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Wollen Kinder denn wirklich noch etwas vom Glauben, von Gott und Jesus oder irgendwelchen christlichen Festen wissen? Wollen sie, wenn sie diese Welt so entdecken, wie das Christine Schniedermann in ihrem Buch beschreibt. Witzig, anschaulich und auch mit Ironie erzählt sie, wie sie ihre Kinder von Anfang an auf dieser Entdeckungsreise begleitete – mit Tischgebeten und Abendritualen, Geschichten aus der Kinderbibel, mit Vorlesen im Advent und kleinen Verhandlungen zur Fastenzeit. Sie beschreibt Familientraditionen rund um die großen und kleinen Momente des Kirchenjahrs, aber auch lustige Begebenheiten in den Gruppenstunden zur Erstkommunion. Ein lebensnahes Buch voller Anekdoten und Ideen, wie wir unseren Kindern durch kleine und große Rituale und Traditionen Halt und Geborgenheit schenken können. Somit auch ein ideales Geschenk zu vielen Anlässen, von der Taufe bis zur Erstkommunion.
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Seitenzahl: 208
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Christine Schniedermann
Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen
Aus dem Glaubensalltag mit unseren Kindern
Für meine Familie!
Wenn nicht anders angegeben, so sind die Bibeltexte entnommen aus:
Die Bibel. Die Heilige Schrift
des Alten und Neuen Bundes.
Vollständige deutsche Ausgabe
© Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2005
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2021
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung und -motiv: Sabine Hanel, Gestaltungssaal
Illustrationen: Sabine Hanel, Gestaltungssaal
E-Book-Konvertierung: Daniel Förster, Belgern
ISBN E-Book 978-3-451-82479-1
ISBN Print 978-3-451-03289-9
Warum soll man heute noch seine Kinder im Glauben erziehen?
1. Taufe
Wollen wir unser Kind taufen lassen?
Kind Gottes
2. Gebete
Das Gebetswettrennen
Tischgebet – ja oder nein?
Das Nach-Tisch-Gebet
3. Gottesdienste
Krabbeln auf der Kniebank
Mit meinen Kindern in der Kirche
Gottesdienste für Kleinkinder – und ihre Eltern
Väter in die Kirche!
Müssen wir da hin?
Sonntagseinladung statt Sonntagspflicht
4. Advent, erster Versuch
Advent perfekt!
Komm, wir basteln Weihnachtskarten
Stress in der stillen Zeit
5. Nikolaus
Kein Nikolaus im Haus … zumindest nicht in Person
6. Adventskalender
Türchen, Säckchen, Päckchen
Welcher Adventskalender passt zu uns?
7. Advent, zweiter Versuch
Advent ohne Stress? Wir arbeiten daran
Weniger Liste, mehr lesen
8. Es geht auf Weihnachten zu
Puzzle, Psalm, Pfau
Die richtige Balance finden
9. Tannenbäume
Weihnachtsmärkte und Christbaumhöfe
Kinder lieben Traditionen
10. Weihnachtsmann oder Christkind
Mit Rauschebart und Goldflügel
Woher kommen die Geschenke?
11. Heiligabend
Oh, du fröhliche
Heute ist die Kirche voll
12. Weihnachten
Die erste Aufregung hat sich gelegt
Bude voll oder Spaziergang allein im Wald?
Friede auf Erden
13. Dreikönigstag
Und sie folgten dem Stern
14. Fastenzeit
Die Gummibärchen, die Mülltrennung und die Frage nach dem Sinn
Verzicht zum Gewinn
»Kann ich Gummibärchen gegen Salzstangen tauschen?«
15. Ostern
Was hat das Osterlamm mit Jesus zu tun?
Ein Fest mit Vorgeschichte
Wie erkläre ich es meinen Kindern?
16. Erstkommunion
Glauben näherbringen
Gottesdienst kinderleicht
17. Bibelgeschichten
Ich sehe was, was du nicht siehst
Die Hitliste der Bibelgeschichten
Schwierige Geschichten
18. Über den Glauben reden
Jesus den Hamster zeigen
Streit und Ärger
Wünsche und Sorgen
Computerspiele und Löwen
19. Beichte
Wenn Kinder beichten
Eine zweite Chance
Gott ist für dich da
20. Feste nach Ostern
Himmelfahrt, Vatertag oder etwas anderes
Wenn Gott nicht mehr in den Wolken wohnt
Was war eigentlich an Pfingsten?
