Vorsicht, Funkenflug! - Nancy Warren - E-Book

Vorsicht, Funkenflug! E-Book

Nancy Warren

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Beschreibung

Bei Dylan cool bleiben? Unmöglich findet Cassie. Es ist ein Akt der Nächstenliebe, dass er ihr dabei hilft, ihr altes Haus zu sanieren. Aber es ist ein Akt der Leidenschaft, was sie in jedem Zimmer treiben! Und es ist verdammt unvorsichtig von ihr, sich in ihn zu verlieben …

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Seitenzahl: 174

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IMPRESSUM

Vorsicht, Funkenflug! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Nancy Warren Originaltitel: „Final score“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY HOT & SEXYBand 44 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Renate Moreira

Umschlagsmotive: Kiuikson / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733717704

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Selbst in seinem High-Tech-Schutzanzug konnte Feuerwehrmann Dylan die Hitze spüren, die von dem brennenden Haus ausging. Das Wasser, das aus den dicken Schläuchen herausdonnerte, machte fast so viel Lärm wie das wütende Fauchen der Flammen, die sich gierig in einen Bungalow in einer sozial schwächeren Gegend von Hunter, Washington fraßen.

Nicht viel von diesem alten Haus würde man retten können und es würde einige Zeit dauern, bis hier aufgeräumt war, aber zumindest hatte das Feuer nicht auf die Nachbarhäuser übergegriffen. Das war auch schon etwas.

Obwohl Dylan bereits zehn Jahre lang als Feuerwehrmann arbeitete, erstaunte es ihn immer wieder, wie lebendig jedes Feuer war, wie jeder Brand seine eigene Persönlichkeit hatte. Manche waren unberechenbare Dramaqueens, andere brannten ruhig und stetig, während ihr Rauch jeden still tötete, der das Pech hatte, in einem Haus ohne Rauchmelder zu schlafen.

Es war ein Uhr nachts. Einige Menschen standen in Bademänteln und hastig zusammengesuchter Kleidung in kleinen Gruppen auf der Straße und beobachteten das Feuer. Ein Hund lief ein Stück vor, um zu schnüffeln und zog sich rasch wieder zurück, als eine Stichflamme aus einem der Fenster schoss.

Ein alter Ford kam mit quietschenden Reifen am Bordstein neben Dylan zu stehen, und eine junge Frau stieg aus. Sie trug ein Sixpack Bier unter dem Arm und ihrem glasigen Blick nach zu urteilen, stand sie bereits unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen. „Terry? Terry!“, schrie sie und packte dann Dylans Arm. „Er ist da drin. Terry ist noch da drin.“

Verdammt. „Wo? Wo ist Terry?“

Sie wies auf eines der unteren Fenster. „Dort. Im Apartment im Erdgeschoss. Der Eingang liegt hinter dem Haus.“

Er schaute auf und sah, wie sein Captain, Len Butcher, kopfschüttelnd auf ihn zukam. Aber Dylan war schon auf dem Sprung. Er griff sich eine Axt, lief hinter das Haus und fand eine Tür, die vorher niemand bemerkt hatte.

Er brauchte die Axt gar nicht. Er stellte fest, dass die Tür unverschlossen war, als er den Knauf drehte. „Zurück, verdammt, Cross. Das ist zu gefährlich. Gehen Sie zurück!“

Er hörte die Worte zwar, doch es pumpte bereits zu viel Adrenalin durch seinen Körper. Es war noch jemand im Haus. Er musste ihn herausholen.

Dylan lief hinein. Hier war der Rauch dicht und das Grollen des Feuers viel lauter. Zu seiner Linken befand sich eine Küche, zu seiner Rechten ein schäbig aussehendes Wohnzimmer. Das Schlafzimmer lag hinter dem Wohnbereich. Der Rauch war so dicht, dass er kaum die Gestalt unter der Decke wahrnehmen konnte. Dylan lief weiter. Er wusste, dass ihm die Zeit davonlief. Er konnte das Zittern des Hauses spüren, das dem Feuer bald erliegen würde. Unter seinem Schutzanzug rann ihm der Schweiß herunter.

Er schüttelte den leblos daliegenden Mann. Keine Antwort. Er zog die Bettdecke weg und hob ihn aus dem Bett. Glücklicherweise war er nur Haut und Knochen und wog nicht viel. Dylan legte ihn über die Schulter und ging den Weg zurück, den er gekommen war.

