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Solche Männer kennt sie zur Genüge! Adam ist auch nur ein Macho, der sich nichts von einer Frau sagen lässt. Und doch - der Polizist geht Serena nicht aus dem Kopf. Als sie Hilfe braucht, eilt er herbei. Und plötzlich wird aus dem harten Typen ein zärtlicher Verführer …
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Seitenzahl: 177
IMPRESSUM
Im Bett mit dem Coach erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2014 by Nancy Warren Originaltitel: „Game On“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY HOT & SEXYBand 42 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Sandra Roszewski
Umschlagsmotive: VitalikRadko / Depositphotos
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733717681
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Hey, Dylan, schnapp dir den Feuerlöscher!“
June Shawnigan lachte, als sie den riesigen Geburtstagskuchen vorsichtig ins Wohnzimmer trug. Ihr Sohn Adam wurde heute fünfunddreißig und in den Gesichtern der anwesenden Frauen konnte June deutlich sehen, dass er jede von ihnen hätte haben können.
Adam war gut aussehend, charmant und intelligent – warum nur war er noch immer Single? Es war schwer zu verstehen.
June war sich sicher, dass Adam von der Party nicht wirklich überrascht worden war. Ganz sicher hatte er geahnt, dass sie etwas plante. Schließlich war er nicht ohne Grund bei der Kriminalpolizei. Ihm machte niemand so schnell etwas vor. Doch eine Überraschung hatte sie noch in petto …
Nachdem alle mit Kuchen versorgt worden waren, dimmte Adams Vater Dennis das Licht und legte einen Film in einen alten Videorecorder ein.
„Oh, nein!“, Adam lachte laut auf, als die ersten Bilder auf dem Fernseher erschienen. Es war die Feier zu seinem fünften Geburtstag, die seine Eltern damals gefilmt hatten. Er saß zwischen seinen Freunden Max und Dylan auf einer Picknickdecke.
„Adam, wie alt bist du heute geworden?“, hörte man Junes Stimme.
„Ich bin fünf“, antwortete Adam, während er sich einen Hotdog griff.
„Und was willst du später einmal werden?“
„Polizist“, sagte Adam und biss in das Brötchen. „Wie Dad.“
„Und du, Dylan?“, hörte man June weiterfragen. Adams Freund tippte sich an den roten Helm, den er auf dem Kopf trug, und grinste breit. „Feuerwehrmann.“
Und auch Max Varo, der dritte der Jungen, gab bereitwillig Auskunft: „Ich werde Astronaut“, sagte er voller Überzeugung.
„Genau“, rief der erwachsene Max in die Runde. „Oder Millionär.“ Alle im Raum lachten. Millionär werden – das hatte Max geschafft.
June stoppte das Band und die Feier nahm ihren Lauf. Etwas später ging sie zu ihrem Mann hinüber und seufzte leise. „Ich verstehe einfach nicht, warum keiner von ihnen verheiratet ist. Sie sind so wunderbar. Ist das vielleicht ein Wettbewerb? Wer von ihnen am längsten ungebunden bleibt?“
Dennis verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln und nickte. „Weißt du was? Genau das habe ich mich auch schon gefragt. Und es könnte sein, dass du recht hast.“
„Ich kann das nicht!“
Der Mann auf dem Podium machte zwei Schritte vom Mikrofon weg, schnaubte leise und ging die Treppe hinunter. Dann ließ er sich neben Serena Long auf einen Stuhl fallen.
