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"Hundetraining mit Martin Rütter" ist der beliebteste Hundeerziehungsratgeber im deutschsprachigen Raum und SPIEGEL Bestseller. Hier erfahren Hundehalter alles über die Grundlagen einer guten Beziehung zwischen Mensch und Hund: wie man die Bindung zu seinem Hund verstärkt, welche Signale er verstehen sollte und wie man mehr Abwechslung in den Alltag mit Hund bringen kann. Ganz nach dem Motto des Hundeprofis Martin Rütter: "Hunde sind Persönlichkeiten, die es verdient haben, dass wir uns mit ihren Wünschen, Stärken und Schwächen beschäftigen."
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Seitenzahl: 240
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— Das Mensch-Hund-Team
© Klaus Grittner/Kosmos
© Klaus Grittner/Kosmos
Das Erziehungskonzept DOGS wurde 1995 von Martin Rütter entwickelt und basiert auf einem verständlichen, partnerschaftlichen und individuellen Umgang mit dem Hund.
Seit mehr als 14 000 Jahren ist der Hund der treue Weggefährte des Menschen. Während es früher kaum gravierende Probleme im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund gab, stellt sich die Situation heutzutage für viele Menschen und ihre Hunde etwas anders dar.
Die Lebensräume, in denen unsere Haushunde leben, haben sich deutlich verändert. Die Anzahl der Hunde auf immer engerem Raum steigt kontinuierlich an, sodass von einem natürlichen Umfeld nicht mehr die Rede sein kann. Hinzu kommt, dass aus dem ehemaligen „Nutztier“ Hund fast ausschließlich ein Gesellschaftstier und ein Sozialpartner des Menschen geworden ist.
Der Hund fasziniert – vom Säugling bis zum Senior – die Menschen derart, dass in unserer Gesellschaft die meisten Hundehalter sehr bereitwillig Zeit und Arbeit in ihren Hund investieren. Viele sind jedoch schnell frustriert, wenn ihr Hund sich nicht so zügig oder in eine ganz andere Richtung weiterentwickelt, als sie es sich vorstellen, und geben deshalb ihre Erziehungsversuche auf. Schnell wird überlegt, ob es nicht eine Abkürzung zum „gut erzogenen“ Hund gibt und man greift gern nach jedem Strohhalm, der einem geboten wird, um das Zusammenleben zwischen sich und seinem Hund zu verbessern. Häufig soll es hier die schnelle, einfache Lösung sein. Allerdings wird sehr bald deutlich, dass diese vermeintlich „einfache“ Lösung nicht existiert.
Als ich 1995 begann, mich mit der Beziehung Mensch/Hund intensiver zu beschäftigen, stellte ich mit Verwunderung fest, dass fast alle üblichen Trainingsformen auf sogenannten Hundeplätzen in erster Linie ein und dasselbe Grundproblem hatten: ein riesiges Kommunikationsproblem. Da wurde lauthals gebrüllt, wie verrückt an der Leine geruckt, von Unterordnung im Kasernenhofton schwadroniert und das Training war nur darauf beschränkt, sich mit dem Hund zu reiben und sich körperlich beim Hund durchzusetzen. Fast immer waren hier die Menschen deutlich lauter als ihre Hunde. Es wurde kaum darüber nachgedacht, warum Hunde meist leise und fein nuancierte Gesten nutzen, um miteinander zu kommunizieren, und ob es vielleicht gerade mit der hysterischen, cholerischen Art mancher zu tun haben könnte, dass Hunde zum Teil solche Probleme beim Lernen hatten.
Das, was mich am meisten erstaunt hat, war die Tatsache, dass Hunde ungeachtet ihres Charakters, ihrer Mentalität und Sensibilität alle nach der gleichen Methode lernen sollten. Mir wurde immer bewusster, dass bei vielen Trainingsformen, die mir begegneten, auch wenn sie noch so spielerisch und sanft vermittelt wurden, stets außer Acht gelassen wurde, ob diese eine Trainingsform auch gerade zu diesem einen speziellen Hund passte. Man glaubt nicht, wie oft ich Hundetrainer erlebt habe, die ihr Trainingsprinzip unter allen Umständen auf jeden x-beliebigen Hund übertragen wollten, ohne zu bemerken, dass dieser Hund keinen Spaß daran hatte oder schlichtweg dafür nicht geeignet war. Wie oft musste ich erkennen, dass sich die Wünsche des Hundes und die des Menschen doch gewaltig voneinander unterscheiden. Der Gedanke, dass dieser hochkomplexe, soziale Beutegreifer Hund in starre Systeme und Schemata gepresst werden soll, machte mich wütend und traurig zugleich. Allerdings ließ dieses Gefühl den Gedanken, eine Alternative schaffen zu müssen, immer mehr reifen und sorgte letztendlich auch dafür, alle Energie aufzubringen, um gegen Widerstände althergebrachter Meinungen zu kämpfen.
