Ich unterwerfe mich - aus Liebe zu Dir! Erotischer SM-Roman - Ricarda Amato - E-Book

Ich unterwerfe mich - aus Liebe zu Dir! Erotischer SM-Roman E-Book

Ricarda Amato

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 204 Taschenbuchseiten ... Endlich wieder frei! Jan schwört sich: nie wieder ins Gefängnis! Da kommt ihm das Angebot der scharfen Jana gerade recht, die ihm Arbeit und Wohnung verschafft. Doch er hat die Rechnung ohne seinen Rivalen Colin gemacht. Der nimmt Jana eiskalt als Druckmittel, um Jan dazu zu bringen, einen illegalen Job zu übernehmen. Colin droht, Jana zu zwingen, die gierigen Wünsche seiner ganzen Gang zu befriedigen, wenn Jan nicht mitmacht. Kann Jan Jana aus den Fängen von Colins geilen Männern befreien? Und wie weit ist Jana bereit, zu gehen, um Jan vor dem Gefängnis zu bewahren? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

Ich unterwerfe mich - aus Liebe zu Dir! Erotischer SM-Roman

von Ricarda Amato

 

Ricarda Amato, eine rassige Halbitalienerin, wohnt im südhessischen Odenwald, wo sie neben Arbeit, Familie und Hunden erotische Kurzgeschichten schreibt. In diesen erzählt sie mit immer neuen Protagonisten ihre sexuellen Fantasien und Erlebnisse – verpackt in alltägliche Situationen, sodass sie immer und überall passieren könnten.Lesen Sie ihre lebendig geschriebenen Geschichten und entscheiden Sie selbst, was Wirklichkeit sein könnte und was Fantasie ist …

 

Lektorat: Claudia Rees

 

 

Originalausgabe

© 2024 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © wisky @ 123RF.com © deniskalinichenko @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783756146994

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

Unschlüssig drehte Jan Petersen den Umschlag in den Händen. Sollte er ihn gleich öffnen? Auf diese Briefe wartete er immer ungeduldig und freute sich jedes Mal darauf, sie zu lesen. Doch dies würde er gerne allein tun und nicht unter den neugierigen Augen seines Zellengenossen. Aber das war nicht möglich, denn Jan war hier nie allein. So wie jeden Tag der vergangenen drei Jahre, die er hier mit Karl in dieser Zelle verbracht hatte.

Noch einmal drehte JP, wie er von den anderen Insassen in der JVA genannt wurde, das Kuvert in seinen Händen. Dabei stieg ihm ein Hauch des Geruches entgegen, mit dem alle Schreiben seiner Brieffreundin behaftet waren. JP kam dieser Geruch bekannt vor, jedoch konnte er nicht zuordnen, woher.

»Na, nun mach ihn schon auf!« Laut polterte sein Zellengenosse Karl von der anderen Seite des Raumes.

»Und lies ja alles laut, was deine Kleine schreibt«, setzte dieser noch drohend hinzu.

Karl lag auf seinem Bett, den kahlen Kopf aufgestützt und starrte herüber. Wie schon so oft wünschte sich JP, dass er in solchen Fällen einen Rückzugsort hätte. Einen Platz, wo er allein sein konnte und nicht dauernd Karls lauernden Blicken ausgesetzt war.

»Sie ist nicht meine Kleine«, wehrte JP ab.

Eigentlich wollte er diese an ihn gerichteten Worte nicht mit Karl teilen, obwohl die Briefe eher allgemein gehalten waren. Doch er würde nicht mit Karl streiten.

Karl war ein Hüne! Breit wie ein Schrank, mit einem Genick wie ein Stier und einem richtig fiesen Charakter. Doch JP mochte er und ließ ihn in Ruhe. Im Laufe der Jahre hatte JP erfahren, dass Karl schon viele Male eingefahren war. Dieses Mal waren es Schutzgelder gewesen, die er im Auftrag von irgendwelchen Mafiabossen eingetrieben hatte. JP wusste, dass Karl seine Finger überall im Spiel hatte und immer bekam, was er wollte! Und nun wollte Karl wissen, was JPs Briefbekanntschaft geschrieben hatte.

Bisher war JP gut mit Karl ausgekommen und das, ohne sich seinen Launen unterordnen zu müssen. In einem Monat würde JP entlassen werden und er würde sich hüten, es sich jetzt noch mit Karl zu verderben.

JP hatte Autos gestohlen. Auf Bestellung und nur die bes­ten Marken. Bis er verpfiffen wurde, damit ein anderer sein Gebiet übernehmen konnte. Einer, der eine geringere Prämie verlangte als er. Ahnungslos war er in die Falle getappt und wurde prompt auf frischer Tat geschnappt. Es folgte das übliche Prozedere mit U-Haft und dann hatte ihn das Gericht zu drei Jahren Haft verurteilt. Diese waren nun fast vorbei und die Freiheit in greifbare Nähe gerückt. Doch was sollte er draußen anfangen? Diese Frage stellte er sich oft in der Nacht, wenn er wach lag und Karl laut dröhnend schnarchte.

Als Baby wurde er in einem Waisenhaus abgegeben. Dann war er bei einer Pflegefamilie aufgewachsen, in der Streitereien an der Tagesordnung gewesen waren – und schließlich war er an die falschen Freunde geraten. Diese hatten schnell bemerkt, dass Jan ein besonderes Talent hatte. Er war so technikbesessen, dass es für ihn ein Leichtes war, hochmoderne Autos aufzubrechen und zu stehlen. Für ihn war es zu einem lukrativen Geschäft geworden. Es war eine saubere, schnelle Arbeit und die Anerkennung seiner Freunde war ihm sicher.

