Hundetraining mit der Futtertube - Harmke Horst - E-Book

Hundetraining mit der Futtertube E-Book

Harmke Horst

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Beschreibung

Die Futtertube ist eine moderne Trainingsunterstutzung: Sie hilft sowohl Alltagssituationen zu meistern als auch beim Erlernen der wichtigsten Grundkommandos wie Sitz, Platz, Fuß, wobei ausschließlich uber Motivation und positive Verstärkung gearbeitet wird. Das Buch ist ein Leitfaden fur alle Hundehalter, egal ob sie mit Dackel oder Dogge, Welpe oder Senior uben möchten. Beim Training mit der Futtertube ist fur jeden etwas dabei.

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Seitenzahl: 96

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HARMKE HORST

Hundetraining mit der Futtertube

Effektiv im Alltag, erfolgreich im Sport

Copyright © 2013 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Gestaltung und Satz: Johanna Böhm, Dassendorf

Lektorat: Maren Müller

 

Coverfoto: Madeleine Franck

Fotos im Innenteil: Harmke Horst

 

E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

 

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

 

Alle Rechte vorbehalten.

 

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

 

ISBN: 978-3-8404-2506-6 (Print)

ISBN: 978-3-8404-6119-4 (EPUB)

 

www.cadmos.de

 

 

 

Hinweis:

Die Rezepte für die Tubenfüllungen wurden sorgfältig ausgewählt und bei verschiedenen Hunden verwendet. Dennoch ist es nicht vollständig auszuschließen, dass es in Einzelfällen zu individuellen Lebensmittelunverträglichkeiten kommt. Bei Unsicherheiten fragen Sie bitte vorab Ihren Tierarzt. Autorin und Verlag können für Unverträglichkeiten oder Folgeerscheinungen keinerlei Haftung übernehmen. Gleiches gilt für die Trainingsanleitung: Die Anweisungen sind erprobt und sorgfältig geprüft, für etwaige Ungenauigkeiten und Fehler wird keine Haftung übernommen. Auch kann es keine Garantie für einen Trainingserfolg geben.

Vorwort

Bereits vor einiger Zeit habe ich meine erste Futtertube gekauft. Eigentlich war es eher Zufall. Ich suchte nach dem richtigen Zubehör für die Hundeausbildung, stöberte in vielen Online-Hundeshops, und dabei fiel mir die Futtertube ins Auge, die so, neben anderen Artikeln, erstmals ins Haus kam.

Schnell waren auch Ideen geboren, was man so alles Leckeres in diese Tube geben könnte: von Thunfischquark bis hin zu verschiedenen Sorten Obst und anderen Köstlichkeiten. Die ersten Übungsversuche konnten starten, und bereits nach kurzer Zeit stellten sich erstaunlich tolle Übungsergebnisse ein.

Da stellte ich mir die Frage: Was kann die tolle Tube noch? Doch weder die Recherche in Hundebüchern noch die in einer großen Suchmaschine im Internet waren sonderlich erfolgreich. Zusätzlich fiel mir auf: Egal, wo ich mit Hund und Tube auftauchte, war die Begeisterung groß und alle wollten mehr über die Futtertube erfahren. Wenn man dann beruflich noch zur schreibenden Zunft gehört und einem die erfolgreiche Hundeausbildung ohne Zwang am Herzen liegt, ist der Weg zum Hundebuch nicht mehr ganz so weit. Und los ging es.

 

Kira, die Hündin meiner Mutter, der ich meine Leidenschaft für Hunde verdanke.

Einführung Einfach mal auf die Tube drücken

 

Dieses Buch gliedert sich grob in zwei Teile – in Theorie und Praxis. Selbstverständlich kann man den Praxisteil zuerst lesen, trotzdem empfehle ich, zwischendurch immer mal wieder einen Blick in die Theorie zu werfen.

 

Amigo, der Senior unter den Tubenliebhabern.