© Klaus Grittner/Kosmos
Mischlingsrüde Milos liebt aktive und dynamische Spiele wie die Jagd nach dem Futterbeutel, den er nicht aus den Augen lässt.
DIE PHILOSOPHIE VON DOGS
DOGS istverständlich
Wissen muss verständlich vermittelt werden. Bei DOGS werden Erkenntnisse und Fachwissen unkompliziert auf den Punkt gebracht.
DOGS ist partnerschaftlich
Erziehung erfordert Beziehung, daher steht das Zusammenleben mit dem Hund im Vordergrund.
DOGS ist individuell
Das Training wird auf das jeweilige Mensch-Hund-Team abgestimmt, Mensch und Hund zählen dabei gleichermaßen. Es werden keine pauschalen Trainingslehren angewandt und das Training passiert dort, wo auch das Leben mit Hund stattfindet: zu Hause, auf der Hundewiese, in der Stadt oder im Büro und das ein Hundeleben lang – also angepasst an jeden Lebensabschnitt des Hundes.
DOGS ist Wissen
Eine Beziehung kann nur funktionieren, wenn man einander versteht. DOGS vermittelt daher den Menschen das richtige Verständnis für die Sprache und Bedürfnisse des Hundes.
DOGS ist natürlich
DOGS ist alltagsnah und passt zum Leben; sowohl zum Leben des Menschen als auch des Hundes, Training nach DOGS ist hundegerecht.
DOGS ist Freude
DOGS öffnet Mensch und Hund die Tür zu noch mehr Freude aneinander und gemeinsamen Spaß am Training.
Ziel eines Trainings bei DOGS ist ein harmonisches Mensch-Hund-Team. Ein Team, in dem sich beide Partner aufeinander verlassen können und sich gegenseitig vertrauen.
Inzwischen arbeite ich seit über 25 Jahren nach DOGS und erlebe an den mehreren Tausend Menschen und ihren Hunden, die ich persönlich betreut habe, dass Mensch und Hund es sehr zu schätzen wissen, als eigenständige Persönlichkeiten behandelt zu werden: Persönlichkeiten, die es verdient haben, dass wir uns mit ihren Stärken, Schwächen und Wünschen beschäftigen, diese ernst nehmen und individuell auf jeden einzelnen Mensch und Hund eingehen. Denn Hunde unterscheiden sich nicht nur in Rasse, Größe, Form, Farbe, Alter und Geschlecht. In erster Linie unterscheiden sich Hunde in ihrer Persönlichkeit.
Dieses Buch ist der Wegweiser für alle Menschen, die nach dem „Dog Orientated Guiding System“ leben wollen. Es wird eine spannende, jedoch zugleich auch arbeitsintensive Reise für alle, die Hunde wirklich verstehen lernen möchten. Denn wer seinen Hund lesen und verstehen kann, wird ihm ein glückliches und hundegerechtes Leben bieten können.
Damit unser Gehirn versteht, was passiert, und den Rest des Körpers steuern kann, muss es richtig programmiert sein. Wir programmieren das Gehirn durch Lernen. Lernen kann zwei Formen haben:
Ein Mensch kann durch Beobachten, Analysieren und Experimentieren lernen. Wenn er genug Zeit hat, wird er sicher eine ganze Menge erfahren. Das Problem dabei ist allerdings, dass es ein ganzes Leben lang dauern kann, bis er genug gelernt hat.
Die andere Form ist, von Menschen zu lernen, die selbst schon viele Erfahrungen in ihrem Leben gesammelt haben.
Eine Kombination beider Lernformen verspricht den größten Erfolg. Um ein erfolgreicher „Hundeversteher“ zu werden, solltest du von erfahrenen Menschen lernen sowie durch Experimentieren und Beobachten deinen eigenen Weg des Hundetrainings finden. Denn nur, wenn die gewählten Trainingsmethoden sowohl zu dir selbst und deinem Alltag als auch zu der Persönlichkeit und den Bedürfnissen deines Hundes passen, wirst du erfolgreich im Training sein!