Doch es waren die gleichen Freunde, die ihn dann nach seiner Verhaftung fallen ließen, wie eine heiße Kartoffel. Auch seine damalige Freundin, die sich bis auf den heutigen Tag nicht mehr bei ihm gemeldet hatte, gehörte dazu. Mit denen wollte er auf keinen Fall wieder etwas zu tun haben!

Dann, vor gut einem Jahr, hatte die Gefängnisverwaltung ein Projekt ins Leben gerufen. Bei diesem Projekt konnten ausgewählte Strafgefangene per Annonce Briefbekanntschaften schließen und sich damit die Wiedereingliederung in die Gesellschaft etwas erleichtern. Da JP auf keinen Fall wieder in seine alten Kreise zurückwollte, hatte er sich sofort für dieses Projekt gemeldet. Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis er dann den ersten Brief von draußen in den Händen hielt.

Jana Becker stand als Absender auf dem Kuvert und dieser Vorname ließ ihn lächeln. Jan und Jana – was für ein Zufall, hatte er damals gedacht. Dann folgte eine Adresse, die er nicht kannte. Irgendein Vorort wahrscheinlich, denn die Postleitzahl begann mit den gleichen Ziffern wie die der JVA. In der ersten Zeit hatte JP noch geglaubt, dass es ihm nicht wichtig sei, ob die Briefe kamen oder nicht. Doch bereits nach kurzer Zeit fand er Gefallen daran und freute sich darauf. Die monatlichen Briefe dieser Frau fesselten ihn. Nahmen ihn mit nach draußen. Zurück ins Leben, von dem er hier nicht viel mitbekam. Sie schrieb so lebendig, so ausführlich, dass sich ihre Beschreibungen des Lebens vor den hohen Gefängnismauern wie ein Spaziergang in Freiheit anfühlten.

JP blickte wieder einmal auf das kleine Bild, das er mit einem der ersten Briefe erhalten hatte. Mittlerweile war es abgegriffen und etwas zerknittert, doch er wusste genau, was darauf zu sehen war. Es zeigte eine junge Frau in einer blauen Latzhose und einer bunten Schirmmütze. Diese saß schief auf kurzen, schwarzen Kraushaaren und selbst auf dem schlechten Foto konnte JP die dunkle Hautfarbe von Jana Becker erkennen. Ein herzliches Lächeln umspielte ihre vollen Lippen, die in JP sofort den Wunsch geweckt hatten, die junge Frau zu küssen. Und noch so einiges mehr mit ihr zu tun …

So war es auch heute. Sobald er an Jana dachte, regte sich sein Glied in der derben Gefängnishose und sein Herz schlug schneller vor Erregung. Er schob diese Gefühle auf die lange Zeit ohne Frau. Selbstbefriedigung hatte ihm noch nie viel Erleichterung verschafft. Es war einfach nicht so erfüllend, als wenn er mit einer Frau schlafen würde. Und hier, mit Karl in einer Zelle, wagte er es nur in tiefster Nacht.

Schon waren seine Gedanken wieder bei Jana. Doch eisern widerstand er der verlockenden Versuchung sich vorzustellen, wie eng und feucht ihre Spalte wohl war. Denn Karl lag immer noch wartend auf seinem Bett und starrte ihn an.

Manchmal hatte JP das Gefühl, dass der riesige Russe Gedanken lesen konnte, und er wollte ihm nicht zeigen, wie scharf er auf die junge Frau war.

»Nun lies schon!« Karls Stimme klang ungeduldig und riss ihn aus seinen Überlegungen.

Innerlich seufzend begann JP zu lesen und wünschte sich endlich mal wieder, ganz alleine zu sein.

Kapitel 2

Mit einem lauten metallischen Knacken schloss sich das automatische Tor hinter JP und er stand auf dem Gehweg. Es war ein ungemütlicher Herbsttag, nass und windig. Aber das war ihm egal. Er war frei! Seine Haftstrafe war abgesessen und er war ein freier Mann. Dieses euphorische Gefühl würde er sich von schlechtem Wetter nicht vermiesen lassen.

Suchend blickte er die Straße hinunter und schlug den Kragen seiner Jacke als Schutz vor dem kalten Wind hoch. Hatte Jana ihn vergessen? Oder wollte sie ihn nicht sehen? Ganz langsam schlich sich bitterer Zweifel in sein Herz. Vielleicht hatte er in dieser Briefbekanntschaft mehr gesehen, als es tatsächlich war. Hatte sie ihn deshalb nie besucht? Weil sie eigentlich nichts mit ihm zu tun haben wollte?

JP zwang sich förmlich dazu, an Janas letzten Brief vor wenigen Tagen zu denken. In diesem hatte sie JP gefragt, ob sie sich nach seiner Entlassung persönlich kennenlernen könnten. Sie wollte ganz genau wissen, an welchem Tag und um wie viel Uhr er entlassen würde. So etwas hatte sie bestimmt nicht gefragt, um ihn dann zu versetzen! Das sagte er sich immer wieder, während er im kalten Herbstwind stand und wartete.

Natürlich hatte JP ihr sofort zugesichert, dass sie sich gleich nach seiner Entlassung sehen könnten. Karl, der ihm beim Schreiben wie ein Schullehrer über die Schulter sah, quälte ihn von da an mit seinen anzüglichen Bemerkungen.