Sie lächelte. „Okay. Du kannst also keine Rede vor den Menschen halten, die deine Firma unterstützen. Was denkst du, hat das für Konsequenzen?“
Marcus Lemming wischte sich mit zittrigen Fingern den Schweiß von der Stirn. „Es klingt albern, ich weiß. Ich führe ein millionenschweres Unternehmen. Ich bin ein Computergenie. Aber wenn ich eine Rede halten soll, dann fühle ich mich, als müsste ich sterben.“
„Ich weiß“, antwortete Serena. „Deshalb hast du mich engagiert. Ich bin die Frau, die dir jede Angst vor dem Sprechen nehmen soll, schon vergessen? Und ich bin gut. Also pass auf: Ich möchte, dass du in die Angst hineinatmest.“
Marcus starrte sie an. „Wie bitte?“
„Atmen. Spür die Angst. Und die Kraft, die darin steckt. Wir werden diese Kraft dann positiv nutzen. Niemand kann dein Unternehmen so gut repräsentieren wie du selbst.“
Marcus lachte hart. „Ich könnte eine unglaublich überzeugende Email schreiben. Wieso ist damit eigentlich niemand zufrieden?“
Serena lachte. „Ich verspreche dir, wenn du mit mir zusammenarbeitest und dich an das hältst, was ich dir sage, dann überwindest du deine Ängste.“
„Garantiert?“
„Ja.“
„Ich kann nicht einmal vor einer einzigen Person sprechen. Wie soll ich dann vor Hunderten wichtigen Leuten stehen? Und wissen, dass die Rede auch noch im Fernsehen gesendet wird?“
„Wir fangen klein an. Ich hole dir ein Glas Wasser und dann liest du mir deine Rede einfach vor.“
Serena konnte sich auf die Bedürfnisse ihrer Klienten einlassen. Das war ihre große Stärke. Sie zweifelte nicht daran, dass ihr das auch bei Marcus gelingen würde.
Auf dem Weg in die Küche klingelte ihr Handy. Es war Max Varo.
„Hi, Max, schön, dich zu hören“, sagte Serena. „Wie geht es dir?“
Die beiden kannten sich seit dem Studium und waren seither gute Freunde.
„Mir ging es nie besser“, sagte Max. „Hör zu, Serena, ich brauche deine Hilfe. Ich spiele Eishockey in einer Amateurmannschaft und einer unserer wichtigsten Spieler kämpft mit Lampenfieber. Es stehen wichtige Spiele an und wir können uns nicht erlauben, dass er deshalb ausfällt. Da dachte ich an dich.“
„Ich bin kein Sportcoach“, antwortete Serena stirnrunzelnd.
Max lachte. „Serena, du könntest jeden coachen. Aber es gibt noch etwas: Ich kann dir nichts dafür zahlen. Es wäre ein Freundschaftsdienst.“
Serena lachte. „Klingt verlockend. Aber wenn ich nicht bezahlt werde, dann stehe ich auch nicht unter Druck, es schaffen zu müssen, oder?“
Max stimmte ins Lachen ein. „Richtig. Also versuchst du es?“
„Wenn ich dir damit einen Gefallen tun kann, ja. Ich habe aber keine Ahnung von Eishockey.“
„Das brauchst du auch nicht. Es geht nur um das Lampenfieber.“ Max machte eine kurze Pause und Serena hörte die Erleichterung in seiner Stimme, dass sie zugesagt hatte. „Adam freut sich schon auf die Zusammenarbeit mit dir. Danke, Serena.“
Adam liebte Eishockey. Bei diesem Sport konnte er alle Sorgen vergessen. Die meisten anderen in der Mannschaft waren ebenfalls Polizisten oder Feuerwehrmänner. Max war über Umwege hineingekommen, weil er nur freiwilliger Feuerwehrmann war, aber er hatte die Mannschaftstrikots bezahlt und das hatten die Hunter Hurricanes nicht ablehnen können.
Adam war Mittelstürmer und er konnte es kaum erwarten, dass endlich die Endspiele in diesem Jahr begannen. Jetzt, während des Trainings, spürte er, wie gut sie vorbereitet waren. Mit Dylan und Max an seiner Seite konnte nichts passieren. Sie würden die Meisterschaft gewinnen. Das viele Training würde sich dieses Mal auszahlen.
„Adam, warte kurz.“ Max fing ihn in der Umkleidekabine ab. „Ich muss mit dir reden.“
Auch Dylan kam dazu und mit gerunzelter Stirn hörte Adam sich an, dass sein Freund für ihn einen Termin mit einem Coach vereinbart hatte.