Dieses Buch enthält das Wissen, die Konzepte und die Techniken der Hundeerziehung nach DOGS, die über viele Jahre gesammelt, gelehrt und in eine verständliche Form gebracht wurden. Es soll das Training nicht ersetzen, sondern es anleiten, denn durch Training wird dieses Wissen über Hunde zu deinem Wissen.
Achte immer auf die Körpersprache deines Hundes, die dir zeigt, ob du den richtigen Weg für deinen Hund gewählt hast.
Gerade in Bezug auf Hundetraining gibt es unendlich viele, unterschiedliche Trainingsformen und Erziehungskonzepte. Mittlerweile wird der Hund mit seinen Bedürfnissen von den meisten professionellen Hundetrainern dabei in den Vordergrund gestellt. Doch leider findet man auch heutzutage immer noch Trainer, die den Hund mit Gewalt gefügig machen bzw. für die Bedürfnisse des Menschen zurechtstutzen wollen. Dass dies keine gute Trainingsform sein kann, steht außer Frage. Doch auch bei den anderen Trainingsformen sind einige „exotische“ Varianten dabei, die oftmals einen bestimmten Aspekt der Hundehaltung stark in den Vordergrund rücken. Dennoch kann dieses Training erfolgreich sein, wenn es richtig angewendet wird und zum Mensch-Hund-Team und dessen Bedürfnissen passt. Ich glaube, dass es nicht nur für jeden Hundehalter sondern auch für jeden Hundetrainer wichtig ist, eine persönliche Art des Trainings zu entwickeln, aber es besteht die Gefahr, dass man dabei zu weit geht. Natürlich muss ein Hundetrainer wissen, wie man Hunde erzieht und wie man ihnen etwas verständlich macht. Doch der Hundetrainer trainiert nicht den Hund, sondern den Hundehalter. Er muss also vielmehr dem Menschen erklären, wie dieser seinen Hund erziehen und ihm etwas beibringen kann. Häufig werden Menschen im Hundetraining jedoch nur die eigenen Fehler vor Augen gehalten. Hört man aber ständig, was man alles falsch macht, kann das dazu führen, dass die persönliche Einstellung negativ wird, das Selbstvertrauen verloren geht und dadurch noch mehr Fehler verursacht werden. Vielmehr muss ein Hundetrainer dem Menschen also Hilfestellung geben und ihm Problemlösungen aufzeigen. Dabei kommt es darauf an, die richtige Trainingsmethode auszuwählen, die individuell zum Problem bzw. der aktuellen Trainingsaufgabe, aber auch zum jeweiligen Mensch-Hund-Team passt.
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Corinne und ihr acht Jahre alter Rottweiler-Rüde Ben sind eng vertraut miteinander und bilden ein tolles Team.
Unser Training nach DOGS beinhaltet eine Menge Elemente älterer Methoden, aber auch einige, die ich selbst entwickelt habe. Über Jahre wurden Erfahrungen durch mich und mein Team gesammelt, verbessert, erweitert und geändert.
Ich behaupte nicht, DIE Methode gefunden zu haben. Meine Methode ist nur eine Methode. Jedoch hat sich in den letzten Jahren bestätigt, dass sie effektiv ist. Statt den Menschen zu erklären, was sie falsch machen, zeigen wir ihnen, wie sie es richtig machen.
Ein Bestandteil der Trainingsmethode nach DOGS ist, nicht nur zu lehren, wie Hundetraining funktioniert, sondern auch das Warum. Wenn du verstehst, warum etwas funktioniert, ist beispielsweise ein Trainingsratschlag mehr als nur eine Regel, an die du dich halten sollst. Ich möchte dir erklären, wie Hunde kommunizieren, welche Bedürfnisse sie haben und wie du vor allem, statt den Hund zu brechen, seine natürlichen Veranlagungen kanalisieren kannst. Nur wenn du deinen Hund verstehst, kannst du mit einer positiven Einstellung an das Training herangehen, auch wenn dies Einschränkungen für das eigene Leben bedeutet.
Damit du lernst, deinen Hund bzw. deine Hunde zu erziehen, musst du deinen eigenen Weg finden. Du musst lernen, deinen Hund zu verstehen und dich mit den Problemen, die im Zusammenleben mit ihm bestehen, auseinanderzusetzen. Das Wissen, das du aus diesem Buch gewinnst, ist ein Werkzeug, das dir hilft, bei der Lösung der Probleme sowie bei der Erziehung deines Hundes die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wahrscheinlich ist es aber auch viel mehr als das. Es wird für dich eine spannende und intensive Reise in ein ganz neues Terrain sein – das Verhalten der Hunde. Und das ist auch unser eigentliches Ziel: Ich möchte, dass du Hunde verstehen lernst.
