Hydorgol - Exil - Markus Gersting - E-Book

Hydorgol - Exil E-Book

Markus Gersting

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Beschreibung

Die Welt der Hünen ist nicht für Menschen gemacht. Das Überleben auf dem gewaltigen Gasplaneten ist nur innerhalb des Konglomerates aus den notdürftig zusammen gezimmerten Überresten der großen Schlacht von Epsilon Eridani möglich. Der Wille zu Überleben vereint die ehemaligen Gegner und so hat sich in den Jahren des Exils eine ganz eigene Gesellschaft herausgebildet. Ob in den paradiesischen virtuellen Welten des Inneren oder den rostigen Maschinenstädten des Perimeters, jeder hat seine Nische gefunden. Jeder, bis auf Alofan Haragieri. Es ist nicht die Art der ehemaligen "Bluttrinkenden Geißel" von Lotus, sich an Gegebenes zu halten. Er will nach Hause, zu seiner Frau und zu seinen Kindern. Der Weg nach Hause liegt nicht in den paradiesischen Welten des Inneren, er muss in die äußeren Welten, in den Perimeter und vielleicht noch viel weiter. Hinter den Schutzschild in die Welt der Hünen. Jene Hünen, die die Verheerung ihrer Welt durch die "Verursacher" noch nicht vergessen haben. Nichts, was den Assassinen von Chamina aufhalten würde.

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Inhaltsverzeichnis

1. Schach mit einem Gott

2. Das Innere nach außen gekrempelt

3. Das reale Land

4. Die Nebel

5. Der Perimeter

6. Nichts für Nichts

7. Plaza de Fozillios

8. Ein schnelles Messer

9. Beim Zwerg

10. Der Auftrag

11. Die Attraktion des Tages

12. Eine Legende

13. Spinne im Netz

14. Die große Show

15. Zeichen und Wunder

16. Auf dem Weg in bessere Gefilde

17. Warten auf den Zwerg

18. Das Observatorium

19. Im Labor

20. Kleinkram

21. Organisator Polanz

22. Das Unmögliche

23. Wachwechsel

24. Das Arbeitsessen

25. Fortschritte

26. Schweres Wasser

27. Zwischenstand

28. Der Durchbruch

29. Unter Hochdruck

30. Versuche

31. Einen Schritt weiter

32. Der Sprung in den Tank

33. Neue Länder

34. Von Angesicht zu Angesicht

35. Im Ratslager

36. Das Ritual

37. Die verbrannten Ebenen

38. Zurück im Tank

39. Der Katzenjammer

40. Erwachen

41. Eintopf

42. Der Übergang

43. Aufbruch

44. Kein Zurück mehr

45. Die Fremden

46. Das erste Aufeinandertreffen

47. Geschichten

48. Der Plan

49. Neuanlage

50. Das Konklave

51. Der Rat hinter dicken Mauern

52. Der erste Tag des Konklave

53. Zweiter Tag des Konklave

54. Zurück ins Warme

55. Das Heerlager

56. Küchendienst

57. Bei der Eskorte

58. Atempause

59. Es wird offiziell

60. Auf dem Weg

61. Bericht

62. Auf den Mauern

1. Schach mit einem Gott

Düsternis umhüllte das Nichts. Alofan Haragieri fühlte gleichermaßen nackte Panik und unbändigen Stolz. Der ehemalige Assassine vom Planeten Chamina aus dem Alpha-Centauri-System hatte seine Beute gestellt. Und nicht etwa irgendeine Beute, nein: Einen Gott! Für Götter hielten sich mittlerweile viele Menschen in den virtuellen Welten der Inneren Lande, aber dieses Wesen war kein Mensch. Es war ein echter Gott. Ein Vishnui, der in der Gestalt eines Zwerges seine Späße mit den Menschen trieb.

Dieser selbstgestellte Auftrag war das letzte echte Abenteuer, das Alofan Haragieri in der schier endlosen Vielfältigkeit seines Exils geblieben war. Der Tod hatte in der virtuellen Welt seinen Schrecken verloren. Wenn man nach einem Tod in der eigenen oder einer neuen virtuellen Welt wieder auferstand, nahm das der Jagd die Spitze. Alofan brauchte das echte Spiel auf Leben und Tod, um sich wahrhaft lebendig zu fühlen.

Wenn die Gralshüter der Inneren Lande Alofan bei diesen Unterfangen erwischen würden, dann stand ihm mehr als nur ein bisschen Ärger bevor. Er selbst hätte sich anstelle der Verantwortlichen für diese Welt umgehend endgültig aus den Gleichungen des Konstrukts entfernt. Aber die Gedanken an das große Ganze lenkten ab. Dieser Kampf fand auf der Spitze des Messers statt. Das Konglomerat mit seinen Inneren Landen und dem kargen äußeren Land war jetzt, in diesem Moment, nicht wichtig. Ebenso unwichtig wie die endlosen Weiten des Gasplaneten, in dem der empfindliche Luftballon mit dem gewichtigen Namen „Das Konglomerat“ ziellos umhertrieb. Alofan hatte einen Termin bei einem wahren Gott.

Der ehemalige Assassine trat noch einen Schritt vor und fand sich plötzlich im hellen Scheinwerferlicht wieder.

„So kurz vor dem Ziel gescheitert, Assassine Alofan Haragieri. Ärgerst du dich oder wirst du dich in das Unvermeidliche fügen?“

„Weshalb gescheitert? Ein Gott spricht wahrhaftig mit mir. Mehr wollte ich nicht erreichen.“

Die für seine Größe erstaunlich tiefe Stimme des Zwerges antwortete mit einem lauten und etwas spöttischen Lachen.

„Du wolltest Gott treffen, Mensch? Dann bist du noch sehr weit von deinem Ziel entfernt. Ich bin kein Gott. Ich bin der Schatten eines Gottes. Eines sehr kleinen und unbedeutenden Gottes in einem gewaltigen Misthaufen unzählbarer Götter. Wobei, ‚unzählbar‘ stimmt nicht ganz, aber die Anzahl ist für ein einfaches Gemüt nahe genug daran. Doch ich will kein schlechter Gastgeber sein. Komm näher, Mensch! Ich werde dir den Unterschied zwischen einer Sache und dem Schatten einer Sache erklären.“

Das grelle Scheinwerferlicht dimmte herunter und damit wurden zwei gemütliche Sessel und ein niedriger Holo-Spieltisch erkennbar. Der Zwerg saß in einer der Sitzgelegenheiten, sehr breitschultrig und deutlich über vier Fuß groß. Seine Gestalt war nicht die eines kleinwüchsigen Menschen, er glich mehr einer Sagenfigur. In einem teuer aussehenden grünkarierten Anzug mit einem Seidenschal um den Hals gewandet, wirkten sein wildes Haupthaar und sein zu Zöpfen geflochtener Wikingerbart fehl am Platz. Wie ein Wolf im Schafspelz. Der Zwerg grinste auch wie ein Wolf, so als ob er die Gedanken des Menschen gelesen hätte.

„Nun setz dich schon, ich bekomme einen steifen Nacken, wenn ich die ganze Zeit zu dir hochstarren muss.“

Alofan nickte und nahm im freien Sessel Platz.

