von Küken ihr eigenes Geld verdienten. Mary Christmas sitzt währenddessen friedlich auf dem Tisch und lässt sich von den alten Damen mit Sonnenblumenkernen, Gras und Bananenstückchen füttern, als wäre das ihr täglich Brot.

Selbst wenn im Englischen die Redewendung »to chicken out« bedeutet, sich feige davonzumachen: Ist es manchmal nicht einfach klüger, nicht in die direkte Konfrontation zu gehen, sondern sich lieber in Sicherheit zu bringen? Und sowieso: Wer je erlebt hat, wie eine Henne oder ein Hahn die Brut gegen viel größere Tiere wie Hunde, Gänse oder Katzen verteidigt, wird nicht mehr auf die Idee kommen, Hühner »feige« zu nennen. Hühner verstehen sehr gut, was in ihrer Welt vorgeht.

GUTEN START INS HÜHNER(HALTER)LEBEN

Viele Menschen beginnen ihre Karriere als Hobby-Hühnerhalter durch »Learning by Doing« und eignen sich ihr Spezialwissen erst im Laufe der Zeit an. Wenn der neue Hühnerhalter instinktiv weiß, was Hühner brauchen, haben seine Hühner Glück. Oft haben es »Erstlingshühner« allerdings nicht so gut, wie man es ihnen wünschen würde. Erfahrung gehört zur Hühnerhaltung zweifellos dazu: Je länger man sich mit Hühnern beschäftigt, desto besser kennt man sie und erkennt möglicherweise unübliche Verhaltensweisen und Symptome. Dennoch wundert man sich manchmal, wie wenig auch jahrelange Hühnerhalter von ihren Tieren wissen. Darum habe ich dieses Buch geschrieben: weil mir nach unzähligen Gesprächen mit Hühnerhaltern, Züchtern und potenziellen Hühnerfreunden klar wurde, dass die Wissensschicht ziemlich dünn ist und oft auf Althergebrachtem (auch althergebrachten Irrtümern!) beruht, nicht auf Fakten. Und es ist doch so: Je besser man Bescheid weiß, desto leichter werden alle Projekte, die man sich vornimmt. Auch die Hühnerhaltung.

Kapitel 1

HÜHNER-HALTUNG

GANZ LEGAL

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WELCHES HUHN PASST ZU MIR? – AUSGESUCHTE HÜHNERRASSEN FÜR ALLE LEBENSLAGEN

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Heutzutage gibt es weltweit etwa 350 Hühnerrassen. Allein im europäischen Rassegeflügelstandard werden ca. 180 unterschiedliche Hühnerrassen und Farbschläge geführt. Welches Huhn passt zu Ihnen?

Auf rund acht Milliarden Menschen, die momentan auf der Erde leben, kommen ca. 50 Milliarden Hühner. Und ihre wahre Geschichte ist bis heute nebulös. Wahrscheinlich stammen die heutigen Haushühner vom südostasiatischen Bankiva- oder Buschhuhn ab, dessen Wildformen noch heute vorkommen. Die frühesten Hinweise auf Haushühner fanden Archäologen in China und Indien, sie stammen aus der Zeit von 5400 v. Chr.

Das Huhn wurde verehrt, geopfert und als Statussymbol gehalten. Die Weltkultur ist so voller Symbole, Projektionen und auf das Huhn bezogene Metaphern, dass es kein Wunder ist, dass man diesem Tier lange Zeit Superkräfte zuschrieb. Das Ei ist das Symbol für Leben schlechthin, der Anfang von allem. Glucken gelten als Inbegriff für (übertriebene) Mütterlichkeit. Ein schwarzer Hahn steht für den Teufel, während die Wetterhähne auf den Kirchturmspitzen die Gläubigen an Aufrichtigkeit und Treue gemahnen sollen. Der Gockel ist aber auch das Symbol für (übertriebene) Männlichkeit, wahrscheinlich, weil Hennen sich so sehr an seinen schönen Schwanzfedern und dem großen roten Kamm orientieren – so sehr, dass sie nach einem Deckakt mit einem Hahn, der ihnen nicht gefällt, dessen Sperma wieder abstoßen können. Das soll ihnen mal eine nachmachen.