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Bei der Beobachtung von Hunden im Umgang miteinander erkennt Martin viel über ihren Charakter.
Bei allem Bestreben, aus Hunden wohlerzogene, gesellschaftstaugliche Sozialpartner zu machen, müssen moralisch ethische Grundsätze stets eingehalten werden, sowohl in Bezug auf den Menschen, aber auch und vor allem natürlich in Bezug auf den Hund.
Die DOGS Hundeschulen sind „Hundeschulen für Menschen“ und beinhalten damit bereits in ihrem Namen, dass ich den Menschen als denjenigen ansehe, der bei uns geschult wird. Doch gerade deshalb machen wir uns natürlich auch stets Gedanken darüber, was notwendig ist, um Hunde nach DOGS zu erziehen. Folgende Punkte sind unsere zentralen, moralisch ethischen Grundsätze:
Respekt und Geduld gegenüber Mensch und Tier
Menschenwünsche und Hundewünsche ernst nehmen
Fachliche Kompetenz
Seriosität und Ehrlichkeit
Individualität
Gewaltfreiheit
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So unterschiedlich wie Hunde aussehen, so variabel sind auch ihre Bedürfnisse.
Das Fundament einer guten Zusammenarbeit sind Respekt und Geduld im Umgang miteinander. Nur eine harmonische und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowohl zwischen DOGS Coach und Hundehalter als auch zwischen Hundehalter und Hund führt erfolgreich zum Ziel.
Immer wieder bekomme ich in meinem privaten Umfeld, von Freunden und Bekannten oder von Journalisten die Frage gestellt: „Wie hältst du das nur aus, ständig zu erleben, wie unfähig mancher Hundehalter ist?“ Jedes Mal aufs Neue fällt mir an dieser Stelle auf, dass mein Fokus im Umgang mit Kunden überhaupt nicht darauf liegt, was diese nicht können! In der täglichen Arbeit mit den vielen Menschen, die kleinere oder größere Probleme mit ihren Hunden haben, empfinde ich zunächst immer tiefen Respekt vor diesen Menschen, dass sie einen ganz großen Schritt in die richtige Richtung getan haben.
Meine Kunden haben um Hilfe gebeten. Dies führt bei mir stets dazu, dass ich sie als Persönlichkeiten absolut respektiere und sie keinesfalls abwerte, nur weil sie im täglichen Umgang mit ihrem Hund „Schwächen“ offenbaren. Dieser respektvolle Umgang lässt auch nicht nach, wenn ich feststelle, dass ein Mensch im Umgang mit seinem Hund ein noch so schlechtes Timing hat, sie oder er also den Hund stets an falscher Stelle oder zu spät lobt bzw. korrigiert. Auch gibt es bei DOGS keinen einzigen Moment der Respektlosigkeit, nur weil Menschen aus Emotionalität auf ihren gewohnten Tagesablauf, auf die ständige Ansprache ihres Hundes oder das Dauerknuddeln mit ihrem Hund nicht verzichten können und ihnen die Umstellung ihrer Gewohnheiten sehr schwer fällt. Auch jeder DOGS Coach hat sicher in der Anfangsphase seines Zusammenlebens mit Hunden Fehler gemacht und einen langen Weg des Umdenkens hinter sich. Dies vergessen wir nie und stehen deshalb mit allem Respekt und voller Geduld allen Menschen gegenüber.
Natürlich wird bei uns jeder Hund mit allem Respekt behandelt. Was im Grunde wie selbstverständlich erscheint, ist leider in unserer Gesellschaft nicht immer der Fall. So werden viele Hunde, die verhaltensauffällig wurden, mit Hunden oder Menschen nicht verträglich sind, von Menschen pauschal verurteilt und als nicht mehr gesellschaftsfähig abgestempelt. Nicht selten werden Hunde in sogenannten Wesensüberprüfungen so lange in Situationen gebracht, bis sie diese nicht mehr aushalten und erneut aggressives Verhalten zeigen, damit endlich die Legitimierung für eine Einschläferung besteht. Dies empfinde ich als ebenso respektlos gegenüber dem Lebewesen Hund, wie die extreme Anthropomorphisierung (Vermenschlichung), die hierzulande häufig stattfindet. Es ist meiner Auffassung nach absolut respektlos, all seine Wünsche nach Streicheln, Zuneigung, Gemeinsamkeit und Familie auf den Hund zu übertragen.