Er hatte es fast geschafft.

Er konnte schon die Tür erkennen, durch die er ins Haus gegangen war, doch als er darauf zulief, stürzte die Decke über ihm ein. Es war wie eine Feuerwerk-Show. Es funkte und zischte. Während er fiel, versuchte er noch den bewusstlosen Mann zur Tür hinauszustoßen.

Dann traf ihn etwas und er wurde bewusstlos.

„Sie haben einen direkten Befehl ignoriert“, fuhr Len Butcher ihn eine Woche später an, nachdem der Doktor gemeint hatte, Dylan könnte wieder zur Arbeit gehen. Lens breites, dunkles Gesicht hatte starke Ähnlichkeit mit einer verärgerten Bulldogge. „Ich musste das Leben zweier Feuerwehrmänner aufs Spiel setzen, um Sie zu retten. Die beiden hätten sterben können.“

Dylan verteidigte sich nicht. Terry lebte. Okay, er war ein kleiner Drogendealer, der illegal Hanf anbaute und dessen Pflanzenleuchten den Brand verursacht hatten, trotzdem hatte er ein Leben gerettet und ein wenig Lob hätte Dylan dafür schon erwartet.

Doch Len sah das offensichtlich anders. „Ich habe in meinem Team keinen Platz für Helden mit Todessehnsucht“, wetterte er weiter. „Haben Sie mich verstanden?“

„Ja, Sir.“

„Sie wären fast umgekommen.“ Dylan verstand plötzlich, dass ein Teil von Butchers Wut aus der Sorge um ihn bestand. „Sie sind ein leichtsinniger, wagehalsiger Draufgänger und diesmal mit einer Gehirnerschütterung, ein paar Prellungen und Schrammen davongekommen. Aber das war eine Warnung. Und falls das nicht reicht, warne ich Sie auch noch.“ Er hob seinen dicken Zeigefinger und fuchtelte damit vor Dylans Gesicht herum. „Ich möchte, dass Sie sich eine Auszeit von zwei Monaten nehmen und über Ihre Zukunft nachdenken.“

Dylan starrte seinen Captain fassungslos an. „Zwei Monate? Mir geht es gut. Ich kann wieder arbeiten.“

„Sie hatten eine Gehirnerschütterung. Sie kommen erst zurück, wenn ich es sage. Und ich sage, Sie sind bis auf Weiteres beurlaubt.“

„Aber …“

„Es ist mein Ernst, Cross. Nehmen Sie sich eine Auszeit. Finden Sie heraus, warum Sie meinen Befehlen nicht gehorchen und wie Sie sich fühlen würden, wenn die beiden Männer, die Sie herausgeholt haben, jetzt unter der Erde lägen.“ Er hielt eine Hand hoch, bevor Dylan protestieren konnte. „Es hätte so enden können und Sie wissen es.“

„Aber was soll ich denn zwei Monate lang tun?“

„Ich weiß es nicht. Und es ist mir auch egal. Besuchen Sie Yoga-Kurse, lernen Sie das Korbflechten. Irgendetwas, was niemanden umbringen kann. Aber machen Sie keine Probleme.“

„Aber …“

„Ich schwöre Ihnen, höre ich, dass Sie wieder etwas anstellen, womit Sie Ihr Leben gefährden, sind Sie nicht mehr in meinem Team.“ Er wies mit dem Daumen zur Tür. „Und jetzt raus.“

Cassie Price sah kein Land mehr. Auf was habe ich mich da nur eingelassen? grübelte sie, während sie durch die leeren Räume ihres neuen Zuhauses wanderte.

Ihr Finanzberater, ihre Eltern und der Immobilienmakler hatten sie davon überzeugt, dass es eine großartige Investition war, ein Haus in Hunter, Washington zu kaufen. Die Häuser, die sie sich leisten konnte, reichten von kleinen langweiligen neuen Gebäuden bis hin zu älteren, renovierungsbedürftigen mit solidem Mauerwerk. Sie hatte sich für Letzteres entschieden. Aber jetzt, da sie über den abgenutzten braunen Bodenbelag lief und auf die goldgelben Armaturen in der Küche schaute, fragte sie sich, ob sie nicht einer Illusion aufgesessen war und sich einfach nur eine hoffnungslose Bruchbude gekauft hatte.

