Ich bin Ich - Sonja H. - E-Book

Ich bin Ich E-Book

Sonja H.

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Beschreibung

In diesem Buch habe ich mich intensiv mit meiner eigenen Vergangenheit auseinandergesetzt. Ich habe alles – wirklich alles – bewusst wieder hervorgeholt, um zu verstehen und daraus zu lernen. Schon zu Beginn kam mir ein Satz in den Sinn, den meine Großmutter mir einst sagte: "Alles hat immer zwei Seiten – das Gute und das Schlechte. Manchmal siehst du das Gute nicht sofort, aber es ist da, und eines Tages wirst du es erkennen." Mit diesen Worten im Hinterkopf begann ich, meine Vergangenheit Stück für Stück zu analysieren, um zu verstehen, warum ich heute an diesem Punkt in meinem Leben stehe. Dieser Prozess hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Er hat mir gezeigt, dass ich nicht so leben musste, wie ich es damals tat, und dass die Macht, mein Leben zu gestalten, ganz allein in meinen Händen liegt. Ich habe gelernt, dass meine Gedanken mich beeinflussen können – wenn ich es zulasse. Vor allem aber habe ich erkannt, dass ich gut so bin, wie ich bin. Meine Vergangenheit definiert nicht mein Leben – es sei denn, ich entscheide mich dafür. Ich fing an den Weg zu gehen, meinen Weg und das zum ersten Mal in meinem Leben. Auf diesem Weg lernte ich nun endlich mit selbst zu lieben. Wie das Buch fertig war, war ich zunächst ungläubig, sollte das alles sein. Doch dann kam der Stolz, denn ich erkannte, dass ich mich selber gefunden haben.

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Sonja H.

Ich bin Ich

Vorwort

Die wichtigste Beziehung in deinem Leben ist die zu dir selbst. Unter all den Bindungen, die wir im Laufe unseres Lebens eingehen, wird diese oft übersehen. Doch sie ist das Fundament für unser Wohlbefinden, unser Glück und unsere Erfüllung – und es ist entscheidend, sie zu pflegen und zu stärken.

Hier sitze ich nun und spüre, dass ich einen anderen Weg einschlagen muss. Versteht mich nicht falsch: Ich habe ein schönes Leben. Eine großartige Familie und Freunde, keine Geldsorgen, ich bin gesund und fühle mich gut. Äußerlich scheint alles in Ordnung. Doch innerlich fühle ich eine Leere. Es ist, als hätte ich alles und doch nichts. Dieses Gefühl trage ich schon länger in mir, doch erst heute wird es mir bewusst. Ich funktioniere nur für andere, nicht für mich. Ich tue, was von mir erwartet wird, aber nicht, was ich wirklich will. Ich bin so, wie die Gesellschaft mich haben möchte. Und immer wieder tappe ich in dieselbe Falle. Es fühlt sich an, als stünde ich ständig am selben Punkt und als würde ich immer wieder dieselbe Abbiegung nehmen, um dann wieder an diesem Punkt zu landen.

Es ist Ende Juli. Der Sommer ist, wie so oft, wechselhaft. Ich genieße die Wärme, doch irgendetwas fehlt. Etwas reicht nicht mehr aus, doch ich kann es nicht benennen. Vielleicht will ich es auch gar nicht erkennen. Ich mag keine Veränderungen, aber ich weiß, dass sie notwendig sind. So soll es nicht weitergehen. Aber was genau soll sich ändern?Es ist schon spät, kurz vor Mitternacht, und die Luft ist angenehm warm. Ich sitze mit einem Getränk im Schaukelstuhl auf der Dachterrasse, lausche der Musik in meinen Ohren, blicke in den Sternenhimmel und versuche, zu verstehen. Genau in diesem Moment sehe ich eine Sternschnuppe. Sie ist groß, klar und wunderschön – und doch verglüht sie in wenigen Augenblicken. Wie so vieles im Leben. Es fühlt sich an wie ein Zeichen, aber ich verstehe es nicht. Oder vielleicht will ich es nicht verstehen.

Die Nacht vergeht, und ich will nicht schlafen gehen. Diese Nacht ist zu schön. Ich will endlich erkennen, was mit mir los ist, will verstehen. Doch wie so oft verschiebe ich es auf morgen oder übermorgen. Veränderungen sind unbequem. Ich wollte mich ihnen nicht stellen – und doch, irgendwie schon.

Dann kam der Tag, an dem ich wieder an diesem vertrauten Punkt stand und mich entschied, diesmal die andere Abbiegung zu nehmen. Ich wollte einen neuen Weg einschlagen – den Weg zu mir selbst. Es fühlte sich zugleich aufregend und beängstigend an. Ich wollte endlich aus dem gewohnten Trott ausbrechen, der mich nicht mehr glücklich machte. Vorsichtig tastete ich mich an das Unbekannte namens „Ich“ heran. Dabei wurde mir klar, dass ich jedes Mal bei den Abbiegungen eine Wahl getroffen hatte, die vielleicht nicht falsch war, doch ich hätte bessere Entscheidungen treffen können.