Wir suchen deshalb immer nach Ansätzen, die noch eine Möglichkeit bieten, sowohl den Bedürfnissen des Menschen als auch denen des Hundes gerecht zu werden. Dieses Suchen nach möglichen Therapieansätzen erfordert nicht nur von uns, sondern auch vom Hundehalter häufig einiges an Geduld. Es ist eben nicht kurzfristig zu erreichen, dass schwerste Verhaltensprobleme in ein paar Tagen gelöst sind.
Es kommt in unseren DOGS Hundeschulen immer wieder vor, dass andere Tierarten beim Training eines Hundes eingesetzt werden. So werden zu Test- und Trainingszwecken nicht nur andere Hunde, sondern auch Pferde, Katzen, Vögel, Schweine, Kühe, Hühner etc. miteinbezogen. Auch hier gilt der wichtige moralische Grundsatz des Respekts. Wir dürfen nicht den Fehler machen und den von uns heiß geliebten Hunden eine höhere Wertigkeit zukommen lassen als anderen Tieren. Ich habe nicht nur einmal erlebt, dass andere Tiere zu Trainingszwecken mit Hunden missbraucht wurden. Und hier ist nicht ausschließlich die in manchen Kreisen weit verbreitete Methode gemeint, eine Katze mit einem Jagdhund allein in einen Raum ohne Fluchtorte für die Katze zu sperren, sodass der Hund lernt, auch sehr wehrhafte Beute zu töten.
Im Training müssen immer auch der Stress und die Belastung anderer Tiere berücksichtigt werden. Ein anderes Tier zu traumatisieren, darf nie der Preisfür einen trainierten Hund sein.
Es fängt viel früher an, dass ich nicht vertretbare Grenzüberschreitungen erkenne. Wenn z. B. getestet werden soll, ob ein Hund mit einer Katze auskommen könnte, darf man ruhig mal den angeleinten Hund an die Katzenbox führen. Wenn die Katze aber innerhalb der Box vollkommen panisch reagiert und zu flüchten oder wie wild zu attackieren versucht, dann ist das für mich eine ethisch nicht mehr zu vertretende Belastung für die Katze, sodass der Test sofort abgebrochen werden muss.
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Wer völlig unterschiedliche Lebewesen gemeinsam halten und führen will, muss sich intensiv Gedanken über das gemeinsame Zusammenleben machen.
Hundehaltung und Hundetraining müssen immer auf den Grundlagen des Tierschutzes basieren. Hierzu gehört, dass man
den Hund seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernährt, pflegt und verhaltensgerecht unterbringt;
den Hund artgemäß hält und bewegt, um so Schmerzen, vermeidbare Leiden oder Schäden des Hundes zu verhindern;
die für die angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Hundes erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten erlangt;
keinem Hund Leistungen abverlangt, denen er offensichtlich nicht gewachsen ist. Man sollte dabei besonders auf Krankheiten und körperliche Einschränkungen achten;
keine Hilfsmittel und Trainingsmethoden am Hund anwendet, wenn damit Schmerzen, Leiden oder Schäden für den Hund verbunden sind.
Hundetrainer sollten sich immer an ethischen Werten orientieren und ihre Kunden zuvorkommend, respektvoll und würdevoll behandeln. Zu Beginn des Unterrichts werden die Inhalte und Aufgaben des Trainings sowie die Erwartungen und Ziele definiert. Dabei sollte nichts versprochen werden, was nicht eingehalten werden kann. Natürlich ist es sehr verlockend zu hören, dass jedes Problem lösbar ist. Doch dies entspricht leider nicht der Realität. Aufgrund dieser Erkenntnis sage ich meinen Kunden ganz klar und deutlich, wenn es sich bei einem Hund abzeichnet, dass seine Probleme bleiben werden. Natürlich lässt sich in den meisten Fällen zumindest eine enorme Verbesserung erzielen, die für viele Menschen und deren Hunde schon einen sehr großen Gewinn an Lebensqualität bedeutet. Allerdings werde ich den Kunden auch stets davon in Kenntnis setzen, dass es in manchem Fall nie zu einer kompletten Problemlösung kommen kann.