Man hatte ihr gesagt, dass die Nachbarschaft solide und alteingesessen sei und die Häuser alle massiv und gut gebaut seien. Und dass sie sich Einrichtungsmagazine und Handwerkersendungen anschauen könnte und das Potenzial des schönen Holzbodens, der sich unter den schrecklichen Teppichen befand, entdecken würde. Die Küche wäre fantastisch, wenn sie neue Geräte, neue Schränke und neue Armaturen einbauen lassen würde.

Selbst das Bad wäre ein Vorzeigestück, wenn man erst die alte türkisfarbene Badewanne, das Waschbecken und die Kacheln erneuern würde.

Das Problem war nur, dass sie nicht zu jenen handwerklich begabten Menschen gehörte, die ein altes Haus innerhalb einer halbstündigen TV-Show in ein Schmuckstück verwandeln konnte. Sie war eine viel beschäftigte Frau mit zwei eher linken Händen und einem limitierten Budget. Einen dieser hochbegabten Handwerker konnte sie sich auch nicht leisten.

Während sie von Zimmer zu Zimmer lief, wurde ihre Verzweiflung immer größer.

Bereute sie es, das Haus gekauft zu haben? Nein! Bereuen drückte das, was sie empfand, nicht aus. Sie war panisch.

Was hatte sie nur getan?

„Was habe ich nur getan?“, wiederholte sie ihre Worte, als sie mit ihrer guten Freundin und deren stets positiv-denkenden Guru, Serena und ihrem Verlobten Adam Shawnigan am Abend in einem lokalen griechischen Restaurant zu Abend aß, nachdem sie dem Paar ihr Haus gezeigt hatte.

Serena war ein bekannter Karriere-Coach. Sie und Cassie hatten sich zum ersten Mal vor zwei Jahren getroffen, als Serena einen Workshop in dem riesigen Aquarium gab, in dem Cassie die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit geleitet hatte. Jetzt trat das bekannte strahlende Lächeln auf Serenas Gesicht. „Du hast ein Haus gekauft. Wenn es renoviert ist, wird es ein wunderbares Haus sein. Und eine gute Investition.“

„Das Problem ist das Renovieren“, sagte Cassie, schob sich ein Stück Fetakäse in den Mund und aß es energisch auf. „Was ich brauche, ist ein Wunder.“

Adam lachte. „Du brauchst kein Wunder, sondern einen Mann mit geschickten Händen. Du benötigst einen Installateur und einen Elektriker und den Rest kann ein Mann wie ich, der das Renovieren liebt, erledigen.“

„Stehst du denn zur Verfügung?“

Obwohl sie die Worte sarkastisch gesagt hatte, wusste sie, dass Adam ihr helfen würde, wenn er könnte. Doch er renovierte gerade das alte Haus, in dem er mit Serena wohnen wollte, wenn sie in ein paar Wochen heiraten würden.

„Du weißt, dass ich dir helfen würde, wenn ich Zeit hätte“, erklärte er, nahm dann nachdenklich sein Glas und trank einen Schluck Wasser. „Aber ich kenne jemanden, der Zeit hat.“

Sie wusste, dass Adam ein Perfektionist war. Er würde niemals jemanden empfehlen, der nicht den gleichen hohen Standard wie er selbst hätte. Ein Gefühl der Hoffnung keimte in ihr auf. „Ist das dein Ernst? Wer ist es?“

Serena wandte sich Adam zu. „Denkst du das Gleiche, was ich denke?“

„Normalerweise tue ich das.“

Cassie hatte festgestellt, dass das oft zwischen Serena und Adam passierte. Obwohl sie noch nicht einmal verheiratet waren, wirkten sie wie ein gut eingespieltes Ehepaar. Sie wartete und wusste, dass man sie aufklären würde, wenn die beiden ihre telepathische Kommunikation beendet hatten.

Serena nickte plötzlich mit dem Kopf. „Das ist eine gute Idee. Das schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe.“

Adam schaute Cassie an. „Ich kenne einen handwerklich sehr geschickten Mann, der zufällig zwei Monate Zeit hat und unbedingt eine Aufgabe braucht. Ich werde dir etwas über meinen guten Freund Dylan Cross erzählen.“

Sie hörte zu, was Adam über seinen Freund, den Feuerwehrmann zu sagen hatte. Wie er fast selbst ums Leben kam, als er einen Drogendealer aus einem brennenden Haus rettete und dann beurlaubt wurde, weil er die Befehle seines Captains ignoriert hatte.