Ich bin jemand, der verstehen will. Also setzte ich mich hin und betrachtete mein Leben – ein Leben, das mich nun schon über 40 Jahre begleitet. Wie bei so vielen von uns gab es Höhen und Tiefen. Auf der Suche nach mir selbst erkannte ich, dass vieles, was in meinem Leben geschehen war, durch mich beeinflusst wurde. Ich hatte mir ein Leben erschaffen, das ich so nie haben wollte. Diese Erkenntnis traf mich tief, und ich stellte mir erneut die Frage: Will ich mir das wirklich alles antun? Dann dachte ich an die Worte von Karl Udo, und in diesem Moment wusste ich, dass es kein Zurück mehr gab.

Ich begann, in mein Leben einzutauchen, in die Vergangenheit zurückzugehen und alles anzusehen. Stück für Stück nahm ich jedes Detail auseinander. Mit der Zeit und dem Schreiben verstand ich immer mehr darüber, warum mein Leben so verlaufen war, wie es verlaufen ist.

Ich lade euch ein, mich auf dieser Reise zu begleiten, und wünsche euch viel Freude beim Lesen.

Gedanken

Zu Beginn war ich erstaunt, als ich merkte, wie viel Einfluss meine eigenen Gedanken auf mein Leben haben. Was sollten meine Gedanken schon mit meinem Alltag zu tun haben? Es sind doch nur Gedanken, dachte ich. Doch dann wurde mir klar, dass sie mein Leben formen. Schon beim Aufwachen sind sie da und bestimmen meine Wahrnehmung und meine Reaktionen. Sie sind „nur“ Gedanken und dennoch haben sie Macht über mein tägliches Leben. Doch warum ist das so? Warum kreisen meine Gedanken immer wieder um bestimmte Menschen, Situationen oder Erlebnisse? Heutzutage nennt man das Overthinking – früher hieß es Grübeln. Aber was ist mit mir? Bin ich ein Overthinker?

Laut Google ist Overthinking das übermäßige Nachdenken über Ängste und Sorgen, oft über Situationen, die nicht zu ändern sind. „Sich endlos Gedanken über etwas machen.“ Das trifft schon irgendwie auf mich zu. Früher war mein Kopf wie ein endloses Gedankenkarussell – es drehten sich oft gleich mehrere Gedanken gleichzeitig. Heute hat sich das beruhigt. Aber ich analysiere noch immer gerne, hinterfrage vieles und gehe Ereignisse gedanklich immer wieder durch. „Wieso, weshalb, warum?“ sind Fragen, die ich oft stelle. Ich habe immer das Bedürfnis, alles zu verstehen, für alles eine Erklärung zu finden. Selbst wenn das Erlebte sich dadurch nicht ändern lässt, kann ich vielleicht etwas daraus lernen.

Die Vergangenheit lässt sich nicht rückgängig machen, und Menschen ändern sich nicht einfach, auch wenn man sich das manchmal wünscht. Meine Oma sagte immer: „Alles, was passiert, hat zwei Seiten – eine gute und eine schlechte. Vielleicht siehst du die gute Seite nicht sofort, aber irgendwann wirst du auch das Gute daran erkennen.“ Lange habe ich diesem Satz keine Bedeutung beigemessen, aber er ist mir wieder in den Sinn gekommen. Alles, was uns im Leben widerfährt, hat auch eine gute Seite, auch wenn wir sie nicht sofort erkennen. Manchmal braucht das Ego einfach Zeit, um im Selbstmitleid zu baden.

Jahrelang habe ich geglaubt, dass das Schlechte, das mir widerfahren ist, ein fester Teil meines Lebens ist, weil das Leben mich anscheinend nicht glücklich sehen will. Als Scheidungskind, ohne Glück in der Liebe und mit ständigen Sorgen und Nöten hielt ich mich durch meine Gedanken in einer Opferrolle gefangen. Ich wollte nicht, dass es mir besser ging als meinen Vorfahren oder meiner Mutter. Doch das war ein unbewusster Gedanke, der mich lenkte. Warum sollte es mir nicht besser gehen? Ich habe doch Glück und Liebe verdient.

Durch das Hinterfragen meiner Gedanken begann ich zu erkennen, wohin sie mich geführt hatten. Ich habe gelernt, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann, egal wie oft ich darüber nachdenke. Diese Gedanken hindern mich nur daran, im Hier und Jetzt zu leben und beeinflussen meine Zukunft. Wenn ich mich nicht von den Gedanken der Vergangenheit befreie, wie kann ich dann die Zukunft gestalten, wie ich sie mir wünsche? Es war eine Herausforderung, mich dieser Erkenntnis zu stellen. Besonders in ruhigen Momenten schaffen es die Gedanken, immer wieder in den Vordergrund zu treten. Doch inzwischen merke ich schneller, wenn ich in diesen Gedanken feststecke. Ich begrüße sie, lasse sie aber auch wieder los. Denn am Ende sind es nur Gedanken über Vergangenes.

