Hunde in der Altenpflege. Aufbau eines tiergestützten Besuchsdienstes - Margrit Selle - E-Book

Hunde in der Altenpflege. Aufbau eines tiergestützten Besuchsdienstes E-Book

Margrit Selle

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Beschreibung

Schon immer sind Tiere die Begleiter und Helfer des Menschen. Sie bringen Leben und Freude und können auch im Alter noch Lebensqualität vermitteln, soziale Kontakte fördern sowie vor Isolation schützen. Gerade bei an Demenz erkrankten Menschen sind Tiere häufig ein Türöffner. Auch in medizinischen, sozialtherapeutischen und pflegerischen Bereichen kann man diese positiven Effekte von Tieren nutzen. Margrit Selle erklärt in ihrer Publikation, welche Voraussetzungen beim Aufbau eines tiergestützten Besuchsdienstes im Seniorenbereich zu beachten sind. Dazu untersucht Selle die Beziehung zwischen Mensch und Tier sowie die Erfahrungswelt von älteren Menschen in unserer heutigen Gesellschaft. Sie zeigt, welche Eigenschaften ein Therapiehund haben sollte und wie die Ausbildung aussehen kann. Anhand von Praxisbeispielen macht sie deutlich, wie der Aufbau eines Besuchsdiensts gelingt. Aus dem Inhalt: - Hunde; - Besuchsdienst; - Senioren; - Demenz; - Altenpflege; - Therapie

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Seitenzahl: 91

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Impressum:

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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einführung