„Wie soll ich dich anreden?“

„Zwerg wäre eine passende Bezeichnung.“

„Ich würde dich gerne mit deinem richtigen Namen anreden, das wäre höflicher.“

„Sagte der Drache zu seinem Opfer. Wahre Namen haben große Macht. Netter Versuch, Mensch. Wir sind hier nur zu zweit, da reichen ‚Mensch‘ und ‚Zwerg‘ vollkommen. Mein wahrer Name ist ohnehin nicht in die Vorstellungswelt eines Menschen transferierbar. Und selbst wenn doch, dann wäre es nicht mehr der Wahre Name, sondern der Schatten des Namens. Ding und Schatten des Dings.“

„Wenn du der Schatten eines Vishnui bist, dann wäre doch der Schatten des Namens eines Vishnui angemessen, oder nicht?“

„Ah, gut aufgepasst. Analogien hinken immer etwas. Auf Lotus kennt man mich als Vamana. Benannt nach einer der Inkarnationen des Gottes Vishnu. Nun, kein schlechter Name, mehr ist für die dortige Aufgabe nicht notwendig. Du hingegen hattest dort einen passenden, aber nicht sonderlich schmeichelnden Namen. Die bluttrinkende Geißel von Lotus. Ein Schatten deines Wahren Namens, Alofan Haragieri vom Planeten Chamina, aus dem Sonnensystem Alpha Centauri an einer bestimmten, aber flüchtigen Stelle der Raum-Zeit-Varianz. Einer von unendlich vielen gleichzeitig möglichen Alofans im Modell der Paralleluniversen.“

„Können die Vishnui zwischen diesen Paralleluniversen wechseln?“

„Können die Abbilder zwischen den einzelnen Welten der Inneren Lande wechseln? Genauso wenig wie die auf Eis liegenden, realen physikalischen Körper der Menschen. Nur der Geist geht in die jeweilige virtuelle Welt. Der Vergleich ist gar nicht schlecht. Diese Analogie mag ich. Die Außendienstklone der Wächter sind eine weitere Analogie. Das Modell ist auch nicht schlecht. Ich schweife ab. Nun, was ist das Universum und wie funktioniert es? Eine Frage, die auch die Vishnui nicht in letzter Instanz beantwortet haben. Sie wissen viel und können auch in den Fluss des Universums eingreifen. Die Frage ist nur: Warum? Der Beobachter verändert alleine mit seiner Anwesenheit das Geschehen. Je weniger Beobachter, desto weniger Veränderung. Aber Veränderung tritt immer auf. Das Raum-Zeit-Fluidum ist nicht statisch. Es ist ein wildes Gewächs, in dem alle Zustände vorhanden sind. Ist Schrödingers Katze tot oder lebt sie?“

„Ratsherr Schrödingers Katze?“

Der Zwerg stutzte für einen kurzen Augenblick. Alofans Einwurf hatte ihn aus dem Konzept gebracht, dann kicherte er, was sich zu einem lauten Lachen steigerte. Alofan erlaubte sich ein freundliches Lächeln. Etwas weniger ernst fuhr der Zwerg fort.

„Du hast Humor, das gefällt mir. Wichtig ist – ja, die Vishnui können einen Schatten an jede Stelle des Raum-Zeit-Fluidums entsenden. Aber der Beobachter spaltet einen neuen Zweig alleine durch seine Anwesenheit ab.“

„Mehr Wildwuchs im Baum der Universen?“

„So schlimm ist es auch wieder nicht. Wenn man behutsam vorgeht, nähern sich die Stränge einander wieder an und können sogar verschmelzen. Ein Weg entsteht dadurch, indem man ihn geht. Was meinst du, Mensch, hättest du Lust auf ein Abenteuer?“

„Ein Spiel mit einem unendlich hohen Einsatz, Vamana?“

„Bleiben wir bei Zwerg, bitte. Das ist ein anderer Schatten. Selbes Ding, andere Lichtquelle. Kaum am Spieltisch, entwickelt der Mensch Größenwahn. Wir spielen um die Teilnahme. Gewinnst du einen Teil der Partie, dann wirst du den Beobachter wissend ein kleines Stück des Weges begleiten.“

„Kannst du die Erinnerung an diesen Augenblick wieder entfernen, auch wenn sich ein neuer Zweig gebildet hat?“

„Das können selbst die Menschen. Auf etwas brutale Art und Weise, aber es funktioniert. Ein Zwerg, der etwas auf sich hält, hat natürlich eine Tarnkappe. Die Umgebung sieht nur das, was der Beobachter die Umgebung sehen lassen will. Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters. Und auch die lässt sich einfach wieder verwischen, bis sie sich unmerklich in ein stimmiges Bild ohne Beobachter fügt. Gib also nichts auf mein Äußeres, jeder sieht, was am besten in sein Weltbild passt.“

„Was würde ich für einen Preis gewinnen?“

„Gehe in dich und wünsche dir, was du wirklich und wahrhaft aus tiefstem Herzen begehrst.“

„Ich ...“

„Nicht so hastig. Alles verändert etwas. Spielen wir, bis du gewinnst, und dann machen wir zusammen einen Plan.“

„Bis ich gewinne? Das hört sich einfach an, Zwerg. Das muss also eine Falle sein.“

„Ha, in diese Falle tappen sie alle! Na ja, fast. Schau dir die Überreste der Narren an, die vorher an Altersschwäche gestorben sind. Einige haben es aber auch geschafft, die liegen natürlich nicht als Überrest hier herum.“

Der Zwerg ließ das Licht mit einer Handbewegung aufflammen und aus der kleinen Insel mit zwei Stühlen und einem Tisch wurde ein unendliches Gräberfeld. Die Temperatur fiel schlagartig und Alofan konnte fühlen, wie die Kälte in seinen Körper kroch. Auf den Inschriften der Gräber, die er entziffern konnte, stand sein eigener Name. Ein feiner Nebel zog über die Gräber und verwaschenen Hologrammen gleich entstiegen Geister dem Boden. Bald hatten der Zwerg und Alofan ein Publikum aus Gespenstern. Unverlangte Ratschläge prasselten lauthals auf Alofan ein, bis der Zwerg Ruhe gebot. Einige der verblichenen Vorinstanzen Alofans ließen es sich aber trotzdem nicht nehmen, Ratschläge, Ermutigungen und spöttische Bemerkungen zu wispern. Das machte die Szenerie noch unheimlicher als der vorherige Lärm es getan hatte. Alofan fröstelte, als er den nun mit einem goldenen Zahnstocher zwischen seinen Zähnen prokelnden Zwerg ansah. Die Botschaft des Zwerges war klar: Alofan würde der nächste Gang werden, falls er versagen sollte.

Kalter Schweiß lief über Alofans Stirn und er zeigte dem Zwerg seine Version eines wölfischen Grinsens.

Das war es, wonach er gesucht hatte: der Weg über den Abgrund, nach Hause.

2. Das Innere nach außen gekrempelt

„Da hast du dir aber was Komisches eingefangen, Prüfling! Was zum Hydorgol soll das denn sein?“

Einer der Meister zu Hydor dem Zweiten.