Sicherlich ist es manchmal gut, über die Vergangenheit nachzudenken und daraus zu lernen. Aber die Vergangenheit sollte nicht den Alltag bestimmen. Sie ist geschrieben, und ich kann nur meine Lehren daraus ziehen. Die Fehler der Vergangenheit muss ich nicht wiederholen. Und falls ich sie doch wiederhole, erinnere ich mich daran und lerne erneut daraus. Das ist ein Teil des Lebens. Wichtig ist, zu verstehen, dass Gedanken nichts weiter als Gedanken sind. Es gibt zwei Tage im Leben, an denen ich nichts ändern kann: gestern und morgen. Jeder Gedanke ist im nächsten Moment bereits Vergangenheit.

Ich betrachte meine Gedanken wie Wolken, die kommen und gehen. Manchmal ist der Himmel wolkenverhangen, doch auch diese Wolken ziehen vorüber und die Klarheit kehrt zurück. Gedanken sind wie das Wetter – es kann nicht immer die Sonne scheinen. Wichtig ist, nicht in einem Gedankensturm gefangen zu werden. Manchmal wünsche ich mir, dass meine Gedanken in einem Sonnenparadies wohnen würden. Doch dann wird mir bewusst, dass sie das schon oft tun – schöne, lustige Gedanken und Erinnerungen an liebe Menschen zaubern mir ein Lächeln auf die Lippen. Auch das gehört zu meinem Leben.

Es gibt Tage, an denen ich gerne in meinen Gedanken schwelge. Wie wäre ein Leben ohne Gedanken? Wäre es einfacher, sorgloser? Vielleicht, aber meine Gedanken gehören zu mir, sie machen mich zu dem Menschen, der ich bin. Natürlich gibt es Gedanken, die ich lieber nicht hätte, doch wenn sie schon mal da sind, kann ich sie zu Ende denken. Bestimmte Fragen stelle ich mir trotzdem oft, besonders über das Verhalten anderer. Ich wünschte, ich könnte diese Dinge einfach annehmen, ohne so viel darüber nachzudenken. „Es ist deren Verlust, wenn sie mich nicht in ihrem Leben haben wollen!“ Das wäre eine gute Einstellung.

Am Ende ist es wichtig, seine eigenen Gedanken zu verstehen. Ich habe gelernt, mich damit zufriedenzugeben, dass manche Gedanken auch zu nichts führen. Die Vergangenheit ist mein Leuchtturm, der mir den Weg in den Hafen der Zukunft weist. Ich kann mich nicht endlos über alles und jeden Gedanken machen, denn ich bin nicht verantwortlich für das Handeln anderer. Doch aus allem, was ich erlebe, kann ich meine Lehren ziehen und meinen eigenen Weg weitergehen. Manchmal ist es besser, ohne Gedanken auf Situationen oder Menschen zuzugehen, wie ich es als Kind getan habe. Kinder machen sich keine Gedanken über die Folgen, sie erleben alles unvoreingenommen und entdecken die Welt voller Neugierde.

Ich glaube, dass sich mit der Zeit die Unbeschwertheit der Kindheit verändert – bei jedem von uns. Für mich war meine Kindheit kurz. Als das zweite von drei Kindern musste ich früh Verantwortung übernehmen. Ich war vier oder fünf, als sich meine Eltern trennten, und das in einer Zeit, in der Scheidung selten war. Die Trennung war alles andere als friedlich, und diese Zeit hat mich geprägt. Damals übernahm ich unbewusst die Sorgen meiner Mutter. Viel zu klein und unfähig, damit umzugehen, tat ich es trotzdem. Auch mein Vater hinterließ Spuren in mir: „Ich bin nicht gut genug“, „Ich bin es nicht wert“, „Ich werde es sowieso nicht schaffen.“

Als ich diese Glaubenssätze erkannte, war ich zunächst sprachlos. Wie aus dem Nichts tauchten sie wieder auf und ließen mich klein und wertlos fühlen. Doch gleichzeitig regte sich Widerstand in mir. Ich wollte das nicht mehr einfach so hinnehmen. Also setzte ich mich hin und nahm einen Gedanken nach dem anderen auseinander. Heute weiß ich: Gedanken formen mein Leben, aber ich entscheide, wie viel Macht ich ihnen gebe.

„Das schaffst du eh nicht. Lass es einfach sein!“ Woher dieser Satz genau kommt, weiß ich nicht – aber er ist da. Was mir jedoch jetzt klar wird, ist, dass ich in der Vergangenheit oft aufgegeben habe, bevor ich es überhaupt wirklich versucht hatte. Das betraf viele Bereiche meines Lebens. Zu oft habe ich meine Träume, Wünsche und Ziele aufgegeben, weil dieser Gedanke in mir war: „Du wirst es eh nicht schaffen.“ Wenn ich ehrlich zu mir bin, wer hält mich eigentlich zurück? Niemand außer mir selbst. Deshalb ist es eigentlich egal, woher dieser Gedanke ursprünglich stammt. Er ist in mir, und durch ihn beschränke ich mich selbst. Ich trage die Verantwortung – für mich und auch für meine Gedanken.