Durchficken sollte er sie. Am besten gleich beim ersten Treffen. Und er sollte ihm ganz genau schreiben, wie es war. Ob sie eng war und nass. Oder eher abgeneigt. Davon sollte sich JP nicht abhalten lassen. Frauen würden immer Nein sagen und dabei doch Ja meinen, war Karls letzter Tipp gewesen.

Da stand JP bereits im Gang vor der Zelle, in der er drei Jahre lang gelebt hatte, und hob nur noch die Hand zur Verabschiedung. Karl hatte ihn vorher schon in die kräftigen Arme genommen und gedrückt. Als die Zellentür noch zu war und ihn niemand sehen konnte. JP wusste, Karl wollte sich keine Blöße geben und doch drückte er ihn so fest, dass JP fast die Luft weggeblieben war.

»Du erinnerst mich an meinen kleinen Bruder. Das wollte ich dir schon lange sagen«, hatte Karl leise geflüstert und dann geschwiegen.

Für einen Moment hatte JP das Gefühl, Karls Stimme würde vor Rührung schwanken und in seinen graublauen Augen würden Tränen schwimmen. Doch dann war dieser wieder so ruppig wie immer und pöbelte laut eine Ansammlung von russischen Worten, die garantiert wüste Schimpfwörter waren.

Kapitel 3

Das war vor einer Stunde gewesen und nun, da auch die Formalitäten geregelt waren, stand JP etwas verloren vor diesem riesigen Stahltor. Er blickte noch einmal auf seine Uhr. Er war fünf Minuten zu früh rausgekommen, stellte er fest und übte sich in Geduld.

Jana würde schon kommen. Daran glaubte er ganz fest. Erneut blickte er die belebte Straße hinab und dann sah er sie! Diese bunte Schirmmütze, schief über einem Ohr sitzend – und die schwarzen Locken darunter, das erkannte JP sofort. Es war Jana! Sie kam zu Fuß auf ihn zu und winkte.

»Hallo! Bist du JP?«

Sie rief es heiter, noch einige Meter von ihm entfernt.

Dann stand sie dicht vor ihm. Ihre tiefbraunen Augen strahlten ihn so erfreut an, dass JP nur nicken konnte. Irgendwie wollte seine Stimme nicht so, wie er wollte. So blickte er seine Brieffreundin im ersten Moment nur schweigend an. So sieht sie also in echt aus, dachte sich JP und fand sie noch hübscher als auf dem etwas unscharfen Foto. Ihre Haut war dunkel - wie Kaffee, mit ein klein wenig Milch und wirkte samtweich. Mund und Nase waren etwas zu breit für ihr kleines Gesicht, doch dafür war ihr Lachen umso strahlender.

»Hallo«, kam es etwas krächzend über JPs Lippen. Seine Stimme wollte ihn urplötzlich nicht mehr gehorchen.

»Bin ich zu spät? Ich hoffe, du stehst noch nicht lange hier im Kalten. Nicht, dass du dich erkältet hast.« Janas Stimme klang besorgt.

»Ist schon okay. Es waren nur ein paar Minuten.« JP lächelte sie an. Sie sorgt sich um mich! Dieser Gedanke tat ihm gut und er genoss das Gefühl, umsorgt zu werden.

»Es ist heute aber echt ungemütlich. Komm, mein Auto steht da vorne um die Ecke. Ich wollte nicht direkt vorm Tor parken.«

Diese unbekümmert daher gesagten Worte fügten JP einen Stich zu. Warum hatte sie so weit weg geparkt? Wollte sie etwa nicht gesehen werden? War es ihr peinlich, dass sie einen Knackiabholte? Gut, okay – Ex Knacki heißt das jetzt, dachte er etwas erleichtert. Doch seine bitteren Gedanken in Sachen Jana blieben.

JPs Laune sank etwas, als er nach seiner Tasche griff und mit Jana in Richtung Straßenecke ging. Er hielt sich einen Schritt hinter ihr, während sie die Straßen entlanggingen. Sein Blick erfasste dabei ihre Figur und lenkte seine Gedanken von ihren Worten ab. Sie war um einiges kleiner als er. Mit einem großen, runden Hintern, über den die dunkelblaue Jeans recht knapp saß. Auch ihr Busen schien üppig zu sein, denn die dick gefütterte Jacke spannte genau an dieser Stelle.

Was sollen diese Gedanken?, fragte er sich dann. Sie wollte bestimmt nichts mit ihm anfangen. Sonst hätte sie ihn gleich mit dem Auto abgeholt und nicht erst einen Fußmarsch von einigen Hundert Metern eingeplant.

»Wir sind gleich da. Dann fahren wir erst einmal los und trinken gemeinsam eine gute Tasse Kaffee.«

Jana blickte an JP hoch und lächelte, während sie mit recht flotten Schritten die Straße entlangging. Schon bog sie um die Ecke und JPs Blick wanderte die Straße entlang. Welches Auto fuhr sie wohl, fragte er sich. Vielleicht den pinkfarbenen Kleinwagen gleich hier vorne? Das würde passen, das war so ein richtiges knuffiges Frauenauto. Nicht so eine dicke Karre, wie er sie früher auf Bestellung geklaut hatte.