„Der Anfang ist eine delikate Phase - der Anfang ist vorbei, bevor man überhaupt mitbekommen hat, dass etwas angefangen hat.“

Ida von Querlitzenfalls „Versuch einer Erklärung“

„Es war ein schneller Tod. Und jetzt fragen wir uns, was wir mit unserem Leben nach dem Tod anfangen sollen. Verrückt, dabei glaube ich nicht einmal an ein Leben nach dem Tod - meine Frau und meine Kinder wären dann hier.“

Alofan Haragieri

„Ihr fragt nach den Anfängen? Vergesst sie! Vergesst die große Schlacht bei Epsilon Eridani. Vergesst, ob ihr Wächter wart oder aus der Flotte der Verzweifelten. Wir sind nun alle verzweifelte Wächter über diesen Haufen Schrott. Das, was ihr wissen müsst, ist: Arbeiten wir nicht zusammen, sterben wir.

Schert einer aus, sterben wir.

Fallen die Maschinen aus, die diese fragile Blase „Leben“ in dieser feindlichen Umwelt erhalten, sterben wir. Nicht jeder wird das Privileg erhalten, nützlich zu sein, wir können nur die Besten für die Aufrechterhaltung einsetzen. Jene, die über jeden Zweifel erhaben sind. Für die Meisten von uns wird das bedeuten, dass ihr euch eurem Inneren zuwenden müsst. Im Inneren könnt ihr sein, was immer ihr sein wollt. Der Krieg ist für uns vorbei. Wir alle haben verloren. Wir sind nun alle im Exil. Organisieren wir nun unser Überleben.“

Tama Sündström, frisch gewählter Konstruktkapitän.

„Das Leben im Inneren hat seine Reize ...“

Zwerg Vamana

Der Endlose Sommer näherte sich mit großen Schritten seinem Ende. Und das, bevor es an der Zeit war. Meister Tod schritt ruhig den Weg zu seinem Ziel entlang. Ein Wildwechselpfad durch einen lichten Wald, in dem der Herbst die Bäume und den Boden rot und golden gefärbt hatte. Seine Schritte vermischten sich mit dem vom Wind verursachten Geraschel der Blätter. Langsam, aber stetig, näherte er sich seinem Ziel, einem offenen Zelt, das sich harmonisch in die herbstliche Landschaft fügte. Durch die geöffneten Seitenwände konnte er das Innere des Zeltes gut erkennen. In der Mitte des Zeltes ein breites Lager, über und über ausstaffiert mit Kissen und flauschigen Decken, davor ein großer, aber niedriger Tisch, der sich unter der Last der darauf drapierten Speisen und Getränke förmlich bog. Und dann natürlich die Krönung des ganzen Ensembles, die Herrin des Hauses, in wallendes Nichts gekleidet und in ein lebhaftes Gespräch mit einer vor ihr knienden Dienerin vertieft. Diese war schlichter als ihre Herrin gewandet und ließ ihre Finger über ein Stück Pergament fliegen oder schaute schnell und gewandt in einem der um sie aufgetürmten Folianten nach, was ihr die Herrin auftrug. Meister Tod passte nun seinen Rhythmus vollkommen dem des Windes an und glitt so unauffällig ins Zelt. Weder Herrin noch Dienerin bemerkten ihn, wurden aber unruhig, als ob sie spürten, dass sich etwas verändert hatte. Ein gehauchtes Wispern aus seinem Mund verfehlte seine beruhigende Wirkung nicht. Meister Tod war ein wahrer Meister seines Faches. Panik nützte niemandem, entspannt waren alle Lagen des Lebens leichter. Für alle Beteiligten. Zwei fließende Schritte und er tauchte hinter der Lehne der geflochtenen Liegeschale der Herrin auf. Er ließ seine Hand seitlich der kunstvoll hochgesteckten Haarpracht der Dame vorbeigleiten. Ein wohliges Schaudern durchfuhr die Frau, als seine Fingerspitzen am rechten Ohrläppchen vorbei den schmalen Kanal zwischen Kiefer und Hals entlangglitten, kurz das Schlüsselbein streiften und dann wieder einen Bogen nach links oben beschrieben. Mit sanftem Zug unterstützte er die Aufwärtsbewegung des Kopfes der Frau, die dadurch versuchte zu erkennen, wer denn da hinter ihr stand. Als sich ihre Blicke trafen, entspannte sich die Dame des Hauses und ließ die wallenden Stoffe etwas auseinander gleiten. Nicht zu viel, dass es etwas versprochen hätte, aber genug, um für einen kurzen Moment den Blick des Mannes entlang der Stoffbahnen über die etwas kühle, aber samtweiche Haut streifen zu lassen. Lange genug, um Meister Tod für einen Augenblick abzulenken. Die kniende Dienerin hatte sich in der Zwischenzeit mit unglaublicher Anmut und Kraft erhoben. Einen kurzen Hirschfänger in Händen, glitt die Frau, mit der für eine Gelehrte zu gut trainierten Figur, auf das Paar zu. Der Augenblick der Ablenkung war gut genutzt, aber die fließende Bewegung der Dienerin wurde durch einen Gegenstand in der vorschnellenden linken Hand des Mannes gestoppt. Einer Vorderladerpistole.

Die Leibwächterin verschwand kurz in einer Wolke aus Pulverdampf, umzuckt von dünnen Blitzen.

Während die Dienerin stürzte, nutzte die Herrin die Gelegenheit und griff zwischen ihre Kissen. Sie richtete eine kleinere Vorderladerpistole auf das Gesicht des Mannes. Er hatte die Bewegungen der Frau durch seinen festen Griff zwischen Hals und Unterkiefer gespürt und ließ seine leergeschossene Waffe in den Schoß der Frau fallen. Diese versuchte der offenbar heißen Waffe mit strampelnden Bewegungen ihre Beine zu entkommen und gleichzeitig den Hahn der eigenen Pistole zu spannen und die Waffe auf den hinter ihr stehenden Mann abzufeuern. Eines von beiden musste misslingen. Der herabfallenden Pistole konnte die Frau zwar ausweichen, aber der Schuss ihrer eigenen Pistole fand nicht das zugedachte Ziel. Zumal es auch für Meister Tod eine zweite Sache gleichzeitig zu tun gab. Umfallende Standleuchter und Schalen kündigten die zweite Leibwächterin der Herrin an, die sich nicht lange mit den Innendekorationen des Zeltes aufhielt. Durch den ersten Schuss auf den Kampf aufmerksam geworden, stürmte sie mit einer nach oben gerichteten Saufeder in das Zelt. Meister Tods rechte Hand löste sich vom Hals der Herrin und beschrieb einen schnellen Bogen, mit dem er der schon zündenden Vorderladepistole eine neue Richtung gab. Das Rohr zeigte in dem Moment genau auf die zweite Leibwächterin, als sich der Schuss löste.

Die von langen dünnen Blitzen eingehüllte Gestalt ging gleichfalls zu Boden. Mit der linken Hand hatte der Mann noch einen Teil den Rückstoß der Waffe abfangen können, aber nicht alles.

„Ihr seid grob, Meister Alofan! Behandelt man so die Lady des Landes?“, presste die Herrin des Zeltes hervor.