Da ich gerade beim Thema Ehrlichkeit bin, mache ich auch direkt weiter: Ich kann alles schaffen, was ich mir vornehme, solange ich es wirklich versuche. Sollte es beim ersten Mal nicht klappen, dann vielleicht beim zweiten oder dritten Mal. Und selbst wenn es gar nicht funktioniert, habe ich etwas daraus gelernt. Vielleicht brauche ich einfach bestimmte Erfahrungen, bevor ich Erfolg haben kann. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ – das sagt man doch so. Wer nicht wagt, hat schon verloren. In der Vergangenheit habe ich mir oft eingeredet: „Das wird sowieso nichts, das wird nicht passieren.“ Diese Gedanken haben mich blockiert und mich oft selbst sabotiert. Und zu mehr als 90 % ist es dann tatsächlich so eingetreten, wie ich es befürchtet hatte.

Dieser Kreislauf war für mich eine schockierende Erkenntnis. Immer wieder habe ich mich selbst, wahrscheinlich unbewusst, sabotiert. Ich war der Auslöser – niemand sonst. Nur meine eigenen Gedanken waren dafür verantwortlich. Als mir das bewusst wurde, konnte ich anfangen, meine Denkmuster zu verändern und auch mich selbst. Bis dahin war mir nicht klar, welche Macht meine Gedanken über mich hatten. Dass meine eigenen Gedanken gegen mich arbeiteten – das musste ich erstmal verstehen.

„Ich bin nicht genug.“ Dieser Gedanke kommt von meinem Vater. Schon als Kind hat er mir zu verstehen gegeben, dass ich für ihn nicht genüge. Dieser Gedanke war immer da, seit ich mich erinnern kann. Durch viele Erlebnisse und Situationen hat er sich tief in mein Unterbewusstsein eingebrannt. Auch heute ist er noch präsent, aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Denn, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin – wer entscheidet eigentlich darüber, ob ich genug bin oder nicht? Niemand außer mir selbst.

Als Kind konnte ich das nicht wissen. Ich nahm es einfach als selbstverständlich hin. Später, als ich erwachsen wurde, suchte ich diese Bestätigung auch in der Gesellschaft und bekam genau das widergespiegelt, was ich mir unbewusst immer wieder selbst sagte. So war ich lange Zeit nur von Menschen umgeben, die mir bestätigten, dass ich nicht genug war. Ich empfand es als normal. Wenn jedoch jemand wirklich mich, mein wahres Selbst, sah, fiel es mir schwer, daran zu glauben – und ließ diese Menschen nicht in mein Leben.

Aus diesem Muster auszubrechen, war nicht leicht. Es hat mich viel Kraft gekostet, denn dieser Glaubenssatz begleitete mich schon so lange. Aber ich begann, mich dem zu stellen, und stellte dabei vieles in Frage. Auf der anderen Seite wurde mir auch vieles klar: In dem Moment, als ich anfing, diesen Gedanken bewusst zu hinterfragen, begann ich, mich zu verändern – und dadurch auch mein Umfeld. Ich fing an, alle Personen und Erlebnisse in meinem Leben zu hinterfragen. Ich prüfte, ob mein Gedanke „Bin ich gut genug dafür oder für diesen Menschen?“ überhaupt der Wahrheit entsprach. Diese Selbstprüfung führte dazu, dass ich mich von einigen Menschen entfernte – von denen, mit denen es nur oberflächlichen Smalltalk gab, und von denen, deren Worte leer blieben, ohne dass Taten folgten.

Heute weiß ich: Ich bin gut genug, genau so, wie ich bin.

„Ich bin es nicht wert.“ Dieser Gedanke geht Hand in Hand mit „Ich bin nicht genug“ und hat dieselbe Vorgeschichte. Viel kann ich mich nicht an meinen Vater erinnern, aber eine Aussage ist mir tief im Gedächtnis geblieben: „Ich wollte immer drei Jungs.“ Tja, ich war jedoch ein Mädchen. Sogar mein Name als Junge stand schon fest – Sascha. Es war deutlich, dass ich mich durch meinen Vater nicht wirklich wertgeschätzt fühlte. Als Kind empfand ich eine tiefe Angst vor ihm; er wirkte bedrohlich auf mich, selbst in den wenigen Jahren, die wir miteinander hatten. So wurde in mir der Gedanke genährt: „Ich bin es nicht wert.“ Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden. Ich bin es nicht wert, ein schönes Leben zu führen, und so weiter.

Schon als Kind begann ich deshalb, es jedem Recht machen zu wollen. Es war mein Weg, mir Wertschätzung zu verdienen. Wenn ich gebraucht wurde, fühlte ich mich wertvoll. Doch im Gegenteil – diese Verhaltensweise führte dazu, dass ich mich selbst aufgab. Die Erkenntnis, dass ich es nicht jedem Recht machen kann und nicht jeder mich mögen muss, kam erst viel später. Und ich verstehe nun auch, dass meine mangelnde Selbstachtung es den anderen erschwerte, mich zu schätzen.

Obwohl mein älterer Bruder mir immer wieder sagte: „Du bist das Wichtigste in deinem Leben und niemand sonst,“ wollte ich es nicht hören. Ich habe mir gewünscht, so stark und geradlinig wie er zu sein – konnte es aber nicht. Die Angst war zu groß, dann nicht mehr gemocht zu werden, dass mir die Bestätigung und Wertschätzung entzogen würde.

Doch heute ist es anders. Heute bin ich aufgewacht und sehe die Dinge klarer.