21. Erntedank
Nudeln in der Kirche Vom Teilen und Danken
22. Sterben und Tod
Über den Tod (hinaus)»Kannst du eine Kerze auspusten?«
Offenheit ist wichtig
Der Tod gehört dazu
23. Martinstag
Rabimmel, rabammel, rabumm
Martin und die Gänse
24. Abendrituale
Gutenachtgebete
Behüte unsere Kinder
Buchtipps und Links
Outtakes
Spekulatius im Sommer
Fasten im September
Mitgliedschaften
»Keks« in der Kirche
Singen im Advent – und zum Einschlafen
Corona
Danke
Über die Autorin
Weil ich denke, dass Glaube Halt geben, zum Nachdenken anregen und ein guter Lebensrat sein kann:
Was kann ich Mitmenschen Gutes tun? (Heiliger Nikolaus, Heiliger Martin)Was tun, wenn ich Mist gebaut habe? (bereuen, entschuldigen)Wie verhalte ich mich gegenüber Schwächeren oder Ausgegrenzten? (Barmherziger Samariter, Jesus und der Zöllner)Pragmatisch umsetzten lässt sich das Heranführen an den Glauben u. a. durch gute kirchliche Angebote: Im Krabbelgottesdienst dürfen Kinder kindlich sein; die Umzüge zu St. Martin oder das Krippenspiel sind für Kinder ganz besondere Events, die all das vereinen, was Kinder mögen, nämlich Geschichten hören und Lieder singen. Und ganz nebenbei erfahren sie etwas über das Teilen (St. Martin) oder die Menschwerdung Gottes (Krippenspiel). Auch spreche ich mit meinen Kindern über Bibelgeschichten, wir haben Rituale im Advent oder denken gemeinsam über das Fasten nach.
Die große Botschaft von Jesus ist die LIEBE und sie ist das Beste überhaupt, denn Liebe kann so viel erreichen! Dies meinen Kindern mitzugeben, finde ich sehr wertvoll und sinnvoll! Das sehen von mir befragte Freundinnen ebenso: »Zuversicht und Optimus«, »Toleranz und Offenheit« oder »ein gutes Fundament« wollen sie ihren Kindern durch den Glauben mitgeben.
Was mir noch wichtig ist, ist die Gleichberechtigung. Deutlich sage ich vor meinen Kindern, dass ich mir Frauen in allen Ämtern der Kirche wünsche. (Die Missbrauchsskandale samt Vertuschung machen mich fassungslos und lassen mich hadern.)
Für mich sind Glaube und Kirche nicht eins. Vieles von dem, was in der Bibel steht, eignet sich als Rüstzeug für den gesamten Lebensweg. Sich beim Fasten Gedanken zu machen, was man tatsächlich braucht oder welcher Verzicht Körper und Seele (weniger Handy) guttun kann, finde ich sehr lebensnah. Auch mit Kindern kann man diese Themen spielerisch und ohne erhobenen Zeigefinger entdecken.
Durch die Kinder habe ich mich wieder stärker mit dem Glauben befasst; zu zeigen, was Glauben bedeuten kann, hat unsere Familie bereichert: Von gemeinsamen Erlebnissen wie dem schönen Laternenumzug, über kuschelige Vorlesezeiten am Adventskranz bis hin zu Gesprächen über den Tod.
Christine Schniedermann
München, im Frühjahr 2021
Uaahh! Das fand unser Baby gar nicht witzig! Anstatt das Weihwasser über das Köpfchen unseres Kindes laufen zu lassen, wackelte der Pfarrer mit der gefüllten Jakobsmuschelschale und das Wasser rann dem Kind über das ganze Gesicht. Fand das Baby, das ohnehin am liebsten geschlafen hätte, natürlich nicht so toll. Während der Pfarrer schnell »Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes« sprach, versuchten wir, mit Tüchern das Gesicht trocken zu tupfen. Ja, keine noch so andächtige Zeremonie ist vor Missgeschicken gefeit. Immerhin: Diese Taufe wird unvergesslich bleiben.