Als sicher gilt, dass das moderne Haushuhn vor etwa 8000 Jahren in Südchina und gleichzeitig in Indien, Burma und Thailand entstand. Wahrscheinlich sorgte dann der Hahnenkampfsport dafür, dass sich Hühner auf der ganzen Welt verbreiteten – nicht etwa die köstlichen Eier.

Die ersten domestizierten Hühner in Europa gab es um 700 v. Chr. in Südeuropa. Vor allem in Klöstern wurden sie als Fleisch- und Eierlieferanten gehalten.

Auch auf Bauernhöfen wurden Hühner jahrhundertelang frei gehalten. Sie schliefen auf Bäumen oder in den Scheunen und die Schlauen unter ihnen versteckten dort auch ihre Eier, damit man sie ihnen nicht wegschnappte, und brüteten sie aus. Weil sich Hühner auf diese Weise hauptsächlich innerhalb ihrer eigenen Familie vermehrten, entstanden durch Inzucht viele sogenannte Landhuhnrassen.

Kapitel 2

DEIN HUHN,

WIE ALT WERDEN

HÜHNERSPRACHE

SOZIALVERHALTEN VON HÜHNERN

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Hühner sind Herdentiere. Sie brauchen ihre Artgenossen, um sich wohlzufühlen, auch wenn nicht alle Mitglieder der Truppe gleichberechtigt sind.

Jeder Hühnerhalter weiß, dass Hühner ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten haben. Die Verhaltensbiologin Dr. Joy Mench von der University of California fand sogar heraus, dass Hühner über 100 andere Hühner in ihrer Gruppe erkennen und sich an sie erinnern können. 30 unterschiedliche Laute helfen den Hühnern dabei, ihre Kollegen voneinander zu unterscheiden.

Auch tiefe Freundschaften unter Hühnern sind nicht selten. Die Bindungen können so tief sein, dass beim Tod des einen das andere, übrig gebliebe Huhn vor Trauer manchmal ebenfalls verstirbt.

Im Grunde geht es im Hühnerstall zu wie in einer Firma: Mobbing, Rangordnungsauseinandersetzungen, Futterneid, Zickenkriege, Stress, Kindersorgen, aufopferungsbereite Einzelne oder schlechte Teamplayer, selbst Eifersuchtsdramen sind ganz üblich, wenn man beobachtet, wie ein Hahn mit seiner Lieblingshenne umgeht und wie einzelne andere Hennen versuchen, die gleiche Position zu erlangen.

RANGORDNUNG

Auch für den absoluten Hühneranfänger ist nicht zu übersehen, dass Hühner ihre Rangordnung über die sogenannte Hackordnung regeln. Sie stellt die soziale Hierarchie innerhalb einer Hühnergruppe dar und wurde zum ersten Mal 1921 von dem norwegischen Zoologen Thorleif Schjelderup-Ebbe beschrieben. Er stellte fest, dass die Leithenne häufiger als die anderen nach rangniederen Hennen pickte, die wiederum ihrerseits nach noch niedereren Hennen pickten.

Die Rangordnung legt fest, wer als Erster fressen darf (also auch das beste Futter ergattert), wer auf der höchsten Sprosse der Hühnerstangen (und an der besten Stelle) sitzen darf und welches Huhn vom Hahn als Lieblingshuhn ausgewählt wird. Umso dramatischer wird es für besagte Lieblingshenne, falls der Hahn stirbt oder aus der Gruppe entfernt wird: Die anderen Hennen bugsieren die ehemalige Lieblingshenne sofort an die unterste Position der Rangordnung und ohne die Hilfe eines neuen Hahns – wenn er sie denn wieder auswählt – wird sie nie wieder eine höhere Position bekommen.

Schon bei Küken kann man nach wenigen Wochen beobachten, wie sie Auseinandersetzungen »üben«: Für kurze Momente zeigen sie Kampfhaltungen, stehen einander geduckt und mit erhobenen Flügeln gegenüber, springen kurz auf oder jagen einander.

Setzt man bereits erwachsene Hühner zu einer neuen Gruppe zusammen, entscheiden üblicherweise kleinere oder größere Auseinandersetzungen die zukünftige Rangfolge. Werden einzelne Hennen in eine bestehende Hühnertruppe gesetzt, landen sie meistens erst einmal an unterster Stelle, und weil sie durch den Wechsel meistens sehr verunsichert sind, bringen sie nicht den Mut auf, sich sofort gegen einzelne Mobber zu behaupten. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Besonders temperamentvolle oder selbstbewusste Tiere stellen sich auch in neuer Umgebung der Auseinandersetzung – bis hin zum Kampf.