Durch diese Erkenntnisse habe ich vieles über mich selbst gelernt. Jahrelang habe ich mich aufgeopfert, ständig nach Bestätigung und Wertschätzung suchend. In dem Wort „aufopfern“ steckt jedoch auch das Wort „Opfer“, und genau das war ich – ein Opfer meiner Gedanken, die fest in meinem Unterbewusstsein verankert waren: „Ich bin nicht genug“, „Ich bin es nicht wert“, „Das schaffe ich nicht.“ Lange hatte ich keine Ahnung davon, wie stark diese Überzeugungen mich beeinflussten. Erst als ich begann, dies zu hinterfragen, wurde mir allmählich klar, dass ich mich durch diese Gedanken in einer selbstgewählten Opferrolle gefangen hielt.

Unbewusst hatte ich schon als Kind von meiner Mutter gelernt, dass wir die „Opfer“ der Trennung waren. Die ständige Sorge, die sie umtrieb, übernahm ich; Sorgen waren für mich selbstverständlich. In der Kindheit lernen wir von den Eltern, und wenn nicht von ihnen, von wem dann? Später verstärken Einflüsse aus der Gesellschaft, wie Nachrichten und Social Media, solche Überzeugungen. Für mich war es Jahrzehnte lang normal, das Leben als eine Reihe von Kämpfen zu betrachten. Immer war da die Überzeugung: „Ich muss um alles kämpfen“ – sei es um Geld, Aufmerksamkeit oder Liebe. Auch mein Großvater, der den Krieg erlebt hatte, lebte diese Haltung vor. Ohne es zu merken, formten sich aus all diesen Erfahrungen die Überzeugungen, dass ich für alles im Leben kämpfen müsse, dass mir nichts leicht in den Schoß fallen würde. Doch heute weiß ich, dass das auch anders sein könnte.

Mein Bruder war anders als ich – immer zielstrebig, eigenständig und, wie ich damals glaubte, egoistisch. Doch heute weiß ich, dass er einfach für sich selbst sorgte. Diese Stärke, die er mir früher zeigen wollte, habe ich damals nicht annehmen wollen, zu sehr war ich davon überzeugt, dass das Leiden mein Schicksal sei. Heute bin ich ihm dafür unendlich dankbar und habe verstanden, dass es egal ist, wann man aufwacht – wichtig ist nur, dass man es tut.

Mein immer wiederkehrendes Gedankenkreisen ließ mich lange nicht los; ich konnte es kaum stoppen und regte mich wegen jeder Kleinigkeit auf. Auch neigte ich dazu, über andere herzuziehen, zu urteilen und Menschen in Schubladen zu stecken. Erst heute weiß ich, dass das alles nur Projektionen meiner eigenen Selbstzweifel waren. Der Kampf in meinem Kopf hat aufgehört, das Gedankenkarussell steht still. Ich weiß heute: Ich bin genug, ich bin es wert, und ich muss nicht mehr kämpfen. Ich trage allein die Verantwortung für meine Gedanken und was ich aus ihnen mache. Gedanken sind nur Gedanken, nicht mehr und nicht weniger.

Eine weitere Erkenntnis kam mir über meine verstorbene Mutter, eine prägende Erinnerung. Es war ein Morgen, ich stand gedankenverloren vor dem Spiegel, als plötzlich die Einsicht wie ein Blitz in meinen Kopf fuhr. Jahrelang hatte ich unbewusst geglaubt, dass ich das Ebenbild meiner Mutter werden müsse – verbittert, misstrauisch und von der Last des Lebens gezeichnet. Doch genau in diesem Moment erkannte ich, dass meine Gedanken nur meine Gedanken sind, und dass ich nichts „muss“. Ich war frei, und eine Leichtigkeit breitete sich in mir aus. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich niemandem mehr etwas beweisen musste – am allerwenigsten mir selbst. Nur ich kann entscheiden, wie meine Gedanken mein Leben beeinflussen. Heute wähle ich meine Gedanken bewusst und weiß, dass sie Realität formen können.

Wenn wir ehrlich sind, machen wir uns meist Gedanken, wenn es um Sorgen, Probleme und Ängste geht. Jeder von uns hat täglich unzählige Gedanken, die meisten davon unbewusst, und dennoch beeinflussen sie auf subtile Weise unser Leben. Wir grübeln über mögliche Lösungen nach – ob das produktiv ist oder nicht. Es ist völlig normal, doch manchmal kann das Nachdenken fast obsessiv werden. In der Vergangenheit fiel es mir schwer, an etwas anderes zu denken, wenn ich intensiv über ein Thema nachgedacht hatte. Ich hatte den produktiven Bereich längst verlassen.

Im Buddhismus und in der westlichen Psychologie wird das Loslassen und Akzeptieren als förderlich gesehen. Eine interessante Studie aus dem Jahr 2007 hat gezeigt, wie Achtsamkeit auf neuronaler Ebene wirkt: Das Gehirn nutzt verschiedene Netzwerke, um mit der Welt umzugehen. Das erste Netzwerk, das „Default-Network“, ist aktiv, wenn um uns herum wenig passiert; es lässt uns über uns selbst, die Zukunft und die Vergangenheit nachdenken. Es ist auch verantwortlich für Tagträume und beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen. Das zweite Netzwerk, das „Direct Experience Network“, sorgt dafür, dass wir Erlebnisse direkt und unmittelbar wahrnehmen. Wenn es aktiv ist, denken wir nicht über Vergangenes oder Zukünftiges nach, sondern nehmen das Hier und Jetzt in seiner ganzen Fülle wahr. Diese beiden Netzwerke arbeiten entgegengesetzt.