Training mit der tollen Futtertube

Die Futtertube ist ein wirklich cleveres Hilfsmittel in der Hundeausbildung. Bereits im Welpenalter kann Ihr Hund mit der Tube Bewegungsabläufe erlernen – beispielsweise für die spätere Platzübung. Ebenso kann die Tube in der bereits fortgeschrittenen Ausbildung zum Einsatz kommen, etwa wenn bestimmte Übungen wie das Fußlaufen oder auch das Liegenbleiben noch nicht so perfekt klappen.

Aber auch im Alltagstraining findet die Tube immer wieder ihren Platz. Situationen, die täglich aufs Neue Stress hervorrufen, können mit der Tube viel einfacher bewältigt werden. Und es gibt noch viele weitere Einsatzmöglichkeiten für die Tube, die Sie später im Buch noch kennenlernen werden.

Die Futtertube – ein Motivationswerkzeug 

Gleich zu Beginn ist es mir ein sehr wichtiges Anliegen, ein großes Vorurteil gegenüber der Futtertube beziehungsweise generell gegenüber der Ausbildung mit einem Futterverstärker aus dem Weg zu räumen. Häufig wurde ich schon gefragt: Wird mein Hund von der Tube abhängig? Wird er ohne die Tube nichts mehr tun? Meine Antwort lautet dann immer klar: NEIN. Denn die Futtertube ist „nur“ die Unterstützung, also die (Fremd-)Motivation innerhalb des Trainings. Die Tube verstärkt positives Verhalten und ist damit ein Hilfsmittel, um ein bestimmtes gemeinsames Ziel zu erreichen. 

Sie kennen das selbst, mit Motivation und Hilfe etwas zu lernen oder zu erledigen, fällt uns leichter. Ein Beispiel: Ein Kind hat keine Lust Hausaufgaben zu machen und dadurch weiteren Schulstoff zu erlernen. Stellt man ihm aber in Aussicht, nach den erledigten Aufgaben eine DVD anschauen zu dürfen, sind die Hausaufgaben schon bald erledigt.

Ähnlich ist es in der Ausbildung mit der Futtertube. Anfangs setzt man die Tube viel häufiger ein. Es werden die kleinsten Fortschritte belohnt. Im Lauf der Ausbildung wird die Tube immer mehr abgebaut und Ihr Hund wird die gewünschte Übung oder auch mehrere Übungen hintereinander machen, ohne dabei ständig an der Tube zu schlecken. Aus ihr kommt nur noch die Belohnung am Schluss.

 

Roxy ist eine stark eigenmotivierte Hündin.Die Futtertube bringt ihr die nötige Ruhe, um neue Dinge einfacher zu erlernen.

Allgemeine Grundlagen

Muss man sich vor dem Hundetraining eigentlich zwingend mit so langweilig klingenden Dingen wie „Lerntheorie“ auseinandersetzen? Ich meine schon. Denn es gibt zwar unterschiedlichste Wege, um seinem Hund bestimmte Verhaltensmuster durch gezieltes Training beizubringen, aber es gibt Grundlagen, an den kaum zu rütteln ist, wie beispielsweise Gesetzmäßigkeiten, nach denen Lernen funktioniert. Daher ist es meiner Ansicht nach für eine erfolgreiche Hundeausbildung wichtig, sich einen kurzen Überblick über die Theorie zu verschaffen. Nur so kann man bestimmte Reaktionen des Hundes während der Ausbildung richtig deuten und fördern. Aber auch das eigene Verhalten im gemeinsamen Training kann so besser eingeschätzt werden. Etwa welche Rolle die eigene Körperhaltung spielt.

Natürlich gibt es nicht DIE Methode in der Hundeausbildung, sondern je nach Situation oder Ausbildungsstand einen richtigen Weg, um voranzukommen. Und nicht für jedes Mensch-Hund-Team ist der gleiche Weg der richtige. Aber gerade das Arbeiten mit einem positiven Verstärker – in diesem Fall mit der Futtertube – ist ein tolle Art und Weise, ohne Zwang klasse Ergebnisse im Training zu erreichen. 

 

Ganz ohne theoretische Grundlagen klappt’s auch mit der Futtertube nicht

 

Wichtig

Erfolge führen zur Wiederholung des im Training gezeigten Verhaltens – Misserfolge führen zum Aufhören des Verhaltens.