Die Taufe ist der Start ins christliche Leben, ein Zeichen für die Zugehörigkeit zu Gott, die Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen. Daher finde ich es wichtig, dass sich Eltern fragen, warum sie ihr Kind taufen lassen möchten. Weil die Taufe irgendwie dazugehört? Weil es die Großelterngeneration erwartet? Weil das Kind von bestimmten Festen und Feiern nicht ausgeschlossen werden soll? Weil es den Eltern ein Anliegen ist, ihr Kind mit christlichen Werten zu erziehen? Weil das Kind Gott schon früh als Begleiter haben soll? Weil mindestens ein Elternteil getauft ist und es den eigenen Glauben weitergeben möchte? Natürlich gibt es auch ganz pragmatische Gründe für die Kindstaufe: Es gibt viele Geschenke zur Taufe und später folgen die Geschenke zur Erstkommunion. Oder die Eltern möchten dem Kind die Eheschließung vor dem Altar offenhalten.
Sein Kind taufen zu lassen, will in jedem Fall gut überlegt sein, denn mit der Taufe wird das Kind nicht nur ein Teil der Gemeinschaft der Christen, sondern auch Mitglied der Kirche – und schließlich überlegt sich auch jeder vorher, ob er Mitglied im Fitnessstudio, im Musikverein, bei einer Partei oder bei einem Fußballclub werden will. Warum mache ich das? Was verspreche ich mir für unsere Familie und für mein Kind davon? Dabei ist die Taufe natürlich noch ein viel wesentlicher und weitreichenderer Akt als der Abschluss einer Mitgliedschaft im Turnverein.
Sein Kind taufen zu lassen, ist ein Bekenntnis. Wer Mitglied beim FC Bayern München, Borussia Dortmund, Union Berlin oder Werder Bremen wird, bekennt sich zu seinem Lieblingsverein, fiebert mit (bei den Bayern weniger, sie gewinnen fast immer), lässt sich von der Stadionatmosphäre mitreißen, leidet, wenn es mal nicht so läuft, und betet seine Stars an … ja, Fußball und Kirche haben durchaus Gemeinsamkeiten.
Durch die Taufe seinem Kind einen Lebensweg mit Gott zu eröffnen, das ist ein Bekenntnis der Eltern. Auch wenn mein Mann als gebürtiger Ostberliner nicht getauft ist – was er im Übrigen aus meiner Sicht keinesfalls nachholen muss, denn es ist seine Angelegenheit –, so entschieden wir gemeinsam, unsere Kinder taufen zu lassen. Mir war es wichtig, die Kinder christlich zu erziehen, und mein Mann hatte absolut nichts dagegen. Dass unsere Kinder einmal getauft werden würden, hatten wir bereits vor unserer Hochzeit besprochen und geklärt, da es sich immerhin um ein wichtiges Thema handelt. Mein Mann ging, auch bevor wir Kinder hatten, gelegentlich mit mir zur Kirche. Mittlerweile kann er das Vaterunser auswendig. Er findet den Kern der christlichen Botschaft, die Botschaft der Liebe und Nächstenliebe, gut. Und er findet, es könne auch kulturell unseren Kindern nicht schaden, Kenntnis von der Bibel zu haben. Zwar ist er kein Atheist, aber Mitglied werden in unserem katholischen Verein, das möchte er nicht. Was für mich in Ordnung ist. Dennoch finde ich es stark, dass er die Kinder und mich auf dem christlichen Weg unterstützt.