Ich lernte unbewusst, mich mehr auf das Direct Experience Network zu konzentrieren – bewusster im Moment zu leben, anstatt in der Vergangenheit zu verweilen. Ich begann, mein Leben und meine Erfahrungen nicht mehr zu verurteilen, sondern damit abzuschließen. Ich machte mich daran, alles genau zu durchleuchten: jede Erfahrung, jede Person, jede Erinnerung. Es war anstrengend, und ich musste mich meinen Ängsten stellen, doch genau diese Ängste trieben mich an, einen neuen Weg einzuschlagen.

Veränderungen sind nicht leicht für mich, doch ich wusste, dass sie nötig waren. Gedanken können grausam und schmerzhaft sein, aber auch wunderschön. Indem ich bewusster auf meine Gedanken achtete, zog ich mich für eine Zeit zurück, um den Schmerz zu verarbeiten und gleichzeitig die Freude auf das Kommende zu spüren. Mit jedem Tag wurden die Gedanken leichter; die Schwere verflog allmählich. Ich lernte, sie zu verstehen, ging tiefer in sie hinein. Diese Reise in die Tiefe veränderte mich. Ohne es zunächst zu merken, fühlte ich heute deutlich, dass ich nicht nur zu denken, sondern auch zu fühlen gelernt hatte.

Unsere Gedanken wandern oft in die Vergangenheit, die Zukunft oder zu Dingen, die weit entfernt sind. Doch meine Gefühle und Emotionen sind immer im Hier und Jetzt. Mit jedem bewussten Moment wurde ich freier von äußeren Umständen und den Handlungen anderer Menschen. Indem ich lernte, zu fühlen statt zu denken oder automatisch zu reagieren, wurde ich akzeptierender und mitfühlender – vor allem mir selbst gegenüber. Ich lauschte in mich hinein, und dadurch auch besser auf andere. Es war ein wahres Ankommen in meinem Körper, meinem Geist und im Hier und Jetzt – Fühlen statt Grübeln, Fühlen statt Ausagieren.

Die Macht unserer Gedanken – besonders der Negativen – sollte nicht unterschätzt werden. Jeder Gedanke löst eine Kettenreaktion aus, die entweder positive oder negative Auswirkungen haben kann. Positive Gedanken können uns beflügeln und voranbringen, während negative uns oft behindern und uns davon abhalten, wirklich glücklich zu sein.

Mit diesen Erkenntnissen ging mein innerer Kritiker, Mr. Blabla (zu ihm später mehr) in den Ruhestand. Er hatte die Lust verloren, gegen die neuen Gedanken anzukämpfen, hatte keine Lust mehr auf das ganze Hinterfragen, das Verstehen wollen.

Laut Wikipedia ist ein Gedanke das, was gedacht wurde oder das Denken an etwas; er kann eine Meinung, eine Ansicht, eine Idee oder ein Einfall sein. Gedanken sind also Grundkomponenten des Denkens. Alles, was wir denken, beeinflusst maßgeblich, wie wir uns fühlen und wie wir handeln, denn Gedanken lösen elektrische und chemische Impulse im Gehirn aus. Diese elektrischen Impulse können als Kräfte wirken. Wenn wir uns unserer Gedanken bewusst werden und deren Ursprung verstehen, können wir lernen, sie zu lenken und Veränderungen herbeizuführen. Doch oft beachten wir unsere Gedanken nur wenig und richten unsere Aufmerksamkeit eher auf die daraus resultierenden Gefühle. Dabei sollten wir erkennen, dass eine Veränderung der Gedanken auch eine Veränderung unserer Gefühle bewirken kann.

In unserer modernen Gesellschaft sind wir tagtäglich vielen negativen Informationen ausgesetzt, die uns oft nicht zur Ruhe kommen lassen. Lenken wir aber unseren Fokus bewusst auf die schönen Dinge und Momente des Lebens, finden wir leichter wieder zu innerer Ruhe. Eine wichtige Realität dabei ist: Gedanken kommen und gehen, ohne dass wir ihre Entstehung bewusst steuern können. Oft schenken wir diesen flüchtigen Gedanken wenig Beachtung. Wenn wir jedoch anfangen, uns zu viele Gedanken zu machen – ein Phänomen, das heute oft als „Overthinking“ bezeichnet wird – können Unsicherheiten, Ängste oder Perfektionismus verstärkt werden. Das führt häufig zu einem gedanklichen Karussell, einem wiederholten, unproduktiven Nachdenken ohne Ergebnis.