Meister Alofan entwand der Dame die Waffe und warf sie in eine Ecke des Raumes, bevor er sie zu sich zog.

„Waffen und Leibwächterinnen wären nicht nötig gewesen, oder, Frau Ida? Ihr selbst habt Meister Tod bestellt. Sollte es dieses Mal etwas anderes als die vorherigen Male sein?“

„Vielleicht. Vielleicht wollte ich etwas Abwechslung. Die Herrscherin dieses Landes langweilt sich womöglich.“ Frau Ida löste sich behutsam aus dem Griff Meister Alofans und ließ dabei ihr wallendes Gewand von ihren Schultern gleiten. Vollkommen nackt schlang sie dann ihre Arme um die Schultern des Mannes und drückte sich an ihn. „Willst du deine Sachen anlassen, böser großer Mann?“ Idas Augen glühten und gieriger Spott lag in ihrem Blick.

„Nicht alles, großes böses Mädchen.“

„Dann ist es ja gut. Ich helfe dir. Du übertreibst es immer, deine Kleidung ist nie für schnelles Ausziehen geeignet.“

Idas Hände glitten unter Alofans Jacke und zogen sein Hemd aus der Hose.

„Wo bliebe da der Spaß bei der Sache?“ Alofan grinste sie an. Ida grinste zurück und schlug ihm auf die Brust. „Verrate mir dein schmutzigstes Geheimnis.“

„Später“, sagte Alofan und entledigte sich seines Waffengürtels, bevor Lady Ida versuchen konnte, ihn mit seiner eigenen Reservepistole zu erschießen. „Später. Nutzen wir die Zeit und die Gelegenheit, meine wilde Dame. Exklusive Zeit mit Euch ist leider nicht unbegrenzt.“

*

„Später, Meister Alofan?“ Der Zwerg lachte, als Alofan im Nebel des frühen Morgens das nun geschlossene Zelt verließ und zu dem am Portal wartenden Herrn Zwerg eilte. „Hast du der Lady dein schmutzigstes Geheimnis verraten?“

Alofan blickte den Zwerg ernst an und deutete nur stumm auf das Portal.

„Du hast es ihr wirklich nicht verraten, Meister Alofan? Wenn du mich fragst, hättest du das tun sollen. Aber wer hört schon auf einen Zwerg? Willst du wirklich das besprochene Ziel ansteuern? Ich könnte dir viele andere Welten zeigen, viele neue Abenteuer. Neue und spannende Frauen ...“

Der Zwerg redete ununterbrochen, während er in den Innereien des normalerweise versiegelten Portals hantierte, bis es sich schließlich in eine rote Zone öffnete.

„Später, Zwerg!“ Alofan war missgelaunt. „Der Endlose Sommer ist bald vorbei und der Winter ist viel zu kurz für meine Aufgabe.“

„Aber sicher, mein Herr, kein Grund, verstimmt zu sein. Die Passage steht. Zwerg Vamana tut, was er kann, und hilft, wo es nötig ist. Gute Reise. Was soll ich mit Lady Ida machen?“

„Nichts, Zwerg, die Lady kümmert sich um dich!“, erklang eine dritte Stimme. Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, lag der Zwerg am Boden und die Lady hielt Meister Alofans rauchenden Reservevorderlader in ihren Händen.

„War das nötig, Ida? Der Zwerg hat mir viele Türen und Tore geöffnet. Freiwillig.“ Alofan war äußerst schlechter Laune. „Man sollte nicht den Zwerg schlachten, der die goldenen Waffen legt. Du hast gerade mit seiner eigenen Gabe auf ihn geschossen.“

„Du weißt genau, wer er ist, und dass man ihm nicht trauen kann. Ich habe meine Damen angewiesen, ihn für dieses Ungemach zu entschädigen. Wie, solange und so oft er will. Gehen wir, das Portal bleibt nicht ewig offen. Wir haben das doch nun oft genug besprochen!“

„Du könntest immer noch hier in Sicherheit bleiben, Ida. Im nach innen gekrempelten Äußeren erwartet uns der reale Tod. Du musst nicht mitkommen.“

„Vier vergangene Zeitalter sind genug. Wir suchen uns unseren eigenen Weg heim. Egal, was die Virtuellen meinen. Gehen wir, bevor ich es mir wieder anders überlege!“

Ida winkte zum Wald und zog Alofan mit sich zum Portal. Ihre zwei Leibwächterinnen verließen die Deckung des Unterholzes und rannten über die Lichtung auf das Portal zu.

„Ich will die Realität sehen. Ich will wieder nach Hause. In das richtige Universum. Und wenn wir dafür den verdammten Hünen wecken müssen!“

„Gut, gehen wir. Der Winter ist kurz und heftig. Wenn wir im realen Land sind, dann gibt es kein Zurück mehr. Gib mir noch eine Sekunde. Ich folge dir auf dem Fuße.“

Ida verdrehte kurz die Augen und verschwand dann mit einem energischen Schritt im Portal. Als sie vollständig darin verschwunden war, beugte sich Alofan über den Zwerg und bestreute ihn mit einem Pulver, das die Ladung der Waffe neutralisierte.

„Vergib mir, Herr Zwerg. Ich werde dich für dieses Ungemach gesondert entschädigen. Lass dir aufhelfen, das Portal seht uns noch offen.“

Der Zwerg öffnete die Augen und drückte Alofan weg.

„Und ich soll die willigen Damen hier alleine lassen, bist du von Sinnen, Mensch? Los, verschwinde durch das Portal. Ich werde hier eine kleine Auszeit nehmen. Du kommst erstmal alleine zurecht. Ich finde dich, falls du Hilfe benötigen solltest.“

Alofan lachte kurz und humorlos auf. „Bis später, Zwerg.“

3. Das reale Land

Der beißende Geruch von Desinfektionsmitteln weckte Alofan. Ein Geruch, den er schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Als er die Augen aufschlug, sah er die eintönig graue Decke der Medostation. Dann ließ er seinen Blick umherschweifen und entdeckte Ida, die erschöpft auf ihrer Pritsche saß.

„Langsam, junger Recke. Ich bin schon eine Stunde vor dir wach geworden und immer noch nicht auf dem Damm. Das System hat uns aus den Tanks geholt und hier auf der Medostation abgeladen. Es lief doch nicht so glatt, wie der Zwerg versprochen hat.“

Alofan wurde schwindelig, als er sich erheben wollte. Erstmal liegenzubleiben war doch eine gute Idee.

„Wir leben, und keiner der Wartungsroboter will uns wieder in die Tiefschlafanlage stecken. Was willst du mehr? Der Zwerg hat geliefert, was er versprochen hat.“

„Warum vertraust du dem Zwerg blind?“ Ida sah man an, dass es ihr noch nicht gut ging, aber ihr Wille schien ungebrochen.

„Ich habe meine Gründe. Linias Botschaft“, entgegnete Alofan wider besseren Wissens. Darauf würde eine weitere fruchtlose Unterhaltung folgen.