Wie die meisten Eltern ließen auch wir unsere Kinder im Säuglings- oder Kleinkindalter taufen. Unsere Kinder waren bei ihrer Taufe einige Monate alt. Natürlich hätten wir sie wenige Wochen – oder gar Tage – nach der Geburt taufen lassen können, wie es früher durchaus üblich war. Aber das war uns ehrlich gesagt zu stressig. Stressig nicht deshalb, weil wir die perfekte Tauffeier mit farblich abgestimmten Servietten und Blümchen hätten organisieren wollen, sondern weil wir uns erst mal eingewöhnen wollten. Wir wollten die Vergrößerung unserer Familie in Ruhe genießen. Deshalb gab es bei uns in den ersten zwei, drei Wochen wirklich gar keine Besuche und ich habe meine Freundinnen später alle auf einen Schlag an einem Nachmittag zum Kaffee eingeladen. Das war ein Tipp meiner Hebamme gewesen. Jeden Tag tröpfchenweise Besuch, ständig neue Leute, ständig neue Stimmen, ständig neue Gerüche – das mache Baby und Mutter nur wuschig. Ich fand das schlüssig und wir igelten uns als Kleinfamilie zunächst ein.
Somit ließen wir ein paar Monate bis zur Taufe verstreichen. Denn so eine Taufe ist schon ein Ereignis, zu dem ja auch Verwandte anreisen und Freunde kommen. Zwar hielten wir die Tauffeiern unserer Kinder bewusst im kleineren Kreis, aber Besuch ist nun mal Besuch und immer aufregend, gerade für Babys. Doch im Alter von ein paar Monaten waren sie schon ein wenig an unsere Welt gewöhnt.
Mitunter warten Eltern auch deshalb mit der Taufe, weil sie sich selbst noch nicht sicher sind, ob sie ihr Kind überhaupt taufen lassen wollen. Um diese wichtige Frage zu beantworten, sollten sich Eltern ruhig Zeit nehmen. Vielleicht sprechen Sie mit dem Pfarrer darüber oder fragen andere Eltern, von denen Sie wissen, dass die Kinder getauft worden sind, warum sie sich dafür entschieden haben. Sich mit anderen Eltern in Erziehungsfragen auszutauschen, sich Ideen und Regeln, die auch zur eigenen Familie passen, abzuschauen, finde ich grundsätzlich gut und wichtig. Es muss nicht jede Familie das Rad neu erfinden.
Die Taufe besagt, dass der Täufling fortan zu Jesus Christus und zur großen Gemeinschaft der Christen gehört. In unserem Fall haben wir diese Entscheidung für die Kinder getroffen, aber ich kenne auch Eltern, die es den Kindern überlassen, ob und wann sie getauft werden möchten. Manche von ihnen werden dann mit zehn oder fünfzehn Jahren getauft. Ebenso haben wir Freunde, die sich im Erwachsenenalter haben taufen lassen.
Bei der Taufzeremonie wird dem Täufling dreimal Weihwasser aus dem Taufbecken über den Kopf gegossen. Das Wasser ist das wichtigste Symbol der Taufe. Es ist ein Zeichen für Reinigung und Leben. Ohne Wasser gäbe es keine Pflanzen, Tiere, Menschen. Durch die Taufe werden wir in Christus neu geboren, es ist der zeremonielle Beginn eines christlichen Lebenswegs.
Taufsteine und Taufbecken, wie wir sie heute kennen, gibt es seit dem Mittelalter. Davor wurden alle erwachsenen Täuflinge durch vollständiges Untertauchen in einem fließenden Gewässer unter freiem Himmel getauft. Einerseits, um gänzlich gereinigt zu werden; andererseits, um zu spüren, wie die negative Kraft des Wassers, die es neben der Leben spendenden Kraft ja auch gibt, einen unter die Oberfläche drücken kann, ein Symbol für das »Untergehen« im Leben, aber das Auftauchen sollte eine Art neues Leben bei Gott symbolisieren. Persönlich gefällt mir diese Idee sehr gut. Immerhin ist Jesus auch im erwachsenen Alter im Fluss Jordan getauft worden.
