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Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: 1,3, FernUniversität Hagen (Institut für Geschichte und Biographie), Veranstaltung: Modul G5 – Erfahrungsgeschichte und Erinnerungskultur, Sprache: Deutsch, Abstract: Was versteht man unter Humanismus - oder unter Humanismus im Kontext der deutschen Nachkriegszeit? Wie wurde, der Begriff, in der unmittelbaren Nachkriegszeit verwendet? In welchen Zonen, von welchen Gruppen wurde der Begriff zu einem Leitmotiv erhoben und wie wurde dies umgesetzt? Ich möchte mich dabei auf die Verwendung des Begriffes Humanismus in den Ostzonen und der DDR konzentrieren. Nicht nur, um dem Umfang durch eine Spezialisierung gerecht zu werden, sondern besonders wegen der Kritik des Schriftstellers Günter Grass (geb.1927). Er tadelte 1982, dass der "ostdeutsche Humanismus" zu wenig beachtet werde, weil der westliche Bilderkanon zu stark dominiere. Weiters ist die von der SED seit ihrer Gründung 1946, besondere politische Verwendung des Begriffes hochinteressant und unterscheidet sich zur Verwendung in den Westzonen bzw. im späteren "Westblock" sehr stark. Der Begriff Humanismus diente als besonderer "sozialistischer Humanismus" der kulturellen Legitimation der DDR. Intellektuelle Zeitgenossen waren erstaunt über das Engagement deutscher Literaten den Humanismus mit dem Kommunismus bzw. dem Sozialismus zu verschmelzen. Unmittelbar nach dem Krieg arbeitete die sowjetische Besatzungsmacht daran den Humanitätsbegriff als Gegenbegriff zum Faschismus zu präsentieren. Diese eigenwillige Konnotation von Humanismus löste sicherlich einige Verwunderung bei den deutschen Zuhörern dieser Zeit aus, war doch erst im Aufbau des Sozialismus eine größere Nähe zur Begriffsgeschichte hergestellt worden. Später in der DDR wurde der Begriff Humanismus in seiner Funktion und Aussagekraft so gewandelt wie es das Parteiprogramm der SED verlangte. Es wurde vermutlich in keinem Land der Welt so intensiv und hochpolitisch diskutiert, der Begriff in der breiten Bevölkerung "verankert" und so mannigfaltig verwendet wie in der DDR. Der vormals eher elitär genutzte Begriff Humanismus, seine Verbreitung im Bürgertum und seine praktische Anwendung in den Humanistischen Gymnasien sollte eine Wandlung erfahren. Die "rein geistige Bewegung, vorwiegend einer dünnen hochgebildeten Schicht" sollte in der Arbeiterklasse verankert werden. Dieser Prozess soll im Weiteren nachgezeichnet werden.
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen
3. Begriffsgeschichte
4. Unterbegriffe
5. Anwendbarkeit auf die beiden deutschen Teilstaaten
5.1 Die Entstehung des Sowjethumanismus
5.2 Der Sozialistische Humanismus
5.3 Humanistischer Demokratismus
5.4 Humanismus in der SBZ
5.5 Der echte Humanismus – Marxistischer Humanismus
5.6 Der Kulturbund
5.7 Humanismus und Sozialismus
5.8 Humanismus in der Verfassung
5.9 Humanismus in der Schulpolitik
5.10 DDR – Kulturpolitik und Humanismus
5.11 Der Mauerbau als "humanistische Tat"
6. Gegenwartsbezüge
7. Zusammenfassung
8. Quellen/ Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Was versteht man unter Humanismus - oder unter Humanismus im Kontext der deutschen Nachkriegszeit? Wie wurde, der Begriff, in der unmittelbaren Nachkriegszeit verwendet? In welchen Zonen, von welchen Gruppen wurde der Begriff zu einem Leitmotiv erhoben und wie wurde dies umgesetzt? Ich möchte mich dabei auf die Verwendung des Begriffes Humanismus in den Ostzonen und der DDR konzentrieren. Nicht nur, um dem Umfang durch eine Spezialisierung gerecht zu werden, sondern besonders wegen der Kritik des Schriftstellers Günter Grass (geb.1927). Er tadelte 1982, dass der "ostdeutsche Humanismus" zu wenig beachtet werde, weil der westliche Bilderkanon zu stark dominiere.[1] Weiters ist die von der SED seit ihrer Gründung 1946, besondere politische Verwendung des Begriffes hochinteressant und unterscheidet sich zur Verwendung in den Westzonen bzw. im späteren "Westblock" sehr stark. Der Begriff Humanismus diente als besonderer "sozialistischer Humanismus" der kulturellen Legitimation der DDR.[2] Die DDR war wohl der einzige Staat, der den Humanismus in der Verfassung verankerte (Artikel 37 Satz 2 Verfassung von 1949 und Artikel 18.1 Verfassung der DDR vom 6. April 1968). Zu Zeiten der sowjetischen Besatzungszone (1945-1949) war ein Zusammenwirken von Arbeiterklasse, Sozialismus und Humanismus sehr schwierig, da der Humanismusbegriff in der Sowjetunion nicht etabliert war und mit dem klassischen Begriff der Weimarer Zeit in Verbindung gebracht wurde. Intellektuelle Zeitgenossen waren erstaunt über das Engagement deutscher Literaten den Humanismus mit dem Kommunismus bzw. dem Sozialismus zu verschmelzen. "Die deutschen Humanisten im Dienste der kommunistischen Idee – das stieß noch lange bei Künstlern und bei großen Teilen des Publikums auf Skepsis."[3] Unmittelbar nach dem Krieg arbeitete die sowjetische Besatzungsmacht daran den Humanitätsbegriff als Gegenbegriff zum Faschismus zu präsentieren. Schon am 1. November 1946 wurde in der Parteizeitung Neues Deutschland die künftige "Anwendung" der Kategorie "Humanismus" angedeutet. Der Kulturoffizier Major Ilja M. Fradkin sagte zum Thema Humanismus in der Kunst, Ende Oktober 1946 in Dresden:" […], dass die Menschen sich vielfach in einen passiven Individualismus verkapselt haben, der dem Faschismus den Weg erleichterte. Der sozialistische Humanismus in der Sowjetunion verbinde die Interessen des Privaten und des Allgemeinen harmonisch miteinander."[4] Diese eigenwillige Konnotation von Humanismus löste sicherlich einige Verwunderung bei den deutschen Zuhörern dieser Zeit aus, war doch erst im Aufbau des Sozialismus eine größere Nähe zur Begriffsgeschichte hergestellt worden. Später in der DDR wurde der Begriff Humanismus in seiner Funktion und Aussagekraft so gewandelt wie es das Parteiprogramm der SED verlangte. Es wurde vermutlich in keinem Land der Welt so intensiv und hochpolitisch diskutiert, der Begriff in der breiten Bevölkerung "verankert" und so mannigfaltig verwendet wie in der DDR[5]. Walter Ulbricht vertrat vehement die Verbindung von Sozialismus und Humanismus, und trug selbst gerne Goethes "Prometheus" – Gedicht vor.[6] Der Schluss des Gedichts spiegelt wohl am ehesten Ulbrichts Vorstellungen für die Zukunft wieder:"