1.1 Fragestellungen zur vorliegenden Arbeit

1.2 Vorgehensweise und Zielsetzung der Arbeit

2 Tiere als Begleiter des Menschen

2.1 Historische Entwicklung

2.2 Mensch – Tier – Beziehung

2.3 Wirkungen von Tieren auf den Menschen

2.3.1 Psychische Wirkung

2.3.2 Mentale Wirkung

2.3.3 Physische Wirkung

2.3.4 Soziale Wirkung

2.4 Sinn und Zweck der tiergestützten Therapie

2.4.1 Welche Tiere sind als therapeutische Begleiter geeignet?

2.4.2 Abgrenzungen von tiergestützter Intervention

2.5 Stand der Forschung

3 Der ältere Mensch in unserer Gesellschaft

3.1 Der Alterungsprozess in Deutschland

3.2 Sozialisation im Alter

3.3 Erfolgreiches und produktives Altern

3.4 Der gesundheitlich eingeschränkte Senior

3.4.1 Allgemeine altersbedingte Einschränkungen

3.4.2 Menschen mit chronischen Erkrankungen

3.4.3 Menschen mit Demenz oder gerontopsychiatrischer Erkrankung

3.5 Ältere Menschen dort abholen, wo sie stehen

3.6 Behinderungen ertragen mit Tieren

3.6.1 Effekte von Hunden auf alte Menschen

3.6.2 Die Bedeutung tiergestützter Dienstleistung im Seniorenbereich

4 Grundlagen eines Therapiehundeteams

4.1 Der Therapiehund

4.1.1 Definitionen von Therapiehunden

4.1.2 Unterschied Besuchshund und Assistenzhunde

4.1.3 Einsatz von Hunden in der Therapie und im Alltag

4.2 Interaktionsformen und Kommunikation zwischen Mensch und Hund

4.3 Ganzheitliche therapeutische Wirkung von Hunden

4.4 Verschiedene Besuchsdienste

4.5 Besuchsarten

4.5.1 Besuche bei mobilen Senioren

4.5.2 Besuche bei bettlägerigen Patienten

4.5.3 Besuche bei dementen Bewohnern

4.5.4 Sterbebegleitung

4.6 Grundvoraussetzungen an Hund und Halter

4.6.1 Voraussetzungen den Hundehalter betreffend

4.6.2 Voraussetzungen den Hund betreffend

4.7 Die Ausbildung zum Besuchshund

4.8 Tierschutzrichtlinien

4.9 Die Organisation „Tiere helfen Menschen“

5 Aufbau eines Besuchsdienstes

5.1 Kurze Marktanalyse

5.2 Voraussetzungen für einen tiergestützten Besuchsdienst

5.2.1 Privater Besuchsdienst

5.2.2 Einbindung eines Tierheimes

5.3 Stressfreie tiergestützte Arbeit im Sinne des Tieres

5.3.1 Gefahren der Überforderung

5.3.2 Zeichen von Überforderung

5.4 Hygienische Kautelen

5.4.1 Allgemeine hygienische Richtlinien

5.4.2 Hygiene beim Kontakt mit Hunden

5.4.3 Impfungen, Floh-, Zecken- und Wurmprophylaxe

5.4.4 Chancen und Risiken für die Gesundheit

5.5 Rechtliche Aspekte

5.6 Relevante Versicherungen

5.7 Aufwandsentschädigung

5.8 Vereinbarungen mit Einrichtungen / Einzelpersonen

5.9 Öffentlichkeitsarbeit

5.10 Vorbereitungen für einen Hundebesuch

5.10.1 Besuchsablauf

5.10.2 Kontaktaufnahme

5.10.3 Verschiedene Möglichkeiten mit dem Hund

5.10.4 Praxisbeispiele einer Besuchsstunde

5.11 Besuchsdokumentation

6 Zusammenfassung und Ausblick

7 Literaturverzeichnis

8 Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Zusammenhang zwischen Lebensphasen und den durch Tiere ausgelösten Effekten

Abbildung 2: Heilende Wirkung zwischen Mensch und Tier

Abbildung 3: Tiergestützte Interventionen

Abbildung 4: Einflüsse und Institutionen der tiergestützten Dienstleistung

Abbildung 5: Verbesserung der Lebensqualität durch tiergestützte Dienstleistung

Abbildung 6: Forschung, Weiterbildung und Informationsvermittlung zur Mensch-Tierbeziehung im deutschsprachigen Raum

Abbildung 7: Forschung, Weiterbildung und Informationsvermittlung: Adressen

Abbildung 8: Lebensqualität im Alter

Abbildung 9: Einteilung der psychischen Alterskrankheiten: Triadisches System nach Huber

Abbildung 10: Formen der Demenz

Abbildung 11: ICF-Modell

Abbildung 12: ICIDH-Modell

Abbildung 13: Bedürfnisse und Situationen bei Demenzerkrankten

Abbildung 14: Verschiedene Hunderassen

Abbildung 15: Mindmap zum Aufbau „Tierischer Besuchsdienst

Abbildung 16: Zoonosen bei Hunden

Abbildung 17: Biografiefragebogen

Abbildung 18: Besuchsdokumentation im tiergestützten Besuchsdienst

Abbildung 19: Begleithundeprüfung: Laufschema

Abbildung 20: Tiergestützter Besuchsdienst bei Senioren: Grundlagenseminar

Abbildung 21: Tiergestützter Besuchsdienst bei Senioren: Aufbauseminar

1 Einführung

In der vorliegenden Diplomarbeit geht es um die Voraussetzungen und den Aufbau eines tiergestützten Besuchsdienstes im Seniorenbereich, resp. um den Besuchshund.

Wir alle kennen ältere Menschen, die mit ihrem Hund Gassi gehen, sich durch diesen Sozialpartner und Lebensgefährten an ihrer Seite nicht einsam fühlen, aber dann plötzlich z. B. durch einen Sturz oder eine Erkrankung in ein Pflegeheim umziehen müssen. Hier sind dann oft keine Tiere erlaubt oder die Hundebesitzer können durch ein erworbenes Handycap das eigene Haustier nicht mehr versorgen und vermissen den Kontakt zu ihren Tieren. Tiergestützte Besuche sind hier prädestiniert und können für schöne und vertraute Momente sorgen.

Die demografische Entwicklung in Deutschland, aber auch die längere Lebenserwartung von alleinstehenden Personen, die heute nicht mehr in Großfamilien leben, spielen zudem eine große Rolle bei der Vereinsamung älterer Menschen. Der Alterungsprozess mit entsprechenden physischen und geistigen Veränderungen und speziellen Erkrankungen im Alter schreitet immer weiter voran.

Als Hundebesitzerin seit über 30 Jahren möchte ich gerne selbst einen „tierischen Besuchsdienst“ in unserer Gemeinde installieren. Hier leben sehr viele ältere Menschen, es gibt außerdem zwei Kurkliniken, mehrere Altenheime und ambulante Pflegedienste, die bereits ihr Interesse gezeigt haben. Dies hat mich auch dazu bewogen das Thema aufzunehmen und genauer zu betrachten.