„So ein Blödsinn. Ich brauche niemanden, der mir sagt, wie ich auf dem Feld aufzutreten habe. Hast du nicht mitbekommen, wie viele Tore ich in dieser Saison bereits gemacht habe?“
Dylan musterte ihn prüfend. „Und was war mit den Endspielen in der letzten Saison?“
Adam spürte, wie sich etwas in seinem Magen zusammenzog. Die verdammten Endspiele im letzten Jahr … Er straffte sich. „Das lag an einem Infekt. Ich war nicht gut drauf.“
„Und im Jahr davor?“
Das Unwohlsein verstärkte sich. „Okay, vielleicht ist meine Konzentration nicht immer die beste.“
„Hör auf, dir etwas vorzumachen“, sagte Dylan energisch. „Jeder hätte die Tore gemacht, die du letztes Jahr vergeben hast. Du hast versagt. Das ist nicht schlimm, aber in diesem Jahr wollen wir gewinnen.“
„Ach, denkst du, ich will das nicht?“ Er war nicht nur Mittelstürmer, er war auch Mannschaftskapitän. Natürlich wollte er gewinnen!
„Wenn das so ist, dann solltest du den Termin bei Serena wahrnehmen“, sagte Max ruhig. „Sie freut sich darauf, mit dir zu arbeiten.“
Adam schnaubte verächtlich. Dann zuckte er widerwillig mit den Schultern. „Meinetwegen. Hoffentlich ist sie wenigstens heiß.“
Serena fröstelte. Es war halb sechs am Morgen und um diese Zeit war sie weder wild darauf, das Haus zu verlassen, noch wünschte sie sich, eine Eishalle zu betreten. Aber sie hatte es Max versprochen …
In der Halle war es sogar noch kälter als draußen und außer ihr war niemand auf der Zuschauertribüne. Einige Spieler trainierten komplizierte Spielzüge. Sie konnte Max zwischen ihnen ausmachen und wenn sie sich nicht täuschte, dann musste der große Mittelstürmer Adam sein. Der Mann, der ihre Hilfe benötigte.
Sie wartete, bis das Training beendet war. Als das Feld sich langsam leerte, erhob sich Serena und ging auf Max und Adam zu. Ein dritter Mann, wahrscheinlich deren Freund Dylan, stand ebenfalls bei ihnen. Doch Serena hatte kaum einen Blick für ihn.
Ihre ganze Aufmerksamkeit galt Adam. Max hatte ihr einiges über ihn erzählt – wie er spielte, wie er sich in seinem Beruf machte –, aber er hatte ihr verschwiegen, was für ein gut aussehender Mann er war. Mit seiner großen, athletischen Statur erinnerte er Serena an eine Figur aus der Mythologie und selbst jetzt, verschwitzt vom Training und außer Atem, war er atemberaubend sexy.
In dem Moment, als ihre Blicke sich trafen, spürte Serena einen heißen Schauer auf der Haut. Es war, als würde Adam ihr direkt in die Seele schauen.
Seine Augen waren tiefblau und sein Blick von einer kühlen Intensität, die keine Emotionen verriet. Hätte Max ihr nicht erzählt, dass Adam Polizist war, Serena hätte entweder dies oder einen Job beim Militär vermutet. Er hatte die wachsame, ruhige Art, die für diese Berufe typisch war. Sein Gesicht war klar definiert und auf den Wangen zeigten sich Bartstoppeln, die Serena ebenso anziehend fand wie das deutliche Grübchen an seinem Kinn.
Am überraschendsten aber war Adams Mund. Seine Lippen wirkten so voll und sinnlich, dass Serena kaum den Blick von ihnen abwenden konnte. Wie es wohl wäre, diese wunderschönen Lippen zu küssen …?
Rasch wandte sie sich Max zu, der sie anlächelte. „Darf ich vorstellen: Serena Long. Serena, das ist Adam. Er freut sich sehr, dass du ihm helfen wirst.“
Adam öffnete den Mund und Serena hätte wetten können, dass er kurz davor war zu sagen: „Das tue ich nicht!“ – doch dann blickte er zu Max und verkniff sich den Kommentar.
„Hallo“, sagte er stattdessen. Seine Miene blieb jedoch finster.
Das sollte also der Mann sein, der gerne mit ihr zusammenarbeiten wollte? Max musste sie angelogen haben.
„Also, wann möchtest du starten?“, fragte Max.
„Vielleicht in ein paar Wochen“, murmelte Adam.