„Dieser Dylan Cross hat Ärger, weil er die Befehle seines Chefs ignoriert hat?“ Sie schaute von Adam zu Serena. „Wer sagt mir dann, dass er meinen Anordnungen folgt, wenn er an meinem Haus arbeitet?“

„Es ist ganz einfach“, erklärte Adam, beugte sich vor und senkte die Stimme. „Wir brauchen Dylan für das kommende Eishockey-Championship-Spiel. Wenn er seinen Job verliert, fehlt uns der wichtigste Spieler im rechten Flügel. Falls du also irgendein Problem mit Dylan haben solltest und sei es auch nur das allerkleinste, dann rufe mich an, und mein Teamkollege Max und ich werden ihm ordentlich Bescheid geben.“ Cassie hatte Max Varo bereits einige Male getroffen; der steinreiche Unternehmer hatte sie immer ein wenig eingeschüchtert.

Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Letztendlich wollt ihr mir also sagen, dass ich Babysitter für einen Mann spielen soll, der Probleme hat, seine Impulsivität zu kontrollieren?“

„Er ist ein guter Mensch, ehrlich. Dylan, Max und ich kennen uns schon sehr lange. Unsere Mütter waren Freundinnen. Wir haben schon als Kinder zusammen gespielt. Ich kenne Dylan Cross durch und durch. Ja, er ist impulsiv, aber wenn ich mal in Gefahr geraten sollte, wünschte ich ihn an meiner Seite.“

Sie wusste, dass Adam diese Worte nicht leichtsinnig benutzen würde. Adam, der ein ausgezeichneter Police Officer war, umgab sich nur mit integren Menschen. Wenn er für Dylan Cross einstand, war sie bereit, diesem Mann eine Chance zu geben.

Außerdem brauchte sie dringend, sehr dringend einen handwerklich begabten Mann.

Aber so einfach würde sie es Adam nicht machen. Sie warf ihm einen strengen Blick zu, den sie auch benutzte, wenn Schulkinder das Aquarium besuchten. „Ich werde einen Deal mit dir machen. Ich werde deinen Jungen babysitten, aber du wirst dich persönlich dafür verbürgen, dass er seinen Job gut macht und sich an das vorgegebene Budget hält.“

Adam grinste. „Ihr beide werdet wunderbar zusammenpassen.“

„Eines solltest du noch wissen“, räumte Serena ein und warf Cassie einen Von-Frau-zu-Frau-Blick zu. „Er ist Mr Juni im Wohltätigkeitskalender der Feuerwehrleute.“ Sie fächerte sich Luft zu, als ob ihr plötzlich zu heiß geworden wäre. „Das musst du dir anschauen.“

2. KAPITEL

Der Samstagmorgen war Cassies liebste Zeit der ganzen Woche. Ach, diese wunderbar faulen Morgen, wenn sie eine Tasse Tee mit ans Bett nahm und neue Leselektüre auf ihren E-Reader herunterlud oder sich ein altes Lieblingsbuch aus ihrem Regal nahm, sich entspannt in die Kissen fallen ließ und las. Sie stand auf, wann sie Lust dazu hatte und überlegte erst dann, was sie an diesem Tag machen wollte.

Diese Samstagmorgen gab es nicht mehr.

Als sie die Augen an ihrem ersten Wochenende in ihrem neuen Zuhause öffnete, grüßten sie nicht die vertrauten Wände mit ihren Bildern und Bücherregalen. Stattdessen sah sie Wände, die in einem hässlichen Rosa gehalten waren und Umzugskartons, die sie erst auspacken würde, wenn der Raum neu gestrichen war. Ihr wurde schwindlig bei dem Gedanken an ihre To-do-Liste, die länger erschien als ihre gesamte Zukunft. Und die ihr gewaltig Angst einjagte.

Aber zumindest würde Adams Freund Dylan heute vorbeikommen, sich alles anschauen und ihr sagen, was er tun konnte und was es kosten würde.