1.1 Fragestellungen zur vorliegenden Arbeit

Wie der Titel bereits zeigt, handelt es sich in dieser Diplomarbeit um den Aufbau eines tiergestützten Besuchsdienstes, im Speziellen mit Besuchshunden bei Senioren. Unterschiedliche Fragen zur Mensch-Tierbeziehung als auch die Wirkung von Hunden auf den Menschen werden beleuchtet. Aber auch der ältere Mensch im Allgemeinen und die Berücksichtigung altersbedingter Einschränkungen so wie Menschen mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen, Bettlägerigkeit, Demenz bis hin zur Sterbebegleitung werden erörtert.

Aspekte der Ausbildung von Besuchshunden, der rechtliche Bereich, die Organisation eines Besuchsdienstes und das Marketing werden hervorgehoben. Die Vorbereitung und Durchführung einer Besuchsstunde unter der Hygienebeachtung werden dargestellt.

Fragen zur Ausbildung der Besuchshunde wie auch zu Fortbildungen bei tiergestützten Interventionen werden ebenfalls beantwortet.

1.2 Vorgehensweise und Zielsetzung der Arbeit

Mit dieser Arbeit, die als Literaturrecherche unter empirischen Aspekten erstellt wird, sollen die relevanten Aspekte zum Aufbau eines tiergestützten Besuchsdienstes erkannt und hervorgehoben werden. So gilt es zu überlegen, wie ein unter gesundheitsfördernden Aspekten und betriebswirtschaftlichen Maßnahmen aufgebauter tiergestützter Besuchsdienst installiert werden kann. Prospektiv sollten gezielte Fortbildungen für Pflegepersonen und andere Personengruppen im Gesundheitswesen, z.B. Ergotherapeuten, Demenzbetreuer etc. im Seniorenbereich angeboten und ggf. eigene Tiere mit integriert werden können. Die hier beschriebenen Grundlagen können zukünftig für Pflegepersonen und Interessierte in der Praxis an der Basis Hintergrundwissen vermitteln (Abb. 20 und 21).

Um rechtlich abgesichert zu sein, müssen auch Gesetze, Versicherungen und hygienische Vorschriften bedacht werden, um für eventuelle Zwischenfällen vorbereitet zu sein.

Somit entstehen Chancen für Senioren im häuslichen und stationären Bereich, dass „der schwanzwedelnde, hechelnde Co-Therapeut seinen Klienten helfen kann, ihre Einsamkeit und Isolation zu verringern, Bewegung anzuregen, Nähe geben und Kommunikation anregen kann“ (KAHLISCH 2010: 5). Zufriedenheit und Motivation sowohl der besuchten Menschen als auch der Mitarbeiter können so optimiert werden.

2 Tiere als Begleiter des Menschen

Die Natur und somit auch die Tiere sind älter als die Menschheit. Je nach kultureller Sichtweise war die Beziehung zwischen Tieren und Menschen geprägt. Wir sind auf der einen Seite als moderne leistungsorientierte Menschen weit von der Natur entfernt, auf der anderen Seite wird durch die tierische Verhaltensforschung aufgezeigt, wie dicht wir mit der Tierwelt noch verbunden sind und wir mit ihnen unser Leben teilen (vgl. OTTERSTEDT 2001: 14).

Tiere tun sowohl kranken als gesunden Menschen gut (ebd. S.9). Sie bringen Leben und Freude. Tiere können auch im Alter den Menschen Lebensqualität vermitteln, soziale Kontakte fördern und vor Isolation schützen, Schmerzen lindern und die mühsamen Seiten des Alterns kurzfristig vergessen lassen.

Tiere sind als therapeutische Begleiter ideal, da sie sehr kommunikativ sind. Der Dialog zwischen Mensch und Tier ist das Besondere, auch wenn es eine andere Ausdrucksweise beinhaltet als die Mensch-Menschbeziehung (ebd.: 11).

2.1 Historische Entwicklung

Tiere werden schon seit Jahrtausenden als Arbeits-, Wach- und Haustiere genutzt. Hier seien neben der Nahrungsmittelgewinnung exemplarisch erwähnt die Wasserbüffel zum Boden pflügen, Schafe für die Wolle zur Herstellung von Kleidung, Pferde als Zugtiere, Jagdfalken zum Kaninchenfang etc.

Diese Nutz- und Arbeitstiere lebten neben dem Menschen. Heute leben wir mit den Tieren zusammen und betrachten z. B. Hunde als Sozialpartner. In der Bundesrepublik stehen Katzen an erster und Hunde an zweiter Stelle gefolgt von Kleintieren wie Hamster, Meerschweinchen und Hasen.