Bei der kleinen Tauffeier für unsere Kinder durften alle Gäste im Altarraum Platz nehmen. Das empfanden wir als sehr schön, weil wir alle dicht beieinander sein konnten und wir so eine sehr persönliche Feier direkt am Altar hatten. Wenn ein paar Leute versprengt in den Bänken einer großen Kirche hocken, wirkt es eher traurig, befremdlich und nicht so innig wie in unserem kleinen Kreis. Aber wie gesagt: Wir fanden den Vorschlag des Pfarrers passend, mit unserer Taufgemeinschaft im Altarraum sein zu dürfen. Die Tauffeiern unserer Kinder waren wunderschön und stimmungsvoll. Der Pfarrer erklärte uns jeweils etwas zu den Namen, die wir für die Kinder ausgesucht hatten, und ihren Heiligen.
Die Taufpaten spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie sind nicht nur bei der Taufe anwesend, sondern sollen ihr Patenkind ein Leben lang begleiten. Dabei war uns nicht wichtig, ob sie die Kinder möglicherweise mit Geschenken zum Geburtstag oder zu Weihnachten überhäufen werden. Wir haben Menschen in unserem Umfeld angesprochen, von denen wir glauben, dass sie Lust haben, Zeit mit ihren Patenkindern zu verbringen und für sie da zu sein. Und wenn unsere Kinder einmal älter sind, auch Fragen zu beantworten oder gute Zuhörer für sie zu sein – denn gerade in der Pubertät sind die Ratschläge der Eltern nicht unbedingt willkommen und oft uncool. Da kann es hilfreich sein, sich mit anderen nahestehenden Erwachsenen auszutauschen, die nicht gleich die hochgezogene Augenbraue von Mama oder Papa parat haben. Die Paten können unseren Kindern andere Blickwinkel eröffnen, andere Themen nahebringen. Doch wie jeder Pate sein »Amt« versteht, überlassen wir selbstverständlich ihm. Die Patinnen und Paten unserer Kinder sind sehr unterschiedliche Menschen, aber jeder in ihrer oder seiner Art großartig.
Es gibt offenkundig kaum eine noch so ernsthafte, anrührende Zeremonie ohne Situationskomik: Ein älterer Gast war der Meinung, gleich an Ort und Stelle, also noch während der Zeremonie, die nicht so gelungenen Bilder zu löschen – mit dazugehörigem Piepsen der Digitalkamera versteht sich. Interessant fand ich, dass nicht die anwesende Jugend, die sich ja vermeintlich oft in Kirchen und Theatern danebenbenimmt, aus der andächtigen Reihe getanzt war, sondern ein Mitglied der älteren Generation. Beide Tauffeiern waren sehr schöne Feiern, in deren Mittelpunkt unsere Kinder standen. Das war uns besonders wichtig und deshalb haben wir als einen der Taufsprüche auch folgenden Bibelvers ausgesucht, in dem Jesus sagte:
»Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran, denn für solche (wie sie) ist das Reich Gottes.« (Markus 10,14–16) Zu wissen, dass unsere Kinder von Gott geliebt und angenommen werden und dass er sie durch ihr Leben begleitet, war nach jeder Taufe ein gutes Gefühl. Damit begann die Reise in Richtung Glauben auf dem christlichen Pfad, hinein ins geheimnisvolle Abenteuer Gott.
Da heutzutage viele Paten in anderen Städten als das Patenkind leben, ist es nicht immer leicht, gemeinsame Zeit zu realisieren. Ideen zum Kontakthalten (falls Paten nicht längst selbst draufgekommen sind) sind z. B., die Paten zu Familienfeiern einzuladen; wenn Paten zu Besuch sind, sie mal zwei Stunden allein etwas mit dem Patenkind unternehmen zu lassen. Wenn Patenkinder älter sind, können die Paten sie auf einen Ausflug oder zu einem Wochenendbesuch einladen, sie können telefonieren, E-Mails und Briefe schreiben oder Videotelefonate führen.