Doch Jana ging an diesem kleinen Flitzer genauso vorbei wie an dem schwarzen Kombi, der gleich dahinter parkte. Nun stand nur noch ein Abschleppwagen am Straßenrand. Alt und verbeult, rostig, mit vielen Kampfspuren an den Radläufen und Stoßstangen. Genau vor diesem alten Gefährt stoppte Jana und zog einen riesigen Schlüsselbund aus der Handtasche. Jakob Becker, Kfz-Werkstatt und Abschleppdienst stand in goldfarbenen Lettern auf der ehemals dunkelblauen Tür.

Urplötzlich wusste JP, woher er den Geruch kannte, der all ihren Briefen anhaftete: Es war der Geruch einer Autowerkstatt! Abgase, Öl, Gummi – das ganze Potpourri der Gerüche, die bisher sein Leben bestimmt hatten.

In einem ihrer Briefe hatte Jana erwähnt, dass sie im Geschäft ihres Vaters arbeite, aber sie hatte nie erzählt, dass es eine Autowerkstatt war. Warum hatte sie das nicht erwähnt? Diese Frage drängte sich in diesem Moment JP geradezu auf.War es, weil er ein Autodieb war? Bestimmt! Wieder ein Punkt, der ihm zeigte, dass dies nichts von Dauer werden konnte. Seine Stimmung sank auf einen historischen Tiefpunkt und das spiegelte sich auf seinem Gesicht wider.

»Der TÜV ist schon seit Wochen abgelaufen. Da wollte ich nicht direkt vor der JVA parken.« Vielleicht ahnte Jana etwas von seiner Enttäuschung. Denn sie lächelte entschuldigend, als sie ihm die Beifahrertür aufschloss.

Nach dieser Aussage wurde für JP der ungemütliche, trübe Herbsttag wieder ein klein wenig heller und er bemühte sich, auch zu lächeln.

»Sie klemmt etwas«, erklärte Jana und öffnete ihm die Beifahrertür mit einem harten Ruck, damit er einsteigen konnte.

JP nahm sich vor, nicht mehr so pessimistisch zu sein und abzuwarten, was noch alles passieren würde. Auf jeden Fall war er in Freiheit und das war eine wesentliche Verbesserung seiner Situation. Schweigend setzte er sich auf die mit abgewetztem weinrotem Kunstleder überzogene Sitzbank und sah hinüber zu Jana. Die Fahrertür klemmte scheinbar noch schlimmer, denn hier musste Jana viel Kraft aufwenden, bis sich die Tür knarrend öffnete. Schwungvoll nahm sie neben ihm Platz und startete sofort den Motor.

»Jetzt nichts wie weg hier! Nicht, dass doch noch eine Politesse auftaucht.« Sie lachte frech fröhlich und dann setzte sich der alte Brummi in Bewegung.

Laut dröhnte der starke Dieselmotor dicht vor den beiden und machte eine Unterhaltung fast unmöglich. Für einen Moment zweifelte JP an Janas Fähigkeiten. Glaubte nicht, dass sie diesen Rostklumpen wieder heil aus der Stadt bringen würde. Doch er wurde eines Besseren belehrt. Jana fuhr den alten Abschlepper so souverän wie andere Frauen ihren Kleinwagen. Es war gerade so, als würde sie ihn täglich fahren.

»Hast du kein anderes Auto?« Etwas plump polterte JP diesen Satz heraus und für einen Moment blickte ihn Jana verwundert an.

»Nein«, antwortete sie zögernd und richtete ihren Blick wieder auf die Straße. »Sollte ich eins haben?« Etwas einsilbig, fast zögernd, fügte Jana dies noch hinzu und JP ärgerte sich über sich selbst.

Verdammt, was war nur los mit ihm? Es war doch egal, mit was für einem Auto sie ihn abgeholt hatte. Es zählte doch nur, dass sie ihn überhaupt abholte. Keiner seiner früheren Bekannten hatte sich in den drei Jahren gemeldet. Nicht einmal seine Freundin, die damals wenige Tage vor seiner Verhaftung wie vom Erdboden verschwand.

JP wurde damals schnell bewusst, dass er nie Freunde hatte. Alle, die er früher kannte, wollten nur seine Fähigkeit nutzen, jedes Auto knacken zu können. Diese kleine, dunkelhäutige Frau hinter dem riesigen Lenkrad des alten Lkws war die Einzige, die sich um ihn bemühte und er war gerade dabei, sie vor den Kopf zu stoßen.

»Nein, nein«, antwortete er schnell, um Schadensbegrenzung bemüht. »Ich dachte nur, dass dies ein seltsames Gefährt für eine junge Frau ist.«

Schon lächelte Jana wieder und die weichen, vollen Lippen erinnerten JP an Karls Worte. Fick sie gleich richtig durch … Doch ihr großer Mund ließ ein anderes Bild vor seinem inneren Auge entstehen. Ein Bild, das seinem Seelenfrieden nicht guttat.

Ob sie gut blasen kann, fragte er sich? Ihre Lippen sahen so weich und üppig aus und ihre Milchkaffeehaut wäre ein toller Kontrast zu seinem hellen Schwanz. Dieser regte sich bei dieser Vorstellung sofort in seiner Hose und machte ein bequemes Sitzen auf dem durchgesessenen Polster beinahe unmöglich. Jede Unebenheit in der Straße war fast ungemindert in der Fahrerkabine zu spüren und machte es noch schlimmer.

»Das ist mein Firmenwagen«, erwiderte Jana lachend. »Ich brauche kein anderes Auto. Doch das werde ich dir alles beim Kaffee erzählen. Gleich sind wir da.«

Tatsächlich stoppte Jana den dunkelblauen Rumpelkasten wenige Minuten später vor einer kleinen Gaststätte und machte den Motor aus. Sie sah JP aus ihren dunklen Augen an und lächelte. »Ich dachte, wir könnten hier eine Tasse Kaffee trinken und uns erst einmal unterhalten, bevor wir weiterfahren. Falls du überhaupt mitfahren willst …« Ihre Stimme wurde unsicher.