Sie hoffte inständig, dass Adam recht hatte und sein Freund einigermaßen geschickt und preisgünstig war.

Sie fragte sich immer noch, welche Einstellung sie einem Mann gegenüber haben sollte, der die Befehle seines Chefs ignorierte. Was war, wenn er auch ihre Vorgaben missachtete?

Adam hatte sie darauf hingewiesen, dass Dylan nun einmal ein Menschenleben vor Bürokratie setzte, trotzdem fragte sie sich.

Während sie frühstückte, überflog sie die Werbung der Baumärkte und Möbeldiscounter und überlegte erneut, ob sie nicht einen schrecklichen Fehler gemacht hatte. Seit ihre Großmutter ihr eine kleinere Summe Geld vererbt hatte, hatten ihre Eltern ihr keine Ruhe mehr gelassen. „Warum Miete zahlen? Da kannst du ja gleich das Geld zum Fenster hinauswerfen!“, hatte ihre Mutter ständig gesagt.

„Wir haben durch unsere Häuser unser Geld vermehrt“, hatte ihr Vater, der Wirtschaftsprüfer, hinzugefügt.

Aber ihr Vater war handwerklich begabt und er lebte weit weg in Kalifornien. Es war nicht das Schreinern, das beide verband, sondern das Tauchen. Eine Leidenschaft, die sie zu ihrem jetzigen Beruf im Aquarium geführt hatte.

Es war nicht so, dass sie kein Haus wollte. Natürlich wollte sie das. Und sie glaubte, dass ihre Eltern, ihr Finanzberater und ihr Immobilienmakler recht damit hatten, wenn sie dieses Haus für eine gute Investition hielten. Sie stellte sich ihr neues Zuhause, das immerhin neben Küche, zwei Bädern und einem großen Wohnzimmer, drei Schlafzimmer besaß, renoviert vor und wusste, dass es wunderschön und gemütlich sein könnte. Selbst der verwilderte Garten könnte eine Pracht sein.

Könnte! Wenn sie etwas vom Gärtnern verstehen würde.

Als später am Tag die Türglocke erklang, war sie fast so weit, das Verkaufsschild wieder vor das Haus zu setzen.

Sie öffnete die Tür und der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte – Werbung, Fernsehen und Film ausgenommen – stand vor ihr.

„Hallo, ich bin Dylan“, sagte er und lächelte. Er sah mit seinem zerzausten Haar so heiß und sexy aus, als wäre er gerade aus dem Bett gestiegen, nachdem er ein oder zwei Frauen glücklich gemacht hatte. Seine Augen erinnerten sie an das Blau des Meeres, indem sie so gerne tauchte. Seine Zähne waren weiß und regelmäßig. Er war groß und seine verwaschene Jeans und das schlichte T-Shirt betonten seinen athletischen Körperbau.

Wow! Sie schloss für einen winzigen Moment die Augen, um ihre aufgepeitschten Sinne zu beruhigen. Als sie sie wieder öffnete, stand er immer noch vor ihr und hatte nichts von seinem fantastischen Aussehen verloren. Serena hatte bereits angedeutet, dass dieser Dylan kein Durchschnittsmann war, als sie den Kalender erwähnte und sich Luft zugefächert hatte. Serena war schließlich mit Adam verlobt, der selbst sehr attraktiv war, aber das hier hatte Cassie nicht erwartet.

„Cassie“, gelang es ihr zu sagen, als ihr Körper wieder Befehle annahm. „Komm herein.“ Dann sah sie den Werkzeugkasten. „Oh, du hast Werkzeug mitgebracht.“ Sie hatte gedacht, dass sie ihm zuerst das Haus zeigen und dann ein Gespräch führen würden, um das Budget zu besprechen.