Geschenkideen zur Taufe:
TaufkerzeGebetswürfelkleines Kreuz für das ZimmerKinderbücher zum GlaubenVon den Eltern sicher auch gern genommen:
Gutscheine fürs BabysittenÜbernachtungen bei den Patengemeinsame AusflügeKurz erklärt:
Die Taufe ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Sie ist die feierliche Einführung in die christliche Gemeinschaft und ein Bekenntnis zu Gott. Mit der Taufe erbitten Eltern den Schutz Gottes. Wir können uns Gott zugehörig und von ihm behütet fühlen. Ein Geistlicher spendet das Sakrament. Weihwasser wird über den Kopf gegossen, begleitet von dem Satz: »Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Das weiße Taufkleid wird angelegt, der Täufling mit Chrisamöl gesalbt. In alten Zeiten wurden nur Könige und Propheten gesalbt. Heute soll die Salbung symbolisieren, dass die »Königskinder« zu Jesus gehören, Gottes Segen erhalten und als einzigartiger Mensch angenommen sind. Zum Schluss wird die Taufkerze an der großen Osterkerze entzündet.
Taufpaten stehen nicht nur bei der Taufe gemeinsam mit Eltern und Kind in der ersten Reihe, sondern sollen ihr Patenkind im Glauben wie im Leben begleiten. Sie sollten den Kindern christliche Werte vermitteln, sie im Glauben unterstützen und ein Ratgeber und Zuhörer sein. Dabei spielen Geschenke zu Weihnachten weniger eine Rolle, als gemeinsame Zeit mit dem Patenkind zu verbringen und es auf seinem Lebensweg zu begleiten.
»Was gibt es heute zum Essen?« Eine hungrige Meute, bestehend aus meinen Kindern (damals im Kindergartenalter) sowie deren Freunden, polterte die Treppe hinunter und bevölkerte das Esszimmer.
»Spaghetti mit Tomatensauce«, sagte ich, was die Kinder mit »Juhu!« begrüßten. Ehrlich gesagt finde ich Spaghetti mit Sauce wenig originell. Aber wer will schon – vor allem, wenn Gastkinder da sind – kindlichen Unmut beim Anblick von Brokkoli oder Rosenkohl auf sich ziehen? Also ich jedenfalls nicht. Unsere Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen, das gilt für die Kleinen wie für die Großen. Denn wenn Erwachsene zu Besuch kommen, überlege ich auch, was ich Genussvolles bieten kann. Genauso mache ich es bei Kindern. Und von Pasta, Pizza, Pommes können Kinder eben nie genug bekommen – auch wenn es Erwachsenen schon zum Halse heraushängt.
Alle Kinder warfen sich auf die Stühle, ich verteilte Nudeln auf die Teller. Dabei überlegte ich: Eigentlich beten wir in unserer Familie immer vor dem Essen. Ein Tischgebet gehört bei uns dazu. Damals waren unsere Kinder noch jünger und wir hatten nicht regelmäßig kleine Gäste zum Essen. Daher war ich mir unsicher, ob ich anderen Kindern unser »Tischgebet« zumuten konnte. Vielleicht kannten sie so ein Ritual nicht? Würde es sie irritieren? Würden die Freunde meine Kinder anschließend aufziehen, weil wir beten?
Der letzte Gedanke sprach eher aus mir, denn aus der Situation. Obwohl ich im katholisch geprägten Münsterland aufgewachsen bin, hatte ich mich schon früh für die Kirche und meinen Glauben vor Freunden und Klassenkameraden rechtfertigen müssen. Als Teenager bekam ich Sprüche zu hören wie: »Was? Du gehst jeden Sonntag in die Kirche? Wie öde ist das denn?« Solche Kommentare können verletzen. Vor allem in der instabilen Pubertät und gerade dann, wenn man sich selbst nicht so sicher ist, ob man jede Woche in die Kirche gehen möchte, was bei mir damals der Fall war. Als Fünfzehnjährige ist man fragil, anfällig für abfällige Kommentare und man möchte alles sein, aber um Himmels willen nicht anders als die anderen. Zumindest nicht, wenn dieses Anderssein »uncool« ist. Und Kirche war damals bei den meisten Mitschülern »uncool«.
Ein derartiges Aufziehen wollte ich meinen Kindern ersparen. Ich stand also beim Tischgebet vor einem Dilemma, das mir in meinem Leben immer wieder begegnet ist: Stehe ich zu meinem Glauben und zeige ihn auch oder verstecke ich ihn?
Nach den Nudeln gab ich Tomatensauce auf die Teller. Die Kinder quatschten munter durcheinander.