»Ich komm’ nicht mit rein.« JP war zwar ausgestiegen, jedoch bewegte er sich nicht vom Fleck. Jana, die schon eins, zwei Schritte vor ihm war, drehte sich um und sah ihn verwundert an. »Möchtest du lieber woanders hin? Das wäre schade, denn die machen hier echt einen guten Kaffee.«

JP trat von einem Fuß auf den anderen. Die ganze Situation war ihm äußerst unangenehm. Sein Blick wich dem ihren aus und er kratzte sich verlegen am Hals.

»Die paar Kröten, die ich habe, brauche ich für meine Unterkunft. Die kann ich nicht für einen Kaffee ausgeben!« Nachdem er dies fast wütend hervorgestoßen hatte, blickte er Jana widerspenstig an.

Jana verstand sofort. »Ich lade dich selbstverständlich ein! Sieh es als Willkommensgeschenk an. Oder als Bestechung. Und nun komm!«

Resolut nahm sie ihn an der Hand und zog ihn in Richtung Gaststätte. Zuerst sträubte er sich noch etwas, doch dann gab er auf. Es schien Jana sehr wichtig zu sein und wenn sie ihn aushalten wollte – dann bitte! Also folgte er ihr in die kleine Gaststätte und setzte sich auf die weich gepolsterte Eckbank.

Kapitel 4

Nach wenigen Minuten standen zwei dampfende Kaffee vor Jana und JP auf dem Tisch und gedankenverloren rührten beide in ihren Tassen. Keiner redete. Unsicher wanderten JPs Augen durch das kleine Lokal, bis sein Blick auf Janas Hände fiel und dort hängen blieb. In diesem Moment spürte Jana JPs Blick. Trotz ihrer Bemühungen mit Handwaschpaste und Seife fanden sich, wie fast immer, kleine schwarze Spuren von Schmieröl unter ihren Fingernägeln. Plötzlich schämte sich Jana ein wenig dafür. Schnell ließ sie den Löffel los und nahm die Hände vom Tisch. Krampfhaft suchte sie nach einem diplomatischen Anfang für ihr Gespräch, mit dem sie ihr Anliegen vorbringen wollte. Doch egal, was ihr einfiel, es erschien ihr unpassend. Hätte sie ihn gleich von Anfang an einweihen sollen? Ihre Mutter hatte sie vor dem ganzen Vorhaben gewarnt und ihr zu bedenken gegeben, dass sie diesen jungen Mann doch gar nicht kannte.

Doch Jana war davon überzeugt, dass JP vertrauenswürdig war. Warum sie sich so sicher war, konnte sie allerdings nicht erklären. Sie wusste nur, dass sie von seinem Aussehen überrascht war. Im Gegensatz zu ihm hatte sie ihn vorher noch nie gesehen. Noch nicht einmal auf einem Foto.

Sie fand, dass er wirklich gut aussah. Sein Gesicht wirkte offen, mit einem markanten Kinn und streichholzkurzen dunkelbraunen Haaren. Doch besonders angetan war sie von seinen Augen. Sie waren nicht ganz blau und nicht ganz grün. So ein Zwischending und unglaublich faszinierend für Jana.

Vielleicht wusste sie deshalb nicht, wie sie ihn in ihr Vorhaben einweihen sollte, und starrte minutenlang nur in ihre Tasse.

»Die machen wirklich einen guten Kaffee. Danke für die Einladung.«

Höflich bedankte sich JP und seine dunkle, warme Stimme machte Jana Mut.

»Gerne geschehen. Hast du dir schon überlegt, was du nun machen willst?« Irgendwann musste sie anfangen zu reden. Wie sonst sollte sie JP ihren Vorschlag unterbreiten? Doch scheinbar war es die falsche Frage gewesen, denn sofort verschränkte JP seine Arme abwehrend vor der Brust. Zu dieser Haltung passte auch seine argwöhnische Stimme, als er ihr antwortete.

»Wie meinst du das?«, fragte er skeptisch und misstrauisch zugleich.

»Nun, weißt du schon, wo du wohnen kannst?« Jana startete beherzt einen neuen Versuch.

»Nein!« Kurz und bündig antwortete JP mit harter Stimme. Mehr sagte er nicht und nippte erneut an seinem Kaffee. Jana zweifelte plötzlich an ihrem Vorhaben und schloss für einen Moment die Augen. JPs Stimme klang so eisig, dass Jana ernste Bedenken bekam. Sollte ihre Mutter recht behalten und sie würde sich hier in eine große Gefahr begeben.

Doch Jana hatte sich vorgenommen zu kämpfen. So schnell würde sie nicht aufgeben. Sie beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen und nicht lange um den heißen Brei herumzureden. »Jan.«

JP erschrak ein wenig. »Wie hast du mich genannt?« Sein Kopf ruckte hoch und er blitzte sie mit seinen blaugrünen Augen an. Jana zuckte vor der Intensität seines Blickes etwas zusammen. Jan Peterson, das war doch sein Name! Dieser Gedanke schoss ihr durch den Kopf, während sie seinem Blick standhielt.