„Die kann auch ...“ Ida unterbrach sich, als sie sah, dass Alofan die Augen wieder geschlossen hatte. „Hey, nicht einschlafen! Wir müssen hier raus sein, bevor das System mitbekommt, dass wir ausgebrochen sind. Die Anweisungen des Zwerges kennst du besser als ich.“

Alofan öffnete die Augen und spannte probeweise einzelne Muskeln an. „Ich dachte, du vertraust dem Zwerg nicht? Gib mir ein paar Minuten und dann hilf mir auf. Zur Not nehmen wir eine dieser antiken Gehhilfen.“ Er deutete auf die an einer Wand aufgehängten Exoskelette.

„Ich vertraue nicht blind. Los jetzt. Einer geht, der andere sichert. Auf die Dinger würde ich lieber verzichten, machen die nicht unnötigen Lärm?“ Ida war skeptisch.

„In unserem Zustand können wir jede Hilfe brauchen, die wir kriegen können. Hier gibt es keinen Realness-Regler, an dem wir drehen könnten. Wir müssen aus der Deus Ex raus und an den Perimeter des Konglomerats. Das ist eine ganz schöne Strecke, besonders in Körpern, die Jahre oder Jahrzehnte im Tiefschlaf waren.“

„Mehr war nicht drin. Wir haben so viele Reallandschichten übernommen, wie wir kriegen konnten.“ Ida klang etwas frustriert. Sie hatte immer auf ihre Fitness geachtet und ihre aktuelle Schwäche setzte ihr zu. Alofan konnte das nachvollziehen. Er war weit davon entfernt, es mit irgendjemandem aufnehmen zu können.

„Wie lange sind wir aus den virtuellen Ländern heraus?“

„Nach meinem Medolog 48 Tage und 6 Stunden.“

„48 Tage? Normalerweise dauert das nur ein paar Stunden, um überzuwechseln.“

„Das ist noch nicht alles! Warte ab, bis du alles weißt, was uns der Herr Zwerg verheimlicht hat. Unsere Originalkörper liegen nämlich noch in den Tiefschlafkammern. Wir haben jeder einen Nanotransmitterklon bekommen.“

„Das ist eher ein unverhoffter Bonus. Aber warum ging der Transfer so langsam? Ich werde mir den Zwerg bei nächster Gelegenheit zur Brust nehmen.“

Alofan hatte diese Worte gerade ausgesprochen, als ihn das Aufgleiten des Hauptschotts der Medostation zusammenschrecken ließ. Zu seiner Erleichterung stand der Zwerg in der Tür.

„Ha, zur Brust nehmen möchte mich der Herr Alofan Haragieri. Na, dann werde ich euch mal in die Exoskelette helfen. Alleine schafft ihr beiden Helden es ja nicht mal, von euren Krankenlagern aufzustehen.“ Der Zwerg war wie immer unerträglich gut gelaunt. „Wenn ihr wissen wollt, warum ihr so lange für den Übergang gebraucht habt, nun, ich hätte da eine Antwort. Die bekommt ihr aber nicht hier. Also, wenn das kein Grund ist, aufzubrechen, dann weiß ich es nicht.“

Ida war nicht überzeugt, hangelte sich aber an den Haltestangen zu den Exoskeletten durch. „Gehen wir, bevor der Zwerg uns noch totquatscht.“

Alofan hörte sie eine Weile mit der primitiven Geh- und Stützhilfe kämpfen und versuchte in der Zwischenzeit, seine Muskulatur in Gang zu bekommen. Der Zwerg stand derweil an dem Hauptschott Schmiere und schloss es, wenn er der Meinung war, dass ein Wartungsroboter oder sonstiger Störenfried herannahte.

Alofan bekam langsam wieder ein Gefühl für seinen Körper und ließ sich von Ida in eines der Exoskelette hineinhelfen. Die Steuerung war primitiv, aber funktionierte erstaunlich gut. Sensoren lasen die Muskelbewegungen und führten das Exoskelett nach. Nach ein paar vorsichtigen Bewegungen wurde Alofan mutiger und versuchte sich mit einer Runde durch die Medostation. „Wie weit kommen wir mit den Dingern?“

Der Zwerg grinste und breitete die Arme aus. „Bis ans Ende der realen Lande und zurück. Die Brennstoffzellen halten eine ganze Weile. Kann es losgehen? In ein paar Minuten gibt es ein Zeitfenster zwischen den Wartungspatrouillen.“

Ida war schon länger startklar und Alofan nickte, obwohl ihm noch flau war.

„Gut. Macht langsam, wir müssen nicht hetzen.“ Der Zwerg schloss das Schott, zählte leise einen Countdown herunter und öffnete es dann wieder. „Los! Nicht trödeln.“

Der Zwerg winkte die Menschen in den Exoskeletten aus der Medostation und lotste sie im Zickzack durch Gänge und Wartungsröhren. Es ging stundenlang so, bis sie schließlich schweißgebadet in einer kleinen Nebenzentrale Halt machten. Ida und Alofan sanken vollkommen erschöpft in die verstellbaren Sessel und schlossen die Augen. Der Zwerg gönnte ihnen jedoch keine Ruhe. „Hey! Nicht einschlafen! Seht zu, dass ihr aus den Exoskeletten raus und in die Hygienezelle kommt. Ihr holt euch Druckstellen und eine Erkältung.“

Dieses Mal half der Zwerg den beiden erschöpften Menschen. „Eine Dusche, was zu essen, und dann könnt ihr schlafen. Morgen früh geht es weiter. Wir haben es schon bis in die Nähe des Perimeters geschafft. Noch ein paar Tage, und wir sind da.“

Ida klang nicht begeistert. „Es ginge schneller, wenn wir nicht in so engen Spiralen nach außen laufen würden. Wir sind jetzt zum zwölften Mal durch die Lanze von Windfall gelaufen. Jede Runde ein Deck höher. Wie sollen diese unnötigen Umwege uns helfen, den Wartungsrobotern auszuweichen?“

Der Zwerg sah zufrieden aus. „Wenigstens eine Person, die mitdenkt. Training! Nach Windfall wird es etwas schwieriger. Wir müssen durch ein Gebiet mit Nano-Nebeln. Ruht euch gut aus. Wir verlassen bald den rekonstruierten Bereich der realen Lande. Danach erwartet uns die Wrackwüste.“

„Es gibt noch Bereiche, die nicht restauriert sind? Die Wartungsroboter und Nanoassembler-Nebel beackern die Wracks seit nun über 45 Jahren. Man sollte meinen, es gäbe kein Atom, was nicht schon mehrmals umgedreht worden wäre!“ Alofan war nicht sonderlich erbaut. „Finde einen Weg um die Nebel herum, Zwerg!“

„Wenn das so einfach wäre, hätten wir einen anderen Weg eingeschlagen. Die Regeln ändern sich, je näher wir dem Perimeter kommen. Wenn wir die Nanonebel hinter uns lassen, dann haben wir auch die Zone hinter uns, in der diese kleinen Teufelchen funktionieren. Die größeren Roboter werden dümmer, bis zu dem Punkt, an dem Menschen die Arbeit verrichten müssen.“

„Im Perimeter halten sich Menschen auf?“ Ida klang entsetzt und entrüstet zugleich. Der Zwerg schaute grimmig drein. „Halte dich mit deiner Meinung zu dem Thema bedeckt, sobald wir den Perimeter erreichen. Es ist ein ganz eigener Menschenschlag. Viele haben das Leben außerhalb der Inneren Lande freiwillig gewählt. Andere sind geflohen, oder wurden dorthin abgeschoben. Das ist also ein Thema, das offene Wunden aufreißen kann.“

„Der Weise hört erst zu, bevor er spricht. Red weiter, Zwerg. Wie soll uns der Perimeter weiterhelfen, wenn dort keine Technologie funktioniert?“

„Du hast eine spitze Zunge, Frau Ida. Was hattet ihr beide in den letzten 45 Jahren nicht an Technik? Und was hat sie euch wirklich genutzt? Seid ihr eurem Ziel auf diese Weise nähergekommen? Der Weise verteilt keine Spitzen, sie könnten auf ihn selbst zurückfallen. Ihr solltet deshalb jetzt alle beide ruhen und über eure eigenen Fragen nachdenken.“

Ida setzte zu einer Entgegnung an, aber Alofan legte ihr seine Hand auf den Arm.