»Wir haben mit Fingerfarbe die Fenster angemalt. Ganz bunt!«
»Unsere Gruppe war im Wald.«
»Wir haben ein Eichhörnchen gesehen. Das war so niedlich.«
Die Kinder waren alle erst im Kindergarten. Das Kindergartenalter ist ein Alter, in dem alles begierig aufgenommen und nachgemacht wird. Ich entschied, meinen letzten Gedanken und die eigenen Verletzungen beiseitezuwischen und es einfach für normal zu halten, dass bei uns gebetet wurde. Was würde ich auch sonst für ein Vorbild für meine Kinder sein? Beten fällt aus, wenn Besuch da ist?
Die versammelte Mannschaft am Tisch war noch zu jung, um irgendwen wegen irgendwas aufzuziehen. Gestritten wurde nur um Spielzeug, nicht aber um Einstellungen und Überzeugungen. Ärger gab es, wenn ein Kind die anderen Bauklötze mopste. Und zwar nicht, weil ein Kind ärgern wollte, sondern weil es selbst mit den Klötzen spielen wollte. Der Unterschied liegt in der Intention.
»Wenn alle Kinder etwas auf dem Teller haben, dann beten wir. Zumindest meine Kinder und ich«, sagte ich und setzte mich. Die Gastkinder schauten sich neugierig um, was wohl passieren würde, aber niemand fragte: »Warum das denn?«
Und kein Kind kommentierte: »Mache ich nicht! Finde ich blöd.«
Ich begann mit dem Kreuzzeichen und keine dreißig Sekunden später krähte mein Kind: »Erster! Erster! Ich habe gewonnen!« und stürzte sich auf die Spaghetti. Es hatte einen kurzen Vers heruntergerasselt und ein hektisches, uneindeutiges Kreuzzeichen gemacht.
Jedes Tierlein hat sein Essen,
jedes Blümlein trinkt von dir,
hast auch uns heut nicht vergessen,
lieber Gott, wir danken dir.
(mündlich überliefert)
Die Kinder lachten und ich verdrehte die Augen, konnte mir ein Schmunzeln aber nicht verkneifen. Ein Tischgebet ist zwar kein Wettrennen, doch ich sagte nichts. Will man einem Kind ernsthaft verübeln, wenn es mittags großen Hunger hat, dass das Essen im Fokus steht? Und ehrlicherweise muss ich mir eingestehen, dass ich selbst als Kind ähnlich gedacht habe: Schnell beten und dann endlich essen.
Wenn meine Kinder eine Art Gebetswettrennen veranstalten und ich selbst als Kind oftmals das Tischgebet als Hindernis auf dem Weg zum Essen angesehen habe, was gäbe es dann für einen Grund, regelmäßig zu beten? Leierten wir nicht einfach Auswendiggelerntes herunter und stierten nebenbei auf die Nudelschüssel? Bestimmt. Wenn Beten ohnehin nichts bringt, sollten wir es nicht gleich lassen? Klar könnten wir. Doch ich denke, wenn man so an jede Angelegenheit herangehen würde, dann bräuchten Sportmannschaften gar nicht erst antreten, wenn klar wäre, dass sie nicht den ersten Platz belegen. Dann bräuchten Schülerinnen und Schüler nicht lernen, wenn sie vorher wissen, dass sie keine Eins schreiben. Bringt ja nichts. Aber muss es immer der erste Platz oder die Note Eins sein?
Die Frage dahinter ist doch: Was heißt denn, »es bringt nichts«? Oder: Was soll das Tischgebet denn bringen?
Obwohl die Kinder manchmal ein Gebet runterrattern und obwohl auch ich nicht immer gedanklich bei der Sache bin, so halten wir dennoch am Tischgebet fest. Denn mit Kindern zu beten, beinhaltet für mich mehrere Aspekte: Wir tun etwas gemeinsam, wenn wir beten. Manchmal würfelt ein Kind vorab den Gebetswürfel, einen kleinen Würfel aus Holz, auf dem verschiedene Tischgebete für Kinder stehen. Manchmal reichen wir uns die Hände und beten ein besonderes Gebet, das uns an die alte Kindergruppe im Pfarrheim erinnert, in der immer vor der Brotzeit gebetet wurde. Ich finde, ein gemeinsames Gebet ist ein schöner Beginn für ein gemeinsames Essen (bis hin dazu, dass nicht jeder einfach für sich anfängt zu essen).