»Jan. So heißt du doch? Oder soll ich lieber JP sagen?« Jana kam sich im ersten Moment von seinem brennenden Blick gemaßregelt vor. Ein kleiner Anflug von Furcht kroch aus der hintersten Ecke ihres Herzens und schnürte ihr die Luft ab.

Vielleicht war er doch nicht so harmlos, wie sie dachte… Immerhin kannte sie ihn nur aus seinen Briefen, aber konnte sie sich auf seine Angaben verlassen? Wer war in der Einschätzung seiner eigenen Person schon objektiv oder gar ehrlich?

»Mir wäre JP lieber. Jan klingt so ungewohnt. Ich habe ganz vergessen, dass dies mein richtiger Name ist.« Er lächelte etwas. »Jan ist während des Aufenthaltes im Knast auf der Strecke geblieben.« Sarkastisch fügte er noch hinzu und nahm noch einen Schluck Kaffee.

Jana sah das kleine Lächeln um seine festen Lippen und ihr Herzschlag beruhigte sich wieder. Offenbar war er wirklich nur überrascht gewesen, denn seine Stimme klang wieder ganz ruhig. Deshalb startete sie ihr Unterfangen erneut.

»Gut, dann nenne ich dich eben JP. Obwohl ich es von Anfang an witzig fand, dass sich unsere Vornamen so ähneln.« Sie lachte leise und fand, dass sich ihre Stimme dabei etwas albern anhörte. Etwas ernster fuhr sie fort, ohne auf eine Antwort von JP zu warten:

»Seit knapp einem halben Jahr betreibe ich die Werkstatt meines Vaters alleine und ich bräuchte dringend jemanden, der mir hilft. Mutter und ich schaffen die Arbeit nicht mehr. Es bleibt zu viel liegen und ich muss immer mehr Kunden absagen.«

Hier wurde sie von JP mit sarkastisch klingender Stimme unterbrochen. »Und da dachtest du, dass du dir mit einem ehemaligen Knacki eine billige Arbeitskraft holen könntest?«

Jana spürte, wie sich ihre Wangen röteten. Sie wusste nur noch nicht, ob aus Zorn oder aus Verlegenheit. Denn ein wenig hatte JP recht, aber nur ein wenig. Sie hatte gehofft, dass er froh wäre, ehrliche Arbeit zu haben und dafür etwas weniger verlangen würde! Einen regulären Lohn konnte sie nicht zahlen. Das warf ihre kleine Werkstatt nicht ab! Deshalb wollte sie ihm als Teil seines Lohnes Kost und Logis frei anbieten. Familienanschluss inbegriffen!

In ihren Vorstellungen hatte er ihren Vorschlag begeistert angenommen. Dankbar dafür, dass er eine reelle Chance auf einen Neuanfang geboten bekam. Seine spöttische Antwort war so ganz anders ausgefallen! Wollte er ihre Hilfe überhaupt?

Plötzlich überwog der Ärger in Jana und ihre Stimme wurde kalt und sehr reserviert.

»Wenn du kein Interesse an meinem Vorschlag hast, fahre ich dich gerne an den Ort deiner Wahl. Aber du solltest dir vielleicht erst einmal anhören, was ich dir anbiete.«

Während sie sprach, saß sie aufrecht, mit durchgedrücktem Rücken und kampfbereit vorgerecktem Kinn am Tisch. Die vollen Lippen enttäuscht zusammengepresst blickte sie JP an und wartete. Sie hatte nicht gedacht, dass es mit ihm so schwierig werden würde.

Kapitel 5

Dessen Blick fiel derweil auf Janas dunkelgrünen Pullover, der ihre üppige Oberweite umspannte und seine Augen magisch anzog. Jeder Blick auf ihre großzügigen Kurven erregte ihn. Brachte sein Glied dazu, steif zu werden, sodass er versuchte, nicht daran zu denken, wie es wäre, sie zu vögeln.

Seine scharfe Antwort von eben tat ihm leid. Was war nur in ihn gefahren? Man sollte die Hand, die einen füttern will, nicht beißen. Dieser Spruch kam ihm in den Sinn, als er an die vorhergegangene Situation dachte.

Falscher Stolz brachte ihn hier draußen nicht weiter. Außerdem, auf was war er denn überhaupt stolz? Dass er jedes Auto in Rekordzeit aufbrechen und zerlegen konnte? Darauf konnte er sich nun wirklich nichts einbilden. Denn dieses Können hatte ihn nur hinter Gitter gebracht. Er brauchte eine zweite Chance und so wie es aussah, bot sich hier gerade eine. Mit Autos kannte er sich wahrhaftig sehr gut aus, doch den Umgang mit seinen Mitmenschen schien er verlernt zu haben.

JP atmete tief aus, schluckte seinen bitteren Sarkasmus hinunter und senkte den Kopf. »Sorry Jana. Ich meinte das eben nicht so …«

Doch scheinbar hatte er mit seinen unbedachten Worten bereits großen Schaden angerichtet, denn Janas Blick blieb reserviert und kühl. Verdammt! War sie nun sauer? Nur weil ich mich etwas im Ton vergriffen habe? Okay, noch einen Versuch, dachte er sich und begann von Neuem.

»Was wolltest du mir denn vorschlagen? Ich würde mir dein Angebot gerne anhören.« JP bemühte sich, seine Stimme ganz weich klingen zu lassen, und hatte Erfolg.

