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Der Hundeprofi Martin Rütter entschlüsselt die Geheimnisse der Kommunikation zwischen Mensch und Hund. - Auf den Hund gekommen: Wie findet man den richtigen Hund? - Besuch beim Hundezüchter: Welcher Welpe soll es sein? - Wie der Herr, so's Gescherr: Was und wie lernen die Hunde von ihrem Besitzer? - Der Hund und sein Herr: Wer ist wer? Wer hat die Rolle des Alphatiers? - Der will doch nur spielen! Der tut nix! Wie enttarnt man faule Ausreden von Hundebesitzern?
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Seitenzahl: 91
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Langenscheidt
Hund – DeutschDeutsch – Hund
von Martin Rütter
Langenscheidt Hund – Deutsch / Deutsch – Hund von Martin Rütter
Layout: Andrea Forster Cartoons: Bettina Kumpe Fotos: Melanie Grande
© PONS GmbH, Stöckachstraße 11, 70190 Stuttgart 2009 Lektorat: Alexandra Bauer
ISBN 978-3-12-514355-5www.langenscheidt.com
EPUB-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH
Martin Rütter, geboren 1970, lebt mit seiner Frau, den vier Kindern und Hündin Mina im Rheinland. Um die Verhaltenspsychologie von Hunden zu verstehen, studierte er Tierpsychologie und arbeitete einige Jahre mit australischen Dingos und Straßenhunden. 1995 gründete er dann das „Zentrum für Menschen mit Hund“, aus dem mittlerweile ein deutschlandweites Netzwerk geworden ist.
Die Fernsehserien „Eine Couch für alle Felle“, „Ein Team für alle Felle“, „Der Hundeprofi“ und weitere Auftritte im Fernsehen machten ihn auch im deutschsprachigen Ausland bekannt.
www.martinruetter.com
Liebe Hundefreunde,
„Der tuut nix ...!“ „Der will nur spiiieeeleeen ...!“ „Das hat er ja noch niiie gemacht ...!“ ... wer kennt diese Sätze nicht? Aber was bedeuten sie denn nun wirklich? Als ich im Freundeskreis den „Nicht-Hundehaltern“ von der Idee erzählte, einen Sprachführer Hund–Deutsch/Deutsch–Hund zu schreiben, war ein mildes Lächeln und ein Kopfschütteln noch die netteste Reaktion, die ich bekam. Nachdem mein ältester Freund als zuletzt Befragter „Jetzt bist du wirklich völlig durchgeknallt!“ von sich gab, dachte ich: „Wahrscheinlich hat er recht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch mehr Hundeverrückte gibt, die an diesem Büchlein mindestens so viel Freude beim Lesen haben werden, wie ich beim Schreiben hatte.“
Inzwischen besuchten über 150000 Zuhörer meine Vorträge, und ich begleitete etwa 5500 ganz unterschiedliche Menschen mit völlig verschiedenen Hunden – eine Sache war jedoch bei fast allen gleich: Die Hundehalter redeten oft auf eine äußerst liebevolle, aber auch komische Art und Weise an ihren Hunden vorbei. Ich habe sehr oft herzlich gelacht und werde das Gefühl einfach nicht los, dass uns die Hunde besser kennen als wir sie …
Dieser Sprachführer geht an vielen Stellen auch auf die kleinen „Scharmützel“ zwischen Hundehaltern und „Nicht-Hundehaltern“ oder Hundehassern ein. Deshalb ist dieses Büchlein auch äußerst wichtig – trägt es doch zu einem besseren Verständnis zwischen Hundefans und „Hundelosen“ bei.
Bevor Sie sich nun auf die fröhliche Reise durch die Welt der tierischen Kommunikations-Missverständnisse machen, soll zunächst noch Mina, meine Golden-Retriever-Hündin, zu Wort kommen …
Viel Spaß beim Lesen!
Ihr Martin Rütter
Hallo liebe Artgenossen,
jetzt erzähle ich euch mal kurz, wozu dieses Buch hier wirklich dient. Ihr bekommt an ganz vielen Stellen Tipps, wie ihr eure Menschen weiter auf Trab halten und austricksen könnt. Wie ihr beispielsweise mit einem gezielten Augenrollen und einem kurzen „Kopf auf den Schoß legen“ eure Menschen weiter um den Finger wickeln könnt.
Ich plaudere sogar aus dem Nähkästchen und verrate euch, auf welche Weise ich Martin immer wieder dazu bekomme, dass er das tut, was ich will. Und dabei auch noch glaubt, er hätte entschieden …
Viel Spaß beim Lesen!
Eure Mina
Ungefähr 90 Prozent der Menschen, die mit ihrem Hund eine Hundeschule besuchen, sind weiblich. Das hat allerdings rein gar nichts damit zu tun, dass die Damen sich für den jungen, sehr attraktiven und so wahnsinnig charmanten Hundetrainer interessieren.