Immer wieder kommt es vor, dass einige Hundetrainer, aber auch manche Tierärzte, das Problem des Hundes größer machen, als es eigentlich ist. Sehr häufig wird aus dem aus Langeweile Jogger jagenden Jack Russell Terrier ein angeblich kaum zu therapierender, territorial aggressiver Hund gemacht. Wenn dann mithilfe des „Aura-umgebenden Hundeflüsterers“, der diese Diagnose vorher gestellt hat, das Problem doch gelöst wird, scheint der Erfolg natürlich umso größer. Diese Vorgehensweise hat nichts mit Seriosität und Ehrlichkeit gemein. Ich kann nicht zählen, wie oft ich von Kunden gehört habe: „Martin, egal was es kostet, wenn wir nur dieses Problem in den Griff bekommen …“ Wenn ich aber das so schwer zu lösende Problem als ein winziges und banal zu lösendes betrachte, dann sage ich das auch. Eine gute Hundeschule wird immer ehrlich gegenüber ihren Kunden sein und das Problem objektiv einschätzen. Verhaltensweisen von Hunden werden klar und verständlich erklärt, und es wird gemeinsam an einer Lösung gearbeitet.
HILFSMITTEL UND TRAININGSMETHODEN
Hilfsmittel müssen verantwortungsbewusst und gezielt eingesetzt werden. Der Einsatz solcher Mittel dient dazu, die Lebensqualität des Hundes langfristig gesehen zu erhöhen. Sie dürfen nicht dazu genutzt werden, um schnellere Trainingserfolge zu erzielen.
Auf der Suche nach einer guten Hundeschule steht die fachliche Kompetenz im Vordergrund. Der Trainer sollte über die notwendige Zeit, Ressourcen, Kenntnisse und Erfahrungen verfügen. Er sollte während seiner Tätigkeit der Wissenschaft, der Entwicklung des Berufsstandes und den Bedürfnissen seiner Kunden gerecht werden.
Auch sollten sich Hundetrainer untereinander austauschen und ihr Wissen durch interne und externe Fortbildungen ständig erweitern. Dieses Wissen sollte uneingeschränkt an den Kunden weitergegeben werden. Gerade in der heutigen Zeit, in der die Wissenschaft mit ständig neuen Erkenntnissen aufwartet, ist es notwendig, seine „Methode“ immer wieder zu überdenken und weiterzuentwickeln. Die Tätigkeit des Hundetrainers ist kein Hobby, sondern ein Beruf, der eine qualifizierte Ausbildung erfordert, wie ich sie mit der Trainingsmethode DOGS entwickelt und mittlerweile an viele Menschen weitergegeben habe, die daraufhin eine der über 120 DOGS Hundeschulen in vielen Ländern Europas eröffnet haben. Doch auch wenn es unterschiedliche Ausbildungen und Trainingsansätze gibt, wäre es schön, wenn Hundetrainer in Zukunft, zum Wohle des Hundes, mehr zusammenarbeiten und ihre unterschiedlichen fachlichen Meinungen und Methoden mehr respektieren würden.
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Hunde springen Menschen aus unterschiedlichen Gründen an. Martin analysiert im Gespräch mit der Hundehalterin, warum ihr Hund dieses Verhalten zeigt.
Zur Erarbeitung von Lösungen im Training, die zur Persönlichkeit des Hundehalters und seines Hundes passen, um also einen guten Trainingsplan für den Hund und seinen Menschen aufzustellen, bedarf es
einer genauen Einschätzung der Persönlichkeit, des momentanen Trainingszustandes, der Veranlagung und der Problematik des Hundes,
einer Analyse der Lebensumstände sowie des Zusammenlebens und der Beziehung von Mensch und Hund.
Um all diese Faktoren einschätzen zu können, kann es unterschiedlich viel Zeit bedürfen. Diese Zeitspanne kann von zehn Sekunden bis zu einer Woche konstanter Beobachtung andauern. Wie lange es dauert, hängt von vielen Faktoren ab. Um einige beispielhaft zu nennen:
Wie erfahren ist der Hundetrainer?
Wie eindeutig ist das Verhalten des Hundes?
Wie aussagekräftig ist die Situation, in welcher der Hund beobachtet wird?
Gibt es Umgebungsfaktoren, die eine Rolle spielen?
Auf Basis dieser Analyse im Sinne einer Mischung aus individueller Beratung, persönlichem Feedback und praxisorientierter Begleitung von Mensch und Hund in der Entwicklung ihrer Beziehung, kann man das Training aufbauen. Gemeinsam werden Problemlösungs- und Umsetzungsstrategien entwickelt, um ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Hund in ihrem Umfeld und mit ihrer Umwelt zu erreichen. Hierbei werden immer individuelle Lösungen gesucht und umgesetzt, auch wenn es manchmal etwas länger dauert. Alle Beteiligten müssen sich mit dem Trainingsplan wohlfühlen, es darf nicht nur das Ziel über den Weg entscheiden!