Serena straffte sich. „Ich bin um kurz vor fünf aufgestanden, um herzukommen. Wir fangen direkt jetzt an.“
Adam starrte sie verblüfft an. „Ich kann nicht. Ich muss zur Arbeit.“
Serena verzog die Lippen zu einem kühlen Lächeln. „Ich gehe davon aus, dass eine halbe Stunde Zeit drin ist, oder?“
Max wandte sich an Adam. „Nur damit du es weißt: Das Team hat beschlossen, jemand anderen für dich aufzustellen, wenn du diese Zusammenarbeit ablehnst.“
Adam schnaubte leise. „Wie bitte? Dylan, stimmt das?“
Sein Freund nickte. „Es geht um das Team. Also gib dir einen Ruck.“
Adam blickte zu Serena hinüber und nickte steif. „Also gut. Dreißig Minuten.“
Dylan lachte leise. „Adam, sieh es mal so: Zumindest ist dein Wunsch in Erfüllung gegangen.“
Irgendetwas an Serena machte Adam unruhig. War es ihre schwarze Kleidung? Ihre selbstsichere Ausstrahlung? Er fühlte sich an Madame D erinnert, eine Domina, mit der er durch seine Polizeiarbeit einmal in Kontakt gekommen war. Und nichts davon trug dazu bei, dass er sich wohl fühlte – auch, wenn Serena selbst umwerfend hübsch war.
„Gehen wir zum Café an der Ecke“, sagte er. „Ich dusche mich schnell und bin in zehn Minuten zurück.“
Serena nickte kühl.
Als er nach 15 Minuten wieder zurückkehrte, hatte Serena einen Laptop vor sich und unterhielt sich über ein Headset. Sie blickte auf, als er auf sie zukam.
„Ich muss Schluss machen“, hörte Adam sie sagen. „Ich habe jetzt einen Termin mit einem Klienten und ich möchte ihn nicht warten lassen.“
Autsch.
Serena packte ihre Sachen zusammen und danach betraten sie schweigend das Café. Adam beobachtete Serena aus den Augenwinkeln. Sie war wirklich sexy mit ihrer guten Figur, den langen schwarzen Haaren und dem leicht schwingenden Gang, der ihre Hüften betonte. Trotzdem – sie wirkte wie eine Frau, von der man besser die Finger ließ. Adam hatte nicht vor, sich die Finger zu verbrennen.
Er bestand darauf, den Kaffee zu bezahlen. Serena setzte sich an den viel zu kleinen Tisch, nahm ihre Tasse und blickte Adam prüfend an. „Und? Wie lange möchtest du dieses Spiel um Macht und Kontrolle weiterführen?“
Er war so überrascht, dass er fast seinen Kaffee verschüttet hätte. Woher wusste sie, dass er die Kontrolle über die Situation wahren wollte?
„Ich brauche keinen Mentalcoach“, sagte er schließlich.
„Max behauptet etwas anderes“, entgegnete Serena. „Und ehrlich gesagt: Ich denke, er hat recht.“
Adam musste sich zusammenreißen. Zu verführerisch war der Blick auf ihre sinnlichen Lippen und auf das Spiel des Lichtes, das sich in ihrem dunklen Haar verfing. Ihre Fingernägel waren ein wenig länger als nötig und für einen winzigen Moment war da diese Fantasie, wie es sich anfühlen würde, wenn sie damit über seinen Rücken strich, sich an ihm festkrallte, im Taumel der Lust. Adam blinzelte, um die Gedanken aus dem Kopf zu bekommen. „Ich war im letzten Jahr einfach nicht auf der Höhe. Deshalb haben wir die Play-Offs nicht gewonnen. Max soll sich nicht so aufspielen.“
„Das Team ist anderer Meinung. Deine Mitspieler denken, dass es die Aufregung war. Letztes Jahr. Und das Jahr davor.“
Adam schnaubte gereizt. „Es ist nur ein Amateurwettbewerb, es geht um Spendengelder. Und alle tun so, als würde die Welt davon abhängen.“
„Wenn es nicht so wichtig ist, warum macht es dich dann so wütend?“ Serena lächelte. „Im besten Fall kann ich dir helfen. Und im schlechtesten Fall bleibt alles, wie es ist. Du hast nichts zu verlieren.“
„Was springt für dich dabei raus?“
Serenas Lächeln wurde breiter. „Ich tue Max einen Gefallen.“
Adam spürte einen Funken Eifersucht und kam sich selbst albern vor. Was auch immer Max und Serena verband, es ging ihn nichts an.