Im Gegensatz zu produktivem Nachdenken ist Overthinking ein destruktives Gedankenmuster. Das ziellose Grübeln über Probleme, ohne eine Lösung zu finden, führt langfristig zu Selbstzweifeln und vermindertem Wohlbefinden. Die Forschung zeigt: Wenn wir zu lange in Gedankenkarussellen verharren, stärken wir unsere Unsicherheiten und Ängste und verderben uns die Stimmung. Manchmal scheint das Overthinking ein Versuch zu sein, Kontrolle über Situationen zu gewinnen – in der Hoffnung, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Doch diese Art des Denkens ist selten produktiv und endet oft ohne Lösung.

Indem wir uns bewusst machen, dass spontane Gedanken kommen und gehen, können wir einen anderen Umgang mit ihnen finden. Es ist hilfreich, zu erkennen, dass wir entscheiden, wie wir mit diesen Gedanken umgehen. Bringen uns die Gedanken nicht weiter, ist es am besten, sie loszulassen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Auch wenn das Gehirn nicht abschalten kann, kommen und gehen die meisten Gedanken von allein. Wenn wir uns in bestimmten Gedanken verlieren, sollten wir innehalten, sie bewusst betrachten, annehmen und uns sagen: „Schön, dass du da bist.“ Dann ist es Zeit, den Gedanken ziehen zu lassen. Denn Gedanken bleiben nur Gedanken, und es liegt an uns, was wir aus ihnen machen.

„Gedanken und Gefühle sind wie Wolken. Sie kommen und sie gehen. Nimm sie wahr und lass sie vorüberziehen. Halt sie nicht fest!“

Glaubenssätze

Am Anfang hatte ich keine Vorstellung davon, was Glaubenssätze eigentlich sind. „Glaubenssätze? Was soll das? Ich habe doch keine!“ Doch – und zwar eine Menge: „Ich bin nicht gut genug,“ „Ich bin es nicht wert,“ „Das schaffe ich sowieso nicht,“ oder „Ich muss für alles kämpfen.“ Diese Sätze begleiteten mich durch all die Jahre. Negative Glaubenssätze haben eine gewaltige Macht, die uns oft daran hindern, erfolgreich und glücklich zu sein. Unbewusst glaubte ich an sie und ließ sie mein Handeln beeinflussen, obwohl sie nichts mit der Realität zu tun haben. Es sind keine Tatsachen, die ich als gegeben hinnehmen muss, sondern erlernte Überzeugungen, oft tief in meiner Kindheit verwurzelt. Geprägt durch das Verhalten meiner Eltern, Großeltern, Partner oder anderer wichtiger Menschen, entwickelten sich diese Überzeugungen und zogen mich in einen Teufelskreis der selbsterfüllenden Prophezeiung. Erst durch eine grundlegende Veränderung meiner Denkweise konnte ich diesen Kreis durchbrechen. Es war ein schwieriger, aber notwendiger Weg.

Ich habe erkannt, dass es wahr ist: Egal, was ich glaube, ich finde immer eine Bestätigung dafür, die diese Einstellung stützt. Negative Glaubenssätze sind wie Bremsklötze – sie hemmen das Handeln, blockieren den Erfolg und nagen am Selbstwert. Sie vermitteln eine falsche Sicherheit, indem sie die Lebenswelt scheinbar vereinfachen und vor Enttäuschungen „schützen“. Doch ihre tückische Kraft kann sie zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung machen. Negative Erfahrungen verstärken die bestehenden Erwartungen und prägen das Bild, das wir von uns und der Welt haben.

Besonders die Glaubenssätze „Ich bin nicht gut genug“ und „Ich bin es nicht wert“ stammen aus der Beziehung zu meinem Vater. Nie habe ich von ihm Sätze wie „Du bist toll,“ „Du bist großartig,“ oder „Du bist wunderbar“ gehört. Auch wenn ich versuchte, all seine Erwartungen zu erfüllen, scheiterte ich, weil es unmöglich ist, alles perfekt zu machen. So festigten sich diese negativen Glaubenssätze tief in meinem Unterbewusstsein. Ich glaubte, immer die Beste sein zu müssen, alle Aufgaben makellos zu meistern. Doch als ich das nicht konnte, kam das Gefühl, nicht gut genug zu sein, immer wieder auf. Ein Satz, den ich kürzlich las, hat mich jedoch nachdenklich gemacht: „Ich bin nicht das, was ich denke.“ Anfangs ignorierte ich ihn, doch etwas in mir behielt ihn, und nach einigen Tagen begann ich zu verstehen.

Ich stellte mir Fragen: Woher kamen diese Glaubenssätze? Was hielt mich davon ab, anders zu denken? Dabei tauchte „Mr. Blabla“ auf – der innere Kritiker, der immer wieder aufzählte, warum ich nicht genug bin. Als er seine Liste endlich beendet hatte, erkannte ich, dass all diese Überzeugungen lediglich meine Gedanken waren – nichts weiter. Niemand sonst hat das Recht, festzulegen, ob ich genug bin oder nicht. Nur ich kann das entscheiden. Es war ein tiefgreifender Moment, der viel in mir veränderte. Ich beschloss, dass ich gut genug bin und es wert bin, geliebt zu werden, auch wenn nicht alle Glaubenssätze von heute auf morgen verschwanden.