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Auch wenn sich Hunde im Aussehen und Charakter unterscheiden, können sie miteinander kommunizieren und sich verstehen.
Es passiert immer wieder, dass Menschen zu mir kommen, die sehr konkrete Wünsche bezüglich der Ausbildung ihres Hundes haben. Leider passiert es ähnlich häufig, dass genau diese Wünsche mit diesem Hund nicht zu erfüllen sind. Das kann sich auf alle möglichen Lebensbereiche von Mensch und Hund beziehen.
Vom extrem unterwürfigen Rüden „Steve“, der im Ausstellungsring die Rute nicht oben, sondern lieber eingeklemmt unter dem Bauch trägt, obwohl Frauchen doch so gern den Preis für einen stark präsenten Hund gewinnen möchte,
über den Rottweiler „Rasti“, der sich aus vollkommener Unterwürfigkeit auf dem Bauch kriechend allen kleinen Yorkshire Terriern nähert, obwohl Herrchen doch so gern einen stolzen, imposanten Rüden hätte,
bis hin zu Schäferhund „Artos“, der anstatt – wie vom Vater der Familie gewünscht – jeden Fremden vom Grundstück zu vertreiben, sich beim Anblick fremder Menschen lieber hinter dem Sofa versteckt, ist hier alles dabei.
Wir müssen uns bewusst darüber werden, dass die menschlichen Wünsche nie zulasten des Hundes gehen dürfen. Natürlich kann man durch harte Erziehungsmethoden seinem Hund ein blitzschnelles „Down“ beibringen. Doch vertraut uns der Hund danach noch? Arbeitet er freudig mit uns mit? Wir dürfen unsere moralische, ethische Verpflichtung nie außer Acht lassen. Einerseits können wir die individuellen Stärken der Hunde zwar ausarbeiten, dürfen andererseits den Hund jedoch niemals als Sportgerät missbrauchen.
Hin und wieder begegnen mir Hunde, die sehr stark einseitig ausgeprägte Motivationen haben. Diese führen in den allermeisten Fällen zu großen Problemen in der Menschenwelt. So kann ich durchaus den Wunsch des Deutsch Drahthaars verstehen, die meiste Zeit lieber jagen zu gehen, als Signale wie „Sitz“ und „Bleib“ zu lernen. Auch für den jungen Dackelrüden „Darius“, der stets zur Nachbarhündin möchte, habe ich vollstes Verständnis. Die Retrieverdame „Paula“, die doch so gern den Enten nachschwimmt, weckt bei mir sicher auch kein Kopfschütteln. Allerdings sollten wir uns immer vor Augen halten, dass Hunde – bei allem Verständnis – in einer Menschengesellschaft leben und mit deren Spielregeln klarkommen müssen. Wir müssen damit leben können, dass nicht jeder Wunsch des Hundes erfüllt werden kann. Hier ist es unsere Aufgabe, eine passende Alternative zu finden.
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Beim ausgeglichenen Spiel ist jeder mal Jäger, mal Gejagter.
—Hunde außer Kontrolle
Der 5-jährige Milos darf im Park nicht mehr frei laufen. Denn sobald er Wild wittert, steht er kurz vor und startet dann durch. Je nachdem, was er verfolgt, entfernt er sich dabei sehr weit von seinen Menschen und ist längere Zeit verschwunden.
Viele Hunde zeigen, so wie Milos, ausgeprägtes Jagdverhalten. Dieses gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire unserer Hunde. Dennoch können sie ihr Jagdbedürfnis heutzutage nicht einfach so ausleben. Martin erklärt Familie Bösler, wie sie das Verhalten ihres Hundes in andere Bahnen lenken kann.
Im Futterbeutel wird Milos Futter deponiert. Bringt er den geworfenen Beutel zu Herrchen zurück, bekommt er daraus eine Belohnung (Training, siehe hier). Milos lernt schnell, dass es großen Spaß macht, dem Futterbeutel hinterherzujagen. Sobald er ihn hat, bringt er ihn schnell wieder zurück, damit das tolle Spiel weitergeht.