Obwohl die Rangordnung durch das aggressiv wirkende Picken oder Hacken festgelegt wird, dient sie genau dem Vermeiden von Aggressionen und sinnlosen Kämpfen, die nur unnötig Energie kosten und von wichtigen Dingen wie Futtersuchen und Brüten ablenken würden.

Der Hahn als Anführer steht außerhalb der Hierarchie. Sind mehrere Hähne vorhanden, stellen sie ihre eigene Hierarchie auf, ansonsten gilt die Hackordnung nur für die Hennen: Die rangniederen Hennen kommen meistens gar nicht auf die Idee, sich mit höhergestellten Artgenossen anzulegen, sondern machen einfach Platz und akzeptieren ihre Position, ohne sie infrage zu stellen.

Die Rangordnung beginnt wenige Tage nach dem Schlupf der Küken; nach zwei Wochen ist schon klar, wer unter den Küken das Sagen hat: Es ist das Küken, das immer als Erstes frisst, neugieriger und aufgeschlossener ist und sich nicht vor Neuem fürchtet; es ist meistens das erste, das ins Freie will und am selbstständigsten zu sein scheint. Eines meiner Küken, das schon im zarten Alter von drei Wochen auf die unteren Sitzstangen hüpfte, um sich die Welt von weiter oben anzusehen, war auch das, das seine Geschwister dazu verleitete, den sicheren Stall zu verlassen und mit ihm über die Hühnerleiter nach draußen zu gehen. Nicht nur das: Es wartete sogar auf das letzte und ängstlichste Küken, bis es sich endlich aus dem Stall nach draußen getraut hatte, und schob es draußen nach Art eines winzigen Hütehundes vor sich her. Dieses Leitküken ist heute meine Leithenne.

Wenn man Küken im Stall zwischen den anderen Hühnern groß werden lässt, ist das Eingliedern üblicherweise ein relativ friedlicher Prozess – selbst die kleinen Brüder regeln die Sache mit dem Status meist beiläufig, der Unterlegene merkt auch ohne blutigen Kampf, dass er eher ein Mit- oder Nachläufer ist.

Unter den weiblichen Hühnern ergibt sich das Aufstellen der Rangordnung ebenfalls eher nebenher, ohne irgendwelche nennenswerten Auseinandersetzungen.

Hähne, die keine »Alphamännchen« sind, müssen allerdings auch nicht bedauert werden. Diese »Betahähne« nutzen ganz eigene Strategien, um bei den Damen zum Zug zu kommen: Sie werben meist mit stillschweigendem Futterlocken oder decken ihre Auserwählte in Ecken des Geheges, in denen der Leithahn sie nicht sehen kann. Sieht man genau hin, kann man deutlich erkennen, dass die Betahähne die ganze Zeit Ausschau nach dem Alphatier halten.

Steht die Hackordnung, wird sie über das ganze Hühnerleben hinweg akzeptiert, sofern nicht durch fremde erwachsene Hühner, die in die Gruppe eingegliedert werden, Störungen stattfinden. Auch wenn ein Huhn oder ein (»der«) Hahn stirbt, wird die Rangordnung dementsprechend wieder angepasst.

Hühner lieben es, in Sand oder staubiger Erde zu baden – weil sie soziale Tiere sind gerne auch in der Gruppe, so wie hier meine Antwerpener Bartzwerge.

KOMFORTVERHALTEN

Hühner sind durchaus komfortorientiert. Sie lieben (und brauchen) ihre Siestazeiten und -plätze. Meine Orpingtons liegen mittags immer an einer ganz bestimmten, sandigen und windgeschützten Stelle in der Nähe unseres Komposthaufens, während meine Seidenhühner für den Mittagsschlaf lieber auf ihren Stangen im Stall sitzen, die Antwerpener Bartzwerge sich im Konglomerat eng zusammen in ihr Sandbad zurückziehen und recht ungehalten reagieren, wenn sie gestört werden. Hühner lieben und brauchen Sandbäder zur täglichen Körperpflege, bis es staubt. Selbst bei gluckenden Hennen kann man beobachten, wie sie hektisch eine Auszeit nehmen und eilig in das Sandbad stürzen, sich im Affentempo im Sand-Asche-Gemisch wälzen und zurück zu ihrem Nest oder den Küken pesen. Sie liegen gerne mit abgespreizten Flügeln in der Sonne, während eine Henne oder der Hahn die leicht angreifbare Ruhestellung stehend bewacht. Ausgiebige Körperpflege ist wichtig, aber nur möglich, wenn das jeweilige Huhn sich wirklich sicher fühlt. Darum sehen Hühner aus schlechter Haltung, nach langen Transporten oder bei Krankheit immer so zerrupft aus: Sie schaffen es schlicht nicht, sich zu pflegen, weil sie sich ungeschützt fühlen.

