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15 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen, die in "Katzendämmerung" beschrieben wurden, erinnert sich Thomas Trait an ein noch unerwähntes Kapitel aus seiner Zeit mit Natascha. Der Fotograf lebt jetzt zurückgezogen auf St. Catalina, wo er seinen Lebensunterhalt mit Tierfotografien verdient. Eines Tages überkommt ihn ein längst vergessen geglaubtes Erlebnis mit der Macht einer Vision. Aus der Rückschau betrachtet, kündigte sich schon damals drohendes Unheil an. Doch Liebe macht bekanntlich blind. Thomas Trait hatte damals offenbar alle seine Sinne verloren. Und seinen Verstand. Noch immer träumt er von seiner Geliebten. Von der Ekstase, aber auch dem Grauen, das er mit ihr erlebt hat. Noch immer ist er sich unsicher, ob tatsächlich alles sein Ende gefunden hat.
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Seitenzahl: 44
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Arthur Gordon Wolf
Im Labyrinth der Katzen
Eine Katzendämmerung-Erzählung
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
1.1Vorwort zur Ebook-Ausgabe
1.2Arthur Gordon Wolf
1.3Arthur Gordon Wolf
Impressum neobooks
Bei der Erzählung »Im Labyrinth der Katzen« handelt es sich im Grunde um eine Art Epilog zu meinem Roman »Katzendämmerung«. Die Handlung setzt knapp 15 Jahre nach den Ereignissen in Yucca Springs ein und beleuchtet gleichzeitig ein Erlebnis, das der Erzähler (Thomas Trait) zu Beginn seiner Beziehung mit Natascha hatte.
Die Story erschien 2009 in der von Michael Preissl edititierten Anthologie »Rose Noire« im Voodoo Press Verlag. Die Sammlung, die neben Beiträgen von Michael Knoke, Tobias Bachmann, Andreas Gruber, Lars Maria Maly, Sören Prescher, Sven Kössler, Torsten Scheib, Mark Freier, David Seinsche, David Grashoff, Günter Suda, Jörg Kleudgen, Rainer Innreiter und Kealan Patrick Burke noch eine weitere Story von mir enthält (die UMC-Story »Schwarz-Weisse Tode«), war auf 100 Exemplare limitiert. Da in den vergangenen Jahren viele Leser meinen Roman kennengelernt haben, ist es nun an der Zeit, mehr als nur diesen 100 Besitzern der Anthologie diesen Schlussakt zu präsentieren.
Ich wünsche spannende Unterhaltung.
Über Feedback auf den üblich verdächtigen Portalen oder Blogs würde ich mich natürlich sehr freuen.
Arthur Gordon Wolf, im November 2015
»Im Labyrinth der Katzen«
Eine Erzählung aus der Welt von »Katzendämmerung«
"Im Labyrinth der Katzen"
Little Harbor, Santa Catalina, März 2002
Ich schreibe diese Zeilen auf einzelne weiße Bögen, so als wollte ich einen Brief verfassen. Dem ist aber nicht so. Es existiert kein Adressat, an den ich ihn schicken werde. Der Text ist eher so etwas wie ein stummes Selbstgespräch. Eigentlich müsste ich in mein düsteres "Buch der Erinnerungen" schreiben, doch dort ist bereits jede Seite mit meiner kleinen krakeligen Schrift gefüllt. Zudem habe ich das Buch im hintersten Winkel des Dachbodens verstaut, irgendwo unter Bergen von alten Folianten und Fotomagazinen liegt es begraben.