Jana antwortete ihm tatsächlich: »Es stimmt, dass ich eine billige Arbeitskraft benötige. Aber dies war nicht der Grund, warum ich dir geschrieben habe. Das möchte ich auf jeden Fall klarstellen, bevor ich weiterrede. Meine Brieffreundschaft mit dir basierte einzig und allein auf dem Interesse an deiner Person!«

Zwar klang ihre Stimme immer noch etwas reserviert, doch ihre Augen hatten den gekränkten Ausdruck verloren. Schließlich redete sie weiter. »In der Werkstatt häufen sich die Aufträge und vielen Kunden musste ich schon absagen, weil ich die Arbeit allein nicht schaffe. Deshalb suche ich einen guten Mechaniker. Einen, der nicht nur Steuergeräte tauscht, sondern noch richtig reparieren kann. Einen, der mit dem gleichen Herzblut bei der Sache ist wie ich.« Sie machte eine Pause und nahm einen Schluck Kaffee.

»Ich könnte dir nicht so viel Lohn zahlen wie eine große Werkstatt. Dafür hättest du Kost und Logis frei. Du könntest in Omas kleine Einliegerwohnung einziehen und essen würdest du mit uns. Vielleicht denkst du nun, dass ich dich ausnutzen will, aber so ist es nicht.« Jana verstummte, lehnte sich wartend zurück und verschränkte ihre Arme vor den großen Brüsten.

Für einen Moment war JP sprachlos. Dieses Angebot war so unglaublich, dass er es nicht fassen konnte. Diese junge Frau bot ihm nicht nur eine Arbeit, sondern auch gleichzeitig eine Wohnung an. Und das, obwohl er sie vorhin so verbittert angegriffen hatte. Doch wie stand es mit ihren Eltern? Diese Frage drängte sich JP auf und er sprach seine Gedanken laut aus.

»Das Geschäft läuft doch auf deinen Vater. Ist er denn mit deinem Vorhaben einverstanden?«

Janas Gesicht wurde urplötzlich unter der natürlichen Bräune blass und in ihren Augen schwammen Tränen.

»Mein Vater ist tot. Er starb vor einem halben Jahr bei einem Arbeitsunfall.« Ihre Stimme erstarb und schnell suchte sie in ihrer Jackentasche nach einem Taschentuch.

Du Idiot, beschimpfte sich JP selbst in Gedanken. Konnte er seinen Mitmenschen nicht mehr zuhören? Sie hatte doch vorhin erwähnt, dass sie die Werkstatt alleine führt. Früher wäre ihm das nicht passiert. Da hatte er ganz genau zugehört, was die Leute um ihn herum sagten.

Trotz aller Bemühungen, es zu verbergen, zuckten Janas Schultern nun vor unterdrückten Tränen. Es tat ihm leid, was er mit seiner Achtlosigkeit angerichtet hatte. Um Jana zu trösten, rutschte er näher an sie heran, griff nach ihrer Hand und drückte sie etwas. Diese harmlose Berührung mit ihrer warmen Haut jagte ihm einen heißen Schauer der Erregung durch den Körper. Drei lange Jahre ohne Sex brachten ihn dazu, bei dem geringsten Kontakt zu Jana kurzatmig zu werden und einen Steifen zu bekommen.

»Das tut mir leid.« Mehr brachte er nicht über die Lippen und genoss das Gefühl ihrer Nähe.

»Er wurde auf der Autobahn von einem Lkw erfasst. Gerade als er in den Abschleppwagen steigen wollte …«

Erneut brach Janas Stimme und plötzlich neigte sie ihren Oberkörper zu ihm hinüber. Trost suchend legte sie ihren Kopf an seine Schulter und er spürte, wie ihr Körper vor unterdrückten Tränen bebte.

So traurig der Anlass dafür auch war, JPs Körper reagierte mit purer Erregung auf den Kontakt mit ihren großen weichen Brüsten. Etwas ungelenk legte er tröstend seine Arme um ihren zuckenden Oberkörper und hoffte, sie würde sich noch lange an ihn lehnen. Doch schon nach wenigen Augenblicken hatte sich Jana wieder gefasst und richtete sich auf. Entschlossen wischte sie sich mit dem zerknäulten Taschentuch über die Augen und setzte sich aufrecht hin.

»Möchtest du mein Angebot annehmen?« Noch klang ihre Stimme so dumpf, als hätte sie einen dicken Schnupfen und ihren schönen Augen sah man an, dass sie geweint hatte.

»Ja«, sagte JP knapp. Abzulehnen wäre gegen jede Vernunft. Obwohl sein Verlangen nach Jana mit jeder Sekunde, in der er sich in ihrer Nähe befand, wuchs und er nicht wusste, wie lange er widerstehen konnte.

Kapitel 6

Manchmal bedeutet Luxus, alltägliche Dinge für sich alleine zu haben. Das wurde JP deutlich bewusst, während das warme Wasser der Dusche den Schaum von seinem Körper spülte.

Ein eigenes Badezimmer! Nicht groß, aber für ihn alleine! Kein Zeitlimit, in dem er mit seiner Körperpflege fertig sein musste und ein Handtuch, flauschig, weich und duftend.

Die Unterkunft, von der Jana gesprochen hatte, war bis vor zwei Jahren die Wohnung ihrer Großmutter gewesen. Die Zimmer waren nicht groß, aber gemütlich eingerichtet und es gehörte eine kleine Küche und ein Bad dazu. Der große Ohrensessel mit dem Blumenmuster stand vermutlich immer noch so vor dem Fernseher im Wohnzimmer, wie ihn Janas Oma hingestellt hatte. Diesen Sessel hatte JP sofort zu seinem Lieblingsplatz auserkoren. Eine gut gekühlte Flasche alkoholfreies Bier in der Hand, setzte er sich in den bequemen Sessel und legte die langen Beine auf den dazugehörenden Hocker. Dann nahm er den ersten Schluck und ließ das lang entbehrte Getränk genießerisch die Kehle hinabrinnen.