Er nahm noch einen Schluck Kaffee. „Gut. Angenommen, wir versuchen es. Kannst du mir garantieren, dass wir das Endspiel gewinnen?“
Serena lachte auf. „Oh, ich bin keine Hellseherin. Aber ich verspreche dir, dass du bestmöglich spielen wirst. Und dass du deinem Erfolg nicht selbst im Wege stehen wirst.“
Adam spürte einen unangenehmen Kloß im Hals. Stimmte das? Stand er sich selbst im Weg?
Serena nahm einen Terminplaner aus der Tasche. „Pass auf. Die erste Aufgabe stelle ich dir jetzt. Du wirst sie erledigt haben, bis wir uns wiedersehen. Passt es dir morgen zum Lunch?“
„Was für eine Aufgabe?“
„Ich möchte, dass du das Endspiel des letzten Jahres in allen Details noch einmal durchgehst und die Fehler durch positive Bilder ersetzt.“
Adam lachte. „Ich kann mich daran kaum noch erinnern.“
Serena musterte ihn mit einem tiefen Blick. „Oh doch, das kannst du. Weil du dich nächtelang damit gequält hast, immer und immer wieder die gleichen Bilder im Geiste abzuspulen. Szenen, in denen du versagt hast. Fehler, die du begangen hast. Lass uns nicht so tun, als wäre es anders.“
Verdammt, sie hatte recht. Und schon beim bloßen Gedanken daran, sich noch einmal mit dem misslungenen Finale auseinandersetzen zu müssen, wurde Adam flau.
„Ich werde es versuchen“, sagte er mit belegter Stimme.
Serena schüttelte den Kopf. „Versuchen genügt nicht.“
„Okay, ich mache es.“
„Prima.“ Serena warf einen Blick auf die zierliche goldene Uhr an ihrem Handgelenk. Adam biss sich auf die Unterlippe. Die Uhr sah teuer aus. War sie das Geschenk eines Liebhabers, eines Freundes? Vielleicht sogar von Max? Er konnte jede verdammte Uhrenfabrik in der Schweiz kaufen, wenn er Lust dazu hatte. Und die Uhrmacher noch dazu.
„Unsere Zeit ist um“, sagte Serena. „Bis morgen.“
Adam erhob sich und Serena reichte ihm die Hand. Für einen Moment wurde ihm heiß, als ihre Finger sich berührten.
Serena lächelte. „Oh, was ich noch fragen wollte: Von welchem Wunsch hat Dylan vorhin gesprochen?“
Adam zögerte einen Moment. Dann lehnte er sich ein Stück zu ihr hinüber. „Ich habe gehofft, dass der Coach, mit dem ich arbeiten soll, wenigstens heiß aussieht.“
Serenas Gesicht blieb völlig unbeeindruckt. „Schön zu hören, dass Dylan der Meinung ist, ich sei heiß.“
Adam lächelte. „Oh, ich bin mir sicher, mit der Meinung ist er nicht alleine.“
Am liebsten hätte Serena sich an diesem Abend nur noch aufs Sofa gelegt. Sie war fürchterlich müde – doch ihr Blog wartete auf sie.
Negative Gedanken bringen dich nirgendwohin, dachte sie, holte sich ein Glas Wein und machte sich an die Arbeit. Sie wusste, dass sie nur so erfolgreich war, weil sie ihr Talent mit viel Selbstdisziplin und positiver Grundeinstellung zusammenbrachte. Sie konnte es sich nicht erlauben, von ihren Prinzipien abzuweichen. Und dazu gehörte auch die Aktualisierung des Blogs jeden Montag.
Die Frau auf ihrer Website wirkte, als wäre sie das Selbstbewusstsein in Person. Serena hatte dem Fotografen einen Haufen Geld dafür gezahlt, um diesen Eindruck im Foto rüberzubringen. Doch noch immer lauerte tief in ihr die Angst, dass irgendwann jemand dahinterkommen könnte, dass auch sie mit Zweifeln kämpfte. Dass in ihr ein kleines Mädchen steckte, das Angst hatte.
Sie schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen an ihre Kindheit zu vertreiben. Worüber könnte ich schreiben?