„Da könnten die Damen ja auch lange suchen …“
Nein, das hat einen ganz anderen Grund: Normalerweise wird nämlich die Mutter wochen- und monatelang von den Kindern mit der Frage bestürmt, wann sie denn nun endlich einen Hund bekommen. Die Mütter finden den Gedanken an ein vierbeiniges Familienmitglied auch gar nicht so schlecht, wissen aber ganz genau, dass an ihnen die gesamte Arbeit hängen bleiben wird. Deshalb bleiben sie zunächst hart und winken ab.
Falls Sie einen oder mehrere Hunde besitzen, wissen Sie bereits, dass Sie den Kampf verloren haben. Sollten Sie sich aber noch, ich betone NOCH, keinen Hund halten, dann ersparen Sie sich lieber die vielen unnötigen Diskussionen. Zu guter Letzt werden Sie doch das Nachsehen haben.
„Was heißt denn hier Nachsehen haben? Frauchen hat doch später die engste Bindung zum Hund und wird sich fragen, wie sie überhaupt jemals ohne ihn leben konnte. Außerdem ist SIE doch diejenige, die hinterher Herrchen davon überzeugt, dass ein zweiter Hund dringend vonnöten ist …“
Nach einer längeren Phase des „Mutter-Terrorisierens“ gehen die Kinder dazu über, den Vater mit ins Boot zu holen. Und das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel. Der weiß nämlich ganz genau, dass die meiste Arbeit seine Frau erledigen muss. Deshalb fällt es ihm natürlich leicht, gönnerhaft dem Wunsch der Kinder nachzugeben. In aller Regel mit den Worten: „Also von mir aus gerne, aber entscheiden muss das natürlich Mama.“ Und schon hat sie den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen.
Lieber Hundehalter, jetzt werden Sie sicher ein schlechtes Gewissen haben – denn bei Ihnen ist es bestimmt genauso gelaufen. Trösten Sie sich, im Nachhinein sind ja alle froh, dass es nun endlich einen Hund in der Familie gibt. Und mittlerweile können Sie auch damit leben, dass der Hund von Ihrer Frau wesentlich häufiger gestreichelt wird als Sie.
„Verständlicherweise!!! Es wird doch wohl niemand infrage stellen, dass wir uns deutlich flauschiger anfühlen als Männer …“
Letztendlich gibt die Dame des Hauses also doch nach und – ein Hund kommt ins Haus! Natürlich geloben alle, sich gewissenhaft auf das Thema Hundehaltung vorzubereiten und keineswegs einen total unüberlegten Spontankauf zu tätigen. Zusammen besuchen sie die Buchhandlung und erwerben ein dickes Buch über Rassenkunde, um den passenden Hund herauszusuchen.
Die Eltern sind sich einig, dass der Hund familienfreundlich und das Äußere zweitrangig sein sollte. So weit die Theorie … Irgendwann aber wird die Seite im Buch aufgeschlagen, auf der ein Hund zu sehen ist, den alle sooo niedlich und wunderschön finden, dass man sich sofort darauf einigt, zum nächstgelegenen Züchter zu fahren, um „nur mal zu gucken“. Die Familie informiert sich nun also „sehr gewissenhaft“ im Kleinanzeigenteil des Lokalblatts und findet „ganz schnell“ einen „Züchter“.
„Züchter? Tststs! Bei den meisten, die in den Kleinanzeigen inserieren, muss man wohl von einem Händler oder Massenproduzenten sprechen.“
Die Familie macht sich also auf den Weg zum Händler mit dem felsenfesten Vorsatz, KEINEN Hund zu kaufen, sondern „nur mal zu gucken“.
Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf: Kaum angekommen, rennen die Kinder sofort zur Wurfkiste, klettern rein und fangen an, mit den Welpen zu spielen. Na klar, der Hund soll ja schließlich auch ein Spielgefährte für die Kinder sein – deshalb muss man ihm von Anfang an zeigen, was ihn bei den Menschen erwartet.
„Kleiner Tipp für die Welpen: Selbst wenn du ein kleiner Terrier bist, so ist diese erste Begegnung der völlig falsche Moment, gleich zu zeigen, wie toll du dich schon in bewegte Objekte verbeißen kannst. Mit anderen Worten: Rase nicht sofort dem kleinsten Kind der Familie hinterher! Nein, auch nicht sofort umschmeißen und damit prahlen, dass die Menschen gute fünf Minuten gebraucht haben, um das Hosenbein aus deinem Kiefer zu befreien. keine Panik, diese große Kunst des Beutefangverhaltens darfst du in den nächsten 15 Jahren an jedem Besucher demonstrieren. Aber erst einmal müssen sie dich doch mitnehmen!!!“
Mutter und Vater beobachten zunächst unsicher, aber doch sehr angetan das niedliche Welpengrüppchen. Und plötzlich passiert es: Einer der Welpen stürmt auf das „zukünftige Frauchen“ zu. Sie geht in die Hocke, und der Welpe klettert auf ihren Schoß. Und nun ist es geschehen! In diesem Moment stellt sich weder die Frage, ob man überhaupt einen Welpen kaufen wollte, noch die, welcher Welpe es sein soll. „Der hat MICH ausgesucht“, klingt es mit verzückter Stimme.