Er zuckte die Schultern. „Adam sagte, dass Sie so schnell wie möglich anfangen wollen und ganz ehrlich, ich hasse es, Zeit zu verschwenden.“

Cassie nickte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie sich mit diesem Mann gut verstehen würde. „Aber willst du dir nicht zuerst das Haus ansehen? Vielleicht läufst du ja schreiend wieder hinaus.“ Sie seufzte. „Es gibt hier sehr viel Arbeit.“

Dylan lief um sie herum und begann sich alles anzuschauen, zu überprüfen und anzufassen. Sie hatte ihn eigentlich herumführen und ihn auf einiges hinweisen wollen, was ihr besonders wichtig war, aber er schien seinen eigenen Plan zu haben. Er machte sich keine Notizen, sondern nickte nur wohlwollend, wenn für ihn etwas in Ordnung schien, wie das Geländer, oder verzog das Gesicht, wenn ihm etwas Sorgen machte. „Für die Küche brauchen wir einen Elektriker“, meinte er. „Ich kenne einen, den ich empfehlen kann.“

„Danke.“

Sie gingen ins Wohnzimmer hinüber und er bückte sich und hob eine Ecke des alten Teppichbodens hoch. Er fuhr zufrieden mit den Fingern über die Intarsien des Holzbodens. „So eine Handwerkskunst kann man heute gar nicht mehr bezahlen.“

Im oberen Stockwerk hüpfte er einige Male auf dem Boden des Flurs herum, ging dann in das Badezimmer, verzog leicht das Gesicht, sah sich anschließend die drei Schlafzimmer an und kehrte dann ins Erdgeschoss zurück.

Im Wohnzimmer sah er sich noch einmal um und wandte sich dann zu ihr. „Weißt du, dass dieses Haus großes Potenzial hat?“

„Oh, ich fange an, dieses Wort zu hassen.“

Als er lächelte, vergaß sie fast zu atmen.

„Mach dir keine Sorgen. Wir werden es so aufmöbeln, dass es besser aussieht als beim Erstbezug. Aber zuerst einmal muss ich dich warnen, am Anfang wird alles noch viel schlimmer sein. Chaotisch, laut und ziemlich dreckig. Du wirst denken, dass ich das nie mehr hinbekomme. Doch dann wird alles viel besser werden, und zwar sehr schnell.“

Sie nickte. „Definiere schnell.“

Er besaß ein Selbstvertrauen, das ihr das Gefühl gab, alles würde gut werden. „In einem Monat erkennst du das Haus nicht wieder. In zwei Monaten wirst du vergessen haben, dass es je so schlimm ausgesehen hat.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das je vergessen werde.“ Sie nahm sich vor, den gesamten Verlauf seiner Arbeit mit Fotos zu dokumentieren.

„Adam meinte, dass du nur eine begrenzte Summe zur Verfügung hast, also schlage ich dir etwas vor. Wir beginnen mit dem Schlimmsten, mit dem du absolut nicht leben kannst und machen von da aus dann weiter. Das Schlimmste für mich sind Badezimmer und Küche. Den Teppichboden herauszureißen und den Holzboden abzuschleifen und neu zu versiegeln, ist einfach. Wenn du Geld sparen willst, musst du helfen. Was kannst du?“

Er sah sie mit diesen wunderbaren blauen Augen an und sie dachte angestrengt nach. „Ich werde die notwendigen Dinge und Farben aussuchen.“

„Gut. Kannst du streichen?“

„Uh, ich glaube schon. Wie schwer kann das schon sein?“

„Ich werde dir ein paar Tricks zeigen. Farbe kann viel bewirken und ist relativ billig.“

„Hast du schon oft renoviert?“

„Klar. Hat Adam es dir nicht gesagt? Ich kaufe und renoviere Häuser und verkaufe sie dann wieder. Es ist eines meiner Hobbys. Ich übernehme auch Aufträge von Leuten, wenn ich Urlaub habe.“ Er runzelte die Stirn. „Im Moment habe ich besonders viel Zeit.“ Es entstand eine peinliche Pause. „Adam hat dir wahrscheinlich schon gesagt warum.“

„Ja.“

„Meine unerwartete Freistellung ist schlecht für mich, aber gut für dich.“

Sie hoffte wirklich, dass das stimmte.

Zwanzig Minuten, nachdem er durch ihre Tür gekommen war und sie ihn eingestellt hatte, arbeitete er bereits in ihrem Haus.

Und sie erkannte innerhalb dieser halben Stunde, dass sie keinen Fehler gemacht hatte. Er hatte sofort sein Handy herausgezogen und den Klempner und den Elektriker angerufen. Danach hatte er sie angeschaut. „Ich könnte heute schon die Teppichböden herausreißen. Was hältst du davon?“

Sie nickte aufgeregt, bevor sie das Wort Ja herausbekam.

„Das wird bereits viel ausmachen, weißt du.“