„Negative Gedanken“. Die Worte tippten sich wie von selbst. Und zugleich tauchte vor ihrem inneren Auge das Bild von Adam auf. Welche negativen Gedanken quälten ihn? Welche Geheimnisse verbarg er? Wenn Serena während ihrer Arbeit mit Menschen eines gelernt hatte, dann das: Jeder hatte Geheimnisse.
Was Adam anging, so würde sie herausfinden, was genau ihn blockierte. Es reizte sie, mit ihm zu arbeiten, denn er erinnerte sie in gewisser Weise an sich selbst: Man kam nicht leicht an ihn heran.
Ein weiteres Bild schob sich in ihre Gedanken: Adam, nackt, unwiderstehlich. Ein Mann, der sich nahm, was er wollte. Serena spürte ein Prickeln auf der Haut und schüttelte den Kopf.
Stopp!
Adam war ein Klient, kein potenzieller Liebhaber. Sie hatte keine Zeit für Spielchen, so verlockend die Fantasie auch sein mochte.
Sie konzentrierte sich wieder auf den Blogeintrag, stellte den Artikel online und beschloss, noch in Ruhe zu essen, bevor sie schlafen ging. Ein weiterer Tag wartete auf sie. Und Serena wäre nicht Serena, wenn sie nicht fest vorgehabt hätte, das Beste daraus zu machen.
„Ich habe dich nicht überrumpelt!“ Entrüstet schob Max einen Sessel zur Seite. Adam hatte ihn und Dylan angerufen und um Hilfe gebeten. Seit Monaten schon wollte er endlich den Dielenboden in seinem Haus auf Vordermann bringen. Heute hatte er beschlossen, dass dies die beste Methode war, um das Durcheinander in seinem Kopf unter Kontrolle zu halten.
„Du hast einen Coach engagiert, ohne das vorher mit mir abzuklären. Es war alles schon beschlossene Sache.“
„Sie arbeitet mit dir, weil sie uns einen Gefallen tun möchte.“
„Du hättest mich warnen müssen, dass sie heute beim Training auftauchen würde! Ich war nicht darauf eingestellt.“ Beim bloßen Gedanken daran, wie Serena ihn gemustert hatte, lief Adam ein Prickeln über die Haut.
„Die meisten Leute würden sich freuen, wenn man ihnen einen Profi an die Seite stellt.“
Adam unterdrückte einen Fluch. Er verstand sich selbst nicht mehr. Serena brachte ihn durcheinander. Normalerweise konnte er sich mit Blockaden auseinandersetzen, doch diese Situation war völlig neu für ihn. „Warum tut sie dir den Gefallen?“, fragte er.
Dylan lachte. „Ach, daher weht der Wind!“
Max blickte Adam prüfend an. „Was hat Serena denn dazu gesagt?“
„Sie meinte, sie würde alles für dich tun.“
Max’ Gesicht blieb unbewegt. „Das ist nett von ihr“, sagte er schlicht.
„Du weichst aus“, sagte Dylan lachend. „Eigentlich möchte Adam wissen, ob ihr beide was miteinander hattet. Weil er sie nämlich heiß findet.“
„Blödsinn!“ Adam schnaubte leise. Dann legte er den Kopf schief. „Okay, vielleicht ein bisschen.“
„Ihr sollt an deinem Problem arbeiten, keine Dates haben“, sagte Max trocken.
„Mich interessiert es trotzdem“, entgegnete Adam.
Max lächelte geheimnisvoll. „Und ich denke nicht, dass dich das etwas angeht. Und jetzt lasst uns hier weitermachen, sonst werden wir nie fertig.“
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Möbel aus dem Wohnzimmer geräumt hatten. Während einer Pause in der Küche stieß Adam Dylan den Ellbogen in die Seite. „Was meinst du?“, fragte er leise. „Hat Max mit ihr geschlafen?“
„Schwer zu sagen.“ Dylan nahm einen Schluck von seinem Bier. „Was hätte Max einer Frau schon zu bieten, außer Superhirn, Charme und Millionen auf dem Konto? Ich bin gespannt, ob ihr beide zu Rivalen werdet. Ich wüsste nicht, auf wen ich wetten sollte.“
Adam unterdrückte einen Fluch. Max war ein Frauentyp, ja. Aber die eigentlich interessante Frage war, ob Serena darauf angesprungen war. Das würde sich jedoch nicht so schnell klären lassen.