Ich kann ein bitteres Lächeln nicht unterdrücken. War ich wirklich so naiv gewesen zu glauben, damit auch die Vergangenheit 'ad acta' legen zu können? Wohl kaum. Während der langen Zeit, die ich nun schon hier im Dawsey- Haus wohne, habe ich mühsam wieder zu einer gewissen inneren Ruhe gefunden; von einem seelischen Gleichgewicht ist diese Ruhe allerdings noch weit entfernt. Ich mache mir da keine Illusionen. Auch wenn mich die Träume nun immer seltener heimsuchen, so bedeutet das keine wirkliche Entwarnung. Die schrecklichen Bilder sind für immer tief in mein Bewusstsein gebrannt. Es ist eine zynische Tatsache, aber selbst die apokalyptischen Bilder vom letzten September als in New York und Washington das Unvorstellbare geschah, können nichts daran ändern. Das Fanal der brennenden Türme mag für lange Zeit auf der Seele der gesamten Menschheit lasten, für mich persönlich aber werden die längst vergangenen Ereignisse in einer kleinen Stadt namens Yucca Springs stets weitaus schwerer wiegen. Die Ursache hierfür liegt eindeutig in der Unmittelbarkeit des Erlebten. Von den Anschlägen in New York und Washington erfuhr ich erst drei Tage später durch einen befreundeten Biologen, der mich eher zufällig hier oben besuchte. Da ich im Haus weder Fernsehen, Radio noch Telefon habe (letzteres zum Leidwesen meiner Kollegen vom 'Wildlife- Institute'), erreichen mich Neuigkeiten stets mit deutlicher Verzögerung. Während Millionen Zuschauer ungläubig die Katastrophe am Bildschirm verfolgten, fotografierte ich nichtsahnend eine Herde Seelöwen südlich der 'Iron Bound Bay'. Aber selbst als ich die Filme auf CNN sah, änderte sich nur wenig. Meist war der Betrachter weit entfernt. Niemand konnte sichdie tausenden von Einzeldramen ausmalen, die sich zeitgleich in den Flugzeugen und Büroetagen abgespielt hatten. Die Unwirklichkeit der Szenerie ließ dagegen sogar an Hollywood- Streifen wie "Flammendes Inferno" oder "Independence Day" denken, an einen der zahllosen Action- Reißer, bei denen man sich bei einer Tüte gesalzener Popcorn wohlig gruselte. - Nur die Menschen, die unmittelbar vor Ort waren, die vielleicht noch in letzter Sekunde einen der brennenden Türme verlassen konnten, haben eine wirkliche Ahnung davon, was 'Schrecken' bedeutet. Nur sie haben es gesehen, das hässliche Antlitz des Todes, nur sie haben seine Krallen gespürt, seinen Atem gerochen. Das Grauen hat viele Gesichter. Oft begegnet es uns ungeschminkt, beinahe aufrichtig, zuweilen aber verbirgt es sich auch hinter dem Lächeln einer wunderschönen Frau.
Natascha. 15 Jahre sind nun vergangen, seit ich mich erstmals in ihren unergründlich schwarzen Augen verloren hatte. Auch wenn die Erinnerungen an unsere erste gemeinsame Zeit alles andere als 'düster' und 'schrecklich' sind, so habe ich dennoch versucht, auch diese Erlebnisse aus meinem Bewusstsein zu streichen. Der Mensch ist eben kein Computer, der Informationen digital verarbeitet; unser Gehirn kann nicht einfach unliebsame Erinnerungen löschen und nur die positiven speichern. Ich war gezwungen, auch all das Schöne, was ich mit Natascha erlebt hatte, zu verdrängen, denn nur so gab es für mich die Hoffnung, dass jemals auch die dunklen, dämonischen Bilder aus meinen Träumen verschwinden würden.
Wenn ich an Natascha dachte, so sah ich vor meinem geistigen Auge auch immer ihre andere Seite: Mia.
Es gibt kein Licht ohne Schatten. Eine Binsenweisheit, zugegeben, doch nur zu gerne nehmen wir diese Tatsache nicht zur Kenntnis. Wir wollen sie oft einfach nicht sehen. Keine Liebe ohne Schmerz. Keine Katze ohne Krallen. Keine Bastet ohne Sachmet.