„Lass gut sein, Ida. Es war ein langer Tag. Hat man alles Unmögliche eliminiert, dann muss das, was übrigbleibt, die Lösung sein, so unwahrscheinlich sie auch sein mag.“

„Aus welchem Glückskeks hast du denn diese Weisheit, Alofan? Gut, verschieben wir das auf morgen. Ich kann weder die Augen aufhalten, noch einen klaren Gedanken fassen. Ich wünsche eine gute Nacht.“ Ida schleppte sich zu einem der bequem aussehenden Liegesessel und kuschelte sich in eine Decke, die sie aus dem Rückenfach des Möbels gefischt hatte.

Alofan suchte sich einen Sessel, der nicht direkt vom Schott aus zu sehen war, und legte sich ebenfalls hin.

Der Zwerg dagegen schnappte sich eine Decke und setzte sich in die Ecke direkt gegenüber vom Schott, das in die Nebenzentrale führte.

„Schlaft und sammelt Kräfte. Ich halte hier so lange die Stellung. Morgen geht es in die Nebel.“

4. Die Nebel

Die Nacht war kurz, denn der Zwerg weckte sie lange vor Beginn der offiziellen Frühschicht. Nach einer Katzenwäsche und Plünderung der Notrationen aus dem Vorrat der Nebenzentrale schlüpften sie wieder in ihre Exoskelette und machten sich auf dem Weg.

Die Gänge, durch die sie schlichen, veränderten sich langsam und unmerklich. Sie wirkten nicht mehr neu und wie frisch geölt. Die Oberflächen wurden stumpfer und die Farben wirkten blasser. Es war, als ob sich ein leichter Nebel über die Oberflächen gelegt hatte.

Dann wurde die Sicht schlechter, zuerst dünner, dann mit jedem Meter langsam stetig dichter werdender Nebel erfüllte die Luft.

„Sollten wir nicht Atemschutzmasken anlegen?“ Ida wirkte zusehends nervöser, je dichter der Nebel wurde.

„Theoretisch ja, aber das hätten wir schon tun sollen, als wir aus dem Schott der Nebenzentrale geschlichen sind. Die Naniten sind überall. Man sieht sie im Innern nur nicht. Der Nebel ist kein Zeichen, das es mehr Naniten gibt, sondern dass sie schlechter funktionieren.“

„Was wird mit uns passieren, sobald wir die Zone verlassen, in der die Naniten noch ordnungsgemäß funktionieren? Werden sie uns zersetzen?“

„Möglich, wenn wir uns in der Brandzone zu lange aufhalten. Wenn die Wände braun werden, müssen wir einen Zahn zulegen. Spart euch eure Puste bis dahin. Hinter dem Schott kommen wir in eine offene Zwischenzone. Da geht es eine Weile auf dem von Frau Ida gewünschten direkten Weg weiter. Macht euch bereit, die Füße in die Hände zu nehmen, sobald sich das Außenschott der Schleuse öffnet.“

Der Zwerg führte die kleine Gruppe vor ein massives Schleusenschott, dem man ansah, dass hier die letzte Hürde vor dem Verlassen des Schiffes anfing, in dem sie sich gerade aufhielten. In besseren Zeiten, als es noch durch das All geflogen war, hatte sich auf der anderen Seite der Schleuse Vakuum und kosmische Strahlung befunden. Jetzt war nur ein weiter Übergang ins Konglomerat der gestrandeten Schiffe.

Das Innenschott schwang mit einem Ächzen auf. Innen im Schleusenraum hallten ihre Schritte vom Metall wieder. Das Innenschott schloss sich, nachdem sie hindurchgegangen waren, und verriegelte sich selbst mit dem Klang zufahrender massiver Bolzen. Röchelnd setzten Pumpen ein und verringerten den Luftdruck in der Kabine.

„Willst du uns umbringen, Zwerg?“

„Nutzt die Sauerstoffmasken der Exoskelette, wenn euch schwindelig wird. Das sind medizinische Modelle. Der Druckunterschied ist aber nicht so groß, wie ihr vermutet. Es ist gleich vorbei.“

Wie aufs Stichwort meldete sich das Außenschott mit einem schlagenden Geräusch. Mit einem schrillen metallischen Quietschen öffnete sich das Schott nach außen.

Die Beleuchtung in der Schleusenkabine erlosch und trübes bräunliches Dämmerlicht sickerte in die Schleuse. Ida spähte in die vor ihnen liegende rostige Landschaft. Es war eine der Stellen im Konglomerat, an denen die Lücke zwischen mehreren weiter auseinanderliegenden Schiffshüllen durch mehr oder weniger kunstvoll eingefügtes Bruchmaterial nicht mehr zu rettender Schiffe überbrückt worden war. Schrägen und gerade Flächen wurden dabei von Laufwegen durchschnitten, die ein auf den ersten Blick labyrinthisch anmutendes Wegenetz bildeten. Während Alofan das Terrain aufmerksam studierte, wandte sich Ida direkt an ihren Führer.

„Wo müssen wir lang, Herr Zwerg? Ich möchte die Nebel hinter mir lassen.“

Der Zwerg nickte und deutete in die Landschaft.

„Dort entlang, Frau Ida. Über die Shuttleaußenplattform und dann über den angeschweißten Steg mit der Bezeichnung B-Y-9. Das ist der direkte Weg aus dem Gebiet der Nanonebel. Wir treffen uns dann auf der anderen Seite der Nebelwand wieder.“

„Wie kommst du rüber?“ Alofan wurde misstrauisch.

„Durch ein Rohr, das für eure Exoskelette zu eng ist. Meine Beine sind zu kurz für einen Sprint und ich möchte nicht unnötig in das Blickfeld der Späher von der anderen Seite geraten.“

„Späher? Details sind nicht deine Stärke, Zwerg! Was ist mit uns?“

„Euch sollen sie ja gerade sehen. Es kommt vor, dass ab und zu mal jemand aus dem Inneren ausbüxt. Habt ihr die abgesprochene Geschichte noch drauf?“

„Wir haben die so oft geübt, dass wir vergessen haben, warum wir wirklich hier sind. Und wenn? Wir wollen raus!“

„Gut, dann bis auf die andere Seite der Brücke. Los!“

Der Zwerg stürmte auf seinen kurzen Beinen aus der Schleuse und verschwand in einer in den Boden eingelassenen Luke für das Wartungspersonal.