 

Lernen

Sie kennen doch sicher den Spruch: „Man lernt ein Leben lang.“ Stimmt, aber was bedeutet der Begriff „Lernen“ eigentlich genau? Meistens assoziieren wir Lernen mit unserer Schulzeit, beispielsweise Vokabeln auswendig lernen oder für Klausuren pauken. Lernen bezeichnet in diesem Zusammenhang also die reine Aneignung von Wissen. Was heißt jedoch Lernen für Hunde? Und vor allem: Wie lernen Hunde?

Um das Lernverhalten unserer Hunde zu verstehen, muss der Lernbegriff noch ein wenig erweitert werden: „Die Lernpsychologie definiert Lernen als Erfahrungsprozess, der zu einer Verhaltensänderung führt“ (G. Bodemann et al.). Oder anders ausgedrückt: Hunde lernen durch Erfahrung. Wird ein Hund für ein bestimmtes Verhalten – etwa für ein zügiges Zurückkommen zum Besitzer – immer wieder belohnt, dann verknüpft er sein Zurückkommen mit dieser Belohnung. Weil sein Verhalten positiv verstärkt/bestärkt wird, wird er es wieder zeigen, um erneut eine Belohnung zu bekommen.

 

Zini genießt es, mit der Futtertube zu lernen.

Der Begriff Lerntheorie

Mit dem Thema Lerntheorie und den entsprechenden praktischen Versuchsaufbauten kann man ganze Bücher füllen. Daher würde eine ausführliche Auseinandersetzung mit diesem Thema den Rahmen dieses Buches sprengen. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle einen kurzen Überblick über die meiner Meinung nach wichtigen Punkte der behavioristischen Lerntheorie geben.

Eine Lerntheorie stellt Hypothesen auf, wie Lernprozesse aus lernpsychologischer Sicht funktionieren könnten. Mit empirischen Untersuchungen wird dann versucht, diese Hypothesen entweder zu bestätigen oder als falsch zu identifizieren. So entwickelten sich im Lauf der Jahre verschiedene lerntheoretische Ansätze. Zwei der bekanntesten Wissenschaftler, die sich unter anderem mit den Lernprozessen von Tieren/Hunden beschäftigt haben, sind Iwan Pawlow und Burrhus Skinner. 

Iwan Pawlow – klassische Konditionierung 

In der Praxis hat Pawlow die klassische Konditionierung an einem Beispiel mit Hunden gezeigt: Eigentlich zufällig wurden die Hunde immer beim Glockenschlag (Signal) gefüttert. Als Pawlow nach einiger Zeit einmal zu spät zur Fütterung kam, konnte er beobachten, dass die Hunde bereits beim Glockenschlag angefangen hatten zu speicheln. Sie hatten folglich den Glockenschlag mit dem Erhalt von Futter verknüpft.

Verallgemeinert bedeutet das: Im Gehirn werden zwei Ereignisse, die gleichzeitig oder in einem sehr kurzen Abstand (circa 0,5 Sekunden) passieren, miteinander verknüpft. Hierzu ein Beispiel: Immer wenn es an der Haustür klingelt (vorher unbedeutender Auslösereiz), erhält der Hund neuerdings von seinem Frauchen in der Küche ein Leckerchen, damit sie in Ruhe zur Tür gehen kann. Daher wird der Hund zukünftig – nach einigen Wiederholungen – beim Türklingeln reflexartig in die Küche rennen, um sein Leckerchen zu erhalten. Kurz gesagt, der Hund wurde darauf konditioniert: Wenn es an der Tür klingelt, gibt es in der Küche ein Leckerchen. Ein sogenanntes Signallernen hat stattgefunden. 

Burrhus Skinner – operante/instrumentelle Konditionierung

Für ein gewünschtes Verhalten X erhielt eine Taube in einem unmittelbaren Zeitzusammenhang eine Belohnung – ihr Verhalten wurde also positiv verstärkt. Die Konsequenz daraus war, dass die Taube dieses verstärkte Verhalten wieder zeigte, um erneut eine Belohnung zu erhalten. Kurz gesagt: Die Taube lernte aus ihrem Verhalten und der darauf folgenden Reaktion des Menschen.