Und last, but not least: Die Worte »Gott« oder »Jesus« tauchen in den Gebeten auf. Gleichzeitig erinnern wir uns daran, dass wir dafür dankbar sein können, dass wir genug zu essen haben. Lust auf Spaghetti hin oder her: Wenn man selten von etwas hört, liest oder erfährt, so vergisst man es irgendwann. Es verblasst. Es ist nicht gegenwärtig.
Durch unsere Tagesgebete ist Gott im Alltag präsent. Durch die Rituale möchten wir vermitteln, dass Gott dazugehört, immer da ist. Auch wenn unser Gebet manchmal hastig runtergebet wird.
Kürzlich, also viele Jahre nach dem beschriebenen Tischgebetwettrennen im Kindergartenalter, fanden es unsere Kinder ein Experiment wert, dass wir das Gebet nach dem Essen sprechen und nicht davor. Ihr schlüssiges Argument lautete: »Wir haben Hunger.« Ob jüngere oder ältere Kinder: Das Essen steht im Vordergrund. Außerdem könne man Gott doch auch im Nachhinein für ein Essen danken, argumentierten sie. Dem stimmten wir Eltern zu. Natürlich kann man Gott nachträglich danken. Schließlich gibt es auch im Gottesdienst ein Schlussgebet nach der Eucharistiefeier.
Die Kinder machten sich Gedanken um textliche Veränderungen, und so sollte aus »haben« folglich »hatten« werden, damit es als nachgelagertes Gebet passte. »Aber dann reimt es sich nicht mehr so gut«, bemerkte unser Jüngster. Richtig. Dennoch wollten wir es versuchen.
Wir saßen gemeinsam am Tisch, reichten Schüsseln herum, begannen zu essen und miteinander zu reden. Jeder erzählte von seinem Tag, von aufregenden Erlebnissen. Der Nachtisch wurde gelöffelt. Weil es bei uns die Regel gibt, dass Kinder aufstehen dürfen, wenn alle Kinder fertig sind (sie müssen nicht auf die langsamen, quatschenden Erwachsenen warten), waren die Kinder plötzlich weg und uns fiel auf: »Mensch, wir haben das Beten vergessen.« Beim nächsten Mittagessen stellten wir klar: »Heute müssen wir an das Dankgebet nach dem Essen denken!« Allgemeines Kopfnicken. Und dennoch: Wir hatten es schon wieder vergessen.
Offenbar hatten wir uns alle derart an ein Tischgebet VOR dem Essen gewöhnt, dass wir beim Nachtisch bereits vergessen hatten, im Anschluss danken zu wollen. Oder ist es bei uns mit der Idee, Gott grundsätzlich zu danken, doch nicht so weit her? Wir gaben uns weitere Tage für das Nach-Tisch-Gebet. Fakt war aber, dass uns die Umgewöhnung von VOR auf NACH dem Essen zu beten schwerfiel. Sollen wir uns mehr Zeit für die Umprogrammierung unserer Gewohnheiten geben oder ergibt es mehr Sinn, das alte Ritual wieder aufzunehmen?
Dass unsere Kinder den Vorschlag einbrachten, die Gebetssituation zu ändern, aber nicht abzuschaffen, zeigte mir, dass Gott für sie weiterhin dazugehört. Wenn ich also das Ritual »Tischgebet« im Kleinkindalter nicht eingeführt hätte, gäbe es heute gar keine Diskussion über das Beten und Gott wäre im Alltag weniger präsent.
Übrigens: Noch immer ist es so, dass unsere Gastkinder still zuhören, wenn wir beten. Keiner lästert. Manche machen das Kreuzzeichen mit. Wir sind aber wieder zu dem Gebet VOR dem Essen zurückgekehrt. Die andere Variante hatte einfach nicht funktioniert.