Alofan rannte auf das Schild mit der Beschriftung B-Y-9 zu und Ida folgte ihm kurz darauf.

Die Luft wurde schaler und bald mussten sie auf den medizinischen Sauerstoff ihrer Exoskelette zurückgreifen. Ihre Schritte hallten gedämpft durch die große Höhle, die die aneinandergrenzenden Raumschiffe mit ihren Rundungen bildeten. Dann hatten sie die angeschweißte Brücke erreicht. Was vorher gedämpft geklungen hatte, hallte nun metallisch. Dünner brauner Staub wirbelte mit jedem Schritt und jeder Erschütterung, die sie verursachten, auf. Man merkte, dass der Naniten-Nebel versuchte, die Schäden zu reparieren, aber dabei mit jedem Meter, den die Brücke tiefer ins Dunkel reichte, an Wirkung verlor. Die Brücke an sich war dabei nicht einmal instabil. Etwas vom Rost angenagt, aber die Bleche waren dick genug, um die auf sie wirkenden Lasten zu tragen. Der Staub bestand hauptsächlich aus oxidierten Naniten. Oxidiert, aber nicht wirkungslos.

Alofan bemerkte, wie seine Bewegungen schwerfälliger wurden und das Exoskelett merkwürdige Geräusche von sich gab. Es gab einen Schlag, als Ida auf ihn prallte und ihn damit anschob. Ein großer Knall weiter hinten verlieh ihnen beiden die Motivation, sich zu beeilen. Eines der Sauerstoffreservoirs des Exoskeletts hatte sich aus seiner erodierten Halterung gelöst und der Aufprall hatte es leckgeschlagen. Der entweichende Sauerstoff reagierte sofort mit dem feinen Metallstaub. Die defekten Naniten entzündeten sich und es kam zur Explosion. Die letzten Meter der Brücke legten Ida und Alofan im unfreiwilligen Flug zurück. Die Druckwelle der Explosion schleuderte sie zur Shuttleplattform am Ende der Rampe. Alofan roch verbrannte Haare und versengtes Plastik.

Alofan und Ida krochen mit scheppernden Exoskeletten über die Plattform auf das offenstehende Schleusenschott zu. Dabei brachen Streben in der Konstruktion von Alofans Exoskelett. Ein stechender Schmerz durchzog Alofans Wirbelsäule, als sich die Sollbruchstellen des Exoskeletts aktivierten und das versagende Kraftverstärkungswerkzeug sich in ungefährliche Einzelteile zerlegte. Ida wollte Alofan stützen, doch auch ihr Exoskelett war beschädigt, einzelne Teile waren durch die Explosion miteinander verbacken und die Hitze schlug jetzt auf ihren Körper durch.

„Hilf mir aus diesem Ding raus, bevor ich verbrenne!“, schrie sie. Alofan ignorierte den Schmerz in seinem Rücken, öffnete die Vorderabdeckung bei Idas Gestell und zog mit aller Gewalt an den Streben aus Metall und Plastik. Zusammen sanken sie zu Boden und hielten sich gegenseitig in den Armen. Nur kurz, sie hatten keine Zeit zur Erholung, und trotz der Schmerzen kämpften sie sich weiter voran.

Sich gegenseitig stützend, schafften sie es durch die offene Schleuse und bis vor die gegenüberliegende Wand des anschließenden Quergangs. Alofan stöhnte auf, mit den Beinen schob er sich an der Wand in eine halbwegs aufrechte Position. Sein Rücken schmerzte höllisch.

Ida schaute nach links und nach rechts den Gang entlang. „Fünfzig Meter links sehe ich eine Grüne-Kreuz-Station. Da sollten wir fündig werden, um uns beide zu verarzten. Schaffst du das?“

„Wenn du mir hilfst.“

Gemeinsam bewegten sie sich unter Alofans unterdrücktem Gejammer an der Wand entlang auf das Ziel zu. Schweißgebadet erreichten sie die Medostation. Ida konnte einen Blick in den offenen Raum werfen.

„Zwei Liegen, und einer der Medokästen sieht intakt aus. Auf drei geht es ums Eck.“

„Drei.“ Alofan rutschte an die Wand gelehnt an den Rand und drehte sich mit Idas Hilfe um die leicht abgerundete Kante. Etwas knackte in seinem Rücken. Tränen schossen in Alofans Augen. „Uh, da hat sich was bewegt. Die Schmerzen werden weniger.“

„Dafür werden meine mehr. Du bist ganz schön schwer, mein Lieber. Die Liege ist noch einen Meter entfernt, dann haben wir es geschafft.“

„Für heute muss das reichen. Der Zwerg wird uns hoffentlich finden und sich was einfallen lassen. In dem Zustand kommen wir im Perimeter nicht weit.“

5. Der Perimeter

Der Zwerg tauchte nicht auf und nach zwei Tagen hatte sich Alofans Rücken wieder so weit beruhigt, dass sie langsam weitermarschieren konnten. Idas Verbrennungen hatten gut auf die Wundsalbe aus dem Medokit reagiert. Ihr explosiver Übertritt auf die andere Seite des Nanitennebels hatte bisher keine Auswirkungen gezeigt. Kein Bewohner des Perimeters hatte sich gezeigt. Die Umgebung wechselte von Gängen und Rampen, die lange nicht mehr benutzt, aber in Ordnung aussahen, zu zerfressenen und zerrissenen Schrottfeldern, durch die jemand mit primitiven Mitteln Wege und Stege angelegt hatte. Ab und zu fanden sie einige der obligatorischen Notnischen, in denen noch Vorräte an Wasser und Essen zu finden waren. Am dritten Tag machte Alofan eine Entdeckung.

„Ida, sei wachsam. Es muss jemand in der Nähe sein.“

„Wie kommst darauf?“, flüsterte Ida. „Ich kann niemanden sehen oder hören.“

„Ich habe vorhin eine frische Schweißnaht gesehen. Das Metall war noch leicht warm. Es muss jemand hier sein, der sie angebracht hat.“

„Warum sollte das ein Mensch gewesen sein? Das hätte genauso gut ein Roboter erledigen können, oder?“

„Die Schweißnaht war unregelmäßig und die Konstruktion sah so aus, als ob sie jemand vor etwas längerer Zeit irgendwie zusammengepfuscht hätte. Die Reparatur sah aber gekonnt aus.“

„Seit wann bist du Experte für Schweißnähte?“

„Seit Secundus Al Catraz. Wenn wir weitere Reparaturen entdecken, finden wir vielleicht eine Spur zu der Person, die die Reparaturen ausgeführt hat.“

„Hm, hier sind Markierungen mit einer Art dünnen Paste angebracht worden. Du scheinst recht zu haben. Roboter benötigen keine derartigen Zeichen. Hier sind noch ein paar, ich geh denen mal nach.“

Alofan sah, wie Ida in einem dunklen Seitengang verschwand. Und dann ein kurzes Aufblitzen, gefolgt von Kampfgeräuschen. So schnell sein Rücken es zuließ, eilte Alofan Ida hinterher.