DAS HUHN, DAS UM DIE WELT SEGELTE

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Von Januar 2014 bis zu seiner Rückkehr im Dezember 2018 segelte der 26-jährige Franzose Guirec Soudée knapp 30 000 km um die ganze Welt. Er überquerte den Atlantik, segelte zum Süd- und Nordpol, umsegelte das Kap Hoorn, dann ging es zurück in die Karibik und wieder nach Hause in die Bretagne. Er überlebte 15 Meter hohe Wellen, war 130 Tage im arktischen Eis gefangen, kenterte mehrmals um ein Haar, wurde kurz von kanadischen Coastguards ins Gefängnis gesteckt und er war der jüngste Seemann, der jemals ganz allein die schwierige Nordwestpassage durchsegelte – ein 5780 Kilometer langer Seeweg, der nördlich des amerikanischen Kontinents den Atlantischen Ozean über das Nordpolarmeer mit dem Pazifischen Ozean verbindet. Na ja, völlig allein war Guirec nicht: Seine Reisebegleitung war eine braune Legehenne namens Monique.

Jedes Abenteuer, jede Katastrophe, jeder Sonnenauf- und -untergang, die das erstaunliche Paar erlebte, wurde auf unglaublichen Fotos und Videos auf ihren Facebook- und Instagram-Accounts gepostet. »Ursprünglich nahm ich sie mit wegen der Eier«, erzählt Guirec Soudée. »Ich dachte mir: ›Wenn sie mich nervt, kann ich sie ja immer noch essen.‹ Heute ist das eine schreckliche Vorstellung.« Zusammen mit Monique paddelte Guirec an Eisbergen vorbei, lernte Eisbären kennen, angelte gigantische Fische und rettete einmal sogar einen ertrinkenden Pudel. Monique teilte sich in der Zwischenzeit mit ihm das Frühstück, verzauberte Kinder der Inuits, die noch nie ein Huhn gesehen hatten, fuhr auf einem eigens für sie gebauten kleinen Schlitten und saß zusammen mit Guirec auf Deck, wo sie über die Weite der verschiedenen Ozeane meditierten.

Guirec Soudée wuchs in der Bretagne als jüngstes von acht Kindern mit einem nachsichtigen Vater auf. Er bekam sein erstes Boot mit sieben und Boot und Wasser waren irgendwie immer wichtiger als Schule. Er träumte vom ewigen Eis und kaufte sich schließlich ein Segelboot, das eine solche Reise überstehen würde. Damals ahnte er nicht, dass diese Reise fünf Jahre dauern würde. »Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich da einließ, und wusste nichts vom Segeln.« Mit 21, ohne einen klaren Reiseplan, Geld oder einem funktionierenden Radio segelte er los.

Monique stieß in Teneriffa dazu. »Ich wollte alleine segeln, aber ich wollte ein Haustier«, erzählt Guirec. »Ich dachte mir, ein Huhn wäre doch eine fantastische Idee, denn dann hätte ich auf See auch noch frische Eier.« Er wurde gewarnt, dass ein Huhn auf See zu gestresst sein würde, um zu legen. Aber er ließ sich nicht beirren (wie es seine Art zu sein scheint), auch wenn er davon ausging, dass das Huhn wohl nicht die ganze Reise schaffen würde: »Ehrlich gesagt dachte ich, sie würde vielleicht über Bord gehen bei Seegang.«

Dreieinhalb Jahre lang segelte Guirec Soudée mit seiner Henne Monique um die ganze Welt und navigierte erfolgreich durch die gefährliche Nordwestpassage. Als sie in Grönland festfroren, sorgte Monique dafür, dass Guirec es mithilfe ihrer Eier gesund nach Hause nach Frankreich schaffte.