Diese Art der Verstärkung wird auch Dreifachkontingenz genannt. Da der Lernprozess aus drei Schritten besteht: Auf einen Stimulus/Reiz erfolgt eine Reaktion des Hundes, die anschließend vom Menschen positiv verstärkt wird.

Verallgemeinert bedeutet das: Es findet eine Verknüpfung zwischen einem gewünschten Verhalten und einer Reaktion (Belohnung) statt, ein sogenanntes Reaktionslernen.

 

Zusätzlich unterscheidet Skinner die operante und die instrumentelle Konditionierung: Erstere bezieht sich auf freies Formen, der Hund kann also frei wählen, ob er ein Verhalten ausführt, wofür er belohnt wird. Bei Letzterer wird vom Hund ein gewünschtes Verhalten (Sitz, Platz) gefordert, das bei richtiger Ausführung belohnt und damit verstärkt wird.

 

Wichtig

Ändert sich das Verhalten Ihres Hundes, ist eins sicher: Ein Lernprozess hat stattgefunden.

 

Für mich besteht ein optimaler Lernprozess beim Hund aus einem Mix aus klassischer und operanter/instrumenteller Konditionierung. Denn Ziel ist, dass der Hund auf ein Signal (etwa Sitz) ein gewünschtes Verhalten zeigt und weiß: Es lohnt sich! Übrigens ist diese Belohnung im fortgeschrittenen Training nicht immer Futter, sondern ein Ball, ein Lob, oder auch einfach das Weitertrainieren können ebenso als Belohnung dienen.

 

DJ lernt durch Formen von Verhalten bereits im Welpenalter die Körperbewegung ins Platz. 

Verknüpfungen

Wie das Kapitel Lernen gezeigt hat, verknüpft Ihr Hund nicht nur im Training Dinge miteinander. Achten Sie mal im Alltag auf bestimmte Verhaltensmuster, die Sie selbst oder Ihr Hund an den Tag legen. Was passiert, wenn Sie nach der Leine greifen? Vermutlich wird Ihr Hund dann nicht mehr eine Stunde lang auf den nächsten Spaziergang warten wollen. Neben positiven Verknüpfungen kann es im alltäglichen Leben auch zu Fehlverknüpfungen kommen, die die Ausbildung des Hundes erschweren. Das bedeutet: Auf Dinge, die Ihnen im Training wichtig sind, sollten Sie auch im Alltag Wert legen. Die Einstellung: „Ach, zu Hause muss er Kommandos nicht unbedingt ausführen“, ist hier kontraproduktiv.

Verstärkung 

Verstärker spielen in der heutigen Hundeausbildung eine entscheidende Rolle. Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Verstärkung. Auf zwei möchte ich näher eingehen: die positive und die negative Verstärkung.

Positive Verstärkung

Mit einer positiven Verstärkung ist ein „Ereignis“ gemeint, mit dem die Auftretenswahrscheinlichkeit des gewünschten Verhaltens gesteigert wird. Bei uns Menschen ist beispielsweise Geld ein Anreiz dafür, eine Aufgabe zu erledigen. Denn ohne die Aussicht, am Ende des Monats ein Gehalt zu bekommen, würden sicher nur wenige Menschen regelmäßig ihren Arbeitsplatz aufsuchen. Beim Hund wäre ein solches positiv verstärkendes „Ereignis“ die Gabe von Futter – was aber nur dann funktioniert, wenn der Hund in dieser Hinsicht gerade „depriviert“ (siehe Kasten), also hungrig ist.

 

Deprivation 

So bezeichnet man einen allgemeinen Zustand der Entbehrung. In Bezug auf Futter wäre das ein Futtermangel. Ein hungriger Hund arbeitet mit der Fremdmotivation „Futter“ besser als ein satter. Der Deprivationslevel des Hundes sollte vor einer Trainingseinheit also immer hoch sein.