Seine Gedanken gingen zurück zu den letzten Stunden und er dachte noch einmal über das Geschehene nach. Das gute Essen von vorhin war ein weiteres Highlight dieses Tages gewesen, obwohl ihn Janas Mutter dabei sehr skeptisch beobachtet hatte. JP konnte spüren, dass sie von der Idee ihrer Tochter nicht überzeugt war. Er verstand, warum sie ihm mit einem gesunden Misstrauen begegnete. Bestimmt sah sie in ihm eine Gefahr für ihre Tochter und höchstwahrscheinlich auch für sich. Was ja verständlich war. Denn weder sie noch Jana kannten ihn und von nun an würden sie ihn in nächster Nähe haben. Zu gerne hätte er ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen müsste. Er hatte nur Autos gestohlen und keine Gewaltverbrechen begangen. Außerdem war ein Rückfall das Letzte, was JP sich für seine Zukunft wünschte. Doch er schwieg, da er das Gefühl hatte, Janas Mutter würde ihm im Moment sowieso noch nicht glauben. So hatte er sich nur artig für das tolle Essen bedankt und mit gutem Appetit gegessen.

Nach dem Essen zeigte Jana ihm dann die Werkstatt, in der er von nun an mit ihr arbeiten sollte. Dazu führte sie ihn durch eine schmale Tür, die das Wohnhaus mit der Werkstatt verband. Sofort stieg JP der typische Geruch einer älteren Autowerkstatt in die Nase. Es war diese Mischung aus altem Öl, Gummi und nach Abgasen, die er nur zu gut kannte und der auch an ihren Briefen hing. JP liebte diesen Geruch. Erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er das Arbeiten mit Autos vermisst hatte. Mit geschlossenen Augen nahm er einen tiefen Atemzug. Dann blickte er sich um.

Es gab eine recht neue Hebebühne, eine Station für den Reifenwechsel und eine Grube, bedeckt mit dicken alten Bohlen. Verschiedene Spezialwerkzeuge hingen an den Wänden, ordentlich sortiert und manche sogar beschriftet.

Über der recht unordentlichen Werkbank entdeckte JP ein Bild. Die große, etwas verblasste Fotografie zeigte einen dunkelhäutigen Mann mit einem Kleinkind auf dem Arm und einen nagelneuen Abschleppwagen. Jakob und Benno stand im Halbkreis über dem Bild und JP blickte interessiert darauf. Das war doch der Abschlepper, der jetzt in einem mehr als traurigen Zustand draußen im Hof stand. Und das Kind? War das Jana? Sein Blick wanderte schnell vom Bild zu ihr und dabei trafen sich ihre Blicke.

»Das ist Papa. Mit mir und Benno.« Ihre Stimme klang wehmütig. Für einen Moment fürchtete JP, dass sie wieder zu weinen beginnen würde. Doch sie blieb gefasst.

»Benno ist der Abschleppwagen«, erklärte sie und lächelte ein wenig.

Die verbeulte Fahrertür kam JP in den Sinn und er ahnte, dass Janas Vater mit diesem Auto unterwegs gewesen war, als er verunglückte. Doch er wagte es nicht, sie danach zu fragen. Zu groß erschien ihm die Gefahr, unschöne Erinnerungen zu wecken. Obwohl es sich herrlich angefühlt hatte, als Jana sich zum Trösten an seine Schulter lehnte. Du Egoist, schalt er sich in Gedanken und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Kind auf dem Arm des Mannes.

»Das dachte ich mir. Und das Kind bist du. Habe ich recht?«

Jana schien es zu freuen, dass er sich so für die alte Fotografie interessierte. Ihre wunderschönen Samtaugen strahlten ihn an und sie lachte leise.

»Ja. Da war ich gerade mal vier Jahre alt.«

Ihre vollen Lippen waren die pure Verlockung und nur mit Mühe konnte JP widerstehen. Zu gerne hätte er sie jetzt geküsst. Nur um sich zu vergewissern, ob ihre Lippen wirklich so weich waren, wie sie aussahen. Doch JP hielt eisern Abstand, obwohl sein Glied bereits wieder hart gegen seine Hose drückte, und lächelte nur etwas verlegen.

»Jetzt haben wir aber genug geredet.« Janas Stimme klang gewollt locker, als sie weiterredete. »Ich zeige dir erst einmal deine Wohnung. Sie liegt auf der anderen Seite des Hofes.«

Schon öffnete Jana die kleine Tür neben dem Rolltor und trat ins Freie. Mit wenigen Schritten überquerten sie den Hof, bis zu einer rustikal wirkenden Haustür. Jana zückte einen kleinen Schlüsselbund und schloss die Tür auf.

»So, das ist nun dein Reich. Es ist zwar nicht sonderlich groß, aber gemütlich, finde ich. Oma hat sich hier immer sehr wohl gefühlt.« Langsam ging Jana durch die kleine Wohnung und zeigte sie JP. Seinem Gefühl nach hätte er etwas dazu sagen müssen, doch er brachte keinen Ton über die Lippen. Sein Blick hing wie gebannt an Janas rundem Hintern und seine Gedanken drehten sich um völlig andere Dinge als um seine neue Bleibe.