Der tapsige Gang, die großen runden Augen und der große Kopf auf dem kleinen Körper – all das, was die Natur bereithält an Kindchenschema, löst beim zukünftigen Frauchen sowieso sämtliche Brutpflegeinstinkte aus. Und jetzt auch noch das: Der Welpe hat sich sein neues Frauchen selbst ausgesucht. Er scheint eine unerklärliche – von der ersten Sekunde an bestehende –, aufrichtige Begeisterung für diesen einen Menschen zu haben. Welch unglaublich schmeichelhafter Gedanke! Dass dieser Welpe unter Umständen der frechste, forscheste, am schwierigsten zu erziehende sein kann, spielt in dieser Sekunde ebenso wenig eine Rolle wie der völlig entsetzte Blick des Vaters.
Denn der Vater hatte währenddessen mit zufriedener Miene das Spiel der anderen Welpen beobachtet. Und einer der Welpen war beim Raufen mit seinen Artgenossen besonders hartnäckig. Er, hier liegt die Betonung nicht auf „er“, der Welpe, sondern „er“, der Rüde, spielte besonders wüst – er schien sich durchsetzen zu wollen: Er knurrte deutlich lauter als seine Geschwister und ist zudem der größte im Wurf. Beim Vater verfestigt sich nun der Gedanke: „Aus dem wird mal ein richtiger Kerl.“
Frauchen trägt „ihren“ Hund aber bereits auf dem Arm. Selbstverständlich auf den Rücken gedreht, sodass er einem Säugling noch mehr ähnelt. Und mit einem glückseligen Gesichtsausdruck wiegt sich das vermeintliche Frauchen schließlich so lange hin und her, bis der Welpe auf ihrem Arm zufrieden eingeschlafen ist.
„Tipp für die Welpen: Wenn ihr jetzt einen leichten Druck auf der Blase verspürt, dann müsst ihr euch nicht zusammenreißen. Lasst es einfach laufen ... Das tut der Liebe keinen Abbruch und sorgt direkt für ein neues Gesprächsthema!“
Der Vater versucht zwar noch zu insistieren: „Hier, der mit dem dicken Kopf, den nehmen wir!“, aber Kinder und Gattin ignorieren einfach den absurden Wunsch des Vaters und beratschlagen bereits einen Namen für das neue Familienmitglied …
Wie wählt der weibliche Single seinen Welpen aus?
Bei weiblichen Singles läuft das ganze Prozedere übrigens genauso ab. Allerdings müssen sie sich nicht taub stellen, wenn der Ausruf ertönt: „Hier, der mit dem dicken Kopf, den nehmen wir!“
Wie wählt der männliche Single seinen Welpen aus?
1. Der männliche Single, der sich eingesteht, nicht länger alleine bleiben zu wollen: Dieser Mann informiert sich sehr genau über die charakterlichen Stärken der einzelnen Rassen. Er führt sogar intensive Gespräche mit befreundeten Hundehaltern und lässt sich beraten. Allerdings bezieht sich sein Interesse in keiner Weise darauf, welche Eigenschaften die Rassen wirklich haben. Sein Fokus liegt einzig und allein darauf, welche Wirkung der Hund beim weiblichen Geschlecht erzielt und wie hoch damit der Flirtfaktor sein wird.
2. Der männliche Single, der gerade einen mittelschweren Rosenkrieg samt Trennung hinter sich hat: Dieser Mann informiert sich nicht eine Sekunde über irgendwelche Rasseeigenschaften. Hauptsache, ein unkastrierter Rüde kommt ins Haus! Schließlich lebt es sich immer noch am besten in einer Männer-WG.
Geheimsprache
Es gibt unter den Hundefans (HF) eine Art Geheimsprache, die sogenannte GDHF: Geheimsprache deutscher Hundefans. Alle anderen sollen die Aussagen wörtlich nehmen und den Verharmlosungen Glauben schenken – das wünschen sich jedenfalls die Hundehalter. In aller Regel klappt das auch, da einem erst bei genauerer Beschäftigung mit der Sprache einige „Ungereimtheiten“ auffallen ...
HF sagt
HF meint
Wir wollen uns beim Züchter nur mal informieren und werden sicherlich keinen Welpen mitnehmen!
Wir werden definitiv mindestens einen Welpen kaufen.
Es war Liebe auf den ersten Blick! Der Hund hat mich beim Züchter ausgesucht!