Ich musste lernen, nicht schlecht über mich zu denken oder zu reden – selbst nicht im Scherz, denn das Gehirn kann nicht unterscheiden, ob es ernst gemeint ist oder nicht. Früher ärgerte ich mich über Missgeschicke und machte mich dabei selbst klein, ohne es zu merken. Heute gehe ich anders mit mir um. Wenn etwas schiefläuft, lache ich und erinnere mich daran, dass auch ich Fehler machen darf – so wie jeder andere Mensch auch. Diese Erkenntnis war ein wichtiger Schritt.

Mit der Zeit habe ich gelernt, dass jeder Mensch gut genug ist – auf seine ganz eigene Weise. Und wenn jemand der Meinung ist, dass ich nicht genug für ihn bin, ist das seine Sicht, nicht meine. Die negativen Glaubenssätze, die mich früher fest im Griff hatten, sind heute keine Fakten mehr. Ich bin gut genug, mit all meinen Stärken und Schwächen. Und genau das macht mich aus. Heute weiß ich, dass niemand – außer mir – festlegen kann, ob ich genug bin oder es wert bin, geliebt zu werden.

Ein weiterer, tief verwurzelter Glaubenssatz, der mir im Laufe meiner Reise ins Bewusstsein kam, lautete: „Ich darf nicht glücklicher sein als Mama.“ Als dieser Satz in mir auftauchte, war ich ehrlich gesagt erschrocken. Nie hätte ich gedacht, dass ich so etwas in mir trage. Es ist auch nicht so, dass ich regelmäßig bewusst in mich gehe und all diese Dinge ans Licht hole – vieles kommt einfach im Alltag hoch, bei den unscheinbarsten Momenten.

Dieser spezielle Moment kam, als ich beim Mittagessen mit einer Kollegin und Freundin über das Buch sprach, das ich gerade zu schreiben begonnen hatte, über die Themen, die mich bewegen. Mitten in meiner Erzählung tauchte plötzlich dieser Satz in meinem Bewusstsein auf, und ich fühlte, wie Tränen aufstiegen. „Ich darf nicht glücklicher sein als Mama.“

In den folgenden Tagen setzte ich mich intensiv mit diesem Satz auseinander, spürte nach, woher er kommen könnte, und begann, in meine Kindheit zurückzureisen. Die Scheidung meiner Eltern und die vielen Ängste und Sorgen meiner Mutter prägten meine frühen Jahre. Sie war alleinerziehend, in einer Zeit, in der das kaum akzeptiert war. Mein Vater hatte sich nach der Trennung auch emotional und finanziell zurückgezogen. So war meine Mutter allein für uns Kinder verantwortlich – jung und mit wenig Unterstützung. Damals sah ich sie selten wirklich glücklich. Stattdessen war sie oft voller Sorge, ständig in Anspannung, was als Nächstes passieren würde.

Unbewusst habe ich wohl irgendwann beschlossen, dass ich nicht glücklicher sein darf als sie. Sie konnte nicht glücklich sein, also glaubte ich, ich dürfe es auch nicht. Vielleicht dachte ich, wenn sie keine Freude erleben konnte, dann hätte ich es auch nicht verdient. Es war fast, als hätte ich ihre Rolle übernommen. Tief in meinem Unterbewusstsein verankerte sich dieser Glaubenssatz, und ich fand mich immer wieder in Situationen, in denen ich mir Glück selbst verbot.

Monatelang kaute ich auf diesem Glaubenssatz herum. Es war, als würde ich versuchen, ihn wie einen zähen Kaugummi zu durchdringen. Schließlich stellte ich mir die Frage, ob er überhaupt wahr ist. Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr zweifelte ich daran. Würde meine Mutter wirklich wollen, dass ich niemals glücklicher bin als sie? Ganz sicher nicht. Es wäre das Letzte, was sie wollte. Sie wünschte uns Kindern immer das Beste, auch wenn es ihr selbst oft nicht vergönnt war, glücklich zu sein.

Heute bin ich mir sicher: Sie hätte mir Glück von Herzen gegönnt. Sie hätte gewollt, dass ich mein Leben nach meinen eigenen Wünschen lebe, frei von ihren Sorgen und Ängsten. Mit dieser Erkenntnis begann ich, diesen Glaubenssatz loszulassen. Ich verstand, dass ich das Recht habe, glücklich zu sein – so wie jeder Mensch es hat. Meine Mutter lebte ihr Leben; ich lebe meines.

Wenn ich heute an sie denke, weiß ich, dass sie nichts anderes für mich wollte, als dass ich frei und glücklich lebe. Diese Einsicht hat mir geholfen, Schritt für Schritt meinen Weg zu meinem eigenen Glück zu finden, frei von den Beschränkungen, die ich mir selbst gesetzt hatte.

Durch mein Bewusstsein für meine Glaubenssätze habe ich vieles verstanden – warum in meinem Leben bestimmte Dinge passiert sind und welchen Einfluss ich selbst darauf hatte. Ich habe meinen roten Faden entdeckt und erkannt, dass ich durch meine Gedanken und negativen Glaubenssätze mein Leben in eine bestimmte Richtung gelenkt habe. Diese Erkenntnis ermöglichte es mir, die Glaubenssätze zu hinterfragen und in positive Überzeugungen umzuwandeln.