Als der Mensch noch auf die Jagd angewiesen war, galt schon der Hund nicht nur als Wächter, Weg- und Jagdgefährte, sondern auch als Haustier und Partner (vgl. OTTERSTEDT 2001: 15).

In der assyrisch-babylonischen Kultur wurde die Göttin der Heilung namens „Gula“ in der Gestalt eines Hundes dargestellt. Schon vor dem Christentum gab es allgemeine ethische Umgangsnormen mit Tieren, die auch für Hunde galten.

Im 8. Jahrhundert wurden bereits in Belgien Tiere, vor allem Hunde, bei kranken Waisenkindern und Behinderten zur Therapie eingesetzt. Auch Florence Nightingale, die Begründerin der modernen Krankenpflege, hatte bereits im 19. Jahrhundert den positiven Nutzen von Tieren im Heilungsprozess erkannt (vgl. RÖGER-LAKENBRINK 2010: 12 ff.).

Heute in der Zeit, in der Maschinen die Arbeit von Tieren übernommen haben, finden wir nur ausgewählte Tiere wie Pferde bei der Polizei, aber auch Spür- und Suchhunde bei der Drogenfahndung und bei Erdbeben. Wachhunde werden auch heute noch auf Firmengeländen und Regierungsgebäuden eingesetzt, da sie zuverlässiger als manch technische Überwachungskamera arbeiten.

Nach bisherigem archäologischem Wissensstand gibt es Hunde seit 14.000 Jahren. Skelettteile aus dieser Epoche, des Jungpaläolithikums, wurden bei Bonn/Oberkassel in Deutschland gefunden und können eindeutig zu den ersten Hunden und nicht mehr den Wölfen zugeordnet werden. Ein Kriterium bei der Schädelanalyse ist die kürzere Schnauze. Ob die Domestikation gleichzeitig stattgefunden hat oder schon eher, ist heute nicht genau zu rekonstruieren (vgl. SCHÖNBERGER 2010: 59 f.).

Einige Forscher u.a. am Leipziger Institut für evolutionäre Anthropologie glauben nicht an einen Zufall, dass Mensch und Wolf zusammenfanden. Die Begründung liegt in der Sozialordnung mit komplexen Regeln ähnlich der menschlichen Sozietät (vgl. ebd.: 87 f.).

Tiergestützte Interventionen sind eine neuere und sicherlich auch die „intensivste Stufe in der tierischen Domestikation“ (OTTERSTEDT 2001: 20). Unter dem Begriff Domestizierung bzw. Domestikation wird die „allmähliche“ Gewöhnung und Bändigung von Wildtieren in gezähmte Haustiere bezeichnet (vgl.www.duden.de).

2.2 Mensch – Tier – Beziehung

Nutz- und Arbeitstiere leben nicht in der Wohnung eines Menschen im Gegensatz zu Haustieren.

„Domestizierte Tiere waren und sind integraler Bestandteil menschlichen Lebens und folglich auch menschliche Lebensqualität“ (HEGEDUSCH/HEGEDUSCH 2007: 34). Menschen in kleinen Wohnungen mitten in der Stadt, in der Anonymität herrscht, die Natur weit weg ist, aber auch ältere und behinderte Menschen, die alleine und isoliert nicht nur in der Stadt sondern auch in Dörfern leben, profitieren von Tieren, mit denen sie den Alltag teilen können. Ob das Zwitschern und Singen eines Vogels, das Schnurren einer Katze oder das Streicheln eines Hundes: jedes Tier hat seine individuelle und wohltuende Ausstrahlung auf den Menschen.

Im zweiten Weltkrieg wurden in den USA Soldaten zur Erholung von Kriegstraumata auf einen Bauernhof geschickt, der dem Army Air Force Convalescent Hospital angeschlossen war (vgl. HEGEBUSCH/HEGEBUSCH 2007: 35).

Um die Mensch-Tier-Beziehung zu verstehen wurden verschiedene Erklärungsmodelle herangezogen. Drei interessante Ansätze davon möchte ich aufgreifen (ebd.: 37 ff.):

1. Die Biophilie-Hypothese stammt aus der Evolutionslehre und befasst sich mit physischer, emotionaler und kognitiver Verbundenheit zur Natur und anderen Lebewesen, wie auch Tieren, die in uns Menschen verankert ist. Dieser Ansatz der Affinität von Mensch und biologischem Umfeld ist auf die geistige und emotionale gesunde Entwicklung beschränkt, intrapsychische Vorgänge bleiben unberücksichtigt.