Guirec baute ein kleines Hühnerhaus auf Deck, um Monique sicher unterbringen zu können, wenn der Seegang zu stark würde, und ein weiteres in der Kabine, wo sie schlief, ihre Eier legte und es selbst bei wildestem Wetter warm und trocken hatte. Entgegen der Warnungen legte Monique ihr erstes Ei gleich an ihrem allerersten Tag an Bord. Sie hatte offenbar nicht das geringste Problem mit ihrem Matrosendasein, rannte auf dem Deck herum (bei Seegang amüsierte sie sich in der Kabine), jagte die Fliegenden Fische, die auf Deck landeten und stahl Brassen und Thunfisch, um ihre Nahrung aus Körnern, Insekten und Essensresten noch etwas aufzuwerten. »Sie liebt Fisch«, sagt Guirec. »Dadurch schmeckten ihre Eier dann etwas salzig.«

Wenn sie länger Anker warfen, nahm Guirec Monique mit an Land, damit sie Gras fressen und im Sand scharren und sich wälzen konnte.

Obwohl Hühner außerordentlich soziale Kreaturen sind, schien Monique die Einzelhaltung nichts auszumachen, sie akzeptierte offenbar Guirec als ihre Hühnerschar. Bis auf wenige Nächte waren die beiden immer zusammen. »Ich wollte sie nicht allein lassen. Manchmal war das nicht ganz unkompliziert, ich konnte nicht immer alles machen, was ich wollte, aber ich wollte alles mit ihr teilen.« Wenn Guirec erzählt, spricht er immer in der Wir-Form: Kein Pluralis-majestatis-Wir, sondern ein Mann-mit-Huhn-Wir. »Nachdem wir erst einmal den Atlantik überquert hatten, haben wir uns gesagt: ›Wir hatten doch echt Spaß! Wir schaffen das noch weiter.‹«

Vier Monate lang waren die zwei in Grönland im Eis eingeschlossen. Die Temperaturen lagen bei – 60 Grad. Guirec baute Monique, die in Grönland einen grünen Wollpullover trug, einen kleinen Schlitten, damit sie keine Frostbeulen an den Füßen bekam, und dann erkundeten sie gemeinsam die Gegend. »Es war fantastisch«, schwärmt er. »Wir konnten die ganze Zeit das Nordlicht sehen; es gab Schneefüchse und Karibus.«

Monique legte 106 Eier in 130 Tagen – ein echter Segen angesichts der schwindenden Menge Reis an Bord und als man im Eis schlicht nicht angeln konnte. »Ich habe damals zwölf Kilo abgenommen. Monique hat mir echt das Leben gerettet.« Ein paarmal zerstörten beinahe schwimmende Eisberge das Schiff. »Ich dachte nicht wirklich, dass wir sterben würden, aber ich machte mir Sorgen«, erzählt Guirec. »Monique verstand genau, dass etwas nicht stimmte.«

Nach Grönland kam die Nordwestpassage, überirdisch schön mit Walen, Einhornwalen und Mitternachtssonne, aber so nahe am Magnetpunkt des Pols, dass der Autopilot ausfiel und Guirec 32 Tage lang fast ohne Schlaf selbst navigieren musste, bis er halluzinierte.

In Kanada kam er wegen Monique ins Gefängnis, weil er irgendwelche Geflügel-Einfuhrgenehmigungen übersehen hatte, durfte sie aber nach leidenschaftlichen Diskussionen doch behalten. Er überwand die gefährlich stürmische Region zwischen dem 40. und 50. Breitengrad, die Antarktis und umschiffte Südafrika, bis er langsam zurück in Richtung Bretagne segelte.

Inzwischen ist das Kinderbuch »The Hen who sailed around the World« bei Little, Brown erschienen. Guirec, Monique und Guirecs Lebensgefährtin Lauren leben mittlerweile in dem Haus, in dem er als kleiner Junge aufwuchs. Nach allem, was Monique erlebt hat, ist sie ein erstaunlich normales Huhn geblieben, das am liebsten im Sand scharrt und auf dem Fensterbrett der Küche Platz nimmt, um Lauren beim Kochen zuzusehen.