Zwei Gestalten rangen miteinander und beide schienen weiblich zu sein. Ida hatte zu kämpfen, schien aber die Oberhand zu gewinnen.

„Alofan, willst du da nur rumstehen? Hilf mir!“

„Mit meinem Rücken und bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Frauen? Vergiss es, ich werde dann wahrscheinlich von euch beiden verprügelt.“

„Was?“, kam es zweistimmig aus dem Knäuel der Körper. „Ich bin mir sicher, wir können diese Auseinandersetzung friedlich regeln, oder, meine Damen?“

„Ich ergebe mich nicht! Ihr seid hier eingedrungen, nicht ich.“ Die weibliche Person im Schweißeroverall schnaufte unter Idas Griff.

„Es braucht sich hier niemand ergeben. Wir sind froh, jemanden in dieser Metallwüste gefunden zu haben. Ida, ich glaube, du kannst sie loslassen. Mein Name ist übrigens Alofan.“

Ida ließ von ihrer Gegnerin ab und rückte etwas zurück, versperrte zugleich den Fluchtweg der Frau.

„Man nennt mich Rena. Ihr habt mich bei einer Reparatur überrascht. Wer seid ihr und woher kommt ihr? Ich habe euch noch nie gesehen.“

„Wir sind aus den Inneren Landen.“

„Aus den Inneren Landen? Ist es wirklich so toll, wie man sich sagt? Erzählt mir davon!“ Die rehbraunen Augen in dem von Metallstaub und Rost verdreckten Gesicht leuchteten plötzlich auf. Kindliche Neugierde ließ Rena plötzlich sehr jung wirken, obwohl sie nicht gerade klein war. Kräftig, aber nicht übermäßig muskulös. Und gut genährt.

Ida verzog das Gesicht und nickte Alofan zu, weiter zu erzählen. Er ließ sich nicht lange bitten.

„Es ist nicht alles Gold, was glänzt, sonst wären wir nicht hier, aber es hat seine Reize. Was möchtest du genau wissen?“

„Alles! Aber nicht sofort. Du scheinst nett zu sein. Was hat euch aus den Inneren Landen vertrieben?“

„Es ist ein goldener Käfig. Ein Gefängnis.“

„Ah, das sagen die Meisten, die von dort gekommen sind. Na, hier ist es eher ein rostiger Käfig, aber es gibt noch unerschlossene Räume zu entdecken. Wenn man gewillt ist zu arbeiten.“

„Das sind wir.“

„Deine Freundin auch? Die schaut mich ganz schön grimmig an. Wenn ihr mir auf meiner Patrouille helft, lege ich ein gutes Wort beim Organisator ein. Ich bin spät dran und könnte ein paar zusätzliche Hände gebrauchen.“

„Abgemacht. Ida?“

„Klar, warum nicht. Wie lange geht deine Schicht noch?“

„Bis der Gong zum Wechsel schlägt. Das kann nicht mehr allzu lange dauern, und es stehen noch einige schadhafte Stellen auf meiner Liste.“

„Wie können wir helfen?“

„Sucht nach den nächsten Markierungen. Die Naht hier kriege ich gut alleine hin, aber bei ein paar anderen könnte jemand, der beim Halten hilft, nicht schaden. Dann werden die Nähte auch gerade.“ Rena zwinkerte Alofan zu und scheuchte Ida mit einer Handbewegung weiter in den Gang.

„Ihr kriegt was Ordentliches zu essen, wenn ihr euch gut anstellt. Im Perimeter gibt es nichts für nichts ...“

6. Nichts für Nichts

„Gut, deine neuen Freunde kriegen was Ordentliches zu essen, aber schlafen müssen die dann bei dir, Rena. Das war so nicht im Plan. Morgen sehen wir, ob wir die beiden irgendwo unterkriegen.“

Der Organisator sah nicht übermäßig glücklich aus, zwei zusätzliche Seelen unter seinen Fittichen zu haben.

„Abendessen und Frühstück sind kein Problem. Ich höre mich um, wer noch ein oder zwei helfende Hände gebrauchen kann. Ich melde mich dann. Aber der Befrager wird vorher noch ein paar Worte mit euch wechseln wollen. Rena, du kennst den Weg, führ die beiden gleich zu ihm.“

„Warum immer ich? Ich war die letzten drei Mal schon bei ihm.“ Rena sah nicht sonderlich glücklich aus, diese Aufgabe aufgebrummt zu bekommen. Der Organisator war da anderer Meinung.

„Du hast ja auch die letzten drei Mal Neue angeschleppt. Du ziehst die an wie Möhren die Fruchtfliegen. Je eher du dich auf die Socken machst, desto eher hast du es hinter dir ...“

„Ja, ja. Ich geh schon. Folgt mir! Es ist nicht weit.“

Rena drehte sich um und eilte mit zügigen Schritten in Richtung einer der rostigen Eingänge, die die Plaza umrahmten. Der Eingang unterschied sich nicht sonderlich von den Anderen, er war etwas heruntergekommen, sah aber stabil aus. Dort angekommen, klopfte Rena an die Außenwand neben der offenen Tür und rief nach dem Herrn Frager.

Ein mürrisches „Ja, komm ja schon, ein alter Mann ist kein Transmitter“, antwortete ihnen jemand aus den Tiefen der Höhle dahinter. Ein älterer, verbraucht wirkender Mann schlurfte heran und blinzelte ihnen verschlafen entgegen.

„Oh, Rena, lass mich raten, du hast schon wieder Neue gefunden? Ich hab die Faxen für heute dicke und Hunger. Kommt morgen wieder.“

„Vergiss das, alter Mann. Der Organisator schickt mich.“

„Hätte mich auch gewundert, wenn nicht. Erledigen wir das beim Abendessen. Ich hab hier irgendwo noch die Anmeldeformulare herumliegen. Ihr füllt die rasch aus und dann gehen wir, bevor der Eintopf kalt wird. Ich habe aber nur zwei Kohlestifte. Name und Grund für euer Hiersein reichen. Wenn der Organisator mehr will, dann soll er mir ordentliches Schreibmaterial besorgen. Den Rest erledigen wir morgen gleich nach dem Frühstück. Für heute ist Feierabend!“

Nachdem Ida und Alofan ihre Namen und eine kurze Begründung in die Formulare gekritzelt hatten und der Befrager einen langen und gewichtigen Blick darauf geworfen hatte, ging es wieder zurück auf die Plaza, wo mit Klappbänken und Klapptischen für eine ganze Menge Menschen Platz zum Essen geschaffen wurde. Rena und der Befrager fassten mit an und Ida und Alofan halfen nach einem kurzen Schulterzucken ebenfalls mit.

Als die Töpfe mit Speisen aufgetragen wurden, war es so, als ob Ida und Alofan schon immer mit dazugehört hätten. Sie mussten ihre Geschichte ein paar mal zum Besten geben, erfuhren aber dafür wo genau sie gelandet waren und mehr über das Dorfleben, als sie eigentlich wissen wollten. Die Bewohner der Plaza de Fozillios hatten sie offenbar schon adoptiert.

7. Plaza de Fozillios