Damit Milos zukünftig wieder frei im Park laufen kann, muss er zuverlässig auf ein Rückrufsignal reagieren. Er hat gelernt, auf Pfiff zu seinen Menschen zurückzukommen (Training, siehe hier). Das Training erfolgt zunächst noch an der Schleppleine. Erst wenn Milos auch unter Ablenkung kommt, darf er wieder ganz ohne Leine durch den Park rennen.
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Milos hat Wild im Gebüsch entdeckt und zeigt dies durch Vorstehen an.
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Martin erklärt Familie Bösler das Training mit der Pfeife. Milos lernt, auf Pfiff zu seinen Menschen zurückzukommen, auch unter Ablenkung.
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Nach einiger Zeit des Trainings kommt Milos zuverlässig auf den Pfiff zurück. Nun darf er auch wieder frei laufen.
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Damit Milos aber auch sein jagdliches Bedürfnis ausleben kann, lernt er, den Futterbeutel zu apportieren.
Menschen haben Tiere bewusst in ihren Lebensraum aufgenommen. Im Fall des Hundes ist daraus eine ganz besondere Partnerschaft entstanden.
Unter Domestikation wird die Haustierwerdung einer wilden Tierart verstanden. Auch auf Pflanzen bezogen wird dieser Begriff verwendet. Ausschlaggebend für die Begriffsbestimmung ist, dass die Eingliederung in den Hausstand unter dem Aspekt des Nutzens für den Menschen betrachtet wird.
Somit ist nicht jedes Tier, das beim Menschen lebt, automatisch ein domestiziertes Tier. Vögel (mit Ausnahme von Tauben) und Echsen z. B. hält sich der Mensch zwar in seinem Haus, sie werden aber nicht seit Generationen zu einem ganz bestimmten Nutzzweck gezüchtet (Hemmer, 1983). Wenn Tiere in der Nähe von Menschen leben, können sie sich diesen anpassen. Zum Beispiel durch die Angleichung des Lebensrhythmus. Wenn nachts die Menschen auf den Straßen weniger werden, trauen sich Tiere eher in die Städte oder Vororte, um Nahrung zu suchen. Die Anpassung an den Menschen unterscheidet sich in zwei Typen: Zum einen kann es sich um Domestikation handeln, zum anderen um Kommensalismus. Bei Letzterem ist häufig das Tier der agierende Part, der, vom Menschen gewollt oder nicht, in dessen Lebensraum eindringt. Mäuse und Ratten ernähren sich z. B. von den Abfällen der Menschen. Das schädigt die Menschen zwar nicht, wirklich gewollt sind diese Tiere aber in den wenigsten Fällen.
Bei der Domestikation hingegen ist der Mensch der aktive Partner. Er bietet unter anderem Schutz und übernimmt die Verteidigung, was den Tieren oft mehr Ruhe bietet und damit weniger Stress für sie bedeutet. Der Mensch spielt eine große Rolle als Selektionsfaktor, beim Kommensalismus ist dieser Bereich dagegen vom Menschen nicht beeinflussbar, da sich die Tiere fortpflanzen, wann und mit wem sie wollen (Hemmer, 1983).
DOMESTIKATION
„Eine neue Spezies entwickelt sich (…) durch eine über einen längeren Zeitraum und schrittweise vonstattengehende Verschiebung der Häufigkeit bestimmter Gene in einer Population.“ (Coppinger, 2011) Diese Genveränderungen haben Einfluss auf Aussehen und Verhalten und passen den Organismus besser an das Zusammenleben mit dem Menschen an.
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Emma orientiert sich stark an Martin, es besteht eine enge Bindung zwischen den beiden.
Genveränderungen und die Tatsache, dass unsere Haushunde schon sehr früh nicht nur auf Artgenossen, sondern vor allem auch auf Menschen sozialisiert werden, haben zur Folge, dass unsere Haushunde uns Menschen immer mehr als Sozialpartner betrachten. Das bedeutet natürlich nicht, dass unsere Hunde uns als Artgenossen sehen, aber dennoch als einen ganz eng verbundenen und wichtigen Teil ihrer Sozialstruktur.
Für uns Menschen ist es deshalb sehr wichtig, dass wir das komplexe Beziehungsgeflecht unserer Haushunde lesen können. Wir sollten uns dieser Aufgabe bewusst sein und uns nicht nur darauf begrenzen, der Dosenöffner und Schmuseonkel unseres Hundes zu sein, sondern viel mehr als das: ein Sozialpartner, der Verantwortung übernimmt. Haushunde brauchen die Nähe ihrer Menschen!