War es wirklich fünf Jahre lang das gleiche Huhn Monique? »Das werde ich ganz oft gefragt. Aber wenn Monique gestorben wäre, hätte mich das wahnsinnig traurig gemacht und ich hätte mir kein neues Huhn angeschafft. Mit einem anderen Huhn wäre es völlig anders gewesen. Es war manchmal auch schwierig mit ihr; es gab viele Orte, die ich mir wegen Monique nicht ansehen konnte. Ich habe mir dann gesagt: ›Scheiße, ich muss dieses Huhn ja echt lieben.‹«

Kapitel 3

EIN HUHN ZIEHT EIN

Ist die Entscheidung pro Hühner gefallen, geht es erst richtig los. Wo kriegt man sie? Und nimmt man besser nur Hennen oder auch einen Hahn?

WO MAN HÜHNER BEKOMMT

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Anders als in den USA kann man bei uns Hühner nicht einfach in Geschäften kaufen. Sie müssen sich also erst einmal schlaumachen, woher Sie Ihre neuen Mitbewohner bekommen – und wie Sie sie unbeschadet nach Hause kriegen.

Kein Spaß: In den USA gibt es Küken an Ostern in Tiergeschäften, um sie sich als lebende, flauschige Dekoration auf den Ostertisch zu setzen (bloß: Wohin damit, wenn Ostern vorbei ist?), und das restliche Jahr über in Futtermittelgeschäften, die auf Bestellung Küken bestimmter Rassen anbieten. In Europa findet man Hühner über Züchter bei den jeweiligen Geflügelzuchtverbänden, im Internet auf Tierhandelsportalen, in den Kleinanzeigen privater Züchter oder auf Geflügelmärkten. Diese sind zwar selten geworden, finden auf dem Land unter der Aufsicht eines Geflügelvereins aber immer noch statt und muten sehr altmodisch an: Meistens werden dort Hühner, Tauben, Puten, Fasane und Wachteln aller Arten angeboten, Kinder verkaufen selbst gezogene Meerschweinchen, Stallhasen oder Kaninchen, Männer mit Händen wie Schaufeln haben winzige, schlappohrige Zwergkaninchen im Angebot, während in großen Käfigen daneben Truthähne laut rufen, weil ihnen irgendein Handyklingelton missfällt. Diese Geflügelmärkte sind auf jeden Fall malerisch, ob sie allerdings wirklich der beste Ort sind, um Hühner zu kaufen, ist die Frage – vor allem, wenn man nicht die Visitenkarte des Verkäufers zum Huhn dazubekommt.

Egal, wo Sie nach Hühnern suchen: Das Umfeld der Tiere sollte sauber aussehen, die Hühner selbst aktiv sein und die Umgebung interessiert und mit klarem Blick betrachten. Selbst wenn Sie Ihre Hühner auf einem Geflügelmarkt kaufen, wo sie in ungewohnter, stressiger Umgebung in einem ungemütlichen Käfig der Dinge harren müssen, sollten sie nicht aufgeplustert und mit halb geschlossenen Lidern dasitzen, es darf kein Nasenausfluss vorhanden sein und sie sollten nicht mit offenem Schnabel atmen, außer es wäre an diesem Tag sehr heiß. Die Hühner sollten keine offenen Wunden haben und keine unbefederten Stellen. Niemand verkauft üblicherweise Hühner in der Mauser, weil sie dann alle zum Sterben aussehen. Da sie ihr Federkleid verlieren bzw. wechseln, lässt sich die Qualität und die Farbe der Federn während der Mauser kaum beurteilen. Auch wenn die Mauser keine Krankheit ist, ist es eine anstrengende Zeit für Hühner, die mit Stress sowieso nicht gut umgehen können. Ein Stallwechsel während der Mauser kann daher ernste gesundheitliche Probleme auslösen. Hühner mausern meistens im Herbst, weshalb diese Jahreszeit also nicht die beste Zeit zum Hühnerkauf ist.

Hennen, die mit einem Hahn laufen, können am Rücken eine Stelle aufweisen, an der die Federn fehlen oder kurz aussehen. Das ist aber keine Krankheit, sondern nur die Stelle, wo üblicherweise der Hahn aufspringt.

Auch bei Züchtern sollte es in den Ställen übersichtlich, sauber und ordentlich aussehen. Die Tiere sollten nicht nervös und gut versorgt wirken und keine Wunden haben.